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Dragon Age II Chronicle

The pain of Lyrium Scars
von

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Wer ist es

9. Kapitel: Wer ist es?
 

Als Morana erwachte, war ihre Welt in einen grauen Schleier gehüllt. Dumpf pochte ihr Puls hinter ihren Schläfen und ihre Augen öffneten sich träge. Weit entfernt, wie aus Watte, konnte sie Stimmen hören, verstand jedoch nicht, was sie sagten. Ihre Sinne waren noch nicht aus der Schwärze, die ihr Schlaf gewesen war, zurückgekehrt. Vorsichtig wandte sie den Kopf und versuchte sich aufzurichten, doch ein gleißender Schmerz durchfuhr ihre Schulter. Aber warum? Der gestrige Abend war nicht mehr als eine vage Erinnerung. Sobald sie versuchte den Faden zu ergreifen, an dem die Bilder hingen, glitt er aus ihrer Hand.

Wo war sie? Das Bett fühlte sich anders an, als jenes in dem sie in Onkel Gamlens Haus schlief. Es knarrte nicht, wenn sie sich bewegte und Morana hatte nicht das Gefühl oben zu liegen. Was war geschehen? Wieder vernahm sie Stimmen von weit entfernt und obwohl sie sie noch immer nicht verstand, so konnte sie mindestens drei ausmachen. Mit all ihrer Kraft öffnete Morana ihre Augen und vertrieb den grauen Schleier indem sie sich auf einen Punkt konzentrierte. Langsam kehrten die Farben wieder zurück und der Anblick verwirrte sie nun vollkommen. Dunkle, erdrückende Backsteine bauten sich vor ihr auf und sie sah einen zerbrochenen, morschen Eichenschrank vor ihr stehen. Das hier war nicht das Haus ihres Onkels. Doch wo war sie dann?

„Hey...ich glaube sie wird wach.“, sagte eine ruhige Stimme neben ihr und Morana blinzelte verwirrt. Wer war das? Die Stimme klang so vertraut. Langsam stützte sich Morana auf einen Arm hoch und die Welt schien sich augenblicklich auf den Kopf zu drehen. Sie keuchte erschrocken und sackte zusammen, während die Übelkeit wieder in ihrem Magen pochte. Morana verharrte einige Augenblicke regungslos und wartete darauf, dass das Drücken in ihrem Magen abklang.

„Hawke…mach langsam…“, sagte eine ruhige, aber gleichzeitig besorgte Stimme, in ihr rechtes Ohr. Eine stützende Hand legte sich in ihren Rücken.

„Sie sieht ziemlich mitgenommen aus…“, stellte eine zweite, weibliche Stimme fest.

„Nun ja, so eine Runde Blut durchmischen kann durchaus unangenehm sein.“, gluckste eine weitere männliche Stimme, doch weit entfernt konnte Morana Besorgnis hören.

„Hawke, wie geht es dir? Kannst du uns hören?“, frage sie eine dritte Stimme eines Mannes. Sie war ruhig und sachlich, während sich eine kalte Hand auf ihre Stirn legte. Das Gefühl der Kühle war gegen ihre Übelkeit so angenehm, dass Morana genießend die Augen schloss.

„Ja, ich kann euch hören.“, flüsterte sie mit belegter Stimme und hustete einmal stark, als sie einen Zug staubiger Luft einatmete. Plötzlich wurde ihr klar, wo sie war und sie erkannte rückwirkend auch die Stimmen, die in den Nebelschwaden des Aufwachens, nur dumpf wahrnehmbar gewesen waren. Sie war in Fenris Anwesen in der Oberstadt, dort wo sie gestern bei einem Angriff eines Blutmagiers beinahe ums Leben gekommen war und die vier Stimmen waren Aveline, Merill, Varric und Anders.

„Schwester!“, rief Bethany erleichtert aus und warf sich um ihren Hals. Morana lächelte nur und tätschelte ihrer jüngeren Schwester beruhigend den Kopf.

„Alles ist gut, Bethany.“, sagte Hawke sanft zu ihrer Schwester und streichelte ihr dann zärtlich durchs Haar. Erst jetzt bemerkte Morana, dass wirklich jeder ihrer Freunde anwesend war. Rechts neben dem Bett, in das sie Fenris gestern Abend geführt hatte, hockten Anders und Aveline. Aveline, der neue Hauptmann der Stadtwache, begegnete Morans Blick mit einem beunruhigten Schimmer in den Augen. Ihre feurig orange-roten Haare glommen im Licht, dass durch das Fenster schien. Aveline hatte Hawke auf ihrer Flucht aus Lothering kennengelernt. Ihr Ehemann war damals der dunklen Brut zum Opfer gefallen und Hawke hatte ihn getötet, damit die Verderbtheit ihn nicht zerfraß. Trotz all dieser Umstände verband die beiden Frauen eine tiefe Freundschaft. Aveline war ihr ähnlich. Beide kannten die Last der Verantwortung und beiden gingen ihre Freunde über alles.

Neben Aveline hockte Anders und beobachtete sie mit einem nachdenklich Blick, während er ihre Stirn fühlte. Die Stirn des Magiers war in tiefe Falten gelegt, während er Morana untersuchte. Sie fühlte sich erdrückt, von Bethanys Erleichterung, Avelines Besorgnis und Anders Fürsorge, doch sie ließ es lächelnd über sich ergehen. Ihr Blick glitt langsam über den Rest des Raumes und sie sah, wie Fenris, Varric, Isabela und Merill zusammen in der Sitzecke saßen. Die Rivainerin unterhielt sich angeregt, wenn auch leise, mit der Dalish Elfe, während Fenris und Varric ebenfalls in ein Gespräch vertieft schienen. Allerdings saßen die beiden schräg zu einander, sodass sie das Lager von Hawke stets in Blick hatten. Als der Zwerg bemerkte, dass Hawke wach war, lächelte er sie erleichtert an und Morana erwiderte die Geste, doch ihr Blick glitt zu Fenris- beinah wie magisch angezogen. Sie wollten wissen, was er dachte, fühlte, nachdem was gestern passiert war. Als hätte der Elf ihren Blick gespürt, blickte er von Varric auf und begegnete ihren Blick. Seine grünen Augen glommen ernst und nachdenklich, während er sie ansah. Es war ein durchdringender Blick, der sich beinahe zu verschlucken schien. Wieso waren die Augen der Elfen nur so tief? Doch der Ausdruck war seltsam und Hawke konnte sich nicht davon lösen. Schließlich nickte Fenris ihr kurz zu. Auch Isabela und Merill bemerkten nun auch, dass Morana wach waren und sie alle versammelten sich nun alle um das Bett.

„Hawke, alles in Ordnung?“, fragte Merill und ihre großen Augen blickten sie mitleidig an. Morana nickte kurz und lächelte aufmunternd. Dass ihre Schulter noch immer dumpf pochte, verschwieg sie. Sie wollte ihre Freunde nicht noch Sorgen bereiten. Erneut strich sie Bethany durchs Haar und löste sich dann von ihr.

„Ja, alles in Ordnung...es geht schon. Was ist hier los? Habe ich Geburtstag?“, sagte sie lächelnd, während ihre Kameraden die Augen verdrehten. „Nicht schon wieder einer von Hawkes Sprüchen“, schienen sie zu denken.

Varric setzte sich zu ihr ans Bettende und betrachtete sich nachdenklich, während er über sein Kinn rieb.

„Also, Hawke, zur Sache jetzt. Grübelelf...“ Fenris schnaubte kurz bei dem Spitznamen und verschränkte die Arme vor der Brust. Varric warf ihm nur einen amüsierten Blick zu und fuhr dann fort: „...hat uns bereits das Grobe erzählt, was vorgefallen ist. Wir müssen nun also schauen, wer es war und wie wir weiter vorgehen.“ Morana musste zugeben, sie war doch etwas überrascht. Fenris hatte sie alle zusammengetrommelt?

„Als ich nachts auf Patrouille war, winkte Fenris mich vom Fenster her heran und erklärte mir, was geschehen war. Danach ging er los um die anderen zu holen.“, erklärte Aveline, die wohl Hawkes Blick falsch verstanden hatte. Aber diese Aussage überrascht sie noch mehr. Fenris war freiwillig Merill und Anders holen gegangen? Er verabscheute die beiden abgrundtief. Schließlich waren sie Magier. Aus Fenris Sicht das größte Übel auf dem Planeten. Irgendwie...fühlte sich Hawke gerade geehrt.

„Also, Schätzchen...“, setzte Isabela, die hinter Varric stand, an. Morana warf ihr einen Blick zu und zog eine Augenbraue hoch. „Welchen Blutmagier hast du verschmäht, dass er dir so ans Höschen will.“ Ein anzügliches Grinsen erschien auf dem Gesicht der Rivainerin und Hawke haute sich bloß die Hand vorm Kopf. Das durfte nicht wahr sein. Typisch Isabela.

„Wie jetzt, Hawke hatte etwas mit einem Blutmagier?“

„Merill!!!!“, rief Morana schockiert aus und sah die Dalish Elfe an. „Natürlich nicht.“ Ihre Wangen glühten rot vor Scham. Normalerweise war sie durchaus in der Lage Isabelas schlüpfrigen Humor zu kontern, doch nun war sie völlig überrumpelt und noch zu benommen von den Ereignissen. Isabela lachte herzhaft, während Morana ihr einen etwas giftigen Blick zu warf.

„Nachdem geklärt ist wie man Hawke am besten verlegen macht, sollten wir vielleicht nun ernsthaft nachdenken.“, sagte Anders und stand auf. Morana sah ihm hinterher, wie er aus dem Zimmer ging. Fragend zog sie die Augenbrauen hinab. Wo wollte Anders denn hin?

„Hawke...was ist genau geschehen letzte Nacht?“, fragte Aveline und machte ein nachdenkliches Gesicht. Morana kannte diesen Gesichtsausdruck nur zu gut. Es war eben jener, den die Anführerin der Stadtwache hatte, wenn sie an einem neuen Fall anging. Eben jener, der bisher immer Ärger bedeutet hatte. Morana schloss die Augen und lehnte sich an die Bettpfosten des eher unbequemen Bettes. Das Holz knarzte bedrohlich als sie das Gewicht verlagerte.

Ruhig und sachlich schilderte Hawke alles, was ihr zu diesem Vorfall einfiel und von was sie glaubte, dass es relevant sein könnte. Während Morana sprach, herrschte angespannte Stille im Raum. Varric rieb sich nachdenklich das Kinn, Merill sah erschrocken drein, Anders musterte sie ausgiebig, Bethany sah sie mitfühlend an, Isabela war ebenfalls ernst-zumindest für ihre Verhältnisse, doch Hawke spürte Hawke, dass ihre Augen meist auf Fenris lagen, der hin und wieder etwas hinzufügte, was er bemerkt hatte. Wonach suchte sie? Was erhoffte sie sich? Fenris Blick war stets zu Boden gerichtet, die Arme schützend vor der Brust verschränkt. Es schien, als würde Fenris mit seinem Gedanken nicht mehr in diesem Raum sein. Schon lange nicht mehr. Doch wo befand sich der Elf dann?

„Eines jedoch...fällt mir erst jetzt auf...“, hörte Morana sich ihren Bericht beenden und war kurz nervös. Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie gar nicht wahrgenommen hatte, was sie gesagt hatte.

„Und das wäre?“, hakte Varric nach. Der Zwerg war mittlerweile aufgestanden und hatte sich auf Moranas Bett gesetzt. Bianca lag sicher an den Bettpfosten gelehnt und ihre Scheide blitzte im Licht der Sonne, die mittlerweile das Anwesen durchflutete.

„Er selber direkt wollte mich nicht töten, das ist richtig. Er wollte...“ Hawke hielt inne und blickte auf ihre gefalteten Hände. Stille legte sich über den Raum, von Angespanntheit durchzogen. Alle schienen zu wissen, dass dieser Vorfall kein einfacher Scherz gewesen war. Nein, es war bitterer ernst. Ein Attentat auf Hawke und das ließ selbst Isabela verstummen. Alle Augen hingen auf der jungen Frau und Morana holte tief Luft. Sie hob ihre Augen und sah Fenris durch ihre dichten Wimpern an. „...dass Fenris mich tötet.“ Zischend holten ihre Freunde bei dieser Ankündigung Luft und alle starrten Fenris an, der eine Augenbraue hochgezogen hatte und die Arme vor der Brust verschränkte.

„Dann war er gestern wirklich nah dran.“, erwiderte der Elf aus Tevinther schlicht und ließ es dabei bewenden. Varric und Aveline warfen sich besorgte Blicke zu und pressten die Lippen zusammen. Beide kannten Fenris neben Hawke am besten von der Gruppe und sie wussten auch wie stark seine Stimmungen schwanken konnten. Ob das Lyrium in seiner Haut oder der Schmerz beim Ritual wohl seine Psyche instabil hatten werden lassen?

Morana entging dieser Blick nicht und sie bedachte ihre Freunde mit einem nachdenklichen Blick. Sie wusste, dass sich der Hauptmann der Stadtwache und der Zwerg öfters auch außerhalb des Dienstes im ‚Gehängten Mann‘ trafen und über alles Mögliche sprachen. Varric versorgte Aveline mit Gerüchten und Informationen aus der Unterwelt Kirkwalls und sie fragte dafür nicht weiter nach bei seinen Geschäften.

„Bei dir muss man ja auch nur Magier sagen, damit du deine Krallen ausfährst und knurrst wie ausgemergelter Wolf.“ Alle Blicke wanderten zur Tür, durch die Anders wieder herein kam. In seinen Armen trug er ein Tablett mit Speis und Trank und etwas, was verdächtig nach bitterer Medizin aussah. Moranas Magen knurrte laut beim Anblick von Brot, Käse und dem Becher mit Wasser. Dieser war versilbert und mich reichlichen Verzierungen versehen. Hawke vermutete, dass dieses exquisite Stück aus Danarius Sammlung stammte und Fenris sich das irgendwo aus dem Keller besorgt hatte.

Fenris knurrte und warf dem Magier einen finsteren Blick zu, womit er Anders unbewusst Recht gab. Als Anders an ihm vorbei ging, begab sich Fenris Körper direkt in Angriffsstellung und er reckte warnend seinen Kopf vor. Anders hingegen blieb ruhig und trat an Hawkes Bett, welche sich mittlerweile gegen die raue Wand gelehnt hatte. Er reichte ihr das Tablett und ordnete an, dass sie die Medizin in der kleinen Phiole vor dem Essen zu sich nehmen sollte, da es ihren Kreislauf stabilisieren würde. Morana nickte und trank gehorsam die gesamte rote Flüssigkeit aus. Augenblicklich musste sie Husten, als sich ein Geschmack in ihrem Mund ausbreitete, so bitter, dass sie beinahe glaubte nie wieder etwas schmecken zu können. Die Flüssigkeit war ranzig und von der Konsistenz verdorbener Milch, denn sie spürte kleine Bröckchen auf ihrer Zunge.

Ihr Körper schüttelte sich, doch schnell beruhigte sie sich wieder und ihr angewidert verzogenes Gesicht entspannte sich.

„Du solltest wirklich lernen dich kontrollieren zu können, Grübelelf.“, sagte nun auch Varric, diesmal aber nicht scherzend, sondern voller Ernst, während er seinen Kopf hin und her wog. Alle Augen verharrten weiterhin auf Fenris, der aber keine Erwiderung abgab.

„Er wusste, dass Fenris sehr…“ Morana zögerte und suchte nach dem richtigen Wort ohne Fenris dabei zu reizen oder gar zu verletzen.

„….dass ich da sehr empfindlich bin, sag es doch wie es ist, Hawke.“, kam ihr der Elf zuvor und bedachte sie mit einem langen Blick. Morana hingegen erwiderte ihn nicht, sondern legte nur ihre Stirn in Falten.

Bethany löste sich von ihrer Schwester und warf einen besorgten Blick zu dem Weißhaarigen. Morana musste ein klein wenig lächeln. Auch wenn Fenris Magier aus tiefsten Herzen hasste, so sorgte Bethany sich um ihn und kümmerte sich um ihn. Morana hatte sie einmal dabei erwischt, wie sie hatte zu ihm gehen wollen, als sie ihn gerade kennengelernt hatten, um zu sehen wie es dem Elf ging, doch Morana hatte sie aus Vorsicht zurückzugehalten. Auch während sie selbst im Bett gelegen hatte und Anders sie besuchen war, hatte Bethany versucht an Fenris heranzukommen, doch dieser hatte sie stets vor verschlossener Tür stehen gelassen, ebenso wie Varric und Aveline, die nach Moranas Geheiß ein Auge auf den murrigen Elf werfen sollten. Wenn Morana nicht die liebevolle Sorge ihrer Schwester nur zu gut kennen würde, dann würde sie glatt meinen, dass Bethany etwas für Fenris empfand.

„Wenn er es geschafft hätte, Fenris zu provozieren, dann wäre der Einfluss von Blutmagie nie aufgefallen. Es hätte ausgesehen wie ein eskalierter Streit.“, fuhr Aveline Moranas Gedanken fort und rieb sich nachdenklich über ihr Kinn. Varric nickte zustimmend.

„Oder eskalierter Beischlaf.“ Strafende Blicke trafen Isabela, die nur mit den Schultern zuckte. „Was?“

„Das ist wohl nicht der beste Zeitpunkt für solche Sprüche, oder?“ Aveline verschmälerte ihre Augen gefährlich und fixierte die Rivainerin, welche sich sofort provoziert fühlte. Herausfordernd hob sie den Kopf um Aveline von oben herab zu betrachten und ging auf sie zu, wobei ihr weiße Ledercorsage wirklich nur das nötigste ihres Körpers bedeckte. Die schwere, goldene Halskette, deren Anhänger manchmal an Schlangen oder an große Monde erinnerte, klimperte gefährlich in der eingetreten Stille. Aveline konnte Isabelas Art zu leben nicht ausstehen und diese ließ keine Möglichkeit aus um sie provozieren.

„Bitte hört auf zu streiten!“, flehte Merill verzweifelt und zog an Isabelas Arm.

„Lass es gut sein, mein Kätzchen, sie will es nicht anders.“

„Schluss jetzt!“ Moranas Stimme war warnend, als sie dazwischen fuhr. Mahnend sahen ihre eisblauen Augen die beiden Streithühner an. Obwohl sie noch immer schwach war, so trug ihre Stimme doch die Macht und Respekt, die jeder ihrer Freunde für sie empfand zu den beiden und ließen sie innehalten. „Ich dulde keinen Streit über solche Banalitäten, verstanden?“

Sowohl Aveline als auch Isabela zögerten, doch dann nickte Aveline als Erste und sagte:

„Verstanden, Hawke.“ Morana nickte zufrieden und aß einen Bissen von dem, was Anders ihr gebracht hatte. Im ersten Moment rebellierte ihr Magen und Übelkeit stieg in ihm auf, doch als die Nahrung etwas gesackt war, beruhigte er sich wieder und Morana fühlte sich gleich viel kräftiger.

„Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, welcher Blutmagier dafür verantwortlich sein könnte.“, murmelte Varric und brachte somit das Gespräch wieder aufs ursprüngliche Thema zurück.

„Einfach jeder…“, erwiderte Fenris schlicht und alle warfen ihm nur einen genervten Blick zu.

„Das bringt uns nicht weiter.“ Anders beäugte Fenris und seine honigfarbenen Augen blitzten, doch er ging nicht näher auf Fenris Einwurf ein. Morana dankte dem Erbauer dafür. Einen Streit konnte sie nun wirklich nicht gebrauchen.

Nachdenklichkeit legte sich über den kleinen Raum, als jeder der Anwesenden überlegte, welcher Blutmagier Morana Hawke so sehr hassen könnte, dass er sie töten wollte. Auch Morana dachte nach und ließ ihren Blick zur Decke schweifen. Die Frage war wirklich nicht einfach. In ihrem vergangenen Jahr im Kirkwall hatte sie wahrlich gegen einige Magier gekämpft.

„Es sind wirklich viele…“, sagte Bethany nach einigen Minuten geknickt. Morana nickte zustimmend und fuhr sich durch ihr kurzes Haar.

„Zu viele…“

„Vielleicht sollten wir eine Liste schreiben.“ Alle sahen Merill verwundert an, welche sich mittlerweile an den Tisch gesetzt hatte und ein Stück Pergament und ein Tintenfass samt Feder aus dem halb zerbrochenen regal in Fenris Anwesen gezogen hatte.

„Eine Liste?“, hakte Morana nach. „Wie meinst du das?“

„Nun wir sollten uns eine Liste aller möglichen Kandidaten machen, dann weiß bei wem Varric sein Untergrundnetz spannen kann.“, erwiderte die Dalish Elfe ruhig. Morana nickte bedächtig. Gar keine schlechte Idee. So würden sie eine Übersicht bekommen, wer infrage kam.

„Gute Idee.“, stimmte auch Aveline zu.

„Gut…“, sagte Hawke und sah in die Runde. „Also welchem Blutmagier sind wir auf dem Schlips getreten?“

„Demjenigen, der Feynriel gekauft hatte.“, sagte Varric direkt und Merill nickte, schrieb den Namen nieder.

„Aber der würde doch eher versteckt bleiben wollen. Auch wenn er vollzogen wird, so ist Sklavenhandel doch in den Freien Marschen verboten.“ Aveline zog nachdenklich die Stirn in Falten und beugte sich über den hölzernen Tisch.

„Das stimmt…aber Feynriels Begabung ist seltsam…“, wandte Merill ein und ihre großen Katzenaugen blickten Morana an.

„Schreib ihn erst einmal auf die Liste.“

„Einer der Magierflüchtlinge vielleicht…“, sinnierte Anders vor sich hin.

„Du meinst die, die nach Starkhaven flüchten wollten? Die Gruppe um Decimus?“

„Genau. Wir haben ihnen die Möglichkeit zur Flucht verschafft, doch einige schienen durchaus gewillt seinen Weg weiterzugehen.“ Anders sah Morana lange an und diese ging die Mission noch einmal durch. Ein Templer namens Ser Thrask hatte sie gebeten sich um eine Gruppe flüchtiger Magier zu kümmern, die sich in einer Höhle an der Verwundeten Küste verbarrikadiert hatten. Seine Tochter war ebenfalls eine Magierin gewesen, die zusammen mit dem Halbelf Feynriel von Sklavenhändler gefangen genommen worden und in einem Überlebenskampf gestorben war. Er verstand das Leid der Magier und hatte die Situation friedlich lösen wollen, weshalb er Morana beauftragt hatte die Situation zu lösen. Nachdem der Anführer der Blutmagier namens Decimus getötet worden war, weil er Hawke angegriffen hatte sich die Gruppe ergeben und Morana hatte ihnen eine Möglichkeit verschafft. Zusammen mit Varric hatte sie den zweiten Hauptmann, der Thrask hatte kontrollieren sollen, abgelenkt, sodass die Magier hatten entkommen können.

„Ich halte sie eher für unwahrscheinlich.“, erwiderte Morana nachdenklich, nachdem sie die Analyse abgeschlossen hatte. „Ich habe ihnen geholfen zu fliehen, wenn dann würden sie sich an einem der Templer rächen. Aber möglich ist es. Man weiß nie wie weit der Dämon die Seele übernommen hat und was dieser plant.“

„Ich denke die Sklavenhändler aus Tevinther sind generell die beste Adresse.“, mischte sich nun wieder Varric ein. „Ich weiß nicht in wie weit sie organisiert sind, aber wir haben ihnen so manche Male schon die Tour vermasselt. Und Sklavenhändler mögen es normalerweise nicht, wenn man ihnen die Beute klaut.“

„Stimmt…soweit ich weiß sind sie in Ringen organisiert… vielleicht haben wir zufällig mehrere Male gegen die gleiche gekämpft.“ Es klackerte als Aveline sich umdrehte und Hawke ansah. Diese erwiderte den Blick nachdenklich. „Da nicht immer die gleichen mit auf einer Mission waren, Hawke, kennen wir auch nicht alle Aufträge, die du übernommen hast und dann ist da noch die Zeit bei Meeran.“

„Meeran hatte eher weniger mit Blutmagiern zu tun. Es ging eher um Bewachung. Ob nun Menschen oder Waren. Meist mussten wir Personen oder Karawanenschutz gewährleisten.“, erklärte Bethany und setzte sich neben Morana an die Bettkante. Diese nickte zustimmend. Öfter hatte zwar auch Mord angestanden- meist von Adligen Kirkwalls- aber meist hatte es sich um Geleitschutz gehandelt.

„Verstehe…das ist also eher unwahrscheinlich.“

„Ein Blutmagier könnte aber auch der Adressat für die Waren gewesen sein oder ein Konkurrent. Viele sind ja in zwielichtige Geschäfte verwickelt. Wir haben oft auch Karawanen angegriffen oder Handelsrouten abgeriegelt.“ Moranas Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Sie ging sämtliche Missionen durch, doch sie hatte so viele Aufgaben übernommen um zu überleben und es gab zu viele Variablen, als dass sie wirklich 100% eine Gruppe ausschließen konnte.

„Was ist mit Keran?“, schlug Anders vor und ließ sich auf einen Stuhl fallen.

„Keran? Keran ist doch ein Templer und du sagtest er wäre nicht besessen gewesen.“

„Das glaube ich auch…aber auch wenn wir Tarohne getötet haben, so sagte doch Iduna, dass es noch immer Bücher von ihr gebe. Jemand könnte sie gefunden haben und ihre Ideen aufgegriffen haben.“

„Die Wahrscheinlichkeit ist nicht gering.“ Varric rieb sich sein Kinn und Merill schrieb eifrig diesen Namen auf. Morana nickte ebenfalls und fuhr immer wieder gedanklich durch das vergangene Jahr in Kirkwall. Was übersah sie nur. Sie hatten zwar bereits einige Kandidaten, wo sie ihre Nachforschungen beginnen konnten, doch keiner erschien ihr wirklich passend. Etwas tief in ihr sagte, dass das noch nicht die Lösung war. Es fühlte sich nicht richtig an.

„Dann wäre dann natürlich noch der Mörder von Ninette...“, murmelte Aveline.

„Ninette?“, fragte Merill irritiert und sah von dem Stück Pergament aus.

„Ach ja...du warst bei Ninettes Fall noch gar nicht bei uns, Merill.“, fiel es Morana plötzlich ein und sie lächelte schief. Kurz und knapp berichtete Hawke der Dalish über die seltsamen Vorkommnisse rund um den Mord an der Frau aus der Oberstadt. Merill schüttelte sich, als sie die Details erfuhr und sah dann nachdenklich drein.

„Eine seltsame Geschichte...“, murmelte sie abschließend.

„Und der Mörder ist bis jetzt unsere heißeste Spur.“, sagte Anders und fuhr sich durch sein Haar.

„Das ist wahr.“

Plötzlich erklang ein unwirsches Schnauben und alle in dem Raum drehten sich um. Fenris, der bisher so beharrlich geschwiegen hatte, schüttelte nur missbilligend den Kopf und seine tiefgrünen Augen hatten sich unheilvoll verschmälert. Alle blickten den Elfen irritiert an, doch Fenris sah nur Morana direkt an und schüttelte erneut den Kopf.

„Was ist, Fenris?“, fragte Morana und neigte ihren Kopf. Fenris zögerte nicht, sondern löste sich stattdessen von der Wand und trat mit schnellen Schritten auf sie zu. Morana hob den Kopf um ihn direkt ansehen zu können.

„Ist das wirklich dein Ernst, Hawke?“ Seine Stimme war ungläubig, schon beinahe fassungslos.

„Wenn du etwas präziser werden würdest, könnte ich dir das vielleicht sagen. Du klingst ungefähr so wie mein Onkel, wenn er mal wieder die ‚Blühende Rose‘ geht.“ Morana grinste keck, doch Fenris schnaubte nur wieder und seine Augen funkelten.

„Besessene Templer? Besondere Verbindung ins Nichts? Ich glaub ich hör nicht recht. Hast du denn gar nichts gelernt? Willst du jedem Magier vertrauen der dir über den Weg läuft?“ Fenris Stimme war hart und seine Augen waren wütend verschmälert. Morana hingegen zuckte nur mit den Achseln und tat somit Fenris Einwand als beiläufig ab.

„Wenn er Hilfe benötigt und nichts getan hat, sicher.“ Sie sah Fenris ungerührt an. „Und ich werde mich auch nicht vor dir dafür rechtfertigen.“ Fenris sah sie lange an, doch dann wandte er sich wütend schnaubend ab und verließ den Raum.

„Da hat aber einer schlechte Laune.“, kommentierte Varric, während er dem Elf hinterher sah.

„Das ist er schon seit gestern oder besser schon sein ganzes Leben.“, erwiderte Morana nachdenklich. Kurz überlegte sie, ob sie mit Fenris reden sollte, doch dann verwarf sie diesen Gedanken. Er sollte sich lieber erst einmal beruhigen, bevor sie mit ihm sprach. Eigentlich bestand dafür noch nicht einmal eine Notwendigkeit. Magier waren einfach für Fenris ein rotes Tuch und das musste sie akzeptieren, doch es bedeutete noch lange nicht, dass es ihre Meinung war. Ihr bewusst, dass jede solcher Missionen ein Spiel mit dem Feuer war, doch sie kannte auch die Gegenseite zu genau, als dass sie das Leid ignorieren könnte.

Feynriel, zum Beispiel, hatte es nicht verdient nach Tevinther verkauft zu werden. Fenris müsste es doch eigentlich verstehen, was für ein Unheil das für den Jungen bedeuten würde. Irgendwann vielleicht, so hoffte Morana, würden viele positive Beispiele Fenris Gram ein wenig schwinden lassen.

„Also…“, durchbrach Anders die Stille, die sich gelegt hatte, nachdem Fenris frustriert den Raum verlassen hatte. „Ich glaube, wir haben alle Kandidaten zusammen. Wie gehen wir nun weiter vor?“ Er warf einen Blick in die Runde.

„Varric, kannst du vielleicht deine Untergrundkontakte spielen lassen um herauszufinden, was all diese Leute nun machen?“, fragte Morana und wandte ihren Kopf den Zwerg zu.

„Hmmm…“ Varric überlegte kurz und strich über sein Kinn. „Das dürfte schwierig werden. Wer auch immer es wag dich anzugreifen, Hawke, wird seine Spuren sorgsam verwischen.“

„Oder einfach nur dumm.“, grinste Isabela. Morana sah die ganze Sache nicht so einfach, schwieg aber und nickte nur.

„Aber…“, setzte Varric dann an. „Es wird wenigstens eine Herausforderung.“ Merill faltete das Pergament behutsam zusammen und reichte es Varric, der es direkt unter seinem Mantel schob.

„Ich werde mich auch einmal umhören.“ Aveline sah Hawke an und nickte ihr zu. Morana erwiderte es und sagte schließlich:

„Mehr können wir momentan nicht tun.“ Ein Seufzer entwich ihr und sie fuhr sich durch ihr schwarzes Haar.

„Wir sollten nach Hause gehen, Schwester.“, erinnerte Bethany sie sanft und umfasste ihren Arm. Morana wandte ihrer Schwester den Kopf zu und nickte.

„Dann treffen wir uns wieder, wenn es neue Informationen gibt. Bis dahin würde ich sagen, dass wir zurück zum Alltag gehen. Wenn ich euch brauche, rufe ich euch.“ Alle stimmten zu und somit löste sich diese Gruppe auf.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Markus1991DB
2018-02-12T18:01:28+00:00 12.02.2018 19:01
hi,
ich hab deine Geschichte gefunden und bis jetzt gelesen =)
ich muss sagen, mir gefehlt deine Geschichte sehr und die Heldin hast du super beschrieben ^^
die arme Morana, aber denen ist nicht der Magister eingefallen der von Fenris, denn er könnte auch was gegen sie haben und er scheint auch sehr mächtig zu sein dafür
ich hab deine Geschichte Abonniert =D
außerdem finde ich schön, wie du die Gefühle von Morana beschreibst, ob sie irgendwann merkt, dass sie für Fenris mehr empfindet?
ja, die Story von dir ist klasse und ich hoffe sehr, dass du weiter schreibst BITTE BITTE *.*
Antwort von:  Jeanne-Kamikaze-
23.04.2018 19:07
hi, erst einmal vielen dank für deinen Kommentar :) die Geschichte ist so alt, damit habe ich nicht mehr gerechnet :) momentan ruht die Fanfic leider. Durch Job ist meine Schreibmotivation/Zeit gering, und ich arbeite wenn an anderen.
Von: abgemeldet
2012-10-23T17:04:18+00:00 23.10.2012 19:04
aaahh verdammt...schon zuende XDDD
Toll wie immer!
Die Beschreibung der Medizin war geil XD ...mir wurde wirklich n bisschen übel XDDD
und ich bin eeecht gespannt wer der Blutmagier ist *.* (mal gucken ob meine vermutung stimmt XD)
ich denke ich werde die ganze story nochmal von vorn lesen...ich bekomm einfach nicht genug! XD *rotwerd*
*schon mega aufs nächste chap freu*


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