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Seelenlos

Konoha vs. Akatsuki
von

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Der nächste Schritt

„Sasuke“, sprach er den Jüngeren erneut an.
 

„Was wollen Sie?“, reagierte dieser in seiner typischen ungerührten, ablehnenden Art und Weise.
 

„Erzähl mir alles, was du über Hatake Kakashi weißt“, sagte er ruhig und hielt den Blickkontakt mit dem jungen Uchiha aufrecht.
 

„Was haben Sie vor?“, entgegnete Sasuke kühl. Er klang dabei gleichgültig, auch wenn seine Worte alleine schon ein Beleg für sein Interesse waren.
 

„Das wirst du schon noch erfahren“, verkündete er geheimnisvoll und ein ungesehenes Lächeln trat in sein Gesicht.
 


 

Sasukes Miene erinnerte entfernt an die kalten Felsen, die am Vorbild der Gesichter der Hokage zurecht geklopft worden waren: sie wirkte ähnlich ausdrucksarm und leblos. Aber er war neugierig. Sehr neugierig. Die Neugier hatte sich fest an ihn geklammert, ließ der Gleichgültigkeit keine Chance. Madara drehte ihm aber seinen Rücken zu und gab ihm auf diese Weise zu verstehen, dass er auf eine Antwort noch warten musste. „Folge mir!“ Damit begann er sich Richtung Höhlenausgang zu bewegen. Der junge Uchiha allerdings machte keine Anstalten, der Auffordernung des Älteren nachzukommen. In seiner Willenlosigkeit, einer anderen Person die Zügel in die Hand zu geben, bewegte er sich in die entgegengesetzte Richtung.
 

„Sasuke.“ Kalt, schneidend, klanglos.
 

Das veranlasste den Angesprochenen dazu, stehen zu bleiben, und sich Madara wieder zuzuwenden. Der Blick des Maskierten und des Nukenin traf aufeinander, weswegen die gefühlslose Seelenlosigkeit zweier verbitterter Shinobi in der tristen, trüben Höhle Einzug fand. Die Atmosphäre triefte vor Eiseskälte und Hass, hüllte die beiden Shinobi in ein lückenloses Gewand. Das einzig sichtbare Auge des Uchiha Madara fixierte mit Nachdenklichkeit das ablehnende Gesicht seines Gegenübers, in welchem er trotz ihrer Undurchsichtigkeit die Geschichte jahrelangen seelischen Leidens lesen konnte. Sasuke wirkte unnahbar und das … stellte ihn vor eine Herausforderung. Er wusste, dass er sich nicht so einfach von ihm kontrollieren lassen würde. Die andere Seite der Medaille hingegen trieb ihm einen schimmernden Funken ins Auge; Sasuke war von Hass zerfressen und er war zu allem entschlossen. Er konnte sich voll und ganz darauf verlassen, dass er ihn bei seinen Plänen unterstützen würde, auch wenn der junge Uchiha unmöglich wissen konnte, was die wahren Absichten des Uchiha Madaras waren.
 

„Wir haben dasselbe Ziel.“ Mehr sagte er nicht. Stattdessen fixierte er stillschweigend den schwarzhaarigen Nukenin und lachte triumphierend in sich hinein, als er eine unmerkliche Veränderung in den Gesichtszügen Sasukes bemerkte, die darauf schließen ließ, dass er über seine Worte nachdachte.
 

Wie er erwartet hatte, sträubte sich Sasuke gegen die Zusammenarbeit. „Sie sind nichts mehr als eine wirkungsvolle Waffe für mich … ein scharfes Kunai, mit dem ich die Kehle meines Opfers durchschneiden werde.“
 

„Auch um jemanden zu töten, musst du die Waffe in die Hand nehmen.“
 

Sasukes Antwort darauf folgte nicht unmittelbar, weswegen Madara abermals das Wort erhob. „Erzähl mir alles, was du über Hatake Kakashi weißt. Nur wenn wir uns gegenseitig helfen, können wir unseren Traum erfüllen und Konoha zerstören.“ Berechnend gab er seinem jungen Gegenüber das Gefühl, dass er auf ihn angewiesen war. Er schaffte damit ein trügerisches Bild, auf dem Sasuke ihn als Miniaturausgabe in der Hand hielt.
 

Sasukes Blick wanderte wie in Zeitlupe auf den steinernden Boden unter seinen Füßen. Nur sehr unregelmäßig blinzelte er, zu viele Gedanken durchströmten ihn wie eine unaufhaltsame Welle, die ihn mit sich zog. Jeder Schritt wollte sorgfältig durchdacht werden. Schon längst hatte der erst sechzehnjährige Nukenin begriffen, dass er selbst der einzige war, dem er trauen konnte. Allerdings kam er nicht um die Tatsache herum, dass er alleine nicht dazu in der Lage war, sein Ziel, Konoha zu zerstören, in die Tat umzusetzen. In stillem Missfallen über die Umstände, die ihn dazu zwangen, in diesem Moment nachzugeben, ballte er seine Hände zu eisenharten Fäusten und durchsiebte den Älteren mit seinem scharfen Blick. Er ließ keinen Zweifel an seinem Widerwillen, als er sagte: „Was genau wollen Sie über ihn wissen?“ Er hatte beschlossen, Madara zu helfen. Um Konoha zu zerstören war er bereit, seine Seele dem Teufel zum Geschenk zu machen. Seine Entschlossenheit kannte keine Grenzen. Dass er im gewissen Sinne dabei war, seinen ehemaligen Lehrer zu verraten, rührte nicht den Funken eines Gefühls in ihm. Nur die Rache zählte für ihn, sonst nichts. Wenn Madara Kakashi nicht umbrachte, dann würde er es tun.
 

„Alles, was du über ihn als Mensch weißt.“
 

Ein kurzes Zucken seiner Augenbraue verriet seine Verwunderung, doch er täuschte gewandt darüber hinweg, indem er mit seiner Reaktion nicht zögerte. „Er kommt immer zu spät.“ Das war das erste gewesen, was ihm in den Sinn gekommen war. Vielleicht, weil Kakashis Unpünktlichkeit einer seiner dominantesten Charakterzüge war.
 

„Von wie viel Zeit sprechen wir hier?“
 

„Höchstens eine halbe Stunde, wenn die Hokage auf ihn wartet. Zwischen einer und fünf Stunden bei jeder anderen Person.“
 

„Tatsächlich?“, bemerkte er trocken, wobei ihm dabei durch den Sinn ging, was das für Schwierigkeiten mit sich bringen konnte. Sasuke blieb ihm eine Reaktion darauf schuldig. Er erinnerte ihn immer mehr an seinen verstorbenen Bruder Itachi. Seine Wortkargheit wurde von Tag zu Tag schlimmer und alles Gesagte schien weise überlegt zu sein.
 

Ohne einer weiteren Aufforderung fasste Sasuke sein Wissen über Kakashi in kurzen, abgehackten Sätzen zusammen. Er erwähnte seine lächerlichen Ausreden, wenn er zu spät kam, oder dass er grundsätzlich lieber durch Fenster einen Raum betrat als durch Türen. In weniger als einer Minute hatte er Madara so einiges über den Hatake erzählt, und doch gab es noch so viel mehr, dass er hätte erzählen können. Sasuke erschrak fast über die Tatsache, dass er Kakashi so gut kannte, obwohl dieser nie etwas über sich erzählt hatte. Und während er mit jedem gesagtem Wort, Kakashi ein Stückchen weiter zu der Spitze des Schwertes von Madara geschoben hatte, war ein undefinierbares Gefühl in ihm aufgeflammt. Abrupt hatte er seine Rede über ihn beendet. Ein leichtes Zucken hatte seine Mundwinkel befallen und in seinen Augen lag ein Ausdruck von Menschlichkeit, die ihm die unmenschliche Maske entriss. Nur für einen winzigen Augenblick trat er in die längst zu klein gewordenen Fußabdrücke seines jüngeren Ichs. Madara, der das beobachtete, konnte sich darauf keinen Reim machen. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, maschierte Sasuke in einer strammen Haltung - wie ein Soldat, der stolz das blutige Schlachtfeld durchkreuzt - tiefer in die Höhle der Akatsuki hinein. Alsbald war er von der dunklen Tiefe der Felsgrotte verschluckt und lediglich ein angenehmer Duft, der sich von dem leicht süßlichen Geruch der teilweise gespaltenen Felsen abhob, erinnerte daran, dass er kurz zuvor dort gestanden hatte. Madara sah noch immer in die Richtung, in die Sasuke verschwunden war. Tausend und ein Gedanke schwirrten in seinem Kopf herum. Sasuke würde ihm noch nützlich sein … da war er sich sicher.
 


 

Kakashi war unglaublich erleichtert, als er wieder auf konohagakurischem Grund und Boden stand. Trotz der späten Stunde war es warm; lediglich eine federleichte, sanfte Brise schlich unauffällig wie ein Dieb durch die Wege Konohas. Der Jounin und sein Partner waren auf dem Weg zum Hokage-Turm, um der Godaime Bericht zu erstatten, auch wenn sie nicht wussten, ob sie dort noch anzutreffen war. Doch schon von einigen Metern sahen sie Licht durch die vorgezogenen Gardinen der Fenster durchscheinen. Sie war also noch wach.
 

„Wir sollten wohl lieber die Tür benutzen“, bemerkte Tenzou, als sie auf dem Baum landeten, mit dem er erst kürzlich nähere Bekanntschaft hatte machen müssen. Doch Kakashi hatte schon zum Sprung angesetzt und landete einige Sekunden später bereits auf dem Dach des Hokage-Turms. Als Tenzou sah, dass Tsunade das Fenster öffnete und seinen Vorgesetzten hereinließ, ohne ihn anzuschreien oder mit einem Schlag gegen einen Baum zu befördern, nahm er all seinen Mut zusammen und tat es Kakashi gleich.
 

Als Tenzou das Büro betrat, bemerkte er, dass auch Jiraya anwesend war. Er hatte es sich auf eine der Fensterbanken gemütlich gemacht.
 

„Wir melden uns zurück!“, sagte er und gab damit den Anstoß für das Gespräch. Spannung zeichnete die Mimik der Godaime, auch wenn sie deutlich spüren konnte, dass sich etwas an Kakashi verändert hatte. Demnach musste die Mission ein Erfolg gewesen sein. Trotzdem wollte sie Genaueres in Erfahrung bringen. „Wie ist es gelaufen?“ Sie nahm wieder auf ihrem Bürostuhl Platz und sah ihren beiden Untergebenen abwartend an. Jiraiya trat aus dem Hintergrund und stellte sich seitwärts neben Kakashi, legte ihm eine Hand auf die Schulter und sagte: „Du hast dich verändert, Jungchen.“
 

Kakashi lächelte und sagte: „Es ist alles reibungslos verlaufen.“ Er bemerkte, wie die Anspannung von seiner Vorgesetzten abfiel, als sie die Augen schloss und kurz seufzte. „Wer hätte das gedacht!“, verließ es Jiraiya in heiterem Ton und er klopfte dem grauhaarigen Shinobi zweimal gegen den Rücken. Der Sannin hatte sehr stark daran gezweifelt, dass die Mission ein Erfolg werden würde. Um so glücklicher war er, dass es Kakashi und Tenzou gelungen war, den Fluch aufzulösen.
 

Tsunade legte wie immer, wenn sie ein wichtiges Gespräch führte, ihre Hände ineinander und verdeckte dadurch den unteren Teil ihres Gesichts. „Was habt ihr alles in Erfahrung bringen können, Kakashi?“ Selten war die Hokage so sehr darauf erpicht, die Einzelheiten einer Mission zu erfahren. Womöglich lag es an dem simplen Grund, dass sie sich gewisse Vorteile für Konoha erhoffte. Mit der Beseitigung dieser Schwäche des Kopierninjas wurde er eine noch stärkere Waffe für Konoha als er ohnehin schon war.
 

Bereitwillig nickte Kakashi und begann, die Mission in seiner kühlen, nüchternen Stimme widerzugeben. Er erzählte von den Ninja im Wald, von der Schwierigkeit, die Grenzen zu überschreiten, von dem letzten Mitglied des Nagoya Clans, der ihn von dem Fluch erlöst hatte, von seinem Bluterbe, das angeblich die Fähigkeit hatte, die Bijuus zu kontrollieren und alles andere, was er für wichtig hielt. Keine einzige Sache ließ er aus, kein einziges Mal wurde er unterbrochen, keine einzige Sekunde ließ er ein Gefühl auch nur erahnen. Seine Worte hingen wie Fäden der Hoffnung in der Luft; Fäden, nach denen die Hokage am liebsten sofort gegriffen hätte. Wie aus dem Nichts hatte sie eine genickbrechende Waffe gegen Akatsuki in die Hand gelegt bekommen. In ihren Gedanken sponnen sich die Pläne wie von selbst. Der Schlüssel gegen den größten Feind der Ninjawelt lag nun gewissermaßen in ihren Händen. Sie warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr, bevor sie die drei Männer vor sich nachdenklich musterte.
 

„Yamato!“
 

„Ja?“
 

„Du kannst nach Hause gehen. Gute Arbeit!“
 

„Jawohl!“
 

Ehe Tenzou die Tür hinter sich schloss, wünschte er der Hokage und ihren zwei Untergebenen eine gute Nacht. Das Geräusch seiner sich entfernenden Schritte wurde von Sekunde zu Sekunde leiser, bis schließlich im Büro der Hokage nichts mehr zu hören war, außer das Ticken der Uhr. Erst dann widmete sie ihre Aufmerksamkeit wieder den beiden vor sich zu.
 

„Hört mir zu! Ihr zwei werdet versuchen, den Fähigkeiten des Bluterbes der Hatakes nachzugehen. Für diese Zeitspanne werde ich euch von jeglichen Pflichten eines Shinobi befreien. Das bedeutet, dass ihr weder auf Missionen geschickt werdet noch irgendwelche Berichte schreiben müsst. Ihr sollt euch Tag und Nacht damit beschäftigen, was sich mit dem weißen Chakra alles anstellen lässt. Legt euer Augenmerk dabei vor allem auf die Sache mit den Bijuus. Wir müssen so schnell wie möglich herausfinden, ob es stimmt und wenn ja, wie es funktioniert. Das könnte das Blatt wenden.“ Beim letzten Satz legte sich ein leicht triumphierendes Lächeln auf ihre Lippen und ihre braunen Augen hatten etwas Abenteuerlustiges. Jetzt konnte der Konter folgen.
 


 

Ein neuer Tag brach an. Singende Vögel flogen über die Dächer und Bäume Konohas hinweg und holten viele Konoha-Bürger sanft aus ihrem Schlaf. Unter ihnen fand sich Neji, der gähnend seine Glieder von sich streckte, und sich unter einem kurzen Seufzer aus seinem Bett erhob. Schlaftrunken warf er einen flüchtigen Blick auf die Uhr über seinem Bett, die ihm offenbarte, dass es gerade kurz nach sieben Uhr am Morgen war. Er gab es ungern zu, aber die Anspannung hatte ihn kein ruhiges Auge zudrücken lassen. Der Gedanke an den Verlust seines Bluterbes hatte nur das Dösen im Halbschlaf zugelassen und dementsprechend lag ihm die Müdigkeit noch in aller Deutlichkeit in den Knochen. Als er damals im Krankenhaus von Tsunade darüber aufgeklärt wurde, fühlte er sich unendlich leer; als hätte man ihm ein Teil seines Seins genommen. Und in gewisser Weise war das auch so. Der stechende Schmerz der Demütigung über das leichte Spiel, das er augenscheinlich den Feinden gemacht hatte, gab ihm nötigen Anstoß dafür, sich stundenlang an seinem Lieblingsplatz, dem kleinen Fluss abseits von Konoha, Gedanken über die Angelegenheit zu machen. Er war unglaublich wütend. Blindlings herumzulaufen und wahllos feindlichen Ninjas des Diebes anzuklagen hätte ihn aber keinster Weise weitergebracht und es war auch absolut nicht seine Art. Letztendlich war ihm aber ein hoffnungsvoller Gedanke gekommen, den er der Hokage vorgebracht hatte. Tsunade hatte diesen Einfall Nejis für sinnvoll gehalten, weswegen sie ihm ohne zu Zögern ihre Zustimmung gegeben hatte. All seine Hoffnung lag nun kreuz und quer auf dem Stück Papier vor ihm auf dem Tisch, auf dem der Ort und die Uhrzeit hinsichtlich der Durchführung in nahezu unlesbarer Schrift geschrieben stand. Zwei Stunden. Zwei Stunden hatte er noch Zeit. Zwei Stunden noch … dann würde sich zeigen, ob er eine Chance hatte, sich sein Byakugan zurückzuholen.
 


 

Zur selben Zeit befand sich Kakashi auf dem Weg zum Trainingsplatz, wo Jiraiya vermutlich schon seit zehn Minuten auf ihn wartete. Das rege Treiben der Konoha-Bürger an diesem frühen Morgen und die Wärme der aufgehenden Sonne, die sich wie das fröhliche Lachen eines Babys direkt ins Herz schlich und es mit Munterkeit füllte, zerstörte das von Pain erschaffene Gemälde des trauernden Dorfes. Mit Wohlgefallen nahm Kakashi zur Kenntnis, dass es langsam bergauf ging.
 

Als Kakashi mit einer fünzehnmütigen Verspätung auf dem Trainingsplatz ankam, sah er Jiraiya an einem der Holzpfeiler in Zentrum des Platzes angelehnt. Er sah von Weitem etwas grimmig aus, fand der Jounin, weswegen er hoffte, dass er ihm seine Verspätung nicht übel nahm. Eine Entschuldigung war definitiv angebracht. Noch während er auf ihn zulief, brachte er lächelnd seine Ausrede hervor. „Entschuldigt bitte, Jiraiya-sama, eine Frau ließ alle ihre Einkaufstüte fallen und da musste ich ihr helfen, alles wieder einzupacken.“ Plötzlich stand der Sannin direkt vor ihm. „Sah sie gut aus? Hatte sie große … du weißt schon?“, grinste er schelmisch, die auf- und abwippenden Hände zu Halbkugeln vor seine Brust geformt, ein Schleier der Wollust über den Augen. Etwas überrumpelt zog Kakashi den Kopf zurück und grinste verlegen. „Nun ja, es war eine alte Frau.“
 

„Warum erzählst du es dann?“, gab Jiraiya gespielt beleidigt von sich und verschränkte seine Arme ineinander. „Tut mir leid“, entgegnete der grauhaarige Ninja lächelnd und griff sich unsicher in die Haare.
 

Wie auf Knopfdruck wechselten die beiden Shinobi das Thema.
 

„Dann wollen wir mal, Jungchen.“ Jiraiya sprang nach hinten, um etwas Abstand zwischen sich und dem Kopierninja zu bringen. Dieser gab kein Anzeichen dafür, dass die Worte ihn erreicht hatten. Entschlossenheit spiegelte sich in seinem Gesicht wider, ließ ihn fokussiert und angespannt wirken. Der Schein trügte. Jiraiya, der Kakashi seit seiner Kindheit kannte, wusste genau, was in diesem Zeitpunkt in ihm vorging. Oberflächlich betrachtet gab es keinen Grund für ihn, nervös oder dergleichen zu sein, aber wenn man genau hinschaute, dann erkannte man deutlich den großen Felsen auf seinen Schultern. Sein Scheitern in solch unruhigen Zeiten und im Angesicht dieses übermächtigen Feindes hätte Konoha den Wind aus den Segeln genommen. Dennoch war Kakashi konzentriert und ließ sich nicht von Gefühlen leiten. Jiraiya hatte es immer mit Erschrecken beobachtet, wie gefühlskalt und beherrscht Kakashi schon als Kind gewesen war.

Ein Shinobi aus Herzblut. Ein Mensch der Verschlossenheit.
 

„Hast du dein Sharingan schon benutzt, seitdem der Fluch aufgelöst wurde?“
 

„Ja, auf dem Rückweg. Der Chakraverbrauch dabei war so gering, dass ich es wahrscheinlich problemlos noch eine ganze Weile hätte verwenden können. Das Mangekyou-Sharingan habe ich allerdings noch nicht ausprobiert.“
 

„Dann solltest du das jetzt tun“, schlug Jiraiya vor und lehnte sich entspannt gegen den mittleren Baumstamm, der etwa zwei Meter aus der Erde ragte.
 

Wie gewohnt griff er nach seinem Stirnband und schob es etwas hoch. Das verschiedenfarbige Augenpaar sah sich nach einem geeigneten Gegenstand in der Gegend um und blieb an einem herumliegenden Baumstumpf hängen. Kakashi drehte sich samt seines Körper in die Richtung, wo er lag und beschwor augenblicklich das Mangekyou-Sharingan herauf. Die dunklen, sich drehenden Spirale ließen das gewaltige Stück Holz in Sekundenschnelle verschwinden. Nur der Abdruck im Boden bezeugte ihre Existenz.
 

„Und?“
 

„Ich habe deutlich gespürt, wie mir mein Chakra entzogen wurde. Allerdings hat es mich nicht großartig angestrengt. Augenscheinlich bin ich nicht so erschöpft, wie ich es normalerweise nach der Anwendung bin. Vielleicht sollte ich das genauer prüfen.“ Und damit sprintete er in Lichtgeschwindigkeit auf den anliegenden Wald zu und machte einen Hechtsprung auf einen der Bäume, sodass einige Blätter ihren Halt verloren und langsam zu Boden glitten. Auf einem Ast stehend blickte Kakashi zu Jiraiya herüber. „Das Sharingan werde ich in Zukunft wohl öfters einsetzen können“, schlussfolgerte er und sprang ab, um wieder zu dem Sannin herüber zu gehen.
 

„Ist dir sonst noch was aufgefallen? Fühlt sich das Chakra anders an?“ Auch der erfahrene Sannin stand der Situation etwas hilflos gegenüber. Sie hatten einfach keine Anhaltspunkte, wussten nicht, wo sie anfangen sollten.
 

„Nein, alles fühlt sich so an wie immer. Was haltet Ihr davon, wenn wir einen Übungskampf machen? Vielleicht kommen wir dadurch einen Schritt weiter.“ Jiraiya ließ sich diesen Einfall nicht lange durch den Kopf gehen, da ihm dieselbe Idee gekommen war.
 

„Dann zeig mal, was du kannst, Jungchen.“
 


 

Der kleine Zeiger hatte endlich die Neun erreicht. Mit einem leicht mulmigen Gefühl in der Bauchgegend klopfte Neji an die Tür der Hokage und auf ein „Herein!“ trat er ein.
 

Tsunade schrieb gerade konzentriert irgendetwas auf eine Schriftrolle und sah nicht hoch, als sie Neji bat, sich kurz zu setzen. Der Angesprochene nahm auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch der Godaime Platz, während sein Herz in einem unnatürlich schnellem Rhythmus gegen seine Brust hämmerte. Gefühlskontrolle gehörte zu seinen großen Stärken, weswegen sein Körper nichts von der inneren Unruhe preisgab.
 

„Gut“, sagte Tsunade nach einer kurzen Weile, legte den Stift beiseite, rollte die Schriftrolle zusammen und verstaunte sie in einer Schublade. „Folge mir!“, sagte sie an den Brünetten gerichtet und schritt voraus.
 

Ihr Ziel war ein Raum im Keller des Hokage-Turms. Während sie die Steintreppen herunterliefen spannte sich Nejis Körper sichtlich an. Die Hände hatten sich zu Fäusten geballt, die Augen sahen entschlossen drein. Ein stolzer Ernst ging von dem Hyuuga aus. Er schien seine Umgebung kaum wahrzunehmen; die grauen, kalten Betonwände, der modrige Geruch, das Flackern des grellen Lichtes. Am Ende des Ganges erreichten sie eine hölzerne Tür, die etwas quietschte, als Tsunade sie öffnete.
 

„Ist alles vorbereitet?“, fragte Tsunade die Person geradewegs heraus, die ihr aus blauen Augen entgegensah.
 

„Natürlich. Es kann sofort losgehen. Bist du soweit, Neji?“
 

Der Angesprochene verengte seine Augen, senkte seinen Kopf etwas und antwortete entschieden: „Ja, Inoichi-san* !“
 

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* Inos Vater



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