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war in my head

it's a sinners innocence
von

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I don't care so why pretend?

'There must be some way out of here,' said the joker to the thief.

'There's too much confusion, I can't get no relief.'
 

Er weiß nicht, was er macht um hinterher so auszusehen. Er versteht auch nicht, warum man das machen müsste. Aber er weiß, dass er damit aufhören sollte. Bela lehnt sich zurück und beobachtet Farin. Die fahrigen Bewegungen, den langen Pulli und er weiß, dass er den nicht nur zum Spaß trägt. Zu gerne würde er fragen was los ist, aber etwas an seiner gesamten Körperhaltung sagt ihm, dass er es besser bleiben lassen sollte. Deswegen hält er sich zurück und nippt an seiner Flasche Jack Daniels. Nichtmal was er hier eigentlich macht, weiß er, nicht mal was Farin hier macht, weiß er. Sie sollten aufstehen und rausgehen. Manchmal denkt er daran dem Blonden genau das zu sagen. „Steh auf, geh weg, verlass die Szene, der Vorhang ist gefallen.“ Aber er tut es nicht. Stattdessen steht er auf und setzt sich neben ihn. Schulter an Schulter, Seite an Seite, Bela den Kopf auf seiner Schulter, Farin den Kopf an dem von Bela, sitzen sie dort und starren auf einen Flachbildschirm der Elektroabteilung des Kaufhauses. Es läuft ein Homeshoppingkanal, den keiner von ihnen leiden kann, aber gerade jetzt ist es okay. Gerade jetzt ist auch okay, dass sie eigentlich in der Öffentlichkeit sind. Es ist kurz vor Ladenschluss und immer wieder werden alle Anwesenden dazu aufgefordert zu gehen.
 

Der Regen hat sie beide bis auf die Knochen durchgeweicht, aber Farin ist ganz ruhig. Nicht einmal genervt wirkt er. Stattdessen kann er etwas anderes in den Augen seines Spiegelbildes der Schaufensterscheibe lesen. Es ist Entschlossenheit. Noch weiß er nicht, wozu seinem Freund diese dienen soll, aber das wird er noch allzu bald herausfinden.
 

Es ist jedes Mal ein Gewaltakt. Jedes Mal aufs neue ein Kampf. Ein Kampf der so alt ist, dass sie schon beide ihren Willen, zu gewinnen, aufgegeben haben. Es geht nur noch um den Kampf an sich. Schweigend betrachtet er den Bissabdruck an seinem Unterarm. Schmerzen hat er nicht, keine physischen. Bela sieht es nur, sagt nichts. Der Zustand, in dem sich Farin gerade befindet ist selten, so selten, dass er an ein Wunder grenzt. Leider weiß der Schwarzhaarige auch nur zu gut, dass sein Freund selber reden muss, sonst ist nichts aus ihm herauszubekommen. Ein leichter Regen benetzt die abendliche Straßenlandschaft der Innenstadt, durch die sie langsam Hand in Hand schlendern. Es ist jetzt fast drei Jahre her, dass es die Ärzte wieder gibt und das ist die einzige Zeit, zu der sie vollkommen ungestört sein konnten in der Stadt.
 

„Mein Zug geht um viertel vor elf“, die Stimme des Sängers klingt in seinen Ohren nach. „Dann bin ich weg.“ Er hat nichts gesagt, nur dagesessen und versucht, gegen das Gefühl tot zu sein, anzukämpfen. Ohne etwas zu sagen blickt Farin auf eine der großen Uhren, wenn sie langsam gehen sind sie um viertel vor elf am Bahnhof. Er beschließt nicht zu gehen, genau wie damals. Es ist schließlich nur eine Erinnerung die ihn nur heimsucht, weil es heute vor drei Jahren war.
 

„Sag doch was!“, herrscht er ihn wütend an, schlägt ihm ins Gesicht. Der Schmerz ist dumpf, pochend – Blut fließt aus seinem Mundwinkel. Wie um zu zeigen, dass sein Körper sich noch genau daran erinnert, beginnt der Schmerz wieder in seiner Wange zu pochen. In einem Reflex es zu kompensieren, beißt sich Farin in den Unterarm. Es war keine Absicht, er weiß es. In seinem Blick hat er es lesen können, es waren Verzweiflung und eine durchgebrannte Sicherung. Tief versenkt er seine Zähne in seinem Unterarm. Immer die gleiche Stelle. Hier geht etwas schief. Das weiß er schon die ganze Zeit, aber er versucht es zu ignorieren, versucht der Erinnerung auszuweichen. Dabei weiß er, dass es noch nicht zu Ende ist.
 

Schmerz. Verlangen. Wut. Lust. Rage. Hunger. Frieden. Krieg. Zweisamkeit. Einsamkeit. Sex. Gegenseitiges wegschieben. Beieinander. Getrennt. Liebe. Tragödie. Hass. Komödie. Tragikomödie. Emotionales Kabarett. Verrucht. Unnahbar. Göttliche Überheblichkeit. Faszination. – Als er Blut schmeckt lässt er von seinem Arm ab. Der Regen brennt auf seiner Haut. Er ist stärker geworden.
 

Bela genießt es. Hüpft herum, legt den Kopf in den Nacken und versucht die Tropfen mit ausgestreckter Zunge zu fangen. „I'm singing in the rain...“, seine Stimme reißt ihn aus seinen Gedanken. Langsam weiten sich zwei grünbraune Augen. „Just singing in the rain, what a glorious feeling, I'm happy again!“ Lachend dreht er sich zu ihm um, beginnt das weiter zu singen mit dieser komischen Betonung die ihm zu eigen ist beim Englischen. „I'm laughing at clouds, so dark up above“, Farin findet, dass es sich falsch anhört, aber es ist nicht sein Akzent. „The sun's in my heart, I'm ready for love.“ Nicht direkt. „Let the stormy clouds chase, everyone from the place!“ Es ist etwas anderes das ihn stört. „Come on with the rain, I've a smile on my face.“ Etwas das tiefgreifender geht, denkt er, als er langsam weitergeht. „I walk down the lane.“ Ja, und wie er geht. Das beobachtet er jedes Mal gerne. Katzenhaft. Geschmeidig. Fast ein bisschen weiblich. Anziehend. „With a happy refrain.“ Die Stimmen vermischen sich. Hinter seiner Stirn pocht es unangenehm, als sich die Bilder vermischen. „Just singin'“, eine Flut von Bildern stürzt auf die Leinwand vor seinem inneren Auge. Immer wieder er. Beim Gehen. Beim Lachen. Wie sich seine Gesichtszüge verzerren, wenn er wütend ist. Sein Stöhnen, sein Singen in seinen Ohren. Für einen Augenblick, für den Bruchteil stimmt es. Dieses Lied. „Singin' in the rain!“
 

Seine Händen liegen an seinen Hüften. Er summt, zwingt ihn zum Tanzen, obwohl er es nicht kann. Er sagt es geht nicht darum. Er sagt der Regen ist doch egal, es würde ihm gefallen wie er aussähe. Ein Kuss. Ein verschmitztes Lachen. „Why do I smile and why do I sing? Why does September seem as sunny as spring?“ Jetzt weiß er es wieder. Er hat es gesungen, hat mit ihm getanzt. „Why do I get up each mornin' and start? Happy and head up...“ Seine Stimme verblasst langsam. Das Bild verschwindet. Bela ist wieder da. Hat nichts bemerkt. Freut sich am Regen. Summt und improvisiert den Refrain an den er sich nicht mehr erinnert.
 

Wie können Himmel und Hölle nur so dicht beieinander liegen? Farin fühlt sich innerlich tot.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2011-05-03T11:07:51+00:00 03.05.2011 13:07
Sehr vielversprechender Anfang. Ich mag deine Art, dich auszudrücken und auch die Themen, mit denen du dich beschäftigst, hebt sich sehr von den sonstigen, oft belanglosen Storys hier ab. Bin gespannt, wie es weitergeht.


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