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Die Prophezeiung

Bravestarr
von

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Hass säende Lügen

Raven konnte sich nicht erinnern, jemals mit so entschlossenen und auch angstfreien Schritten zu Stampede gegangen zu sein. Was auch immer seine Mutter vor ihm verheimlichte, er war sich sicher, dass Stampede es wusste. Und obwohl Raven es verstand, dass es diverse Dinge gab, die man lieber für sich behielt, so merkte er doch, dass dieses Geheimnis seiner Mutter großen Schmerz bereitete. Und er ertrug es einfach nicht, seine Mutter derart leiden zu sehen.

Zaghaft klopfte er an die Tür zu Stampedes Saal.

„Herein!“, konnte er dumpf das Brummen des Semidrachen hören.

Raven trat ein und sah zu dem Giganten hoch. Dieser blickte ihn etwas überrascht an.

„Raven. Was führt dich zu mir?“, fragte er.

„Nun...“, Raven trat näher und suchte nach den richtigen Worten.

„Es geht um Mutter. Sie kam heute von diesem Ausflug mit den anderen zurück und war furchtbar traurig. Das ist sie so oft in letzter Zeit. Sie will mir nicht sagen, wieso. Und eigentlich sollte ich das ja auch akzeptieren. Aber es lässt mir auch keine Ruhe. Und ich dachte, du weißt vielleicht etwas darüber. Was ist es, was sie so traurig macht?“

Während er das sagte, hatte er sich den Weg zur Plattform vor Stampede gebahnt und stand nun direkt vor dessen Gesicht.

Der Gigant blickte mit einem Mal beinahe mitleidsvoll auf ihn herab.

„Nun, ich weiß, was deine Mutter so traurig macht. Und ich weiß auch, warum sie es dir nicht erzählt.“, knurrte er schließlich. „Denn es ist eine wirklich schlimme Sache.“

Raven schluckte und blickte den Semidrachen weiter fest an.

„Und...was ist es?“, fragte er dann.

Stampede schüttelte leicht den riesigen Kopf.

„Ich weiß nicht, ob ich dir das erzählen sollte. Es könnte ein zu großer Schock für dich sein.“, sagte er dann.

„Ist egal. Ich werde es schon verkraften. Das Mutter immer so traurig ist, ist viel schlimmer.“, entgegnete Raven und ging bis ganz an die Kante der Plattform. Er war nun nur noch wenige Meter von dem Kopf des Semidrachen entfernt.

„Sage es mir, Stampede! Bitte!“

Dieser blickte ihn fest an, sagte jedoch erst nichts und grollte nur leise. Raven wusste, dass er dann nachdachte.

„Nun, gut!“, sagte er schließlich. „Aber ich kann dich nur noch einmal warnen, dass es nichts schönes ist.“

Raven blickte ihn weiter fest an, wortlos.

„Hat dir deine Mutter jemals etwas von deinem Vater erzählt?“, fragte Stampede dann.

Der Junge runzelte die Stirn.

„Nein. Aber was hat das damit zu tun?“

Tatsächlich hatte seine Mutter nie ein Wort über seinen Vater verloren. Raven hatte sich aber auch nie sonderlich dafür interessiert. Er hatte lediglich einmal gefragt, wieso er so anders als seine Mutter aussah. Sie hatte daraufhin nur ganz knapp gesagt, dass sein Vater so aussehen würde, wie er. Und war damit auch wieder so traurig geworden. Raven hatte dem damals jedoch keine Bedeutung beigemessen. Doch nun begannen sich ungute Gedanken in ihm breit zu machen. War sein Vater also der Grund für ihre Traurigkeit?

„Nun, dein Vater hat deiner Mutter etwas sehr schlimmes angetan.“, sagte Stampede.

Raven zuckte zusammen.

„Und was?“

Stampede kam ihm mit seinem riesigen Kopf ganz nahe.

„Seine Tat, ist der Grund, warum du zur Welt kamst.“, knurrte er leise.

Raven wich erschrocken zurück. Seine Gedanken rasten. Hatte er den Semidrachen richtig verstanden? Wollte er sagen dass...

„Er...hat Mutter vergewaltigt?“, fragte er entsetzt.

Stampede sah ihn traurig und mitleidsvoll an.

„Ja.“

„Und sie wurde mit mir schwanger?“

Stampede nickte.

„Ja. Aber sie liebt dich trotzdem. Und sie gibt dir mit Sicherheit nicht die Schuld an dem, was passiert ist. Aber...ich denke du erinnerst sie manchmal einfach zu sehr an ihn, denn du siehst deinem Vater sehr ähnlich.“, fuhr er dann schnell fort.

Raven war entsetzt. Er hatte mit etwas Schlimmen gerechnet. Aber so schlimm?

„Und, wie...wie ist es passiert?“, fragte er dann leise.

„Nun, deine Mutter war draußen in der Prärie. Du musst wissen, dein Vater ist der Marshall dieses Planeten. Eigentlich sollte er Leute, die so etwas tun einsperren. Aber ausgerechnet er tat deiner Mutter das an. Ich weiß zwar nicht genau, wie es passierte, aber er tat es scheinbar ohne besonderen Anlass.“

Ravens Fäuste verkrampften sich, seine Fingernägel bohrten sich in seine Handinnenflächen.

„Und...hat sie jemals versucht,...ich meine, hat mal einer versucht, es ihm heimzuzahlen?“, fragte er schwer beherrscht. Tränen der Wut begannen über seine Wange zu fließen.

„Natürlich! Aber dein Vater hat genau wie du außergewöhnliche Fähigkeiten. Und so hatten wir so gut wie nie eine Chance. Wir versuchen es immer wieder, so auch heute, als deine Mutter seit dem Vorfall das erste Mal mitging. Sie trafen auf deinen Vater und deine Mutter wurde sofort wieder an diese Sache erinnert.“

„Warum hat sie mir das denn nie gesagt?“, begann Raven nun zu weinen.

„Weil sie dich nicht belasten wollte. Du solltest unbeschwert aufwachsen, wie ein normaler Junge.“, knurrte Stampede.

„Aber ich bin nicht normal!“, sagte Raven leise und blickte dann zu dem Semidrachen auf und wischte sich mit einer entschlossenen Bewegung die Tränen aus dem Gesicht.

„Und ich werde dafür sorgen, dass er bekommt, was er verdient!“

Er sagte es leise, aber der entschlossene Ton in seiner Stimme versprühte eine Kälte, die Stampede bei einem so kleinen Jungen nicht für möglich gehalten hätte.

„Das ist gefährlich, mein Kleiner! Dein Vater wird keine Hemmungen haben, dich aus dem Weg zu räumen.“, knurrte er.

„Ich bin auch gefährlich! Und ich muss es tun! Für Mutter!“, sagte Raven entschlossen.

Stampede senkte sein riesiges Haupt und nickte nachdenklich.

„Dann wirst du aber noch etwas trainieren müssen. Denn eins ist sicher: Du bist sehr stark, aber das ist dein Vater auch. Und wenn du eine Chance haben willst, dann musst du deine Fähigkeiten noch weiter ausbauen.“, sagte er dann.

Raven nickte.

„Das werde ich! Und sobald ich stark genug bin, werde ich ihn töten!“, sagte er, beinahe feierlich, aber mit einem kalten und abgrundtief bösen Blick.

Stampede hatte große Mühe, sich ein triumphierendes Lachen zu verkneifen. Alles lief nach Plan. Es konnte kaum besser laufen. Schon bald würde er die Herrschaft auf New Texas haben.



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