Sunshine News
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Gedankenverloren schauten zwei jadegrüne Augen auf die weißen Wölkchen, welche träge am Himmel entlang wanderten. Kurz schlossen sich die Augen und sie stellte sich vor, sie selbst wäre eine dieser Wolken und würde dort oben nun gen den Horizont schweben.
Frei.
Schwerelos.
Sorglos.
Das Geräusch der Kreide, welche über die Tafel kratzte, holte sie wieder zurück in die Realität. Weg waren das Gefühl der Freiheit und Schwerelosigkeit. Zurück blieb nur die trockene Erkenntnis, dass es heute noch ein harter Tag werden würde.
Die Lehrerin, eine junge Frau namens Kurenai Yuuhi, drehte sich um und sah in aufmunternd in die Klasse. Es war still im gesamten Klassenraum, wie in jeder Mathematikstunde.
Kein Schüler wollte es herausfordern, dran genommen zu werden.
Yuuhi seufzte.
„Leute, ich weiß ja, dass das Lösen von Gleichungssystemen nicht zu euren Lieblingsbeschäftigungen gehört. Das habe ich auch in euren Tests von Dienstag gesehen.“, ihre zarte Hand verschwand unter ihrem Pult und zog einen Stapel Papiere hervor, „Allerdings ist die Klausur bereits in zwei Wochen und bis dahin muss das sitzen! Also, möchte es denn niemand versuchen?“
Ihr Blick wanderte durch die Klasse. Noch hatte die junge Frau nicht aufgegeben, einen Freiwilligen zu finden.
Niemand meldete sich.
Erneut seufzte die Yuuhi, fasste sich an den Kopf und rief:
„Okay, Haruno, komm du bitte nach vorne und zeig uns, wie man das System löst.“
Am letzten Tisch der Fensterreihe wurde ein Stuhl zurück geschoben.
Soviel zur Freiheit.
Die Besitzerin der jadegrünen Augen stand langsam auf, ihre langen, rosa fielen ihr sanft über die Schultern. Graziös bewegte sich das junge Mädchen auf die Tafel zu, ihr Blick, den sie ihren Mitschülern zuwarf, schien pure Freundlichkeit und Bescheidenheit auszudrücken. Einige Mädchen lächelten sie an, sie lächelte zurück.
Was sie jedoch in Wirklichkeit fühlte, ahnten die Anderen nicht einmal.
Elegant griff die Haruno nach dem Stück Kreide, welches ihre Lehrerin ihr anbot.
Mit einem Lächeln bedankte sie sich wohl erzogen und drehte sich nachdenklich zur Tafel um.
‚Diese Idioten!’, dachte sie verächtlich, ‚Tun so glücklich hier in ihrer kleinen, rosa Haribowelt und haben in Wirklichkeit doch keine Ahnung vom echten Leben da draussen!’
Kurz schloss sie die Augen.
Sah ihre kleine Schwester vor sich, ihre Mutter und ihren Vater.
Draussen.
In Freiheit, während sie hier drin versauerte.
Ein lautes Knacken durchdrang die Stille, als die Kreide in der Hand des Mädchens zerbrach. Yuuhi war zu perplex, um reagieren zu können.
„Ich will Ihnen jetzt einmal was sagen, Yuuhi- San! Ihr dämliches Gleichungssystem können Sie sich dorthin stecken, wo die Sonne niemals scheint! Ich werde verschwinden!“, wie eine Furie stürmte das Mädchen mit den rosa Haaren durch die Reihen ihre Mitschüler auf ihren Platz zu.
Keiner wagte es, sich ihr nach dem Wutausbruch entgegen zu stellen. Unsichere Blicke wurden ausgetauscht. War das noch die Sakura Haruno, welche sich stets durch gutes Benehmen und guten Zensuren hervor tat?
Wutentbrannt stürmte Sakura samt Tasche auf den Ausgang des Raumes zu, immer noch hielt sie niemand auf. Erst, als sie den Klassenraum verlassen hatte, konnte sie ein leises „Du meldest dich sofort bei der Direktorin!“ hören…
Knapp eine halbe Stunde später saß Sakura vor ihrer Direktorin und starrte gelangweilt an dieser vorbei aus dem Fenster.
„Was soll ich denn machen, Tsunade- Sama? Mich entschuldigen?“, fragte das Mädchen kleinlaut und spielte mit einer Haarsträhne herum.
Tsunade platzte förmlich der Kragen.
„Was ist denn nur in dich gefahren?! Du warst doch früher nicht so!“
Mit der Hand fuhr sich die Frau über die Stirn, während sie sich auf die alten Zeiten besann.
„Sakura, ich kenne sich nun schon seit du klein bist…Du warst stets ein nettes Mädchen. Was ist denn nur passiert, das du plötzlich diese Kehrtwende machst?“
Die Angesprochene senkte den blick zu Boden. Genau das war die Frage gewesen, vor der sie sich selbst immer gefürchtet hatte. Was war denn der Grund?
Hier, im Internat „Konoha“, hatte sie alles, was sie sich nur wünschen konnte. Eine klasse schulische Ausbildung, die besten Lehrer und garantiert nur genauso lernwillige Mitschüler wie sie selbst. Aber dennoch.
Etwas fehlte hier.
„Ich werd mich sofort bei Yuuhi- San entschuldigen gehen, okay?“, Sakura stand auf. Für sie war das Gespräch hiermit beendet, sie wollte zurück auf ihr Zimmer. Doch so leicht sollte es nicht werden.
„Setz dich wieder hin!“, die ungewohnte Schärfe in der Stimme der Freundin ihrer Mutter ließ sie gehorchen. Brav wie früher setzte sich das Mädchen hin. Tsunade sah sie mit durchdringendem Blick an.
„Es ist nicht nur dein Verhalten, das sich in der letzten Zeit verschlechtert hat, Sakura. Auch deine Noten sind abgerutscht. Du warst doch einmal eine Einser- Schülerin und jetzt? Jetzt ist es gerade mal ein Vierer- Durchschnitt.“
Erneut ging der Blick der Schülerin nach unten. Wer als sie selbst könnte ihre Noten besser kennen?
„Das wird wieder besser, Tsunade, ich verspreche es….“, murmelte sie leicht genervt vor sich hin.
Tsunade seufzte: „Ja, es wird sich bessern, denn mit diesen Leistungen wirst du am Nachhilfeprogramm der Schule teilnehmen. Das ist mein letztes Wort!“
Draussen erhob sich mit lautem Getöse ein Schwarm Krähen aus den Bäumen vor dem Fenster. Wie die Tiere so gen Himmel flogen, lösten sich einige pechschwarzen Federn aus den Gefiedern. Sanft und langsam segelten sie zu Boden. So wie die Federn langsam zu Boden glitten, so langsam fiel auch die Maske von Sakura ab. Zum ersten Mal an diesem Tag spiegelten sich ihre wahren Emotionen in ihrem sonst so schönen Gesicht wider: pure Fassungslosigkeit.
