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Unspoken

Hibari x Gokudera - inoffizieller Challenge-Fail
von

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One-Shot

Streit war nichts Neues für Gokudera Hayato.

Und eigentlich kümmerte es ihn auch einen Dreck, was andere Leute – Juudaime ausgeschlossen – ihm an den Kopf knallten, er kümmerte sich nie darum, wen er wie oder warum verletzte. Sorge um seine Mitmenschen brachte einem nichts als eine Menge unnötiger und gefährlicher Ablenkung vom Wesentlichen, war nichts als eine Bürde.

Eine Bürde, die er schlicht und ergreifend nicht zu tragen gedachte. In keiner Beziehung.

Und am Wenigsten in dieser Entschuldigung von einer Liebesbeziehung, die er bis vor wenigen Minuten wohl zu Hibari Kyouya unterhalten hatte.

Habe ich das wirklich?

Der Gedanke war fast spöttisch. Liebe. Hibari und er. Gab es zwei Menschen auf dem Planeten, bei denen es weniger wahrscheinlich war, dass sie einander auch nur ansatzweise ertrugen?

„Nein.“

Vielleicht war das auch der Grund gewesen, wieso es so plötzlich und so sehr gekracht hatte. Hibari hätte es eben besser wissen müssen, als sich in Hayatos Angelegenheiten einzumischen! Sich den winzigen Funken Menschlichkeit und Sensibilität, der sich hinter der Maske des prügelsüchtigen Wahnsinnigen versteckte, bitte für jemanden aufsparen sollen, der so etwas auch wollte oder brauchte.

Aber seine Familienprobleme, die gingen niemanden etwas an. Und wenn Hayato seinem Juudaime etwas nicht anvertrauen konnte oder wollte, dann noch weniger Hibari Kyouya.

Was genau eigentlich Inhalt ihres Streites gewesen war, das war einfach vergessen, kaum, dass Hibari sich umgewandt hatte und kommentarlos gegangen war. Es hatte keine Schläge gesetzt. Als wäre er Hibari nicht einmal mehr die obligatorische Prügelei wert.

Sollte Hayato nur recht sein. Dieser Kerl war ihm rein gar nichts mehr wert. Weniger noch als der Dreck, der unter seinen Schuhsohlen klebte, als die Scherben, die knirschten, als Hayato darüber schritt, durch eine dunkle Seitengasse, um dem fröhlichen Treiben der Innenstadt aus dem Weg zu gehen, während er nach Hause trottete.

Es war vorbei.

Entschuldigen? Für Hayato keine Option. Er sah die Schuld nicht bei sich. Wollte sie nicht bei sich sehen. Wollte nicht akzeptieren, dass er geschafft hatte, woran sonst jeder scheiterte: die Mauer um Hibari anzukratzen. Genauso wenig, wie er zugeben wollte, nicht vor sich selbst, nicht vor jemand anderem, dass Hibari seine eigene Mauer genauso angekratzt hinterlassen hatte. Ein Wort könnte nun reichen, sie vollkommen einzureißen, Hayato aus dem sicheren Versteck seiner Asozialität zu zerren, und ihn nie wieder dorthin zurückkehren lassen zu können. Aber Hayato wollte nicht weg. Seine Welt war gut und schön, wie sie war. Nur er und Juudaime. Hibari hatte dort keinen Platz.

Kopfschüttelnd schüttelte Hayato die Gedanken ab, rumorte genervt durch seine Hosentaschen, nur um feststellen zu müssen, dass er seine letzte Zigarette doch schon vor Stunden aufgeraucht hatte, dass er sein Feuerzeug in Hibaris Büro in der Schule hatte liegen lassen. Aber dorthin wollte er nicht zurück. Würde er nicht zurückkehren. Er hatte keine Lust, statt von dem inzwischen so vertrauten Brummen, das genauso gut Ablehnung wie Akzeptanz heißen konnte, von einer gezückten Waffe begrüßt zu werden. Oder völliger Ignoranz.

Zuhause hatte er doch noch Ersatzfeuerzeuge. Und Zigaretten.
 

Der abgestandene Geruch nach schalem Zigarettenrauch empfing Hayato, als er in die Wohnung trat, die Tür hinter sich schloss. Das leise Klicken des Schlosses in der völligen Stille war ein geradezu ohrenbetäubender Lärm, doch die Stille, die darauf folgte, dröhnte nur noch schlimmer in Hayatos Ohren. Was ihm einmal vertraut und willkommen gewesen war, hatte er über die letzten Monate nicht nur größtenteils von sich geschoben, sondern hatte er sich vor allem irgendwie an ein ziemliches Gegenteil gewöhnt.

Genervt ließ er sich auf die Couch fallen, runzelte unwillkürlich die Stirn, als ihm jetzt erst bewusst wurde, wie durchgelegen das alte Möbelstück schon war. Hibaris Couch war anders. Und das Couchkissen, das Hayato sich unter den Kopf schob, war irgendwie auch nur halb so bequem, wie er es in Erinnerung hatte. Kaum zu glauben, wie schnell man sich an das Gefühl nicht sonderlich weicher Oberschenkel unter dem Schädel gewöhnen konnte… Blindlings griff er nach der Packung Zigaretten, die immer auf dem Wohnzimmertisch lag, zog eine Kippe heraus und entzündete sie mit dem Feuerzeug, das immer neben der Packung lag, nahm einen tiefen Zug, füllte die Wohnung nur noch weiter mit dem Zigarettengeruch, der in seiner Nase so fremd kitzelte, war sie inzwischen doch eher an Kaffee gewöhnt.

Aber es tat gut.

Es war ein Teil Normalität und Routine aus der Zeit, bevor Hayato sich plötzlich nicht einmal mehr daran gestört hatte, dass ein dummer, gelber Piepmatz versucht hatte, in seinem Haar ein Nest zu bauen, während er neben dessen Besitzer auf dessen Sofa gelegen hatte, den Kopf auf die Beine des Anderen gelegt, die Augen geschlossen.

Er hatte viele Tage so verbracht, nach der Schule, nach den Hausaufgaben. Nur da gelegen, die Augen geschlossen, zugehört, wie Füllfedern über Papier kratzten, eine leise Stimme immer wieder unbestimmt aufbrummte. Uri hatte schnurrend auf seinem Bauch gelegen, keine Krallen, sondern nichts als Samtpfoten, manchmal hatte Roll sich daneben gekugelt, oder aber, der kleine Igel hatte mit seinem Näschen immer wieder nach Aufmerksamkeit gestupst, sei es von seinem Herrchen oder dessen Freund. Wenn Hibari seine Arbeit zu dumm geworden war, hatte er immer leise aufgemurrt, irgendwo zwischen schmollend und ernsthaft frustriert an Hayatos Haar gezupft, sanft genug aber, dass man es eigentlich noch Liebkosen nennen konnte.

Hayato murrte leise, rollte sich auf den Bauch und vergrub das Gesicht im Kissen, die nicht einmal zur Hälfte gerauchte Zigarette ließ er im Aschenbecher ausqualmen.

Ich hasse dich, Hibari Kyouya.

Ein tröstlicher Gedanke, über den Hayato einfach einschlief. Genau, er hasste diesen Kerl.
 

Uri wurde wieder ein kleiner Kotzbrocken. Als Hayato es am nächsten Morgen wagte, das Miststück rauszulassen, ging das Gefauche und Gezeter gleich wieder los. Blöde Katze. Als wolle sich die ganze Welt gegen ihn verschwören.

Schief ging sowieso alles an diesem unseligen Tag.

Angefangen damit, dass Hayato schon aufwachte mit einem beißend schlechten Gewissen; nachdem die Nacht nun etwas Distanz zwischen ihn und diesen dummen Streit gebracht hatte, musste er bei aller Engstirnigkeit doch einsehen, dass er vielleicht unrecht gehabt hatte.

Ein winziges bisschen.

Aber Hibari war viel mehr im Unrecht. Wenn er sich entschuldigen würde… vielleicht würde Hayato es annehmen.

Vielleicht nicht.

Im Unterricht landete irgendwo aus den hinteren Reihen ein Papierflieger an seinem Schädel. In der Pause wurde geprügelt, so etwas ließ Hayato nicht auf sich sitzen. Er ließ sich nur zu gern provozieren, Prügeleien waren verdammt entspannend.

wären es zumindest, gäbe es Hibari Kyouya nicht. Der und sein Ärgersensor bekamen durchaus mit, dass ein paar Schüler da gerade gegen die Schulordnung verstießen.

Und plötzlich stand er da, Hayatos Opfer waren beim Anblick des Schuldämons längst geflohen. Die grauen Augen zu schmalen Schlitzen verengt, der Blick, der in ihnen lag, undeutbar für Hayato.

Ein Brummen – Vollidiot, benimm dich –, und verschwunden war der Kerl wieder.

Und mit ihm die Wolken, die Hayatos Laune so getrübt hatten und gegen seinen Willen lächelte er leicht.

„Che.“
 

Lange Finger zupften an grauen Haarsträhnen, graugrüne Augen waren geschlossen, die grauen Brauen darüber missgelaunt zusammengezogen. Graue Augen waren auf Papiere fixiert, überflogen Zeile um Zeile irgendeiner Schülerstrafarbeit, die zu den Augen gehörende Stimme murrte immer mal wieder auf. Ein Vögelchen trällerte vergnügt sein Lied – auch wenn’s nur die Schulhymne war… –, ein Kätzchen lag daneben, schnurrend, keine Intention, das gelbe Federbüschel zu fressen und eines kleinen Igels Näschen stupste gegen einen Arm, der von dem Sofa herunterhing.

Der Streit nicht vergessen, aber vorbei. In der Luft hingen unausgesprochene Worte, Entschuldigungen, Erklärungen, alles nicht notwendig. Nicht reden zu müssen, um sich zu verstehen, war wohl das, was diese Entschuldigung einer Liebesbeziehung einzigartig machte. Besonders. Besonders genug, um geduldet zu werden, obwohl sie mit Juudaime weniger nicht hätte zu tun haben können.

Immer noch zupften lange Finger an grauem Haar, und der Besitzer dieses Haarschopfs entspannte sich langsam doch sichtlich, die strengen, missmutigen Falten in dem jugendlichen Gesicht glätteten sich und er gab einen Laut von sich, gar nicht so unähnlich dem Schnurren seiner Katze, der mit einem ebenso leisen, fast sanften Brummen beantwortet wurde.

Gokudera Hayato öffnete langsam die Augen, blickte hinauf zu seinem nun doch wieder Freund Hibari Kyouya, dessen Blick seine Papiere wohl auch schon längst verlassen hatte, um den seinen aufzufangen.

„Mein Alter hat morgen Geburtstag.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Wisteria
2015-02-18T17:37:47+00:00 18.02.2015 18:37
Toll! Gefällt mir gut, schön geschrieben.
LG
Von:  Vinanti
2011-04-26T19:46:36+00:00 26.04.2011 21:46
Nochmal heyho! x3

Vorab, ich mag Storys, in denen die Tierchen vorkommen sowie so schon mal sehr gern. xD Und wenn die dann auch noch so gut geschrieben sind~ Hach! ;3; Wunderbar! <3
Das Pairing ist mir noch nicht sehr vertraut, aber trotzdem sehr gelungen.
Das liest sich alles so schön bei dir. IC und so~ xD
Gerade dieses eher wortkarge Verhalten hat mir gefallen.

Richtig gelungen, ich pack das auf meine Favoritenliste. ;3
Aber ich muss dir noch ein Kompliment über deinen Schreibstil machen. ‹3 Eigentlich wollte ich Schangia auch noch einen OS dazu schreiben, auch wegen unserem baldigen Cosplay und so, aber irgendwie~ |D Oh weh, der wird richtig untergehen~ xD

Mach's gut! :]
Von:  Schangia
2011-04-24T17:42:18+00:00 24.04.2011 19:42
Ja, ich liebe dich immer noch hierfür. Wie könnte ich nicht? :D

Dafür, dass du dich nicht so ausfürlich mit den Charakteren beschäftigt hast, sind sie erstaunlich gut getroffen. Vor allem Hayato, was natürlich ganz einfach deswegen noch mal Extrapuntke gibt, weil es seine Reaktionen viel verständlicher macht.
Dass die Geschichte mit einem Streit zwischen den beiden beginnt, macht es nur noch realistischer, denn bei den beiden erwartet man - wie du in deinem One Shot aufgreifst - am wenigsten eine Beziehung.

Ab diesem Satz [Kaum zu glauben, wie schnell man sich an das Gefühl nicht sonderlich weicher Oberschenkel unter dem Schädel gewöhnen konnte...] war es dann komplett um mich geschehen und ich musste jedes Mal wie das lausige Fangirl quieken, dass ich nun mal bin, wenn ich was zu dieser Eigenart der beiden gelesen haben.
Mir gefiel auch, dass du die Boxtiere eingebracht hast; dass Uri ganz handzahm wurde, wenn Hayato und Kyouya zusammen waren (und sich während des Streits ihr kratzbürstiges Wesen weider einstellt xD) und dass Roll nach Aufmerksamkeit sucht.
Und Kyouya, der an Hayatos Haaren zupft. Liebäää~ *-*

Kurzum: ich bin begeistert.
Vielen, vielen Dank für deine Mühen und diesen tollen One Shot. <3


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