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Music, Love and Cherry Blossoms

Zwischen Krone und Liebe
von

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Day One

Langsam öffnete ich meine Augen. Der Jetlag hat voll zugeschlagen! Am liebsten würde ich mich gerade wieder im Bett umdrehen, doch da spielte wohl meine Mutter nicht so ganz mit.

Denn gerade als ich mich genüsslich in mein Kissen einkuschelte, öffnete sich rasch die Tür und meine Mutter, Carolina, stand in meinem Zimmer.

„Aufstehen, mein Schatz! Es ist Sommer, du bist in Japan! Und hast in drei Stunden deinen ersten Ballettunterricht!“

„Was?!“

Von einer Sekunde auf die andere stand ich kerzengerade im Bett.

„An einem Samstag?“, fragte ich entsetzt.

„Du hast nur ein Probetraining… für alle Neuankömmlinge. Sonst findet dein Training montags und mittwochs statt. Los komm, Papa hat schon Brötchen gemacht.“

Ja, nicht Brötchen geholt, sondern Brötchen gemacht. Bei uns musste alles frisch gemacht werden- wehe ich kam mal mit Tütensuppe… „Das können wir auch selber machen, Melia.“

Das bekam ich dann zu hören. Mittlerweile hatte ich mich mit fast 16 Jahren an so ein Leben gewöhnt.

Langsam stand ich auf und betrachtete mich in dem großen Spiegel. Dann kam mir in den Sinn, dass ich noch nicht alles in meinem Zimmer betrachtet hatte. Es waren noch zwei Türen, die mir fast schon von mir geöffnet werden wollten.

Ich schlich also noch halb schlafend an die erste Tür, die direkt gegenüber von meinem Bett war, drehte langsam den Türknauf und erstarrte!

„Oh mein Gott! Ich hab ein eigenes Bad!“

Es konnte nicht besser werden, das konnte es einfach nicht! Plötzlich hellwach rannte ich an die nächste Tür und stand in einem leeren Kleiderschrank.

„Ein begehbarer Kleiderschrank, ich glaub es ja nicht.“

Gut, hier hatte ich zwar Luxus pur, aber das änderte noch lange nichts daran, dass ich in Japan und nicht in Deutschland war.

Etwas von den Schockmomenten erholt, ging ich gemächlich die vielen Treppen hinunter. Paps stand in der großen Küche, die komplett aus schwarzem Marmor war, und bereitete gerade ein großes Tablett voller leckerer Speisen vor.

„Morgen Paps.“

Er drehte sich zu mir um.

„Hey, guten Morgen, Melly-Belly.“

Räusper… ist so ne Angewohnheit von ihm…

„Dad…“

„Tut mir leid, Spätzchen. Wie war die erste Nacht in Japan?“

„Ganz gut… wo ist Mum?“

„Im Wohnzimmer. Sie ist sich dort gerade mit deiner neuen Kindersitterin am unterhalten.“

„Ach so...“, dachte ich. Doch Moment mal, hörte ich da gerade Kindersitterin?

„Kindersitterin? Dad, ich brauche wirklich keine Kindersitterin mehr.“

„Ich weiß, Mel. Aber bring das mal deiner Mutter bei.“

„Mum!“, schrie ich und flitzte ins gegenüberliegende Wohnzimmer.

„Melia, guten Morgen. Darf ich dir Louisa vorstellen? Sie ist deine neue Aufpasserin.“

„Mum, ich brauche keine Aufpasserin mehr! Ich bin 16!“

„Noch nicht. Schatz, dein Vater und ich werden oft nicht da sein, wenn du von der Schule nach Hause kommst. Wer soll denn dann für dich kochen?“

„Na, ich! Mum, komm schon.“

„Nichts da. Louisa, ich bedanke mich bei ihnen. Sie können dann morgen um zehn Uhr ihren Dienst antreten.“

Louisa nickte und verschwand. Ich seufzte. Das fing ja alles ganz grandios an!

Wenige Minuten später kam Papa mit verschiedenen Platten an Käse, Obst, Wurst und Tomaten und einem herrlich duftenden Tee.

„Was ist das für ein Tee, Daddy?“

„Kirschblütentee. Ich weiß doch, wie sehr du Kirschblüten magst.“

Stimmt. Ich liebe Kirschblüten. Seit ich denken konnte. Wusste aber auch nie warum…

Als wir dann schließlich gemeinsam auf der großen Terrasse frühstückten, diskutierten meine Eltern schon über ihren nächsten Termin bei ihrem neuen Kunden.

„Wir müssen uns schon was Extravagantes einfallen, Kai. Schließlich sind es nicht irgendwelche Leute.“

„Das ist mir schon klar, Carolina. Mir ist es nur wichtig, dass wir uns treu bleiben und uns nicht verstellen.“

Bla bla bla… so ging das wahrscheinlich noch den lieben langen Tag.

„Melia, sag doch auch mal was!“, dirigierte meine Mutter.

„Ich halt mich aus euren Geschäften raus!“

„Wie wäre es, wenn wir Melia singen lassen?“

„WAS? Oh nein, ich will mich da gar nicht einmischen, Dad! Lass mich da raus!“

„Sie hat recht. Aber nun sag doch mal, Melia, was hast du heute vor?“

„Keine Ahnung… Trübsaal blasen?“

„Schau dir doch Tokyo ein bisschen an, bevor du zum Ballett gehst.“

„Sag bloß, ich muss allein da hin?“

„Ja, tut mir leid Schätzchen. Aber wir haben einen Termin.“

„Mum, ich war schon ewig nicht mehr in Tokyo, ich kenne mich kaum aus!“
 

Knapp eine Stunde später stand ich frisch poliert vor unserer Haustür. Na super, Mel, der Spaß konnte losgehen.

Mit einem Stadtplan in der Hand machte ich mich auf den Weg zur Innenstadt.

Na schön. Auf shoppen hatte ich heute mal so gar keine Lust. Es war Frühling und recht warm. Um diese Zeit waren die Kirschblüten besonders schön und deshalb beschloss ich in den naheliegenden Park zu gehen. Ich wusste noch von meiner Kindheit in Japan, wo genau der Park lag.

Knapp eine viertel Stunde und mehrere Anrempelungen später, kam ich schließlich im Park an und wie ich vermutete, strahlte er völlig im Glanz der rosafarbenen Wunderblüten.

Ich entschied mich dazu, mir ein schattiges Plätzchen zu suchen, bis ich die Ballettschule aufsuchen musste. Nach langem hin und her fand ich auch eins, direkt unter einer großen Kirschblüte. Sie war etwas abseits gelegen und so konnte ich mich ganz entspannt unter den Baum setzen und mich von dem Flug erholen.

„Yuki!!!“

Ich schnellte hoch! Wer schrie denn hier so? Plötzlich hörte ich nur noch das Kreischen und Schreien einiger Mädchen. Autsch, dachte ich. Da muss jemand berühmtes unterwegs sein.

Ich hörte Schritte, die mit rasender Geschwindigkeit direkt auf mich zukamen.

„Yuki!!!“

Sie waren direkt hinter dem Baumstamm an dem ich angelehnt war und ich wollte gerade zu ihnen spähen, als ein Junge mit etwas längeren schwarzen Haaren über meine ausgestreckten Beine stolperte.

„Oh mein Gott! Alles in Ordnung?“, fragte ich sie und half ihm beim aufstehen.

„Ja, ja alles in Ordnung.“

Er sah sich um, atmete tief ein und aus, als er die Staubwolke der vielen Mädchen sah.

„Ein Glück, sie sind weg.“

Er stand auf und klopfte sich den Staub von den Hosen. Erst jetzt sah ich, dass er ein Fußballtrikot anhatte. War er etwa schon so ein berühmter Fußballspieler, oder warum waren die alle hinter ihm her?

Der Junge sah mich interessiert an, lächelte und hielt mir die Hand hin. Hm. Wie sollte ich die denn jetzt interpretieren? Hieß das so viel wie: Darf ich mich vorstellen? Oder hieß das: Ich helfe dir auf. Ich entschloss mich dazu aufzustehen und seine Hand zu nehmen.

„Hey, ich bin Yuki. Danke dass du mir eben geholfen hast. Wenn auch nicht beabsichtigt.“

„Ich bin Melia. Sag mal, warum wurdest du denn verfolgt?“

„Ähm... du… kennst mich nicht?“

Woher sollte ich ihn denn kennen?! Ich war zwar die ersten vier Jahre meines Leben in Japan, aber ein Yuki ist mir nie begegnet!

„Nein… sollte ich?“

Der Junge sah mich irritiert an, blinzelte ein paar Mal, bis er wieder seinen Namen kreischen hörte.

„Du hörst es ja. Ich muss weiter! Ich hoffe wir sehen uns mal wieder!“

Ein komischer Kauz, dachte ich, schnappte mir mein Buch und ging entschlossenen Weges auf die Suche nach meiner neuen Ballettschule…
 

Ich verzweifle noch! Tokyo ist eindeutig zu groß für mich!

Inzwischen war ich seit fast einer halben Stunde auf dem Weg in die Ballettschule, doch jeden wo ich nach dem Weg fragte, sagte: „Keine Zeit, keine Zeit!“

Japan war wirklich ein sehr vielbeschäftigtes Land. Das musste ich ihm lassen.

Vor mir, hinter mir, links und rechts von mir: nur Menschen! Es war schrecklich! Ich wollte wieder in mein bescheidenes Bingen zurück!

Plötzlich wurde ich am Handgelenk gefasst und in eine abgelegene Gasse gezogen. Das ist dein Ende, Melia!

„Mach die Augen auf, Melia.“

Moment mal, die Stimme kannte ich doch! Langsam öffnete ich die Augen und sah doch tatsächlich…

„Yuki!“

„Na du. So schnell sieht man sich wieder.“

„Du kommst mir gerade recht!“

„Dacht ich mir. Du sahst ziemlich verloren aus in der ganzen Menge.“

„Ich war auch verloren, glaub mir.“

„Was suchst du denn?“

„Die Ballettschule.“
 

Yuki hatte sich freundlicherweise dazu entschlossen, mich bis zur Schule zu begleiten.

Derweil hatte ich herausgefunden dass er ganz in meiner Nähe wohnte, Fußball in seinem Schulverein spielt, und eine kleine Schwester namens Sayo hat und dass er in der zehnten Klasse ist.

„Erzähl was über dich!“, forderte er mich auf.

„Wo soll ich anfangen? Hm… ich habe Eltern, klar, eine Schwester namens Guilliana, einen Schwager der Philipp heißt und wohne seit gestern hier in Tokyo.“

„Du kommst aus Deutschland, richtig?“

Ich nickte als Bestätigung. Yuki fragte mich, warum meine Familie jetzt nach Japan gezogen sei.

„Meine Familie hat ein Musikmanagement. Der Hauptsitz war sonst immer bei uns in der Nähe, doch jetzt waren die Großkunden meiner Eltern hauptsächlich Asiaten. Also entschlossen sie sich dazu nach Japan zu ziehen. Wir haben hier schon mal gewohnt.“

„Das hört sich aber nicht gerade begeistert an.“

„Weißt du… ich hätte gerne noch meine zehnte Klasse auf meiner Schule gemacht und den Abschluss mit meinen besten Freunden gefeiert. Wenn wir nach meinem Abschluss nach Japan gegangen wären, wäre es wahrscheinlich einfacher für mich gewesen.“

„Versteh ich. So, hier wären wir. Soll ich noch mit reinkommen?“

„Nein.“, lachte ich. „Ich glaube, das pack ich schon alleine. Aber hab vielen Dank, dass du mich hierher geführt hast.“

„Kein Ding. Ich geb dir meine Handynummer, falls du dich wieder verläufst.“

„Ha ha.“

Er tippte noch schnell seine Nummer in mein Handy ein, bevor er sich verabschiedete. Ich seufzte und drehte mich schließlich zur Tür der Ballettschule um, da öffnete sich auch schon diese und eine superschlanke Schönheit, mit einem total strengen Dutt im Haar stand vor mir.

„Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte sie mich arrogant.

„Ich befürchte ja. Ich hab um zwei ein Probetraining hier.“

„Ach, Melia, richtig?“

„Richtig.“

„Komm rein. Ich bringe dich zu Frau Kobe.“

Knapp fünf Minuten später kam Hana, so hieß die superschlanke Ballerina, wieder zurück und übergab mir ein weißes Trikot und ein paar Ballettschuhe.

„Das sollst du anziehen. Danach kommst du in den großen Saal dort drüben.“, und zeigte auf eine geschlossene Tür, aus der ich eine strenge Stimme und klassische Musik vernahm.

Ich nickte Hana zu und verschwand in der Umkleide der Mädchen, denn hier, auf der National School of Ballet, gab es auch Jungs. Unwillkürlich musste ich an Yuki denken, und wie er wohl im Tutu aussehen würde. Ich kicherte. Unvorstellbar! Ob ich ihn wiedersehen würde?

Schnell hatte ich das weiße Trikot und die aufwändigen Schuhe angezogen und einen Dutt gemacht.

„Melia! Frau Kobe wartet auf dich! Sie wird ungemütlich, wenn sie warten muss!“, hörte ich Hana sagen.

Schön, schön, ich beeile mich ja! Ich trat aus der Tür, als mich Hana schon grob an der Hand packte und mich zu dem großen Saal zerrte. Dort stoppte augenblicklich die Musik, als Hana mit mir eintrat. Eine großgewachsene, schlanke Frau, die nun auf mich zukam, und mir die Hand reichte.

„Mai Kobe. Herzlich Willkommen. Stell dich bitte mit den anderen Mädchen an die Stange und mach ihre Übungen nach.“

„Aber ich bin doch gar nicht aufgewärmt!“, kam es aus mir heraus.

Augenblicklich war es still im Raum. Die CD war fertig und die restlichen Mädchen starrten mich mit aufgerissenen Augen an. Was hatte ich denn jetzt verbrochen?

„Miss Allington! Ich weiß ja nicht, in welcher unterbelichteten Ballettschule sie vorher waren, aber hier widerspricht man seiner Lehrerin nicht!“

„Unterbelichtet? Jetzt hören sie mir mal zu! Meine Ballettschule war alles andere als unterbelichtet! Sie war viel besser wie diese hier! Und außerdem: Ich hasse Ballett!“

„Dann bitte ich Sie sofort diesen Ort zu verlassen!“

Und da ich immer das letzte Wort haben musste, erwiderte ich bissig:

„Das kommt mir gerade recht!“

Damit zog ich mich wieder um, ließ den Dutt, Dutt sein, knallte das Trikot wütend auf den Boden und marschierte geradewegs aus der Ballettschule hinaus.
 

„Hallo?“, rief ich durch unser Haus, doch es schallte durch die große Halle zurück zu mir.

Ich bekam keine Antwort. Na super. Erst ein Tag in Japan und dann schon mutterseelenallein.

Wahrscheinlich hatten meine Eltern wieder einen superwichtigen Termin und mir einen Zettel in der Küche hinterlassen. Gerade als ich dort hingehen wollte, erschrak ich fürchterlich, als Louisa, mein „Kindermädchen“, aus dem Wohnzimmer kam.

„Ah, Melia-Sophie!“

„Melia reicht.“

„Natürlich! Ich soll dir sagen, dass deine Eltern sich etwas verspäten. Hast du Hunger?“

„Ähm… nein, Louisa. Vielleicht später. Trotzdem danke.“

Ich lächelte sie kurz an, bevor ich über die große Treppe hinauf in mein Zimmer verschwand.

Dort schmiss ich meine Tasche auf mein Bett, ging zu meinem begehbaren Kleiderschrank rüber und kramte mir meinen weißen Bikini mit Glitzersteinchen heraus. Schnell zog ich mich um, schmiss die dreckige Wäsche in den Korb für die Waschmaschine und ging dann wieder zurück in die Küche, wo ich Louisa vermutete. Und ich lag vollkommen richtig.

„Louisa, haben meine Eltern gesagt, wann sie wieder zurückkommen?“

„Nein, leider nicht. Sie sagten, es werde spät. Wie war es in der Ballettschule?“

„Oh… großartig.“, spielte ich ihr vor, denn sie sollte keinen Verdacht schöpfen.

„Schön!“

„Ich werde mich an den Pool legen.“

„Alles klar. Um sieben ist das Essen fertig.“

„Danke Louisa.“

Sie lächelte mich warm an und wandte sich dann wieder ihrem köstlich duftenden Gericht zu.

Unwillkürlich musste auch ich lächeln.
 

Wow, dachte ich. Die Poollandschaft war am Tag noch schöner anzusehen, als in der Nacht. Außerdem hatten wir einen tollen Blick auf das japanische Meer.

Ich zog meine Sonnenbrille auf und legte mich auf einen unserer Liegestühle in die Sonne.

Nebenbei ließ ich den Tag Revue passieren. Es war einiges passiert. Erst treffe ich Yuki, die für mich unbekannte Berühmtheit. Dann werde ich aus der Ballettschule geflogen und jetzt? Jetzt lag ich hier gemütlich und grübelte, wie ich den Rauswurf am Besten meiner Mutter erklären konnte. Mein Vater wusste nämlich schon lange, das Ballett absolut nicht mein Ding ist. Abgesehen davon, bin ich wirklich gut in dieser Art von Tanz. Aber ich mochte ihn einfach nicht. Er riet mir immer wieder, mit Mum zu reden, doch ich brachte es nicht übers Herz, ihr die Wahrheit zu sagen. Es würde eine Welt für sie zusammenbrechen!

Gerade als ich mich gänzlich entspannen wollte, kam Louisa auf die Terrasse.

„Melia, Telefon für dich.“

„Telefon? Wer ruft mich denn an meinem ersten Tag in Japan an?“, murmelte ich mir selbst zu und nahm währenddessen das tragbare Telefon entgegen, welches mir Louisa entgegenstreckte.

„Hallo?“

„Hey Melia, hier ist Yuki!“

„Yuki! Woher hast du meine Nummer?“

„Tja… ich… hab da so meine Quellen.“

„Aha…“

„Ich wollte dich fragen, ob du nicht Lust hast, irgendetwas zu unternehmen.“

Eigentlich hatte ich nicht so richtig Lust dafür… aber konnte ich diesem Jungen etwas abschlagen? Melia, reiß dich zusammen! Du kennst ihn erst seit ein paar Stunden!

„Weißt du…“

„Du hast schon was anderes vor?“

„Nein.“

„Du hast keine Lust?“

„Nein.“

„Du magst mich nicht und willst mich damit nicht verletzen?“

„Nein! Was redest du für einen Quatsch! Komm einfach bei mir vorbei, dann erkläre ich dir alles!“

„Okay. Bis gleich!“

Ehe ich ihm noch meine Adresse durchgeben konnte, hatte er aufgelegt. Komischer Kauz… hab ich doch von Anfang an gesagt, oder?
 

Kaum zehn Minuten später klingelte es an der Tür. Ich hörte, wie Louisa Yuki stotternd begrüßte. Bitte, nicht auch noch Louisa! Wer war dieser Typ, dass jedes weibliche Wesen ins Stottern verfällt?

Dann fielen plötzlich zwei Schatten auf mich. Ich nahm die Sonnenbrille ab und erblickte Yuki und Louisa.

„Miss… Allington… Pri…“

Ein Räuspern von Yuki. Louisa tat erschrocken.

„Ähm… Yuki ist hier.“

„Ja… danke Louisa. Nehmen Sie sich den restlichen Tag frei.“

„Aber Miss Allington!“

„Kein aber! Ich werde schon noch im Stande sein, ein Essen fertig zuzubereiten.“

Sie nickte, verbeugte sich kurz und knapp vor Yuki, was ich überhaupt nicht verstand, wobei ich mir dachte, das es aus reiner Höflichkeit geschah, nahm ihre sieben Sachen und flüchtete regelrecht aus dem Haus.

„Na du.“, sagte er.

„Na du Frauenschwarm.“

„Warum Frauenschwarm?“, fragte er und setzte sich auf den Stuhl neben mir.

„Überall wo ich dich jetzt bereits getroffen habe, kommt jede Frau ins Stottern oder rennt dir hinterher. Wer oder was bist du Yuki?“

„Ich? Nur ein Frauenschwarm eben. Wie du gesagt hast. Mehr nicht.“

Ich zog eine Augenbraue hoch und wechselte das Thema, denn ich glaubte, dass mir Yuki sowieso nicht die Wahrheit sagte, geschweige denn, dass er sie mir jemals sagen wird.

„Hast du Hunger?“, fragte ich ihn stattdessen.

„Mächtig, ja.“

„Lust was zu kochen?“

„Mit dir doch immer.“

Ich lächelte und führte ihn in unsere große Küche. Dort blätterten wir eine ganze Weile in den Kochbüchern rum, bis wir uns schließlich für selbstgemachte Pizza entschieden haben.

Wir hatten alle Zutaten bereits im Kühlschrank und so konnte der Spaß losgehen!

Während ich die Salami, die Ananas und den Schinken schnibbelte, versuchte Yuki verzweifelt die Mehltüte zu öffnen. Ich musste kichern.

„Du hast wohl auch noch nie gebacken, oder?“

„Soll ich ehrlich sein?“

„Ja.“

„Ja, es stimmt. Es ist das erste Mal für mich.“

„Unglaublich. Du hast nie zu Weihnachten Plätzchen gebacken?“

„Nein…“, meinte Yuki und sah traurig zu Boden.

„Weißt du was? Wir backen uns jetzt keine Pizza, sondern Plätzchen!“

„Plätzchen im Sommer?“

„Ist doch mal was anderes, oder?“

Yuki lächelte mich an, fast schon so, wie ein kleines Kind.

„Aber ich befürchte, dass wir noch etwas einkaufen müssen.“, und holte Yuki aus seiner kleinen Traumwelt zurück.

„Was denn einkaufen? Wir können doch den Teig von der Pizza einfach für die Plätzchen nehmen.“

„Yuki.“, lachte ich. „Du kannst doch nicht Hefe für Plätzchen benutzen!“

„Warum nicht?“, fragte er ahnungslos.

„Die gehen doch auf wie ein Wasserball! Außerdem ist das ein ganz anderer Teig, Yuki.“

Ich lachte, nahm Yuki das Mehl aus der Hand und stellte es wieder in den Schrank.

„Los komm, du Bäcker.“

Ich schnappte mir seine Hand und schleifte ihn aus der Küche.

„Wohin gehen wir jetzt?“, fragte er mich und ich antwortete: „Auf mein Zimmer. Ich kann schließlich nicht im Bikini in den Supermarkt.“

„Also… ich hätte nichts dagegen.“

Spielerisch schockiert drehte ich mich zu ihm um.

„Yuki, Yuki, dass sind ja ganz andere Seiten von dir.“

„Jetzt lernst du den richtigen Yuki kennen.“, kicherte er.

„Ist das eine Drohung?“

„Ein Versprechen.“
 

„Wow! Tolles Zimmer, Mel.“

„Mel?“, fragte ich und lächelte meinen neuen Freund an.

„Ist das okay?“

„Vollkommen okay!“, lachte ich und verschwand mit ein paar Klamotten im Bad. Die Tür ließ ich dennoch offen.

„Sag mal“, rief ich hinaus. „Welche Plätzchen wollen wir denn eigentlich backen?“

„Nussplätzchen! Und Schokoladenplätzchen!“, rief er begeistert.

„Alles klar! In der Küche stehen ein paar Backbücher. Du kannst ja wenn du willst mal reinschauen.“

„Gerne!“

Dann hörte ich nur noch, wie er die Treppen hinunterging. Jetzt konnte ich erst einmal durchatmen. Irgendwie kam mir Yuki ziemlich spanisch vor. Dauernd muss er vor kreischenden Mädchen wegrennen und sogar Louisa, mein „Kindermädchen“, ist mit seiner Anwesenheit vollkommen überfordert! Wer ist er?

Ich beschloss ihn das irgendwann noch zu fragen, doch jetzt zog ich erst einmal eine lockere, weiße ¾ Hose mit einem grünen engen Top an, welches meine weiblichen Rundungen betonte. Schnell doch den Schlüssel und das Geld einpacken, dann konnte es endlich losgehen.

„Und? Hast du ein Rezept gefunden, das dir gefällt?“, fragte ich Yuki, als ich die Treppen hinunter stieg.

„Ja, hab ich.“

„Sehr schön!“

Ich stellte mich neben ihn an unsere große Arbeitsplatte und schaute ihm über die Schulter.

„Melia?“

„Ja?“

Ich blickte auf, direkt in seine Augen. Mit ihrem Eisblau waren sie einfach nur atemberaubend schön.

„Ich…“

„Ja?“, fragte ich hoffnungsvoll.

„Danke dir.“

Hä??

„Ja, ich danke dir für das, was du für mich machst.“

„Ähm… kein Ding…“

Männer!

„Tja dann… würde ich sagen, machen wir uns auf den Weg in den Supermarkt!“, führte ich die peinliche Situation zu Ende.

„Ja! Los geht’s!“
 

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