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Music, Love and Cherry Blossoms

Zwischen Krone und Liebe
von

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The secret is...

Es war drei Uhr als ich zu Hause ankam. Als ich durch die Tür trat stand vor mir schon ein ganzes Glückwunsch-Komitee.

„Herzlichen Glückwunsch Melia!“

Ich musste auflachen und nahm Louisa die Torte mit dem riesigen Notenschlüssel aus Marzipan ab.

„Oh, ihr seid so süß!“

Gerade als ich Louisa umarmen wollte, klingelte es an der Tür.

„Das müssen Amaya und Keiko sein.“, rief ich, doch wunderte es mich was sie jetzt schon hier wollten. Wir hatten doch vier Uhr ausgemacht, oder?!

Ich öffnete die Tür und erschrak.

„Was machst du denn hier?“

„Eine nette Begrüßung, Melia.“

Yuki setzte einen Schritt vor und ich machte ihm automatisch Platz, dass er eintreten konnte.

„Yuki! Das ist aber eine nette Überraschung.“, rief meine Mutter laut aus und umarmte, ja, sie umarmte ihn, als wäre er ihr perfekte Schwiegersohn für die Familie.

„Danke. Ich bin eigentlich nur hier um Melia etwas zu geben.“

„Mir was geben? Hab ich in der Schule was vergessen?“, fragte ich ihn und ging meinen Tagesablauf noch mal in Ruhe durch.

„Nein… ich…. Können wir kurz reden?“

Ich seufzte und nickte. Hoffentlich würden wir schnell zu Ende kommen, denn ich musste mich ja schließlich noch auf das Treffen mit Amaya und Keiko vorbereiten.

Mit einer eindeutigen Handbewegung folgte mir Yuki auf das Gartengelände unserer Villa.

Wir setzten uns an unseren Pool und ließen die Beine ins kühle Nass gleiten.

„Also…“, fing ich an „du wolltest mir was geben?“

„Ja…“

Er fing an in seiner Jackentasche zu kramen und holte schließlich eine kleine Schachtel heraus. Was kam den jetzt?!

„Hier.“

Er hielt mir die Schachtel, die aussah als käme sie vom Juwelier, vor die Nase.

Ich nahm es in die Hand und machte die Schachtel langsam auf. Der Saum der als Schutz dienen sollte, war schneller weg als in China die Mauer gebaut wurde.

Und was ich sah, ließ alles böse was ich bisher über Yuki dachte, verschwinden.

Denn er hatte mir doch tatsächlich ein silbernes Armband geschenkt, an dem ein Notenschlüssel hang. Dieser hatte drei Steinchen und ich wollte nicht wissen, wie viel Karat er hatte. An dem Notenschlüssel waren außerdem noch zwei Buchstaben locker befestigt: Y und M. Yuki und Melia. Was sollte ich denn jetzt davon halten? Kann mir das mal jemand auf einem Silbertablett servieren? Halloooooo…..

„Das… ist wunderschön.“

„Puh!“, seufzte Yuki laut los, „Und ich dachte schon dir gefällt es nicht.“

„Doch, es gefällt mir wirklich. Aber…wie komme ich zu dieser Ehre?“, fragte ich kichernd.

„Eine kleine Aufmerksamkeit von einem Jungen der dich sehr gern hat. Außerdem soll es dir ein Glücksbringer sein für die Gesangsschule.“

„Danke Yuki…“

„Melia… ich… würde mich wirklich freuen wenn du zu meinem Geburtstag kommen würdest.“

Ich schaute ins plätschernde Wasser hinein.

„Yuki… ich weiß doch das du nicht der bis den du vorgibst zu sein. Hab ich nicht recht?“

Seine Blicke ruhten auf mir. Ich spürte sie mehr als das Wasser an meinen Füßen.

„Vielleicht magst du recht haben. Um das herauszufinden, komm doch einfach am Freitag zu meiner Party. Bitte Melia.“

Mein Kopf schellte zur Seite.

„Also ist es wahr.“

„Was?“

„Das du mir etwas verschweigst.“

„Nein… ich möchte dich nur nicht verlieren.“

Ich riss meine Augen auf. Mich verlieren? Was…?!

„Yuki…. wie kommst du darauf das du mich verlieren könntest?“

„Weil ich Angst habe. Angst vor deiner Reaktion.“

„Naja!“, sagte ich schallend und sprang auf, „Solange du mir nicht verschwiegen hast dass du ein Prinz auf hohem Ross bist!“, lachte ich und drückte Yuki von hinten.

Er prustete laut auf und lächelte gequält. Was war denn jetzt?

Yuki stand auf und kam auf mich zu.

„Es wird Zeit für mich zu gehen. Sehen wir uns morgen in der Schule?“

„Klar. Bis morgen dann.“

Er drückte mich kurz und gab mir wie gewohnt einen kleinen Kuss auf die Wange, ehe er sich auch von meiner restlichen Familie verabschiedete.
 

„Oh, dass sieht aber toll aus, Mel.“

Seit ich Amaya und Keiko mein Armband von Yuki gezeigt hatte, verloren sie sich nur noch in Oh’s und Ah’s. Sie kamen aus dem Staunen einfach nicht mehr hinaus.

„Vielleicht schenkt er dir ja ein paar Ballettschuhe für dein Armband.“, witzelte Keiko, die genau wusste wie sehr ich Ballett hasste.

„Ha ha, sehr witzig.“

Wir kamen in die Innenstadt Tokios und gingen konkret auf ein Geschäft zu, dass unseren optischen Ansprüchen erst einmal gerecht wurde. Als wir eintraten, wurden wir schon direkt von Verkäuferinnen belagert die mir mit ihren „Kann ich ihnen helfen?“, ganz schön auf die Nerven gingen. Ich sollte eher sie mal fragen, ob sie Hilfe bräuchten… angeblich kann man sich hier um die Ecke kostenlos auf die Couch legen. Grins.

Nachdem wir die Verkäuferinnen sozusagen abserviert hatten, durchstöberten wir schon mal die riesige Auswahl an Kleidern.

Stundenlang, so kam es mir zumindest vor, stöberten wir in den riesigen Kleiderbergen. Zwischenzeitlich hatten wir eine engere Auswahl getroffen. Mir gefiel ein schwarzes, kurzes Kleid mit weißen Pünktchen und einer großen Schleife am Rücken. Keiko, wie konnte es anders sein, war ganz von einem gelben Kleid fasziniert. Und Amaya, die hatte sich ein kurzes weißes Sommerkleidchen ausgesucht. Natürlich hatten wir nicht nur diese Kleider, es sollte nur mal ein kleiner Vorgeschmack sein auf das, was noch kommt.

Schließlich entschlossen wir uns mal mit einer kleinen Modenschau anzufangen. Keiko war die erste, die ihre Kleider anprobierte. Amaya und ich setzten uns derweil auf zwei große Sessel und unterhielten uns schon einmal über Keikos Auswahl. Kurz danach kam sie auch schon aus ihrer Kabine heraus. Mit einem Kanarienvogelgelben Kleid! Stille. Amaya und ich schauten uns nur leicht verdutzt an. War das ihr Ernst?!

„Ähm, Keiko…. Vielleicht solltest du das Kleid eine Nuance dunkler nehmen.“, fing ich langsam an, denn ich wusste das Keiko total auf knallgelb abfuhr.

„Meint ihr wirklich?“

„Ja!!“, rief Amaya und hakte sich ängstlich bei mir ein. Ich musste grinsen. Wohl Angst vor Keikos Reaktion?

„Echt? Findet ihr? Warum?“

„Keiko…“, fing ich langsam an. „Deine Haare sind pechschwarz. Das Kleid knallgelb. Das geht nicht… eine Nuance dunkler, dann wäre es perfekt.“

Plötzlich hörten wir lautes poltern. Keiko, Amaya und ich sahen zur Eingangstür, durch die gerade ein riesiger Kleiderständer geschoben wurde. Sofort stach mir ein rosa Kleid ins Auge. Völlig perplex und geblendet von diesem Wunder von Kleid stand ich auf und lief direkt darauf zu. Der Kleiderständer wurde mitten im Laden abgestellt und zwar perfekt vor meinen Füßen. Schnell griff ich nach diesem Prachtstück von Textil und siehe da- es war sogar noch die passende Größe! Das Kleid war, wie schon gesagt, in einem zarten Rosa. Es war schulterfrei und hatte vom Ansatz an bis zum Ende der Brust eine gesmokte Ausstattung. Am Bauch war es etwas enger geschnitten und am Saum schauten noch ungefähr fünf Zentimeter rosafarbenes Tüll heraus. Passend zu dem Kleid wurden auch die dazugehörigen Accessoires mitgeliefert. Eine weiße große Schleife für das Haar, ein paar rosa Perlenarmbänder, eine rosa Kette und weiße Absatzschuhe. Alles in einem. All inclusive sozusagen.

„Gefällt es ihnen, Mylady?“, fragte mich eine Verkäuferin und strich zaghaft über den sanften Stoff des Kleides.

„Allerdings. Wie viel kostest es?“

„Ich fürchte zu viel. Es ist ein Unikat von einem der berühmtesten amerikanischen Designer.“

„Name?“

„Shannon O’Connor."

„Ah, Shannon. Stimmt, jetzt wo sie es sagen.“

Die Frau schaute mich nur verwirrt an und um noch einen drauf zu setzen zückte ich mein Handy und wählte eine ganz bestimmte Nummer in dem digitalen Telefonbuch aus. Nach einigen Sekunden des Piepsens ertönte schließlich eine mir ganz bekannte Stimme. Schnell stellte ich mein Gespräch auf laut.

„O’Connor hier, bitte schnell und zügig ich habe es eilig.“

„Shannon, hier ist Melia.“

„Melia? Melia! Schön dich mal wieder an der Strippe zu haben. Wie geht es dir in Japan?“

„Ganz gut. Weswegen ich anrufe. Ich bin auf eine Party eingeladen und habe gerade ein prächtiges Kleid entdeckt. Es ist-“

„Lass mich es erraten. Es ist das rosa gesmokte Kleid mit den passenden Schleifchen und Schuhen. Hab ich recht?“

„Und wie recht du hast.“

„Es passt hervorragend zu dir, Schätzchen.“

„Meinst du es ist noch in meinem Budget drin?“, fragte ich kess mit einem mürrischen Seitenblick zu der unhöflichen und perplexen Verkäuferin, die sich wegen Shannon schon an einer Puppe festkrallen musste.

„Bitte, Schätzchen, seit wann fragst du nach dem Preis? Es könnte fünf Mal so teuer sein und du könntest es dir leisten.“

„Das wollte ich hören.“

„Eine Verkäuferin wollte es dir nicht glauben, nicht wahr Chérie?“

„Woher du nur das alles weißt.“

„Ich kenne die Menschen eben.“

„Und dafür liebe ich dich. Shannon, ich danke dir für alles.“

„Papperlapapp. Bei allem was ich meiner kleinen Nichte helfen kann, helfe ich. Ich liebe dich, meine kleine Muse.“

Das gab der Verkäuferin wohl endgültig den Rest. Ich war Shannon O’Connors Nichte.

„Ich dich auch, Onkel Shannon. Besuch uns bald mal wieder.“

„Spätestens an deiner Hochzeit.“, witzelte er.

Vielleicht schon nächsten Monat?!
 

Es war gekommen, wie es kommen musste. Ich nahm mir natürlich das schöne rosa Kleid. Keiko ein wunderschönes schlichtes Kleid, das ihr bis kurz vor den Knien reichte und- wie konnte es anders sein- in gelb. Aber einem schönen Buttermilchgelben Gelb. Mit einer großen gelben Schleife am Rücken. Amaya kaufte sich ein etwas längeres, lila Kleid das bei Bewegungen hin und her schwang. Es hatte, wie auch Keikos Kleid, ein wenig Arm.

Wir bezahlten und gingen aus dem Geschäft hinaus und setzten uns auf eine nahegelegene Parkbank. Ehe wir überhaupt richtig anfangen konnten irgendwas zu sagen, hörten wir nur noch ein „Ahhh“ von uns drei. Tja, Mädchen liebten zwar shoppen, aber da waren noch gewisse Körperteile die da hin und wieder streikten. Seitenblick zu meinen platten Füßen, die sich nach ihrer Couch sehnten.

„So. Wie machen wir weiter?“, fragte ich in die Runde, doch bekam ich mal eine Antwort?!

„Hallo? Mädels? Melia an Keiko und Amaya!!“

„Tut uns leid, Mel. Aber unsere Füße behindern unser Sprachvermögen.“

„Oh… mein Beileid.“

„Danke. Also ich würde vorschlagen wir bewegen uns langsam aber gemächlich in Richtung Starbucks. Was haltet ihr davon?“

„Gute Idee.“

„Ziemlich gute Idee.“

Nachdem wir uns endlich zusammengerafft hatten, unsere Tüten mit den Kleidern an unseren Händen waren, standen wir schlussendlich auf. Nicht zu vergessen: Unsere schmerzenden Füße. So schnell wie wir auf waren, so schnell saßen wir auch schon wieder auf der Bank.

„Ohh!!“, jammerten Keiko und Amaya im Chor. Und damit ich zum Schluss auch noch einen passenden Beitrag machen konnte, gab ich mich schließlich geschlagen.

„Warten wir noch fünf Minuten.“
 

Drei Stunden später war ich mit meinem Latte Macchiato mit Haselnussaroma auf dem Weg nach Hause. Meine Füße schmerzten zwar immer noch, doch ich redete mir immer wieder ein, dass es nur noch wenige Meter bis zu Hause waren. Obwohl es noch mindestens zehn Minuten dauerte. Oh weh!

Plötzlich hörte ich ein lautes Hupen. Wie ich solche Fahrer hasste!

Erschrocken drehte ich mich um und sah einen kleinen Skoda auf mich zurollen. Ich erkannte den Fahrer, bzw. die Fahrerin gar nicht. Meine Freunde die ich hier hatte, besaßen noch keinen Führerschein. Doch anscheinend kannte der Fahrer mich, denn er hielt direkt neben mir an. Die Fensterscheibe wurde heruntergelassen und dann erkannte ich endlich, wer dafür verantwortlich war.

„Daichi!“

„Hey Melia. Auf dem Weg nach Hause?“

„Ja, und du?“

„Zur Oma. Steig ein, wir nehmen dich mit.“

Daichi- Retter in der Not!

Als ich ins Auto eingestiegen bin hörten Daichi und seine Mum, Sora, mein erleichtertes Seufzen. Daichi lachte.

„Wohl shoppen gewesen?“, fragte er.

„Allerdings.“

„Mit Chiyo?“

Chiyo? Ach so, Chiyo aus der rocks.

„Nee, mit meinen Freundinnen Keiko und Amaya. Aus der Schule.“

„Ah okay. Was Bestimmtes gesucht?“

„Und gefunden. Wir drei sind auf der Geburtstagsparty von Yuki eingeladen. Da brauchten wir noch was Schickes.“

„Yuki?“

„Ja, Yuki. Der Junge der mich beim Vorsingen begleitet hat. Groß, muskulös, etwas längere schwarze Haare und tolle blaue Augen.“

„Ich weiß wer er ist.“

Na, das freut mich für dich.

Nach nur fünf Minuten kam das Auto von Sora schließlich vor meinem Haus zum stehen. Ich stieg aus. Daichi mit mir.

„Vielen Dank fürs Fahren, Daichi.“

„Immer wieder gerne. Sehen wir uns später noch mal? Unsere Collection feiert 1-jähriges Bestehen.“

„Ähm, gerne. Wie viel Uhr?“

„Ich hol dich um sieben ab, okay?“

„Alles klar.“

Er drückte mich und küsste mich auf die Wange- was fanden die Jungs eigentlich so an meiner Wange?-, gab mir noch seine Handynummer und verabschiedete sich. Auch seine Mutter winkte mir noch freundlich zu, bevor sie losfuhr. Ich sah ihnen noch so lange hinterher, bis sie um die nächste Ecke bogen und schloss danach die Haustür auf.

„Bin wieder da!!“

Hm. Keine Reaktion. Wo war denn Louisa? Ich ging in die Küche wo eine Glasschüssel mit frischen Nudel stand. Auf dieser lag ein Zettel. Ich nahm ihn und las.

Hallo Prinzessin,

Mama und ich müssen noch einmal zu unserem neuen Kunden hier in der Stadt. Komme doch bitte um 18 Uhr zu ihnen. Die Adresse hängt am Kühlschrank. Ach ja, Louisa hat dir Nudeln gekocht. Sie hat sich heute frei genommen, weil ihre Tochter ein Kind bekommen hat. Wir hoffen dein Tag war so schön wie immer.

Wir lieben Dich Schatz

Papa und Mama

Oh! Mein Papa! Wie süß. Ich schaute auf die Uhr und stellte fest, dass es erst viertel nach fünf war. Um sechs sollte ich schon bei ihren Kunden sein, wobei ich mich fragte was ich da überhaupt sollte. Nach meinen Füßen zu urteilen würde ich wohl Bus fahren. Ein Glück für mich das ein paar Meter weiter eine Haltestelle war. Ich würde ungefähr fünfzehn Minuten brauchen. Und da ich mich noch frisch machen wollte, blieb wohl keine Zeit für eine leckere Portion Nudeln mit Gulasch. Ach mist!

Ich ging die Treppen zu meinem Zimmer hinauf. Dort angekommen ging ich erst einmal ins Bad und klatschte mir einen kalten Waschlappen ins Gesicht. Da ich ja heute viel gelaufen bin, sahen dementsprechend auch meine Füße aus. Sie waren abgenutzt und ich sah schon die erste kleine Blase die sich bildetet. So. Und jetzt kommt Melias Kunststück. Bein hoch schwingen und Fuß ins Waschbecken halten. Wasser drüber laufen lassen. Ahhh. Herrlich. Nach nur knapp zehn Minuten war ich fertig frisch gemacht. Ich suchte mir eine normale Röhrenjeans heraus, eine weiße kurzärmelige Bluse und ein rotes luftiges Cardigan. Schnell noch meine süßen weißen Blümchenturnschuhe und schon konnte es losgehen. Meine Haare waren dank meiner Lockenpracht noch sehr voluminös, sodass ich kurz kopfüber mit den Fingern durchgehen musste.

Lipgloss und Parfüm drauf- fertig. Gut schaust du aus, Melia.

Ich nahm meine kleine weiße Umhängetasche und während ich meine Haustürschlüssel suchte, fuhr ein Auto geradewegs in unsere Einfahrt. Ähm… hallo???

Und es war nicht irgendein Auto. Es war eine Limousine. Also, seit ich hier in Japan war, waren mir noch nie so viele Autos entgegengekommen wie in Deutschland. Mysterious…

Langsam und darauf bedacht gleich überfallen und verschleppt zu werden, lief ich auf unsere Einfahrt. Die Fahrertür der Limousine ging auf und heraus kam ein fein geschniegelter Pinguin. Ähh, ich meine Fahrer. Chauffeur.

„Miss Allington?“

„Das kommt ganz drauf an.“

„Ich soll Sie abholen. Ich bin von den Kunden ihrer Eltern beauftragt worden, sie abzuholen.“

„Ah, okay. Und das kann ich ihnen glauben?“

„Ich lüge nicht.“

„Das will ich auch für sie hoffen.“

Er hielt mir die Tür hinter seinem Fahrersitz auf und ich stieg langsam in das große Auto hinein. Wow. Champagner, frisches Obst, Wasser, Radio, Fernseher. War ich in einer Einkaufsmeile gelandet?

Die Scheiben der Limousine waren abgedunkelt, sodass ich noch nicht mal erahnen konnte, wo es hingeht. Nach knapp einer viertel Stunde, es können auch zehn Minuten gewesen sein, kam die Limousine schließlich zum Stehen. Es dauerte einige Sekunden, bis mir ein junger, großgewachsener Mann die Tür öffnete.

„Guten Tag, Mylady. Willkommen. Ich bin Takemaru.“

„Hallo. Melia. Allington.“

„Ihre Eltern erwarten Sie schon.“

„Soso.“

Momentchen mal, ich musste mich erst mal orientieren. Ich war wohl am Rande der Stadt, schon ziemlich weit an der nächsten Präfektur Japans. Links und rechts von mir standen wahrhaft schöne Kirschblütenbäume. So ein kräftiges und schönes Rosa habe ich selten gesehen. Ich liebte diese Gegend jetzt schon. Doch der erste Gedanke verflog schnell wieder, als ich die vielen Treppen vor mir sah. Das müssten mindestens zweihundert Treppen sein!!

„Takemaru… da muss ich aber jetzt nicht hoch, oder?“

„Gewiss, Mylady. Es ist nicht so schlimm wie es aussieht.“

„Ha. Wem sagen Sie das?“

Einhundertundzwei…. Einhundertunddrei…. Die letzte Stufe war schließlich Nummer 109. 109 Stufen! War ich heute nicht schon genug gelaufen? Schnaufend wie eine alte Oma kam ich endlich oben an. Wer mich so sah dachte auch: Was ist das für ne Sportskanone? Ironisch gemeint natürlich…

Doch was ich dann sah, gab mir für den heutigen Tag endgültig den letzten Rest. Ich stand vor einem wahren Palast! Ein Haus, eine Villa, die zehn Mal so groß war wie unsere. Wo war ich hier gelandet? Nachdem ich mich erst mal an den Anblick gewöhnen musste, führte mich Takemaru schließlich in die XXL-Villa, wie ich sie liebevoll nannte, hinein. Der Eingang war einfach riesig und unglaublich schön! Der Fußboden war aus reinem Marmor, Licht durchflutete das ganze Haus und die Wandfarben waren in einem zarten Apricot. Herrlich schön und erfrischend! Zu meiner rechten Seite hörte ich Stimmen. Und zwei davon erkannte ich auf Anhieb. Meine Eltern. Takemaru klopfte kräftig an diese Tür und nach zwei Sekunden hörte man schließlich ein lachendes „Herein“.

Takemaru öffnete die Tür und trat herein.

„Eure Hoheit, Melia Allington ist nun hier.“

Hoheit?! Was ging denn hier ab?

„Ah, sehr schön, sehr schön. Ich bin schon sehr auf ihr Mädchen gespannt, Kai.“

Papa?!

„Sie werden nicht enttäuscht werden.“

„Davon bin ich überzeugt.“

Takemaru schob mich langsam aber bestärkt in den Raum hinein. Ich wusste gar nicht wie mir geschah. Meine Eltern saßen an einem riiiesen Tisch. Gegenüber von ihnen ein Ehepaar, dass an sich sehr nett aussah. Ich wollte mich gerade vorstellen, als jemand oder etwas an meinem Bein knuffte. Ich schaute hinunter und sah ein kleines, wirklich total knuddeliges Mädchen an meinem Bein. Sie versuchte gerade sich selbst aufzurichten.

„Oh, hallo du Kleine. Wer bist du denn?“, fragte ich sie mit der Hoffnung sie würde mir antworten.

„Plabää.“

Das hatte ich mir gedacht.

Ich ging in die Hocke und sofort stürmte das Mädchen mit ihren kurzen Ärmchen auf mich zu und drückte sich an mich. Ich hatte sie sofort ins Herz geschlossen. Ich nahm sie ebenfalls in die Arme und stand gemeinsam mit ihr auf. Sie lachte und drückte sich noch mehr an mich heran.

„Also, Sayo hast du schon mal überzeugt, Melia. Ich darf dich doch so nennen, oder?“

„Ähm, sicher.“

Sayo hieß die Kleine also.

„Melia, ich möchte nicht lange um den heißen Brei herumreden. Mein Name ist Akihito und neben mir sitzt meine Frau Masako. Ich bin der Kaiser von Japan und brauche deine Hilfe.“

Rums! Das saß! Der Kaiser von Japan brauchte meine Hilfe? Kann mich hier mal jemand aufklären?

„Ja, dass werden wir wohl, mein Schatz.“

Hab ich wieder laut gedacht?

„Hast du, Spätzchen.“

Okay, Melia, hör auf zu denken!

„Also Melia, nächste Woche hat der Sohn von Akihito und Masako Geburtstag. Sie möchten ihm eine Liveband gerne organisieren, doch du weißt ja wie das jetzt im Sommer alles läuft. Jeder ist auf Tournee. Und da habe ich ihnen gesagt wie toll du singen kannst und das du vor kurzem auf der Tokio rocks angenommen wurdest.“

„Ich verstehe immer noch nicht.“

„Was dein Vater damit sagen möchte ist, dass es uns eine Ehre wäre, wenn du Melia, auf der Geburtstagsfeier unseres Sohnes singen würdest.“

„Woh, moment mal. Soll das etwa heißen… ich soll auf der Feier eines Prinzen singen?“

„Auf der Feier eines Kronprinzens, Melia.“, korrigierte mich meine Mum.

„Aber dafür bin ich doch viel zu jung!“

Sie lachten. Alle lachten. Sogar Sayo. Freches Ding.

Masako fuhr fort.

„Wir haben verschiedene Videos von dir gesehen, Melia. Du bist eine hochbegabte und wunderschöne Sängerin. Ich habe mich von Anfang an in deine Stimme verliebt. Du bist ein liebenswertes Mädchen, dass sehe ich, mit einer sehr starken Persönlichkeit, die weiß, was sie will.“

„Ähm, das ist sehr nett von ihnen.“

„Ach, wisst ihr was, wir machen das einfach so. Ich gehe jetzt unseren Sohn holen und dann könnt ihr euch ja mal unterhalten. Vielleicht habt ihr ja den gleichen Musikgeschmack. Dann wird alles viel leichter. Einverstanden?“

Ich nickte. Kaum hatte ich zu Ende genickt als Akihito Takemaru riefen ließ, der sich dann sofort auf die Suche nach dem Kronprinzen machte. Oh Gott, gleich werde ich den Kronprinz höchst persönlich kennen lernen! Ah, Hilfe? Wo ist nur mein Anstand hin?

Ein paar Minuten vergingen, in denen wir auf den Prinzen warteten. Na, wo trieb der sich denn rum? Oder hatte sich Takemaru in der XXL-Villa etwa verlaufen?

Zwischendurch nervte ich meine Eltern mit Blicken, die so etwas wie „Ihr hättet mir wenigstens sagen können, zu wem ich hier kommen sollte!“, hießen.

Sie lächelten nur und nickten mir aufmunternd zu. Na warte! Gerade wollte ich ihnen etwas sagen, als die Tür aufgeschoben wurde und meine Eltern urplötzlich große Augen machten. Was denn, war der Herr Prinz so hässlich?

Ich verengte meine Augen und drehte mich zu ihm um.

„Was… was machst du denn hier?“

„Melia… ich… du…ich kann das erklären.“

Mein Herz. Ich spürte mein Herz, wie es wild anfing zu pochen, wie ich langsam aber sicher einen Schritt vor den anderen setzte. Wie ich Sayo auf den Schoß ihrer Mutter platzierte und näher an den Jungen vor mir herantrat. Ich merkte es. Merkte, wie mein Verstand langsam aber sicher sich ausschaltete. Das war alles nur ein Traum! Ein Film! Ich war in einem falschen Film! Vor mir stand kein Kronprinz, vor mir stand nicht der nächste Kaiser Japans, vor mir stand er. Yuki.
 

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Das nächste Kapitel heißt: Distance

Mal sehen wie Melia damit umgehen wird...



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