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Blutschwur

Bis in den Tod...
von

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Tsuchi no Kuni

Eigentlich hätte klar sein sollen, dass Orochimarus Verrat eine Lücke hinterlassen würde, die schnellstmöglich gefüllt werden musste. Das Problem bei dieser Angelegenheit bestand darin, dass es gar nicht so einfach war, jemanden zu finden, der die Mühe überhaupt wert war. Sicher, es gab einige Nuke-nin dort draußen, doch man sah ja schon an Kakuzus Verschleiß, was passierte, wenn die Leute nicht sorgfältig ausgewählt wurden. Wobei der sogenannte Zombie wohl noch mal ein spezieller Fall war – die Sache mit der Unsterblichkeit stellte schon einen unfairen Vorteil dar.

Wenn Kisame so darüber nachdachte, hatte er es mit seinem Partner tatsächlich ganz gut getroffen. Dass sie einander respektierten, Itachi und er, war wohl nicht mehr von der Hand zu weisen. Spätestens seit ihrem kleinen Abenteuer in Yuki no Kuni, das nun schon zwei Monate zurücklag.

Seitdem hatten sie keine neue Mission erhalten, waren lediglich angewiesen worden, Augen und Ohren offen zu halten. Das hatten sie getan, so wie die meiste Zeit über, bis Pain ihnen vor zwei Tagen eine Nachricht hatte übermitteln lassen.

Normalerweise hätte er sich sogar darüber gefreut, endlich wieder eine Mission zu erhalten – die Rekrutierung eines neuen Mitgliedes empfand er immer als nette Abwechslung. Was seine Freude jedoch merklich dämpfte, war die Tatsache, dass sie nicht mehr allzu lange zu zweit unterwegs sein würden.

Bereits gegen Mittag waren sie im Erdreich angekommen, hatten die Grenzen mit Leichtigkeit passieren können. Niemand würde sich im Nachhinein an sie erinnern und das hatten sie Itachis Kekkei Genkai zu verdanken. Kisame genoss das Kämpfen zwar, doch er sah ein, dass es weitaus klüger war, die Wachmänner mit einem Gen-Jutsu zu belegen und ungesehen an ihnen vorbei zu kommen. Diese Sharingan stellten sich immer wieder als ziemlich praktisch heraus.

Tsuchi no Kuni war für seine hohen Felsen und unebenen Flächen bekannt; ein wenig erinnerte es Kisame an das Windreich, auch wenn es im Gegensatz dazu mehr Wasserquellen und Pflanzen gab. Als Wüste konnte man es ebenfalls nicht bezeichnen und so hatten sie schnell eine kleine Taverne, in der sie etwas essen konnten, gefunden. Zwar waren sie fast an ihrem Ziel angekommen, doch da Kisame nicht sicher war, ob sie in Sasoris Begleitung überhaupt Pausen einlegen würden, hielt er es für klüger, vor ihrem Zusammentreffen Rast zu machen und etwas zu essen. Ob sich Sasori darüber beschweren würde, dass sie ihn so lange warten ließen, war ihm relativ egal.
 

„Denkst du, er bleibt die ganze Zeit in dieser seltsamen Puppe sitzen?“

Sein Partner, der ihm gegenüber saß und bis eben noch nachdenklich aus dem Fenster geschaut hatte, drehte ihm langsam den Kopf zu. Seine dunkel lackierten Nägel fuhren den Rand des Tongefäßes, in dem sich dampfender Tee befand, nach.

„Da er anscheinend keine menschlichen Bedürfnisse mehr hat…möglich“, meinte er schließlich.

Kisame verzog bei der Vorstellung das Gesicht; wie sollte sowas überhaupt funktionieren, ohne dass man dabei umkam? Das bedeutete doch, dass man sich selbst ausweiden musste? Vielleicht machte er sich besser nicht zu viele Gedanken darum, schließlich war Sasoris Fetisch, an menschlichen Körpern rumzubasteln, ja allgemein bekannt.

„Nun, das hat auch Vorteile, nicht wahr?“, erwiderte er. „Wir müssen unseren Proviant nicht mit ihm teilen.“

Itachi zuckte mit den Schultern, schien sich darüber lieber ausschweigen zu wollen. Generell redete der Uchiha wenig über andere Leute, während Kisame sich schon gern ab und zu das Maul über gewisse Eigenarten zerriss. Ja, ihm war bewusst, dass er selbst welche hatte – aber wenn er sich beispielsweise mit Kakuzu und Sasori verglich, fand er, dass er beinahe normal war.

Nicht selten fragte er sich, was Itachis Blut wohl in Wallung bringen mochte, denn das hatte er in den vergangenen zwei Jahren nicht herausgefunden. Weder schien der Uchiha einen besonders ausgeprägten Hang zum Töten zu haben noch schien er irgendein Ziel zu verfolgen.

Sicher, sie schlossen ihre Missionen zusammen ab und er konnte nicht behaupten, dass Itachi ihn je hängen gelassen hatte, doch Freude schien er nicht dabei zu verspüren. Er genoss es nicht, das Blut seiner Feinde zu vergießen, sondern tat es nur, wenn es nötig war.

Wenn er so darüber nachdachte, konnte er gar nicht sagen, was seinem Partner Freude bereitete. Itachi zeigte selten Gefühle, doch er hatte sich mittlerweile an diese stoische Art gewöhnt. Schon am Anfang war er sehr in sich gekehrt gewesen, doch da war er öfter mal auf seine Provokationen eingestiegen. Über die Jahre hinweg hatte auch das abgenommen, was aber auch daran liegen konnte, dass sich der Hüne inzwischen zurückhielt.

Es hatte sich eben einiges verändert.
 

„Eigentlich könnte er die ganze Nacht für uns Wache halten, wenn er keinen Schlaf braucht“, fuhr er fort und griff nach seinem Wasserglas. „Der Haken ist nur, dass ich ihm nicht traue.“

Itachi kommentierte seine Überlegungen zunächst nicht, sondern blickte zu der Bedienung, die ihnen ihr Essen brachte, auf. Die Garnelen-Spieße sahen wirklich gut aus und der Reis mit Gemüse und Ei würde sicher auch schmecken. Sein Partner griff nach den Stäbchen, hatte sich zusätzlich für Tofu entschieden.

„Was das angeht, bin ich deiner Meinung“, hörte er Itachi sagen. „Bei dem, was wir über ihn wissen, sollten wir nicht leichtsinnig sein.“

Kisame nahm sich einen der Spieße und zog gleich zwei Garnelen von diesem ab, was Dank seiner scharfen Zähne sehr einfach war.

„Du meinst, dass er starke Shinobi als Material für seine Marionetten benutzt?“

„Und dass er seine Gifte selbst entwickelt“, ergänzte Itachi und schob sich ein Stück Tofu in den Mund.

Sasoris Gifte waren schwer zu vergessen, vor allem, da er die Schwanzspitze seiner fürchterlichen Puppe stets darin tränkte. Der Rotschopf machte daraus kein Geheimnis, sondern nutzte diese Tatsache gern als Drohung. Wobei dies nach Orochimarus Flucht seltener vorkam – es reizte ihn auch niemand so sehr, wie die Schlange es getan hatte.

„Das neue Mitglied sollten wir jedoch ebenso wenig unterschätzen“, fuhr sein Partner fort.

Kisame wollte im ersten Moment einwerfen, dass es sich bei dem Jungen um ein halbes Kind handelte. Ein Teenager, der noch grün hinter den Ohren war – doch glücklicherweise fiel ihm rechtzeitig ein, dass Itachi noch jünger gewesen war. Daher verbiss er sich diesen Kommentar, woraufhin der Uchiha weitersprach.

„Möglicherweise wird er sich uns nicht aus freien Stücken anschließen.“

Kisame wusste, was er damit meinte; der Neue schien nicht wie sie beide zu sein, hatte sich noch nichts Großes zu Schulden kommen lassen. Er war kein Ausgestoßener, der von seinem Heimatland gejagt wurde. Folglich würde es nicht so einfach werden, ihn dazu zu bringen, sein Dorf zu verraten und sich für ein Leben als gesuchter Verbrecher zu entscheiden.
 

„Ich verstehe deine Bedenken“, gab Kisame zu, probierte dann seinen Reis. „Hm…im Zweifelsfall müssen wir ihn eben zwingen.“

Itachis Blick schweifte ab, die Stäbchen verharrten einige Sekunden lang regunglos in seinen Händen.

„Zwang ist keine Basis für Loyalität.“

Womit er zweifellos Recht hatte, wenn Kisame so an seine Heimat, die ihnen allen keine große Wahl gelassen hatte, zurückdachte. Er hatte Kiri-Gakure aus gutem Grund den Rücken gekehrt, sich dort nie wirklich zugehörig gefühlt.

„Orochimaru war freiwillig dabei“, meinte er jedoch nur.

Itachi hielt kurz inne, eine fein geschwungene Braue erhoben. Ihre Blicke begegneten sich und keiner wich dem anderen aus.

„Unsere Organisation ist eine Zweckgemeinschaft auf Zeit, Kisame“, entgegnete sein Partner schließlich. „Solange sich unsere Ziele ergänzen und wir einander nicht in die Quere kommen, stehen wir alle auf derselben Seite. Das kann sich jederzeit ändern.“

Das war nicht von der Hand zu weisen und dennoch missfiel dem Hünen der bittere Beigeschmack dieser Worte.

„Du sagst mir nichts Neues“, brummte er. „Lügen, Verrat…jeder verfolgt seinen eigenen Weg und versucht, ihn mit allen Mitteln zu erreichen.“

Vielleicht bildete er es sich ein, weil er manches Mal zu viel in Itachis spärliche Mimik interpretieren wollte, doch der Blick seines Gegenübers kam ihm nun etwas finsterer vor.

„Jeder Mensch ist auf irgendeine Weise egoistisch“, hörte er ihn murmeln.

Dem war nichts mehr hinzuzufügen, denn es entsprach der Wahrheit. Sie beide bildeten da keine Ausnahme. Niemand tat das.
 

Etwa zwei Stunden später konnten sie bereits aus der Ferne die Umrisse der scheußlichen Puppe erkennen. Angeblich sollte Hiruko einem Skorpion gleichen, doch für Kisame sah das Ding einfach wie ein Monster aus. Er fühlte sich stets unwohl, wenn sich Sasori in diesem Holzgestell verschanzte, denn man wusste nie, was er dachte. Die finsteren Augen der Marionette glotzten ihnen entgegen.

Nein, seinen Partner empfand er doch eindeutig als angenehmer; sparsame Gefühlsregungen hin oder her. Auch jetzt ließ Itachi nicht erkennen, was ihm durch den Kopf ging, je mehr sie sich ihrem Begleiter auf Zeit näherten. Sasori schien keinen Grund zu sehen, Hiruko etwas weniger offensichtlich zu präsentieren. Die grausige Puppe stand einfach nur da, zwischen den Felsen, und sie bewegte sich kein Stück.

Noch bevor Hiruko in Sichtweite gewesen war, hatte Kisame diesen Geruch vernommen. Den Geruch von vergossenem Blut – und er wurde immer präsenter. Auch Itachi musste etwas aufgefallen sein, denn er hatte seine Sharingan aktiviert. Iwa Gakure gehörte zu den großen Dörfern der Shinobi und natürlich wurde dieses regelmäßig patrouilliert. Anscheinend hatte Sasori die Wartezeit genutzt, um das Problem aus dem Weg zu schaffen.

Als sie nur noch ein paar Schritte entfernt waren, zuckte der Kopf der Puppe klackernd in ihre Richtung. Die metallene Schwanzspitze tänzelte durch die Luft und Kisame fiel das getrocknete Blut daran auf. Fünf tote Iwa-nin lagen wie Mehlsäcke übereinander geschichtet; zweien war der Brustkorb durchbohrt worden und sie alle wiesen violette Verfärbungen um die Mundpartie auf. Aufgerissene, blutunterlaufene Augen starrten ihnen entgegen, doch Kisame beachtete sie nicht weiter. Seine und auch Itachis Aufmerksamkeit lag wieder gänzlich auf dem hölzernen Monster, das sich ihnen zuwandte.

„Ihr seid spät“, dröhnte Hirukos verstellte Stimme an ihre Ohren. „Und ihr wisst, dass ich es hasse zu warten.“

Kisame konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen, wenngleich er wusste, dass es nicht ratsam war, den Marionettenkünstler zu reizen.

„Wir freuen uns auch, dich wiederzusehen, Sasori“, erwiderte er amüsiert. „Was unsere Pünktlichkeit angeht…du weißt ja selbst, dass man als Nuke-nin so seine Schwierigkeiten damit hat.“

Hirukos Schweif machte einen bedrohlichen Schlenker durch die Luft; Sasori schien wenig Verständnis für seine Begründung zu haben und Kisame war froh, ihm nicht den wahren Grund ihres Zuspätkommens genannt zu haben.

Ich bin immer pünktlich.“

Wollte Sasori jetzt wegen ein paar Minuten Differenz einen Streit vom Zaun brechen? Der hatte vielleicht Probleme; saß doch sowieso nur in seiner Puppe rum, ob diese nun stand oder vorwärts robbte. Jedoch verbiss sich Kisame diesen Kommentar um des Friedens Willen – und weil er wusste, dass Hirukos Schweifspitze in Gift getränkt war. Das Risiko musste er wegen so einer Lappalie nicht eingehen.
 

„Da wir jetzt da sind, sollten wir unsere Zeit nicht verschwenden und uns stattdessen auf unser Ziel konzentrieren“, übernahm Itachi das Reden. „Es ist nicht ratsam, weiter hier zu bleiben – schon gar nicht mit den Leichen.“

„Nun, wo er Recht hat…“, bemerkte Kisame belustigt, was ihm ein verärgertes Klackern von Hiruko einbrachte.

„Schön“, ertönte die dumpfe Stimme. „Gehen wir.“

Ohne ihre Zustimmung abzuwarten, setzte sich die große Puppe in Bewegung. Kisame tauschte einen Blick mit seinem Partner, ehe sie zu dem hölzernen Gestell aufholten. Ihr neues Teammitglied auf Zeit schien wenig Lust zu verspüren, großartig mit ihnen zu kommunizieren oder zusammenzuarbeiten.

„Weißt du überhaupt, wo wir lang müssen?“, erkundigte er sich.

Es wäre ihm lieber gewesen, Sasori würde seine hässliche Puppe verlassen, doch dies schien der Suna-nin nicht vorzuhaben. Hiruko schlurfte einfach weiter durch die Gegend und Kisame erwartete schon keine Antwort mehr, als doch noch eine kam.

„Selbstverständlich.“

Da fühlte sich wohl jemand gekränkt, was Kisame jedoch herzlich egal war. Sie kannten einander nicht besonders gut, trafen sich nur zu den Versammlungen, die von Pain einberufen wurden. So, wie Sasori sich verhielt, legte er auch keinen Wert darauf, sie besser kennenzulernen.

„Der Junge soll in einem Schrein am Rande von Iwa leben?“, redete er ungeachtet dessen weiter.

Von Sasori kam ein Geräusch, das man als „Ja“ interpretieren konnte.

„Sein Name ist Deidara. Er ist ein Mitglied der Bakuha Butai“, fügte er noch an.

„Du meinst diese Einheit von Attentätern, die Sprengsätze verwenden?“, erkundigte er sich interessiert.

Auch sein Partner schien kurz aufzuhorchen, jedenfalls richteten sich dessen Sharingan soeben auf Hiruko, der sich ein Stück vor ihnen befand. Abermals ertönte dieses Geräusch, das wohl Zustimmung bedeuten sollte. Ein explosiver Attentäter…das klang doch nach einer netten Abwechslung.

„Wenn uns nichts aufhält, sollten wir unser Ziel noch vor Sonnenuntergang erreichen.“

Kisame war nicht sicher, ob Sasori damit auf fremde Shinobi oder auf ihr Durchhaltevermögen anspielte. Obwohl sich der Hüne sicher war, dass sein Partner ähnlich dachte, ließ sich dieser natürlich nichts anmerken.

„Keine Sorge“, erwiderte er grinsend. „Wir lassen uns schon nicht aufhalten, stimmt‘s? Itachi-san?“

Sein Partner ließ eine Augenbraue unter seinem Pony verschwinden, erwiderte seinen Blick für einen Moment, ehe er ihn wortlos abwandte. Auch Sasori schien jegliches Interesse daran verloren zu haben, diese Konversation aufrechtzuerhalten. Das fing ja schon gut an; hoffentlich entpuppte sich ihr Neuzugang als gesprächiger.
 

Tatsächlich erreichten sie den Schrein noch vor Sonnenuntergang und ohne irgendwelche Komplikationen, die ihnen die Reise erschwerten. Kisame fand dies fast schon bedauernswert, denn in Sasoris Gesellschaft verhielt sich sein Partner noch schweigsamer als sonst. Aus diesem Grund war er mehr als froh, als ihr Ziel vor ihren Augen auftauchte. Wie erwartet lag der Schrein abgelegen, so dass es eher unwahrscheinlich war, dass sie gestört wurden.

Vermutlich versteckte sich der Junge hier vor seinen Landsleuten – sofern er den Dienst bei seiner Einheit tatsächlich selbst quittiert hatte. Zetsus Informationen waren diesbezüglich nicht ganz eindeutig gewesen, doch angeblich verfügte ihr potenzielles Mitglied über Temperament. Das versprach heiter zu werden und besserte Kisames Laune, die von den beiden anderen bisher eher heruntergezogen worden war, ungemein.

„Dann holen wir mal unseren Neuzugang!“, meinte er breit grinsend.

Hiruko gab ein Geräusch von sich, das das Gegenteil von Euphorie sein musste, setzte sich dann aber schlurfend in Bewegung. Kisame tauschte einen Blick mit Itachi, der nur mit den Schultern zuckte, ehe sie beide der Puppe in einigem Abstand folgten.

„Er ist nicht gerade euphorisch, nicht wahr?“, bemerkte er an seinen Partner gewandt.

„Das wundert dich nicht wirklich“, kam es zurück und Kisame schmunzelte.

„Nein“, gab er zu. „Aber auf dich habe ich mich damals gefreut.“

„Wenn du Freude in Drohungen ausdrückst…“

„Ich wollte dich eben auf die Probe stellen.“

„Ah.“

Obwohl der Kommentar seines Partners recht trocken klang, bemerkte er das feine Zucken an seinem Mundwinkel. Immerhin die Andeutung eines seltenen Lächelns – das schaffte man bei Itachi schließlich nicht alle Tage.
 

Als sie den Tempel betraten, verriet nichts, dass sie bemerkt worden waren. Genau genommen konnte Kisame nicht mal das fremde Chakra der Person spüren – und seines Wissens nach handelte es sich nicht um einen Sensor-Typen. Itachi schien seine Meinung zu teilen, denn die Sharingan verloschen soeben, so dass sich seine Augen wieder dunkel färbten.

Kisame ließ den Blick über die steinernen Statuen, die irgendwelche grimmig schauenden Dämonen darstellten, schweifen. Neben ihnen tänzelte Hirukos Schweifspitze ungeduldig durch die Luft, machte deutlich, wie sehr es dem Skorpion missfiel, hier niemanden anzutreffen.

„Er sollte hier sein.“

Zu seiner Verwunderung war es sein Partner, der ein kaum hörbares Seufzen verklingen ließ und noch vor ihm darauf antwortete.

„Wir haben keine andere Wahl, als zu warten.“

Er strahlte bei diesen Worten eine solche Geduld aus, dass Hirukos giftgetränkter Schweif knapp an seinem Kopf vorbei schwenkte. Kisames Finger zuckten und er war kurz davor, nach Samehada zu greifen, jedoch schien das unnötig zu sein. Itachi blickte unbeeindruckt von dem Metallschweif in das unheimliche Gesicht der Puppe, deren Kiefer ein paar Mal klackerte.

„Ich hasse es zu warten“, brummte es finster hervor, doch ein Angriff blieb aus.

Kisames Haltung entspannte sich ein wenig und er sah, wie der Uchiha mit den Schultern zuckte, sein Augenmerk nun ebenfalls auf die Statuen richtete. Der Hüne sparte sich einen Spruch dazu und warf einen Blick zum Eingang des Tempels, durch den das grelle Licht der untergehenden Sonne den sonst dunkelrot gehaltenen Raum durchflutete. Wenn sie hier über Nacht bleiben würden, hätten sie wenigstens einen Platz zum Übernachten, anstatt wieder auf dem Waldboden zu schlafen.

Sasori legte auf so etwas vermutlich keinen Wert – vielleicht war Hiruko ja in seinem Inneren gepolstert? So kurz geraten, wie der Marionettenspieler aus Suna war, konnte er wahrscheinlich in diesem Ding schlafen.

Bevor er allerdings auf die Idee kommen konnte, diese Überlegung laut zu äußern und den Frieden damit endgültig zerstörte, ertönte draußen lautes Flügelschlagen. Und dieses Geräusch klang dermaßen laut, als würde ein Drache landen und kein kleiner Vogel.

Kisame sah kurz zu seinem Partner, der keine Miene verzog und zum Eingang des Tempels schaute, durch welchen nur wenige Sekunden später eine schlanke Gestalt trat. Auf den ersten Blick hätte man den Jungen für ein Mädchen halten können, so wie das lange, goldblonde Haar in der Sonne schimmerte. Ein dunkel umrandetes, blaues Auge fixierte sie erst überrascht, dann misstrauisch – das andere wurde von einer Haarsträhne verdeckt.

„Wer seid ihr denn?“, kam es schroff von ihrem neuen Mitglied, das soeben die Arme verschränkte. „Und wer hat euch erlaubt, einfach hier herein zu spazieren, hmm?“

Manieren besaß der Junge scheinbar nicht, aber gut, die meisten wären wohl nicht sonderlich erfreut, fremde Leute in ihrem Heim vorzufinden – auch wenn Kisame diesem Unterschlupf nicht viel abgewinnen konnte.

„Das hier ist ein öffentlicher Tempel“, erwiderte Sasori unüberhörbar genervt. „Es gibt also keinen Grund, um Erlaubnis zu fragen.“

„Da ich zurzeit hier lebe, gibt es den sehr wohl, hmm!“, hielt der Blondschopf dagegen.

„Vielleicht sollten wir uns erst einmal vorstellen?“, mischte sich Kisame ein, bevor Sasori dem Neuen noch weiter die Laune verhageln konnte. „Hoshigaki Kisame, sehr erfreut. Das hier sind Uchiha Itachi und Akasuna no Sasori. Wir arbeiten für die Organisation Akatsuki und benötigen noch ein paar fähige Mitglieder.“

Das war freundlich ausgedrückt, wenn man bedachte, dass sie nicht vorhatten, Deidara um seine Kooperation zu bitten. Der Junge schien das zu wissen, denn seine Miene wurde noch ablehnender.
 

„Akatsuki, hmm?“

Anscheinend war dieses seltsame Geräusch am Ende fast jeden Satzes ein Tick von dem Jungen, der es immer noch nicht für nötig zu halten schien, sich vorzustellen. Gut, sie kannten seinen Namen, aber so viel Höflichkeit musste sein, nicht wahr?

„Nie gehört und ehrlich gesagt, sehe ich auch keinen Grund, mich euch anzuschließen. Ich habe für sowas keine Zeit“, fuhr der Blonde fort und deutete mit einer Hand hinter sich. „Da geht’s raus, schönen Tag noch, hmm!“

Das war deutlich, doch Kisame fand Deidaras Art eher erheiternd, als dass er sich darüber aufregen konnte – im Gegensatz zu Sasori, der ein finsteres Schnauben von sich gab.

„Dieses Balg soll mein Partner werden?“, drang es aus der Puppe. „Mit diesem vorlauten Mundwerk wird er nicht lange am Leben bleiben. Bloße Zeitverschwendung.“

„Das haben wir nicht zu entscheiden“, warf Itachi ein. „Er ist aufgrund seiner Fähigkeiten ausgewählt worden.“

Bei diesen Worten schien der Junge hellhörig zu werden, denn Interesse blitzte in seinem blauen Auge auf.

„Was wisst ihr bitte über meine Fähigkeiten, hmm?“

„Wir wissen, dass du für deine Anschläge durch Explosionen bekannt bist – und das nicht nur im positiven Sinne“, erwiderte Kisame. „Sie haben dich sicher nicht grundlos aus deiner Einheit entlassen. Was also ist dein jetziges Ziel?“

Damit hatte er wohl einen wunden Punkt getroffen, denn Deidara verengte das sichtbare Auge.

„Mein Ziel? Ich brauche kein Ziel“, behauptete er jedoch. „Ich bekomme genügend Aufträge für Explosionen. Das ist meine Kunst, hmm!“

„Kunst?“

Es wunderte Kisame nicht, dass Sasori bei diesem Stichwort aufhorchte, schließlich bezeichnete sich der Rotschopf ja ebenfalls als Künstler; auch wenn Kisame die Definition nicht nachvollziehen konnte. Demnach hätten sie bald einen weiteren Irren in ihrer Truppe, großartig. Wenn Itachi dasselbe dachte, so sah man es ihm nicht an. Deidara schien auf diese Frage nur gewartet zu haben, denn er griff in seine Tasche und holte etwas, das wie eine faustgroße Spinne aussah, hervor.

Erst jetzt fiel Kisame auf, dass eine Zunge aus seiner Handfläche ragte – Münder in den Händen? Das war schon recht skurril, auch wenn er selbst vielleicht die falsche Person war, sich über so etwas zu wundern. Ein breites Grinsen bildete sich auf Deidaras Lippen und er funkelte seine Kreation voller Begeisterung an, ehe er sich wieder ihnen zuwandte.

„Schaut euch das an!“, forderte er sie euphorisch auf. „Diese verfeinerten Linien und die zweidimensionale Deformation! Das ist Kunst! Aber sie kann noch mehr, als nur hübsch auszusehen! Meine Kunst lebt! Sie atmet! Und dann explodiert sie! In diesem Moment entfaltet sie ihr volles Potenzial! Jede Explosion ist großartig und doch ist sie jedes Mal anders! Sie ist einzigartig! Kunst ist eine Explosion, hmm!“

Sie alle starrten den plötzlich so aufgeweckten Blondschopf an, während die Stille, schwer wie Blei, im Raum lag.

„Nervig…“, brummte Sasori.

„Ist er fertig?“, fragte Kisame an seine beiden Kameraden gewandt.

Überraschenderweise war es Itachi, der die Sache schnell zu beenden gedachte, denn sein Partner trat bestimmt vor.

„Genug jetzt“, entschied er stoisch wie eh und je. „Ich kämpfe gegen ihn.“

Bei Deidara stieß er damit natürlich nicht auf Begeisterung, doch die war nach ihren Reaktionen ohnehin verloschen.

„Du willst kämpfen, hmm?“

„Wenn ich gewinne, wirst du dich Akatsuki anschließen.“

Kisame musste grinsen, als der Blondschopf auf diese Ansage erst recht zu toben begann, was Itachi selbstverständlich völlig kalt ließ. Nun, die Sache war von Anfang an klar gewesen, doch Kisame konnte nicht verhehlen, dass er sich auf diesen Kampf freute.

Itachis Gen-Jutsu gefielen ihm weitaus besser, wenn nicht er darin gefangen war…


Nachwort zu diesem Kapitel:
Go, Itachi, go! :D
Ich hatte ja Abwechslung versprochen, von daher - hier kommt Deidara!
Und natürlich Sasori, der darf ja nicht fehlen, ist schließlich sein zukünftiger...Partner. ;)
Ich muss zugeben, dass er es mir allerdings in diesem Kapitel nicht leicht gemacht hat...Kisame feat. Itachi UND Sasori ist echt eine Nummer zu sehr Hardcore-Schweigen.
Da hat der gute Hai kaum eine Chance auf Konversation, weswegen Deidara echt mein Lichtblick war/ist...er bringt einfach noch mal ne ganz andere Stimmung mit seiner großen Klappe rein. Zumal Itachi und er sich nicht grün sind... *hust*
Danke für die lieben Kommis und schöne Ostern!

LG Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2017-04-15T22:07:05+00:00 16.04.2017 00:07
Ich mag deinen Schreibstil sehr!
V.a. deine Kampfszenen sind sehr dynamisch und detailliert. Du beschreibst das Verhältnis zwischen Kisame und Itachi (und den anderen Akas...) sehr originalgetreu und mit der richtigen Prise Humor ;)
Ich bin ein Fan, weiter so :)
LG
Von:  Luzie_
2017-04-15T12:02:49+00:00 15.04.2017 14:02
Super gemacht. Weiter so


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