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Tellerrand - Hoffnung...

2 ter Teil. Ryos Geschichte geht weiter und nimmt unterwartete Wendungen an
von

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Sie flogen. Abermals. Wieder und wieder und Ryo durfte nachsehen. Zurückgelassen am Tellerrand, ihnen nachsehend. Traurig entfaltete sie ihren Flügel, flatterte heimlich, spürte den Wind, spürte die Kraft, welche der Flügel hatte, doch versteckte sie ihn schnell wieder. Sie durfte das einfach nicht. Es war einfach nichts, was sie sich erlauben sollte. Nicht so. Doch warum dem so war, die Antwort auf diese Frage war tief verborgen in ihr. Im Nebel begraben. Sie stellte sie ab und zu und doch war ihr die Antwort zu verworren, als sie für sie einen Sinn ergeben hätte.
 

So viele hatten vorgegeben, sich um Ryo zu sorgen, doch waren es immer nur ein paar Worte gewesen, welche sie kurz zu hören bekam, welche an ihr Ohr huschten, jedoch alsbald wieder verschwanden. Sie begleitete wieder, tat, was sie tun und geben konnte. Wieder und wieder und jedes mal schien ein Stück von ihr zu verschwinden, jeder der flog schien ein Stückchen von ihr mitzunehmen. Sie wurde kleiner und kleiner, so klein, bis ihr innerstes das letzte, was es retten konnte wegsperrte, vor ihr selbst versteckte, dass sie niemals alles würde geben können. Sich niemals so aufreiben würde können, dass sie daran zugrunde gehen würde. Doch das merkte sie selbst nicht einmal, denn sie hatte nur noch eine Aufgabe... sühnen.
 

Alles erschien ihr wie eine auferlegte Strafe, die sie zu sühnen hatte. Ihre Vergangenheit, die sie eingeholt hatte, die sie auf den Teller verbannt hatte, um zu sühnen, jeden einzelnen Fehler bitterlichst zu bereuen. Jede Seele, welcher sie nicht hatte helfen können, welche sie einst sogar bewusst vernichten musste, schreien zu hören, um sich hier aus vollster Absicht nichts mehr gutes geben zu lassen. Da Ryo nicht mehr sehen konnte, wer es nun gut mit ihr meinte und wer sie nur ausnutzen und aussaugen wollte... es war für sie nichts mehr zu erkennen. Ob es ihr vielleicht doch bewusst war? Ob ihr verstecktes Ich doch noch zusah, doch sie nicht retten konnte? Vielleicht.... aber.... Vielleicht war es aber auch gut so, so konnte sie ebenso die Taten sühnen, welche sie Unschuldigen angetan hatte. Gespielt mit der Seele, gesteuert und manipulierend. Es war doch nur gerecht.

Doch niemals zu fliegen, so lange zu sühnen... es sollte genug sein, die Strafe sollte auf Zeit sein, denn jede Tat hat Konsequenzen und oftmals hatte gerade ein einschneidendes Erlebnis den Aufbruch zur Folge.
 

Hatte sie wirklich so vieles verschlimmert? Ihre alleinige Anwesenheit? War diese wirklich eine Qual?
 

Die Schuld hing über ihr, ließ Regen auf sie prasseln, gegen welchen sie sich niemals schütze, auch wenn sie fror, zitterte, ihre Haare verklebten, die Finger aufgequollen. Aber musste das wirklich sein? Hatte sie den Zustand nicht längst überwunden? Doch wo hätte sie noch ansetzen sollen? War es doch schon wieder viel zu spät? Vergessen von der Welt begann sie sich selbst noch mehr zu bestrafen, ihrem Körper zu misshandeln, sich gegen sich zu versündigen, indem sie sich alles verbot, was ihr gut getan hätte. Wenn schon das Messer nicht scharf genug schnitt, so waren es innere Schmerzen, die sie zu ertragen ersuchte. Sie erlaubte sich nicht mehr zu schlafen, jede Minute für andere, für irgendwas, für das Projekt war die Minute, die sie leisten musste, eine gute Minute. Sie zwang sich zu arbeiten, verletzte sich die Hände jedoch, damit sie sich immer würde spüren können, bei jedem Handgriff, welchen sie tat. Die Menschen hatten ihre Gründe, warum sie sie zurückließen. Sie war sich so sicher. Sie taten es immer und immer wieder, also lag es an ihr, sie ließen sich helfen und fragten nicht nach. Fragten niemals nach ihr selbst, sie hatte nichts zu wünschen. Und es war gut so...

Auch waren die Schnitte an ihren Füßen die Sühne, welche sie sich auferlegte, um sie bei jedem Stück Hilfe was sie leistete zu spüren. Es waren doch so viele Menschen, die ihre Hilfe brauchten, so weite Wege, die sie zu gehen hatte. Alles was ihr etwas gegeben hatte, alles was Gefühle ausgelöst hatte, wurde vernichtet, eingefroren, weggesperrt. Sie war nur noch dazu gut, anderen zu helfen. Sie rannte und rannte, ohne etwas für sich zu verlangen. Sie hatte nichts zu verlangen, sie war einfach da, was Geschenk genug sein sollte. Für ein Leben. Sie machte weiter und weiter... bis sie vollkommen leer war. Ausgebrannt und weggeworfen, allein im All treibend, wie eine verbrauchte Raketenstufe. Mit einem kleinen Kern ich, verloren in ihrer eignen Seele.

Solange, bis eine Person erstmals direkt nachfragte.
 

Eine Stimme, welche wissen sollte, was sie denn wolle, was die denn fühle. Irritierend. Vollkommen irrational. Und sie musste schweigen. Sie hatte es nicht verdient zu fühlen, sie hatte es nicht verdient zu wollen. Sie antwortete nicht, lenkte ab, verfiel in ihre Rolle, stellte die Gegenfrage, wollte der Person etwas gutes tun, ging es dieser doch ebenso nicht gut, wie allen Menschen, die ihr begegneten. Doch diese Stimme hörte nicht auf zu fragen, sie hörte nicht auf zu bohren, zu graben, zu drücken. Konnte das ein Hoffnungsschimmer sein? Konnte es das sein, dass sie etwas dürfte? Ohne anzuecken? Ob sie vielleicht.... Ryo fragte sich nun ,wie man eigentlich fühlt, selbst fühlt, ohne dabei nur die anderen zu sehen.
 

Sie konnte es nicht mehr. Das einzigste was ihr geblieben waren waren Schmerzen und die Gefühle, welche sie von anderen auf sich übertragen konnte, die sie sich erlaubte zu fühlen. Aber von sich selbst aus? Sie sah zu, ließ die Stimme versprechen, graben, ihr Hoffnung geben. Doch wurde sie auch misstrauisch. Kannte sie das nicht? Hatte sie nicht auch... es war eine neue Form der Rache, die sie nun ereilen würde? Da das vorherige nicht genug gewesen war... Nicht mehr wirkte, die Schmerzen zur Gewohnheit geworden waren. Die Vorstellung war zu schön, als dass sie wirklich real sein könnte. Sie würde nur waren brauchen bis.... Ryo verlachte die Stimme, hielt sie für ein eigenes Hirngespinst, dem sie erlegen war. Wehrte sich, hielt ihre Fassade hoch, präsentierte sich stark und entschlossen. Keifte sogar. Doch war die Stimme noch immer da. Noch immer grabend, bohrend, fragend und scheinbar genauso misstrauisch wie sie.

Nun... Was konnte sie schon verlieren, vielleicht half es der Stimme, wenn sie etwas so bekam von dem was sie wollte, denn die Stimme wurde leidend, weinte, bat sie, etwas anzunehmen, bat sie, sich etwas zu gönnen. So irrational für Ryo. Gebeten werden, sich etwas zu gönnen? Sie musste der Stimme etwas geben, sich wenigstens etwas öffnen, auch wenn sie gerade eben nicht mehr konnte. Wenigstens einen kleinen Teil von sich selbst.

Es war wunderschön für jemanden zu arbeiten, der einen so motivierte. Wenn es auch komisch war, denn eigentlich störten die Narben sie nun. Wieder und wieder und sie hatte das Gefühl nahezu vergessen, wie es war etwas zu bekommen. Einfach so, ohne dass sie darum gebeten hatte. War es vielleicht soweit? Durfte sie endlich fliegen? Nur für einen Moment? Aber sie durfte das doch nicht annehmen. Es war doch ein Trick, sie misstraute der Stimme, die sie so lockte. Misstraute ihr solange, bis diese wieder zu schreien begann, wütend würde, sie regelrecht zwang zu handeln. Und wenn es auch nur das schlechte Gewissen war, was sie aktivierte, was sie auslöste, damit Ryo diesen Schritt tat, vor welchem sie sich fürchtete, welcher ihr nur Schmerzen bereitete und sie nicht einmal genießen lassen konnte. Schuldgefühle. Schuld davor, dass sie sich etwas gönnte. So vorbehaltlos... es musste doch ein Trick dabei sein. Aber sie musste doch gut sein, die Stimme forderte es, mit ihren Taten, ihren Worten, allem....

Nahm sie es nicht an, war die Stimme traurig. Also war es gut, etwas anzunehmen, damit die Stimme glücklich war. Sie würde es ja mehrfach zurückgeben. Wenn sie es durfte. Aber war sie denn genug? Die Stimme erzählte, berichtete, verlachte andere an ihren Versuchen. ZU Geben versuchen und doch nicht entsprechen zu können. Konnte sie es wagen, sich ebenso verlachen zu lassen? Hatte sie eigentlich verdient und so würde sie auch agieren. Sie öffnete einen Teil ihrer Seele, ließ teilhaben, erzählte, zeigte und sie wartete auf das Verlachen. Zuerst blieb es aus. Die Hoffnung steigerte sich. War es denn möglich, dass sich die Stimme wirklich für ihre Seele interessierte? Konnte es wirklich sein, dass sich jemand ihrer annahm, sie so ansah, wie sie wirklich war? Jemand, der ihre Fassade vernichtete und hinter die Kulissen schauen konnte? Es war ein sehnlichster Wunsch, dies endlich zeigen zu können und doch hatte sie Angst. Auch da sie ihr innerstes, was sie versteckt hatte, eigentlich nicht mehr finden konnte. Sich zu offenbaren, ihre Fehler zu zeigen, ihre Schuld zu erkennen, alles würde ans Licht kommen. Vielleicht. Dabei wollte sie das alles doch nur vergessen. Die Idee reifte. Alle Schuld, alles helfen wollen, da sie es tun musste, wurde in Frage gestellt. War es nicht schon gesühnt? War es nicht schon genug? Konnte sie endlich nun an sich denken? Nein, die durfte es nicht. Allein der Gedanke war doch Sünde.
 

Und sie hatte Recht behalten. Sich zu öffnen wurde nicht so aufgenommen, wie sie es sich ersehnt hatte. Ihre Verteidigung brach zusammen, wurde gezielt ausgeschaltet, als dass sie ohne Schutzwand mitten in ihrem Teller stand. Schutzlos. Ängstlich. Doch verspürte sie keine heilende Hand, es gab keinen Moment des Friedens, sie hatte einen Fehler begangen. Sie hatte sich Hoffnungen gemacht. Hoffnung, etwas zu dürfen und sogar noch schlimmer... es für einen Moment zu genießen. Die Stimme schimpfte, schalt, fluchte. Ryo zuckte zusammen, duckte sich und verschwand in der hintersten Ecke, weit weg von dieser Stimme, zusammengekauert an ihrer Mauer. Als würde die Stimme sie gezielt jagen, erkannte sie ein Licht, welches sie suchte, doch nicht mehr um sie zu berühren, sondern um sie abermals zu treffen. Sie hatte kein Versteck mehr, sie hatte es freiwillig aufgegeben. Doch war es ihre Strafe, sie musste sich treffen lassen, schutzlos jede Granate ertragen, die auf ihr landen würde. "Halt" schrie das ich, welches sie in sich versteckt hatte, das letzte bisschen, was Ryo war, abgeschlossen in einem Raum in ihr, einer Tür in ihrer Seele, klein, abgeschottet, umgeben von 7 rot goldenen Ahornbäumen, neben einem kleinen Bachlauf, auf Moos gebettet, das was sie vor allem zu erretten versuchte, vor ihrem Leben, ihrer Taten, ihrer Umgebung. "Vielleicht musst du nur arbeiten, nur immer das tun, was sie von dir verlangt! Alles, nur nicht so!" War es der Weg? Sich selbst Kraft zu geben, damit man für die Stimme etwas tun konnte? Wenn das bisherige nicht genügte? Sie musste es versuchen, es war ihre Strafe, sie hatte die Schuld an allem, was bisher passiert war, sie musste handeln. So begann sie der Stimme zu antworten, schrie ihr entgegen, forderte, kämpfte, beschäftigte, um die Zeit und die Kraft zu bekommen. Doch war dies ein Kampf gegen Windmühlen. Egal was sie versuchte, egal, wo die ansetzte, es flogen Granaten. Und sie trafen sie, sie ließ zu, dass sie sie trafen. Wieder und wieder. Die Stimme beleidigte, wurde lauter, verstummte auch. Doch war es die Hölle. Wie konnte die Stimme still sein? Mit einem Male? War sie noch da? Was, wenn sie sich nun herauswagte, würde der letzte Schlag sie vollends vernichten? Sie rief nach der Stimme, wollte sie hören, egal, was sie ihr sagte. Egal, ob sie beleidigte, die Stimme war es, für die sie etwas zu tun hatte, diese war es, welcher ihr auferlegt wurde, etwas zu tun. Doch zerschnitt sie wieder ihre Hände dabei. Sie war es nicht wert, etwas geben zu dürfen, sie war es nicht wert, etwas verlangen zu können und doch bekam sie so vieles... Dinge, die schön waren, aber die ihr mit etwas gegeben wurden, was sie nicht verkraften konnte. Schuld. Bringschuld. Ein Konto, welches sich füllte und füllte, ein Füllstand bis in die Unendlichkeit. Sie hatte diesen Stand sich selbst bis zum Rand schon aufgefüllt, arbeitete mit allem was sie tat daran, diese loszuwerden, wurde motiviert dazu und doch bekam sie mehr und mehr dazu. Ihre eigenen Taten, Geschenke wurden von der Stimme herabgesetzt, doch hatte sie ja auch Recht, sie waren nichts wert, den sie selbst war nicht wert, also waren ihre Taten genau sowenig wert. Auch war es die Zeit, die gegen sie arbeitete, die sie zu langsam agieren ließ, inmitten des Feuersturmes und des Rauches, des aufgewirbeltem Staubes, der alles verschlang.
 

Doch veränderte sich alles. Die Stimme wurde ungeduldig. Sie schoss, zerstörte Verteidigungsanlagen. Ryo musste sich verkriechen. Sie musste sich in ihrem Bunker verstecken, in welchem die Einschläge zu hören als auch zu spüren waren. Sie wollte doch helfen, wollte doch geben, anstatt sich so verstecken zu müssen. Die zerschnittenen Hände hatte sie bepflastert, hatte gearbeitet, ihre Geschenke zusammengerafft, ehe eine Granate diese wieder alle auseinander stoß, sie zerfetzte, wie ihre Hände gleich mit. Irritiert baute sie weiter daran, erkannte jedoch, dass es wieder nur die Strafe sein würde, dass es von nun an so wäre, dass sie es nicht verdiene, helfen zu dürfen. Niemandem. Das Leben musste man sich ebenso verdienen und es war einfach nicht genug, was sie gegeben hatte. So viele Ängste, die ihr mitgeteilt wurden, unter welcher die Stimme litt, Sünden der Welt, die sie vernarben ließen. Ryo musste diese heilen, musste somit alles tun, dass es der Stimme wieder gut ging, egal was mit ihr passierte.
 

Doch verlachte die Stimme sie, lockte sie, streichelte sie, motivierte, um wieder zu schlagen, ihre Werke zu vernichten. Aber das war doch ihre Aufgabe! Sie musste doch etwas tun! Für alle! Es waren so viele, die etwas brauchten, was sie geben konnte, sie musste doch für alle da sein. Auch wenn die lockende Stimme so weinte, etwas fordere, aber sie hatte doch noch so vieles! Sie musste besser werden, musste erfüllen können und vor allem.... sie durfte nicht weinen. Ihre Tränen sammelte sie zu einem großen Becken, versteckte sie hinter einem riesigen Staudamm, damit niemand sie je entdecken würde. Auch die Granateinschläge ertrug sie. Hatte sie es doch verdient, sie hatte nicht genug getan, sie tat nie genug, sie verdiente keine Hilfe, sie präsentierte ihre Ziele, damit die Granaten noch besser treffen konnten. Allein um ihre Strafe zu erhalten. Die Strafe dafür gehofft zu haben, die Strafe dafür etwas angenommen zu haben, was sie nicht verdiente. Sie sollte bluten für alles, niemals sterben, das wäre zu gnädig, aber sie sollte noch lange bluten in ihren Augen. Weitere Stimmen wurden laut. brüllten sie an, sie sehe alles falsch, riefen, sie sei Faul, wertlos, nutzlos... "JAAA" rief sie ihnen entgegen, "Ich weiß es! Ich bin es!" und doch arbeitete sie, mit weiteren Schnitten in ihren Fingern. "Aber ich tue es doch! Ich Blute!" doch antworteten die Stimmen nur lachend, dass sei so egal, das wären nur Ausreden, Ausreden für Faul und Wertlos, Ausreden für nichts tun und lachen, sie stelle sich an, sei ein Baby, unwichtig, ein saugender Parasit, dem man nie etwas hätte geben dürfen. So wertlos und schuldig an allem was ihr selbst widerfahren war. Sie wusste es doch, sie weinte still, arbeitete, rannte immer weiter, legte die Arbeit so, dass jede Granate sie wieder zerstörte. Sie hatte keinen Schutzraum mehr. Doch das war nur ein Traum gewesen. Nur für einen kurzen Moment... sie musste es ändern, musste sich anpassen, das tun, was die Stimme nannte, denn das war der richtige Weg. Vielleicht der Weg aus diesem Kreislauf, dieser Hölle, die sie sich selbst auferlegt hatte? Insgeheim hoffte sie... sie wurde ja immer wieder gestreichelt...Also war es doch richtig, sie musste nur weitermachen, vielleicht schaffte sie es, die Granaten abzuwehren, ehe diese ihre Werke wieder vernichteten.
 

Es gab nur einen Weg aus dieser Hölle zu entkommen. Alles beenden. Wegzuschauen. Aufzugeben. Sich abzuwenden. Aber das konnte sie nicht. Niemals konnte sie aufgeben, denn das war, als würde sie dem letzten bisschen ICH in ihrer kleinen Versteckten Kammer den Atem abdrehen. Nein, gerade diesem Ich war sie es schuldig, weiterzukämpfen. Es musste doch endlich gesehen werden! Die Stimme sah doch alles, sie musste auch dieses ICH endlich sehen dürfen, doch hatte Ryo es so gut versteckt, dass sie es selbst ausgraben musste.
 

Die Stimme schien es zu merken, motivierte, schlug, redete gut zu, als wie sie auch die Peitsche verwendete. Auch erkannte Ryo ihren Fehler, bekam Rückendeckung von unerwarteter Seite, der Weg war also so klar, sie musste ihr Ich ausgraben, es befreien, dann war alles gut, dann konnten ihre Taten an Wert gewinnen, denn dann war sie wieder komplett.... und würde auch so gesehen werden... aber dennoch...sie hatte es so gut versteckt, sie wusste gar nicht mehr wo sie wirklich zu suchen hatte... Fragen, Suchen, Bitten, Informationen alles und von überall her. Doch wurde sie verlacht. War es zu absurd, sich selbst verloren zu haben? War es wirklich so zum lachen oder auch zum verzweifeln? Wenn sie sich selbst nicht hatte, was war sie dann wert? Es wurde ihr abermals bestätigt. Wieder und wieder. Schlichtweg nichts. Wertlos. Auch waren die Fragen der Fehler, die Suche zu absurd. Das Ich welches sie ausmachte wohl zu schrecklich. Daher wiederum die Schuld, die sie traf. Schuld daran, sich selbst verloren zu haben.
 

Warum sollten jetzt noch Angebote der Stütze wirklich ernst gemeint sein? Waren sie es doch nie gewesen, waren sie doch nur Mittel zum Zweck gewesen, sie noch mehr zu verwirren und in den Abgrund zu treiben. Sie wusste es bereits. Schon lange hatte sie es hinter der Stimme vermutet, doch hatte ihre Pflicht, niemals aufgeben zu dürfen sie getrieben weiterzumachen. Es war nur noch ausgelegt gewesen, sie völlig zu zerstören. Und da sie so wertlos und schuldig war, musste sie diese Strafe auch annehmen und alles so über sich prasseln lassen, wie es denn passierte.
 

Die Stimme schickte Geschwader an Bombardements. Vernichtete flächendeckend alles, was Ryo in ihrem Teller versteckte, alles was sie neu aufbaut hatte, vernichtete gezielt ihre Werke, als wie sie auch auf ihr wichtigstes zielte. Ihr Ich. Das war sie ausmachte, welches sie ausgrub. Granatsplitter zerfetzten ihre Bäume, färbten den Bachlauf rot. Ihr Ich zitterte... der Falsche Weg. Der Falsche Weg! So sieht die Stimme nie etwas, sie vernichtet alles, zu früh! Viel zu Früh! Es war noch nicht Zeit! Doch war es nur eines... nur eines was möglich wäre..., warum sie so agierte... die Stimme wollte nichts mehr sehen, sie wollte nur noch vernichten. Zerstören. Töten. Sonst würde sie hinschauen, sonst würde sie nicht bombardieren, nicht säuseln, nicht auffordern, wie auch wegjagen, sobald sie sich zeigte und fragte, annehmen wollte, was ihr versprochen worden war. Sie verstand nicht, warum sie der Stimme nicht mehr vertrauen konnte. bisher hatte sie doch alles so getan, sie war zu wertlos um es zu wünschen, aber sie hatte entsprechen wollten. Sich ändern wollen. Nur, um die Stimme glücklich zu wissen. Einzig und allein deswegen, wie auch um ihre Schuld zu sühnen, von welcher die Stimme nun direkt sprach. Sie musste es tun, sie war es ihr schuldig. Und doch sperrte ihr Ich alles. Um zu retten, was noch irgendwo verborgen lag. Weit weg von Schuld, von Sühne, von Wertlosigkeit... ganz weit weg.
 

Diese Schuld.... Schuldig sein und zu wertlos diese zu sühnen! Wie der ganzen Welt! Die Stimme hatte ihr innerstes gesehen und sie sprach von Wertlos und Schuld. Und das wieder und wieder einem Mantra gleich, immer wieder... Sie hatte also Recht behalten, die Stimme bestätigte es. Sie WAR wertlos und Schuld. Verdiente nichts, wie diese Stimme ihr auch wiederholt zu verstehen gab. Taumelnd suchte sie weiter, sie musste sich doch beweisen, irgendwie, mit irgendwas, am besten das,was die Stimme ihr direkt zu verstehen gab, ihr sagte, während die Einschläge dröhnten, krachten, die Erde unter ihren Füßen erzitterte. Sie hatte doch nur diese eine Möglichkeit... es war doch ihre einzigste Rettung... was blieb denn sonst noch?
 

Der letzte Schlag musste passieren. Die letzte Granate musste fallen. Sie feuerte zurück mit dem was sie hatte, mit allem. Sie wurde zu dem was die Stimme ihr vorwarf, sie verhielt sich genau so, wie diese Stimme ihr einredete.
 

Bewusst?
 

Unbewusst?
 

Gesteuert?
 

Eine Form ihres Selbstschutzes? Vielleicht unbewusst, wieder gesteuert von der gleichen Stimme, die den Zugang zu ihrer innersten Steuerzentrale gefunden zu haben schien und mit den Knöpfen spielte, in ihr Dinge auslöste, wie es der Stimme gerade so gefiel. Ob sie sich am Ergebnis erfreute? Denn Ryo reagierte auf jeden Knopfdruck genauso vorhersehbar, lief in die angedeutete Richtung, stoppte, als die Stimme sie wieder die Richtung wechselte. Eine Marionette, blind und ungerichtet. Selbst nicht mehr in der Lage irgendetwas alleine zu tun. Auch nicht mehr dazu im Stande die Fäden zu durchtrennen, die sie sich selbst angelegt hatte. Die Stimme konnte mit ihr machen, was sie wollte, sie dressieren wie einen Hund, die Stimme warf das Stöckchen und Ryo rannte, wollte es gut machen, das was man von ihr doch sehen wollte und was doch allen hier half.
 

Immer weiter und weiter und egal, was sie wie versuchte, die Stimme war nicht zufrieden. Fehlschlag um Fehlschlag sammelte sich, wurde ihr angelastet, doch war es doch richtig, sie hatte es verdient, sie hatte zu leiden. Es war ihre Art, wie sie arbeitete, wie sie entwickelte, um etwas zu bewirken, diese Art war vollkommen falsch. Sie musste alles ändern, alles, vor allem sich selbst. War es doch so falsch, wie sie war und die Stimme bestätige es, indem sie ihren Weg vernichtete, den Sie gegangen war, die Erfolge schmälerte. Ryo tat dasselbe, allein um sich zu verteidigen, um zu zeigen, was diese Art in IHR auslöste, denn die Stimme antwortete nicht mehr, sie hörte ihre Worte nicht mehr, sie machte nur weiter und weiter. Ryo musste leiden, spätestens jetzt war es ihr klar. Sie Musste leiden, aufgrund ihrer Art, aufgrund dem was sie getan hatte. Sie hatten alle so recht, sie war vollkommen wertlos.
 

Ihre letzte Hoffnung.... sie hatte verspielt, ihren Wert nicht bewiesen können, sie hatte ein Ziel nicht so erreicht, wie sie es hätte tun müssen. Die Stimme sprach nun entfernt, Ryo konnte sie noch hören, aber sie konnte sie nicht mehr erreichen. Durch den Sturm, neben den Granaten, versuchte sie irgendetwas zu verstehen, doch war es ihr unmöglich. Sirenen, Alarme, Einschläge, prasselnder Staub, nichts war mehr zu sehen, Zwielicht, Staub, Nebel. Sie wehrte sich, bettelte, die Stimme sollte damit aufhören, sollte nicht mehr schießen, sollte sie reparieren lassen, sie brauchte ihre Werkzeuge, ihre Sicht. Doch wurde sie ihr verwehrt. Aber sie hatte es doch verdient, sie musste hier so arbeiten, wie die Stimme es gesagt hatte, weiter und weiter, bis sie daran zusammenbrechen würde. Das sie es schon längst war, wollte sie eben nicht wahrhaben. Jede Schuldzuweisen, jede Geringschätzung, alles traf und ließen sie nur weiter sterben. Bis sie nur noch am Boden lag, nichts mehr arbeiten konnte. Richtig. Bis sie faul wurde, sich nur noch an ihr wirkliches Ich erinnerte, doch es in diesem Zustand nicht mal mehr suchen konnte. Und die Schläge hörten nicht auf... Sie wurde immer kindlicher, zog sich zurück, fragte immer naiver nach dem Sinn, vergaß, was sie jemals je gelernt hatte, vergaß vollkommen ihre eigene Persönlichkeit, bis nichts mehr übrig war, außer dem fragenden Kinde, das rein gar nichts mehr verstand von der Welt und was um sie herum passierte. Selbstschutz? Nicht nachvollziehbar. Aber trauriger Fakt.

Vielleicht musste es so weitergehen, solange, bis sie einfach nicht mehr existierte...
 

Sollte es also so sein...
 

Am Abgrund hatte sie ihre Werke, blutverschmiert mit dem sterbenden Schrei ihrer Seele geschrieben zitternd in den Händen, sie kletterte, rutschte ab, hatte sie doch keine Finger mehr, mit welchen sie sich hätte halten können. Doch sie kam an den Rand, wollte sehen, was um ihre Welt herum passierte, wollte wissen, warum das alles geschah und woher diese Geschosse, wie auch die Stimme gekommen waren. Was sie erkannte, waren tausende Teller, welche sich um den ihren reihten. In jedem Teller schien es zu brennen, ein Sturm zu wüten, zwischen den Rändern befand sich tiefste Schwärze. Kaum ein Teller wies einen Steg auf, zerbrochene Wege waren zu erkennen, an ihrem wie auch an den anderen Tellern. Musste man wirklich nicht fliegen, um diesen zu verlassen? Eine Erkenntnis, die zu spät kam, denn ihr Teller wies keine Stege mehr auf, nur noch Bruchstücke einstiger Versuche, Nachrichten und Zettel, die vergilbten und verblassten. Menschen, die da gewesen waren, die sich jedoch zurückgezogen hatten, sich vor dem Bombardement versteckt hatten, wie auch vor der zu laut dröhnenden Stimme sich gefürchtet hatten. Sie drehte sich um, erkannte ihren eigenen Teller, wie er in Trümmern vor ihr lag. Zerstört durch Granaten, Bomben, Schüsse, wie auch ihren eigenem Wüten. Entfernt hörte sie eine Stimme, hörte sie sprechen, sie kannte die Worte, doch wusste sie, sie galten nicht ihr, sie waren zu weit weg. Ihre Werke nahm sie, blickte auf diese, ehe sie sie in den finsteren Abgrund warf, zusah, wie die tiefste Schwärze sie verschlang, nicht wissend, ob diese jemals gefunden werden würden. Doch war das jetzt auch egal. Wertloses musste verschwinden, musste sich ins Vergessen stürzen, durfte nie wieder ans Tageslicht gelangen.
 

Sie würde sich nicht mehr aufhalten lassen.
 

Sie würde ihren Teller verlassen. Mit zerfleddertem Flügel, gebrochenen Beinen, blutenden Armen, doch sie würde ihn verlassen. Für immer....
 

Mit einem Male wurde sie unglaublich ruhig, verstand es, zu lächeln, ehe sie die Arme ausbreitete, einen Gruß an die umstehenden Teller sprach

und dann...
 

den nächsten Schritt tat....
 

weg von ihrem Tellerrand....
 

der tiefsten Schwärze entgegen.
 

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Bis sie rein gar nichts mehr fühlen konnte. ...



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