Ich kann es nicht fassen. Wieder hat meine Schwäche gesiegt. Warum kann ich nicht zu meiner früheren Stärke zurückfinden? Wieder die starke Person – scheinbar ohne Schwächen – werden, die ich einmal war? Die ich war, bevor ich diese Person traf und an mich heranließ?
Tränen rinnen mir über die Wangen. Ich kann sie nicht stoppen, will sie nicht stoppen, da sie ein wenig von der Pein mit sich nach draußen schwemmen, die in meinem Körper ihr Dasein fristet. Wie lange ich wohl weinen müsste, damit der Schmerz vollständig verschwindet? Er scheint sich zu regenerieren, sobald ich aufhöre. So viel habe ich nicht mehr geweint, seit mein Großvater verstarb. Das ist nun bald 15 Jahre her.
Scheiße. Bei der Erinnerung kann ich kaum noch etwas erkennen, was vor mir ist. Ich bin so froh, dass niemand hier ist, niemand mich sieht, wie ich in diesem erbärmlichen Zustand bin. Als Kind wusste ich nicht, wie ich mit diesen Gefühlen, diesem Schmerz umgehen soll. Damals habe ich mehr oder weniger jedes Gefühl, das in mir war, abgetötet. Mein Inneres war tot, abgestorben, kalt. Es war gut so. So war ich stark, musste mich nicht mit dem auseinandersetzen, was jetzt auf mich eindringt. Schmerz. Scheinbar unendlicher Schmerz. Und ich verstehe den Grund nicht einmal. Vielleicht wenn ich ihn verstünde…
Vieles würde ich der Person gerne an den Kopf werfen. Fragen stellen, auf die ich keine Antwort finde.
„Warum wurdest du wütend, als ich sagte, dass ich mich nicht für einen schönen Menschen halte, und warum wolltest du den Sprecher, den du offensichtlich dahinter vermutetest, treffen, um ihm die Meinung zu sagen?“
„Hast du dich nur auf mich eingelassen, um mal etwas anderes zu haben als das, was dauernd um dich herumschwirrt?“
„Warum hast du mich deiner Mutter und ihrem Lebensgefährten vorgestellt?“
„Warum ist dir eine Mail in der Woche zu viel, wenn du teils 60 am Tag geschrieben hast?“
Und die wichtigste Frage für mich:
„Hast du überhaupt jemals geliebt und kannst so überhaupt nachvollziehen, was deine Worte in mir auslösen?“
Warum hören die Tränen nicht auf? Diese Person ist es doch gar nicht wert, dass ich so viele Tränen vergieße! Oder? Aber wer kann Liebe schon abstellen? Wer kann sagen, dass es ‚nicht richtig‘ ist?
Warum fühlen wir Menschen, wenn diese Gefühle doch so oft nur Schmerz bedeuten? Vermutlich, weil diese Gefühle uns auch Momente höchsten Glücks verschaffen.
Mit leiser Stimme, die rau von den Tränen ist, fange ich an zu singen. Höchstwahrscheinlich wird niemand jemals dieses Lied hören, aber ich muss einfach.
I remember the day we met
I remember your smile on that day
Still in my mind your words
The first night
How you suddenly slept on my arm
Your face was so peaceful
When I touched your lips with mine
I woke you to my first kiss
I didn’t expect it to happen
Unable to move
You laughed and seemed surprised
As was I as well
How you finally took my hand
Hesitatingly in the crowd
So we wouldn’t get seperated
How you took me to places
That made me laugh
In the falling rain
The time filled with work
The time filled with learning
I missed you so much
Sleeping next to you
Seeing you every day
My heart was filled with joy
When you bid me farewell
With that kiss on the platform
Right in front of the train
That’s when I couldn’t stop crying
For the first time in a long while
You wished me a good trip
Now I haven’t heard from you
In quite a while actually
I just wish… to stop these feelings
Before they kill me
