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SchwarzWeiß

Wir sind alle Bauern im Kampf des Lebens
von

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Läufer und Turm

„Bist du bereit?“

Sie lächelte schief. „Kann man dafür bereit sein?“ George verzog das Gesicht. „Nein, vermutlich nicht. Komm!“ Seine offene Hand. Ein kurzer Herzschlag und Parvati ergriff sie. „Wohin?“ Er zog sie auf den Hügel, wandte sich gen Norden und deutete auf das hohe Gebirge, das mächtig und bedrohlich über ihnen aufragte. „Fred hat mal gesagt ...“ Er stockte. Parvati wandte den Blick ab und starrte bemüht auf einen Punkt. „E-Er …“

„Schon gut. Gehen wir einfach“, sprang sie ihm zur Seite und machte erste, unsichere Schritte in eine ungewisse Zukunft. George schaute sie eine Weile an, ihre Blicke kreuzten sich.

Ein Herzschlag.

Ein zweiter.

Und dann lächelte er wieder. Nicht so wie damals. Niemals wieder würde er so lächeln. Er hatte ihr ganzes Mitleid, aber das würde sie ihn nicht wissen lassen. Ebenso wenig, wie sie ihn wissen lassen würde, wie viel ihr ein Lächeln von ihm bedeutete. Was sie dafür geben würde, ihm das Lächeln von damals wiederzugeben.

Aber das war nicht mehr möglich. Es hatte sich alles verändert. Zwischen ihnen, die Zeit, die Regeln, das Spiel. Das Schachbrett war neu besetzt worden – der weiße Springer war gefallen, denn obwohl der schwarze König längst Schachmatt gesetzt war, kämpften die Bauern noch immer gegen die weiße Übermacht.

Parvati und George drehten sich nicht um.

Hogwarts wurde von den weitläufigen Hügeln verschluckt. Die beiden Löwen fixierten tapfer ihr neues Ziel: die komplette Auslöschung der schwarzen Bauern. Sie, hatten einen Dienst zu erledigen. Einen Dienst für ihren eigenen, ganz persönlichen König. Ihr Weg führte nicht geradeaus, sie sprangen nicht nervös zwischen den Orten oder taten Schritt für Schritt, nein, sie, die Läuferin und der Turm, würden mit Ausdauer, Beharrlichkeit und Findigkeit an ihr Ziel kommen.

Und ihr Ziel hieß: Rache.
 

Wie war es so weit gekommen?
 

Das war ganz einfach. Parvati hatte sich Hals über Kopf in jemanden verliebt, der niemals mehr als ein Freund sein würde und dessen war sie sich vollends bewusst gewesen. Masochistin. Sadistin. padma hatte sie eine Idiotin geschimpft. In einer Zeit, in der man keinen Gedanken an die Liebe verschwenden sollte und an das eigene Überleben denken musste, verliebte sie sich. Sie. Natürlich war sie eine Idiotin, das hatte sie selbst gewusst.

Das letzte Jahr auf Hogwarts … Gegen den Willen ihrer Eltern waren die Zwillinge zurück nach Hogwarts gegangen um ihren Abschluss zu machen. Irgendwie. Hätten sie gewusst, was sie dort erwartete, wären sie niemals zurückgekommen. Doch es gab keinen Weg zurück. Niemals. Nicht für Parvati, nicht für ihren Zwilling.

Der Abschluss war padmas Grund gewesen. Parvati hingegen hatte einen ganz eigennützigen, egoistischen gehabt, der mit Unterricht, UTZ und Zaubern weniger zu tun hatte, als ein Schnarchkackler mit Speiseeis – George Weasley. Sie wusste nicht, ob sie ihn wiedersehen würde. Die Weasley-Zwillinge waren seit zwei Jahren schon nicht mehr auf der Schule, doch wann immer sie konnte, war sie nach Hogsmeade entschlüpft, um ihrem Freund einen Besuch abzustatten. Würde sie das dieses Jahr wieder machen können?

Nein.

Sie, Parvati Patil, war einfach naiv gewesen zu glauben, es würde schon alles gut werden.

Alles war schiefgegangen. Jemand hatte wohlweislich das Schachbrett aufgestellt, die Figuren in Position gebracht und mit aufmerksamer Miene beobachtet, wie der Läufer der Weißen in seinen Untergang wanderte.
 

Aber eins nach dem anderen.
 

Das siebte Schuljahr … die Hölle auf Erden. Die schwarze Masse hatte die Macht an sich gerissen, Professor Snape war Schulleiter geworden und zwei Todesser waren auf die Lehrposten gesetzt worden. Verteidigung gegen Die dunklen Künste – ab jetzt ein Hauptfach, aber man glaube nun nicht, dass Amycus Carrow, ihr hochgeschätzter neuer Lehrer, ihnen seine geheimsten Techniken beibrachte. Nein. Er hatte nicht vor, ihnen irgendwas beizubringen. Der Unterricht diente allein dazu, den Muggelstämmigen zu zeigen, wo ihr Platz war. Oder gegebenenfalls auch denen, die sich gegen die Todesser stellten und sich gegen die Methoden wehrten. Ähnlich verlief es bei seiner besessenen Schwester Alecto, die man auf den Posten der Muggelkunde gesetzt hatte – auch hier Reinblutpropaganda vom Feinsten. Hogwarts verkam innerhalb weniger Monate zu einer Schule von Irren, Fanatikern und Gebrochenen – und jenen, die sich gegen sie wehrten. Der Orden. Alleine. Außerhalb. Dumbeldores Armee. Alleine. Innerhalb. Sie hatten keinerlei Hoffnung darauf, vom Orden gerettet zu werden. Der hatte genug damit zu tun, den Schergen Voldemorts zu entkommen. Neville betonte immer wieder, dass sie auf sich allein gestellt waren, aber die Hoffnung nie aufgeben durften – Harry würde zurückkehren. Und dann würde alles gut werden. Sie würden diese Arschlöcher aus ihrer Schule schmeißen und Snape gleich hinterher. Geprügelt. Wie räudige Köter.

Aber der Zeitpunkt war noch in weiter Ferne.

Es war Anfang des neuen Jahres. Februar oder März, als es geschah...
 

Parvati presste die Lippen aufeinander, als die wahnsinnigen Schweinsaugen von Amycus Carrow sich auf sie legten. „Oho, Miss Parvati? Haben Sie etwas einzuwenden?“ Der Zauberstab des Todessers tat einen Schlenker und der muggelstämmige Hufflepuff schrie vor Schmerzen auf. Entsetzen explodierte in ihrem Kopf und ehe sie sich hätte besinnen können, sprang sie auf, das Herz eines Löwen beweisend, den Zauberstab gezogen. „Allerdings, Professor“, giftete sie und schickte einen stummen Stupor gegen den Todesser, den dieser jedoch locker parierte. Die DA-Treffen war hilfreich gewesen, aber wie sollten sie sich gegen eine Übermacht an starken Zauberern wehren?

Der Konter des Todessers presste ihr die Luft aus den Lungen und riss sie von den Beinen. Erschrocken schnappte sie nach Luft, zischte schmerzerfüllt, als eine kriechende Schwere von ihren Knochen Besitz ergriff und die Schwärze langsam nach ihr griff.

Eine Sekunde schien ereignislos zu vergehen.

Plötzlich verbog sich ihre Wirbelsäule unter grauenvollem Knacken. Schmerz rammte sich unbarmherzig in ihren Unterleib und die Knochen in ihrem linken Unterarm zerbarsten. Sie schrie. Schmeckte Blut auf ihren Lippen.

„Nicht!“, hörte sie die schrille Stimme ihrer Schwester, das panische Rufen von Seamus, die zornige Stimme Nevilles und das Wimmern Lavenders. Doch die Geräusche verblassten neben dem explosionsartigen Schmerz in ihrem Kopf. War das ihr Schrei, oder hatte sich Carrow schon ein neues Opfer gesucht? Sie spürte ihren Körper realer, als sie es je getan hatte, spürte jeden einzelnen, zerreißenden Muskel, jede zerfetzte Sehne und jede pulsierende Ader, die den Boden unter ihr rot einfärbten. Heiß presste sich das Blut aus ihrer Wunde am linken Unterarm, dem Ausgangspunkt ihrer Schmerzen. Ob er wohl gebrochen war? Haha, vermutlich war er vollkommen zerstört, dem Knacken nach zu urteilen. Sie versuchte ihn zu bewegen, doch ihr Körper war in eine Starre gefallen – die Auswirkungen eines schwarzmagischen Spruches, einer Mischung aus Stupor und dem Cruciatus. Sie kannte ihn mittlerweile gut, diesen Spruch. Aber was konnte sie der geballten Macht dieses Mannes entgegensetzen? Trotz? Die Gedanken wurden ausgelöscht, als sie versuchte, sich auf die Seite zu drehen, aber nur Schmerz fühlte. Keinerlei Kontrolle, nur den unbarmherzigen Schmerz in ihrem linken Unterarm.

Aber, ah, keine neuen Schmerzen. Kein neuer Ursprung. Das bedeutete, dass Carrow aufgehört hatte. Tatsächlich verschwand die Schwärze allmählich, die sie zuvor so barmherzig von allem abgeschottet hatte und ihr Blick klärte sich auf. Der Todesser hockte über ihr, die hässliche Visage zu einem gehässigen Grinsen verzogen. Parvati, obwohl sie heftige Schmerzen verspürte und jeder Atemzug wehtat, schaute dem Todesser grimmig entgegen und richtete sich zumindest so weit auf, dass sie nicht wie eine wehrlose Fee vor ihm lag. Der Schwindel, der sie ergriff, machte es schwer, die Worte des Verrückten zu verstehen. „Das passiert, wenn man sich mir widersetzt, Miss Patil. Hüten Sie Ihre Zunge!“ Anstatt zu antworten, sammelte Parvati die metallisch schmeckende Suppe in ihrem Mund und spuckte dem Todesser die rötliche Flüssigkeit vor die Füße. „Leck mich, Arschloch.“
 

Die weiteren Erinnerungen an diesen Tag waren verschwommen. Parvati wachte sechs Tage später im Krankensaal auf, Lavender und padma an ihrer Seite, Neville und Seamus vor der Tür. Der besorgte Blick ihrer Schwester brachte sie zum Lächeln. Ihr fiel es noch ein wenig schwer, ihre Muskeln anzustrengen und der linke Unterarm war in einer lockeren Bandage eingefasst. Aber sah man von den ständigen Schmerzenswellen ab, die durch ihren gesamten Körper fluteten, ging es ihr gut. Ziemlich gut sogar.

„Wie gehts dir?“, fragte padma und Lavander fügte hinzu: „Das war so unglaublich mutig von dir! Im Gemeinschaftsraum bist du das Thema!“ Lavender griff nach der Hand ihrer besten Freundin. Sie fühlte sich elendig. „Was … was hat er gemacht?“ Lavender wich ihrem Blick aus und begann zu schluchzen, während ihre Schwester ihr geradeheraus ins Gesicht schaute. „Er hat dich gefoltert. Der Cruciatus-Fluch, wie zuvor bei Jack. Du hast darüber das Bewusstsein verloren.“

Parvatis Mund wurde trocken, ihr Herz begann aufgeregt zu hüpfen. „Wie lange … habe ich durchgehalten?“

padma sammelte sich. „Länger, als beim letzten Mal. Aber er hat dich im Auge, ich glaube, er wird sich das nicht länger gefallen lassen.“ Parvati konnte nicht anders und grinste. „Dann … müssen wir uns was einfallen lassen.“ padma nickte sofort und eröffnete ihr die neusten Ereignisse: „Ginny, Neville und haben schon Ideen, meinten sie. Es wird immer wahrscheinlicher, dass wir untertauchen müssen.“ Sie holte eine der Plaketten hinter dem Rücken hervor, auf der ein Datum in blauen Buchstaben brannte. Lavender schaute zwischen den beiden Schwestern hin und her, dann fragte sie vorsichtig: „Meint ihr, wir sollten jetzt nicht lieber aufhören?“ Parvati warf ihr einen Blick aus wütenden Augen zu. „Nein.“ padma nickte. „Nein, auf keinen Fall. Wenn wir keinen Widerstand leisten, hat Du-weißt-schon-wer so gut wie gewonnen. Harry wird wiederkommen. Und bis dahin haben wir Neville.“ Lavender war nicht überzeugt, das wusste die Löwin, aber es half nichts. Auch ohne ihre beste Freundin würde die Inderin weitermachen. Nur sie und ihre Schwester, Ginny, Neville und Seamus – der Kern, um den sich alles formierte. Ravenclaw und Gryffindor – und Hufflepuff. Cho. Ihr Herz pochte zornig gegen die Rippen und Parvati wusste: die Angst war groß, aber der Hass größer. Hogwarts war ihr zu Hause. So viel mehr als das Haus ihrer Eltern. Die DA ihre Freunde. Sie konnten jetzt nicht aufhören.

„Ich … bin bereit alles zu geben.“

Schockiert schauten die beiden Besucher die Verletzte an, doch das Feuer in den tiefbraunen Augen ließ keine Zweifel übrig: Godric Gryffindors Erbe würde genau dieses jetzt antreten. „Überlegt doch mal. Luna und Neville – wer hätte gedacht, dass die beiden in Harrys Fußstapfen treten würden? Die waren mit in der Abteilung im Ministerium und haben gegen diese Arschlöcher gekämpft, bevor wir damit überhaupt angefangen haben! Ich will ihnen in nichts nachstehen. Neville gibt sich solche Mühe – er ist fantastisch. Ginny und Cho – die beiden haben so schnell Fortschritte gemacht! Und Lunas Medaillons … die helfen wirklich, hättet ihr das geglaubt? Seamus rettet mir andauernd den Kopf, lässt sich zurichten – genau wie Neville. Wir kämpfen weiter. Das ist … mehr als wir erwarten konnten, oder?“ padma verzog besorgt das Gesicht. „Das schon. Aber das wird nicht so weitergehen.“

„Was?“

„Snape hat Neville und Seamus vorhin zu sich beordert“, erklärte Lavender leise und schlug den Blick nieder. Betretendes Schweigen breitete sich im Krankenzimmer aus. „Glaubt ihr“, fing Parvati nach einer Weile an, „es gibt einen Weg, wie wir kämpfen können, ohne uns zurückzuziehen?“ padma und Lavender tauschten einen Blick, zuckten aber hilflos mit den Schultern. Wieder das Schweigen. Sofort spürte Parvati Sorge in sich aufkeimen – Seamus hatte sie selbstlos verteidigt, einige Male bereits. Neville war ihr Anführer, organisierte alles und verdammt, er machte das gut. Sie alle machten ihre Sache gut. Aber das half nichts, wenn sie sich jetzt zurückziehen mussten. Gar nichts.
 

Die Tür zum Krankenflügel flog auf und Seamus betrat den Raum, ein breites Grinsen auf den aufgesprungenen Lippen. Lavender sog erschrocken die Luft ein. „Du siehst schrecklich aus.“ Seamus beachtete sie kaum, eilte zu Parvati und musterte sie. „Meinst du, du kannst laufen?“, fragte er nüchtern und sie nickte ohne nachzudenken. „Klar. Das muss.“ So sicher war sie sich da nicht, da schon der Gedanke ans Gehen wehtat. Aber es half alles nichts – es musste ja! Unsicher stemmte sie sich in den Kissen auf, keuchte verhalten und ließ sich von Seamus einen Arm unter die Schultern schlingen. Der andere landete über seinen. Madame Pomfrey war nirgends zu sehen. „Neville und ich wurden der Schule verwiesen und Snape hat geschworen, dass er herauskriegt, wer noch mitspielt, wie er es genannt hat“, grinste Seamus. Verwirrt schauten die drei Mädchen ihn an und padma fragte gerechtfertigt: „Was gibt es da zu Grinsen?! Was sollen wir denn ohne euch machen?“

„Oh, das ehrt uns, aber Nev hatte da eine brillante Idee! Deshalb müssen wir hier raus.“ Ein Blick zu Parvati. „Du hast schon eine Verweisung bekommen.“ Sie stöhnte. „Na toll“, brummte sie leise, ließ sich von Seamus aus dem Bett helfen und stützte sich schwer auf ihm. Sein Angebot, sie zu tragen, schlug sie mit einem vernichtenden Blick aus. „Nur, weil mein Arm total zerstört ist, bin ich nicht invalide. Beleidige mich nicht, Finnigan!“

„Schon gut, schon gut. War ja nur ne Frage...“

„Lass uns endlich gehen. Und erzähl uns endlich von dem Plan!“
 

Wenige Minuten später befanden sie sich – zusammen mit ungefähr zwanzig anderen Schülern – im Raum der Wünsche. Neville hatte für Parvati ein provisorisches Krankenlager anlegen lassen und Ginny kümmerte sich rührend um sie – der Episkey wirkte seltsamerweise Wunder und linderte Schmerzen hervorragend. Dankbar konnte sich die Inderin voll und ganz auf die Rede konzentrieren, die der mutige Löwe vor den anderen hielt.

„Seamus und ich“, er winkte den anderen Gryffindor heran, „sind heute der Schule verwiesen wurden. Parvati“, ein Wink zu der Verletzten, „wurde ebenfalls verwiesen. Wir wurden einfach rausgeschmissen, aus Hogwarts. Ohne Wenn und Aber. Ohne jegliche Anhörung. Raus und Fertig. Aber ich hab euch deshalb nicht kommen lassen – Seamus und ich hatten eine geniale Idde-“

„Eigentlich nur er“, wandte Seamus lächelnd ein.

„-dass wir einfach hier bleiben. Hier im Raum der Wünsche, wo niemand außer uns rein kann. Niemand. Die Slytherins sind zu dämlich und von den Carrows brauchen wir nicht anfangen.“ Ein zustimmendes Raunen, vereinzelt sogar Lachen. „Seamus, Parvati und ich werden ab jetzt hier verdeckt bleiben müssen. Es werden Verweise kommen, es wird Verweise hageln! Aber wir bleiben hier und kämpfen! Diese Arschlöcher werden gar nicht wissen, wie ihnen geschieht. Hogwarts ist unser zu Hause. Wir haben Harry versprochen, zu kämpfen. Wir haben uns geschworen, diese Drecksäcke rauszuschmeißen. Und das werden wir. Hab ich Recht?“ Vereinzelte Rufe und das reichte. Parvati lachte leise und nickte Neville zu, als sie Augenkontakt hatten. Ginnys starke Stimme erhob sich: „Ich werde auch hier bleiben.“

„Das brauchst du nicht“, räumte Neville ein, doch die Ravenclaw lächelte beharrlich und deutete auf Parvati. „Je länger ich hier bin, desto schneller heilen die Wunden. Und dann sind wir einer mehr hier. Ich glaube nicht, dass jemand noch Lust auf Unterricht hat.“ Unschuldig strich sie sich die roten Haare zurück, als gleich die Hälfte der DA beteuerte, sich sofort Exmatrikulieren zu lassen. Neville hob die Schultern und gab damit sein OK. Das Raum wurde voll, es wurde trainiert, geübt, auf den großen Moment gewartet.

Die Figuren hatten ihre Plätze eingenommen.
 

„Was sagen Sie zu den Anschuldigungen von Professor Carrow, Miss Patil?“

„Gar nichts, Sir, diese Anschuldigungen sind lächerlich und unzureichend!“

„Freches kleines Miststück, du weißt genau, dass ich Recht habe! Gib es doch endlich zu!“

„Amycus, ruhig. Du brauchst nicht ausfallend zu werden.“

„Aber Severus! Dieses kleine Biest hat mich nicht ein Mal und auch keine zwei Mal, nein, unzählige Mal während des Unterrichts attackiert! Das darf nicht ohne Folgen bleiben, sonst denken die nachher noch, das die sich alles erlauben können.“

„Natürlich, das verstehe ich, Amycus.“

„Bitte was? Professor Snape, Sie haben Dumbeldore immer geschätzt, wie kann es sein-“

„Halten Sie den alten Mann raus. Er hat nichts mit dieser Sache an sich zu tun. Sie können eine Lehrkraft nicht angreifen, haben wir uns verstanden?“

„Sir! Er misshandelte Jack Smith, Lavender Brown und Timothy Strongworth. Was sollte ich Ihrer Meinung nach tun?“

„Die Ruhe bewahren, Miss Patil. Professor Carrow ist für anschaulichen Unterricht zuständig, wenn Ihnen das nicht zusagt, dann fahren Sie nach Hause.“

„...!“

„Ich erteile Ihnen hiermit die Erlaubnis, Miss Patil. Überlegen Sie es sich sehr genau, das ist keine Suspendierung. Und nein, Amycus, Ruhe jetzt! Wir reden später!“

„A-Aber Sir. Sie … Hogwarts … Wie können Sie nur bei all dem zusehen?!“

„Miss Patil, bei allem Respekt, aber ich bin nicht der, für den Sie mich halten. Ich bin dem Dunklen Lord treu ergeben und Ihr Schulleiter. Nehmen Sie mein Angebot an, kann ich Sie schützen, wenn nicht, werde ich Sie der Schule verweisen. Was sie Professor Carrow geleistet hat, wird kein zweites Mal vorkommen. Ruhe, Amycus! Das lasse ich nicht geschehen. Aber was Sie getan haben, wird auch kein zweites Mal vorkommen, verstanden?“

„Hah?!!“

„Gut. Und jetzt gehen Sie.“

„S-Sir?!“

„Keine Widerrede! Raus! Amycus, wir reden!“
 

Es waren nur wenige Tage nach dem gesonderten Gespräch mit Professor Snape vergangen, nicht einmal zwei Wochen. Parvatis Arm war dank Ginnys Hilfe verheilt. Sie war geblieben. Natürlich war sie das! Snape hatte keine Ahnung und wenn, dann maß er den Schülern, die sich im Raum der Wünsche befanden, keine große Beachtung bei. Sie alle warteten geduldig. Voldemort zog die Kreise enger, verbreitete Lügen über Harry, weitete seine Vorherrschaft weiter aus.

Und zog bis vor die Tore Hogwarts.

Die Ereignisse überschlugen sich.
 

Plötzlich war sie da. Mitten im Kampf. Mitten im Getümmel zwischen Mauern und den Figuren des Krieges. Schwarz gegen Weiß, der uralte Kampf. Der Rauch und der Staub nahmen ihr die Sicht. Sie hustete, feuerte unablässig den roten Strahl aus dem Zauberstab ab, erwischte einen der Todesser frontal, schleuderte ihn dahin zurück, wo er hergekommen war. Kämpfte. Biss die Zähne aufeinander. Brachte padma in Sicherheit, als sie eine heftige Wunde am rechten Oberarm erlitten hatte. Schleppte sich und sie bis vor den Raum der Wünsche, aus dem Ginny gestürmt kam - „hilf ihr“ - und sich padma annahm. Die Rothaarige verschwand so schnell mit ihrem Zwilling, wie sie aufgetaucht war. Ein Knall ließ die Inderin zusammenfahren, der Zauberstab im Anschlag. In der nahen Umgebung zerbarst eine der Statuen, die durch Minerva McGonagall zum Leben erwacht war. Das Herz klopfte aufgeregt gegen das Gefängnis, als sich der Staub legte und sie presste sich noch ein bisschen weiter in die Nische. Bellatrix Lestrange schritt den Gang entlang, die irren schwarzen Augen huschten umher. Parvati hielt die Luft an und zwang sich mit hämmerndem Puls, der Frau mit den Augen zu folgen, sich ruhig zu verhalten. Sie alle in der DA kannten die verrückte, fanatische Anhängerin Voldemort – Neville hatte sie zu seinem persönlichen Erzfeind ernannt. Nie hatte er gesagt, warum, aber der Hass, der in den sonst so warmen Augen aufgelodert hatte, hatte auch Parvati dazu gebracht, die Frau zu hassen. Abgrundtief. Alles in ihr schrie danach, sie in der Luft zu zerfetzen, sie zu töten. Aber sie riss sich zusammen. Hielt die Luft an.

Und dann war es vorbei. Bellatrix löste sich in Wohlgefallen auf. Blitzschnell schlüpfte Parvati aus ihrem Versteck, rannte die Gänge entlang – und dann war er da. So urplötzlich, dass Parvati glaubte, ihr Herz würde zerspringen.
 

Sie hatte hinter ihm gesessen, an jenem schicksalhaften Tag von vor zwei Jahren, an dem sie die DA gegründet hatten. An dem sie ihr Schicksal in die Hände Harry Potters gelegt hatten, einem Jungen, der weder älter, noch reifer als sie selbst gewesen war – und dennoch hatten sie und padma sich mitreißen lassen. Sie hatte am Abend des Balles im vierten Schuljahr nur Augen für ihn gehabt, obwohl sie mit Harry Potter dagewesen war. Und ein Jahr später hatte er ihr gezeigt, was Mut und Tapferkeit bedeutete: sich der Übermacht mit Witz und Tücke entgegenstellen und einen Gewinn aus den Taten zu ziehen, die einen nur verlieren lassen konnten.

Sie hatte gelernt, dass Schachmatt nicht gleich Schachmatt war.

Sie hatte gelernt, für ihn, wegen ihm zu kämpfen.
 

George Weasley.
 

Warum er und nicht Fred? Sie hatte es nie verstanden. Aber sie wollte es auch nicht verstehen. Die Gryffindor hielt zielstrebig auf den Weasleys zu, fragte sich schon, wo sein Zwilling war, als ein grauenvolles Lachen zu hören war und die Wand hinter ihnen nachgab. „GEORGE!“ Der Zauberstab wirbelte, zog den blonden Zauberer unter dem zusammenbrechenden Gang hervor und neben sie. Ihr Atem ging stoßweise. Die Kleidung war mittlerweile dermaßen durchnässt, dass sie den neuerlichen Adrenalinschub und den neuerlichen Schweißausbruch kaum noch wahrnahm. Und ohne lange zu zögern, warf sie sich dem Weasley in die Arme, weinte hemmungslos und beteuerte tausend und ein Mal, dass sie so glücklich war, ihn hier zu sehen. Zu sehen, dass es ihm gutging.

Ein Knall.

Hektisch wirbelten die Zauberer herum, beide mit gezückten Zauberstäben. Travers – ein Todesser – entstieg den Trümmer, kichernd, grinsend und ging auf sie los. Ein roter Strahl verließ Parvatis Zauberstab, begleitet von einem blauen Georges. Beide Zauber flogen stumm auf den Todesser zu, der sie mit einem Protego parierte. Der Avada schoss auf sie zu. Parvati sprang aus dem Weg, George blieb, wo er war. „Bist du verrückt?! Komm da weg!“

„Es ist alles egal! Der Hurensohn soll sterben!“

„George!“

Ein Blitzgewitter an Zaubern, Flüchen, Worten folgte. Parvati konnte nur einen Protego horribles über George legen und hoffen, dass der größte Teil der schwarzen Magie abprallen würde, denn der Weasley duellierte sich ohne Rücksicht auf Verluste – was war das für eine Taktik?! „Das wird kein Schachmatt, das wird eine Selbstmordaktion! Sei nicht dumm“, rief sie ihm zu, als sie versuchte, Travers durch einen gezielten Stupor abzulenken. Er parierte. Stieß sie mit dem Avada aus der Bahn.

„Die haben ihn getötet! Die haben es nicht anders verdient! Avada Kedavra!“ Parvatis Herz blieb stehen. Wie in Zeitlupe flog der grüne, zackige, widerliche Blitz auf den erschrockenen Todesser zu, der nur mit einem gewagten Hechtsprung aus dem Weg springen konnte. Obwohl Herz und Geist wie gelähmt von Georges Gedankenlosigkeit waren, reagierte der Körper sofort: der Expelliarmus entriss Travers den Stab und sie fing ihn auf, George einen verwirrten, zutiefst erschrockenen Blick zuwerfend. „Was … George?“

„Keine Zeit. Muss ...“

„Hör auf verdammt!“

„Er hat es nicht anders verdient!“

„Doch! Sollen ihm die Dementoren langsam und qualvoll die Seele aus dem Leib reißen, Stückchen für Stückchen, das hat er verdient!“

„Du verstehst das nicht!“

„Ich verstehe sehr wohl und jetzt reiß dich zusammen.“ George starrte sie wutentbrannt an – sie starrte zurück. „Rühr dich nicht“, zischte sie Travers zu, als der sich gerade aus dem Staub machen wollte, „sonst ändere ich meine Meinung.“ Sie ließ George nicht aus den Augen, der unter ihrem Blick unruhig wurde.

„Aber … sie haben Fred …“

Und da wurde es endlich klar. Parvati wurde kalt, die Härte wich aus ihrem Gesicht, die Spannung aus ihrem Körper. „Wie?“, krächzte sie heiser und Georges Schultern zitterten. „Sie-“ Ein Knall. Geistesgegenwärtig zog sie den Protego totalum um sich und George und mehrere Flüche prallten davon ab. Ein Lähmzauber traf Travers und nur um sicherzugehen, fesselte George ihn geschickt, verpasste ihm einen Knebel und legte ihn mit einem Schwebezauber in eine Nische, während Parvati dafür sorgte, dass sie freie Bahn hatten. „Wir rächen ihn“, zischte sie und George nickte wild.
 

Die Schlacht zog sich hin. Die Erschöpfung stand ihr im Gesicht geschrieben, ihre Muskeln brannten und ihr Körper wie gelähmt. Sie hatte aufgehört, aufzupassen. Ein tiefer Schnitt im linken Unterarm ließ sie bluten – keine Zeit, den Schnitt zu versorgen. Eine Platzwunde an der Stirn verursachte Kopfschmerzen – keine Zeit, den Schmerz zu lindern. Und das stetige Klopfen des kalten Herzens machte ihr Sorge – keine Zeit, um zu reden. Sie war an Georges Seite geblieben, hatte ein wachsames, aber müdes Auge auf ihn.

Irgendwann hatte Voldemort die Pause einberufen. Harrys Auslieferung eingefordert. Sie würden endlich die Toten und Verletzten wegschaffen können. Parvati war müde und hungrig. Sie suchte verzweifelt nach Padma und Lavender und fand zumindest ihre Freundin weinend in den Armen von Professor Trelawney – sie wurde von einem Werwolf angefallen. Parvati tätschelte ihren Arm, ehe sie George sah. Weinend. Schreiend. Tobend. Im Kreise seiner Familie, gebeugt über seinen Zwilling. Ihr Herz zog sich zusammen und Tränen stiegen in ihre Augen. „Wo … wo ist Padma?“, hörte sie sich brüchig fragen und Lavender deutete zu den Weasleys. „Bis eben da. Bei Ginny.“ Parvati hielt die Tränen nicht mehr auf. Sie fühlte sich elendig. Sie wusste sehr wohl, was er fühlte. Alleine beidem Gedanken, Padma jetzt zu verlieren … Jemals zu verlieren … Einen Teil von sich selbst zu verlieren … Der einfach plötzlich weg war, starb … Es zerriss ihr das Herz. Schnell lief sie zu den Weasleys und schloss ihre Schwester in die Arme, fest, unnachgiebig. „Bitte … Geh nie wieder weg“, hörte sie sich wie von Sinnen schluchzen und ihre Schwester erwiderte die feste Umarmung. „Das werde ich nicht. Keine Angst.“ Das Wehklagen Molly Weasleys übertönte das Weinen Georges und langsam trat sie zurück. Die Augen unverwandt auf George gerichtet, die Hand ihrer Schwester umklammernd. „Es … Er ...“

„Ja“, flüsterte Padma.

„Wieso?“ Eine sinnlose, dumme Frage. Der Krieg forderte immer Opfer. Und dennoch wollte sie es nicht begreifen. „Wieso er?“ Jemand, der George so nahe stand, wie sie es niemals könnte. Jemand, der George so viel bedeutete. Wenn es ihr das Herz zerriss, wie musste dann erst seines aussehen? „Parvati …“

„Schon gut.“

Bauern fielen im Kampf. Und auch Springer fielen im Kampf. Aber warum ausgerechnet dieser Mann? Viel Zeit blieb ihr nicht. Würde ihr nie bleiben, um dieser Frage nachzugehen. Würde sie nie wieder haben.

Das Schachbrett hatte sich neu sortiert. Der weiße König trat Mann gegen Mann gegen den schwarzen an, als schon alles verloren geglaubt war. Turm und Läufer standen Hand in Hand am Rande, beobachteten das Schauspiel, hielten sich aneinander fest. Weiß siegte. Und Schwarz floh. Es genügte ein Blick, um zu verstehen. Ihr Weg war noch nicht vorbei.
 

Parvati folgte George über die Ländereien.

„Warum folgst du mir?“, hörte sie ihn fragen. „Weil ich hier nicht mehr bleiben kann.“

„Du hast damit nichts zu tun. Mach deinen Abschluss.“

„Das kann ich nicht.“

„Wieso?“ Ein langer Blick. Müde Augen trafen auf verzweifelte – George wandte den Blick ab und die Verzweiflung wandelte sich in Wahn. Parvati erwiderte leise: „Weil ich dir helfen will. Ein wenig Vergessen. Ein wenig Lindern. Und vor allem eines ...“ Ihre Stimme war dunkler geworden und George hob den Kopf, die Augen forschend auf sie gerichtet. „Rache. Ich verstehe es. Dich. Ich werde nicht zulassen, dass sie mir das letzte bisschen George Weasley nehmen, das noch übrig geblieben ist. Ich werde hier sein, um dich daran zu erinnern, dass es mehr gibt. Aber auch, dass es weniger gibt. Ich gehe nicht mehr weg.“ George schwieg.

Und sie gingen gemeinsam ihrer Wege.
 

Heute

Askaban erhob sich drohend vor ihnen. Parvati zuckte nicht einmal mit der Wimper, als einer der Dementoren an ihr vorbei schwebte, prüfend, ob sie nicht vielleicht glücklich war. War sie nicht. George war bei ihr, aber es war nur ein Hauch von dem George, den sie einst gekannt und geliebt hatte. Trotzdem blieb sie bei ihm, wegen diesem Hauch. Aber trotzdem war sie nicht glücklich.

Sie hatten einen weiteren Todesser gefangen. Er wand sich in Georges Griff, bettelte, flehte und beinahe hätte Parvati ihm geglaubt. Seine Worte ließen sie nicht kalt.

„Bitte, bitte! Ich habe Frau und Kinder!“ George hielt ihn unerbittlich fest. „Ich darf sie nicht alleine lassen, wer weiß, was die anderen mit ihnen anstellen!“

„Das hättest du dir vorher überlegen sollen.“

„Vorher?!“

„Bevor ihr meinen Bruder umgebracht habt.“

„A-Aber ich kenne dich noch nicht einmal! Bitte! Bitte! Meine Frau … sie ist wieder schwanger. Bitte, ohne mich ist sie verloren.“

„Nein. Das hättest du vorher wissen müssen.“

„Sie wird sterben!“

„Das ist nur gerecht.“ Parvati schnappte nach Luft, sagte jedoch nichts.

„Gerecht? Gerecht?! Ich hatte keine Wahl“, schrie der Todesser schrill, begann zu weinen. George schaute ungerührt auf ihn herab. „Man hat immer eine Wahl.“ Dann übergab er den vor Verzweiflung schreienden Mann den Dementoren und zog sich zurück.
 

Den Weg nach Hause schwieg Parvati lange, ehe sie raunte: „Wir sollte seine Frau aufsuchen.“ Sie spürte seinen Blick auf ihrer Haut brennen und fühlte sich unwohl. „Willst du ihr etwa helfen?“ Sie nickte. „Natürlich. Wenn sie schwanger ist...“

„...schwanger von einem Todesser.“ Parvati schaute wütend zu ihm. „Wie der Vater so der Sohn, oder was? Hörst du dich eigentlich selber reden?“

„Ja, wie der Vater so der Sohn. Ich will kein Risiko eingehen. Sie sollte auch nach Askaban.“

„George! Schluss mit dem Wahnsinn!“ Sie war stehengeblieben, mitten auf einer kleinen Seitenstraße auf dem Weg nach Hogsmeade, wo sie mittlerweile seit zehn Monaten im Honigtopf schliefen. Es war nie etwas zwischen ihnen vorgefallen. Weder Streit, noch Liebschaften. Sie waren Freunde, Partner. Aber er ging zu weit. Eindeutig. Und schwieg, irritiert. „Du warst derjenige, der mit beigebracht hat, dass es eben nicht nur schwarz und weiß gibt“, erinnerte sie ihn bemüht ruhig und griff nach seiner Hand, doch er entzog sie ihr. „Dann habe ich mich geirrt. Ich habe meinen Bruder beerdigt und werde keinen weiteren ins Grab tragen.“

„Ich weiß doch...“ Sie schlug den Blick nieder und fühlte sich elendig. George kam immer mit dem Tod Freds, wenn sie Kritik an ihm übte. Nur heute war es zu viel. Heute war er zu weit gegangen. „Aber bitte denk daran, dass sie alle Mittel zum Zweck waren. Manche haben sich ihm nur angeschlossen, weil sie Angst hatten. Das hat Harry selbst gesagt, oder nicht?“

„Das interessiert mich nicht.“ Verzweiflung stieg in Parvati auf, die sich schnell in Ernüchterung umwandelte, als sie in kalte braune Augen schaute. Ihre eigenen füllten sich mit Tränen, als sie verbissen erwiderte: „Dann war es das also mit unserer Partnerschaft.“

„Was?“ Er schien erschrocken.

„Ich werde keine Unschuldigen nach Askaban bringen!“ Sie schüttelte den Kopf, als er protestieren wollte, griff noch einmal nach seiner Hand und dieses Mal ließ er es zu. „Erinnerst du dich? Ich wollte dich immer daran erinnern, dass es mehr als das hier gibt. Mehr als Hass. Ich habe mich so zurückgestellt. Immer. Und du dankst es mir mit Ignoranz. Du bist der tollste beschissenste Idiot, den ich kenne.“ Ein schwaches Lächeln, das George nicht erwiderte. Aber etwas veränderte sich in seinem Blick und er drückte ihre Hand.

„Tut mir leid. Aber ich kann nicht ...“

„Ich weiß“, antwortete Parvati ruhig, aber mit schwankender Stimme. „Das wusste ich von Anfang an. Und ich erwarte nichts, außer, dass du jetzt mit mir kommst.“ Schweigen. „Wir haben acht von ihnen gefunden. Gefangen. Überbracht. War Fred nicht Acht von ihnen wert? Oder glaubst du, er würde sich freuen, wenn er dich jetzt sehen würde?“ Abermals Schweigen, aber dieses Mal bedrückt. George mied ihren Blick, sackte ein wenig in sich zusammen. Sie nahm ihn in den Arm. Flüsterte in sein noch vorhandenes Ohr: „Er hätte sehen wollen, wie du dir eine Zigarette ansteckst und versuchst, den Rauch aus dem Loch da zu pusten.“ Sie tippte gegen das Loch, wo einst das Ohr gewesen war und hörte George leise glucksen. „Du kennst ihn gut“, murmelte er gegen ihre Schulter und Parvati schüttelte den Kopf. „Nein. Nicht besonders. Ich kenne dich gut genug, um ihn wenigstens ein wenig zu kennen.“

Eine ganze Weile standen sie noch schweigend da, er in ihren Armen. Sie genoss den Moment, in dem er ein wenig von seiner alten Stärke, seinem alten Charakter zurückgewann. George entfernte sich langsam von ihr und sie fing seinen Blick auf. „Sollten wir nicht langsam mal sein Grab besuchen? Oder deine Familie? Es wird Zeit...“ Er legte den Kopf fragend schief. Parvati lachte. „Willst du mich ihnen nicht langsam vorstellen?“ Er grinste schwach. „Wird wohl Zeit, eh?“

„Ich denke aber auch. Fred wird mich auch kennenlernen wollen, wo ich dich doch so vorbildlich am Leben erhalten habe“, scherzte sie locker und George legte einen Arm um ihre Schultern, um die Augen zu schließen und sich auf den Fuchsbau zu konzentrieren. Eine Weile war es still zwischen ihnen. Dann raunte George leise: „Schachmatt.“

Und in einem Wirbel aus Laub lösten die beiden sich in Luft auf.



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