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Lass mich fallen

von

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Für immer allein...

Es war einmal vor langer Zeit ein kleiner Junge mit einem traurigem Herzen. Seine Eltern waren selten zu Hause und wenn sie einmal da waren, interessierten sie sich nicht für ihn. Suchte er ihre Nähe, wurde er geschlagen und zurückgewiesen. So brachen sie dem ungewollten Kind das reine Herz.

Nachdem der Kleine nun schon Jahre lang still litt, beschloss er dem ein Ende zu bereiten und lief davon. Er erreichte schließlich einen Wald, der so dicht bewachen war, dass kaum Sonnenlicht hinein fiel, ein perfekter Ort, um sich zu verstecken.

Als er den Wald betrat, überkam ihn ein Schauer. Er konnte sofort den Einfluss der Magie an diesem Ort spüren, wenngleich er auch nicht wusste, was dies zu bedeuten hatte. Stundenlang irrte er herum und bekam langsam Hunger, doch er hatte weder etwas mitgenommen, noch konnte er etwas finden, also lief er weiter und so wurde es dunkler und dunkler. Bald schon konnte er nicht einmal mehr seine eigene Hand erkennen. Die Angst des Jungen wurde immer größer und nachdem er mehrmals über Wurzeln und Steine gefallen war, ließ er sich an einem Baum nieder und weinte.

Seine Beine schmerzten, sein Knie blutete und jedes Mal wenn der Wind durch die Zweige rauschte, dachte er, er würde Monster jaulen hören, die sich ihm immer weiter näherten. Er versuchte sein Wimmern und Schluchzen zu unterdrücken, damit die Monster ihn nicht hören konnten, doch es gelang ihm kaum. Die Angst schnürte ihm die Kehle zu, so dass er bald schon nicht mehr atmen konnte und schließlich fragte er sich, was er falsch gemacht hat. Womit hat er das verdient? Wieso hassten seine Eltern ihn? Nannten ihn einen Bastard, eine Bestrafung? Immer hatte er versucht es ihnen recht zu machen, doch jedes Mal war es das falsche. Seine Eltern hatten sich stets seinen Tod gewünscht und nun, da er nicht einmal in diesem Wald erwünscht war, war er breit zu sterben. Nun konnte er loslassen. Er war allein und hatte nichts.

Der kleine Junge wollte gerade seine Augen schließen, als er ein Licht sah, welches die Monster vertrieb. Langsam stand er auf und lief dann dem Licht entgegen. Er dachte, dass er endlich tot sei und rannte immer schneller. Das Licht wurde heller und wärmer und auch seine Schmerzen verschwanden. Doch egal wie weit und schnell er rannte, er konnte das Licht nicht erreichen. Nachdem er eine gefühlte Ewigkeit hinter dem Licht herlief, kam er schließlich auf einer Lichtung. Obwohl es immer noch Nacht war, erhellte das Licht, welches nun stehen geblieben war, die ganze Lichtung und schien dabei heller als die Sonne. Staunend betrachtete er es, dabei war er sich sicher, dass es ihn in eine bessere Welt bringen würden. Er fühlte sich so gut wie nie zuvor, der Lauf von eben hatte ihm nichts ausgemacht. Nun näherte er sich dem Licht wieder und war ganz überrascht, dass sich in dem Licht ein kleinen Mädchen mit Flügeln befand.

Hallo, Menschenjunge.

Verwirrt darüber, dass dieses Wesen mit ihm sprechen konnte, schaute er es an. Das Mädchen wirkte so freundlich und das Lächeln war so hell und warm, dass das Licht nur daher kommen konnte.

„Wer bist du?“

Ich bin eine Fee, und ich bin hier, weil du mich gerufen hast.

„Ich habe dich gerufen?“ Mit großen Augen starrte er sie an.

Ja, weißt du das denn nicht? Dein Herz hat so laut um Hilfe geschrien, dass jedes Geschöpf in diesem Wald er gehört hat.

„Oh...“

Beinahe wäre ich sogar zu spät gekommen, die Schattenwesen wollten schon deine Seele fressen

Diese Worte ließen ihn zusammenzucken, er hatte also wirklich Monster gesehen...

Keine Angst, bei mir bist du sicher! Die Schattenwesen fürchten das Licht der Feen.

„Vielen Dank für die Rettung! Ich...“, seine Stimme wurde leiser, „Ich dachte, dass ich allen egal wäre.“ Für einen kurzen Augenblick erkannte man Trauer und Mitgefühl auf dem Gesicht der Fee, doch dann zeigte sie wieder ihr schönstes Lächeln.

Nun bist du nicht mehr allein. Komm, lass uns Freunde werden!

Und nach langer Zeit konnte auch der Junge wieder lächeln. Noch nie hatte er sich so geborgen gefühlt.

„Darf ich auch für immer hierbleiben?“

Nun, das Lächeln der Fee nahm etwas ab ich dürfte eigentlich gar nicht mit dir zusammen sein, es ist den Feen verboten sich den Menschen zu zeigen

„Ich verstehe.“ Die Augen des Jungen füllten sich mit Tränen, obwohl er schon an Abweisungen gewöhnt war.

aber es wird wohl niemanden stören, wenn du für eine Weile bleibst. Aufmunternd fasste sie mit ihren kleinen Händen an seinen Finger. Ich habe noch nie viel von den irrsinnigen Regeln meines Volkes gehalten. Dass Feen und Menschen keine Freunde werden dürfen, ist einfach lächerlich!

„Ich werde auch ganz artig sein!“ Er nahm die Fee in sein Hand und drückte sie leicht gegen seine Wange. „Hätte ich dich doch nur früher getroffen!“ Doch plötzlich wimmerte die Fee und das Licht flackerte kurz.

„Oh, habe ich dir etwa wehgetan?“ Erschrocken streckte er sie wieder von sich.

Nein, es war nur... Ich weiß auch nicht, so etwas ist mir noch nie passiert. Sie schaute ihn entschuldigend an, ihn weiter zu verängstigen, war nie ihre Absicht gewesen. Mach dir keine Sorgen. Schau doch, mir geht’s wieder gut! Um es ihm zu beweisen, vollzog sie einen Tanz und zauberte so wieder ein Lächeln auf sein Gesicht. Er sollte nie wieder Tränen vergießen.

„Ab heute sind wir Bruder und Sch-“ Mitten im Satz gähnte er einmal herzhaft. „-wester, okay?“

Ja! Dabei musste sie kichern. Aber jetzt komm mit, dann kannst du etwas schlafen. Und so führte sie den Jungen an einen Baum und sie ließen sich auf dem weichen Gras nieder.

„Gute Nacht!“ Der Junge legte sich hin und die Fee legte sich auf seine Brust.

Schlaf gut, heute Nacht werde ich dich nämlich beschützen!

Doch so weit sollte es nicht kommen...
 

Als er wieder aufwachte, war es dunkel. Weder die Sonne noch das Licht der Fee war zu sehen. Erschrocken setzte er sich auf und spürte dabei, dass etwas von ihm herunter fiel, kurz darauf folgte ein Wimmern. Suchend legte er seine Hände auf den Boden, bis er sie gefunden hatte. Er hob sie auf und das Wimmern wurde lauter.

„Was ist mit dir? Wo ist dein Licht hin?“ Seine Stimme zitterte, Tränen liefen ihm über die Wangen.

I-Ich weiß nicht, es fühlt sich so an, als hätte jemand mir meine Lebenskraft gestohlen.

„Meinst du etwa diese Schattenwesen?“ Sein Blick wanderte über die Lichtung, doch es war so dunkel, dass er nichts erkennen konnte. Über dem ganzen Wald schien ein einziger großer Schatten zu liegen.

Nein, das können sie nicht. Sie sind zu schwach und würden sich deshalb nie einer Fee nähern.

„Was hast du dann? Bist du krank? Musst du jetzt sterben?“

Die anderen haben es mir verboten. Ich durfte nicht zu dir gehen.

„Du meinst, sie waren es? Die anderen Feen haben dir das angetan?“

Nein. Sie haben gesagt, dass ihr Menschen gefährlich seid. Ich denke, dass ich deshalb keine Kraft mehr habe, weil ich in deiner Nähe bin... Nun zeigte auch die Fee ihr Tränen und sie war froh, dass der Junge sie nicht sehen konnte.

„Aber- ich habe doch gar nichts gemacht! Ich habe dir nicht wehgetan! Und das hätte ich auch nie gekonnt!“ Verzweiflung machte sich in ihm breit. Er verstand einfach nicht, was hier passierte.

Ich weiß! Du bist ein guter Mensch! - Merkwürdigerweise kann ich nun viel leichter zu deinem Herzen sprechen.

„Zu meinem Herzen?“

Ist es dir denn nicht aufgefallen? Feen sprechen nicht so wie ihr, sie können nur mit ihrem Herzen kommunizieren. Wenn ein Geschöpf ein böses Herz hat, wie die Schattenwesen, dann können wir nicht mit ihnen sprechen.

„Dann hatte ich ein böses Herz?“ Die Worte fühlten sich schlimmer an als all das, was seine Eltern ihn jemals angetan hatte.

Nein! Aber dein Herz wurde von bösen Taten berührt. Es war nur mit schlechten Gefühlen gefüllt.

„Und jetzt?“ Auch wenn das nicht seine Schuld gewesen ist, so tröste es ihn doch nicht. Sein Herz war unrein.

Es scheint gesäubert worden zu sein. Es scheint nun geheilt zu sein. Sie fühlte, dass sie schwächer wurde. Setz mich bitte auf dem Baum
 

Dein Schatten liegt noch über mir

Wie der Schnee unschuldig weiß

Dein Duft er ist noch immer hier

Und drückt mir die Kehle zu
 

In dem Moment, als zwischen den beiden eine körperlich Distanz herrschte, fühlte die Fee, wie sie sich langsam wieder erholte, ein kleines Licht erhellte sie und sie konnte auch von alleine wieder sitzen.

„Ich mache dich also krank...“ Wieso passierte das alles? Vor ein paar Stunden hatte er noch gedacht, dass jetzt alles besser werden würde. Er war glücklich, zum ersten Mal in seinem Leben war er richtig glücklich! Und nun sollte sich wieder alles ändern? Das war doch einfach nicht fair!

Das ist doch nicht deine Schuld! Sie wollte nach seinem Finger greifen, doch als sie ihm etwas näher kam, flackerte ihr Licht wieder.

„Doch“ Seine Stimme versagte und er brauchte kurz Zeit, um sich wieder zu fassen. „es ist alles meine Schuld!“
 

Lass mich noch einmal an dich glauben

In deine Augen seh'n

Und dann lass mich fallen

Bevor wir beide untergeh'n
 

Nein! Ich brauche nur etwas Zeit, um mich wieder zu erholen und dann können wir zusammen sein. Dein Herz ist doch wieder in Ordnung! Doch sie wusste, dass das nicht stimmte. Sie selbst konnte die Lüge in ihren Worten heraushören. Wenn es stimmte, dass Menschen für Feen gefährlich sind, dann wird alles andere wohl auch stimmen. Menschen sind schwache Wesen, die sich leicht auf den Weg des Bösen verirren.
 

In deinen Augen lag die Wahrheit

An deinen Lippen nur der Tod

In dieser Nacht gewann ich Klarheit

Über den Weg der vor mir liegt
 

„Es tut mir leid!“ Die Tränen des Jungen waren versiegt und seine Augen hatte einen merkwürdigen Ausdruck angenommen. Er hatte aufgegeben. „Ich will nicht, dass du stirbst. Du warst die einzige, die jemals nett zu mir war und weil du mir geholfen hast, werde ich dir jetzt helfen...“ Daraufhin stand er auf.

Warte! Du darfst nicht gehen, du wärst den Schattenwesen schutzlos ausgeliefert! Mit letzter Kraft flog sie auf seine Schulter und umklammerte diese. Bitte bleib hier.

„Danke.“ Er nahm sie wieder in die Hand und setzte sie zurück auf den Baum. Mehr konnte er zu ihr nicht sagen, mehr wollte er auch gar nicht sagen.
 

Lass mich noch einmal an dich glauben

In deine Augen seh'n

Und dann lass mich fallen

Bevor wir beide untergeh'n
 

Der Junge drehte sich um und ging von der Lichtung. Er schaute nicht zurück und lies die Fee einfach hinter sich. Er würde wieder dorthin zurückkehren, wo alles begann. Dort, wo der Tod auf ihn wartete.



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