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Mass Effect - Der Untergang - Akt I

von

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Eine alte Bekannte

Nos Astras war eine glitzernde und schillernde Metropole. Die schönste die er kannte. Überall leuchtete es in irgendeiner Art und Weise. Sei es nun die überall scheinende holographische Werbung zu den unzähligen hier angebotenen Produkten, die beleuchteten, elegant gebauten Wolkenkratzer, die bis in den Himmel ragten, oder die Massen an fliegenden Autos, die schier endlose Kordons aus buntem Blech bildeten.

Nos Astras zeigte die volle Schönheit der gesamten Asari-Kultur.
 

Und gleichzeitig ihre tiefsten Abgründe.
 

In Illium waren, da es rechtlich gesehen in den Terminus-Systemen lag und von Konzernen geführt wurde, sämtliche Citadel-Gesetze ohne jegliche Bedeutung. Hier wurde mit allem gehandelt was Profit abwarf. Nicht nur mit einfachen und alltäglichen Konsumgütern, sondern auch mit allem anderem, was im Citadel-Raum illegal war – roter Sand, Waffen, fragwürdige und gefährliche Technologien. Sklaven- und Zwangsarbeit – einfach alles was schnell großen Profit brachte.
 

Egal wie schön Illium von außen war.

Von innen war es genauso verdorben wie Omega.

Hier musste man ebenfalls verdammt vorsichtig sein.
 

Zumindest machte sich Shepard keine Sorgen, stand er doch mit Kaidan, Jack und Grunt gut bewaffnet am Geländer einer Aussichtsplattform und beobachtete die Skyline. Die kurze Pause hatte durchaus ihren Sinn. Die Scharfschützenteams aus Mordin und Garrus, sowie Jacob und Legion waren bereits voraus gegangen um eine geeignete Position mit gutem Überblick zu finden. Gleichzeitig hörte Shepard Mirandas und EDIs Ausführung ausführlich zu. EDI hatte sich in unter 3 Sekunden, eine Ewigkeit für eine KI, in Nos Astras Überwachungssystem und mehrere andere gesicherte Netzwerke und Kommunikationssysteme eingehackt - gleichzeitig. Die daraus gewonnen Informationen waren in vielelei Hinsicht interessant.

Zu einem gab es keinen Hinweis auf irgendeine Form eines Hinterhaltes am Treffpunkt, an dem Shiala bereits ungeduldig wartete. Zu anderem wusste Shepard nun das viele Söldnergruppen auf Illium ihre Präsenz und Aktivitäten massiv verstärkt hatten. Unter ihnen, neben den vielen kleinen, unbekannten und unbedeutenden Gruppierungen, auch die „Großen Drei“ - Eclipse, Blue Suns und das Blood Pack.

Heikel, wenn man bedenkt wie oft Shepard und sein Team mit denen aneinanderer geraten war.

Allem Anschein nach hatten sich die Söldner, man glaubt es kaum, ein gemeinsames Hauptquartier eingerichtet. Die drohende Eskalation in der Illium Handelskrise lies eine Vielzahl von höchst lukrativen Aufträgen, vornehmlich Personen- und Gebäudeschutz, aufkommen die ausreichten, um jegliche Differenz der Vergangenheit vergessen zu lassen – zumindest vorübergehend.
 

Das war ihnen bereits beim Anflug auf Illium aufgefallen. Am Massenportal, an Hauptanflugsrouten, in Frachterkonvois und um den Planeten herum waren unzählige Kampfschiffe, batarianischer, salarianischer, turianischer und sogar alte menschliche und Asari-Schiffsmodelle unterwegs, um für „Sicherheit“ zu sorgen. Die Bezahlung schien dermaßen gut zu sein, dass sogar Piraten Eskorten stellten. Unter all diesen Schiffen war auch die Asari-Schutzflotte für Illium unter denen sich ein gewaltiges Schlachtschiff befand - die Destiny Redemption, das neue Schwesterschiff der Destiny Ascension.
 

„Status?“, fragte Shepad über sein Helmfunkgerät.

„Team 1 in Position. Alles frei. Bis auf eine weitere Asari bei Shiala nichts ungewöhnliches.“, hörte er zuerst von Garrus.

„Team 2 bereit. Bedrohungspotential niedrig. Erwarten weitere Befehle, Shepard-Commander.“, kam es von Legion.

„Sieht alles ruhig aus, Commander. Wir warten nur auf Sie.“, ergänzte Jacob.

„Von hier oben sieht alles frei aus. EDI hat viele Söldner und private Sicherheitsdienste entdeckt und noch mehr Polizeikräfte. Im Funkverkehr findet sich kein Hinweis auf Sie, Shiala, oder das Treffen. Probleme bestehen bis jetzt noch nicht.“, erläuterte Miranda, nachdem sie auf der Normandy einen Blick auf die von EDI zusammengestellte Daten geworfen hatte.

„Verstanden, wir setzen uns jetzt in Bewegung.“, bestätigte Shepard und sie gingen los.

Shepard, Grunt, Jack und Kaidan errichten prompt eine der vielen offen liegenden Handelsbörsen an denen sich vorwiegend Asari und Volus herum trieben und ihre Geschäfte abwickelten. Daneben ging es über eine Treppe hoch zu Liaras ehemaligem Informationsbüro, welches allerdings komplett ausgebrannt war. Als der neue Shadow Broker hatte sie viele Spuren verwischt und ihr altes Büro mit Brandbomben in die Luft gejagt.
 

Manchmal lies die einst schüchterne Archäologin selbst Shepard einen eisigen Schauer über den Rücken jagen.
 

Shepard nutzte eine weitere, daneben liegende Treppe hoch und kam über einen Gang zu seinem eigentlichem Ziel, eine große, an einer Seite offenen Halle in den oberen Stockwerken eines Gebäudekomplexes. Bereits auf dem Weg hier her war Shepard aufgefallen, dass sich Kaidan mehrere Meter abseits hielt. Nur Jack und Grunt folgten ihm so richtig auf Schritt und Tritt. Es sah also nun doch nach einem Dreier-Team.

Hier angekommen sah man sich zuallererst einmal genau und vorsichtig um. Hier gab es mehrere verschiedene Verkaufsstände, ein großer, offen liegender Parkplatz in der Mitte, sowie ein kleiner Polizeiposten auf der rechten Seite. Der größte Vorteil und gleichzeitig das größte Problem waren die vielen Zivilisten und Unbeteiligten. Durch sie konnte man unbemerkt voran kommen, genauso wie jeder andere Gegner und wenn es heiß wurde, dann drohte es hier ganz schnell häßlich zu werden. Fiel hier auch nur ein einziger Schuss, dann war das Chaos vorprogrammiert.

Shepard sah sich weiter um, um die Situation genauer beurteilen zu können und um potentielle Gefahren zu erkennen. Die größte Bedrohung ging dabei ganz klar von den massenhaft vorhandenen Eclipse-Söldnern aus, die sich zumeist bei den Verkaufsständen herumtrieben, glücklicherweise sah es mehr danach aus, als ob die sich mehr um die hier angebotenen Produkte, hochwertige Techs, Module, Rüstungen und Waffen, kümmerten, aber man konnte ja nie wissen.

Shepard blickte weiter die Wände entlang und hinaus zu den Ausläufern die aus der Halle hinaus ragten. Die beiden Scharfschützenteams hatten auf Wartungsplattformen an je einem der Ausläufer Stellung bezogen und suchten ebenfalls nach potentiellen Bedrohungen.

„Miranda, Status.“

„Ok, Shepard. Jeder ist auf Position und wartet drauf das Sie den Kontakt herstellen. Nichtsdestotrotz bleibt ein Problem weiterhin bestehen. Wir haben keine Ahnung wer ein Feind ist und wer nicht.“

„Das habe ich mir auch schon zusammen gereimt. Am einfachsten wäre es, wenn wir jetzt sofort jeden einzelnen Söldner abknallen.“
 

Natürlich meinte Shepard das im Moment nicht ernst, auch wenn es seine ehrliche Meinung wiedergab.

Anwärter von Eclipse beispielsweise müssen einen Mord begehen um aufgenommen zu werden. Folglich standen hier haufenweise Mörder herum, wodurch man kein schlechtes Gewissen haben musste, wenn man sie erledigt.
 

„Das würde wohl kaum etwas an der aktuellen Lage ändern.“, kommentierte Miranda ironisch.

„Ja klar, Shepard out.“, sagte er und trennte die Funkverbindung.

Inzwischen schien er es zu bereuen das er gerade Grunt und Jack mitgenommen hatte. Gerade die beiden konnten hier leicht ein Blutbad anrichten, wenn sie in Rage gerieten, doch es war bereits zu spät jetzt noch irgendwas zu ändern.

„Alle bereit halten ... wir beginnen jetzt.“, sagte Shepard und stürzte sich mit Kaidan, Jack und Grunt ins Getümmel.

Langsam bahnten sie sich einen Weg durch die Menge. Von unauffällig konnte man dabei keineswegs reden. Gerade ein Kroganer, Grunt, von denen es ja nicht allzu viele auf Illium gab, fiel hier besonders auf, wo es zumeist nur Asari und andere Lebewesen vergleichbarer Größe gab.
 

Einen Vorteil gab es schon: Alle machten ihnen Platz.
 

Auf einer der Plattformen schwenkte Legion sein schweres M98 Widow Scharfschützengewehr herum und suchte durch das Visier die Gegend ab. Sein Augenmerk lag dabei ganz klar auf den Eclipse-Söldner, die sich nur um die Beschaffung ihrer neuen Ausrüstung kümmerten, und schwenkte dann um auf eine Gruppe der Blue Suns, die die Halle betraten und nach einem freien Verkaufsstand suchten, da sie scheinbar nichts mit Eclipse zu tun haben wollten.

Nach kurzer Zeit blieben sie an einem Geländer stehen und hatten auch prompt einen Kroganer erspäht. Anfangs wohl nur Gedanken über ein mögliches neues Teammitglied habend, schien sie schon bald zu erkennen wer vor dem Kroganer her lief und begannen jede Bewegung haargenau zu beobachten.

„Shepard-Commander, irreguläre Truppen beobachten Sie. Blue Suns, 6 Uhr.“

„Wie viele sind es? Wenn ich mich umdrehe würden sie das bestimmt bemerken.“, war Shepards Reaktion.

„Vier Subjekte. Einer stellt soeben einen Com-Link her.“

„Miranda.“

„EDI ist bereits dran ... Kannst du mir einen Status geben?“

„Signal kodiert und chiffriert. Hochwertiger, batarianischer Militärstandard, Stufe 2 ... Dechiffrierung erfolgreich. Dauer 0,73 Sekunden. Beginne Live-Stream ... Ja, er ist es! Er ist hier! Schafft sofort die anderen her ... und vor allem Tatchka! ... Verbindung wurde getrennt.“

„Schöne Scheiße. Ok, Leute, nichts anmerken lassen. Wenigstens wissen wir das hier doch etwas ist.“, stöhnte Shepard, nachdem er die letzten Bruchstücke gehört hatte.

Legion und Garrus begannen auf die Blue Suns-Gruppe zu zielen, die noch an Ort und Stelle verblieb.
 

Derweil näherte sich Shepard immer weiter dem Treffpunkt an und konnte Shiala bereits von hinten erkennen. So viele grüne Asari gab es ja nicht. Neben ihr sah er die zuvor erwähnte andere Asari stehen. Langsam stieg er ein paar Stufen hoch und blieb dann gute vier Meter von Siala entfernt stehen. Die andere Asari flüsterte ihr kurz zu woraufhin sich Shiala umdrehte.

Sie wirkte ausgessprochen glücklich Shepard zu sehen. Nicht wie jemand der einen im nächsten Moment in die Pfanne hauen will. Allerdings durfte man eines nicht vergessen: Shiala war eine Asari-Kommandosoldatin und auch wenn sie jetzt Zhu's Hope leitet – die Kriegskunst verlernt man nicht.

Shepards Augenmerk fiel dann auf die andere Asari daneben. Sie war gut gekleidet, wie eine Anwältin. Ihr Hautton war blass, woraufhin Shepard spekulierte das sie bereits mehrere Jahrhunderte alt sein musste. Dem völlig unpassend stand ihre Haltung gegenüber. Die Asari lehnte sich locker lässig an das Geländer hinter hier. Zumal erkannte Shepard mehrere bereits verheilte Narben an Händen und im Gesicht, die nur unzureichend mit Make-Up verdeckt waren.
 

Kein Zweifel.
 

Vor ihm stand ebenfalls eine kampferfahrene Kommandosoldatin für die das Töten noch einfacher als Atmen war.
 

„Na toll. Kann es eigentlich noch besser werden?“, ging es Shepard durch den Kopf.

„Shepard! Ich bin so froh Sie zu sehen.“, sagte Shiala und ging mehrere Schritte auf ihn zu.
 

Ein Hinterhalt sah natürlich anders aus.

„Es ist gut sie mal wieder persönlich zu sehen. Ich hoffe bei Ihnen ist auch weiterhin alles in Ordnung ... besonders bei Ihrem Thorianer-Problem ... hier auf Illium ... und nicht Zhu's Hope.“, sagte Shepard verschlagen.

„Was das angeht ...“

„Es ist wohl ziemlich klar, dass es keinen Thorianer gibt, oder?“

Die beiden Asari sahen sich kurz an und an ihren Gesichtsausdrücken erkannte Shepard ein kleines bisschen Überraschung.

„Es war wohl etwas leicht gewesen das herauszufinden.“, erwiderte Shiala.

„Ein bisschen ... es gab einfach ... ein paar Ungereimtheiten zu viel.“

Die andere Asari schüttelte mit einem Grinsen den Kopf. So etwas hatte sie durchaus erwartet und es belustigte sie.

„Es tut mir leid, dass ich Sie angelogen habe, aber ich musste es tun.“

„Sie können es mir ruhig erklären ... Sie kennen mich ja. Ich bin sehr verständnisvoll.“

Shepards Stimme hatte etwas beruhigendes an sich.

„Natürlich...“, sagte Shiala, als die andere Asari sie unterbrach.

„Ist Ihnen jemand gefolgt?“
 

Garrus beobachtete durch das Visier wieder die Umgebung. Die Blue Suns hatten bislang nichts unternommen, außer, insofern er das richtig mitbekommen hatte, auf Verstärkung zu warten, wofür Legion sie überwachte. Garrus suchte erneut nach potentiellen Bedrohungen und dieses Mal begutachtete er die eine eigene Etage bildende Terrasse. Die ganze Zeit zuvor hatten sie nur die Ebene überwacht und EDI den Rest überlassen. Jetzt wollte er sich selbst den Bereich mal ansehen. Anfangs konnte er nichts ungewöhnliches erkennen, bis ihm eine Asari ins Auge fiel, die Shepard ebenfalls zu beobachten schien. Ihre Panzerung war mit einem digitalem Tarnmuster in Grautönen bemalt und an der Schulter war ein eingekreistes T zu erkennen. Sie gehörte zu einer ihm unbekannten Gruppe an.

„Probleme.“, kam es von Mordin plötzlich und sofort lies er die Asari links liegen und schwenkte das Gewehr zum Treffpunkt.

„Verdammt.“, kommentierte er, als er sah, dass die eine „Anwältin“ eine Waffe, eine schwere Pistole vom Typ M-6 Carnifex, vor Shepards Gesicht hielt.

Instinktiv begann er auf den Kopf der Asari zu zielen, kontrollierte seinen Körper, fuhr die Atmung herunter und konzentrierte sich darauf den entscheidenden Schuss zielsicher abzugeben ...
 

... nur um durch ein Klicken zu merken, dass hinter ihm und Mordin unbemerkt zwei Asari-Kommandos gelangt waren und ihnen ihre halbautomatischen Mattock-Sturmgewehr gegen die Hinterköpfe hielten.
 

Es gab nur einen Weg hierher, einen Wartungssteg, und trotzdem waren weder Mordin, noch EDI, die alles überwachte, in der Lage gewesen die beiden zu entdecken.
 

„Was um alles in der Welt ist da los?!“, fluchte Miranda, als sie bemerkte das zwei schwer bewaffnete Asari praktisch aus dem nichts hinter Garrus und Mordin aufgetaucht waren und Shepards Rückendeckung ausgeschaltet hatten.

„Team 2 ist ebenfalls nicht länger einsatzbereit.“, informierte EDI.

„Was?!“, stieß Miranda irritiert und wütend zugleich aus.

EDI zeigte die Übertragung mehrerer Überwachungskameras, spulte ihre Aufzeichnungen zurück und zeigte was nur ein paar Sekunden zuvor geschehen war.

„SCHEISSE!!!“, fluchte Miranda laut, als sah, dass Legion und Jacob ebenfalls durch zwei Asari bedroht wurden, genau wie bei Mordin und Garrus. Ferner erkannte sie wie die vier Asari so vollkommen unbemerkt vordringen konnten.

„Feindliche Kommando setzen mit 99,98 prozentiger Wahrscheinlichkeit optische Tarnungen ein. Vorhandene Überwachungssysteme sind unzureichend um diese Bedrohung zu erkennen.“, analysierte EDI trocken.
 

Shepard war vollkommen überrascht als die Asari plötzlich völlig überraschend eine Pistole zog und ihm direkt vor das Gesicht hielt. Weder er, noch Grunt, Jack, oder Kaidan waren in der Lage gewesen ähnlich schnell zu reagieren.

„Ganz ruhig, jetzt keinen Fehler machen.“, sagte Shepard und hob beruhigend die Arme.

Einen Fehler würde die Asari bestimmt nicht machen, allerdings fragte er sich wie es jetzt weiter gehen würde.

Was konnte sie schon groß anrichten? Ihn verletzen, oder gar töten? Es wären mehrere Treffer notwendig um durch die Schilde, oder die Panzerung zu kommen und bereits nach dem ersten Schuss hätte irgendeiner seiner Kameraden die Asari getötet.
 

Durch eine Seitentür neben der Polizeistation kamen plötzlich fünf weitere schwer bewaffnete und gepanzerte Asari und stellten sich mir angelegten Waffen hinter Shepards Gruppe.
 

Sie waren umstellt.
 

„Und wo bleibt bitte unsere Unterstützung?“, dachte Shepard, kurz bevor in seinen Head-Up-Displays seines Visiers der entscheidende Hinweis von Miranda erschien.
 

„Minova, was machst du da?“, fragte Shiala sichtlich verängstigt.

„Du sagtest doch er sei vertrauenswürdig?“, konterte Minova verächtlich.

„Das ist er auch ... Shepard ...“

„Ich weiß genau wer das ist ... Das ändert nichts daran vorsichtig zu sein und meine Vorsicht hat sich bestätigt ... mal wieder.“

„Wenn ich dazu etwas sagen darf ...“, versuchte Shepard.

„Nein! Dürfen Sie nicht!“, schnitt ihm die Asari sofort das Wort ab.

„Minova, bitte ...“

„Ich sagte dir bereits das das problematisch wird ... das uns die Spectres nur Ärger bereiten werden.“

„Wovon redest du? Er hat doch gar nichts getan ...“

„Sicher? Und was ist mit den Scharfschützen die hier Stellung bezogen haben, mh?“

„Shepard?“, fragte Shiala.

„Ich gehe nur ungern zu höchst gewöhnungsbedürftigen Treffen, wenn ich nicht mal ausreichend Rückendeckung aufbieten kann. Sie machen das doch genauso. Ich habe hier einen Hinterhalt, oder etwas vergleichbares erwartet ...“, erklärte er.

„Ah, ah, ah, Shepard, so nicht. Ich glaube Sie haben eher selbst alles für einen Hinterhalt vorbereitet und das ging jetzt ganz klar nach hinten los.“

„Nun halt mal die Luft an! Welchen Grund sollte ich dazu haben?! Ich bin hier weil Shiala mich darum gebeten hatte, sonst wäre ich hier niemals aufgetaucht! Und alles was ich an Feuerkraft mitgebracht habe dient einzig und allein der Sicherheit.“

„Ja klar ... SCHWACHSINN!!! Wofür haben Sie dann die Blue Suns angeschleppt?“, polterte Minova los.

„Eigentlich ging ich davon aus ihr hättet die angeschleppt.“

Minova schüttelte nur den Kopf. In ihrem Misstrauen glaubte sie Shepard kein einziges Wort. Mit ihrer freien Hand gab sie ein kurzes Zeichen und zwei der fünf Asari drehten sich um und zielten auf einen näher kommenden Batarianer in Blue Sun-Rüstung.

„Hey, Shepard!“, ertönte es und er drehte sich danach um.

Aus der Menge kamen mehrere bis an die Zähne bewaffnete Blue Sun-Söldner, darunter einer mit einem Granatwerfer.

„Was ist?“, sagte er mit gespieltem Desinteresse.

„Wir wollen deinen Kroganer. Seinen Kopf!“, tönte der Batarianer, wobei ihn die Asari nicht mal annähernd zu interessieren schienen.

Überrascht verzog nicht nur Shepard das Gesicht, sondern auch Minova. Er, genauso wie viele andere hatte in dem Moment keine Ahnung was hier gerade abging.
 

Allem Anschein nach war das wohl die Quitting für das Chaos was Grunt vor kurzem auf Omega hinterlassen hatte.
 

Die Situation war ausgesprochen skurril geworden.
 

Shepard sah kurz zu Grunt und erwiderte entsprechend: „Verschwindet, bevor ihr euch die Finger verbrennt.“

„Jetzt ist der Preis gestiegen. Jetzt wollen wir deinen Kopf dazu ... und die kleine Schlampe nehmen wir als nette Zugabe zum Zeitvertreib ... und ihr Asari ... schiebt eure blauen Ärsche weg und seht zu wie die Profis das machen! Das ist unsere Show!“

„Ach und was willst du machen?“, lachte der Batarianer.

„Minova, richtig?“, fragte Shepard.

„Ja?“

„Ich habe mehr und mehr den Verdacht, das unsere Konfrontation auf einer Reihe von Missverständnissen beruht. Wir können das bestimmt später regeln, vorzugsweise verbal, aber jetzt sollten wir zusammarbeiten, denn sonst werden wir das hier nicht überleben.“
 

Minova dachte kurz über diesen Vorschlag nach. Zugegebenerweise stimmte sie Shepard zu, auch wenn sie eigene Fehler nur ungern zu gab und zumal kannte sie Shepards Lebenslauf, genauso wie viele andere. Immerhin wurde nach seinem vermeintlich Tod sehr viel über ihn bekannt. Andererseits hatte sie keine große Wahl, als jetzt auf Risiko zugehen, denn es bestand tatsächlich die Möglichkeit, dass Shepard nicht der Feind war, was Shiala ihr vorher schon versucht hat klar zu machen. Außerdem kannte sie sehr wohl viele von Shepards Handlungen und Entscheidungen, die Vorbildlichkeit überwog, doch die harten durfte man ebenfalls nicht außer acht lassen. Schnell kam sie für sich zu dem Schluss, das es besser wäre Shepard zwar nicht unbedingt als Verbündeten zu haben, aber erst recht nicht als Feind.
 

„Ok.“, sagte sie floppsig.
 

Noch in dem Moment, als die Asari-Kommandos ihre Waffen hochrießen, wurde der batarianische Wortführer von biotischen Energien umspielt, gepackt und mit einem Ruck über die Köpfe von Shepard und den anderen durch die große Öffnung hinter ihnen hinaus geworfen, wo er schreiend in den Tod stürzte. Jack vergoß das erste Blut.
 

In ihrem Schock liesen sich die ersten vier Söldner so problemlos vom Dauerfeuer aus den Sturmgewehren der Asari niedermähen.
 

Egal wie bereit diese am Anfang wirkten, es traf sie völlig unerwartet.

Shepard, Grunt, Jack und Kaiden zogen ebenfalls ihre Waffen und hasteten sofort in Deckung, genau wie Shiala und Minova, die fünf Asari und der Rest der Söldner.
 

Mit den Schüssen ging auch ein Aufschrei der Panik durch die Besuchermenge, genau das was Shepard unbedingt vermeiden wollte. Die Flüchtenden versuchten so schnell es ging den Platz zu verlassen, was sich durch die wenigen und engen Durchgänge als schwierig gestaltete, während andere hinter allen möglichen Objekten Schutz suchten.
 

Darum konnte sich Shepard im Moment gar nicht kümmern, immerhin vernahm er das zischende Geräusch einer Granate, die über seinen Kopf hinweg flog. Der Söldner mit dem Granatwerfer hatte sich aus seiner Deckung gewagt um anzugreifen und bekam dafür von einem Scharfschützen in dem Moment den Hinterkopf weggeschossen, als er selbst abdrückte.

Ein weiterer Söldner wagte sich für einen Moment ebenfalls aus der Deckung, nur um dann von den biotischen Kräften eine Asari heraus auf offenes Gelände gezogen um erschossen zu werden.

Shepard lehnte sich kurz zur Seite und gab mit seiner Revenant Dauerfeuer auf die Deckung der Blue Suns. Ein Turianer bekam ein paar Treffer ab und zog sich rechtzeitig zurück, bevor sein kinetischer Schild zusammenbrach. Shepard bekam ebenfalls einen Treffer ab auf seinen Schild ab, durch einen Menschen mit einer Schrotflinte. Jetzt war es Grunts Zug. Mit einer dicken Claymore-Schrotfline und Explosivmunition schoss er den einen Menschen regelrecht aus den Socken. Wenig verwunderlich, immerhin beschossen sie sich auf einer Distanz von gerade mal lächerlichen zehn Metern, wenn nicht sogar weniger. Der gewaltige Schussknall in Kombination mit den Mikroexplosionen durch die Munition reichte aus um selbst den kampferprobtesten Soldaten bis ins Mark zu verängstigen und in Deckung zu zwingen, die mehr und mehr unter dem Beschuss litt. Das nutzen drei der Asari-Kommandos und warfen Brandgranaten auf die dicht gedrängten Söldner.

Der Effekt war entsprechend verheerend.

Schlagartig verwandelten sich der Großteil der restlichen Söldner in lebende Fakeln und torkelten schreiend umher.

Der Asari-Trupp erschoss sie schnell nacheinander und eine von Shepard abefeuerte Betäubungsgranate verfehlte knapp ihr Ziel und traf den Tresen des kleinen Polizeipostens, dessen Besatzung sich längst verdrückt hatte und weit und breit nicht zu sehen war.

Jetzt begaben sich vier der Asari in einer Linienformation langsam vorwärts und eledigten gezielt die letzten verbliebenen Söldner.
 

Allmählich trauten sich Shepard und der Rest der Gruppe aus der Deckung heraus. Minova stand mit Kaidan vor Shiala und schirmten sie mit ihren eigenen Körpern ab.

„Das ging ja noch mal gut.“, meinte Shepard und hielt dabei sein Maschinengewehr ruhig vor den Bauch, während in Minova noch etwas misstrauisch beäugte.

„Garrus, Legion, bei euch alles in Ordnung?“, fragte er über Funk.

„Zustand normal. Wir sind wieder einsatzfähig, Shepard-Commander.“

„Bis auf den Umstand das ich vor Schreck beinahe an einem Herzstillstand gestorben wäre ist alles bestens.“, kam es von Garrus, dem eine akute Bleivergiftung als Todesursache vergleichsweise lieber zu sein schien.

„Tief durchatmen, Garrus. Das wird wieder.“, lautete Shepards humorvolle Antwort.
 

Letztendlich wirkte der geschlagene Kampf auf ihn als zu einfach. Andererseits war das zahlenmäßige Verhältnis auch ausgeglichen gewesen.
 

„Shepard, hören Sie mich?“, ertönte es über Funk.

„Ja, was gibt’s, Miranda? Wenn es um unser Wohlbefinden geht ...“

„Das wird sich ganz schnell ändern! Blue Sun-Verstärkung ist auf dem Weg. Mindestens 20 Mann und wenn EDIs Infos stimmen auch ein Jäger!“

„Jäger?“

„Wahrscheinlich eine Mantis.“

„Wie viel Zeit haben wir noch?!“

„Keine!“

In dem Moment sah Shepard wie auf der anderen Seite des Platzes etliche Blue Suns durch den Durchgang gestürmt kamen, durch den er zuvor noch selbst gekommen war.

„IN DECKUNG!!!“, brüllte Shepard, riss seine Revenant hoch und schoss los.

Mehrere Salven töteten sofort einen Blue Sund und lies einen anderen stolpern. Dann hastete er vor zum Tresen des Polizeiposten, wo er in Deckung ging.

Dieses Mal feuerten auch Garrus und Legion auf die anstürmenden Horden der Blue Suns, zusammen mit ihren vier Asari-Wächtern, die, bewaffnet mit Mattock-Gewehren, nicht minder tödlich waren als die beiden Scharfschützen.

Legion erwischte sofort einen, als dieser gerade filmreif in Deckung springen wollte. Das Geschoss ging ohne Probleme durch ihn hindurch und hinterlies ein großes Loch. Garrus holten sich den zuvor gestolperten Söldner mit einem Kopfschuss.

Das änderte nichts daran, dass diese Blue Sun-Gruppe ordentlich Druck machte und sehr viel taktischer und koordinierter Vorging, als man es in der Vergangenheit gewohnt war. Ein Teil gab Sperrfeuer, während der Rest vorrückte. Dabei versuchten sie die Umgebung so gut es ging auszunutzen um gerade für die Scharfschützen ein möglichst schlechtes Ziel darzustellen.

Shepard schob nur das Gewehr aus der Deckung und versuchte blind das Feuer zu erwidern. Er gab nur einzelne Feuerstöße ab, da sich der Rückschlag so noch sehr viel stärker anfühlte. Nach mehreren Salven hörte die Waffe auf, warf ihr volles Thermomagazin aus und verlangte nach einem neuem.

„So ein Scheiß!“, fluchte er und rammte hektisch ein neues Thermomagazin in die Kammer.

„Vorsicht, Shepard! Pyro gute 20 Meter voraus!“, warnte ihn Miranda und er lunzte für einen Moment aus der Deckung hervor.

Zu seinem Pech kam da tatsächlich ein Söldner mit einem Flammenwerfer auf ihn zu gewackelt. Acht weitere Söldner agierten dabei als dessen Flankenschutz. Noch bevor Shepard erneut schießen konnte gab der Pyro einen Feuerstrahl ab, der die Front der Polizeistation in Brand steckte. Shepard konnte sehr gut die Hitze spüren die keine zwei Meter von ihm entfernt tobte.

„Kann irgendeiner diesen Drecks-Pyro ausschalten und das ab besten bevor er mich brät?!“, schrie Shepard.

Der Rest der Gruppe war dazu nicht in der Lage. Genauso wie die restlichen Asari kauerten sie festgenagelt durch das Sperrfeuer hinter ihrer Deckung. Shepards Hoffnung lag ganz klar auf den Scharfschützen, nur die waren auch machtlos. Garrus bekam den Pyro nicht ins Visier, da eine Säule, einer dieser elektronischen Verkaufsstände, sein Schussfeld behinderte und bei Legion waren es die Aufbauten der Polizeistation.

„Kein freies Schussfeld für Ihre Unterstützung, Shepard.“, hörte er von EDI.

„FUCK!!!“, stieß er aus, blickte zur Seite und sah wie der Pyro erneut anlegte.

Noch bevor der ihn verbrennen konnte, traf ein Schuss die Ventile des Brennstofftanks und mit einem hohen Zischen entwich der Inhalt. Panisch versuchte der Söldner noch den Tank zu entfernen und es dauerte nur wenige Augenblicke bis die leicht entzündliche Flüssigkeit durch den Sauerstoff zur Selbstentzündung angeregt wurde und den Söldner, sowie zwei seiner Kameraden, in einer spektakulären Explosion in Stücke riss.
 

Hier hatte jemand ganz klar den verwendeten Brennstoff modifiziert um den Wirkungsgrad zu verbessern und das war ihm jetzt zum Verhängnis geworden.
 

Der entscheidende Schuss kam zwar von einem Scharfschützen, aber von unerwarteter Seite. Die Asari auf der Terrasse hatte Shepards Hintern gerettet. Wahrscheinlich hatte sie Minova auch über das Aufkommen der Blue Suns informiert.
 

Das Chaos war perfekt, zumal Reste des noch unverbrannten Brennmittels durch die Luft flogen und dabei ein paar unglückliche Söldner erwischten, oder nur streifen, und in Brand setzten.
 

Sofort feuerte die Unterstützungsabteilung auf jene Söldner, die ihre Deckung verlassen hatten und die Gelegenheit nutzen die fünf Asari und stellten das Gebiet selbst unter Sperrfeuer.

Shepard aktivierte eine der Adrenalininfusion seiner Rüstung und mit einem Mal kam es ihm vor, als würde sich die ganze Welt um ihn herum langsam und blass werden, während seine Sinne schärfer wurden. Nach hinten blickend sah er wie eine der Asari aus der Deckung hervorkam, zwei Salven mit ihrem Vindicator-Sturmgewehr abgab, bis sie von mehreren Schüssen getroffen wurde, die ihre Schilde und Panzerung durchdrangen und ihr eine schwere Fleischwunde am Arm bescherten. Er hatte genau sehen können wie Trefferwirkung der sandkorngroße Munition kleine Wellen über die kinetischen Schilde tanzen liessen, bis die mit einem Flackern zusammenbrachen.

Shepard verlies die Deckung, legte an und gab Dauerfeuer.

Die ersten Schüsse trafen einen brennenden Batarianer und die nächsten gingen durch das Visier eines anderen Söldners, wo es letztendlich der Helm war, der den Kopf noch irgendwie zusammenhielt. Weitere Salven richteten sich gegen einen Turianer, der eben hinter eine neue Deckung rennen wollte. Dabei riss ihm eines der Geschoss ein Bein ab.

Seine Schmerzenschreie gingen im Lärm des Gefechts unter und verstummten schließlich, als Garrus ihn von seinem Leid erlöste.

Langsam lies die Wirkung des Adrenalins in Shepards Körper nach und er sprang über den Tresen in den Polizeiposten. Während er das Thermomagazin wechselte bemerkte er wie Grunt plötzlich mit einem lauten Brüllen an ihm vorbei raste.

„Zurück in Deckung!“, rief er ihm zu, doch das interessierte den Kroganer, der wie unter Einfluss eines Blutrausch zu stehen schien, nicht im geringsten.

Er rannte vor zum ersten Söldner, der sich hinter einem großen holographischen Projektor für Wirtschaftszahlen versteckte, und dort angekommen zerriess Grunts Claymore regelrecht den den Oberkörper des Mannes aus nächster Nähe. Ein daneben kauernder turianischer Techniker sprang panisch auf und feuerte ziellos auf den Kroganer, der trotz seiner Größe, mehr verfehlt als getroffen wurde. Dafür traf Grunt und lies die Einzelteile des Turianers durch den Raum fliegen.

Die letzten beiden Blue Sun-Söldner, die hinter dem Projektor hockten, versuchten weg zu rennen während einer eine ordentliche Ladung Schrot in den Rücken bekam und der andere von den Scharfschützen erwischt wurde.
 

Allmählich zeigte sich das die Söldner zunehmend kopfloser reagierte, was wohl auch damit zu tun hatte das soeben ihre Flanke aufgerieben wurde. Nicht zu vergessen, dass sie sich scheinbar vollkommen übernommen hatten und ihre Gegner ganz klar unterschätzt hatten.
 

Shepard begann vorzurücken und gab wieder Dauerfeuer. Dabei gesellten sich vier der fünf Asari an seine Seite und rückten geschlossen vor. Zusammen erledigten sie nacheinander die verbliebenen Söldner. Der letzte Teil der Blue Suns wollte fliehen, doch bevor sie entkommen konnten wurde sie in einer biotischen Stasis gefangen und starben wehrlos im Gewehrfeuer.
 

Damit war die Einsatzgruppe der Blue Suns endgültig aufgerieben.
 

Leider hatte man sich zu früh gefreut.
 

In dem Moment, als Shepard den letzten Söldner erschoss, erreichten zwei, statt einer, Mantis den Ort des Geschehens.
 

Die A-61 Mantis war ein eigenartiges und dennoch beeindruckendes Fluggerät. Eine Kombination aus Hubschrauber und Flugzeug mit guten Transport- und Kampffähigkeiten und dank eines Element-Zero-Kerns sehr leistungsfähig machten die Mantis in jeder Hinsicht ausgesprochen vielseitig und daher auch ausgesprochen beliebt, nicht nur bei vielen Armeen, sondern auch bei nahezu allen großen und vor allem finanzstarken Söldnerorganisationen.
 

Man bemerkte sie erst als die erste Mantis den Parkplatz mit einer Raketensalve einäscherte.

„Wo kommt der den auf einmal her?!“, rief Shepard, während er und alle anderen sofort nach einer neuen und besseren Deckung suchten und dabei noch von der unter der Nase der Mantis befestigten M350-Massebeschleunigerkanone beschossen wurden.

„Ich hatte sie ganz klar drauf hingewiesen das sich ein Haufen Gegner und ein Jäger nähern, Shepard. Erzählen sie mir jetzt bitte nicht das Sie das vergessen haben.“, vernahm er Mirandas Stimme.

„Zu meiner Verteidigung: Man wollte hier aus meinem Arsch mal eben ein Barbecue alle erster Güte machen, also ja, ich habe es vergessen!“

Vorsichtig sah Shepard nach der Mantis die vor dem Parkplatz schwebte, während dahinter noch eine zweite ankam.

Die erste war ganz klar ein Standardmodell, bestückt mit einem doppeltem Geschütz und mehreren Raketenwerfern. Die zweite hingegen war eine Umgüstetung. Sie verzichtete auf Waffen und bekam dafür einen breiteren Rumpf, ein längeres und verstärktes Heck, sowie bessere Antriebe um aus ihr einen Transporter für schwere Lasten zu machen.

Diese Variante, liebevoll Carryall genannt, konnte leicht einen Schützenpanzer anheben und verschieben.

Der hier allerdings brachte als Geschenk keinen Panzer, sondern den gefürchteten YMIR-Mech und den gleich im Doppelpack.
 

Gedeckt durch die Mantis bewegte sich der Carryall über dden Parkplatz, klingte dort seine Fracht knapp über dem Boden aus und drehte ab. Kaum gelandet aktivierten sich die zusammengepackten Mechs, richteten sich auf, nur um dann auf alles zu schießen was sich bewegte, während sie vorwärts stampften.

„Grunt! Wir brauchen eine Ablenkung, aber renn bloss nicht auf die zu!“, rief Shepard.

„Haben Sie keine bessere Idee? Kein richtiger Krieger läuft vom Kampf davon, nicht einmal sie, Shepard!“, konterte Grunt.

„Mag sein, aber dem Beschuss von Jägern und Mechs hält niemand lange stand und ich will das du noch in Zukunft weiterkämpfen kannst und das willst du garantiert auch besonders gerne!“

Mit einem Grunzen sprang Grunt auf, rannte geduckt vor und blieb dann ohne jegliche Deckung auf dem kurzem Treppenabgang zum offen liegendem Parkplatz stehen, wo er seine Schrotflinte auf die beiden Mechs feuerte. Bedingt durch Streuung, Entfernung und Schilde war der Angriff recht wirkungslos. Nur die VI der Mechs sah das anders. Sie erkannte den (minimalen) Schildverlust und identifizierte Grunt als vorrangige Bedrohung. Entsprechend erfassten sie ihn als primäres Ziel und eröffneten mit ihren Geschützen in den Armen das Feuer.
 

„Ich kann die Mechs hacken.“, offenbarte eine Asari Shepard just als Grunt aufsprung.

„Warte damit noch einen Moment.“, meinte Shepard.
 

In dem Moment trafen die Geschosse Grunt. Der hatte zum Glück rechtzeitig die Verstärkungsfunktion seiner Rüstung aktiviert. Dabei wurde eine dickflüssige, hell glänzende, nichtnewtonsche Flüssigkeit freigesetzt die sich erhärtete sobald sie getroffen wurde und damit die Panzerung kurzfristig massiv erhöhte. So konnte sich Grunt schnell genug wieder in Deckung bewegen während er unter schwerem Beschuss stand.

Die Mechs und die Mantis reagierten darauf indem sie weitere Raketen abschossen und locker die ganze rechte Hälfte der Halle verwüsteten.

Grunt selbst bekam dadurch nur ein paar Schrammen.
 

„ERSTER MECH!!! FEUERKONZENTRATION!!!“, brüllte Shepard und alle kamen aus ihrer Deckung hervor.

Unter Verwendung der Disruptormunition schossen sie binnen weniger Sekunden die Schilde des ersten YMIR-Mechs komplett runter und wechselten dann auf panzerbrechende und Brandmunition. Beschossen von allen Seiten überlebte der Mech keine fünf Sekunden und brach, durchlöchert wie ein Sieb, zusammen.

Eigentlich hatte man insgeheim darauf gehofft das sich der Generator selbst überladen würde, um dann in einer gewaltigen Explosion den zweiten Mech mit zu nehmen.
 

Aber diese Eventualität hatte Shepard schon einkalkuliert.
 

„Ok, jetzt wäre es angebracht den letzten Mech zu hacken ... kannst du ihn dann auch steuern?“, fragte er die Asari-Technikerin.

„Natürlich ... soll ich auf den Jäger hetzen?“

„Ganz genau.“

„Kein Problem, aber dafür brauche ich etwas Zeit ... und seine Schilde müssen deaktiviert sein. Die konstante Ladung stört den Empfang.“

„Kannst du haben ... ALLE!!! DISRUPTORMUNITION!!! ERLEDIGT SEINEN SCHILD!!!“

Sofort kamen sie wieder aus ihrer Deckung hervor, nur um kurz darauf wieder dahinter zu verschwinden. Der Mech schwenkte sein Geschütz einmal von links nach rechts und wieder zurück und versuchte weitere damit Bewegungen zu unterdrücken. Dabei durchdrangen mehrere Geschosse sogar die Deckung und konnte erst durch die persönlichen Schilde gestoppt werden.

Jetzt musste es schnell gehen, denn wenn jetzt die Deckung nachgab, dann war es um sie geschehen.
 

Zwei Asari setzten Kampfdrohnen aus und hetzten sie dem Mech entgegen. Kaum gerieten sie in dessen Blickfeld wurde die erste von ihm sofort zu Klump geschossen. Die zweite kam nahe genug heran begann den Mech zu umkreisen.

Es war unklar, ob die Drohne mit irgendwelchen Störsendern bestückt war, jedenfalls legte der YMIR-Mech seinen Fokus sofort auf die Drohne und verfolgte sie. Shepard und sein Gefolge nutzten die Gelegenheit und beschossen den Mech bis seine Schilde kollabierten und Teile der Panzerung zerstört waren. Durch das gleichzeitige Wegfallen der elektronischen Interferenzen hatte die Asari leichtes Spiel den Mech zu übernehmen und ihre eigenen Steuerungsprotokolle zu übertragen. Mithilfe ihres Omni-Tools konnte sie den Mech wie an einem Computerspiel selbst steuern und wies ihm als neues Ziel sofort die Mantis zu.

Dessen Pilot merkte bald auch was hier vorging und anstatt sich und seine Maschine in Sicherheit zu bringen erfasste er den Mech als Ziel und beide begannen aufeinander zu schießen.

Ohne seine Schilde steckte der Mech ordentlich ein und verlor haufenweise Einzelteile. Trotz der immensen Schäden verrichtete er seine Arbeit anstandslos. Die Mantis hingegen wurde von allen Seiten beschossen und getroffen. Shepards Stoßtrup, die Asai und die Scharfschützen wechselten eine Thermomagazin nach dem anderem und hielten einfach nur auf den Jäger drauf.

Dann bekam der Mech einen Raketentreffer ab und krachte zusammen. Mit seinen letzten Energiereserven stützte er sich mit seiner Armkanone ab und jagte der Mantis ebenfalls eine Rakete entgegen, die den kinetischen Schild ausschaltete, bevor er selbst komplett unbrauchbar wurde.

Nun stand Legion bereit den entscheidenden Schuss abzugeben. Zuerst zielte er auf den Piloten im Cockpit, doch er schwenkte ein kleines Stück rüber.

Bereits als die Mantis das Schlachtfeld betrat hatte Legion eine Extranetsuche gestartet und über verschlüsselte Kanäle wichtige Informationen, wie Leistungsdaten und Panzerungswerte, gezogen. Besonders interessant waren erwähnte Mängel in der Panzerung älterer Varianten. Er musst nur auf eine solcher Schwachstellen zielen, genau zwischen der Panzerung und der Glaskanzel des Cockpits.

Mit dem betätigen des Auslösers wurde das winzige, panzerbrechende Geschoss im Lauf seiner Panzerbüchse auf mehrfache Überschallgeschwindigkeit beschleunigt. Im Bruchteil einer Sekunde erreichte es die Mantis, durchdrang die Schwachstelle in der Panzerung und zerfetzte die Steuerkonsole des Piloten. Ohne das der noch irgendwas dagegen machen konnte geriet der Jäger unkontrollierbar ins Trudeln, knallte gegen die Fassade und stürzte in die Tiefen der Häuserschluchten.

Erst der dumpfe Knall der Explosion gab die Entwarnung.
 

Shepard setzte sich hin, streckte die Beine von sich, nahm den Helm ab und nutzte die Gelegenheit um tief durchzuatmen, genauso wie alle anderen auch.

Derweil waren Minova, Kaidan und Shiala aufgestanden und steuerten schnurrstracks auf ihn zu. Noch während sie näher kamen bemerkte Shepard ein Blinken im Visier seines Helms, der Hinweis auf eine eintreffende Meldung.

Entkräftet hob er den Helm wieder hoch und setzte ihn auf.

„Hier Shepard, was ist es dieses Mal“!

„Sie sollten verschwinden. Es kommen weitere Probleme auf Sie zu.“, empfahl Miranda.

„Nicht noch mehr Söldner.“

„Nein, Spezialeinheiten der Polizei und Truppen der planetaren Verteidigung.“

„Wie lange noch?“

„Drei, maximal vier Minuten.“

„Hört das denn nie auf ... Ich melde mich wieder, Shepard out.“

Die drei blieben vor ihm stehen und wollten eben noch anfangen etwas zu sagen, doch verstummten wieder als Shepard die Hand hob und sich aufrichtete.

„Ich wurde soeben darüber informiert, dass hier schon bald Sicherheitskräfte eintreffen werden. Deshalb sollten wir machen, dass wir hier weg kommen ... Wie sieht es mit Verletzten aus?“

„Ein paar leicht, eine mittel, aber nichts was man mit Medigel nicht schaffen könnte.“, erklärte Minova.

Kaidan sah sich kurz um.

„Was ist mit verletzten Zivilisten?“, fragte er unruhig.

„Dafür haben wir jetzt keine Zeit. Sollen sich die anderen darum kümmern. Das verschafft uns einen Vorsprung“, kam es von Minova harsch.

„Gut, wir sollten jetzt gehen. Minova , Sie weisen uns den Weg und Shiala ... wir beide müssen uns mal unterhalten.

Die große Gruppe verließ die völlig zerstörte Halle über den Ausgang neben der Polizeistation und verschwand in einem Treppenhaus.

„In was um alles in der Welt haben Sie mich da reingezogen?“, fragte Shepard.

Sein Stimme klang entsprechend gereizt und dabei ignorierte er, dass die Blue Suns anfangs eigentlich nur hinter Grunt her waren.

„Ich schwöre ich hatte nicht die leiseste Ahnung das sich alles so entwickeln würde, wirklich.“, antwortete Shiala bedrückt.

„Na deine Eskorte sagte mir da aber etwas anderes.“

„Mit diesem Aufmarsch hatte ich wirklich nicht gerechnet, aber Minova hielt es für angebracht.“

„Wer ist sie überhaupt? So wie ich das sehe scheint ihr euch gut zu kennen, oder?“

Minova blickte kurz über die Schulter zurück.

„Sie ist eine gute Bekannte. Wir kennen uns von unserer gemeinsamen Zeit als Jägerinnen, also so was wie reguläre Soldaten wie bei der Allianz.“

„Ich kenne die die unterschiedlichen Begrifflichkeiten.“

„Ah ok ... Später gingen wir dann getrennte Wege. Ich wurde Kommandosoldatin und sie leitet eine private Sicherheitsfirma.“

„Also auch eine Söldnerin.“

Da blieb Minova stehen.

„Ich bin keine Söldnerin! Wir ... sind keine Söldner! Ich leite wie sie sagte eine seriöse private Sicherheitsfirma, mit wichtigen Kunden im gesamten Citadel-Gebiet und mit entsprechender Zulassung!“, erklärte sie wütend.

Für Shepard klang das zwar immer noch nach Söldnertum, egal wie viel weiße Farbe man darüber pinselte, nur jetzt hatte er keine Lust darüber zu streiten.

„Verstanden, privater Sicherheitsdienst ... schon klar ... jetzt aber zurück zum Anfang: Warum dieses Aufgebot und das wichtigste: Worum geht es hier eigentlich? Das will ich endlich wissen! Und zwar von Anfang an!“

„In Ordnung, Shepard ... vor ein paar Tagen kontaktierte mich eine verhältnismäßig junge Asari. Sie sagte sie hätte in der Vergangenheit schon mehrfach mit Ihnen zu tun gehabt, dass sie wichtige Informationen besitzt und das Sie der einzigste sind, der ihr in dieser Angelegenheit helfen kann.“
 

Shepard wollte nicht glauben was er da hörte.

Wie viele Asari kamen da wohl in Frage?

Wenn man es so überlegte nur eine einzige . Liara, aber wieso meldete sie sich nicht selbst beim ihm?

In was für Schwierigkeiten war Liara nur hinein geraten?

Wie gefährlich musste diese Informationen nur sein, dass jemand einen derartigen Aufwand auf sich nahm?

Shepard konnte sich gar nicht ausmalen um was es da ging – er wollte es im Moment einfach nicht, doch er musste es einfach wissen.
 

„Um was für Informationen handelt es sich?“

„Nun, die sind, gelinde gesagt, ausgesprochen heikel ...“, begann Shiala zu erklären.

„Und mehr wollen wir auch nicht wissen!“, unterbrach Minova. „Wegen solchen Informationen sterben Leute und zwar massenhaft. Da will ich und mein Team nicht länger als nötig mit hinein gezogen werden. Sobald Sie ihr Paket haben gehen wir alle unsere Wege!“

„Und trotzdem haben Sie an unserer gekämpft.“, konterte Shepard.

„Damit beglich ich eine Schuld gegenüber Shiala und nun bewegen Sie sich gefälligst. Je schneller ich von diesem Loch runter komme desto besser.“

Kaidan holte auf und ging auf Shepards Höhe.

„Wir müssen reden.“, sagte er leise.

„Und über was?“

„Das Treffen ... eben ... und alles darum herum ... Haben Sie irgendeine Ahnung was das bedeutet ... für mich ... für uns?! Der Rat reißt mir den Arsch dermaßen weit auf, dass da locker die Normandy durchpasst und zwar QUER!!!“

„Glauben Sie etwa ich bin erfreut über das was da passiert ist, oder etwa das ich das wollte?“

„Natürlich nicht ...“

„Dann, Kaidan, warten wir erst ab, was für Informationen wir erhalten. Am Ende bekommen Sie vom Rat vielleicht sogar einen Orden für Ihre Verdienst.“

„Das glauben nicht mal Sie selbst.“

„Abwarten ... der Rat kann uns eh nichts, denn egal wie zivilisiert Illium auch aussehen mag, es liegt in den Terminus-Systemen und damit fernab der Citadel-Gesetze.“

„Ich will es hoffen ... für uns beide.“, meinte Kaidan und schwieg.

Währenddessen wurden sie von Minova immer tiefer in den Gebäudekomplex geführt, bis sie die unterste Ebene erreichten und dort eine große, dunkle Lagerhalle betraten.

„Commander Shepard, ich bin nicht in der Lage ihren aktuellen Standort zu überwachen.“, offenbarte ihm EDI.

„Vom Regen in die Traufe. Manchmal hasse ich mein Leben.“, dachte Shepard.

Die Halle war ausgesprochen geräumig. Hier drinnen konnte man locker die neue Normandy unterbringen. Sie stand voll mit unzähligen Kisten, Containern und haufenweise unverpackten Geräten aller erdenklicher Art, von Haushaltsrobotern bis hin zu Baumaschinen. Hier stand alles absolut kreuz und quer.
 

Ein Bereich den man kaum überwachen, geschweige überblicken konnte.

Hier saßen sie auf dem Präsentierteller.
 

„Jo, Marines!“, rief Minova laut und das Echo hallte ordentlich durch den Raum.

Mit einem Mal gingen die Lichter an und erhellten die gewaltige Halle. Aus geradezu jeder Ecke kamen Asari, eine schwerer bewaffnet als die andere, locker 40, oder 50 an der Zahl. So klein war Minovas Sicherheitsdienst doch nicht.

Shepard sah sich um, unterdrückte seine Angst und blickte Minova an.

„Was denn? Ich mag den Spruch.“, waren ihre Worte und sie und eine Asari gingen sich entgegen.

„Willkommen zurück, Captain.“

„Danke, wir hatten ein paar Probleme und einige Verletzte, ansonsten alles in Ordnung. Gab es hier irgendwelche Vorkommnisse?“

„Ja, ein Attentatsteam hatte es auf unser Paket abgesehen.“

„Probleme?“

„Nicht im geringsten, aber ich empfehle einen sofortigen Abzug.“

„Verstanden.“

Die beiden Asari gingen zu einem Container und öffneten ihn. In seinem Inneren lag ein ganzer Haufen Leichen.

„War ja klar, Eclipse.“, sagte Minova, als sie die ganzen Toten in gelben Rüstungen sah. „Verbrennen.“, befahl sie streng.

„Zu Befehl, Captain.“

„Und sie kommen zu mir, Shepard. Sie nehmen jetzt ihr Paket und verschwinden.“, befahl Minova regelrecht und ging zu einem anderem Container.

„Da ist ... mein Paket drinnen?“, fragte Shepard.

Die Frage war mehr rhetorischer Natur, nur diese Floskel verstand Minova nicht.

„Nein, natürlich nicht. Der Container ist ihr Paket und den können sie sich sonst wo hin stecken ... Idiot.“

Die Asari begannen den Container zu öffnen und Shepard blickte angespannt und sehnsüchtig durch den größer werdenden Spalt.
 

Und dann kam ihm die Asari entgegen.
 

Liara ...
 


 


 


 


 


 

... war es allerdings nicht.

„Moment ... Sie?!“, begann Shepard.

„Ja, ich bin es, Rana Tahnoptis.“



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