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Mass Effect - Der Untergang - Akt I

von

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In die Verdammnis

Eine Todesfalle.

Das war es worin Shepard, Liara, Garrus und Tali gelandet waren.

Ein Krieg, der Bereits seit Wochen tobte und von dem niemand außerhalb dieses Systems etwas mitzubekommen schien.

Und als sie der Sache nachgehen wollten wurden sie zum Opfer.

Jetzt saßen sie auf dem Rumpf eines Schützenpanzers, umringt von Slödnern, die genau wie sie, in dieser Hölle fest saßen.

Von der Schlachtbank, der sie nur knapp entkommen waren, ging es zu den im Süden liegenden Stadtbezirken,mehrere Kilometer von den der Stadtmitte entfernt. Ihr Ziel war eine vorgelagerte, gut gesicherte Sturmbasis in den verbrannten Überresten eines Parks, von wo aus die Söldnern Truppen ihre Truppen koordinierten.
 

Es gab noch eine zweite Basis weiter südlich außerhalb der Stadt, fast 20 Kilometer entfernt, wo aus Frachter den dringend benötigten Nachschub anlieferten. Ein Vorgang der lange Zeit aufgrund der vielen Flugabwehrstellungen und Jagdflugzeuge mehr als riskant war. Nur ein schweres orbitales Bombardement hatte nach einiger Zeit für Abhilfe gesorgt.
 

Die Sturmbasis in der Stadt war selbst mehrfach das Ziel von Angriffen geworden, sogar eine gepanzerte Offensive musste sie über sich ergehen lassen. Die Reste davon sahen sie knapp vor der Basis. Dutzende von ausgebrannte Kampf- und Schützenpanzern, zusammen mit haufenweise Leichen. Vor ein paar Tagen versuchten die Kolonisten einen mehr als verrückten Frontalangriff und gerieten dabei in einen Hinterhalt. Dicht gedrängt im Häuserkampf war es der gepanzerten Kolonne nicht möglich gewesen ihre Fähigkeiten voll zum Einsatz zu bringen und wurde aufgerieben.
 

Unterwegs konnte sie sich auch die Stadt etwas genauer ansehen, von der sie anfangs kaum etwas mitbekommen hatten. Als Folge der Gefechte sahen einzelne Viertel teilweise so aus wie Tuchanka, die Überreste einer Zivilisation die im Krieg versunken war. Die Gebäude standen noch, nur die Spuren des Krieges waren sehr gut zu erkennen Zum großen Teil war die Stadt jedoch nur eine gewaltige Baustelle. Viele Gebäude waren Rohbaus, nur wenige davon waren tatsächlich richtig fertig gestellt. Es sah aus, als wollte man hier das Fundament für irgendetwas größeres schaffen. Vom Orbit aus hatten sie das zuvor nicht erkannt, erst jetzt vom Boden aus war das Bild deutlich klarer.
 

Die Basis selbst war durch einen aufgeschütteten Wall umgeben und schütze sich mit etlichen Fahrzeugen, Mechs, Jägern und Massen an in Gebäude verschanzten Truppen. Aufbau und Ausrüstung konnte man in jeder Hinsicht als hervorragend bezeichnen. Gepanzerte Unterstände, Bunker, geschützte Depots - eine Pionierabteilung der Blue Suns hatte hier ganze Arbeit geleistet.
 

Die beiden Kampftaxis hielten unweit einer Ansammlung von Zelten, wo sie ihre Passagiere abluden und fuhren dann zur Wartung unter zwei Unterstände.

„Gehen sie zu den Transportern auf der rechten Seite. Major Maschek erwartet sie bereits.“, wies der turianische Blue Suns-Commander an.

Shepard und sein Team gingen auf drei nebeneinander stehende Kommandopanzer zu, die man unter einem Tarnzelt versteckt hatte. Vor den Fahrzeugen saßen haufenweise Taktiker und Koordinatoren die mit Funkgeräten und Karten den Kampfverlauf analysierten und Anweisungen ausgaben. Sie nutzten einen kurzen Moment und hörten einfach mit.
 

„Es ist mir egal wie hoch ihre Verluste sind! Dem Feind geht es auch nicht besser!“

„Setzt ihnen nach! Sie dürfen sich auf keinen Fall neu formieren!“

„Sie haben die Mörser entdeckt? Wo genau? ... Doch so nah? ... Wir haben Eclipse-Commandos in der Nähe, die heben die Stellung sofort aus.“

„Nein, Luftunterstützung steht nicht zur Verfügung! Die haben immer noch ein Geschwader Jagdflugzeuge da draußen! Wir eben schon einen Jäger verloren und können keine weiteren riskieren!“

„Was ist mit den durchgebrochenen Feind-Einheiten bei Zielpunkt Charlie? ... Wie? Gestoppt? Die Vorcha nehmen sie auseinander?“

„Das 3.Sturmteam der Blue Suns hat einem Konvoi mit einem guten Dutzend Nachschubtransporter angegriffen. Die ziehen sich jetzt in ihre Richtung zurück. Haltet eure Mechs bereit!“

„Der Flugplatz hat für uns keinen strategischen Wert! Die Flotte soll ihn bei der nächsten Gelegenheit ausschalten!“
 

Zu Shepards Überraschung verlief die Kampagne auf dem Planeten ausgesprochen gut für die Söldner. Mit der letzten Offensive, in die Shepard und sein Team hinein gestolpert waren hatten die Kolonisten inzwischen verzweifelt scheinbar den letzten Rest ihrer Kräfte aufgebraucht und waren in die endgültig in die Defensive gedrängt worden.
 

Zusammen betraten sie das Zelt und wurden von einem Batarianer in eines der Fahrzeuge geleitet das darunter parkte. In dessen Kommandozentrale befand sich ein Tisch mit Holoprojektor, der das Stadtgebiet der Kolonie zeigte und darum standen zwei Turianer, ein Batarianer, eine Asari und ein bulliger Mensch, der komplett in eine schwarze Rüstung gehüllt war und auf dessen Brust ein roter Totenkopf prangerte.

„Die sollen den Rest der Truppen auf den Planeten bringen! Dies ist die beste Chance die Sache ein für alle mal zu beenden!“, blaffte er und schlag demonstrativ mit der Faust auf den Tisch.

Dann wandte er sich den Neuankömmlingen zu.

„Und nun verzieht euch! Mir wird’s hier langsam zu eng!“, scheuchte er seinen Stab hinaus und wartete bis nur noch er, Shepard und dessen Team alleine in dem Raum waren.

„Als ich es hörte wollte ich es anfangs selbst nicht glauben und dennoch stehen Sie hier vor mir, Shepard.“

„Major Maschek nehme ich an.“

„Der Major schob sein Visier hoch, das zuvor noch sein Gesicht verdeckt hatte.
 

Shepard war augenblicklich sprachlos.
 

„Zaeed?!“
 

„Leibhaftig.“, antwortete dieser.

„Verdammt was machen sie hier?“, fragte Shepard überrascht.

„Was glauben Sie wohl? Ich bin hinter Vido her.“

„Vido? Vido Santiago? Deshalb sind Sie hier.“

„Genau deshalb und nichts anderes.“

„Haben Sie dann überhaupt kein Gewissen? Ist Ihnen diese Kolonie hier vollkommen egal? ... Ernsthaft Zaeed, wenn ich Sie hier so sehe hätte ich große Lust Ihnen einfach zwischen beide Augen zu schießen.“

„Ich kann sie verstehen, aber ich glaube nicht das das großartig funktionieren wird. Warten sie damit bis Sie meinen Teil der Geschichte gehört haben!“
 

Shepard erinnerte sich. Zusammen waren Vido Santiago und Zaeed Massani die Gründer der Blue Suns gewesen, bis Zaeed von seinem Partner hintergangen und in den Kopf geschossen wurde. Überraschenderweise überlebte Zaeed den Verrat und sehnte sich seitdem nach Rache.
 

„In Ordnung. Ich höre zu. Aber ich will alles hören, von Anfang!“

„Gut. Ich bin erst seit Kurzem hier. Seit einer Woche. Es hieß Vido wäre hier und ich sah meine beste Chance den Kerl endlich zu erwischen, nur leider hatte der sich schon vorher verdrückt als es hier so richtig abging ...“

„Ihre Differenzen mit Vido interessieren mich im Moment überhaupt nicht. Ich will wissen was mit dieser Kolonie passiert ist.“

„Schon klar. Gleich im Voraus, damit habe ich nichts zu tun. Daran sind die Asari schuld.“

Eine Bemerkung die Liara sehr zuwider lief.

„Wie können Sie so etwas behaupten?“, stieß sie auf.

„Was glauben sie wohl wer hierfür ordentlich die Geldbörse aufgemacht hat.“

„Nein. Egal welche Unternehmen hierfür verantwortlich sein sollen, ich weigere mich zu glauben das es die Asari sind. Wir sind das höchst entwickelte Volk in der Galaxie ... die Asari würden so etwas niemals machen!“

„Hier geht es um verdammt viel Schotter, Schätzchen und das weckt die niedersten Instinkte bei jeder Spezies ... selbst bei einem so hoch entwickeltem Volk wie den Asari.“

„SIE ...“, stieß Liara auf, während sie kurz davor stand mit ihrer Biotik gegen Zaeed vorzugehen.
 

Die bläulichen Energien, die um sie herum entstanden zeigten es ganz deutlich.
 

Shepard fasst Liara an die Schulter.

„Das reicht jetzt ... alle beide ... ich will wissen wie das alles begann.“

„Wenn es unbedingt sein muss ... das fing vor knapp einem Monat an. Die Asari hatten zuvor das Massenportal aktiviert und begannen das System zu erkunden. Dabei warfen sie auf allen Planeten Sonden ab, die meisten natürlich hier wegen der Bewohnbarkeit. Doch bereits kurze Zeit später stellten einige der Sonden den Betrieb ein, oder verhielten sich merkwürdig.“

„Wie kann sich eine Sonde merkwürdig verhalten?“, fragte Shepard.

„Indem sie kurzerhand den Kontinent wechselt und auf der anderen Seite des Planeten landet ... wie gesagt ... sowas fällt natürlich auf und man ging der Sache nach. Dabei registrieren sie Radiosignale, zumeist Kurzwellenfunk, und starteten erneut Sonden, wobei sie so diese Kolonie fanden. Dieses Mal erhielten sie sogar Bilder – von Menschen.“

„Muss ja 'ne Wahnsinnsüberaschung gewesen sein.“ merkte Garrus an.

„Darauf kannste wetten. Ich hab die Videos ...“

„Weiter.“, ermahnte Shepard.

„Tja, die Asari waren anfangs so perplex, das sie gar nicht wussten was sie nun tun sollten. Dann versuchten sie ein kleines Team auf die Planetenoberfläche zu schicken, doch der Transporter wurde kurz vor der Landung von Jägern bedrängt und drehte sofort wieder ab.“

„Das hat diesen Krieg ausgelöst?“

„Nein, aber dazu komme ich jetzt ... Ich weiß nicht genau was die sich dabei gedacht hatten, aber schon am nächsten Tag näherten sich die Asari mit einigen Fregatten und Kreuzer der Kolonie.“

„Die Wracks im Orbit?“, fragte Tali.

„Jep. Das sind deren Reste. Klassische Kanonenbootpolitik, die komplett schief lief.“

„Also haben die Kolonisten angefangen?“, warf Liara ein.

„Das hättest du wohl gerne ... Nein, aber so floß das erste Blut. Als die Raumschiffe dem Planeten immer näher kamen und bereits einen der Monde passiert hatten, antwortete die Kolonie ebenso klassisch. Von ihr starteten ein paar alte, zu Bombern umgebaute Space Schuttles. Als die Kreuzer schon zu nahe waren, gerade zu direkt über der Kolonie im Orbit, feuerten die Bomber ein paar Raketen ab. Warnschüsse, sehr wahrscheinlich. Wirklich sicher ist sich da niemand ... jedenfalls wurden die Bomber abgeschossen.“

„Wie wurden dann die Schiffe zerstört?“, fragte Garrus.

„GARDIAN-Laser. Die Kolonie besaß ein hübsches kleines Arsenal davon.“

„Wie kann das möglich sein? Selbst die Laser der Salarianer verfügen nicht über die Reichweite um Ziele im All von der Planetenoberfläche aus anzugreifen.“, warf Shepard ein.

Er konnte durchaus ein gutes Wissen über GARDIAN-Laser aufbieten, immerhin war er auf Raumschiffen aufgewachsen.

„Die Laser befanden sich auch nicht auf dem Boden. Die Kerle hatten Satelliten mit GARDIAN-Laser bestückt und betrieben sie mit Fusionsreaktoren, nur letzteres ließen sie auf dem Planeten.“

„Sicher? Waffe und Energieversorgung von einander getrennt zu halten?“

Davon hatte er noch nichts gehört. Zaeed selbst hatte es nie selbst gesehen, lediglich die Berichte.

„Rectennas!“, warf Tali ein.

„Was?“

„Rectennas ... dabei wird Energie durch Antennen in Form von Mikrowellen übertragen. Bisher war es kaum möglich derartig große Energiemengen so zu versenden. Mir war nicht klar das die Allianz dieses System bereits so weit entwickelt hat.“

„Ich höre davon zum ersten Mal.“, erwiderte Shepard.

„Die Asari hatten die Satelliten überhaupt nicht als Bedrohung erkannt. Mit den dicken Sonnensegeln sahen sie eher wie Kommunikationssatelliten aus. Das hielt bis zu dem Zeitpunkt an, wo ihnen ihre Schiffe um die Ohren flogen. Sie schossen natürlich zurück und da man einen Satelliten ja so leicht mit einem Kreuzer treffen kann und die alle genau über der Kolonie standen bekam die Stadt einiges an Treffern ab.“, sagte Zaeed ironisch

„Aber ... ein derartiges Vorgehen ... verstößt in jeder Hinsicht gegen unzählige Citadel-Gesetzte ... dabei muss es ja zu hunderten von Toten gekommen sein.“, sagte Liara.

„Kann hinkommen. Es gab heftige Treffer in Wohngebieten.“

Liara wirkte zunehmend bleicher. Sie konnte nicht glauben das ihr Volk tatsächlich so etwas getan haben soll.

„Nach diesem Desaster wurden haufenweise Söldner und Piraten aus den ganzen Terminus-Systemen angeworben und binnen kürzester Zeit fielen sie wie ein Rudel tollwütiger Varren auf dem Planeten ein. Seither ist es ein einziges Blutbad. Keiner hat damit gerechnet, das es so hart wird. Haben Sie die abgebrannte Ortschaft vor der Stadt gesehen? Als klar wurde das sie nicht zu halten ist haben sich die Verteidiger zurückgezogen und sie komplett mit Napalm eingedeckt, heißt es.“

„Wie hoch sind die Verluste?“, fragte Shepard.

„Unsere, oder deren?“

„Beide.“

„10.000, mindestens.“
 

Die Zahlen waren in jeder Hinsicht schockierend. Jeden Tag musste es hunderte von Toten gegeben haben und das seit dem gesamten letzten Monat. Nicht der Erstkontaktkrieg mit den Turianern war dermaßen blutig.
 

„Sie ... ich weiß einfach nicht was ich dazu sagen soll.“, begann Shepard.

„Bevor sie etwas sagen, oder machen ... ich habe damit nicht viel zu tun. Mein aktuelles Kommando übernahm ich erst vor etwas mehr als einer halben Woche, als der ursprüngliche Befehlshaber bei einem Luftangriff umkam. Deshalb lässt sich Vido hier auch nicht blicken. Weil es manchmal einfach viel zu heiß ist. Allem voran, wenn man bedenkt was die in ihren Arsenalen haben.“

„Zum Beispiel?“, fragte Garrus.

„Intelligente Mechs, Panzer, Flugzeuge, alte Hubschrauber, schwere Artillerie, biologische und chemische Waffen. Zum Glück keine Atomwaffen, die hätten sie sonst garantiert auch eingesetzt so wie die drauf sind. Und nach dazu Munition bis zum Abwinken. Müssen die alles eingelagert haben, denn es gab bisher keine Frachter der sie versorgt.“, erklärte Zaeed

„Biologische und chemische Waffe?“, fragte Shepard.

Gerade ersteres machte ihn sofort stutzig.

„Oh ja, habe sie beides zu Beginn eingesetzt, bis an einem Tag als sie Nervengas einsetzten plötzlich der Wind dreht und ihre eigenen Stellungen getroffen haben soll. Seither setzten sie das Zeug nicht mehr.“

„Mich interessieren mal nur die biologischen Waffen. Was für welche sind das?“

„Irgend so ein komischer Killervirus. Ganz fieses Teil, hab ich gehört.“

„Sagt Ihnen der Name Giront etwas?“

„Etwa Doktor Frankenstein?“

„Genau der! Ich muss unbedingt mit ihm reden.“

„Sorry, Shepard, aber der sich längst tot.“

„Wie?“

„Hatte einen Heckenschützen getroffen.“
 

Garrus lachte, bis er merkte das es für einen Turianer zwar recht amüsant sein mag, für andere Spezies aber weniger.
 

„Hat ihn vor ein paar Tagen erwischt. Eclipse hatte ihn hergeschafft, um die Bio-Waffe genauer zu untersuchen. Irgendwann gab er ihr sogar einen Namen ... bezeichnete sie als Wunderwerk ... wollte so sogar ... vermarkten ... durchgeknallter Spinner. Gut das er tot ist.“

„Wie nannte er sie?“

„Reaper-Virus.“
 

Das ganze Team sah Zaeed entsetzt an.
 

„Sind sie sich da ganz sicher?“

„Hey, wenn jemand den Begriff Reaper verwendet, noch dazu um eine verdammte Bio-Waffe danach zu benennen, da springen doch sofort alle Alarmglocken an.“

„Also ist der Reaper-Virus keine Entwicklung von Doktor Giront, sondern gehört den Kolonisten.“

„Wie kommen Sie darauf.“, erwiderte Zaeed irritiert.

„Eine Bekannte hatte uns informiert ... Verdammt! Erst wegen diesem Virus sind wir auf all das hier aufmerksam geworden.“
 

Shepard verstand das einfach nicht mehr. War der Reaper-Virus nun doch ein Produkt der Allianz?
 

„Sind Sie sich absolut sicher, dass nicht Doktor Giront dafür verantwortlich ist?“, fragte Shepard.

„Absolut. Erst nach dem Auftauchen dieser Waffe trudelte er bei uns ein. Eclipse hatte ihn scheinbar angeschleppt. Angeblich stellten sie für ihn den Sicherheitsdienst, daher kannten sie ihn wohl auch.

„Was anderes ... hat denn niemand versucht diesen Konflikt mal mit Worten beizulegen ... noch bevor alles dermaßen eskalierte?“

„Wurde versucht, doch hat nicht geklappt.“

„Was kann bitte daran so schwer sein ein Gespräch anzufangen ...“

„Es ist ein Problem, wenn man nicht dieselbe Sprache spricht!“, unterbrach Zaeed. „Deshalb ist wohl auch alles so verzwickt! Weil keiner reden will, oder konnte! Die sprechen irgendsoeinen eigenartigen Dialekt ... eine vollkommen eigene Sprache! Selbst das fortschrittlichste Übersetzungsprogramm ist hier absolut nutzlos! Genau aus diesem Grund dachten einige auch wir hätten es hier mit einer anderen Zivilisation zu tun!“

„Verrückt!“, merkte Garrus an.

„Kannst du laut sagen!“

„Was halten Sie von der Theorie einer eigenständigen Zivilisation?“, fragte Liara.

„Nicht viel. Bevor Frankenstein starb hatte er einige Leichen der Einwohner untersucht. Genetisch betrachtet sind es Menschen, ziemlich eindeutig, nur ... ich habe von ausgesprochen heftigen Modifikationen gehört. Weiß allerdings selbst nichts genaues.“
 

Shepard verstand die Welt nicht mehr. Das alles ergab für ihn immer weniger Sinn. Anstatt Fragen beantwortet zu bekommen taten sich viel mehr neue Fragen auf. Auf was waren sie da bloss gestoßen?
 

„Irgendwie ... wir müssen die Allianz darüber informieren ... den Rat ... irgendjemand, bevor hier alles den Bach runter geht.“, äußerte Shepard.

„Geht nicht, da das System keinen Anschluss an das Extranet hat müsste schon jemand dem Rat direkt Bericht erstatten.“

„Was ist mit anderen Spectres? Es hieß eine Asari würde sich ebenfalls mit dem Fall befassen.“

„Woher wissen Sie denn das?“, fragte Zaeed überrascht.

„Ich habe meine Quellen. Also, was ist nun mit ihr?“

„Eigentlich sind es zwei. Ein Turianer, der hier vor zwei Wochen strandete und eine Asari, die nur eine Woche später hier antanzte, weil sie den Turianer gesucht hatte ... scheint wohl ein Pärchen zu sein.“

„Also weiß der Rat was hier vorgeht?“

„Wenn die es wirklich wüssten hätten sie garantiert längst was unternommen, nein, vielleicht ahnen sie das der ganzen Sache mehr dran ist, aber wirklich wissen was für ein Krieg hier tobt tun sie nicht.“

Irgendwie beruhigte das Shepard ungemein. Zwar wird es einen lautstarken Skandal geben und garantiert werden etliche Köpfe rollen, aber die politische Landschaft der galaktischen Gemeinschaft wird mit einem blauen Auge davon kommen. Nun stellte sich die Frage wie man weiter vorgehen sollte. Die Kämpfe und das Blutvergießen mussten schnellstmöglich gestoppt werden. Allein schon um die Belagerung um die Kolonie zu brechen bräuchte man entweder eine starke Flotte, oder auch einfach nur die Öffentlichkeit auf seiner Seite. Das mag zwar komisch klingen, aber da die drei großen Söldnerorganisationen, Blue Suns, Eclispe, Blood Pack, eine eigene Marketingabteilung hatten, könnte diese Ereignisse sie auch ohne Waffengewalt vernichten – entsprechende Beweise vorausgesetzt.

„Zaeed, über all das hier gibt es doch garantiert Videologs, oder ähnlicheres?“

„Mit Sicherheit wird auf den Computern einiges liegen. Ich wollte mir auch schon was als kleine Lebensversicherung zusammenstellen, nur vom Hacken versteht ich ja nicht viel.“

Shepard sah kurz zu Tali, die sich sofort an den Computern zu schaffen machte.

„Ich würde gerne noch mit den beiden Spectres reden ... falls sie noch leben. Sie leben doch noch, oder?“

„Seien Sie unbesorgt, Shepard. Die leben noch. Das sind zwei vollkommen abgefuckte Bastarde die sich gegenseitig im Kampf ergänzen. Für die ist der Trip durch diese Hölle der reinste Sonntagsspaziergang.“

„Da fällt mir ein ... was genau machen die Turianer in dem System? Haben die Kenntnis von den Vorgängen hier?“

„Die Turianer?“, erwiderte Zaeed überrascht.

„Als wir in dem System ankamen haben wir Schiffe der Turianischen Hierarchie zwischen Portal und Asteroidengürtel entdeckt.“, ergänzte Garrus.

„Dann stimmt es also.“, erwiderte Zaeed nervös.

„Was?“, fragte Shepard.

„Schon seit einiger Zeit dringen die Volus kackfrech in das System ein. Die lassen sich von der Blockade vor dem Portal nicht stören und die Blockade wiederum unternimmt nichts, weil keiner den Turianern einen Grund zum Eingreifen geben will. Bislang haben sie sich in dem Asteroidengürtel aufgehalten und dort Element Zero-Vorkommen gesucht. Irgendwann hat sich eine Gruppe von Erkundungsschiffen nicht mehr gemeldet und deshalb scheinen wohl auch die Turianer jetzt hier zu sein – sie suchen nach den Volus. Das erklärt auch warum man uns gestern dazu ermahnt hat die Sache hier endlich zu beenden. Kein Wunder das alle so nervös sind.“

„Damit haben wir jetzt noch eine Möglichkeit das alles zu melden.“, sagte Liara erfreut.

„Ja, aber dazu müssen wir erstmal von den Planeten runter ... hat vorhin nicht ein Turianer gemeint wir säßen hier in einer Todasfalle?“, meinte Tali, während sie bereits dabei war haufenweise Daten zu kopieren, nachdem sie die Verschlüsselungen binnen kürzester Zeit umgangen hatte.

Eine durchaus berechtige Frage, auf die Zaeed laut zu lachen begann.

„Was ist daran so witzig?“, fragte Liara empört.

„Nichts ... nichts ... ach herrlich ... nein, ich wusste nicht, das man das noch immer glaubt ... es ist eine kleine ... Motivationshilfe für unsere Truppen ... wer keinen Rückzug zur Option hat kämpft besser. Zu Beginn des Krieges war die Kolonie so heftig mit Flugabwehr gespickt, das Luftunterstützung unmöglich war und die Frachter weit außerhalb der Stadt landen musste. Die Luftabwehr der Kolonie schweigt gelegentlich, dennoch traut sich kein Frachterpilot zu nahe an die Stadt heran. Also muss das ganze Frischfleisch 20 Kilometer durch die Steppe ohne jegliche Deckung hinter sich bringen, bis es in die Stadt kommt. Und das gilt auch für jeden der die Stadt verlassen will. Zu Beginn war das eine selbstmörderische Angelegenheit wegen den ganzen Scharfschützen, Luftangriffen und Artillerie. Inzwischen besteht diese Gefahr nur selten, aber irgendjemand aus dem alten Stab hielt die Illusion eine Zeit lang aufrecht. Er starb vor etliche Tagen genau auf diese Art, als er abhauen wollte.“

„Welch Ironie.“, sagte Garrus.

„Ja, deshalb denken alle das man bis zum bitteren Ende kämpfen muss, um zu überleben, dass absolut jeder zählt, der kämpfen kann. Wäre das nicht der Fall wäre wir alle entweder schon abgerückt, oder man hätte Sie, ihr Team und die anderen Spectres sofort umgebracht, Shepard.“, erklärte Zaeed.

„Wie beruhigend.“, war dessen ironische Antwort. „Kommen wir zurück auf die Frage wie man uns von hier wieder weg kommen? Könnte nicht ein Shuttle in der näheren Umgebung landen und uns abholen?“

„Das Problem ist weiterhin die Flugabwehr der Kolonie. Manchmal reagiert sie, manchmal nicht. Vorhin hatten wir schon einen Jäger verloren, weil sie einen ihrer besseren Tage hatte. Die Raketen haben eine Reichweite von bis zu 15 Kilometern, wenn ich mich nicht irre, und es müsste da draußen noch einiges an Flakpanzern geben. Gut, die decken nur einen kleinen Bereich ab und halten sich meist abseits auf Straßen und Plätzen, aber wenn die einmal loslegen dann gute Nacht. Außerdem sind da draußen immer noch Abfangjäger unterwegs. Der einzigste Vorteil ist der geringe technische Stand der Waffen. Die Waffen der Kolonie arbeiten zumeist mit simplen Radarsystem, oder einfachen optischen Sensoren. Hört sich zwar nach nix an, aber wenn man so gutes Wetter hat wie im Moment, dann reicht das vollkommen. Ein Shuttle, oder die Normandy könnten durchkommen, aber das sollten sie nur nachts machen. Ist ganz klar sicherer.“

„Ich überlege grad ... reicht ein Shuttle für sieben Personen?“

„Wieso sieben?“

„Äh ... wir vier, die beiden Spectre und Sie, oder haben die beiden auch ein Team?“

„Das nicht, Shepard, aber ich komme nicht mit.“, sagte Zaeed zur Überraschung aller.

„Was soll das heißen: Sie kommen nicht mit?!“

„Schon vergessen? Ich will Vido! Koste was wolle!“
 

In Anbetracht der Tatsache das Zaeed den Krieg auf der Kolonie mit dirigierte hatte gerade der letzte Spruch einen unschönen Beigeschmack. Für einen Moment spielte Shepard tatsächlich mit dem Gedanken Zaeed einfach in dem Kopf zu schießen, aber mehrfach, nur um sicher zu gehen.

Er verwarf das wieder. Immerhin wusste er dank Zaeed jetzt über die Situation Bescheid. Zwar blieb noch immer die Frage offen wer genau die Kolonie gegründet hatte, aber das konnte er zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls in Erfahrung bringen. Womöglich findet man die Antwort darauf in ein paar alten, längst vergessen Unterlagen, nur je tiefer man grub desto schwieriger wurde es.

„Ok, Zaeed, bleiben Sie meinetwegen hier, aber Sie sollten wirklich mal selbst darauf achten was aus Ihnen geworden ist. Bedeuten Ihnen die Menschen hier denn gar nichts? Sind Sie wirklich so sehr von Ihrer Rache besessen das sie das Leben tausender Unschuldiger einfach so opfern wollen? Und das nur um einen einzigen Mann zu erwischen?“

„Aber das ist meine beste Chance...“

„Nein, das ist Ihre schlechteste. Ich habe es Ihnen schon mal gesagt und ich sage es Ihnen wieder, Zaeed: Hören Sie auf in der Vergangenheit zu leben und Ihr jetztiges Leben davon bestimmen zu lassen! Sie werden wieder eine Chance erhalten und dann können Sie Ihre Rache wahrnehmen, nur das hier ... der Preis ist zu hoch!“

Zaeed bis sich auf die Lippe und lies den Kopf hängen. Shepard hatte recht. Er war genau zu dem geworden, was er nie wollte.

„Was soll ich machen, Shepard?“
 

Liara starrte kurz zu Shepard. Sie bewunderte seine Fähigkeiten, auch jene Konflikte gewaltlos und nur mit Worten zu lösen. Er war ganz klar ein beeindruckendes Exemplar eines Menschen. Sie bewunderte das seit sie sich auf Therum getroffen hatten und insgeheim fühlte sie sich zu Shepard auch etwas verbunden, auch wenn er sich diesbezüglich nie spezifisch geäußert hatte.
 

„Kommen Sie mit uns.“

„Ach verdammt! Meinetwegen, aber wie soll ich das Lager verlassen, ohne das es jemandem auffällt. Immerhin bin ich ja Major Mascheck, der der hier alles am Laufen hält.“

„Das ist eine berechtigte Frage.“, bestätigte Tali, als sie die letzten Daten kopiert hatte und untersuchte.

„Uns fällt da schon was ein. Notfalls schleichen wir uns bei Nacht raus, oder ...“

„Oder wir schießen uns den Weg frei.“, beendete Garrus Shepards Satz.

Sie ahnten schon wie das ausgehen würde.

„Was ich beinahe vergessen hätte sind die Störsender. Wir müssen mit der Normandy in ständigen Kontakt stehen, sonst wird es schwierig hier wegzukommen.“, bat Shepard.

„Kein Problem.“
 

Mithilfe seines Universalwerkzeugs übertrug Zaeed die speziellen Funkfrequenzen, Kodierungen und Passwortschlüssel, um unbemerkt das eigene Kommunikationssystem der Söldnertruppen verwenden zu können, über das sie am Boden und mit den Schiffen im Orbit kommunizierten.
 

„Wie weit bist du mit den Daten, Tali?“

„Bereits alles beisammen, komprimiert und abgespeichert.“, meldete sie zurück.

„Schon?“

„Natürlich, die Verschlüsselung hatte ich innerhalb von Sekunden geknackt. War keine große Herausforderung für mich, hatte ja genug Erfahrung mit Geth.“

Shepard schmunzelte und aktivierte sein Helmfunkgerät.

„Normandy, hier ist Shepard. Hören sie mich?“

„Ich hör Sie, Shepard.“, meldete Joker prompt zurück. „Gut zu wissen das Sie noch leben. Hab mir schon Sorgen gemacht. Wie sieht es da unten aus?“
 

Allen fiel ein Stein vom Herzen, als sie die vertraute Stimme hörten. Die Störsender bereiteten ihnen von nun an keine Probleme mehr.
 

„Könnte Besser sein ... Wir müssen hier bald abgeholt werden, allerdings scheint Flugabwehr ein ernstzunehmendes Problem darzustellen. Deshalb ist eine Exfiltration erst nach Einbruch der Dunkelheit möglich. Haben Sie das verstanden?“

„Absolut, Shepard. Ihnen ist aber schon klar, das das noch ein paar Stunden dauern wird?“

Shepard sah kurz zu Zaeed, welcher nickte.

„Haben wir eine andere Wahl? Wo ist übrigens Miranda?“

„Die? Die hat Ihren Stammplatz im CIC in Beschlag genommen und errichtet dort ihr Nest ...“

„Joker.“, ermahnte Shepard.

„Ja, ja, ja, schon klar. Wir haben ein hier ein Notrufsignal aufgefangen und Miss Lawson ist im Moment dabei den Ursprung auf der Karte zu untersuchen.“

„Was für ein Notfallsignal?“

„EDI hat es als ein militärisches Notrufsignal der turianischen Flotte identifiziert.“

„Turianisches Notfallsignal?“, dachte Shepard, wo ihm sofort eine der gewaltsamen Zusammenkünfte mit der Kolloktor-Kreuzer in den Sinn kam. „Gehen sie dem nach. Und Joker: Seien Sie verdammt vorsichtig. Ich hab ein ungutes Gefühl bei der Sache.“

„Aye, Aye, Commander. Halten Sie derweil den Kopf unten, wer weiß was sonst noch passiert. Wir sind rechtzeitig wieder zurück.“

„Verstanden, Joker ... Ok, Leute, die Normandy geht einem turianischen Notsignal nach und wird uns später abholen. Zaeed, rufen Sie in der Zwischenzeit die beiden anderen Sprectres her. Sie werden sich bestimmt freuen zu hören, dass sie hier nicht mehr alleine sind.“
 

An Bord der Normandy brachte Joker alle System auf volle Bereitschaft.

„Hey Miranda! Haben wir schon ein genaues Zielt?“, rief er lauthals den Gang hinunter, wonach sich mehrere Besatzungsmitglieder umdrehten.

„Wenn Sie nicht so ein guter Pilot wären.“, murmelte sie. „Fliegen sie ersteinmal zurück zum Massenportal, von dort zum letzten Standpunkt der turianischen Schiffe und ab da in das Asteroidenfeld. Der Ursprung des Signals sollte ganz in der Nähe sein.“

„Schon dabei ... Captain.“, antwortete Joker mit einem humorvollen Unterton.

Er warf die Triebwerke an und schwenkte die Normandy herum. Im aktiven Tarnmodus, den sie die ganze Zeit schon aufrecht hielten, verließ Joker den Orbit und passierte einen der Monde über den er die planetare Belagerung umging. Danach ging es auf direktem Weg zurück zum Massenportal. Den ÜLG-Antrieb nutzte er erst weit außerhalb des Planeten, fernab jeglicher Sensoren, und er wählte einen ebenso weit entfernten Austrittspunkt nahe des Portals.

Der Flug dauerte somit fast eine Viertelstunde und als sie ihr Ziel erreichten fehlte von den turianischen Schiffe, die zuvor noch in der Nähe lagen, erwartungsgemäß jede Spur.

Miranda stand neben Joker im Cockpit und starrte hinaus in das dunkle All. Zur Überraschung beider hatte sich auch Mordin eingefunden. Still hatte er bis jetzt alle neuen Informationen betrachtet, nur mit einer professionellen Meinung hielt er sich bisweilen zurück.

„Zu viele Variablen.“, war seine Antwort, als man ihn zuletzt danach fragte.
 

„Fliegen jetzt in das Asteroidenfeld. Reduzieren Geschwindigkeit.“, meldete Joker, als er die Leistung der Triebwerke um mehr als die Hälfte drosselte und die Normandy vorsichtig an den ersten Asteroiden vorbei buxsierte.

Je weiter und tiefer sie in des Feld vorstießen, desto gefährlicher wurde es. Zwar besaß die Normandy die modernsten und neusten kinetischen Schilde, doch eine Kollision mit einem der vielen Asteroiden, die oft größer waren als die Normandy, würden sie bestimmt nicht überstehen. Tatsächlich ging die Gefahr nicht von den größeren Brocken aus, die konnte man ja aufgrund ihrer Größe kaum übersehen, sondern von den vielen kleinen, die nicht auf den Anzeigen auftauchten und denen man so kaum ausweichen konnte. Mit diesen stieß die Normandy ständig zusammen und das merkte man erst wenn die Schilde Energie verloren. Ebenso gefährlich waren die Element-Zero-Lagerstätten, denn gerade im All konnte von ihnen eine tödliche Strahlung ausgehen. Joker lies deshalb alle Sensoren und Scanner auf maximaler Leistung laufen und umging vorsichtig jene Felder.

Währenddessen griff Miranda wieder Mordins Untersuchungen auf.

„Raus mit der Sprache, Mordin. Über was grübeln Sie so intensiv?“

„Immer noch zu viele Variablen. Kann kein abschließendes Urteil bilden. Brauche weiteres Material.“, antwortete dieser und nahm seine übliche Denker-Pose ein.

„Dann zählen Sie mir eben nur Ihre ... Variablen auf. Ich bilde mir ein eigenes Urteil.“

„Offensichtliche und scheinbare Aspekte und Gemeinsamkeiten. Architektur, Infrastruktur, Stadtbau unter betrachtung von Mikro- und Makrostruktur. Verhalten, Kultur, Sprache, vieles erscheint ähnlich, begannt und doch verschieden. Kenntnisse passen nicht ins Bild Kolonie passt nicht ins Bild.“

„Wovon zum Teufel reden Sie?“, fragte Miranda irritiert.

Mordin hatte Shepards Marsch durch die Kolonie genaustens mitverfolgt. Sowohl aus der Vogelperspektive, als auch über eine Helmkamera die ihm über die Verbindung mit der Normandy ausreichend Material lieferte.

„Haben Menschen analysiert. Kultur und Kulturen, Geschichte, Verhalten ...“

„Sie haben uns studiert?“

„Bedrohungsanalysen.“

„Sie haben eine Bedrohungsanalyse über die Menschheit erstellt?“

Mirandas Missfallen war deutlich zu hören.

„Nicht nur Menschen, auch Turianer, Batarianer, Asari, Kroganer, Hanar ...“

„Moment!“, unterbrach Joker. „Sie haben tatsächlich eine Bedrohungsanalyse über die Hanar erstellt?“

„Ja.“

„Lassen Sie mich raten: Höchste Bedrohung, weil die ganzen Asari-Hanar-Filme Waffen der Massenverwirrung sind.“

„Joker.“, murmelte Miranda und schlug die Hand vors Gesicht.

„Mh, interessante These. Werde sie an STG weiterleiten für Neubewertung.“

Erst als Joker Lachen offensichtlicher und lauter wurde bemerkte Mordin das Fettnäpfchen, in das er voll rein getreten war.

„Witzig.“

Seine monotone Stimme gab allerdings keine Aufschluss darüber, ob er es ernst meinte.

„Augen nach vorne, Joker.“, ermahnte Miranda. „Und Sie erklären mir jetzt etwas genauer was es ihrer Meinung nach mit der Kolonie auf sich hat.“

„Kolonie war STG bis jetzt nicht bekannt.“
 

Das klang zwar unscheinbar, doch gleichzeitig war es sehr viel gravierender, als man es sich anfangs vorstellen konnte, denn nicht umsonst sagte man den Salarianern nach, dass sie alles über jeden wüssten, immerhin besaßen sie das beste Spionagenetzwerk und die beste Aufklärung der gesamten Galaxie.
 

„Weiter.“, bat Miranda.

„Architektur rein auf Funktionalität fixiert. Keine Anzeichen für kulturelle Ausprägung. Infrastruktur sehr zentralisiert angelegt. Gut für Kontrolle, wenig Flexibilität. Kein Vergleich zu bekannten Strukturen.“

„Und die Kolonisten?“

„Erscheinungsbild: menschlich, Körpersprache und Gestiken: menschlich, äußeres Erscheinungsbild bietet weitaus weniger Variationen. Brächte genetische Proben für weitere Analysen.“

Miranda wurde aus dem Salarianer nicht sonderlich schlau, allerdings merkte sie worauf er hinaus wollte. Die Kolonie war ein einziges großes Mysterium. Nicht mal die Salarianer wussten von ihrer Existenz, wie soll dann die Allianz, geschweige der Rat davon wissen.

„Habe hier mehrere Signale.“, meldete Joker.

„Die vermissten Schiffe?“, fragte Miranda

„Möglich. Es sind vorwiegend Signale von Rettungskapseln.“

„Ich registriere die Wracks von zwei turianischen Fregatten und einem Kreuzer, sowie 14 Rettungskapseln samt Lebenszeichen ... noch 13, ein Signal ging soeben verloren ... weitere Schiffe geortet ... zwei batarianische Kreuzer der Hensa-Klasse zerstören die Kapseln.“, meldete EDI.

„Diese Schweine!“, fauchte Miranda. „KNALL SIE AB!!!“

Das lies sich Joker nicht zweimal sagen und gab Vollgas. Er raste an den Asteroiden und Trümmern vorbei, hielt genau auf den ersten Kreuzer zu und nahm ihn ins Visier. Er konnte nicht verhindern das zwei weitere Rettungskapseln zerstört wurden, aber er konnte die restliche retten.

„MACH SIE FERTIG!“, schrie Joker und schlag mit der Faust auf den Auslöser für das Hauptgeschütz.

Zwei hellblau leuchtende Strahlen aus flüssigem Metall, einem Eisen-Uran-Wolfram-Gemisch, verließen die beiden Thanix-Kanonen und bohrten sich mit absoluter Präszision in den Rumpf des Kreuzers.

Die nachfolgende Explosion riss das Schiffe in zwei Teile.

Die Besatzung starb sofort, entweder durch die Treffer, oder durch den daraus resultierenden Druckabfall.

Sofort schwenkte Joker herum und nahm den zweiten Kreuzer ins Visier. Der wiederum hatte die Normandy bereits entdeckt und erwiderte das Feuer mit einem GARDIAN-Laser und einigen kleineren, seitlich befestigten Geschützen.

Der Laser und einige Geschosse trafen die Normandy und blieben dank der ablativen Panzerung und den Schilden ohne weitere Folgen. Joker rollte die Normandy zur Seite und wich den weiteren Geschossen aus. Nahe genug heran gekommen nahm er trotz der Gegenwehr den Kreuzer erneut ins Visier und feuerte Salven von Disruptor-Torpedos ab. Der GARDIAN-Laser erwischte zwei von ihnen, ein anderer gerieten ins Abwehrfeuer der Geschütze, während der Rest durchkam. Bei ihrem Aufprall erzeugten sie eine Reihe instabiler Masseneffektfelder in denen das Raum-Zeit-Gefüge kurzzeit aufgehoben wurde. Durch diese abrupte Massenveränderungen wurde der globige Kreuzer regelrecht zerrissen. Auch hier hatte die Besatzung keine Chance mehr dem rechtzeitig zu entkommen.

„Keine weiteren Ziele mehr in unserem Bereich.“, meldete EDI.

„Sofort die Rettungskapseln einsammeln. Die Besatzung soll Platz für die Überlebenden schaffen und diese versorgen.“, wies Miranda an.
 

Innerhalb der nächsten 35 Minuten, ein regelrechter Rekord, sammelten die Normandy die verbliebenen elf Rettungskapseln ein – mit ernüchterndem Ergebnis. Kaum eine war voll besetzt, manchmal gerade nur zur Hälfte und in anderen befand sich sogar nur eine einzige Person.

Am Ende hatten sie 29 Turianer gerettet, darunter auch einen Admiral, der den Einsatz leitete.

Die Versorgung der Turianer war nur ein minderschweres Problem. Man entnahm dazu die Notfallpakete der Rettungskapseln. Doktor Chakwas kümmerte sich derweil um die Verletzten. Der Großteil hatte nur einfache Blessuren und einfache Verstauchungen davon getragen. Nur einer hatte einen gebrochenen Arm, der geschient werden musste.
 

Zufrieden betrachtete Miranda im CIC den ersten Bericht über den erfolgreichen Abschluss des Rettungseinsatzes. Sie legte ihn weg, als aus dem Fahrstuhl hinter ihr zwei Turianer kamen und wandte sich ihnen zu.

„Miss Lawson?“, fragte einer der Turianer.

„Ja, Miranda Lawson, erste Offizierin der SSV Normandy. Willkommen an Bord.“

Die beiden salutierten voreinander und reichten sich dann etwas überraschend die Hände.

„Admiral Warco Tirimus, achte Patrouillenflotte der Turianischen Hierarchie. Ich wollte mich bei Ihnen persönlich für die Rettung meiner Leute bedanken. Wo ist Ihr Captain?“

„Commander Shepard befindet sich im Moment auf einem nahegelegenen Planeten im Einsatz, deshalb ist er leider nicht anwesend.“

„Shepard? Der Commander Shepard?“, fragte der Admiral neugierig.

„Sie kennen ihn?“

„Held der Citadel und Jäger Sarens. Wer kennt ihn nicht. Mir war nicht klar das die Allianz, oder ein Spectre hier ebenfalls tätig sind.“

„Wenn Sie die Frage gestatten.“, erwiderte Miranda. „Aber was machen Sie diesem abgelegenen Teil der Galaxie? Das turianische Hoheitsgebiet liegt doch etwas weiter entfernt.“

„Schiffe der Volus sind vor acht Tagen in Richtung dieses Systems aufgebrochen und haben sich seither nicht mehr gemeldet. Also wurden wir entsandt, um der Sache nachzugehen ... diese Handelskrise um Illium, keine Ahnung wie man auf den Namen gekommen ist, hat daran Schuld und trägt ganz eigenartige Früchte. Nur weil die Volus da mit drin stecken denken alle wir würden uns daran ebenfalls beteiligen.“

„Konnten Sie die Volus-Schiffe finden?“

„Leider nein ... Anfangs gab es Probleme ... die Flotte vor dem Portal versperrte uns den Weg und erst als ich ... drohte den Rat zu informieren wurde uns der Zugang gestattet ... Ich hätte wissen müssen das es eine Falle ist.“

„Sie wurden angegriffen.“

„Ja, kurz darauf. Als wir die Schiffe suchen wollten und das Asteroidenfeld betraten wurden wir kurz aus darauf aus dem Hinterhalt angegriffen. Ehe wir uns versahen waren die Fregatten zerstört und der Kreuzer schwer beschädigt.“

„Wieso sind Sie überhaupt da rein geflogen?“

„Wir hatten das Signal eines der gesuchten Schiffe wahrgenommen. Es war nur für einen einzigen kurzen Moment, aber mir es reichte schon ... warum bin ich nur in dieses Asteroidenfeld geflogen. Es ist alles meine Schuld.“

„Sie haben nur Ihre Pflicht getan.“, versuchte Miranda den Turianer etwas zu beruhigen.

„Aber das macht meine Männer auch nicht wieder lebendig.“, entgegnete Tirimus.

Miranda wusste nicht wie sie den Turianer aufmuntern sollte. Leute zu motivieren war eigentlich Shepards Fachgebiet. Vielleicht konnte sie ihn davon wenigstens etwas ablenken.

„Admiral Tirimus, was wissen Sie über die Kolonie in diesem System?“, fragte sie.

„Welche Kolonie?“, erwiderte der zweite Turianer überrascht.

Es war Tirimus Adjutant, der die taktische Planung übernommen hatte.

„In diesem System gibt es eine menschliche Kolonie die unter Belagerung steht. Ein Kampf, der bereits seit Wochen tobt.“, begann Miranda wieder.

„Davon höre ich jetzt zum ersten Mal.“, antwortete Tirimus.

„So ging es auch uns. Ich vermute das ihre Schiffe genau aus diesem Grund angegriffen wurden ... um dies Geheimnis zu wahren.“

„Das ... das ist ... unglaublich ... mussten meine Leute etwa deswegen sterben?“

Miranda senkte ihren Kopf

„Ich fürchte ja.“

„Wer ist dafür verantwortlich?“

„Es hießt die Asari. Commander Shepard befindet sich deshalb auf dem umkämpften Planeten um dem nachzugehen und Hinweise zu sammeln.

„Miranda, ich habe hier weitere Signale, die sich uns nähern. Scheinbar waren die beiden Kreuzer da draußen nicht alleine.“, meldete Joker.

„Die scheinen wohl ihre Kollegen zu vermissen ... Gibt es noch weitere Rettungskapseln in der Umgebung?“

„Keine einzige.“

„Dann ziehen wir sofort ab. Joker, bringen Sie uns von hier weg.“

Die Normandy setzte sich wieder in Bewegung und drang weiter in das Asteroidenfeld vor. Miranda, Tirimus und dessen Adjutant gingen vor ins Cockpit zu Joker.

„Wie viele sind es.“, fragte der Admiral.

Eine Frage die eigentlich Miranda eben stellen wollte.

„Fünf Schiffe.“, sagte EDI ganz monoton

Im Besein der Turianer wollte sie sich nicht als KI outen. Sie erzeugte die Projektion von fünf Schiffen. Eines davon war wieder ein batarianisches Kreuzermodell, zwei alte Kreuzer und eine Fregatte aus turianischer Fertigung und eine ausgemusterte Fregatte der Asari.

„Sie scheinen uns noch nicht bemerkt zu haben.“, sagte Joker. „Sieht so aus als werden wir unbehelligt davon kommen ... Moment!“

„Was ist?“, fragte Miranda.

„Weitere Objekte. Kommen schnell näher. Jäger, acht Stück.“

EDI projizierte die Jägermodelle ins Cockpit. Sie alle waren alte Designs, die ihre turianische Herkunft nicht verstecken konnten.

Tirimus beugte sich nach vorne und starrte die Darstellungen an.

„Wenn ich wieder auf Palaven bin werde ich mit dem Primarchen reden. Es kann nicht sein, das unsere Waffen so unkontrolliert verscheuert werden.“

Miranda wollte etwas sagen, jedoch lies sie davon ab. Sie wollte kein Salz in die Wunde streuen, vor allem da die Jäger sie bereits entdeckt hatten.
 

Joker verschwand schnell hinter den Asteroiden in der Hoffnung die Verfolger wieder abzuschütteln. Für einen kurzen Moment schien es tatsächlich zu klappen. Die Jäger hingegen schwärmten sofort aus, nachdem die Normandy aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Nur Sekunden später erblickte einer der Jägerpiloten die Stealth-Fregatte und rief den Rest des Geschwaders und die Flotille hinzu.
 

Der Tarnmodus der Normandy war hier und jetzt vollkommen nutzlos, trotzdem lies Joker ihn an.

„Der hängt mir am Arsch!“, fluchte er.

Er wusste genau das sie alle jetzt auf sein fliegerisches Talent angewiesen waren.

In einem waghalsigen Manöver bei dem er auf die Seite rollte flog er genau zwischen zwei Asteroiden hindurch und hoffte sich so wenigstens einem Teil der Verfolger zu entledigen.

Das klappte keineswegs.

Die Jäger waren natürlich kleiner, wendiger und etwas schneller als die Normandy, gerade in dieser lebensgefährlichen Umgebung. Außerdem hielt sich einer der Jäger genau hinter seinem Ziel. Kollisionen mit kleineren Asteroiden stellten für ihn somit kein Problem dar, da die Allianz-Fregatte vor ihm bereits alles erwischte, was ihn hätte treffen können.
 

Sie konnte ihm nicht entkommen.
 

Der Jägerpilot nahm sein Ziel ins Visier und drückte ab.

Seine beiden, selbst modifizierten doppelläufigen Massebeschleuniger hämmerten sofort los. Dazu stießen zwei weitere Jäger hinzu, die sich dem Angriff anschlossen, gefolgt von vier weiteren, die noch aufholten.

„Versuchen Sie sie abzuschießen!“, rief Tirimus.

„Würde ich ja gerne, aber wenn Sie dabei an einem Asteroiden zerschellen wollen gerne!“, konterte Joker.
 

Er hatte hier einfach nicht genügend Platz zum Manövrieren.

Dann wurde die Normandy durch einen Raketentreffer leicht durchgeschüttelt.
 

„Kinetische bei 60%.“, sagte EDI.

„Lass mich jetzt nicht im Stich.“, tönte Joker.
 

Ihre Flucht erinnerte sehr an den Angriff auf die Basis der Kollektoren, nur das der Feind in ihrem Rücken hier etwas größer war.

Joker versuchte etwas anderes. Er feuerte einen Schuss aus der Thanix-Kanone auf einen der größeren Asteroiden vor ihnen ab und passierte nur ganz knapp die dadurch herausgesprengten Brocken. Ihr penetranter Verfolger blieb davon verschont, aber drei andere Jäger gerieten in die Falle. Zwei von ihnen wurden durch die Gesteinsbruchstücke in Stücke gerissen, als ihre Schilde versagten und einer wurde schwer beschädigt.

Nur dadurch besserte sich ihre Gesamtsituation keineswegs. Der Beschuss von hinten und die ständigen Kollisionen mit Kleinstasteroiden unterbanden die Chance der Schilde sich schnell wieder aufzubauen und zehrten sehr an ihnen. Sie maßen gerade mal noch 45% Stärke.
 

„Verlassen gleich Asteroidenfeld.“, meldete EDI.

„Endlich!“, stieß Joker auf und sprach damit den anderen aus der Seele.

Joker beschleunigte kurz vor dem Ende des Feldes wieder die Normandy und dann verließen sie es endlich, gefolgt von den verbliebenen Jägern und der kleinen Flotte, die schnell aufschloss.

Trotzdem fiel allen regelrecht ein Stein vom Herzen.

„WARNUNG! ASARI-KREUZER BACKBORD!“, meldete EDI lautstark.

Alle blickten sofort nach links aus den Fenstern. Knapp neben einem Asteroidenfeld war ein recht moderner Kreuzer der Asari zum Vorschein gekommen. Das Schiff sah aus wie eine kleine Version der Destiny Ascension, nur ohne die obere „Flosse“. Der Bug des Schiffes, und damit auch sein Hauptgeschütz, zeigte in ihre Richtung und es brauchte nicht viel, um die Normandy ins Visier zu nehmen.

„Verdammt.“, sagte Joker leise.

Es kam ihm so vor als würde er wissen das sein Leben hier und jetzt enden könnte.

„UNBEKANNTES OBJEKT STEUERBORD!!!“, ertönte es von EDI.

Ihre Stimme klang leicht panisch.

Noch bevor jemand darauf reagieren konnte geschah etwas unvorstellbares.
 

Ein leuchtend roter Strahl jagte an ihnen vorbei.

Der Asari-Kreuzer wurde getroffen.

Er hatte keine Chance dem auszuweichen.

Die nachfolgende Explosion vernichtete ihn vollständig.
 

„Was um alles in der Welt ...“, stieß Miranda erschrocken auf.

Sie ahnte böses.

Alle drehten ihre Köpfe nach rechts und blickten auf den Ursprung des Strahls.
 

Ihnen stockte der Atem.
 

„Was ist das?!“, stieß Tirimus schockiert aus.
 

Auf der Kolonie hatten sich die beiden verloren gegangenen Spectres zusammen mit Shepard und seinem Team in Zaeeds Kommandopanzer eingefunden.

Der Turianer, Titos Chelron, war aufgrund ungewöhnlicher Waffenverkäufe durch korrupte turianische Generäle auf diese Region aufmerksam geworden. Es waren Kaidans eingestellte Untersuchungen, die er eigenmächtig fortführte. Mithilfe eines Stealth-Schiffes der STG gelangte er unbemerkt in das System und zur Kolonie. Sie mussten nur dem zu dem Zeitpunkt massiven Frachteraufkommen folgen. Nach dem Eintritt in die Atmosphäre des Planeten näherten sie sich der Stadt vom Gebirge aus, im Glaube eine sicher Anflugsroute zu haben.
 

Ein Fehler.
 

Ehe sie sich versahen saßen ihnen zwei Jäger im Nacken. Antiquiertes Gerät, Kampfflugzeuge mit Strahltriebwerken, trotzdem unglaublich leistungsstark. Versuche sie im Gebirge wieder abzuschütteln scheiterten und man näherte sich der Stadt an, wobei sie kurz darauf in die Flugabwehr gerieten und notlanden mussten. Nur Titos und ein kleiner Teil der Crew überlebten den Absturz und nach all den Gefechten in die sie mithinein gezogen wurden war nur noch der Turianer am leben.

Er selbst konnte das seinen Fähigkeiten verdanken. Als ein Ex-Mitgleid der Kabale, Spezialeinheiten biotisch begabter Turianer, hatte er auf unzähligen Einsätzen mehr als genug Erfahrung angesammelt und war auf jede Situation vorbereitet.

Zumindest dachte er das bis jetzt.
 

Die Asari, Chelyna Miriban, war ebenfalls ohne offiziellen Auftrag hier. Wie sich herausstellte waren sie und Titos ein Paar, ein Verstoß gegen mehr Vorschriften, als man zählen konnte. Nach Titos plötzlichem Verschwinden ging sie seinen ursprünglichen Untersuchen nach und fand so ebenfalls sehr schnell die besagten Waffenlieferungen, welche auch von Omega ausgingen. Ähnlich wie Shepard nutzte sie ebenfalls die Navigationsdaten der Frachter und einen Gefallen, den Aria ihr noch schuldig war. Schon bald hatte sie ebenfalls die mysteriöse Kolonie gefunden und geriet kurzerhand ins Kreuzfeuer.
 

Allein schon die Art wie sie abgeschossen wurde war mehr als skurril.
 

Ihr Schiff gelangte zwar unbemerkt auf den Planeten, kreuzte aber bei der Suche nach einem geeigneten Landeplatz unweit der Stadt während eines Artilleriegefechts die Flugbahn einer Granate, die sie voll erwischte. Ihr kleines Schiff hielt gerade so dem Treffer stand und stürzte ab.

Ein absoluter Zufallstreffer. So viel Pech muss man mal haben.

Leicht verletzt gelang es Chelyna in die Stadt zu kommen und dort mehrere Tage gegen die menschenähnlichen Gegner zu bestehen, bis sie von den Söldnern gefunden wurde.

So fand sie schließlich auch Titos.

Wenig verwunderlich, da es auch die einzigste Stadt und das einzigste umkämpfte Gebiet auf dem Planeten war.

Sie war fast 400 Jahr alt und hatte sich bereits seit ihrer „jungfräulichen“ Lebensphase mit der Kriegskunst beschäftigt. Das verschaffte ihr einen ganz klaren Vorteil, doch sie musste offen zugeben das es sie manchmal selbst verblüffte und erschreckte wie die, das sagte sie offen, menschenähnlichen Einwohner vorgingen – einfallsreich und anpassungsfähig wie Menschen, diszipliniert wie Turianer und dennoch brutal wie Kroganer.
 

Beide hatten die Geschichte mit der „Todesfalle“ geglaubt, die ihnen Zaeeds Vorgänger aufgetischt hatte und jetzt waren sie überglücklich schon bald von hier verschwinden zu können.
 

„Ich habe mich soweit es ging informiert. In diesem Sektor besitzt die Allianz keine Kolonien. Wem immer sie gehört, er hat alle Anstrengungen unternommen um die Erschließung geheimzuhalten.“, sagte eine männliche Stimme.

„Sind Sie sich da absolut sicher?“, erwiderte eine weibliche Stimme.

„Es besteht kein Zweifel, aber wenn ich weiter bohre wird das garantiert auffallen und dann werden andere Fragen stellen, die ziemlich schnell unangenehm werden können ... für uns beide.“

„Verstehe ... also ist es eindeutig. Die Allianz wird nichts unternehmen.“

„Absolut ... außerdem ...worüber machen Sie sich sorgen. Das sind die Terminus-Systeme. Ganz egal was da passiert es wird niemanden kümmern.“

„Das ist die heikelste Phase der gesamten Operation und kann alles weitere gefährden ... die erneute Kolonisation ist dabei nur der leichte Teil. In ein paar Tagen ist sowieso alles vorbei ... macht es ihnen denn sonst überhaupt nichts aus?“

„Darüber hatten wir schon mal gesprochen und Sie kennen die Antwort. Ist mein Geld auf dem Konto?“

„Wie vereinbart.“

„Dann kümmerte mich diese kleine Kolonie am Arsch der Galaxie nicht im geringsten. Probleme damit?“

„Keineswegs, Senator. War mir eine Ehre mit Ihnen Geschäfte zu machen.“

„Gleichfalls.“
 

„Also haben wir es mit einem korrupten Senator im Allianzparlament und einem rücksichtslosen Minenkonzern der Asari zu tun.“, kommentierte Shepard die Audioaufnahme die Tali kürzlich gefunden hatte.

Zwar wurde die Vernichtung der Kolonie nie explizit erwähnt, aber in Anbetracht der letzten Ereignisse und des Gesamtbildes war sie mehr als aufschlussreich. Blieb nur zu hoffen das es andere ebenfalls so sahen.

„Ich hätte nicht gedacht, dass es so verzwickt ist ... allerdings habe ich Politik nie sonderlich gemocht.“, ergänzte Garrus.

„Der Rat und die Allianz werden mehr als nur schockiert sein, wenn sie die ganzen Daten erhalten. Allerdings befürchte ich das keiner tatsächlich in den Terminus-Systemen intervenieren wird.“; erwiderte Shepard.“

„Wenn ich sie daran erinnern darf, Commander.“, warf Titos ein. „Aber wir sitzen hier fest.“

„Nicht unbedingt. Dank Zaeed wissen wir von Schwächen in der Luftverteidigung. Eine Fähre wird uns nach Einbruch der Nacht aufnehmen. So kommen wir von hier weg.“

„So einfach?“, fragte Chelyna sichtlich überrascht.

Man hatte ihnen zwar gesagt, dass sie bald nach Hause könnten, aber wie der Plan aussah nicht.

„So einfach.“, bestätigte Shepard.

„Das glaube ich erst wenn ich es sehe.“, meinte Titos.

Chelyna stieß Titos leicht in die Seite.

„Was er sagen möchte, Commander: Vielen Dank ... wir dachten wirklich schon wir würden hier sterben.“

So eng wie die beiden beieinander standen und wie sehr die Asari die Hand des Turianers festhielt war es kaum vorstellbar wie die Beziehung der beiden niemandem auffallen konnte.

Shepard wechselte das Tehma.

„Wenn das alles vorbei ist ... was werden sie beide dann machen?“

Titos und Chelyna sahen sich kurz an.

„Wir hatten überlegt ... eine Familie zu gründen.“, begann Titos.

„Steht das nicht in Konflikt mit den Vorschriften und ihrer Arbeit?“

„Normalerweise gibt es nur wenige Vorschriften für Spectres im Einsatz, nur die Beziehung zwischen zwei Spectres ist ganz eindeutig geregelt.“

„Wir werden von unseren Posten zurücktreten.“, beendete Chelyna den Satz, worauf Titos zustimmend nickte.

„Zurücktreten? Als Spectre? Ist sowas überhaupt möglich?“, fragte Garrus sichtlich überrascht.

„Wir hatten uns genaustens mit diesem Fall auseinander gesetzt. Es reicht bereits aus wenn man seinen Rücktritt gegenüber dem Rat mündlich erwähnt. Zwar haben wir in der Geschichte bisher noch keinen vergleichbaren Fall gefunden, aber das wird uns nicht davor aufhalten es durchzuziehen.“, erklärte Chelyna und die beiden Verliebten sahen sich in die Augen.“

„Es gibt immer ein erstes Mal.“, bestätigte Shepard sie in ihrem Plan.

„Eine vermeintliche Biowaffe, ein Kriegsgebiet, korrupte Politiker und Geschäftsleute und eine unerschütterliche Liebe ... sehr klischeehaft. Könnte ein erstklassiges Drehbuch für einen Film sein. Garantiert gibt es darüber schon sehr bald einen Film.“, meinte Garrus.

„Vorausgesetzt wir schaffen es vorher hier weg.“, sagte Tali.

„Wird schon klappen.“, meinte Shepard und noch bevor er weiter sprechen konnte klopfte es an der Heckluke.

Sofort schob Zaeed sein Visier wieder vors Gesicht und lies den Wartenden hinein.

„Major Maschek?“, fragte ein Salarianer.

„Was ist?“, erwiderte Zaeed in seiner anderen Identität.

„Wir haben unsere Vorbereitungen abgeschlossen und werden jetzt die Angriffe fortsetzen, um die Sache endgültig zu beenden.

Zaeed wirkte für einen kurzen Moment etwas überrascht, bis ihm wieder einfiel, das er ja den Befehl dazu gegeben hatte.

„Wir warten noch. Erst soll der Rest der Verstärkung eintreffen.“

„Das geht leider nicht.“

„Was? Wieso nicht?“

„Unsere Geldgeber haben damit ein Problem. Die werden langsam ungemütlich und verlangen eine schnelle Lösung ... und wir verlagern das vorgeschobene Hauptquartier.“, entgegnete der Salarianer.

Hinter seinem Visier weiteten sich Zaeeds Augen. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet.

„Wohin?“

„So was ähnliches wie ein Parkhaus. Ziemlich massives Gebäude. Unsere Leute haben es bei der letzten Offensive eingenommen und da sich der Gegner immer weiter zurückzieht ist es aufgrund seiner Lage geradezu perfekt für ein vorgeschobenes Kommando. Dort sollen wir uns sammeln.“

Zaeed schwieg für einen Moment.

„Ich schätze da haben wir keine andere Wahl.“

„Nein. In ein paar Minuten bricht die erste Welle auf. Ach ja, da das alles so schnell wie möglich über die Bühne gehen soll werden sie Teil der Nachhut sein.

Zaeed grummelte böse, als der Salarianer umdrehte und den Kommandopanzer verließ.

„Das ist nicht gut.“, merkte Garrus an.

„Was heißt das für uns?“, fragte Tali.

„Das heißt das wir ein Problem haben. Wir müssen tiefer in die Stadt hinein und kommen nicht mehr so leicht von hier weg wie wir es uns ursprünglich gedacht haben.“, erklärte Zaeed.

„Das wirft alles über den Haufen. Wir brauchen einen neuen Plan“, meinte Shepard.

Er sah wie sich Titos und Chelyna aneinander drückten.
 

Eigentlich hatten die beiden schon jede Hoffnung aufgegeben jemals lebend von diesem Planeten runter zu kommen. Wären sie nicht im Kampf gegen die Einwohner gefallen, so wären sie am Ende mit Sicherheit von den Söldnern getötet worden, denn für die waren sie nichts mehr als unliebsame Zeugen, denen man sich, sobald man keine Verwendung mehr für sie hatte, entledigen musste. Shepards plötzliches Auftauchen hatte ihnen jedoch wieder Mut gemacht – zumindest bis jetzt.
 

„Wie geht es jetzt weiter?“, fragte Chelyna unruhig.

„Erstmal werden wir mitspielen. Dann sehen wir weiter. Sobald es sich ergibt werden wir verschwinden, aber bis dahin müssen wir erst auf die Nacht warten. Eine andere Möglichkeit sehe ich im Moment nicht.“, sagte Shepard.

„Wenn Sie das sagen klingt das immer so einfach.“, meinte Garrus.

Die anderen blickten etwas bedrückt drein, nickten dann aber zögerlich zustimmend. Sie hatten eh keine andere Wahl.
 

Dann spürten sie ein kurzes Rucken, das durch den Transporter ging. Zaeed drehte sich kurz um und ging zur Tür, die zur Fahrerkabine führte. Vorne saßen bereits ein Batarianer, der den Motor startete und ein Turianer stieg durch die Beifahrertür hinzu. Durch die Frontscheibe konnte Zaeed sehen wie sich etliche gepanzerte Fahrzeuge begleitet von Infanterie in Bewegung setzten.

Nur einige Momente später setzte sich auch der Kommandopanzer in Bewegung und schloss sich dem Konvoi als Schlusslicht an und Zaeed verschloss wieder die Tür zur Fahrerkabine. Einige Jeeps und eine A-61 Mantis dienten ihm als zusätzliche Sicherung. Kurz darauf war die Größe des Verbandes, der sich langsam seinen Weg durch die gesicherten Teile der Stadt bahnte, von anfänglich acht auf annähernd 20 Fahrzeugen angewachsen. Ihr Ziel lag nur wenige Kilometer von ihnen entfernt, recht nahe bei dem Rohbau, bei dem Shepard und sein Team zwischen die Fronten geraten war.

„Ich habe ein verdammt ungutes Gefühl bei der Sache.“, merkte Garrus an.

Zaeed überprüfte auf seinem Computer die taktische Karte der Umgebung.

„Keine Sorge. Es läuft genauso ab wie der Salarianer es angekündigt hatte. Reg dich also nicht unnötig auf.“

„Das sagen Sie so einfach. Ist ihnen vielleicht schon bewusst geworden das weder die Allianz, noch der Rat von unserem Einsatz hier weiß? Also weiß auch niemand wo er anfangen soll nach uns zu suchen, wenn es uns alle gleichzeitig erwischt, zum Beispiel mit einer Bombe hier im Fahrzeug. Verdammt, es reicht schon ein Raketentreffer von den Kolonisten und wir sind hin.“, spekulierte Garrus.

Alle begannen sich nervös anzusehen. Hier saßen sie tatsächlich wie auf dem Präsentierteller.

Zaeed hingegen winkte gelassen ab.

„Ach was. Ihr übertreibt. Vergesst nicht: Solange ich mich in eurer Nähe befinde wird euch nichts passieren. Und schon gar keine Bombe direkt unter unserem Hintern. Was ein plötzlicher Angriff betrifft ... nun gut davor würde ich mich ebenfalls fürchten, aber da die Kämpfe großteils eingestellt wurden mach ich mir da im Moment keine Sorgen und das solltet ihr auch tun.

„Ich erinnere sie daran sobald man uns beschießen sollte ... wie lange noch bis es Nacht wird?“, erwiderte Shepard.

„Etwas weniger als zwei Stunden.“

„Mh.“, gab Shepard kurz von sich und stützte sich vor dem Projektor ab.

Auf der Karte betrachtete er das Gebiet um das Parkhaus. In dessen Nähe gab es einige Hochhäuser, auf denen eventuell ein Shuttle landen und sie abholen könnte, vorausgesetzt sie blieben in der Nähe und es ändert sich nicht wieder etwas. Zusammen begannen sie Alternativpläne auszuarbeiten wie sie am besten unter den gegebenen und noch möglichen Umständen den Planeten verlassen konnten.
 

Nach etwas weniger als einer halben Stunde erreichten sie ihr Ziel. Ein massives, achtstöckiges, recht traditionell gehaltenes Parkhaus mit Rampen um auf die einzelnen Etagen zu kommen, wie man es nur aus der Vergangenheit, oder noch von sehr wenigen Ländern auf der Erde kannte.

Sie konnten sehr genau spüren wie der Kommandopanzer sich neigte, als er die Rampen hochfuhr und langsam von der Straße ins Parkhaus und hoch bis aufs Dach tuckerte.

Recht eigenartig kam ihnen das schon vor.

Sicherheitshalber überprüften sie ihre Waffen.
 

Wer weiß was sie noch erwarten könnte.
 

Während sie dabei waren klopfte von draußen jemand an die Heckluke, die Zaeed nur etwas widerwillig öffnete. Draußen stand ein Mensch der Blue Suns, der sofort salutierte.

„Wir haben uns Ziel erreicht und fangen jetzt an alles aufzubauen, Major Maschek.“

Zaeed nickte und stieg aus.

Er sah wie aus einem LKW weitere Söldner ausstiegen und anfingen Kisten und andere Ausrüstung abzuladen.

„Alles ruhig. Ihr könnt rauskommen.“, sagte Zaeed.

Nur zögerlich stiegen die Spectres und deren Begleitung aus und sahen sich um.

Sie hatten den Kommandopanzer tatsächlich auf dem Dach des Parkhauses gestellt und bauten dort die gesamte Technik auf. Die eskortierende Mantis hielt sich etwas entfernt auf Höhe des Dachs in einer Schwebeposition auf.

Der Standort war mehr als nur schlecht gewählt. Zwar verdeckten umliegende Gebäude ihre Postion etwas, jedoch war die nur minimal größer. Ebenso könnten sie gleich eine riesige Zielscheibe aufs Dach malen und sehnsüchtigst auf einen Angriff warten. Sollten die Kolonisten noch eine einsatzbereite Luftwaffe, oder Artillerie haben, dann bestand ernsthafte Gefahr hier zum leichten Ziel zu werden – entsprechende Aufklärung vorausgesetzt.
 

Man fragte sich wie man nur so dumm sein konnte.

„Shepard?“, begann Liara.

„Ja? Was ist?“

„Bauen die da etwa ein Filmset auf?“

Shepard sah sich kurz um und erblickte es ebenfalls.

„Tatsächlich ... Maschek, haben Sie dafür eine Erklärung?“

„Vielleicht ... ein Propaganda-, oder Werbevideo?“

„Von den Vorgängen hier? Ich dachte das soll geheim bleiben.“, erwiderte Shepard und sah die beiden an.

Liara schüttelte nur den Kopf und Zaeed zuckte mit den Schultern.
 

In dem Moment klickte es massenhaft um sie herum.
 

All die Söldner auf dem Dach, fast 60 an der Zahl, hatten urplötzlich ihre Waffen gezogen und auf Shepard und dessen Kameraden gerichtet. Selbst auf Zaeed waren ein halbes Dutzend Gewehre gerichtet.

„Was soll das?!“, stieß Shepard laut aus.

„WAFFEN RUNTER! SOFORT! DAS IST EIN BEFEHL!“, brüllte Zaeed. „ICH BEFEHLE ES EUCH!!!“

„Oh, wieder allein gelassen? Wie schrecklich. Eigentlich dachte ich Sie hätten sich daran gewöhnt Maschek, oder sollte ich besser sagen ... Zaeed.“

Langsam drehte sich dieser zur Seite.

Von einem der Transportpanzer nährten sich ein weiterer Haufen Söldner. Ein paar Vorche, zusammen mit einem Kroganer des Blood Pack, einige Asari, Salarianer und eine menschliche Frau von Eclipse, sowie ein mehrere Turianer, Batarianer und ein paar weitere Menschen der Blue Suns.

„Hallo Zaeed.“, sagte ein dunkelhäutiger, bärtiger Mensch in einer Rüstung der Blue Suns.

Zaeed seh ihn an und schob sein Visier hoch.

Er und Shepard erkannten den Mann sofort.

„VIDO!“, stieß Zaeed Wütend aus.

„So schnell sieht man sich wieder ... Eigentlich müsste ich Ihnen dankbar sein. Durch Ihr Kommando haben sich unsere Verluste spürbar reduziert, wenn auch für den Preis das die Fortschritte mehr als ernüchternd sein.“

Zaeed machte einen Schritt in Vidos Richtung.

Sofort vernahm er das klackende Geräusch von Schrotflinten und Zaeed lies von seinem Vorhaben ab.

Sofort begannen die Söldner ihre „Gäste“ zu entwaffnen und zwangen sie vor die Kameras, wo sie sich hinknien und die Arme hinter dem Kopf verschränken mussten.

„Wie lange wussten sie es schon?“, fragte Zaeed.

„Seit Sie das Kommando übernommen habe ... Ich kenne Ihre Taktiken. Es war ein Kinderspiel sie zu durchschauen.“

Zaeed brummte. Damit hatte er nicht gerechnet.
 

Vido zog seine Pistole.

„Shepard.“, begann er. „Auf Ihren Kopf ist eine stattliche Prämie ausgesetzt. Die, zusammen mit dem Ruhm, der Prestige die wir bekommen werden, wenn wir Ihre ... Hinrichtung ... vor laufender Kamera durchführen ... Wir werden uns vor Aufträgen kaum retten können.“

„Sind Sie verrückt? Sie brauchen uns. Jeden einzelnen Mann. Sie werden sonst hier alle draufgehen.“, sagte Shepard.

„Das glauben Sie, aber inzwischen können wir darauf sehr gut verzichten. Zugegeben wir hatten einen schlechten Start und es hat sich sehr in die Länge gezogen, aber auch die Kolonie hat nicht unendliche Reserven und wir haben immerhin noch ein Ass im Ärmel.“

Vido blickte in Richtung Stadtmitte, wo der gewaltige pyramidenähnliche Bau thronte und griff zu seinem Funkgerät.

„Hier spricht Vido Santiago. Wir sind in Position. Wie ist ihr Status?“

„Hier ist die Keshlan. Haben niedrigen Orbit erreicht. Minimale Schäden durch einen GARDIAN-Satelliten. Wir sind einsatzbereit und erwarten weitere Befehle.“, ertönte die Stimme aus dem Funkgerät.

„Hervorragend. Beginnen Sie mit der Operation Paukenschlag.“

„Paukenschlag?“, fragte Shepard.

„Einfach nur zusehen und genießen. Es wird das letzte sein, was ihr in diesem Leben seht.“, erwiderte Vido.

„Ziel erfasst. Flotte beginnt mit Landung ... Geschütz fährt hoch ... Feuer in vier, drei, zwei, ein ... Waffe abgefeuert ... geschätzer Einschlag ... in 30 Sekunden.“, ertönte es wieder aus dem Funkgerät.

„Was haben Sie vor?!“, fragte Shepard wütend.

„Wissen Sie, Sie haben durchaus recht, wenn Sie sagen, dass wir jeden einzelnen Mann brauchen, den wir kriegen können, deshalb haben wir unsere guten Beziehungen zu den Batarianern genutzt. Sie dürfen ... die Überreste unserer Arbeit wegräumen und im Gegenzug geben sie uns eines ihrer ... Schlachtschiffe ... nur so als kurze Leihgabe und das räumt soeben den letzten Widerstand aus dem Weg.“

„Sie Schwein! Sie haben Sklavenjäger hergeschickt.“, stieß Zaeed wütend aus und sprang auf.

Sofort prügelten die Söldner von Blue Suns und Eclipse auf ihn mit ihren Gewehren.

Auch Shepard sprang in dem Moment auf und kam schnell an Vido heran, nur ein Kroganer zog ihm seinen dicke Warlord-Schrotflinte übers Gesicht und warf ihn zu Boden.

„DAS REICHT!“, brüllte Vido. „Ich brauche sie Lebend ... wenigsten für einen Augenblick.
 

In dem Moment ertönte eine gewaltige, ohrenbetäubende Explosion.

Heftige Winde erfassten sie und hätten so manch einen beinahe umgerissen.
 

Shepard blickte in Richtung Stadtmitte.
 

Das batarianische Schlachtschiff hatte den dunklen pyramidenähnlichen Komplex aus dem All mit einem Zwei-Kilogramm-Eisenprojektil beschossen, welches auf über Tausend Kilometer pro Sekunde beschleunigt wurde. Die kinetische Energie beim Aufprall wie spürbar geringer als beispielweise bei einem Schlachtschiff der Allianz, betrug dennoch mehrere Kilotonnen, etwas weniger als halb so viel wie bei der Hiroshima-Bombe. Trotzdem reichte sie aus, um den schwer gepanzerten Bau, dessen genauer Zweck bisweilen unklar blieb, zu knacken und größtenteils zu zerstören, sowie die umliegende Gebäude schwer zu beschädigen.
 

Fassungslos blickten Shepard und sein Kameraden auf die Ereignisse, während Vido plötzlich auf Shepard eintrat.

„SIE ELENDER HURENSOHN! WEGEN IHNEN HABE ICH DIE GANZE SHOW VERPASST! ... HABT IHR DAS AUFGENOMMEN?!“

Die Kamerateams nickten ängstlich.

„Wenigstens etwas ... ok, dann bringen wir das jetzt zu Ende, bevor sie noch irgendwas versuche.“

Unter Anwendung von Gewalt begannen die Söldner ihre Gefangenen in zwei Gruppen aufzuteilen. Shepard, Garrus, Zaeed und Titos bildeten eine Gruppe und Liara, Tali und Chelyna die andere.

„Wissen Sie, Shepard, es kam die Idee auf, dass wir sie erschießen, nachdem wir uns mit dem weiblichen Teil Ihres Teams vergnügt haben, aber das haben wir verworfen. Wir sind ja keine Monster.“, sagte Vido mit einer zynisch-humorvollen Stimme.

Mit einem blutigem Gesicht starrte Shepard ihn hasserfüllt an.

Der Treffer mit der Schrotflinte und die anschließenden Tritte hatten eine einfache, aber sehr blutige Platzwunde zur Folge.

„Keine Sorge, wir legen zuerst Sie um und danach haben wir unseren Spass mit dem Rest ihres Teams.“

Sorgenvoll blickte Shepard hinüber zu Liara, Tali, und Chelyna. Er konnte ihre Angst förmlich spüren und war absolut machtlos.

„Laufen die Kameras?“, fragte Vido.

„Alles ist bereit.“, lautete die Antwort.

„Showtime.“

Die Söldner aus allen möglichen Gruppierungen stellten sich in einer Reihe vor der den vieren auf und legten an.

„Damit werden Sie nicht durchkommen.“, sagte Shepard ein letztes Mal.

Vido grinste nur.

„Wer soll uns jetzt noch aufhalten. Niemand. Sagen Sie der Welt Aufwiedersehn, Shepard.“



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