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Die Seele der Zeit

Yu-Gi-Oh! Part 6
von

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Rettung

Rettung
 

Langsam öffnete er die Augen. Sofort schloss er die Lider wieder. Die grelle Sonne blendete ihn. Er war nass vom Schweiß, der seinen Körper in Strömen hinunter floss. Sein Kopf schmerzte, ebenso seine Muskeln. Vorsichtig stemmte er sich hoch. Orientierungslos sah er sich um. Wo zum Teufel war er? Er kam endgültig auf die Beine, als er wenige Meter entfernt eine reglose Gestalt im Sand entdeckte. Hastig eilte er zu dem Mädchen hinüber. Er rüttelte sie an der Schulter.

„Tea! Tea, wach auf!“

Die Braunhaarige schob stöhnend die Augen auf. „Joey? Was ist passiert?“

„Ich hab keine Ahnung...“

Der Blonde versuchte, sich zu erinnern. Nur langsam kehrten die Eindrücke wieder. Ihm blieb beinahe die Spucke weg. „Ach du Scheiße! Caesian!“, rief er aus und sprang auf. „Wir waren in dieser Ruine des Tempels und haben nach dem Relikt gesucht, dann ist der Typ plötzlich aufgetaucht!“

Auch Tea rappelte sich auf. „Ja, du hast Recht! Aber wie kommen wir hier her?“

„Na, er hat doch dieses Zepter benutzt.“

„Stimmt. Da war dieser Sturm... Er muss uns mit sich gerissen haben.“ Angst spiegelte sich in ihren blauen Augen, als sie sich umsah. Sie befanden sich in Mitten von Sand, dessen ewiges Tuch lediglich von einigen Felsen in der Nähe unterbrochen wurde. Die Sonne stand hoch am Himmel, sodass ihr ungeübtes Auge nicht sagen konnte, wie spät es wohl war. „Wo sind eigentlich die anderen?“

„Sie müssen von uns getrennt worden sein“, überlegte Joey.

„Hoffentlich ist bei ihnen alles in Ordnung“, meinte Tea und der bange Ton in ihrer Stimme war dabei nicht zu überhören.

„Mach dir keine Sorgen“, versuchte der Blonde sie zu beruhigen. „Ihnen wird nicht viel mehr passiert sein, als uns. Das einzige, was ich für möglich halte, ist, dass dieser Caesian es wohl geschafft hat, sich ein weiteres Artefakt unter den Nagel zu reißen... Insofern es wirklich in dem Tempel war“, fügte er säuerlich hinzu. „Aber jetzt müssen wir erst mal sehen, wie wir zurück nach Men-nefer kommen.“ Joey setzte sich in Bewegung, marschierte auf die Felsformation zu, die sich aus dem Sand erhob. „Vielleicht kann ich von dort oben aus etwas erkennen.“

„Sei aber bitte vorsichtig!“, mahnte Tea, als sie ihrem Freund dabei zusah, wie er sogleich am Stein hinauf kletterte, kaum, dass sie dessen Fuß erreicht hatten. Immer wieder rutschte er ab, wenn die feinen Sandkörner, die den Untergrund bedeckten, nachgaben. Letztendlich schaffte er es aber doch, die Klippe zu erklimmen. Eine kräftige Brise zerrte an seiner Kleidung und dem Haar. Seine braunen Augen wanderten prüfend umher. Hier und da wurde die Sicht behindert, da der Wind den Sand in Schwaden vor sich her trieb. Doch dann entdeckte er am Horizont einen schmalen, dunklen Streifen. Vielleicht war das der Nil? Einen Versuch wäre es wert. Immerhin war sein Mund trocken und sein Kopf schmerzte. Sie befanden sich hier in der größten Wüste der ganzen Welt, es wäre wohl schlau, sich zunächst zum Wasser vor zu kämpfen und anschließend dessen Lauf bis nach Men-nefer zu folgen. Immerhin lag die Stadt am Fluss. Er prägte sich einige Punkte ein, um die Orientierung zwischen all dem Sand nicht zu verlieren. Er atmete erleichtert auf. Bevor er einmal hier gewesen war, hatte er geglaubt, Wüsten seien Orte, die vollkommen flach waren und über Kilometer hinweg gleich aussahen. Auf einige Gegenden mochte das wohl auch zutreffen, aber zumeist hatte auch eine Wüste ihr ganz besonderes Antlitz.

Er sah sich nach seiner Freundin um, wollte ihr zurufen, was er entdeckt hatte, da stockte er plötzlich. Hatte da soeben etwas geglitzert?

„He, Tea! Sieht du das auch?“, schrie er und deutete in die entsprechend Richtung. Das Mädchen sah sich für einen Moment um, dann schüttelte sie den Kopf.

„Wovon sprichst du?“, fragte sie.

„Na das! Dieses Funkeln! Geh mal ein paar Schritte nach rechts... nein, nicht da lang, das andere rechts!“

Die Braunhaarige warf ihm einen argwöhnischen Blick zu, tat dann jedoch, wie ihr gehießen.

„Und jetzt ein Stück nach hinten. Ja, genau da müsste es sein!“

Tea betrachtete den Boden eingehend, konnte auf den ersten Blick jedoch nichts erkennen, bis sie plötzlich etwas Spitzes in ihre Fußsohle stechen spürte. Hastig zog sie das Bein zurück. Was war das gewesen? Sie kniete sich nieder und tastete vorsichtig den Grund ab, bis sie erneut ein Pieksen spürte. Behutsam schob sie die Sandkörner beiseite. Was sie dann erblickte, verschlug ihr regelrecht den Atem. Ungläubig hielt sie es in die Höhe.

„Joey! Joey, das musst du dir ansehen!“

Der Blonde rutschte mehr von der Felsformation herunter, als dass er kletterte. Unten angekommen war er mit wenigen Sätzen bei Tea. Diese hielt ihm sofort unter die Nase, was sie gefunden hatte. Es war ein wunderschöner, glänzender Stirnreif, gefertigt aus purem Gold, dessen Oberfläche das Licht der Sonne reflektierte. Er war außen aufwendig verziert, die Innenseite besetzt mit zahlreichen Hieroglyphen.

„Mich tritt ein Pferd!“, stöhnte Joey. „Das ist doch nicht etwa eines von diesen Relikten, oder?“

„Es wäre möglich!“, rief Tea erfreut und musterte das Fundstück eindringlich. „Ganz sicher bin ich mir natürlich nicht, aber es könnte doch gut sein. Da war es am Ende Caesians Plan, uns das Artefakt wegzunehmen, und dann hat er uns geholfen, es zu finden!“

„Krass... Wir sollten zusehen, dass wir es so schnell wie möglich nach Men-nefer bringen! Wenn das Ding wirklich von den Göttern geschaffen wurde, müssen wir es Atemu geben.“

Gemeinsam machten sie sich schließlich auf den Weg, dem Horizont entgegen, wo Joey den Nil vermutete.
 

Entkräftet stemmte sie sich hoch. Noch immer umspielte das Wasser des Nils ihre Beine. Rasch entfernte sie sich vom Ufer und sank in einiger Entfernung am Stamm einer Palme zu Boden. Ihr Herz raste alleine aufgrund dieser minimalen Anstrengung. Wie lange sie hier wohl ohnmächtig gelegen hatte? Sie konnte von Glück reden, dass sie kein Krokodil gefunden und zu seiner Mahlzeit erklärt hatte.Was war eigentlich passiert? Ah ja, die Krieger Caesians. Der Sturz in den Nil. Mit hektischen Bewegungen griff sie sofort nach dem Dolch und beruhigte sich erst wieder, als ihre Finger das Gold ertasteten. Erleichtert atmete sie auf. Sie mochte mit ihren Kräften beinahe am Ende sein, doch das Artefakt war in Sicherheit. Außerdem würde sich ihre Spur durch die reißenden Fluten verloren haben.

Müde ließ sie ihren Blick umher wandern und entdeckte einige Datteln, die neben ihr auf dem sandigen Boden lagen. Mit einer schlappen Bewegung angelte sie sich zwei der Früchte und rieb sie notdürftig mit den Händen ab, ehe sie hinein biss. Das Obst war bereits trocken, doch sie hatte schon früh lernen müssen, dass in der Not alles genießbar war. Der Geschmack, die Konsistenz, das Aussehen, das alles war völlig egal, solange es nur nicht giftig oder verdorben war. Nachdem sie das karge Mahl beendet hatte, lehnte sie sich gegen den Baumstamm. Die Müdigkeit presste ihre Lider hinunter. Ohnmacht war eben doch nicht zu vergleichen mit Schlaf. Ihr ganzer Körper schrie nach Ruhe, die sie ihm im Moment nicht geben konnte. Sie war hier völlig schutzlos. Sie durfte sich nicht einmal darauf einlassen, die Augen auch nur für wenige Sekunden zu schließen. Denn ihr war bewusst, dass sie dann weg dösen würde. Sie griff sich an die Brust, versuchte ihr schnell pochendes Herz alleine durch beruhigende Gedanken zur Ruhe zu zwingen, doch es wollte nicht gelingen. Ihr Kopf fühlte sich an, als wolle er zerspringen. Obgleich sie ein gutes Stück im Nil getrieben sein musste, war ihr Mund trocken. Sie konnte eigentlich von Glück reden, dass sie nicht ertrunken war.

Plötzlich richtete sie sich ruckartig auf. Ihr ganzer Körper spannte sich an. Schritte. Automatisch griff sie nach den Dolchen- nur um festzustellen, dass jene beiden, die sie im Angesicht der Soldaten Caesians gezückt hatte, verschwunden waren. Den Göttern sei Dank trug sie immer insgesamt vier mit sich herum- quasi ein Paar als Ersatz. In Gefechten blieb nicht immer Zeit, die Klinge wieder auf dem Fleisch des Feindes zu ziehen, manchmal musste sie die Waffen auch werfen. Sie griff also nach den verbliebenen Dolchen und duckte sich im Grün des Nilufers. Es waren keine Reiter, dafür waren die Geräusche zu leise. Aufmerksam musterte sie die Umgebung, bis sie zwei Personen entdeckte, die – offenbar erleichtert – auf den Fluss zu eilten. Ein junger Mann mit blondem Haar, in Begleitung eines Mädchens. Zunächst dachte Risha an einfache Leute, doch ihre Kleidung, obgleich in schlechtem Zustand, sprach andere Bände. Übliche, ägyptische Gewänder, allerdings mit Stickereien besetzt, dafür aber verdreckt. Zudem Goldschmuck. Aber was taten sie hier, vollkommen alleine, in der Wüste? Sie knieten am Nil nieder, schöpften mit den Händen Wasser und tranken es gierig. Nach einer Weile ließen sie sich im Grün nieder, schienen sich auszuruhen. Offenbar ging von ihnen keine Gefahr aus. Risha atmete erleichtert aus – nur um im nächsten Moment erschrocken nach Luft zu schnappen. Das Mädchen... was sie da in Händen hielt... konnte es sein? Das war doch nicht möglich! Das war kein gewöhnlicher Reif, das hätte jeder Narr auf Anhieb erkannt. Nein. Das, was sie bei sich trug, war nichts anderes, als ein Relikt der Götter!

Ohne es selbst zu merken, schüttelte sie den Kopf, zwang sich zur Ruhe. Dies waren keine Leute Caesians, ganz eindeutig. Aber wie kamen sie dann an das Artefakt? Und hatten sie eine Ahnung, worum es sich dabei eigentlich handelte? Sie entschied, dass dieser Punkt egal war. Sie hielten etwas in den Händen, nach dem die Schattentänzer schon seit Generationen suchten. Endlich war das verloren geglaubte Relikt aufgetaucht. Und Risha würde es sich nicht nehmen lassen...

Im Augenblick hatte sie keine Nerven mehr. Ihre Geduld, ihre Kraft waren am Ende. Sie machte sich gar nicht die Mühe, sich an die beiden heran zu schleichen. Offensichtlich waren sie nicht bewaffnet. Sie umklammerte die Dolche fester, dann trat sie aus ihrem Versteck heraus und ging direkt auf die Personen zu. Als diese sie gewahrten, sahen sie überrascht auf. Risha entging nicht, dass das Mädchen hastig den Gegenstand unter ihrer Kleidung verbarg. Der junge Mann hingegen sprang auf die Beine.

„Und ich dachte schon, in dieser Einöde gäbe es niemanden! Hallo, kannst du uns vielleicht helfen? Wir... äh... haben uns verlaufen und finden nicht mehr zurück nach Men-nefer. Weißt du, wo wir lang müssen?“, plapperte er auch sogleich los, während sie immer näher kam. Men-nefer? Interessant.

„Ich mache euch einen Vorschlag“, entgegnete Risha zischend. „Ich sage euch, wohin ihr gehen müsst, und ihr gebt mir dafür das nette Stück Gold, das ihr bei euch tragt.“ Um ihre Worte noch zu unterstrichen, bewegte sie einen der Dolche in der Hand, sodass er im Sonnenlicht aufblitzte. Eigentlich gar nicht ihre Art, aber sie war zu schwach, um sich auf lange Spielchen einzulassen. Sie würde sich das Relikt krallen und verschwinden. Sie konnte an der Haltung ihres Gegenübers sofort erkennen, dass sie mit ihrer Annahme, sie seien unbewaffnet, richtig gelegen hatte. Er trat einen Schritt zurück.

„Ähm... meinst du nicht, dass sei etwas viel verlangt für eine einfache Antwort?“

Risha legte den Kopf leicht schief. „Nicht im Geringsten.“

„Öh... unter diesen Umständen finden wir den Weg auch alleine, denke ich. Komm, Tea...“ Auch das Mädchen kam auf die Beine. „Also, ähm, dann danke für das Angebot und einen schönen Tag noch...“ Sie wandten sich ab und machten Anstalten zu verschwinden. Aber so einfach sollte es nicht werden. Zwar brannten Rishas Muskeln, als sie ausholte, doch sie durfte den Gegenstand auf keinen Fall aus den Augen verlieren. Die Klinge surrte durch die Luft, dann schlug sie nur wenige Fuß vor den beiden Fremden mit der Spitze voran in den Boden. Abrupt blieben die beiden stehen und fuhren herum. Die Schattentänzerin hatte den Moment der Ablenkung genutzt und zu ihnen aufgeschlossen. Nun hielt sie dem Blonden die verbleibende Waffe direkt an die Kehle.

„Ich habe mich wohl undeutlich ausgedrückt...“, knurrte sie. „Dies ist ein Angebot, das ihr nicht ablehnen könnt.“

Zunächst waren ihre Opfer zu überrascht, der junge Mann fand seine Beherrschung jedoch schnell wieder. „He, ganz ruhig. Hör zu, das Ding ist wahnsinnig gefährlich, das könnte echt böse ausgehen. Das ist nicht irgendein Schmuck, vielleicht hast du schon davon gehört...“

Plötzlich zuckte Joeys Gegenüber zurück. Er brauchte einen Moment, um zu realisieren, was geschehen war. Dann klappte ihm ungläubig der Mund auf. Tea hatte den Augenblick genutzt, indem sich die Fremde vollkommen auf ihn konzentriert hatte und den Dolch ergriffen, der im Boden steckte. Anschließend war sie damit drohend nach vorne gesprungen, sodass ihre Angreiferin reflexartig zurück geschossen war. Dem Blonden war sofort klar, dass das Mädchen niemals daran gedacht hatte, ihr weh zu tun. Doch alleine die Drohgebärde hatte schon funktioniert. Mit beiden Händen umklammerte Tea die Waffe und richtete sie nach vorne. Für eine Weile rührte sich keiner von ihnen, dann spielte plötzlich ein amüsiertes Grinsen auf Rishas Lippen. Sie war offenbar geschwächter, als sie dachte. Sie hatten diesen Zug nicht kommen sehen. Aber wenn schon... die Haltung ihres Gegenübers sprach Bände. Offenbar hatte das junge Ding noch nie einen Dolch gehalten. Zugleich fiel ihr noch etwas auf. Das Mädchen trug ein eigenartiges, goldenes Gestellt am Arm. Was das wohl war? Im Endeffekt auch egal, sie hatte keine Zeit.

„Ach komm schon, Kleines“, meinte Risha schließlich. „Du willst doch nicht wirklich versuchen, dich mit mir zu messen.“ Sie setzte sich in Bewegung, trat auf Tea zu, die an der Seite von Joey sofort zurück wich.

„Wenn es sein muss, dann werde ich es tun“, erwiderte die Braunhaarige, wobei keinem der Anwesenden das Zittern in ihrer Stimme entging.

Ein Lachen war die Antwort. „Sieht so aus, als hättest du Lust zu sterben!“

Mit diesen Worten sprang Risha nach vorne und schlug Tea den Dolch aus der Hand. Im selben Zug stieß sie das Mädchen in den Sand. Nur einen Augenaufschlag später war sie über ihr und presste ihr die Klinge an den Hals. „Rück das verdammte Relikt raus, Abschaum!“, fauchte die Schattentänzerin. „Das ist deine letzte Chance. Ansonsten bist du tot!“

„Das trifft wohl eher auf dich zu!“

Rishas Kopf schnellte empor. Keine Sekunde später machte sie einen Satz nach hinten, hinweg von dem fremden Mädchen, und entging somit dem schlanken, pechschwarzen Schweif, der sie beinahe in den Nil befördert hätte. Vor ihr bäumte sich ein gigantischer, dunkler Drache mit glühenden, roten Augen auf. Ihr Blick wanderte zu dem blonden Mann, dem das Vieh offenbar gehorchte. Auch er trug solch ein goldenes Gestellt am Arm, nur war es bei ihm aufgeklappt. Was war das nur für ein Ding?

„Du willst also unbedingt spielen, ja?“, keifte Risha schließlich. „Das kannst du haben!“

Flammende Schwingen peitschten die Luft, als Cheron erschien. Der Pegasus mit dem schimmernden, weißen Fell stach empor, dann griff er an. Seine Flügel leuchteten kurz auf, dann schossen zwei brennende Sicheln dem schwarzen Rotaugendrachen entgegen. Dieser konterte mit einem Feuerball, woraufhin die Angriffe aufeinander prallten und sich gegenseitig aufhoben.

„Hör zu!“, versuchte es Joey erneut. „Ich habe keine Ahnung, auf wessen Seite du stehst, aber diese Relikte sind wirklich sehr gefährlich. Wenn man sie falsch einsetzt, dann...“

„Erzähl du mir nichts von der Macht eines göttlichen Relikts, Made!“, fauchte Risha. „Rückt den Reif einfach raus und ich lasse euch am Leben, alles klar? Ansonsten wird euch mein Ka in Grund und Boden stampfen. Das schwöre ich bei Sachmet!“

Teas Augen weiteten sich, als es hinter ihrer Stirn zu arbeiten begann. Stop. Wo hatte sie diesen Namen einer Gottheit schon einmal gehört? Es war gewiss nicht im Geschichtsunterricht gewesen. Sie überlegte fieberhaft, als es ihr schlagartig wieder einfiel. Natürlich. Die Göttin des Krieges. Eine der höchsten Heiligen der Schattentänzer!

„Du... du bist ein Schattentänzer, habe ich recht?“, sprach sie den Gedanken schließlich aus.

Sie erntete einen verdutzten Blick von Joey, dem schleierhaft war, wie sie darauf kam. Ihr Gegenüber wirkte kurzzeitig ebenso überrascht, dann grinste sie jedoch erneut.

„Allerdings. Und soll ich dir was verraten, Püppchen? Ich bin nicht irgendwer. Ich bin zweite in der Rangordnung unseres Clans. Was ich damit sagen will, ist, dass ihr keine Chance gegen mich habt!“

Nun war es der Blonde, bei dem es Klick machte. Sie war also Nummer zwei bei den Schattentänzern? Da kannten sie doch noch jemanden, der das von sich behauptete: Riell. Und dieser hatte erzählt, dass seine Schwester seit dem Angriff auf das Versteck des Clans verschwunden sei... „Moment mal. Du bist Reshams Tochter?“

„Wie ich sehe, eilt mir mein Ruf voraus...“, grinste Risha, was für ihr Gegenüber Antwort genug war.

„Aber hey! Dann können wir uns diesen ganzen Kram hier sparen!“, rief Joey aus.

„Was soll das heißen?“, erwiderte sie, während ihre Miene augenblicklich wachsam wurde.

„Weil wir auf derselben Seite stehen!“, mischte sich Tea wieder ein. „Wir kennen deinen Bruder.“

„Aber natürlich!“, antwortete Risha zynisch. „Und Horus habt ihr wahrscheinlich auch schon getroffen, was?“

„Das ist kein Scherz!“, warf der Blonde ein. „Sie sagt die Wahrheit. Wir haben Riell kennen gelernt. Und zwar als er mit dem Rest eures Clans in Men-nefer Schutz suchte. Er hält sich noch immer dort auf und macht sich wahnsinnige Sorgen um dich!“

„Unsinn! Niemals würde einer von uns freiwillig einen Fuß in diese verdammte Stadt setzen!“, fauchte die Schattentänzerin zurück.

„Es ist aber so!“, kam es nun wieder von Tea. „Er sah keinen anderen Weg mehr, da kam er nach Men-nefer! Wir können es dir beweisen. Bring uns dort hin und du wirst sehen, dass wir die Wahrheit sagen!“

„Schweig auf der Stelle, du...“

Weiter kam Risha nicht. Ihr ganzer Körper spannte sich an. Sie gab Cheron einen stillen Befehl, die Stellung zu halten, dann wirbelte sie auf dem Absatz herum und kämpfte sich ein gutes Stück durch das Gebüsch, das den Nil flankierte. Als sie freie Sicht auf die Wüste hatte, stockte ihr der Atem. Reiter. Ein gutes Dutzend. Und sie näherten sich in rasendem Tempo. Caesians Männer.

„Scheiße...“ Augenblicklich kreisten Rishas Gedanken auf Hochtouren. Sie kannte Riell. Immerhin war er ihr Bruder. Sie wusste, dass er ganz ähnlich dachte, wie sein Vater. Wenn es ihrem Feind tatsächlich gelungen war, die Schattentänzer in eine äußerst missliche Lage zu bringen, dann war nicht ausgeschlossen, dass er sich dem Pharao anschließen würde. Immerhin standen sie, was dies betraf, auf derselben Seite. Binnen Sekunden fällte sie eine Entscheidung, wenn auch eine, die ihr alles andere als genehm war.

„Verdammte Scheiße!“, fluchte sie noch einmal, dann eilte sie zu ihrer Zwillingsseele zurück. Kaum, da sie sie erreicht hatte, erteilte sie auch schon – wie sie es eben gewohnt war – den ersten Befehl. „Cheron! Versuch, uns diese Bastarde so lange wie möglich vom Leib zu halten. Ich weiß nicht, ob sie eigentlich schon tot sein sollten, also sei vorsichtig. Und solltest du Caesian entdecken, tritt sofort die Flucht an, hast du verstanden?“ Ein kurzes Nicken, dann erhob sich der Pegasus in den Himmel und verschwand hinter den Kronen der Palmen. Risha biss sich auf die Unterlippe. Normal war sie niemand, der davon lief. Doch ihr blieb keine Wahl – nicht mit diesen beiden Kletten am Bein, die ein Artefakt in Händen hielten. Außerdem musste sie sich eingestehen, dass sie noch zu geschwächt war, um sich in einen Kampf zu stürzen. „Und ihr beide passt jetzt ganz genau auf“, fuhr sie schließlich an die beiden Fremden aus Men-nefer gewandt fort. „Ich bringe euch in die Stadt. Doch sollte sich bei unserer Ankunft heraus stellen, dass ihr mich belogen habt, so werdet ihr sterben. Alles klar? Außerdem werdet ihr mir für die Dauer unserer kleinen Reise das Relikt übergegeben.“

„Das kannst du knicken, Alter!“, reagierte Joey sofort. „Das Ding bleibt wo es ist, und zwar bei uns.“

Ein lautes Krachen schallte über sie hinweg, eine Erschütterung folgte auf den Fuß. Doch Risha schien das nicht sonderlich zu stören. „Hör zu, du Großkotz! Ich kann euch auch einfach eurem Schicksal überlassen. Da sind Soldaten Caesians im Anmarsch, falls ihr es noch nicht gemerkt habt!“

„Als ob wir dich bräuchten! Ich habe Rotauge, das genügt vollkommen“, entgegnete der Blonde siegessicher.

„Aber natürlich. Dieses Wesen ist nicht viel gefährlicher als jede gewöhnliche Eidechse in der Wüste! Außerdem frage ich mich eines: Wenn wir wirklich auf der gleichen Seite stehen, wie ihr behauptet, warum vertraut ihr mir das gute Stück dann nicht einfach an, hm? Oder ist das alles etwa doch nur eine dreiste Lüge?“

„Natürlich nicht!“, erwiderte Tea sogleich.

„Na also, wo ist dann das Problem?“ Rishas Blick schweifte zu dem grünen Saum, der den Nil umgab. Hinter dem dichten Wuchs startete Cheron gerade einen erneuten Angriff. Die Empfindung, die er ihr hatte zukommen lassen, war eindeutig. Sie mussten hier weg. Jedoch nicht, ohne dass sie das Relikt in Händen hielt. Es war viel zu wertvoll, um von Unwürdigen besudelt zu werden – und wenn sie dafür ihr Leben auf's Spiel setzen musste. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als das braunhaarige Mädchen erneut sprach.

„Gut, hier, nimm es. Aber dann lass uns verschwinden, in Ordnung? Du hast recht. Wir stehen wirklich auf derselben Seite, also macht es nichts, wenn du es nimmst.“

Risha konnte deutlich den ungläubigen Blick im Gesicht vom Teas Begleiter sehen, und ebenso, dass dieser widersprechen wollte – was dem Blonden durch eine Hand verwehrt wurde, die sich prompt auf seinen Mund legte. Die Schattentänzerin zögerte, wechselte einen langen Blick mit ihrem Gegenüber, das sie aus fest entschlossenen, blauen Augen ansah. Dann schnappte sie sich den Gegenstand. Ohne stehen zu bleiben, hastete sie direkt weiter. „Hier lang!“, rief sie noch über die Schulter, dann endlich setzten sich auch Joey und Tea in Bewegung.

„Hey, jetzt mal im Ernst!“, drang die Stimme des Blonden an ihr Ohr, während sie auch das Heiligtum der Göttin Isis an ihrem Gürtel befestigte. „Das sind doch nur ein paar Krieger, vielleicht auch Untote, aber mit denen werden unsere Bestien doch locker fertig!“

„Urteile nicht zu voreilig. Oder kannst du mit Sicherheit sagen, dass sich Caesian nicht in der Nähe aufhält?“, erwiderte Risha kalt und brachte ihn damit zum Verstummen.

Teas Augen hingegen weiteten sich entsetzt. „Du meinst, er könnte hier sein?“

„Möglich ist alles, Püppchen.“

Zweige schlugen ihnen immer wieder ins Gesicht, als sie durch das dicht bewachsene Nilufer eilten. Hin und wieder gab der Untergrund auf heimtückische Weise unter ihren Füßen nach, sodass sie beinahe das Gleichgewicht verloren. Risha nahm Kontakt zu ihrem Ka auf – nur um festzustellen, dass sich der Pegasus bereits aller Angreifer entledigt hatte und sich auf dem Weg zu ihnen befand. Sie wurde misstrauisch. Selbst Caesian mit seiner selbstverliebten und arroganten Art musste doch inzwischen gemerkt haben, dass sie kein einfacher Gegner war. Wenn er hinter dem Dolch her war, warum schickte er dann lediglich so ein jämmerliches Aufgebot? Irgendetwas sagte ihr, dass es noch nicht vorbei war – was sich auch nur einen Augenaufschlag später als wahr entpuppen sollte.

Sie hatten gerade begonnen, ihre Schritte zu verlangsamen, da brachen plötzlich mehrere Krieger aus dem Grün des Nils hervor. Risha gelang es in letzter Sekunde, dem Schwerthieb eines Feindes zu entgehen und ihn dann mit einem Hieb ihres verbliebenen Dolchs zu entwaffnen, indem sie ihm die Klinge in den Arm rammte. Auch Joey und Tea wurden überfallen. Der Blonde erwies sich allerdings als sehr geschickt. Er wich zurück, um nicht von einer Lanzenspitze durchbohrt zu werden, machte einen Ausfall Schritt an der Waffe vorbei und schmetterte dem Kerl seine Faust ins Gesicht. Der ging bewusstlos zu Boden. Seine Freundin duckte sich gerade noch rechtzeitig unter einer Axt hinweg, ehe sie den Fehlschlag des Kriegers nutzte, um vor zu stürmen und ihm mit aller Kraft, die sich aufbringen konnte, den Ellenbogen in den Magen zu stoßen- mit Erfolg. Die unerwartete Gegenwehr verschaffte ihr genug Zeit, um ihren Diadiankh zu aktivieren und die Feuerprinzessin zu beschwören, die ihr Untertan war. Zur selben Zeit erreichte auch Cheron die Gruppe und stürzte sich mit einem wütenden Viehren auf die feindlichen Soldaten. Bald tauchten die beiden Kreaturen, die die Flammen zu beherrschen vermochten, ihre Widersacher in glühendes Flackern. Einige von ihnen ergriffen daraufhin panisch die Flucht, der Rest blieb reglos am Boden liegen.

„Cheron!“, brüllte Risha über das Zischen des Feuers hinweg. „Erledige sie!“

Der Pegasus tat, wie ihm gehießen. Er erhob sich in die Luft und verschwand. Nur kurz darauf war ein fauchendes Krachen zu hören. Sie wusste sofort, dass er die bereits toten Krieger damit nicht endgültig ausgeschaltet hatte – aber sie waren zumindest für einige Zeit außer Gefecht gesetzt. Sogleich rief sie die Ka-Bestie zurück. Erschöpft lehnte sie sich gegen den Stamm eines Flammenbaumes. In diesem Moment spürte sie ganz deutlich, wie erschöpft sie eigentlich war – ein Umstand, der ihr alles andere als behagte. Sie schloss die Augen, atmete tief durch, dann stieß sie sich von der Pflanze ab, die ihr Halt gegeben hatte. Skeptisch schweifte ihr Blick über das verbrannte Feld, das die Kreaturen hinterlassen hatten. Offenbar waren die Wesen dieser Leute doch nicht so ärmlich, wie sie gedacht hatte.

„Alles okay?“, riss sie schließlich die Stimme des Blonden aus den Gedanken.

Risha musterte ihn argwöhnisch und legte den Kopf leicht schief. „O... was?“

„Er wollte damit fragen, ob alles in Ordnung ist. Du siehst nicht gut aus“, erklärte Tea rasch.

Die Schattentänzerin versuchte, betont lässig abzuwinken. „Mir geht’s bestens“, erwiderte sie mit einem Ton, der nicht annähernd so überzeugend klang, wie sie es sich gewünscht hätte. Doch anscheinend reichte es, um bei ihren beiden Begleitern keine erneuten Fragen aufzuwerfen.

„Mein Name ist übrigens Tea. Und das ist Joey“, meinte das Mädchen nach einer Weile. „Und wie heißt du?“

„Risha“, war die knappe Antwort. „Und nun genug der Höflichkeiten. Wir müssen von hier verschwinden.“
 

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An dieser Stelle wieder ein herzliches Danke an 3sakuraharuno3, die wieder so lieb das letzte Kapitel kommentiert hat. :)

Das war erst einmal der letzte Upload, bis meine Prüfungen vorbei sind (was Mitte Februar der Fall sein dürfte...). See ya then!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2013-06-02T11:30:11+00:00 02.06.2013 13:30
Bam! Kaum haben Tea und Joey den Reif gefunden, läuft ihnen Risha über den Weg. So laufen alle Fäden wieder zusammen ;) Sie ist ja mal so herrlich arrogant~ Aber gerade noch so an der Grenze, dass man sie dennoch irgendwie mögen muss (Schließlich glaubt sie ja anscheinend dann die Geschichte, dass ihr Bruder zum Phararo gegangen ist und hIlfe ersucht hat, und rappelt sich mit Tea und Joey zusammen, um vor Caesians Männern zu flüchten).
Was ist sie doch für ein liebenswertes Mädel, die gute Risha~
Von: abgemeldet
2012-02-05T21:15:43+00:00 05.02.2012 22:15
Hier bin ich endlich wieder!!! Applaus bitte!!! *Stille* Komm schon, bitte! Ich weiß, dass ich etwas später als gedacht schreibe, aber bitte, nur ein kleiner Applaus. *ein kleiner Applaus ist zu hören* Danke, meine kleinen Kuscheltiere! *sie umarmt* Zumindest etwas, oder? Naja, kommen wir zu deinem Kapitel! *Zimmertür geht auf* *meine Kusine kommt rein* "Hey, hast du vergessen, dass du eine Kritik hattest? Das war doch bei dem 16. Kapitel der Fall!" Oh, verdammt! Das habe ich doch ganz vergessen. Danke, Kusinchen! Aber jetzt, husch, husch. Raus aus meinem Zimmer. Ich spiele gleich mit dir. Muss nur noch ein Kommentar für Sechmet schreiben. "Ist gut. Bis gleich!" *Tür geht wieder zu* So, wo war ich nochmal? Ach genau, meine Kusine meinte doch etwas mit einer Kritik. Da hat sie Recht. Das gehört aber zu dem 16. Kapitel und ich erwähne es kurz und knapp. Müsste Atemu sich nicht für die Hilfe bedanken? Das ist nichts Atemus Charakter, dass er ich bei Riell bedankt, denn schließlich hatten die Schattentänzer unseren Freunden geholfen. Er könnte zumindest ein kleines Dankeschön erwähnen. Eine Frage hätte ich noch zu dem 17. Kapitel. Ritt Mana allein, oder saß sie wieder hinter Atemu, denn im Anime saß sie ja immer hinter ihm und es schien, als gefiel es ihr?

So, aber jetzt zu dem eigentlichem Kapitel. Zwar kamen nur 3 bekannte Charaktere vor, aber es war trotzdem interessant zu wissen, dass Risha noch am Leben ist, was mich aber irgendwie nicht wundert. Schließlich gehört sie zu den Hauptcharaktere, oder? Kommen eigentlich noch welche dazu, oder sind es schon alle? Jedenfalls hast du Joey und Tea gut getroffen. Aber Tea mit einem Dolch? Das ist mal was neues. Fehlt nur noch, dass sie damit umgehen kann. Sag mal, können Seto und Atemu eigentlich mit Schwertern oder Dolchen kämpfen? Seto glaube ich schon, denn er hat ja immer mit seinem Vater geübt, natürlich wusste er das ja nicht, dass dieser sein Vater war. Aber was ist mit Atemu? Risha hat mir aber auch super gefallen. Wie du sie beschreibst zeigt, dass ise eine hervorragende Kämpferin ist. Bin schon gespannt wie sie reagiert, wenn sie Keiro wiedersieht. Da tut er mir auch schon wieder Leid. Bei Joey konnte man deutlich erkennen, dass er sportlich und Erfahrung hat, wenn es ums Kämpfen geht. Naja, zumindest mit den Fäusten. Apropos Kämpfe. Wie kann es eigentlich sein, dass sie von den Diadiaks, oder wie das auch geschrieben wird, nicht wusste? ich glaub, da hab ich etwas übersehen. Kannst du mir auf die Sprünge helfen?

Das genialste aber war, dass sie ein Relikt der Götter gefunden hatten. Bin gespannt wie Caesians Gesichtsausdruck aussieht, wenn er erfährt, dass er unseren Freunden geholfen hatte. Was kann dieser Relikt nochmal und wie heißt es? Bin, glaube ich, noch müde um zu kapieren *unschuldig und entschuldigend lächel*.

Ich hoffe jedenfalls, dass mit den anderen alles O.K. ist und, dass sie nicht von Caesian gefangen genommen wurden. Es ist auch schade, dass vielleicht kein Pairing vorkommt, aber ich werde trotzdem deine FF weiterverfolgen. Schließlich bestehen FFs nicht nur aus Paarings, auch wenn mir Vaseshipping gefallen würde. Davon gibt es leider nicht so viele. Aber egal, ist schließlich deine FF.

Zusammengefasst, dein Kapitel war genial und spannend. Hoffe du schreibst schnell weiter, nachdem du mit deinen Prüfungen fertig bist.

Grüße
3sakuraharuno3


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