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Tame me, my heart!

von

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Prolog

24 Dezember 1958; Redwood Nationalpark :
 


 

“Oh! Was das mal wieder für ein beißender Wind ist! Die Geister meinen es wohl heute nicht gut mit mir! Heute Morgen das Loch im Dach, dann der diebische Biber und jetzt ist mir auch noch das Wasser ausgegangen! Wahrlich die Geister prüfen mich heute wirklich hart!”
 

Über dem Redwood Nationalpark war vor einigen Stunden die Nacht hineingebrochen und mit ihr ein fürchterlicher Schneesturm. Golfballgroße Schneeflocken segelten, getragen von einem eisig kalten Wind, auf die Erde und beschwerten die gewaltigen Äste der Mamutbäume.
 

Am Rand eben jenen Waldes trat in diesem Augenblick eine junge Indianerin. Dick in den Pelz eines Bären eingepackt und einen alten verbeulten Eimer in der Hand stapfte diese auf einen Fluss zu. Im Licht des Mondes schimmerte das vorbeiziehende Wasser wie die silbernen Schuppen einer Forelle und warf helle Lichtsprenkel auf die rostrote Haut der jungen Frau.
 

“Ich hätte bis zum Morgengrauen Warten sollen um Wasser zu holen!” Die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen gepresst zog die Frau ihre Handschuhe aus und stopfte sie missmutig in eine Tasche ihres Fellmantels.

Mit noch immer zusammen gekniffenem Mund tauchte sie ihren Eimer in das kalte Wasser des Flusses und wollte sich gerade wieder erheben als sich eine dunkle Gestalt mit einem lauten Platschen, auf der anderen Seite des Flusses an die Wasseroberfläche kämpfte.
 

Was bei den Geistern ist das?! Ein Bär?
 

Durch den dichten Schneefall in ihrer Sicht beeinträchtigt machte die junge Frau einen Schritt nach vorn und zerbrach dabei einen am Boden liegenden Ast. Mit einem aufgeregten Winseln wand das Tier im Wasser seinen Kopf zu ihr um und paddelte nach nur wenigen Augenblicken auf sie zu.
 

Dumme Powaqua! Als Tochter eines Jägers solltest du mehr Vernunft besitzen als einfach ein riesiges wildes Tier auf dich aufmerksam zu machen… ein höchstwahrscheinlich hungriges Tier!
 

Erschrocken wich Powaqua einige Schritte vom Ufer zurück und starrte das nasse Ungestüm an das gerade verzweifelt versuchte einen Weidenkorb, dessen Griff sich in seinem Maul befand, aus dem Wasser zubekommen und gleichzeitig nicht selbst wieder in jenes hineinzufallen.
 

Das Tier hatte kein Glück. Durch sein völlig durchnässtes Fell und das leicht angefrorene Ufer fand es keinen Halt und rutschte immer wieder ab.

Mit einer Mischung aus Angst und Mitleid beobachtete die Indianerin den ausweglosen Kampf des Tiers und stellte dabei fest dass es sich wohl um einen Wolf handeln musste. Einen Riesenwolf!
 

Mit scheinbar dem letzten bisschen Kraft die der Wolf aufbringen konnte hievte er den Korb an Land und schob ihn mit der Schnauze in Powaquas Richtung, anschließend hob er den Kopf und schien sie anzusehen. Ein leises Winseln unterstrich die Wortlose Bitte des Tieres.
 

Diese zögerte. Was wenn das Tier sie nur hereinlegen wollte? Wölfe waren schließlich für ihre Intelligenz bekannt. Powaqua wollte sich gerade abwenden als ein wehleidiges Jammern sie zurück hielt. Sachte begann der Korb sich zu bewegen und wieder hörte die junge Indianerin das leise Jammern.
 

Dann geschahen mehrere Dinge so schnell das Powaqua sich im Nachhinein fragte wie sie als einfacher Mensch nur so schnell hatte reagieren können.
 

Durch die Bewegungen im Inneren des Korbs war dieser wieder auf den vereisten und rutschigen Rand des Ufers geraten und drohte nun direkte an dem Wolf vorbei erneut ins Wasser zu rutschen. Mit einem aufgeregte Fiepen versuchte das Tier noch nach dem Griff zu schnappen verfehlte ihn jedoch knapp. Im gleichen Augenblick ließ Powaqua ihren Eimer fallen und warf sich mit einem gewaltigen Satz nach vorn auf den Boden und schaffte es nur um Haaresbreite den Griff mit ihrem Ringfinger zu erwischen.
 

Gerade noch mal gerettet!
 

Mit einem Ächzen umschloss die junge Frau den Griff des Korbes nun mit der gesamten Hand und zog ihn zurück an Land.
 

Nach einigen weiteren Anstrengungen hatte Powaqua es geschafft mehr Abstand zwischen sich und das glitschige Ufer zu bringen und drehte den Kopf nun wieder dem Wolf zu. Seltsamerweise fühlte sie nun keine Angst mehr. “Warum auch immer dieser Korb dir so wichtig ist…. Tala* er ist nun in Sicherheit vor dem Wasser!”
 

Als hätte er sie verstanden senkte der Wolf den Kopf in einer ruckartigen Bewegung und blinzelte ihr zu.
 

“Die großen Geister scheinen wohl über dich zu wachen!” Powaqua lächelte den Wolf schüchtern an und legte zögernd eine ihrer Hände auf dessen Schnauze mit der anderen hielt sie weiterhin den Korb fest.
 

Ein seltsames Röcheln ließ den Körper des Wolfs plötzlich erzittern und dieser öffnete den Mund mit einem heiseren Würgelaut. Dunkle Tropfen flogen daraufhin aus dem Rachen des Tieres und besprenkelten den Schnee vor Powaquas Füßen. Selbst in dem spärlichen Licht des Mondes und dem weiterhin andauernden Schneefall wusste die junge Frau das der Wolf soeben Blut gespuckte hatte und das dies ein sicheres Zeichen für innere Verletzungen sein musste.
 

Zuerst den Weidenkorb auf einem verlassenen Entennest absetzend legte die Indianerin ihre Hände auf den Nacken des Wolfs und wanderte dann vorsichtig zwischen die beiden vorderen Läufe. Genau über dem Herzen ließ sie ihre Hand ruhen und fühlte den Herzschlag.
 

Wie ich es mir dachte…. unregelmäßig und zu schwach!
 

Gequält schloss sie die Augen. Ihre Vermutung hatte sich bestätigt! Irgendetwas oder Jemand musste das Tier vor einigen Tagen verletz und es dann verloren haben. Bei Anbruch der Dunkelheit musste der Wolf dann in den Fluss gefallen sein.
 

Er hat sicher schon eine Menge Blut verloren und der Kampf mit dem Wasser hat ihm dann wohl seine letzten Kräfte geraubt… er wird den Morgen sicher nicht mehr erleben.
 

Ein Mal tief durchatmend erhob die Schwarzhaarige sich und nahm den Weidenkorb erneut an sich.

Es wird Zeit zu erfahren für was dieser Wolf sein Leben in die Hände der Geister gelegt hat nur um es nun mir anzuvertrauen!
 

Vorsichtig über ihre Schulter linsend begegnete Powaqua dem aufmerksamen Blick des Riesenwolfs und kam nicht umhin sich zu fragen ob sie nicht vielleicht von einem bösartigen Geist gelenkt wurde.

Dann allerdings drang erneut ein leises Jammern an ihr Ohr.
 

Der Korb hatte erneut begonnen sich zu bewegen. Offensichtlich war dessen Inhalt lebendig. Oder der Korb war von einem Bösartigen Geist besessen!
 

Oh ihr großen Geister gebt mir Kraft und bewahrt mich vor den Einflüssen eurer bösen Zwillinge!
 

Mit zitternden Fingern ging Powaqua in die Hocke und löste die Ledernen Schnürungen die Deckel und Korb miteinander verbanden. Langsam hob sie den Deckel an und erstarrte.

Zwischen Moos und Heu aneinander gekuschelt lagen zwei Fellbälle, jedes von der Größe einer Katze, im Innern des Korbs. Wolfswelpen!

Eine eingefettete Rinderhaut hatte verhindert das Wasser die Welpen ertrinken und/ oder auskühlen würden.
 

Behutsam streichelte Powaqua einem der Welpen über den Rücken und erntete dafür ein leises Winseln. Der Zweite, und etwas kleinere der Beiden, hob in diesem Augenblick zeitgleich mit seinem Geschwisterchen sein Köpfchen. In diesem Augenblick, als sie zum Zentrum der Aufmerksamkeit der Beiden kleinen Welpen wurde, schmolzen auch die letzten ihrer Zweifel und wurden rücksichtslos mit einem Tritt in den Allerwertesten von Powaquas Mutterinstinkten aus ihrem Kopf und Herzen befördert.
 

“Oh! Ihr armen Kleinen!”
 

Mit wenigen geübten Bewegungen hatte die junge Frau ihren Pelz geöffnet und griff sich das größeren Fellknäuel und verstaute es zur Hälfte in ihrer linken Innentasche anschließend machte sie das gleiche mit dem kleineren der Beiden. Ihren Pelz vorsichtig wieder schließend drehte Powaqua sich wieder zu dem wesentlich größeren Wolf um und erstarrte aufs Neue. Der Riesenwolf war verschwunden!
 

War ich wirklich so gefangen vom Anblick der beiden Kleinen das ich ihren Beschützer völlig vergessen habe?
 

Ihr erster Gedanke galt der Verfolgung des großen Wolfes, allerdings verwarf Powaqua diesen fast Augenblicklich wieder, da das nun immer lauter werdende Wimmern der Jungen ihr signalisierte das die Beiden wohl schon längere Zeit nichts mehr zu fressen bekommen hatten. Bei diesen Wetterbedingungen würde ich die Fährt wohl auch schnell wieder verlieren!
 

Sie schenkte dem Fluss noch einen bedauernden Blick bevor sie sich umdrehte und sich auf den Heimweg begab. Ihren Eimer ließ sie liegen wenn sie am nächsten Tag wiederkehren würde wäre er sicher noch immer da.
 

Eine Halbestunde Fußmarsch später:
 

“So! Jetzt sorgen wir erst mal dafür das auch wieder richtig warm wird und danach gibt’s was zwischen die Kiefer!”
 

Powaqua hatte die beiden Wölfchen gerade auf ein großes Pelzkissen gesetzt als sie das Pfeifen ihrer Wasserkanne hörte. Da ihr kein Wasser zur Verfügung stand hatte sie sich notdürftig ein wenig Schnee aus dem Wald mitgenommen und nun in ihrer Kupferkanne geschmolzen und über dem Feuer in ihrem Kamin zum kochen gebracht.

Mit eiligen Schritten durchquerte sie den Raum zwischen ihrem Lager und dem alten Ziegelsteinkamin. Ein paar geübte Handgriffe später angelte sie die Kupferkanne mit einer Zange vom Feuer und stellte sie nach einer leichten Drehung auf einem kleinen Steintisch, der sich direkt neben dem Kamin befand, ab.
 

Während die junge Frau ein paar getrocknete Beeren in einen Messingbecher fallen ließ wanderte ihr Blick automatisch durch ihr kleines Haus. Direkt neben der hölzernen Haustür befand sich ein Regal das Powaquas Großvater, Omyaaloa*, in mühsamer Handarbeit in die massive Steinwand gearbeitet hatte. Dort bewarte die junge Indianerin selbst getöpferte Schalen, Krüge und Döschen auf in denen verschiedene Kräuter, Wurzeln, Öle, Ziegenmilch und getrocknete Früchte lagerten. Neben dem Regal befand sich ein rundes Fenster das von zarten selbst bemalten Vorhängen umrahmt wurde. Powaqua hatte auf ihnen ihre aller erste Jagd - die ihr Großvater mit ihr bestritt- verewigt. In der Ecke zwischen diesem Fenster und dem Kamin standen die beiden alten Holzfässer in denen sich normalerweise Trink- und Waschwasser befanden. Sie waren leer. In den vergangenen Tagen hatte der Sturm es der jungen Frau einfach nicht gestattet ihr Haus zu verlassen. Und vielleicht war das auch gut so!
 

Zwischen dem Kamin und Powaquas Lager standen neben dem altersschwachen Schaukelstuhl, einem kleinen Holzschemel und einer alten Kleidertruhe, die sie nebenbei als Ess- und Sortiertisch benutze, nichts. Zusammen mit der Anhäufung von Fellen und Kissen - die ihr als Lagerstätte dienten- und einem kleinen Schuppen waren all diese Dinge ihr gesamter Besitz. In den Augen der Bleichgesichter sicher nicht sehr viel aber es reichte der jungen Frau alle mal zum leben. Sie war nicht glücklich mit ihrem Leben als Einsiedlerin aber sich zu beschweren kam ihr ebenso wenig in den Sinn.
 

Sie war gesund, hatte ein schönes Zuhause und immer genug zu essen.
 

Und so wie die Dinge nun standen hatten die Geister beschlossen sie für ihr Vertrauen und ihre Hartnäckigkeit zu belohnen. Mit zwei unglaublich süßen Schützlingen.
 

Zwei unglaublich süßen Schützlingen die mit lautem Fiepen und Winseln deutlich machten das sie einen enormen Hunger hatten!
 

Die kommenden Jahre werden wohl sehr arbeitsintensiv…. vor allem wenn die Beiden ihrem Beschützer nacheifern!
 

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Powaqua = Hexe

Tala = Wolf

Omyaaloa = frecher Dachs der rennt

Lager bzw. Lagerstätte = ist nichts anderes als ein ‘primitiver’ Schlafplatz
 

Ein paar von euch werden sich sicher fragen warum ich Powaqua keinem Stamm zuordne sondern sie immer nur Indianerin nenne, auch wenn das jetzt wahrscheinlich komisch klingt, ich habe einfach keine Lust dazu! Es leben zwar tatsächlich Indianer im Redwood Nationalpark, die Yurok-Indiander, allerdings gibt es nur wenige Informationsquellen zu ihren Bräuchen und Sitten darum werde ich das meiste wohl zusammen basteln.



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