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Reden ist Silber, Schweigen ist Gold

...oder doch nicht?
von

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Reden ist Silber, Schweigen ist Gold


 

- Julius -

Julius seufzte. Gerade eben hatte Phil, der Farmer aus dem Kantatenviertel, der inzwischen bereits beinahe eine Jahreszeit bei ihnen wohnte, das Schmuckgeschäft verlassen und das wie jeden Tag an dem er hier war, nämlich ohne den violetthaarigen Mann wenigstens zu grüßen und das ging bereits seit Wochen so.

Er war der Bruder einer anderen Farmerin, die nun bald ein dreiviertel Jahr hier war und ebenfalls regelmäßig in der Garmone Mine und damit auch im Schmuckgeschäft vorbei sah, und nachdem er sich anfangs vorgestellt hatte war noch alles normal gewesen, bis er von einem Tag auf den anderen angefangen hatte, Julius zu ignorieren. Sicher, sie hatten nie wirklich viel miteinander gesprochen, aber inzwischen bekam er nicht einmal mehr eine Antwort, wenn er grüßte oder eine simple Frage stellte. Und das ging ihm gegen den Strich.

An sich wäre es ja noch in Ordnung gewesen, wenn es wenigstens so ausgesehen hätte, als wenn der Andere ihn nicht hätte leiden können, aber der Schmuckdesigner war sich sicher, dass er von dem Farmer angestarrt wurde. Und zwar jedes Mal, wenn dieser im Shop war. Jedoch sah er immer sofort woanders hin, wenn Julius den Blick erwiderte. Auf Fragen danach antwortete er ohnehin nicht.

Stirnrunzelnd setzte sich der Violetthaarige auf das Sofa im Laden und überlegte, was er tun konnte. Die gleiche Frage hatte er sich bereits vor einiger Zeit gestellt und war da auf die Idee gekommen, doch einmal Kristina um Rat zu fragen, da sie die Farmer vermutlich besser kannte als er. Aber seine Kindheitsfreundin hatte ihm nur noch mehr zum Nachdenken gegeben...
 

An einem seiner freien Tage traf er sich mit Kristina in ihrem Wohnzimmer in der Schneiderei und berichtete ihr von der ganzen Situation.

Als er fertig war legte sie den Kopf schief und sah ihn an. „Hmm... also zu mir ist er eigentlich immer freundlich, er und seine Schwester bringen sogar manchmal Kräutertee extra für mich in den Laden...“, murmelte sie nachdenklich und Julius stemmte die Hände in die Hüften. „Siehst du! Bei Mira ist er auch ganz normal und unterhält sich mit ihr, aber sobald ich ihn irgendetwas frage ignoriert er mich komplett. Er grüßt nicht mal!“

Sie runzelte die Stirn. „Das ist wirklich eigenartig... Aber warum stört dich das eigentlich so? Ich meine, es haben dich doch vor ihm schon andere Leute ignoriert, aber das hat dich eigentlich nie gestört, warum also jetzt?“

Der Schmuckhändler überlegte kurz, bevor er mit den Schultern zuckte. „Keine Ahnung. Es stört mich halt! Ich seh ihn ja auch fast jeden Tag, anders als die meisten Anderen Dorfbewohner. Außerdem frage ich mich, warum er mich ständig anstarrt wenn er mich schon ignoriert! Das ist doch unlogisch!“

„Schon, aber du steigerst dich da in etwas hinein, denke ich... auch wenn ich zugeben muss, dass es fast schon ein bisschen so klingt als wärst du... naja...“ Sie stockte und errötete leicht, was Julius verwirrte.

„Als wäre ich was?“

„Naja... als wärst du verliebt!“ Er blinzelte und starrte sie überrascht an, woraufhin sie schnell weitersprach, bevor er sie unterbrechen konnte. „Ich meine, du kennst ihn noch gar nicht so lang, aber dass er dich ignoriert stört dich mehr als sonst... und trotzdem glaubst du nicht, dass er dich einfach nur nicht leiden kann... ich weiß nicht.“

Sie senkte den Kopf als ihr Freund sie immer noch anstarrte, als sei sie von einem anderen Stern.

„Denk einfach darüber nach, okay? Vielleicht irre ich mich ja...“
 

Er hatte nun eine ganze Weile Zeit gehabt, darüber nachzudenken und da gerade in letzter Zeit seine Gedanken immer wieder zu Phil geschweift waren, hielt er es für gar nicht so unwahrscheinlich. Außerdem sah der Farmer extrem gut aus, da er natürlich durch seine Arbeit viel Training hatte, und von dem, was er von anderen Leuten hörte war auch sein Charakter gut. Hey, bevor er ignoriert wurde hatte er selbst einige Konversationen mit dem jungen Mann geführt, welcher schließlich auch mitverantwortlich dafür war, dass er eine seiner unkreativen Phasen überwunden hatte. Bevor er begonnen hatte, ihn zu ignorieren.

So hatte er sich irgendwann damit abgefunden, aber das machte es nur noch nervenaufreibender, jeden Tag ertragen zu müssen wie der Andere ihn Tag für Tag ignorierte.

Schließlich hatte er aber einen Geistesblitz und beschloss, Phil einfach am nächsten Donnerstag zu besuchen. Bei sich zu Hause musste er einfach antworten!
 

Als der Tag dann gekommen war und Julius an die Tür des Farmhauses klopfte, antwortete ihm niemand. Gut, es war gerade mal früher Nachmittag, vermutlich arbeitete Phil noch in der Mine, angelte am Strand oder tat was auch immer so ein Farmer den ganzen Tag anstellte.

Also tat der Schmuckdesigner das, was hier in der Gegend jeder tat: Er öffnete die Tür und trat ein. Andernorts hätte man das wohl als Hausfriedensbruch bezeichnet, aber hier hatte keiner der Bewohner ein Problem damit, wenn andere Leute ungefragt eintraten, immerhin gab es hier keine Diebe. Auch wenn ihm das insbesondere am Anfang merkwürdig vorgekommen war, er hatte sich daran gewöhnt.

So sah er sich also erst einmal etwas in Phils Haus um. Es war überraschend gemütlich dafür, dass es am Jahresanfang noch recht heruntergekommen gewirkt hatte und es standen bereits eine komplette Küche und ein Fernseher herum, mal von den Schränken ganz abgesehen.

Allerdings musste sich der Violetthaarige nun die Frage stellen, was er denn tun sollte, bis der Farmer wieder da war? Da fiel ihm neben dem Fernsehgerät ein Regal auf, welches voller DVDs zu sein schien. Neugierig ging er dichter heran und zog eine davon heraus, aber die einzige Beschriftung darauf war ‚M.C.m.J.‘ mit einer Nummer dahinter. Bei genauerem hinsehen schien der Farmer davon eine ganze Reihe zu haben, zumindest gingen die Zahlen von eins bis 32.

Der Mann sah zur Tür. Es würde sicher nicht schaden, einmal zu schauen, worum es sich handelte, oder? Das würde sicher die Wartezeit verkürzen. Also öffnete er eine der DVDs und legte sie ein.
 


 

- Phil -

Gähnend streckte sich Phil, als er aus der Mine trat. Er hatte einiges an Edelsteinen gefunden, die er am nächsten Tag würde begutachten lassen können und auch sonst war der Tag ganz gut verlaufen. Auf einen schrillen Pfiff seinerseits hin erschien sein Pferd vor ihm - es hatte vorher in der Nähe etwas gegrast solange er gearbeitet hatte - und er stieg auf um endlich nach Hause zu reiten, immerhin war es bereits vor einiger Zeit Abend geworden.

Auf seiner Farm angekommen brachte er seine Tiere, die allesamt im Freien gespielt hatten noch zurück in ihre Ställe und packte einiges an Zeug, was er gefunden hatte in die Versandbox, wo sie am nächsten Morgen abgeholt werden würden, bevor er endlich zu seinem Haus ging.

Allerdings blieb er noch einmal kurz vorher stehen als er Licht durch die Fenster scheinen sah, welches er vorher nicht bemerkt hatte. Hatte er es am Morgen vergessen aus zu machen? Schulterzuckend öffnete er die Tür...

... und blieb geschockt stehen. Nicht nur, dass Julius gerade auf seinem Sofa saß, der Fernseher lief nebenbei. Und zwar mit einer seiner DVDs... auf der sich - genau wie auf allen anderen die er besaß - eine aufgezeichnete Episode von ‚Mode-Check mit Julius‘ befand...

Am liebsten hätte er sich gleich wieder umgedreht und wäre gegangen, aber genau in dem Moment drehte sich der Schmuckdesigner um und starrte ihn mit gehobenen Augenbrauen an. „Das ist ganz schön peinlich, weißt du das?“

„Das... das ist nicht von mir, das sammelt meine Schwester!“, stammelte er mit hochrotem Kopf - auch wenn genau das die Aussage eher zweifelhaft machte.

„Ach... und deswegen steht auf den DVDs das Datum von letztem Jahr? Das sieht viel eher danach aus, als hättest du sie dir von jemandem geholt.“

Noch während der Farmer den Kopf schüttelte um es vehement zu verneinen erhob sich der Andere und ging auf ihn zu.

„Bei der einen DVD steht sogar ein Gruß an dich auf der Disc, also versuch erst gar nicht, es zu leugnen. Nicht, dass ich es nicht verstehen kann, weshalb du die Sendung toll findest, die Modetipps sind schließlich von mir.“ Er grinste kurz so, wie er es immer tat wenn er absolut von sich überzeugt war, bevor er wieder ernst wurde „Aber ernsthaft, was soll das? Wenn du dir das sogar aufnimmst, was hält dich dann davon ab mit mir zu sprechen? Ich beiße nicht.“

Der Violetthaarige stemmte eine Hand in die Hüfte und wartete auf eine Antwort.

„Ich weiß nicht wovon du sprichst...“, murmelte Phil allerdings nur und wollte bereits wieder verschwinden, als Julius ihn am Handgelenk packte und ihn - mit einer Kraft, die er dem Anderen gar nicht zugetraut hätte - von der Tür wegzog um ihn an die daneben liegende Wand zu drücken und ihm mit den Armen den Fluchtweg zu versperren.

„Nichts da, du kannst nicht immer nur fliehen! Glaubst du ich bemerke es nicht, wenn mir jemand ständig Blicke zuwirft, es aber immer nur abstreitet, wenn er denn überhaupt mit mir redet? Was ist los, hab ich dir irgendwas getan?“

Dem durchdringenden Blick hielt der Farmer nicht lange stand, weshalb er den Kopf senkte als er die Frage verneinte.

„Was ist es dann? Und glaub nicht, dieses Mal um eine Antwort herum zu kommen, ich habe Zeit, zur Not bleibe ich die ganze Nacht so stehen.“

Und leider war das wohl nicht einmal eine leere Drohung, da der Schmuckdesigner fest entschlossen schien, dieses Mal eine Antwort zu bekommen.
 


 

- Julius -

Nachdem Phil schließlich festgestellt haben musste, dass es wirklich keinen Ausweg gab, seufzte er leise. „Es ist wegen meiner Schwester...“

Verwirrt legte Julius den Kopf schief. „Lilly? Was hat sie denn damit zu tun?“

Daraufhin kam eine gemurmelte Antwort, die so leise war, dass er sie unmöglich verstehen konnte, obwohl er direkt vor dem Anderen stand. „Wie bitte?“

„Sie steht auf dich verdammt noch mal!“

„Und...?“ Er verstand nicht ganz, wie das dazu führen konnte, dass Phil nicht mit ihm sprach, allerdings musste es wohl eine tragende Rolle spielen, da der Farmer nicht nur erneut rot wurde, sondern noch dazu hin und hergerissen zu sein schien zwischen irgendetwas, bis er dann endlich mit der Sprache heraus rückte.

„Und ich steh auch auf dich! Idiot...! Ich kann doch meiner Schwester nicht den Schwarm wegnehmen...“

DAS überraschte ihn schon eher, aber gleichzeitig war er vor allem erleichtert, dass der Andere ihn tatsächlich nicht hasste oder ähnliches. Ein kleiner Teil von ihm hatte diese Befürchtung nämlich nicht aufgeben können und es wurde über die Zeit hinweg nicht besser.

Daher begann er zu lächeln, was den Farmer - als er schließlich leicht den Kopf hob um Julius‘ Reaktion sehen zu können in Ermanglung einer verbalen Antwort - zu verwirren schien.

„Was...? Müsste jetzt nicht die Stelle kommen, wo du angewidert davon läufst...?“, fragte er leise, was sein Gegenüber nur mit einem Augenrollen quittieren konnte.

„Hör mal, glaubst du, wenn ich mich so anziehe-“ er sah kurz an sich herunter auf seinen violetten Mantel „-habe ich noch nie darüber nachgedacht, mal mit Männern auszugehen? Und es ist ja nicht so, als wärst du kein durchaus attraktiver Mann, nicht wahr?“ Er zwinkerte dem Anderen zu, nun wieder ganz er selbst.

Hilflos zuckte Phil mit den Schultern, sah aber gleichzeitig seinerseits erleichtert aus. Zumindest zum Teil. „Aber... meine Schwester...“

„Deine Schwester habe ich vor ein paar Tagen mit Olli bei der Kirche gesehen. Sah aus, als hätten sie ein Date. Ich glaub nicht, dass sie noch was von mir will.“

Das brachte den Farmer zum Blinzeln. „Wirklich...?“

„Wirklich. Also könntest du bitte aufhören, mich jedes Mal anzuschweigen wenn wir uns sehen?“

Phil nickte langsam und Julius nickte zufrieden, bevor er noch eine Idee hatte. „Ach ja, und was das Andere angeht... was hältst du von einem Date?“

„Was?“

„Ein Date. Du und Ich, zu Zweit... du weißt schon.“

Das schien den Farmer zu verwirren, aber schließlich nickte er zögerlich. Aber es war ein ja, was dem Violetthaarigen genügte.

„Alles klar, dann treffen wir uns morgen um vier bei mir, ja? Bis dann!“

Er gab Phil zum Abschied einen kurzen Kuss, grinste auf dessen perplexen Gesichtsausdruck hin und winkte ihm nochmal zu, bevor er das Haus verließ und sich auf den Weg zu sich machte.

Alles in Allem war der Tag doch noch gut gewesen. Und gleichzeitig schien er doch noch eine Chance bei Phil zu haben, sogar eine bessere als erwartet. Alles andere würde sich dann ergeben...



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Hatschepueh
2013-06-29T19:50:22+00:00 29.06.2013 21:50
Super.
Ich kenn die Charas zwar nicht weil ich Harvest Moon nur für den DS kenne aber Julius gefällt mir sehr.
Von:  mor
2012-05-21T20:42:12+00:00 21.05.2012 22:42
^^ Coole ff ^^ hat Spass gemacht Sie zu Lesen ^^
Von:  Roy
2011-07-25T18:36:13+00:00 25.07.2011 20:36
Muhahahahahahaha xDD Achja, ich bin ja so gemein.
Ich liebe es dich zu ärgern. Muss mir echt noch was einfallen
lassen, womit ich dich ärgere wenn du mit ihm reden darfst.
Aber fürs erste, gehe ich nun mal wieder zu Julius und ...
*Hassblick spür* ... schenk ihm nen Kürbis! *um Ecke renn* *rumschiel*
Aber tolle Story, ich finde das hast du gut gemacht, dafür, daß
du Julius nicht kennst. Naja hättest mich ja auch fragen können,
immerhin rede ich ja täglich mit ihm. *duck* *wegrenn*
Von:  jastra93
2011-07-20T11:47:16+00:00 20.07.2011 13:47
Tadaaaa xD Ich hab mir heute mal wieder einen Tag zum durchlesen einiger Sachen genommen - und auch endlich deine Fanficition gelesen ^^
Ich find die Idee darin richtig süß und auch wenn ich dieses Harvest Moon Spiel nicht kenne, meine Kenntnisse haben gereicht, um die Geschichte zu verstehen ^^
Die Stelle, wo er die DVDs entdeckt hat, war schon ziemlich durchsichtig, aber irgendwo auch süß ;)
Erst recht, als er Phil dann endlich darauf ansprechen konnte ^^
Da hast du wieder einen tollen One-Shot gezaubert, Luvi-chan ;D

Liebe Grüße,
Jastra ^^


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