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Regen

von

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Pluie

Regen
 

2. Pluie
 

Eine Woche später apparieren wir zu neunt nach Southampton, landen in einer schmalen Straße, um wieder einmal ein paar Todessern die Köpfe einzuschlagen. Dank unseres Spions wissen wir, wo sie angreifen werden und können schon vorher da sein und uns umsehen. Scheinbar ist das hier ein regelrechtes Labyrinth; nachdem wir für fast zehn Minuten in alle Richtungen ausgeschwärmt sind und die Lage gecheckt haben, ist klar, dass es hier unzählige verwinkelte Gassen und Höfe gibt, deren Anordnung offensichtlich keinem Muster folgt. Wir treffen uns auf dem kleinen Platz, den Cacey als Treffpunkt für die Schwarzkutten genannt hat. Die alten, ein wenig schäbigen Häuser sind nicht besonders hoch und stehen eng beisammen, sicher ein Drittel davon ist unbewohnt. Wir können nur hoffen, dass sich die Todesser auch nicht auskennen, sonst sind wir verloren.

„Wir müssen es schaffen, sie einzukreisen.“, überlegt Alastor. „Natürlich könnten wir auch lauter Zweikämpfe in den Gassen austragen … aber dann dürfen nicht mehrere von ihnen auf einen von uns kommen und sie sind praktisch immer in der Überzahl.“ Während er in Gedanken spontan einen Schlachtplan erstellt, teilt uns Severus die Verstecke zu, in denen wir unsere Lieblingsfeinde erwarten werden, und ich lege die Teams fest. „Okay, Alastor hat gesagt möglichst keine Einzelkämpfe. Also bleiben die Zwillinge wie immer beisammen, Rasmus und Severus – lass dich nicht ablenken, Rasmus! – sind das zweite Team, Neville kämpft mit Mark und Draco und Alastor und ich bleiben alleine.“ Wir beide tendieren dazu, Partner ebenfalls zu verletzen. „Ist das für alle okay?“ Alle nicken, nur Severus sieht mich böse an. Er mag es nicht, mit jemand anderem zu kämpfen, um den er sich Sorgen machen muss, aber er liebt Rasmus (auch wenn er das im Leben nie zugeben würde) und die beiden sind ein perfekt eingespieltes Team, außerdem gelten für sie nicht nur ähnliche Regeln wie für die beiden Weasleys – verletze einen und der andere wird zum Berserker – sondern sie waren auch während ihrer Zeit als Todesser oft als ein Team eingeteilt.

Hermione und Blaise, unsere Heiler, sind wie üblich im Hauptquartier geblieben, Minerva wird Sandrin bei den Recherchen helfen und Cacey steht uns, wenn wir Pech haben, auf dem Schlachtfeld gegenüber. Wir sind normalerweise nicht alle neun ‚im Einsatz‘, nur bei einem Großangriff wie heute.

Der Ex-Auror schließt sich noch schnell mit dem Tränkemeister kurz, dann stehen der Plan und unsere Positionen. „Okay, falls der Dunkle Lord seit dem letzten Treffen, auf dem Cacey war, nicht noch etwas verändert hat, haben wir noch fast fünf Minuten, bis die Vorhut der Todesser da sein wird. Ihr wisst, was ihr tun müsst – sie Bescheid geben lassen, dass die Luft rein ist, und dann sofort töten.“ Je weniger Gegner auf einmal, desto besser. Das Spielchen mit der Vorhut ist eine Gratwanderung … eine Sekunde zu früh und die anderen sind gewarnt, einen Augenblick zu spät und der Überraschungseffekt ist weg. „Wenn er sich an seine Gewohnheiten hält, haben wir mit fünf Spähern zu rechnen. Wer am nächsten bei ihnen ist schaltet sie beim Signal aus, wenn ihr nicht sicher seid, verwendet die Handzeichen oder vertraut auf die magischen Verknüpfungen. Wer im Team kämpft, sollte seine Telepathie-Kugel aktivieren und mit denen der anderen verlinken.“ Eine weitere unendlich nützliche Erfindung der Zwillinge.

„Wie üblich.“, nickt Draco, um zu zeigen, dass er verstanden hat und geht mit Neville und Mark in die Richtung, in die Severus deutet. Während sie in ein leeres Haus huschen sehe ich noch, wie sie die Kugeln aus den Taschen ihrer Drachenlederwesten holen, dann sind sie durch Marks Desillusionszauber und die Schatten nicht mehr zu sehen. Die Zwillinge haben sich inzwischen ebenfalls verkrochen, und Alastor humpelt zu seinem Ausgangspunkt, nur ich warte noch auf die Anweisungen des Tränkemeisters. Nach einem letzten bösen Blick, weil ich ihn mit Rasmus in ein Team gesteckt habe, zeigt er auf eine sehr schmale Gasse.

Ich nicke ihm noch einmal zu und gehe dann mit schnellen Schritten in die angedeutete Richtung. Die Spalte zwischen den Häusern ist so eng, dass man sie eigentlich schon gar nicht mehr als Gasse bezeichnen kann. Außerdem stinkt es fürchterlich. Mit einem Seufzen verankere ich noch einen zusätzlichen schmutzabweisenden Zauber in dem Onyx, der die Magie für unsere Kleidung hält. Unsere Hosen und Westen sind aus dem Schuppenpanzer eines Schwarzen Hybriden, den rasiermesserscharfen Zackenkamm, der diese Drachenart auszeichnet, verwenden wir alle als zusätzliche Waffe an einem Armschoner. Außerdem trägt jeder von uns ein Hemd aus Acrumantulaseide, samt Kapuze. Das riesige Erbe meiner Eltern und Sirius‘ hat diese hochwertige Kampfausstattung (inklusive der Schwerter, Dolche und Ersatzzauberstäbe) möglich gemacht.

Meine Aufmerksamkeit wendet sich der Mauer neben mir zu. Der Spalt ist zu schmal, als dass ich von dort aus effektiv kämpfen könnte, und es wäre mir nicht möglich, schnell und überraschend aus dem Nichts aufzutauchen. Seufzend sehe ich mich nach einem geeigneten Versteck um, bis mir eine Idee kommt. Ein Grinsen breitet sich auf meinem Gesicht aus. Ich aktiviere noch schnell die Unsichtbarkeits- und Desillusionszauber, die in meinem Onyx verankert sind, dann lege ich einen leichten Klebefluch auf meine Handflächen und die Sohlen meiner Drachenlederstiefel. Immer noch grinsend krabble ich so die Wand hoch, so gut ich mich in diesem Drecksloch eben bewegen kann. Kurz darauf bin ich auf dem Dach des höheren der beiden Häuser angekommen und entferne den Fluch wieder.

Diese Position ist perfekt, wie ich zufrieden feststelle. Leicht zu verteidigen, ich behalte eher die Übersicht (zumindest solange sich die Kämpfe auf dem kleinen Platz, auf dem die Todesser ankommen sollten, abspielen) und kann ungehindert angreifen. Eigentlich nichts für mich, da ich normalerweise nicht defensiv bleibe und mich aktiv in ein Duell nach dem anderen stürze, aber für das Ausschalten der Späher und sofortige Eliminierung der ersten ankommenden Todesser wie geschaffen.

Ein leichtes Vibrieren von Magie lässt mich aufschrecken. Alastor hat das Zeichen gesandt und seine Desillusionszauber für wenige Augenblicke aufgehoben, um uns zu zeigen, wo er genau steht: In einem einfachen Häusereingang, aber da die Tür in Trümmern liegt, kann er sich weiter hinein zurück ziehen. Die Zwillinge zeigen als nächste ihre Position, sie lehnen zwischen zwei parkenden PKWs. Schrottkarren, wie ich belustigt in Gedanken feststelle. Severus und Rasmus stehen in einer breiteren Gasse, Draco, Neville und Mark haben jeder in einem Fenster ohne Glas im ersten Stock eines offensichtlich leer stehenden Hauses Stellung bezogen. Ich bin der Letzte, und mache mit einem einfachen Handzeichen klar, dass ich das Startsignal geben und die ersten Kämpfe koordinieren werde, bevor ich meine Zauber wieder aktiviere. Dann baue ich einen mittelstarken Schild auf, um mich anschließend bequem auf dem schrägen Dach hin zu setzen und in mich zu gehen. Ich habe nicht mehr lange Zeit, aber das ist zum Glück kein Problem. Schnell habe ich meinen Magiekern gefunden und je einen kleinen Kanal zu den anderen erstellt. Ich fixiere die Verbindungen noch und kehre dann in die Realität zurück, um einen Blick auf meine Uhr zu werfen.

Noch eine halbe Minute.

Ich halte meinen Zauberstab in Angriffsposition, einen Spruch, der jegliche Gehirnfunktionen ausschaltet, auf den Lippen. Ich spüre, wie sich meine magische Kraft ballt und zweige einen kleinen Teil davon ab, um ihn zu den anderen zu schicken. Dadurch bin ich ziemlich sensibilisiert und spüre schon bevor die Todesser ankommen die Verschiebungen in der Magie, die ihre Apparationen auslösen. Perfekt. So habe ich sie auch sofort lokalisiert und sperre kurzfristig alle Verbindungen bis auf vier. Nur wenige Augenblicke, nachdem die fünf Späher angekommen sind, kann ich wahrnehmen, wie sie Signale an ihre Kameraden schicken, dass die Luft rein ist. In diesem Moment schicke ich einen leichten Magieschub an Severus, Alastor, Fred und Mark, und einen Sekundenbruchteil später schalten fünf tödliche Flüche die überraschten Späher aus. Rasmus verbrennt die Leichen, während ich die Verbindungen wieder herstelle.

Gleich darauf erzittere ich, da zehn gleichzeitig ankommende Portschlüssel meine sensibilisierten Sinne ziemlich überreizen. Trotzdem sende ich noch im selben Augenblick Signale an Draco und Neville, die sofort die Port- und Apparationssperren errichten. Sobald ich spüre, dass sie fertig sind, schicke ich jedem einen leichten Magieschub und Mugglegranaten landen in der Menge, erwischen die überraschten Todesser eiskalt. Sie bauen zwar sofort Schilde gegen Materie auf, aber wir haben die Zahl der Feinde von über fünfzig auf etwa dreißig dezimiert. Nur drei von ihnen haben sofort nach ihrer Ankunft defensive Zauber gewirkt und waren somit vor den Granaten sicher. Ich bemerke Lucius‘ Maske unter ihnen und mein Herz macht einen Sprung – das bedeutet ein gutes Duell für mich! Und zu meinem Glück steht er momentan zusätzlich so, dass Draco ihn noch gar nicht erkannt haben kann.

Ich widme mich erst einmal wieder den anderen Todessern, die sich inzwischen gruppiert haben, und beginnen, in alle Richtungen möglichst schmerzhafte oder tödliche Flüche zu schleudern. Da Angriff bekanntlich die beste Verteidigung ist sammle ich etwas mehr Magie und schicke sie den anderen. Jeder von ihnen verwendet diesen Schub um einen schon vorbereiteten breitgefächerten Knochenbrechfluch loszulassen, der durch die meisten Schilde kommt und ziemlich schmerzhaft ist. Zwei Sekunden später (so wird niemand von den eigenen Flüchen erwischt) springen wir alle aus unseren Verstecken und beginnen aktiv zu kämpfen, auch ich mache einen Salto und erwische mit meinem Fuß den Kopf des Todessers vor Lucius. Dieser fährt herum und erkennt mich offenbar ebenfalls sofort, denn seine Körperhaltung wird regelrecht vorfreudig – wie immer, wenn wir uns gegenüber stehen. Wir verbeugen uns kurz – auch, wenn er den Todessern angehört, achtet er immer noch die alten Werte – und werfen uns dann augenblicklich Flüche um die Ohren. Die anderen Schwarzkutten um uns suchen schnell das Weite, aber einige werden trotzdem von Querschlägern getroffen. Ich kann mich jetzt nicht mehr um meine Mitstreiter kümmern, da ich mich voll auf meinen Gegner konzentrieren muss, und kappe die Verbindungen endgültig. Lucius und ich sondern uns schnell von den anderen ab, verlegen den Kampf in eine nahe Gasse. Jetzt, wo uns nichts mehr stört, geht es erst so richtig los.

Der Blonde schickt mir einen Hammerfluch entgegen und einen bösartigen Schneidefluch gleich hinterher, die ich beide mit einem einfachen schwarzmagischen Schild kontere, um anschließend mein Schwert zu ziehen. Er sieht diese Bewegung und greift nach seinem eigenen, den Stab in die andere Hand nehmend. Das ist meine Gelegenheit und ich versuche, ihm einen Zauber, der massive Nervenschäden verursacht, aufzuhalsen, doch er kann mit einem Hechtsprung ausweichen und stürzt sich anschließend sofort mit seinem nun brennenden Schwert auf mich. Ich blocke seine heftigen Angriffe und feuere mit der linken Hand einige Zauber auf ihn ab, die er jedoch kontern kann. Außerdem vereise ich mein Schwert mit der darin verankerten Magie, sodass ich seinen Flammen etwas entgegenzusetzen habe. Dass Eis bei Hitze zu Wasser schmilzt ist ein zusätzlicher Vorteil für mich und ich nutze die Chance, ihm einen Blitzzauber aufzuhalsen, als er gerade in einer Pfütze steht. Obwohl er von der Ladung immer noch zittert kontert er mit einer Feuerwolke, die mich an der rechten Seite erwischt. Die Drachenlederkleidung schützt mich naturgemäß davor, aber mein Gesicht bekommt auch etwas ab und brennt jetzt höllisch.

Wir dringen immer tiefer in das unendliche Gassengewirr ein, sind schon weit von den anderen entfernt. Ich verspiegle die Wand hinter mir und weiche seinen Flüchen durch einen Sprung nach oben, den nur der stärkende Zauber auf meinen Beinen möglich macht, aus, schicke selbst noch einiges hinterher. Dummerweise kommt er auf die gleiche Idee und macht dasselbe mit der Mauer hinter sich, nun bricht die Hölle los. Wir greifen beide erst einmal nicht an, sondern absorbieren die herum sirrende Magie so gut es geht mit entsprechenden Zaubern, dann ziehen wir wieder die inzwischen weggesteckten Schwerter und gehen erneut mit Feuer und Eis auf einander los. Ich blocke gerade einen ziemlich heftigen Angriff, als plötzlich das Rückzugssignal ertönt.

Fast schon enttäuscht klinke ich mich den Sog von Alastors Appartion ein und lasse Southampton und Lucius Malfoy hinter mir.
 

Als Draco mich sieht weiß er sofort, dass ich mit seinem Vater gekämpft habe, das schiefe Grinsen auf meinem Gesicht verrät mich. Ich bekomme ein schlechtes Gewissen, als ich sehe, wie sehr ihm das zusetzt, aber das Adrenalin rast immer noch durch meinen Körper und ich kann mich gerade nicht darum kümmern.

Severus wirft mir einen Beruhigungstrank zu, den ich dankbar hinunter schütte, dann legt er einen kühlenden Zauber auf meine Verbrennung. Heilen, ohne Narben zu hinterlassen, ist nicht ganz seine Stärke, das überlässt er lieber Mione und Blaise. Rasmus hat unterdessen geklopft, und wir sehen uns jetzt alle dem besorgten Blick unserer Heilerin ausgesetzt.

Schon viel beherrschter lächle ich sie beruhigend an und schiebe sie einfach ins Haus, die anderen folgen uns. „Lucius war da.“, flüstere ich meiner besten Freundin ins Ohr. „Aber Draco hat es erst hier mitbekommen.“

Sie seufzt erleichtert auf und führt uns ins Wohnzimmer, wo die anderen schon warten, nur Cacey fehlt. Blaise erhebt sich sofort, als wir den Raum betreten, und mustert uns prüfend. Ich gehe eilig zu einem der Stühle und lasse mich hineinfallen, um klar zu machen, dass ich nicht sofort versorgt werden muss, Alastor und Mark folgen meinem Beispiel. Severus will sich offenbar ebenfalls aus dem Staub machen, aber Rasmus lässt das nicht zu. Der Tränkemeister hat einen tiefen, sehr stark blutenden Schnitt in der Wange und wie es aussieht wieder einmal einige gebrochene Knochen, Blaise nimmt sich sofort seiner an. Mione kümmert sich unterdessen um Draco und die Zwillinge, während sich Neville neben mich setzt.

Ich lächle ihn an. „Wie war es?“

Er grinst schief zurück, doch ich sehe in seinen Augen, wie schwer es ihm gefallen ist, zu töten. „Ich habe mindestens sieben tödlich erwischt.“

Anerkennend nicke ich ihm zu. „Nicht schlecht! War wer vom inneren Kreis dabei?“

Er wiegt unsicher den Kopf. „Ein oder zwei denke ich. Was ist mit dir?“

Ich beiße mir auf die Unterlippe. „Ich war … uhm … beschäftigt.“

„Malfoy Senior.“, folgert mein ehemaliger Zimmerkollege sofort.

Ich hebe eine Augenbraue – ein Trick, den ich mir von Severus abgeschaut habe – und mustere ihn misstrauisch. „Wieso sieht mir das jeder an?“

Neville lacht hell auf. „Harry, du bist so euphorisch, wenn du mit ihm gekämpft hast – es ist nicht zu übersehen!“ Er grinst mich breit an.

„Euphorisch?!“

„Jap. Und das, obwohl er dich erwischt hat! Ich denke allerdings, du konntest ihn auch ein wenig … verschönern?“

Ich will gerade antworten, als Severus unsere Diskussion beendet, indem er sein Denkarium unüberhörbar auf den Tisch stellt. Seufzend ziehe ich, wie auch alle anderen, die gekämpft haben, einen Gedankenfaden aus meinem Kopf.

Armer Draco.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Omama63
2011-07-16T11:50:49+00:00 16.07.2011 13:50
Ein klasse Kapitel.
Dein Severus ist so wie ich ihn mir vorstelle.
Bin schon gespannt, wie es weiter geht.
Von:  nikkkii
2011-07-13T15:20:29+00:00 13.07.2011 17:20
i-wie gefälls mir :D


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