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Nachhilfe

H&M
von

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Die Sache mit dem Lernen

„Und was habt ihr heute noch so vor? Ich Hoffe doch sehr, dass ihr mit der ersten Nachhilfestunde beginnt. Außerdem könntest du Michiru-san doch noch ein wenig herumführen oder die Stadt zeigen.“

Und da war der nächste Sprung. Dieses Mal hätte Michiru ihn auch glatt voraussagen können. Harukas Gesichtsausdruck wechselte von fast arrogant zu richtigem Entsetzen.

„Ich brauche diese beschissene Nachhilfe nicht! Und wenn die da unbedingt in Stadt will, soll sie doch selbst sehen wie sie da hinkommt!“

Aua. Diese Worte taten Michiru richtig weh.

„Haruka! Benimm dich und rede gefälligst anständig. Ich dachte, ich hätte dir inzwischen klar gemacht, dass du unter keinen Umständen dieser Nachhilfe entgehen kannst, es sei denn deine Noten verbessern sich wieder und auch erst dann. Ich habe heute Morgen dein Motorrad und dein Auto in der Garage eingeschlossen und du bekommst die Schlüssel erst wieder, wenn ich der Meinung bin, dass du diese Verdient hast.“

„Du hast was?“

Harukas Hände ballten sich zu Fäusten und Michiru hatte kurz richtig Angst sie könnte Sachiko etwas antun. Doch zu ihrer Überraschung entspannten sich ihre Hände kurz darauf wieder, der Blick blieb allerdings immer noch Finster.

„Von mir aus.“

„Es freut mich, dass du endlich Einsicht zeigst. Und es war lediglich ein Vorschlag, dass du Michiru-san herumführst. Ich werde dich nicht dazu zwingen, außerhalb der Nachhilfestunden Zeit mit ihr zu verbringen, zumal ich ja gar nicht weiß, ob sie das überhaupt möchte.“

Harukas immer noch finsterer Blick wanderte zu Michiru rüber und die Wünschte sich plötzlich irgendwo anders auf dieser Welt zu sein, egal wo, nur bitte nicht hier. Diese Augen durchbohrten sie geradezu und sie hatte keine Ahnung, ob sich Harukas Wut jetzt gegen sie richtete oder ob sie schon längst in irgendeine andere Stimmung gesprungen war. Jedenfalls konnte sie mit diesem Blick, mit dem sie sie ansah gerade gar nichts anfangen, zumal sie viel zu sehr von deren Augen gefesselt war. Erst als Sachiko plötzlich aufstand und anfing den Tisch abzuräumen wendeten beide gleichzeitig den Kopf ab. Michiru stand nach kurzem Durchatmen ebenfalls auf und half ihr dabei.

Haruka blieb stumm auf ihrem Platz sitzen und beobachtete sie dabei. Sie konnte sich selbst nicht erklären was da gerade passiert war. Eigentlich wollte sie Michiru mit ihrem Blick einschüchtern, doch als sie in deren Augen sah, veränderte sich auf einmal irgendetwas in ihr, ohne dass sie es wollte, geschweige denn kontrollieren konnte. Da war plötzlich diese Ruhe. Eine unglaubliche Ruhe, die sie durchflutete. Sie war sogar noch intensiver als die, die sie beim Klavier spielen immer verspürt hatte. Aber da war noch etwas anderes, so eine merkwürdige Anziehung. Sie hatte plötzlich das Gefühl wie magisch von diesen Augen angezogen zu werden. Das war ihr noch nie passiert. Klar, fühlte sie sich schon zu dem einen oder anderem Mädchen hingezogen, aber das war irgendwie anders, und rein körperlich. Das hier war viel zu intensiv für ihren Geschmack. »Ich sollte wirklich so wenig Zeit wie möglich mit ihr verbringen, bevor ich mich noch völlig vergesse.« Sie schüttelte noch einmal mit ihrem Kopf, als könne sie damit sämtliche Gedanken von diesem Mädchen aus ihrem Gehirn werfen und stand dann auch auf.

„Ich geh in mein Zimmer. Sag Bescheid, wenn du soweit bist. Ich will das so schnell wie möglich hinter mich bringen.“

So verließ sie den Raum. Michiru starrte ihr nur verwirrt hinterher. Wie war das wieder gemeint? War sie jetzt sauer oder einfach nur genervt?

„Na, das lief besser als ich gedacht hatte. Sie scheint dich zu mögen.“ sagte Sachiko hinter ihr.

»Wie bitte, was? Sie soll mich mögen?« Michiru hätte ihren Arm darauf verwettet, dass Haruka sie mit absoluter Sicherheit hassen würde oder sie ihr zumindest völlig egal war. Aber Mögen?

„Glaub mir, es hätte wesentlich schlimmer laufen können. Und wenn sie dich nicht mögen würde, hätte sie es dir mit Sicherheit offen ins Gesicht gesagt. Außerdem hat sie, für ihre Verhältnisse, viel zu schnell nachgegeben.“

Michiru war nicht wirklich überzeugt, sagte aber nichts mehr dazu. Sie räumte noch zu Ende auf und machte sich dann ebenfalls auf den Weg nach oben, ging aber zunächst in ihr eigenes Zimmer. Dort setzte sie sich an den großen Schreibtisch und atmete erst mal tief durch. Sie war völlig durcheinander und wusste überhaupt nicht was sie jetzt denken sollte. Irgendwie ist hier alles anders, als sie es erwartet hatte. Weder in ihrer schönsten noch schlimmsten Vorstellung, hätte sie sich ausmalen können, dass die Tochter der Familie ein unverschämt gutaussehender, unberechenbarer Wildfang sein könnte. Sie seufzte schwer, legte ihre Arme auf die große Tischplatte und dann ihren Kopf darauf. »Was mach ich denn jetzt bloß?« Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wie sie sich jetzt ihr gegenüber verhalten sollte. Einerseits hatte sie Angst vor ihr, andererseits war der Gedanke mit ihr allein in einem Raum zu sein plötzlich mehr als nur Anziehend. Nach einiger Zeit riss sie sich schließlich zusammen, kramte ihre Schulsachen heraus und verließ den Raum wieder. Sie hatte beschlossen einfach so zu sein wie immer, wusste aber nicht, ob ihr das wirklich gelingen sollte. Vor Harukas Tür blieb sie jedoch wieder stehen. Die Nervosität hatte sie wieder eingeholt und zu dem schlug ihr Herz auch noch so schnell, dass sie das Gefühl hatte, es würde ihr gleich aus der Brust springen. »Einfach so wie immer, Michiru. Denk einfach nicht darüber nach.« Nach einem weiteren tiefen Atemzug nahm sie all ihren Mut zusammen und klopfte an die Tür.

„Ja?“ war aus dem Inneren des Raumes zuhören.

Michiru öffnete die Tür. »Oh Mann.« Haruka lag cool wie sie war auf ihrem Bett und starrte an die Decke.

„Hey, ich bin jetzt soweit, also wenn du möchtest, können wir anfangen.“

Sie versuchte ein freundliches Lächeln zustande zu bringen, es sah aber eher ängstlich aus.

„Ob ich möchte oder nicht, steht hier wohl nicht zur Debatte, also komm schon rein.“

Haruka musste sich ein Grinsen verkneifen. Es sah wirklich zu süß aus, wie Michiru da ängstlich an ihrer Tür stand. Gleichzeitig verfluchte sie sich für diesen Gedanken.

»Na, das fängt ja super an.« Die Violinistin trat in den Raum hinein und schloss die Tür hinter sich, während die große Sportlerin sich vom Bett erhob, einen zweiten Stuhl zu ihrem Schreibtisch stellte und sich dann auf den schon vorhandenen setzte. Nicht weniger nervös, ging Michiru zu dem Schreibtisch und setzte sich auf den anderen Stuhl.

„Also, am besten du erzählst mir erst mal in welchen Fächern du Probleme hast und welches Thema ihr dort gerade durch nimmt und welche stellen du nicht verstanden hast, damit ich einen Lehrplan zusammenstellen kann. Ich werde dir …. “

„Mo … Moment mal. Lehrplan? Du willst ‘nen ganzen Plan zusammenstellen?“

„Ja, das hatte ich vor. Es ist wirklich pra ….“

„Warte, also du brauchst dir wirklich nicht so viel Mühe zugeben, okay? Ich mein, das Einzige was ich tun muss, damit meine Noten besser werden, ist mal wieder im Unterricht zu zuhören, und regelmäßiger zu erscheinen, wäre vielleicht auch nicht schlecht, aber mit dem Stoff selbst, hab ich echt keine Probleme, das heißt wenn ich wüsste, was wir überhaupt gerade durchnehmen, aber ich bin mir sicher, dass ich keine Probleme damit hätte, was auch immer es is. Also vergiss das mit dem Plan und überhaupt mit der ganzen Nachhilfe. Wir können meiner Mutter auch einfach so sagen wir hätten gelernt. Meine Noten werden schon von selbst wieder besser werden, klar?“

„Nein.“

„Nein?“

»Sie widerspricht?!« Das hätte sie jetzt echt nicht erwartet.

„Ich halte überhaupt nichts davon Sachiko-san anzulügen. Sie will das ich dir Nachhilfe gebe, also werde ich das auch tun, egal ob ich dir den Stoff beibringen muss oder dir einfach nur helfe wieder Anschluss zu finden.“

Haruka war gerade echt sprachlos. »Auch noch ehrlich? Wenn sie jetzt auch noch Jungfrau ist, vergesse ich mein Versprechen! … Nein, so wie die aussieht hat sie mit Sicherheit einen Freund. Die Männer laufen ihr bestimmt in Scharen hinterher. Obwohl sie ist ziemlich schüchtern. Hhmm …«

Dieser Blick mit dem Haruka sie plötzlich ansah gefiel Michiru irgendwie gar nicht. »Wo zum Teufel ist die jetzt schon wieder mit ihren Gedanken? Müsste sie nicht eigentlich total sauer sein und ausrasten, oder so was?«

„Haruka-san? Ist alles in Ordnung?“ fragte sie vorsichtig.

„Hä, was? Oh ja, klar. Okay. Von mir aus lernen wir.“

Jetzt war Michiru sprachlos. »Echt jetzt? Nicht mal ein kleiner Widerspruch, oder böser Blick? Das war ja einfach.«

„Okay, gut. Was habt ihr denn als letztes für Hausaufgaben auf bekommen? Vielleicht finden wir so raus welche Themen ihr gerade durch nimmt.“

„Ich habe nicht die geringste Ahnung.“ grinste Haruka.

»Na, toll.«

„Okay, dann nehmen wir eben die Themen durch, die in meiner Schule gerade durch genommen werden. Kannst du mir wenigstens sagen, wie dein Stundenplan aussieht, damit ich überhaupt weiß welche Kurse du hast?“

Sie war schon fast verzweifelt.

„Oh warte, ich seh mal nach.“

Sie kramte in einigen Schubladen vom Schreibtisch und noch in ihrer Schultasche, bis sie einen total zerknitterten und eingerissenen Zettel gefunden hatte.

„Ja, der müsste eigentlich aktuell sein. ... Hier!“

Voller Stolz hielt sie Michiru den Zettel hin, die das das schon wieder ziemlich süß fand.

„Danke.“

Sie studierte den Zettel kurz und sah dann wieder Haruka an.

„Und in welchen Fächern hast du jetzt den Anschluss verloren?“

„Ich würd sagen in allen, bis auf Sport.“

„Alle? Okay. Also in Sport könnte ich dir sowieso nicht helfen und ich fürchte Physik wirst du auch alleine schaffen müssen, aber alle andern sind kein Problem.“

„Ich wette, du hast stattdessen Kunst und Musik, oder?“

„Ja, das stimmt. Woher weißt du das?“

„Meine Mutter sagte du spielst Violine und Malst umwerfende Bilder. Da hab ich es einfach angenommen.“

„Also ob meine Bilder umwerfend sind weiß ich nicht aber es stimmt.“

„Vielleicht zeigst du mir ja mal welche, dann kann ich es selbst beurteilen. Ich würde auch unglaublich gerne mal dein Violinspiel hören. Könntest du mir mal was vorspielen?“

„Ähm, klar gerne. Warum nicht.“

Irgendwie hatte Harukas stimme schon wieder eine unheimlich verführerische Note angenommen, was Michirus Puls mal wieder beschleunigen ließ.

„Wir sollten dann mal anfangen. Was möchtest du denn als erstes durchgehen?“

Sie versuchte wieder einen klaren Kopf zu bekommen, was aber durch Harukas Antwort nicht wirklich gelang.

„Wie wär‘s mit Biologie?“

Haruka musste wieder grinsen. Es machte ihr einfach zufiel Spaß dieses Mädchen aus der Fassung zu bringen. Und sie sah auch noch so unwiderstehlich gut aus mit der rötlichen Färbung im Gesicht, die sich jedes Mal bildete.

»Natürlich. Was sonst.« Michiru holte die Biologiesachen raus und konzentrierte sich jetzt wirklich auf den Unterricht. Zum Glück nahmen sie in Biologie gerade ein völlig unverfängliches Thema durch, so hatte sie auch keine Schwierigkeiten Haruka alles zu erklären. So arbeiteten sie sich von Fach zu Fach und Michiru war wirklich erstaunt darüber wie einfach und unkompliziert das Arbeiten mit dem Wildfang auf einmal war. Sie war nicht einmal unhöflich oder gemein und machte auch keine weiteren Anspielungen mehr. Michiru hatte zwar ab und zu das Gefühl beobachtet zu werden aber auch sie konnte es nicht lassen einige Male zu Haruka herüber zu schielen. Es machte ihr sogar richtig Spaß mit ihr zu lernen, denn Haruka behielt recht mit dem was sie gesagt hatte. Sie hatte nicht die geringsten Schwierigkeiten Michiru zu folgen, verstand alles auf Anhieb und konnte dies auch noch gleich umsetzen. In ihrer alten Schule hatte Michiru auch einigen Schülern Nachhilfe gegeben und das war um einiges komplizierter gewesen. Nur als die beiden zum Fach Japanisch kamen wurde die Sportlerin plötzlich bockig und bekam wieder schlechte Laune. Das war offenbar ein Fach welches sie absolut nicht ausstehen konnte. Also versuchte Michiru es so schnell wie möglich hinter sich zu bringen und kam stattdessen zu Mathe. Und siehe da, Haruka wurde wieder zahm wie ein Lämmchen. Die Violinistin musste sogar feststellen dass Haruka in Mathe noch besser war, als sie selbst, also waren sie auch mit dem Fach ziemlich schnell durch.

Die Zwei waren so mit einander und dem Lernen beschäftigt, dass sie gar nicht mitbekamen, wie Sachiko, die schon leicht nervös geworden war, da sie absolut nichts mehr von den beiden Mädchen gehört hatte, kurz ins Zimmer schaute, um zu sehen, ob auch alles in Ordnung war. Sie konnte gar nicht glauben, was sie sah. Ihre Tochter schien wirklich zu lernen und sich auch noch ziemlich gut mit Michiru zu verstehen. Mit einem leichten schmunzeln auf den Lippen ließ sie die beiden wieder allein.

......

„So, ich denke das reicht für heute. War doch gar nicht so schlimm, oder?“

Michiru sah Haruka leicht grinsend an.

„Und du hattest recht. Du könntest deine Noten auch gut selbst in den Griff bekommen.“ fügte sie noch hinzu.

„Hab ich doch gesagt. Dann können wir die Nachhilfe ja doch streichen und was anderes machen, oder?“

»Ich würde dir sowieso viel lieber etwas ganz anderes beibringen. Nein, nicht! Hör auf darüber nachzudenken, Haruka!«

„Nur wenn Sachiko-san es erlaubt.“

„Also nicht.“

Seltsamerweise war sie gar nicht traurig darüber. Sie hätte es zwar vor Michiru niemals zugegeben aber es hatte ihr wirklich gefallen mit der Kleineren zu lernen. Dabei ging es weniger um das Lernen an sich, sondern eher darum das andere Mädchen einfach um sich zu haben. Sie Reden und sogar Lachen zu hören, löste schon wieder dieses komische Gefühl in ihr aus, welches sie eigentlich unterdrücken wollte, aber sie konnte einfach nicht. Seit einem Jahr hatte sie sich nicht mehr so leicht auf eine Sache konzentrieren können, die nicht mit Geschwindigkeit oder Sex zu tun hatte. Nach außen hin wirkte sie zwar immer ziemlich gelassen, das heißt wenn sie nicht gerade sauer war, aber in ihrem inneren wütete ein Sturm. Und dieses Mädchen schaffte es irgendwie mit ihrer bloßen Anwesenheit diesen Sturm zum Stillstand zu bewegen. Sie fühlte sich seltsam befreit und hatte die ganze Zeit nicht einmal über ihren Vater und die Schläge nachdenken müssen, die normaler weise immer genau dann durch ihren Kopf wirbelten, wenn sie sich konzentrieren sollte. »Wie zum Teufel macht sie das nur? Warum nur fühl ich mich so verdammt wohl in ihrer Nähe, obwohl sie doch noch sämtliche Kleidungstücke anhat. Und wieso kann ich nicht aufhören daran zu denken, sie genau derer zu entledigen?!« Haruka war zwar schon immer ziemlich Hormongesteuert und ließ auch nie eine Gelegenheit zum Flirten oder Sex verstreichen aber sobald sie merkte, dass sie keine Chance hatte oder wusste es wäre besser für sie nichts mit dem Mädchen ihrer Wahl anzufangen, verlor sie jegliches Interesse an ihr und suchte sich eben eine andere. Also warum wollte es ihr dieses Mal nicht gelingen? Okay, dieses Mädchen war wirklich das schönste welches ihr jemals begegnet war aber lag es wirklich nur daran?

„Tut mir wirklich leid. Aber für heute bist du mich los. Ich werd dich dann mal wieder in Ruhe lassen.“

Michiru stand auf und kramte ihre Sachen zusammen. Das riss Haruka wieder aus ihren Gedanken raus. »Sie will schon gehen? Ich will nicht dass sie geht. ... Hä, wieso will ich nicht dass sie geht? Ich wollte sie doch gar nicht hier haben! Ach, verdammt.«

„Warte!“

Das hatte sie schneller gesagt als sie Nachdenken konnte und jetzt wollte ihr einfach kein passender Grund einfallen warum die Künstlerin nicht gehen sollte.

„Ja?“

Michiru war verwirrt. Sie dachte es wäre besser ihr Glück nicht überzustrapazieren. Sie hätte Haruka zwar zu gerne noch das eine oder andere gefragt, fand es aber sicherer zu gehen, als später noch rausgeworfen zu werden. Außerdem dachte sie der Blondschopf könnte sie nicht schnell genug loswerden. Und jetzt sollte sie warten? Wollte sie etwa dass sie blieb? In Michiru machte sich eine nie gekannte Hoffnung breit.

„Ach nichts.“

Mit einem Lächeln aber traurigen Augen verließ Michiru niedergeschlagen das Zimmer. Ihre Hoffnung war begraben.

»Idiot! Du bist so ein Idiot, Haruka!« Jetzt war sie wieder allein und mit Michiru schien auch wieder diese Ruhe gegangen zu sein. »Na toll!« Sie hatte keine Ahnung was sie jetzt machen sollte. Zum Training durfte sie nicht und sie hatte auch keine Hoffnung darauf so schnell ihr geliebtes Motorrad oder Auto zurück zubekommen. Und zum Fernsehen war sie viel zu aufgewühlt. Sie sehnte sich jetzt schon wieder nach der Nähe dieses mystischen Mädchens. »Vergiss sie endlich, verdammt!«

Draußen vor der Tür lehnte Michiru immer noch mit dem Rücken an deren Außenseite. Sie hatte so gehofft Haruka würde sie nicht gehen lassen. Es wäre ihr vollkommen egal gewesen was sie mit ihr noch unternommen hätte, solange sie nur in deren Nähe bleiben konnte. Auch wenn sie nicht genau verstand warum sie das wollte. Gerade als sie sich von der Tür wegdrücken und gehen wollte verlor sie plötzliche jeglichen halt. Die Tür wurde ihr nach hinten weggerissen und sie drohte zufallen. Doch der erwartete Aufprall und schmerz blieb aus, stattdessen viel sie in zwei starke Arme und erblickte über sich wieder diese wundervollen blaugrünen Augen, die jetzt etwas verwirrt aussahen.

„Ist alles in Ordnung?“ fragte Haruka immer noch ziemlich überrascht.

„Ja, danke. Tut mir wirklich leid.“

Ihr war die ganze Sache wirklich mehr als peinlich.

„Kein Problem.“

Und schon wieder diese sinnliche Stimme mit dem schiefen Lächeln. Michiru spürte genau wie ihr schon wieder die Röte ins Gesicht schoss. »Warum nur machte sie das ständig? Und wieso werde ich immer nervös wenn sie das tut?«

Haruka half der Türkishaarigen zurück auf die Beine und konnte einfach nicht aufhören zu Grinsen. Eigentlich wollte sie gerade fluchtartig das Haus verlassen, um so weit wie möglich von dieser "Verführung" weg zu kommen und jetzt viel sie ihr buchstäblich in die Arme. Und sie wirkte schon wieder viel zu süß, als das Haruka hätte sauer werden können. Die Rennfahrerin ging an der, immer noch verträumt aussehenden Michiru vorbei in den Flur und fing an die Sachen einzusammeln, die die Malerin vor Schreck hatte fallen lassen. Als Michiru mit ihren Gedanken wieder im hier und jetzt angekommen war, hielt Haruka ihr schon galant die Bücher hin.

„Danke.“

Schüchtern nahm Michiru ihr die Sachen ab und wandte sich zum Gehen. Sie wollte sich nur noch unter ihrer Bettdecke verkriechen und am besten nie wieder herauskommen.

„Was hattest du eigentlich heute noch so vor?“ fragte Haruka etwas verlegen.

„Was?“

Hatte sie sich das nur eingebildet oder hat Haruka sie das gerade wirklich gefragt?

„Ich weiß nicht. ... Wieso?“

Irgendwie keimte in ihr wieder diese Hoffnung auf, aber sie versuchte sie zu ignorieren, denn sie wollte nicht schon wieder enttäuscht werden.

„Na ja, ich dachte, wenn du vielleicht irgendwo hin willst, und wir meiner Mutter erzählen, dass ich ganz brav mit dir gelernt habe, was ja auch der Wahrheit entspricht, bekomme ich vielleicht mein Auto zurück, und ich könnte dich fahren wohin du willst. Natürlich nur wenn du Lust hast.“

Michiru traute ihren Ohren nicht. »War das eine Einladung? Eine richtige Einladung, Zeit mit ihr zu verbringen?« In ihr kam plötzlich der Impuls hoch der Blonden um den Hals zufallen, doch sie unterdrückte ihn und wurde stattdessen wieder skeptisch. »Oder benutzt sie mich nur um ihr Auto zurück zu bekommen? Ach, und wenn, egal.«

„Ich dachte, ich soll selbst sehen, wie ich hin komme, wo ich hin will.“

Sie konnte es sich nicht nehmen lassen die Größere ein wenig zu necken. Und es wirkte. Sofort war sie wieder eingeschnappt.

„Bitte. Dann eben nicht.“

Haruka konnte es nicht fassen. Es hatte sie gerade echt Überwindung gekostet sie das zu fragen und die schien sich über sie Lustig zu machen. Und wieso musste sich die auch noch daran erinnern, dass sie das gesagt hatte. Aus Harukas Gedächtnis war das schon längst wieder verschwunden gewesen. Sie wollte gerade wütend davon stampfen.

„Warte. Ich würde eigentlich schon gerne mal die Stadt sehen. Ich war noch nie in Tokio und Gestern hatte ich ja keine Gelegenheit mehr mich um zusehen, da ich direkt vom Bahnhof abgeholt worden bin. Also wenn ich dir damit wirklich nicht auf die Nerven gehe, würde es mich freuen, wenn du mich fahren könntest.“

Harukas Wut war in binnen von Sekunden verraucht und sie musste sich bemühen immer noch cool und lässig rüber zukommen, denn dieses Lächeln mit dem sie dieser Engel ansah, raubte ihr sämtliche Widerstandskraft.

„Tust du nicht.“

„Gut, ich bring nur schnell die Bücher weg und zieh mich um, danach können wir los. Oder wolltest du noch warten?“

Sie konnte es inzwischen gar nicht mehr erwarten.

„Nein, von mir aus können wir gleich los, aber zuerst brauch ich mein Auto wieder, sonst wird das ein ziemlich langer Spaziergang.“

Haruka hatte ihr Selbstbewusstsein wieder gefunden und konnte sich über die Euphorie der Kleineren nur amüsieren. Die konnte schon wieder nicht glauben was sie hörte. »Heißt das sie würde mich auch dann in die Stadt begleiten, wenn sie ihr Auto nicht wieder bekommt?« Sie fand die Vorstellung Stundenlang einfach nur neben der Blonden hergehen zu können nicht im Geringsten unangenehm.

„Ich glaube nicht, dass sie etwas dagegen haben wird.“

„Wir werden sehen. Ich versuch schon mal mein Glück. Du kannst ja nachkommen, wenn du fertig bist.“

„Okay, bis gleich.“

Damit ging Michiru in ihr Zimmer, sie musste sich wirklich zusammen reißen nicht zu laufen. Im Zimmer angekommen hielt sie sich nicht mehr zurück. Sie rannte erst zum Schreibtisch, um ihre Bücher abzulegen und dann zum Schrank, um ihn kurzerhand auseinander zunehmen, bis sie ihrer Meinung nach das passende Outfit gefunden hatte. Anschließend verschwand sie noch schnell im Badezimmer um sich auch dort noch etwas zu Recht zumachen.

Haruka war schon auf dem Weg nach unten um ihre Mutter zu suchen. Während sie das tat musste sie daran denken was Michiru gesagt hatte. »Wieso will sie sich überhaupt umziehen? Sie sieht doch wundervoll in diesem Kleid aus.« Haruka hatte noch nie verstanden warum Frauen sich ständig umzuziehen mussten. Sie jedenfalls hatte nicht vor noch irgendetwas an ihrem Outfit zu ändern, war aber schon gespannt darauf, wie Michiru gleich wohl aussehen könnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  das-schrecken
2011-07-18T15:59:20+00:00 18.07.2011 17:59
Sehr interessant!
Ich bin sehr gespannt wie das weitergeht, hoffentlich muss man nicht lange auf Fortsetzung warten ^_^
Von:  soren190
2011-07-17T14:52:49+00:00 17.07.2011 16:52
spannend und gut geschrieben, ich hoffe es geht schnell weiter :)

gruß soren190


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