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Nachhilfe

H&M
von

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Der erste Schultag

Michiru hatte mal wieder nicht gut geschlafen. Den ganzen Tag hatte sie sich den Kopf über die androgyne Blonde zerbrochen und sich schon die schlimmsten Sorgen um sie gemacht, nur um dann festzustellen, dass diese schon längst Zuhause war. Sie war nämlich kurz bevor sie schlafen wollte noch einmal in deren Zimmer gegangen, um nach zu schauen, ob sie wirklich immer noch nicht da war. Und zu ihrem Entsetzen lag die Sportlerin in ihrem Bett und schlief in aller Seelenruhe den Schlaf der Gerechten. Wäre sie nicht so furchtbar wütend gewesen, hätte sie die Scene durchaus süß gefunden, aber was viel der ein einfach so nach Hause zu kommen, ohne ihr Bescheid zu geben, ohne ihr zu sagen wo sie war, und dann auch noch einfach schlafen zu gehen? Michiru musste sich wirklich zusammenreißen die Tür nicht mit voller Wucht zuzuknallen. Wütend stampfte sie in ihr Zimmer zurück und versuchte sich mit aller Gewalt zum Einschlafen zu zwingen, was ihr aber erst nach Stunden gelang. Jetzt saß sie, todmüde in der Küche am Esstisch und aß das Frühstück, das ihr Sachiko vorbereitet hatte.

„Du siehst müde aus. Hast du etwa gestern wieder solange gemalt?“ fragte Sachiko besorgt.

„Nein, ich konnte einfach nur nicht einschlafen.“

„Machst du dir Sorgen um die neue Schule? Ich bin mir sicher, du wirst dich dort gut zu Recht finden. Und Haruka ist ja auch noch da, sie wird dir bestimmt helfen.“

»Da bin ich mir nicht so sicher.« Sie war sich auch nicht mehr so sicher, ob sie das überhaupt wollte. Sie war immer noch sauer auf sie.

„Wo ist sie überhaupt? Sie ist doch nicht schon weg, oder?“ fragte sie plötzlich geschockt.

„Nein, sie ist ganz sicher noch da, aber sie wird nicht vor halb neun aufstehen. Sie braucht ja nur Zehn Minuten mit dem Motorrad, oder Auto zur Schule. Nimmt sie dich eigentlich mit oder soll ich einen Fahrer für dich herbestellen?“

„Ich denke nicht, dass sie mich mitnehmen wird, und du brauchst auch keinen Fahrer bestellen. Ich geh einfach zu Fuß und nehme den Bus.“

„Was? Aber so wirst du fast eine Stunde brauchen. Bist du dir sicher? Es ist wirklich kein Problem einen Fahrer zu engagieren und zudem auch noch sicherer.“

„Nein, wirklich. Ich nehme gern den Bus und mir passiert schon nichts. Und Zeit hab ich ja auch noch genug. Wir sehen uns dann Nachher, Sachiko-san. Und danke für das Frühstück.“

Sie stand auf und machte sich dann auf den Weg zur Schule. Sachiko sah ihr nur irritiert hinterher. Etwa eine halbe Stunde später kam eine verschlafene Haruka in die Küche getorkelt und ließ sich auf einen Stuhl fallen.

„Guten Morgen, Haruka. Gut geschlafen?“

Von Haruka war nur ein Stöhnen zu vernehmen, dass alles hätte bedeuten können, und fing an sich von dem Essen etwas in den Mund zuschaufeln.

„Ich finde es übrigens sehr schade, dass du nicht gemeinsam mit Michiru-san zur Schule fährst. An ihrem ersten Tag, hättest du sie doch wenigstens mitnehmen können.“ sagte Sachiko ein paar Minuten später.

„Wie meinst du das? Wo ist sie denn?“

Sie sah sich verwirrt im Raum um.

„Na, sie fährt gerade mit dem Bus zur Schule.“

Haruka sah ihre Mutter kurz irritiert an, bis ihre Worte endlich in ihrem Gehirn angekommen waren und auch verarbeitet wurden, dann weiteten sich ihre Augen.

„Sie ist schon weg? Seit wann?“

„Ungefähr seit einer halben Stunde etwa.“

Die Sportlerin sprang von ihrem Stuhl hoch und rannte aus dem Haus. Sachiko musste mal wieder über die Situation schmunzeln, dann holte sie den Garagenschlüssel aus ihrer Tasche und hielt ihn vor sich in die Luft. Eine halbe Minute später wurde er ihr aus der Hand gerissen und Haruka rannte nun zum zweiten Mal aus dem Haus. Sie schwang sich auf ihr Motorrad und fuhr los. »Warum hat sie nicht auf mich gewartet?« Haruka hatte sich zwar gestern zusammenreißen können und hatte Michiru nicht mehr gesehen, aber doch nur in dem Gewissen sie heute auf jeden Fall sehen zu können. Und insgeheim hatte sie sich schon darauf gefreut mit der Violinistin zusammen zur Schule zufahren, vor allem weil den anderen Schülern bestimmt die Augen aus gefallen wären, wenn sie mit einer solchen Schönheit auf den Hof fuhr. Und jetzt ging sie einfach alleine? Haruka gab noch mehr Gas. Ein paar Minuten später entdeckte sie etwas Türkisenes am Ende der Straße gehen. »Gut, sie ist also noch nicht bei der Bushaltestelle angekommen. Zum Glück ist die so weit weg von unserem Haus.« Sie drosselte das Tempo etwas und kam dann neben Michiru zum Stehen.

„Du hättest ruhig auf mich warten können. Ich hätte dich mitgenommen.“ sagte sie mit dem charmantesten Lächeln, was sie zu bieten hatte und ignorierte dabei das Herzrasen, dass sich in ihr gebildet hatte, als sie Michiru in ihrer Schuluniform sah. Eigentlich hatte sie diese Uniform nie besonders gemocht aber die Künstlerin sah einfach umwerfend darin aus.

„Haruka!?“

Michiru war vor Schreck zusammen gezuckt. Sie war so in ihre Träumereien vertieft, dass sie gar nicht mitbekam das sich ihr jemand genähert hatte. Sofort wurde sie wieder nervös, nicht nur das Haruka sie schon wieder so ansah, nein, sie sah auch noch verdammt gut in dieser Schuluniform aus und es überraschte sie nicht im geringsten, dass es die Uniform für Jungs war.

„Haruka?“ wiederholte die Sportlerin mit schiefem Kopf aber einem Grinsen im Gesicht.

„Oh, tut mir leid. Ich mein natürlich Haruka-san.“

Michiru wünschte sich schon wieder ein dunkles Loch herbei in dem sie sich verkriechen konnte. Aber Haruka lachte nur.

„Du kannst es ruhig weg lassen. Es nervt sowieso nur. Soll ich dich denn jetzt noch den Rest des Weges mitnehmen, Michiru?“

Irgendwie wollte Michirus Herzschlag einfach nicht seinen normalen Rhythmus wieder finden. Und sie hatte schon längst vergessen, dass sie eigentlich sauer auf die Blonde war.

„Etwa auf dem Ding da?“ sagte sie ängstlich, nach dem sie wieder einigermaßen zu sich gekommen war.

„Nein. ... Ich dachte ich trag dich den Rest des Weges.“

Haruka hätte am liebsten ein Foto von dem Gesichtsausdruck Michirus gemacht und musste augenblicklich laut los lachen. Michiru war sofort rot angelaufen und Harukas lachen machte die Sache jetzt auch nicht besser. Beleidigt drehte sie sich um und ging davon. Haruka fuhr langsam hinter ihr her.

„Hey, warte. Tut mir wirklich leid, aber dein Gesicht sah einfach göttlich aus. Na komm, jetzt Steig schon auf. Du brauchst keine Angst zu haben. Du bist vollkommen sicher bei mir. Bin schließlich Profi, schon vergessen?“

„Ich finde den Weg schon allein. Also, nein danke.“

Das klang ziemlich bissig. Aber Haruka gab nicht auf. Sie beschleunigte etwas, fuhr um die Kleinere herum und stand plötzlich quer vor ihr auf dem Gehweg, nahm dann eine Hand von Michiru in die ihre und sah dann ganz tief in ihre Augen.

„Bitte.“ flehte sie.

»Oh Gott!« Da war auf einmal wieder dieses Blitzgewitter in ihrem Bauch und ihr Herz müsste eigentlich jeden Moment aufhören zu schlagen, denn schneller ging es auf keinen Fall mehr.

„Na … na gut.“ stotterte sie.

Das überhebliche Grinsen kam auf Harukas Gesicht zurück und sie half Michiru hinter sich aufs Motorrad zu klettern.

„Halt dich gut fest. Ich fahr nicht langsam.“

„Wo denn?“

„Na, an mir.“ sagte sie schon wieder verführerisch.

Michiru musste einmal tief durch atmen, dann schlang sie die Arme um Harukas Taille und schmiegte sich an ihren Rücken. Jetzt wurde plötzlich Haruka nervös. »Vielleicht hätte ich doch das Auto nehmen sollen. Wie soll ich mich jetzt noch auf die Straße konzentrieren?« Auch sie atmete einmal tief durch, dann fuhr sie vom Gehweg auf die Straße zurück. Entgegen dem was sie gesagt hatte, fuhr sie aber doch um einiges langsamer als gewöhnlich. Michiru fand es war ein unglaubliches Gefühl hinter Haruka auf dem Motorrad mit zu fahren. Nicht nur, dass sie Haruka in ihren Armen hatte, was allein schon ziemlich berauschend war, nein, die Fahrt an sich war einfach der Wahnsinn. Und so fand sie es richtig schade, dass sie schon nach fünfzehn Minuten auf dem Schulgelände angekommen waren und sie Haruka wieder los lassen musste.

„Hat‘s dir gefallen?“

„Ja, es war echt der Wahnsinn. Jetzt versteh ich, warum du so gerne Motorrad fährst.“

„Gut, dann nimm ich dich Nachher wieder mit zurück. Also verschwinde nicht wieder.“

„Also, ich bin nicht diejenige von uns, die einfach, ohne ein Wort darüber zu verlieren, wo sie hin oder wann diese gedenkt mal wieder aufzutauchen, spurlos verschwindet!“

»Oh man, wenn blicke Töten könnten!« Haruka bekam richtig Angst vor Michiru.

„Nein, richtig. Tut mir leid.“

„Wo warst du eigentlich? Und wann bist du wieder aufgetaucht? Du hättest mir wenigstens Bescheid sagen können, dass du wieder da bist.“

„Hast du dir etwa Sorgen gemacht?“ fragte sie grinsend.

„Na, du hättest ja auch tot in irgendeinem Straßengraben liegen können, so wie du fährst.“

„Also eben hat dir noch gefallen, wie ich gefahren bin.“

„Das war etwas anderes, außerdem bist du langsamer gefahren.“

„Wenn du meinst. Ich bin gestern einfach nur durch die Gegend gefahren und war noch in einem Gamecenter. Zurück bin ich, glaube ich, um neun gekommen oder vielleicht war es auch schon zehn, keine Ahnung. Und ich dachte, du schläfst vielleicht schon, deshalb hab ich dir nicht beschied Gesagt. Können wir denn jetzt rein gehen? Du willst doch nicht an deinem ersten Tag zu spät kommen, oder?“

„Nein, will ich nicht. Okay.“

So ganz glauben konnte Michiru die Geschichte nicht, aber sie dachte nicht weiter darüber nach, denn sie wollte wirklich nicht zu spät kommen.

„Ich muss zuerst ins Sekretariat um mich anzumelden und meinen Stundenplan abzuholen.“

„Gut. Ich bring dich hin.“

Sie gingen gemeinsam über den Hof zum Schulgebäude und Haruka bekam das Grinsen einfach nicht mehr aus dem Gesicht. Es lief genauso ab, wie sie es erwartet hatte. Überall waren ungläubige Augenpaare auf sie gerichtet, sowohl von den Jungs, die Michiru mit den Augen auszuziehen schienen, als auch von den Mädchen, die Michiru mit ihren Blicken zu Töten schienen. Der Künstlerin war sichtlich unwohl in ihrer Haut und ging so nur noch dichter neben Haruka her.

„Wieso sehen die mich alle so an?“ fragte sie Haruka leise.

„Die können nur nicht Glauben was sie sehen.“ antwortete sie ihr belustigt.

„Ach, und was sehen sie?“

„Wie der berühmte Rennfahrer Tenoh Haruka und begehrteste Typ der Schule mit einer unbeschreiblichen Schönheit über den Schulhof geht.“

Michiru war vor Schreck stehen geblieben. Unbeschreibliche Schönheit? Hatte Haruka sie gerade tatsächlich unbeschreiblich schön genannt? Nein, das muss sie sich eingebildet haben.

„Was ist?“

„Ach, nichts.“

Sie holte zu Haruka auf und ging nun wieder neben ihr.“

„Warte, Typ? Die halten dich hier doch nicht etwa auch für einen Jungen, oder?“

„Doch, die meisten schon. Wenn ich mich hier als Mädchen angemeldet hätte, wäre das doch schon längst rausgekommen, schließlich weiß die Presse, wo ich zur Schule gehe.“

„Oh, richtig. Muss ich jetzt etwa auch "er" und "ihm" sagen, wenn ich mit irgendwem über dich spreche?“

„Es wäre auf jeden Fall hilfreich mein Geheimnis zu waren. Aber ich werde dich nicht dazu zwingen. Deine Entscheidung.“

„Dann werd ich’s tun. Ich will ja nicht, dass du wegen mir deine Rennfahrerkarriere aufgeben musst.“

„Danke. … So wir sind da. Ich werd hier draußen auf dich warten, kann ja nicht so lange dauern.“

„Okay, bis gleich.“

Michiru ging durch die Tür, die zum Sekretariat führte, bei dem sie inzwischen angekommen waren und Haruka blieb lässig an der Wand lehnend zurück. Sofort als Michiru im Raum verschwunden war kamen einige Jungs, die den Beiden bis ins Gebäude gefolgt waren angeschossen.

„Mensch Tenoh-kun, wo hast du die den aufgetrieben? Die sieht ja heiß aus!“

„Ist das etwa deine Freundin, oder ist die noch zu haben?“

„Quatsch, Tenoh-kun und ‘ne Freundin? Aber zu haben ist die sicher nicht mehr, oder?“

„Das geht auch Vollpfosten nicht im Geringste etwas an, also verschwindet. Aber ich warne euch, wenn auch nur einer von euch auf die Idee kommt sie anzumachen, verpass ich ihm ein neues Gesicht, das könnt ihr auch gleich überall rum erzählen.“ sagte Haruka genervt.

„Also doch deine Freundin? Hätte nie gedacht das du dich mal festlegen könntest.“

„Na, bei der kann ich das verstehen, die würde ich auch nicht so schnell wieder gehen lassen.“

„Ich habe gesagt, das geht euch nichts an! Und jetzt verzieht euch endlich.“

„Okay, okay. Kommt wir gehen lieber, bevor er noch ausrastet.“

So schnell wie die Jungs gekommen waren verschwanden sie auch wieder und zwar gerade noch rechtzeitig, bevor Michiru aus dem Sekretariat zurückkam.

„Na, alles okay?“ fragte Haruka schnell.

„Ja, alles in Ordnung. Wir können los.“

„Wie sieht denn dein Stundenplan aus?“

„Tja, ich würd sagen genau wie deiner, mit nur zwei Ausnahmen.“

„Wir sind in derselben Klasse? Echt?“

Sie versuchte wirklich nicht zu euphorisch zu Klingen.

„Ja, sind wir. Sieht so aus, als würdest du mich nicht mal hier loswerden.“

„Wer sagt denn, dass ich das will?“

Michiru machte diese Haruka langsam Angst. Zuerst holt sie sie extra mit dem Motorrad ein, um sie mitzunehmen, dann glaubt sie Gehört zu haben, die Sportlerin hätte sie unbeschreiblich schön genannt, und jetzt sagte sie so etwas Ähnliches wie "bleib bei mir"?

„Wir sollten wirklich mal langsam los, Murasaki-sensei kann‘s gar nicht leiden wenn man zu spät kommt.“

„Ähm, okay.“

Also gingen die zwei zum Englischunterricht. In der Klasse angekommen waren sofort wieder sämtliche Augenpaare auf sie gerichtet und es wurde mucksmäuschenstill im Raum. Zum Glück war nur zwei Schritte hinter ihnen die Lehrerin in den Raum getreten. Haruka hatte sich durch die Stille nicht beirren lassen und war einfach zu ihrem Platz gegangen, während Michiru vorne stehen blieb und jetzt erst Mal von der Lehrerin Begrüßt wurde. Eigentlich sind ja um Haruka herum sämtliche Plätze besetzt, aber genau das, passte ihr gerade gar nicht. Wenn sich ihre Noten wirklich verbessern sollten, brauchte sie Michiru in ihrer Nähe, und sie hätte es auch sonst nicht anders haben wollen. Links neben ihr saß zum Glück ein ziemlich schmächtiger Junge ohne großem Selbstbewusstsein. Sie brauchte ihn nur einmal finster in die Augen sehen, um ihn von seinem Platz in die hinterste Reihe flüchten zu lassen. Haruka sah dann freudestrahlend nach vorne zur Tafel, wo Michiru sehr wohl gesehen hatte was Haruka da angestellt hatte. Sie schüttelte nur mit dem Kopf, musste aber zugeben, dass sie sich darüber freute, dass Haruka sie offenbar unbedingt neben sich haben wollte. Die Sportlerin zuckte nur unschuldig mit den Schultern und wartete jetzt ungeduldig darauf, dass sich Michiru endlich setzen konnte. Die Lehrerin stellte Michiru der Klasse vor und die erzählte kurz, wo sie herkam und wer sie war, dann endlich durfte sie sich setzen und natürlich setzte sie sich, gefolgt unter den bösen Blicken der Mädchen im Raum, auf den, für sie extra geräumten, Platz neben Haruka. Wirklich auf den Unterricht konzertierte sich aber keine von beiden. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt sich abwechselt aus den Augenwinkeln heraus zu beobachten. Auch die anderen im Raum schienen offenbar ein interessanteres Thema gefunden zu haben, als Englisch. Ab und an war ein Getuschel im Klassenraum zu vernehmen und sie wurden aus allen Richtungen angestarrt. So ging das den ganzen Schultag über. Egal, wo die zwei auftauchten, es wurde immer sofort still im Raum und sie wurden nur noch angestarrt. Haruka schien das nicht mal unangenehm zu sein. Michiru hatte sogar das Gefühl sie genoss diese Aufmerksamkeit. Ihr hingegen gefiel das überhaupt nicht. Sie fand es noch nie besonders toll im Rampenlicht zu stehen, wenn sie nicht gerade anderen mit ihrer Kunst oder Musik eine Freude bereiten konnte. Inzwischen hatte sich auch überall Harukas Drohung verbreitet. Und nun nahmen natürlich alle an die zwei wären ein Paar. Nun saßen die zwei in der großen Kantine der Schule und aßen zu Mittag, überall um sie herum Getuschel und Blicke.

„Haben die nicht langsam mal genug von uns. Es kann doch nicht so Interessant sein, dass wir hier zusammen essen.“ entgegnete Michiru inzwischen genervt.

„Lass sie doch. Ignorier sie einfach.“

„Stört es dich denn gar nicht?“

„Ich bin es gewohnt, so angestarrt zu werden, also nicht wirklich. Aber müsstest du das nicht auch gewohnt sein? Durch deine Konzerte mein ich.“

„Schon, aber da werd ich ja nicht so angesehen. Außerdem hab ich da ja meine Geige dabei und wenn ich erst Mal angefangen habe zu spielen, vergesse ich alles andere um mich herum.“

„Hhmm, ach so. Also wenn es dich so sehr stört, kann ich versuchen es zu beenden. Ich weiß aber nicht ob es funktioniert.“

„Wie meinst du das? Was willst du denn machen?“ fragte Michiru etwas verwirrt.

„Warts ab.“

Sie erhob sich von ihrem Stuhl und knallte plötzlich mit den Handflächen auf den Tisch und sah nun ziemlich furcht einlösend aus.

„JETZT REICHT ES MIR ABER ENDGÜLTIG! HABT IHR NICHTS BESSERES ZU TUN, ALS UNS ANZUSTARREN? DA VERGEHT EINEM JA DER APPETIT! ALSO RICHTET EURE AUFMERKSAMKEIT GEFÄLLIGST WIEDER AUF EUER EIGENES LEBEN!“

Damit setzte sie sich wieder und hinterließ eine Totenstille im Raum in der man nicht nur eine Stecknadel sondern auch einen Staubkorn hätte fallen hören können. Michiru war vor Schock die Kinnlade heruntergefallen und sah Haruka total entsetzt mit geweiteten Augen an. Nach einigen Sekunden wurde es plötzlich laut im Raum und jeder schien sich tatsächlich wieder mit seinen eigenen Sachen zu beschäftigen.

„Ha! Offenbar hat’s funktioniert.“

Freudestrahlend sah sie zu Michiru, die immer noch geschockt aussah.

„Du bist echt unglaublich, weißt du das.“

„Ich fasse das jetzt mal als Kompliment auf.“

„Kannst du auch. Ich hätte mich das nie im Leben getraut.“

„Aber jetzt haben wir unsere Ruhe und können uns endlich wieder unterhalten, also was hast du als nächstes, Kunst oder Musik? Ich hab nämlich Sport.“

„Musik. Und du hast Sport? Wie machst du das Eigentlich?“

„Wie mach ich was?“

„Na, fällt es nicht auf, wenn du zu den Mädchen in die Umkleide gehst? Du ziehst dich doch nicht wirklich bei den Jungs um, oder?“

„Ach so. Nein, ich krieg so zu sagen ‘ne Sonderbehandlung. Der Direktor und mein Sportlehrer wissen Bescheid und ich darf eine der Lehrerumkleiden benutzen. Ich hab sogar meine eigene Dusche.“

„Echt? Und was sagen die anderen dazu? Finden die das nicht komisch oder ungerecht?“

„Keine Ahnung. Hat mich noch niemand drauf angesprochen, also vielleicht merken die das auch gar nicht. Ich bin eigentlich immer die erste auf dem Sportplatz, und verlasse ihn als letzte.“

„Wieso das?“

„Ich lauf immer noch ein paar extra Runden, sowohl vor als auch nach dem Training.“

„Reicht dir die Doppelstunde etwa nicht?“

„Nein, nicht wirklich. Und ich muss schließlich fit bleiben.“

„Müsstest du dann nicht langsam los, wenn du noch ein paar extra Runden drehen willst?“

„Eigentlich ja, aber ich kann auch mal drauf verzichten.“

„Du musst wirklich nicht wegen mir bleiben, den Musikraum finde ich auch noch allein.“

„Sicher? Ich kann dich auch noch hinbringen, das ist kein Problem.“

„Haruka, jetzt geh schon. Ich komm schon zurecht.“

„Na gut. Treffen wir uns dann bei meinem Motorrad wieder?“

„Ja. Und lauf auch ruhig noch nachher deine extra Runden. Ich will ja nicht, dass du noch aus der Form gerätst.“ fügte sie mit einem Grinsen hinterher.

„Aber klar doch.“

Also ging Haruka schmunzelt zum Sportunterricht. Michiru erhob sich auch kurze Zeit später von ihrem Stuhl und suchte schon mal den Musikraum. Der Musikunterricht lief ohne weitere Probleme für Michiru ab und der Musiklehrer war schlicht weg begeistert von ihrer Musik und lobte sie in den höchsten Tönen. Nach dem Unterricht ging sie direkt zu Harukas Motorrad, setzte sich kurzerhand darauf und wartete, jetzt schon sehsüchtig, auf die Sportlerin.

„Hey, du! Was machst du da?“

Erschrocken drehte sich Michiru um. Ein paar Meter hinter ihr standen ein paar Mädchen, die jetzt auf sie zukamen.

„Weißt du denn nicht, dass das Motorrad Tenoh-kun gehört!“

„Ähm, doch, das weiß ich.“ sagte sie verwirrt.

„Und was fällt dir dann ein, dich da einfach drauf zu setzen? Jeder weiß doch, dass er jeden umbringt, der es auch nur wagt sein "Baby" anzufassen.“

„Hey, Mai-chan. Ich glaube, das ist diese neue, die, die mit Tenoh-kun zusammen sein soll.“

Ein kleineres Mädchen zog dem Mädchen, welche Michiru böse anfunkelte und offenbar Mai hieß nervös am Ärmel herum.

„Die soll mit Tenoh-kun zusammen sein? Ist das wahr?“ richtete sie ihre Frage jetzt an Michiru.

„Ähm, also …“

„Was ist denn hier los?“

Haruka war von hinten an die Gruppe Mädchen heran getreten und sah nun fragend in die Runde hinein.

„Tenoh-kun, die da hat sich einfach auf dein Motorrad gesetzt. Ich wollte ihr nur sagen, dass sie da runter gehen soll, weil du das ja nicht leiden kannst, wenn es jemand anfasst.“

Michiru rutschte schnell ängstlich von der Maschine runter und sah Haruka dann entschuldigend an. Die setzte wieder ihr schiefes Grinsen auf.

„Nun, ich hab nichts dagegen wenn Michiru sich auf mein Motorrad setzt. Du kannst also ganz beruhigt sein.“

Die Mädchen fuhren sofort erstaunt zusammen.

„Er hat gar keine Endung genannt!“

„Ja, dann sind die zwei vielleicht wirklich zusammen!“ tuschelten sie.

„Mai-chan. Hey, Mai. Wir sollten besser gehen.“

Diese Mai sah total geschockt in Harukas grinsendes Gesicht und war wie versteinert. Nur mit Mühe bekamen ihre Freundinnen sie von dort weggezerrt.

„Macht es dir wirklich nichts aus? Ich wusste nicht, dass du es nicht magst wenn es irgendjemand berührt.“

„Du bist aber nicht irgendjemand. Von mir aus kannst du dich jeder Zeit darauf setzen. Es hat wirklich süß ausgesehen wie du da gesessen hast.“

»Süß? Jetzt auch noch süß?« Ein Kribbeln machte sich mal wieder in Michirus Bauch breit. Und ihr Gesicht nahm auch wieder eine rötliche Färbung an.

„Willst du eigentlich gleich nach Hause, oder wollen wir noch irgendwo anders hin?“ fragte Haruka beiläufig.

„Keine Ahnung. Hattest du einen bestimmten Ort im Kopf?“

„Na, wie wär‘s mit dem Strand? Das hatte ich dir doch vorgestern versprochen.“

Michiru bekam schon wieder ein flaues Gefühl im Magen. »Sie will wirklich mit mir zum Strand?«

„Ja, das wäre wirklich wundervoll.“

„Na, dann. Steig auf.“

Haruka schwang sich auf ihr Motorrad und Michiru wieder hinter sie. Dann fuhren sie gemeinsam Richtung Strand.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  soren190
2011-07-29T19:38:55+00:00 29.07.2011 21:38
juhu endlich die lang ersehnte fortsetzung. hab bestimmt jeden tag 3 mal geschaut XD. ist auch wieder ein schönes kapitel geworden. weiter so!

gruß soren190


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