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Sherlock Holmes - Einem Mythos auf der Spur-

von

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Ein sonderbares Ereignis

„Leider ist es auch in jungen Jahren möglich an einem Herzinfarkt zu erkranken. Aber ich möchte Sie darauf hinweisen, dass man bei einem Infarkt eher in sich zusammen sackt. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er dabei aus dem Fenster stürzen konnte.“

„Ich stimme Ihnen zu. Das war sicherlich nicht der Grund, weshalb er stürzte. Lassen Sie uns nochmal gründlicher den Boden auf Fußspuren absuchen. In dem feinen Staub befinden sich noch gut erkennbare Schuhabdrücke, die uns sicherlich in die richtige Richtung führen werden.“

Der Detektiv schritt auch sofort zur Tat und eilte vorsichtig zum besagten Fenster.

„Hab ich es mir doch gedacht! Schauen Sie her. Was sehen Sie?“

„Viele Schuhabdrücke die quer übereinander liegen. Sie reichen bis zum Fenster, wo Jeffrey hinaus stürzte. Und dieses Fenster ist wohl dasjenige, aus dem Jacob nach seinem Freund Ausschau hielt. Dann noch die große leere Fläche, wo wir zu Boden stürzten.“

Holmes nickte zustimmend. „Nun wollen wir die verschiedenen Profile und Schuhgrößen herausfiltern und sie den jeweiligen Personen zuordnen.“

Ich nahm mein Notizheftchen und Stift zur Hand und skizzierte fleißig meine Entdeckungen auf. Holmes sah mir derweil über die Schulter und summte zufrieden. Als ich fertig war, schauten wir gemeinsam auf meine Aufzeichnungen.

„Gefunden haben wir sieben Schuhabdrücke. Ist das korrekt?“, fragte mich Holmes, ohne seine Blicke vom Papier abzuwenden.

Ich bestätigte seine Frage.

„Gut. Führen wir die Personen auf, die hier heute zugegen waren.
 

Jeffrey Johnston

Owen Hamilton

Jacob Whitelock

Inspektor Lestrade

Constable Stoneham

Dr. John Watson

Sherlock Holmes
 

Jetzt ist es ein Kinderspiel. Mein Freund, Sie können gerne die jeweiligen Schuhabdrücke zuordnen.“

Ich suchte nochmals die einzelnen Abdrücke auf und verinnerlichte sie mir. Ich begann zu überlegen. Meine Schuhe und die von Holmes kannte ich nur zu gut und konnte sie schnell zuteilen.

Meine Schuhe waren vorne abgerundet und hatten einen kleinen Absatz. Das Profil wies schon Abnutzungsspuren auf und war somit etwas glatter.

Holmes Schuhwerk war von den Anderen durch seine Größe deutlich zu unterscheiden.

Lestrade und der Constable besaßen spitz zulaufende Schuhe mit leichten Absatz. Stoneham hatte aber kleinere Füße als Lestrade.

Die Keepers trugen Arbeiterschuhe. Das Profil war ausgeprägter und die Schuhe selbst hatten einen kleinen Absatz. Die Schuhspitzen waren abgerundet.

Da Jacob als einziger durch ein anderes Fenster schaute, konnte ich schnell seine Spuren zuordnen.

Bei den letzten Abdrücken fiel es mir deutlich schwerer. Beide wiesen keinerlei Unterschiede auf.

Als Holmes mich zögern sah, grinste er. „Brauchen Sie etwa Hilfe?“

„Für mich sehen die beiden Abdrücke identisch aus.“

„Fast. Beide Träger hatten in der Tat die identische Schuhgröße. Aber wenn Sie sie genau betrachten, dann sehen Sie einen Unterschied. Nehmen Sie meine Lupe zur Hand.“

Ich nahm das Werkzeug des Detektivs entgegen und suchte den Boden Inch für Inch ab. Dabei musste ich leise kichern. Ich brauchte mir erst gar nicht vorzustellen, wie ich ausgesehen haben musste. Ich hatte Holmes schon zu Genüge dabei zugesehen, wie er auf dem Boden robbte und Spuren suchte. Als ich ein Hüsteln von oben vernahm, konzentrierte ich meine Sinne wieder.

„Ein Abdruck hat am Rand Unterbrechungen“, fiel mir schließlich auf.

„So ist es. Dieser Schuh wurde neu beschlagen und gehört Owen Hamilton. Nach dem Ausschlussprinzip bleibt nur noch Jeffreys übrig.“

„Wieso sind Mr. Johnstons und Mr. Hamiltons Abdrücke quer übereinander verteilt?“,fragte ich eher zu mir selbst. Getanzt haben sie wohl eher weniger. Also muss es zu Handgreiflichkeiten gekommen sein.

Holmes zog ein kleines Tütchen hervor und reichte es mir hinüber. Mit etwas Mühe erkannte ich den kaum wahrnehmbaren Fussel eines weinroten Stoffes.

„Woher haben Sie den denn her?“

„Er befand sich unter den Fingernägeln des Toten.“

„Donnerwetter, damit ist Owen Hamilton überführt. Nur er trägt heute eine weinrote Weste.“

„Wir können noch mehr sagen, wenn wir den Fall zum Teil rekonstruieren. Bitte übernehmen Sie den Part von Owen und ich vom guten Jeffrey. Wir müssen nur noch in die jeweiligen Fußstapfen treten.“

So geschah es auch. Wir lieferten uns ein heikles Gedrängel. Dabei drängte ich Holmes immer weiter zum Fenster hin. Bis er schließlich mit dem Rücken genau davor stand.

„Ungefähr so musste es sich abgespielt haben. Die Fersen von Jeffrey zeigen zum Fenster hin. Entweder er hat das Gleichgewicht verloren oder Owen hat ihn kaltblütig aus dem Fenster gestoßen. Und die zweite These ist wahrscheinlicher, sonst hätte Owen noch seinen Kollegen festhalten können, als er zu stürzen schien.

Mit Sicherheit sind Ihnen noch diese Fußspuren aufgefallen, die vom Tatort in diese dunkle Ecke führen und zweifellos Mr. Johnston und Mr. Hamilton zuzuordnen sind.

Lassen Sie uns den Spuren folgen und sehen wo sie genau hinführen.“

Die Spuren lenkten uns in einen Teil des Raumes, der kaum vom Licht erhellt wurde. Vorausschauend griff ich nach der Gaslaterne, die im Regal neben uns stand und zündete sie an. Sorgfältig leuchtete ich den Bereich ab.

„Die Fußspuren enden hier kurz vor der Wand und sammeln sich dort, Holmes. Sie scheinen hier irgendetwas angestellt zu haben. Aber was?“ Ich schaute mit der Laterne suchend um mich. Dabei ließ ich auch die Wand nicht aus und entdeckte am oberen Bereich eine Stelle, die sichtlich entstaubt wurde. Mit Stolz wies auf diese Stelle hin.

„Sehen Sie Watson, mit etwas Beobachtungsgabe sind sogar die besten Verstecke ausfindig zu machen. Jetzt klopfen wir den Bereich ab und können am Ton hören, dass genau hier an dieser Stelle ein Hohlraum sein muss. Mit einem Taschenmesser gehe ich jetzt an den Furchen entlang und schon müsste der Stein sich ablösen lassen...oder auch nicht.“

Das Licht der Laterne wurde immer schwächer. Dennoch zeichnete sich Holmes verdutzter Gesichtsausdruck im kümmerlichen Schein ab.

„Dann wird es bestimmt einen Mechanismus geben! Brillant!“ Händereibend drehte Holmes sich mir zu. „Wir sollten uns der Sache taktisch nähern. Zuerst tasten wir den ganzen Wandbereich hier ab und achten auf unnatürliche Unebenheiten. Sollten wir keinen Erfolg gehabt haben, halten wir nach etwas Ausschau, woran man ziehen könnte. Es könnte aber auch durchaus sein, dass der Auslöser sich ganz woanders befindet.“

Und so tastete Holmes die Wand ab, während ich hingegen nach irgendetwas auf dem Boden Ausschau hielt. Das einzige was ich in der dunkelsten Ecke finden konnte, war der Eingang einer Mäusebehausung.

„Haben Sie etwas entdecken können?“, fragte mich der Detektiv etwas bedrückt.

„Zu meinem Bedauern: Nein. Sie wohl auch nicht, mein Freund. Bevor wir woanders suchen, besorge ich eine neue Gaslaterne. Die hier gibt gleich den Geist auf.“

„Geben Sie mal kurz die Laterne her. Könnte es etwa sein..?“

Holmes hatte sich flach auf den Bauch gelegt. Sein Ohr war auf den Boden gepresst. Mit dem schwachen Licht der Laterne leuchtete er ein letztes mal die Ecken aus, bevor sie vollkommen erlosch. „Ich vernehme ein leises Ticken. Zu Schade, dass jetzt das Licht ausgegangen ist. Haben Sie auch das Mäuseloch gesehen?“

„Natürlich“

„Wenn ich immer näher an das Loch heran gehe, wird das Ticken deutlich lauter. Ich wage es einmal und greife hinein. In der Tat hier ist ein Hebel!“

Es klackte geräuschvoll und ein leises Brummen und Summen war zu hören. Ein Stein in der Wand öffnete sich wie eine kleine Türe. Holmes sprang sofort auf. Auch ich konnte meine Neugier kaum zügeln. Bedauerlicherweise war das geheime Versteck leer.

„Bestimmt hat Mr. Hamilton das Versteck geplündert. Es kommt kein anderer in Frage! Mr. Johnston hatte keine Wertsachen bei sich gehabt.“

„Da gebe ich Ihnen ohne Wiederworte Recht, Watson. Leider ist es nicht ersichtlich, was sich dort versteckt hielt. Wahrscheinlich waren es eine oder mehrere Wertsachen.“

„Wir sollten ihn schnellstmöglich zur Rede stellen. Nicht, dass er uns noch entkommen kann.“

„Das ist nicht nötig Gentlemen“, ertönte plötzlich Owens Stimme hinter uns. „Die Sache mit Jeffrey war ein Unfall. Wir beide hatten eine kleine Auseinandersetzung gehabt. Jeffrey und meine Wenigkeit waren so in Rage, dass wir nicht bemerkten, wie gefährlich nahe wir schon am Fenster standen.

Er hielt mir plötzlich die Kehle zu und ich erschien zu ersticken. Ich wehrte mich nur, indem ich ihn von mich schubste. Dabei stürzte er schreiend in die Tiefe.“

„Das ist keine Entschuldigung für diese Missetat. Sie hätten versuchen müssen ihn festzuhalten. Eher liessen Sie ihn kaltblütig in den Tot stürzen. Wir werden dafür sorgen, dass Sie Ihre gerechte Strafe erhalten werden“, brachte ich empört hervor.

„Das ist mir mehr oder weniger bewusst, Dr.Watson. Ich hätte diesen elenden Hund schon länger beim Yard anschwärzen sollen.“

„Erläutern Sie das bitte,“ reagierte Holmes euphorisch.

„Tze, nur zu gern. Der immer gut gelaunte Jeffrey Johnston trieb sich nicht gerade in den feinsten Gesellschaften rum. Er war in unschöne illegale Geschäfte verwickelt. Wenn das seine Frau wüsste. Sein Geld bunkerte er hier im Uhrturm. Er dachte sicherlich, dass es hier sicherer wäre. Ich habe schon länger geahnt, dass dieses Versteck irgendwo hier sein muss. Leider blieb es mir verborgen. Bis heute jedenfalls.“

Dann brach er in Gelächter aus und packte in seine Westentasche. In diesem Augenblick vermisste ich meine Webley, die in meinem Nachtschränkchen ruhte.

Also wollte ich mich mit meinen Fäusten auf ihn stürzen, als mich Holmes im letzten Moment zurückhielt und auf etwas aufmerksam machte. Statt einer Waffe, hielt Owen ein Bündel Banknoten in seiner Hand und warf es in die Luft. Das Bündel löste sich und das ganze Geld regnete auf uns herab. Plötzlich spurtete Owen zum Fenster.

Ich zögerte nicht und hastete los. Nur mit Mühe konnte ich ihn gerade noch rechtzeitig zurückhalten, bevor er sich hinausstürzen konnte und liess ihn auf den Boden fallen.

„Mr. Hamilton, wir haben unser Gespräch noch nicht beendet. Wie kam es zum Streit?“ Holmes Tonfall war resolut. Seine Augen waren wissbegierig auf Mr. Hamilton gerichtet. Dieser fing wieder spöttisch an zu lachen und kugelte sich auf dem Boden. Es war ganz klar: Dieser Mann war nicht mehr bei Sinnen.

„Nun reden Sie schon!“ schrie der Detektiv erbost. Gefühlsausbrüche gab es selten bei ihm. Aber damit sein Geist zufrieden gestellt werden kann, musste ein Fall lückenlos gelöst werden.

„Das können Sie sich nicht denken? Ha, Jeffrey war heute unachtsam. Sonst vergewisserte er sich immer, bevor er zu seinem Versteck geht. Das wurde ihm zum Verhängnis. Ich nutzte natürlich meine Gelegenheit. Haha, wie er zusammen zuckte, als ich ihn erwischte. Danach stellte ich ihm ein einfaches Ultimatum. Hätte er sich doch darauf eingelassen, dann wäre er noch am Leben.“ Mr. Hamilton stand vom Boden auf und klopfte sich den Staub aus den Kleidern. Er legte seinen Kopf in den Nacken. Seine Augen schien zu glühen. Ich schüttelte den Kopf und rieb mir die Augen, die mich zu trügen schienen.

„Wollen die Gentlemen nicht wissen, welches Ultimatum ich Jeffrey stellte? Mr. Holmes nun schauen Sie nicht so böse. Und was ist mit Ihnen Dr. Watson, sind Sie etwa müde? Och, ich langweile Sie wohl. Nicht doch!“

So eine Überheblichkeit habe ich selten erlebt. Er musste in dem Moment endgültig den Verstand verloren haben.

„Nun, es war eine lösbare Aufforderung. Ich wollte Jeffrey entgegenkommen und ihm sogar helfen. Ich erzählte ihm, dass ich seine krummen Geschäfte durch seine netten Freunde in Erfahrung gebracht hatte. Jeffrey wurde auf einmal purpurrot. Seine Fäuste ballten sich. Ich wollte doch nur die Hälfte seiner Ausbeute. Er wusste, wenn er sich nicht darauf einlässt, dass dann schlechte Zeiten auf ihn zukommen würden. Dumm war er ja nicht.

Ich hätte kein Problem damit gehabt ihn wegen seiner illegalen Geschäfte beim Yard zu verpfeifen. Er würde im Gefängnis landen und seine Hochzeit würde platzen. Die Frau die er so abgöttisch liebt, hätte ihn in der Zelle schmoren lassen.

Tja, dann kam er wie ein Irrer auf mich zugestürmt. Ich habe mich dann nur gewährt. So wie ich es jetzt auch tue!“

Wie eine Ratte sprang er auf Holmes und krallte sich an seinem Hals fest. Holmes packte die Arme von Owen und versuchte sich zu befreien. Dann trat er ihn mit beiden Beinen von sich. Owen viel unsanft zu Boden. Ich stürzte mich auf ihn und hielt ihn im Schwitzkasten.

Holmes hustete stark und schnappte nach Luft.

„Ich hole einen Inspektor“, krächzte er dann und verschwand taumelnd.

Während wir auf Verstärkung warteten sprach Mr. Hamilton kein einziges Wort. Er versuchte nicht einmal sich zu wehren. Er schien mit seinen Gedanken in einer anderen Welt zu sein. Zwischendurch kicherte er leise.
 

Nach gut zwanzig Minuten traf endlich Holmes mit der ersehnten Hilfe ein. Zwei Inspektoren eilten durch den Raum zu uns herüber. Ein metallisches Klacken, die von den Handschellen her resultierten, ließen mich erleichtert aufatmen und ich löste meinen festen Griff.

Dann wurde Owen Hamilton abgeführt. Vor uns traten die Inspektoren die zahlreichen Treppenstufen hinunter. Holmes und ich folgten ihnen lautlos.

Vor Big Ben waren immer noch viele Menschen versammelt. Sogar die Zigeunerin, die wir in der Seitengasse begegneten, zählte zu den Schaulustigen. Als sie den Gefangenen sah, nahm sie ihren Karren und schlängelte sich durch die Menschenansammlung bis zur Gefängniskutsche. Dort schien sie zu warten. Auch Holmes bemerkte das sonderbare Verhalten dieser Frau.

„Was hat sie vor?“

„Gute Frage, Watson. Warten wir es ab.“

Die Zigeunerin starrte Owen an. Er bemerkte dies und ging zielstrebig auf sie zu. Die Inspektoren versuchten ihn vergeblich zur Kutsche zu lenken, doch es gelang ihnen nicht. Er war wie hypnotisiert. Als sich Hamilton und die Zigeunerin gegenüber standen, geschah etwas bizarres. Holmes schrak empört zurück und verließ schweigend den Ort. Ich war einfach nur verblüfft und folgte ihm. Unser nächstes Ziel war unser Domizil, wo das Abendessen auf uns wartete.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  lilac
2013-08-08T19:56:25+00:00 08.08.2013 21:56
Was war den so bizzar? ...also Hut ab ...schön zu lesen deine geschichte.


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