Verwandtschaftsprobleme Teil 2
Nach dem Unterricht machte ich mich sofort auf den Weg zu Scorpius' Klassenzimmer. Dieses Mal war ich mal eine der Ersten, die den Raum verließ.
Als ich dann vor seinem Zimmer stand, sah ich ihn drinnen mit seinen Freunden sitzen. Dennoch wartete ich. Endlich kam er aus seinem Zimmer. Erfreut von seinem Anblick lächelte ich ihn freundlich an. „Hey Scorpius.“ sagte ich ziemlich sicher und fest, aber er sah eher ernst drein. „Was willst du, Weasley?“ fragte er und sah mich aus seinen klaren blauen Augen an. Eigentlich sah er mich doch ziemlich nett an, denn tief in seinen Augen sah ich ein Funkeln. Ein Funkeln der Freude.
„Ich wollte bloß fragen, ob du kurz Zeit hast. Es ist wichtig.“ Ich versuchte es so stark wie möglich rüber zu bringen. „Ja, ich hab Zeit. Also?“ fragte er direkt. Ich aber wollte es ihm nicht so 'öffentlich' sagen, also ergriff ich die Hand des anderen und zog ihn mit mir mit.
Als wir uns in einer Abstellkammer befanden, ließ ich ihn los. Obwohl seine Hand so schön warm und weich war, musste ich mich von ihr trennen. Leider.
„Also.. Ich muss es einfach wissen Scorpius. Was ist mit meinem Cousin?!“ fragte ich ihn direkt und auch etwas sauer. Ich wollte doch nur den Grund für sein Benehmen wissen. Aber der Blonde zuckte bloß zusammen. „Ich weiß es nicht, Rose. Er kam eines Tages auf mich zu und beredete mit mir die Dinge. Er wollte nicht mehr, dass Malfoy und Potter sich hassen. Albus war dieser Meinung! Ich hab dafür nichts getan. Ich war bloß damit einverstanden.“ sagte Scorpius etwas kalt, doch seine Augen strahlten dennoch eine große Wärme aus. Eigentlich verwirrte mich das umso mehr, aber es machte mich auch glücklich.
„Tut mir Leid.. Ich dachte bloß... dass du was mit zu tun haben könntest. Entschuldige.“ sagte ich mit leiser Stimme und wendete meinen Blick von ihm ab. Er aber schüttelte nur den Kopf. „Schon gut. Du glaubst mir wenigstens.“ sagte er daraufhin und schaute sich etwas in der Abstellkammer um. „Nun, ich kann dir aber auch helfen. Also wegen deinem Cousin. Ich kann mal mit ihm reden.“ Der Vorschlag von Scorpius brachte mich unweigerlich zum Lächeln. „Ja? Danke. Das wäre wirklich sehr nett von dir.“ sagte ich mit sanfter Stimme und öffnete die Tür zur Abstellkammer. Gerade als ich gehen wollte, kam von einer Seite Albus und von der anderen Seite John.
Na toll, zwei Probleme auf einmal.
So wie es schien, verstand Scorpius meine Gedankengänge, denn er zog mich zu sich rein, schloss die Tür flink und drückte meinen Rücken dicht an seinen Oberkörper. Es fühlte sich schier unglaublich an. So warm und stark. Fast schon geborgen und befreit.
Für einen Moment schloss ich meine Augen und lehnte mich an ihn. Er musste das wohl bemerkt haben, denn jetzt, wo ich ihm noch näher war, drückte er mich so nah wie möglich zu sich.
Für einen Moment hielt diese Nähe an, doch als wir draußen keinen mehr hörten, ließ er wenig später von mir ab.
„Danke..“ sagte ich nur leise und sah ihn ein wenig gerötet an. „Kein Problem. Immerhin bist du die beiden für einen kurzen Moment los.“ gab Scorpius lässig von sich und streckte sich ein wenig.
Ich nickte kurz und öffnete wieder die Tür, um endlich raus zu kommen. Es war mir etwas peinlich mit ihm ganz alleine in einem engen Raum zu sein. Klar, es war sehr angenehm bei ihm, aber ich wusste nicht, wie er darüber nachdachte.
Als ich draußen war, drehte ich mich nochmals zu Scorpius um, doch dieser hatte sich schon aus dem Staub gemacht. Seufzend senkte ich meinen Blick. Na toll...
Wenig später saß ich zusammen mit Lily am See. „Was ist los mit dir, Rosie? Also ich hab mitbekommen, dass du - nachdem du bei Albus warst – zu Scorpius gegangen bist. Über was habt ihr geredet? Na los, erzähl es mir.“ sagte meine Cousine wie üblich neugierig.
Mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen schüttelte ich den Kopf: „Na ja, ich habe ihn gefragt, ob er etwas von weiß oder mit zu tun hat. Aber er weiß es selbst nicht. Keine Ahnung wieso Al so drauf ist. Scorpius hat mir aber versprochen, dass er mit ihm reden wird.“
„Aha. Scorpius hilft dir also. Sicher, dass er nicht auf dich steht. Ich meine, ihr liest beide das gleiche Buch. Du stehst so oder so auf ihn. Er ist eifersüchtig auf John gewesen und nun will er die helfen? Also wenn das keine Anzeichen dafür sind, dann weiß ich auch nicht weiter.“ Lily musste lachen. „Aber wäre doch süß, oder?“ fügte meine Cousine noch hinzu.
Nun, der Gedanke, dass er etwas von mir wollen würde, wäre echt wunderschön aber auch ziemlich banal. Ich meine... Scorpius! Der will doch niemals was von mir.
„Es wäre süß und toll wäre es ebenso. Aber überleg doch mal, Lily. Scorpius Malfoy ist einer der heiß begehrtesten Jungs der Schule und wieso sollte er ausgerechnet von mir etwas wollen? Er kann so viele andere Mädchen kriegen, die um Längen hübscher sind.“ sagte ich etwas traurig. Doch musste ich wieder lächeln, als ich darüber nachdachte, was er mir vor Tagen sagte.
Er steht auf Natürlichkeit und wenn ich mal die Mädchen auf unserer Schule so betrachtete, dann gab es nicht mehr so eine große Auswahl.
Irgendwie freute mich das richtig.
„Red keinen Unsinn, Rosie. Du bist wunderschön, natürlich, freundlich und unglaublich schlau.“ sagte Lily mit sanfter Stimme und strich sich durch ihr glänzendes Haar.
„Wie auch immer. Ich werde ihn dennoch nie darauf ansprechen. Was wenn ich mich irre? Dann bin ich das Gespött der Schule und das werde ich mir sicherlich nicht antun. Tut mir Leid, Lily. Dazu bin ich nicht bereit.“ sagte ich mir leiser Stimme und schaute zur Seite.
„Wenn du nicht bereit dazu bist, dann frag ich ihn. Oder deute bloß was an.“ Lily war deswegen ziemlich stolz auf sich. Ich aber hielt das nicht für eine gute Idee. Sofort schüttelte ich den Kopf.
„Spinnst du? Lily, dass ist keine gute Idee.“
„Wieso nicht?“ Lily klang dabei etwas traurig. „Ich sag es ihm ja nicht direkt. Ich will ihn bloß ein bisschen ausquetschen. Vielleicht kriege ich ja etwas raus.“ sagte Lily und vertiefte schon in ihren Gedanken. Lächelnd schüttelte ich denk Kopf.
Sie war unglaublich. Aber wirklich von abhalten konnte ich sie nicht mehr.
Nicht jetzt.
Am Abend saßen wir alle im Speisesaal und aßen das köstliche Essen. Es war lecker. Unglaublich wie immer eben. Aber ums Essen geht es jetzt natürlich nicht.
Lily erhob sich von ihrem Platz, zwinkerte mir noch einmal zu und lief auf schon an den Tisch der Slytherins.
Nein! Doch nicht jetzt schon!
Natürlich beobachtete ich die beiden heimlich, aber so wie es aussah, kam Lily gar nicht wirklich zu Wort. Das verwirrte mich nun doch. Langsam schaute ich nach vorne und da trafen sich John's und meine Blicke.
Ich merkte, wie meine Wangen zu glühen begannen.
Erst als Lily meine Schulter antippte, wendete ich meine Augen von ihm ab und schaute zu meiner Cousine. „Was ist nun?“ fragte ich auch schon neugierig. „Na ja, ich kam gar nicht wirklich dazu zu fragen. Er hat mir bloß gesagt, dass ich an ihrem Tisch nichts verloren habe und das ich verschwinden soll. Ich glaube ich muss das nach dem Unterricht machen. Dann habe ich eine bessere Chance eine Antwort zu kriegen.“ meinte Lily zuversichtlich und setzte sich wieder an ihren Platz.
Ich nickte daraufhin nur und drehte mich um. Unsere Blicke trafen sich. Ich wusste nicht einmal wie lange wir uns noch so ansahen, aber ich vergaß alles um mich herum. Für mich zählte nur noch dieser Moment. Aber irgendwas konnte ich in seinen Augen lesen. Ich verstand nur nicht, was er mir sagen wollte.
Als ich mich auf den Weg zum Zimmer machte, hielt jemand mein Handgelenk fest.
Es war John.
Was wollte er bloß von mir?
„Was ist?“ fragte ich etwas gereizt. „Oh Prinzessin, was hab ich denn angestellt? Fehlen dir meine Lippen?“ fragte er selbstsicher und grinste mich zufrieden an. Ich schüttelte bloß den Kopf. „Nein. Tu ich nicht.“
„Entschuldige, Prinzessin. Ich werde wohl morgen wieder auf dich zukommen müssen. Bis dann. Gute Nacht.“ Er hauchte mir einen kleinen Kuss auf die Wange und als er ging, erblickte ich Scorpius, der wie erstarrt stehen blieb. „Oh.. Hey.. Scorpius. Was ist denn?“ fragte ich sanft lächelnd und konnte meine Röte kaum mehr verstecken.
Es war mir peinlich, dass John mich geküsst hat und dass Scorpius dies auch noch gesehen hat.
„Ich wollte mit dir über deinen Cousin reden.“ Seine Stimme war ziemlich ruhig. „Ja? Und was hast du rausbekommen?“ fragte ich ziemlich erfreut und kam direkt auf ihn zu. Er aber schüttelte den Kopf. „Nicht so schnell, Weasley. Wenn ich dir das sage, dann möchte ich etwas dafür.“ Langsam beugte er sich zu meinem Ohr.
„Morgen Abend am See und zieh dir was Nettes an.“ flüsterte er in mein Ohr. Für einen kurzen Moment spürte ich seine weichen Lippen an meinem Ohr.
„Okay.. Wenn du willst.“ sagte ich leise und zog meinen Kopf etwas zurück, um ihn wieder anzusehen. „Gut.“ gab er nur knapp von sich.
„Also, Ich habe mit Albus geredet. Er dachte, wenn er seine 'langweiligen' Freunde los wird, dann kann er ein ganz bestimmtes Mädchen aufreißen. Aber hat nicht so gut geklappt. Aber seine Freunde haben es dann auch nicht mehr eingesehen, sich auf ihn einzulassen.“ sagte Scorpius lässig und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was? Albus... Wieso war er nur so ein Idiot..?“ seufzend senkte sich mein Blick. „Na ja, sie ist wirklich scharf. Kimberley Summer aus dem Haus Hufflepuff. Sie ist eines der beliebtesten Mädchen, die sich nur mit angesagten Jungs trifft. Aber Albus war durch seine Freunde dies nicht unbedingt..“ Seufzend schüttelte er seinen Kopf.
„Das ist doch Unsinn.. Albus spinnt doch.“ sagte ich nur leise und schaute dem anderen in die Augen. „Danke. Wir sehen uns Morgen. Gute Nacht.“
Mit diesen Worten verabschiedete ich mich und verschwand auf mein Zimmer.
Jetzt konnte ich nicht mehr mit Albus reden.
Aber morgen auf jeden Fall!
