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Das [Chaos-]College

Liebe, Eifersucht, Hass und Freundschaft sind eine gefährliche Mischung!
von

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Schuljahrsbeginn [Tsunade]

Tsunade
 


 

Das Laub der sattgrünen Bäume der Allee, die den Hauptweg zu den Eingangstoren des Colleges eingrenzten, raschelte im Wind. Noch lagen die Blätter nicht verstreut am Boden, der Sommer hatte die gesamte Region nach wie vor fest im Griff und sorgte für brütende Hitze und staubtrockene Straßen. Ich verschränkte nachdenklich die Arme hinter meinem Rücken und trat ans Fenster, um einen Blick auf die Schülerschar zu werfen, die sich vor dem Gebäude aufhielt und auf Einlass wartete.

Verdammt, ich brauchte wirklich etwas Alkoholhaltiges, doch ich konnte mir am Eröffnungstag des neuen Schuljahrs erst recht nicht leisten, auch nur eine winzige Fahne zu haben.

„Tsunade-sama?“

Ich zuckte zusammen, versuchte mir aber ansonsten nicht anmerken zu lassen, dass ich mich erschreckt hatte, und drehte mich langsam herum. Ein Lächeln umspielte meine Lippen, denn der Mann, der dort vor meinem Schreibtisch stand und demütig das Haupt senkte, war niemand anderes als Kakashi. Kein Wunder, dass ich ihn nicht bemerkt hatte, er schlich sich nämlich immer so an. „Willst du dich darüber beschweren, dass du jetzt die J1-Klasse übernehmen musst?“, fragte ich ironisch und sah wieder nach draußen, wo immer noch reger Trubel angesagt war. Er stellte sich neben mich und beobachtete ebenfalls die Lage. „Keineswegs. Stattdessen will ich mir Informationen von Ihnen einholen, was mich im Bezug auf meine Schüler erwartet“. Ich presste den Zeigefinger an die Scheibe, ohne auf den Abdruck zu achten, den er auf der blitzblanken Oberfläche hinterließ, und deutete auf eine abseits stehende Dreiergruppe. „Sasuke Uchiha, Gaara Sabakuno, Neji Hyuuga“, zählte ich auf. „Die Namen sagen mir bereits was. Scheinen clevere Bürschchen zu sein, sich auf das Jonin-Niveau hochzuarbeiten ist kein Spaziergang“. „Mag sein. Aber es geht auch auf eine leichtere Art und Weise“, antwortete ich und nickte in Richtung eines rothaarigen Jungens, der seinem blonden Freund dabei zu sah, wie er versuchte, einen Baum hochzuklettern. „Der da heißt Sasori. Ich bin mir sicher, dass sich von dem sogar die erfolgreichsten Casanovas noch etwas abgucken könnten. Ich vermute, dass er sich im wahrsten Sinne des Wortes >hochgeschlafen< hat“. Verächtlich spie ich das Wort aus. Zwar billigte ich sein Verhalten ganz und gar nicht und auch das Benehmen der Lehrerinnen war unter aller Kanone, aber ich konnte nicht anders als ihm für seine erfolgreiche Taktik Respekt zu zollen.

„Warum haben Sie nichts dagegen unternommen?“. Ich zuckte mit den Schultern. „Erstens habe ich keine Beweise und zweitens hat er mich auch schon rumgekriegt“. Mit einem entsetzten Gesichtsausdruck rückte Kakashi von mir ab und starrte mich an. „Reg dich ab, war doch nur ein Scherz. Ich bin ihm wohl eine Nummer zu groß, als dass er seine Verführungskünste an mir ausprobieren würde. Naja, wenn seine Talente in diesem Bereich liegen und die Lehrer es zulassen, warum sollte ich ihn dann bestrafen?“. Amüsiert nahm ich wahr, wie Kakashi krampfhaft versuchte, das Thema zu wechseln. Er hatte zwar eine Schwäche für erotische Bücher, aber im wirklichen Leben schien er nicht so leicht mit so etwas umgehen zu können. „Und der Blonde auf dem Ast und der Typ, der sein Hemd so weit offen hat…?“ Ich musste widerwillig grinsen, denn diesen fast komplett entblößten Oberkörper trug er fast immer zur Schau. „Das Äffchen dort auf dem Arm heißt Deidara und der Exhibitionist Hidan“. „Exhibitionist?“. Kakashi zog irritiert eine Augenbraue hoch. Ich winkte ab. „Das ist wohl eine übertriebene Bezeichnung dafür, dass er seinen Körper gerne der Öffentlichkeit preisgibt. Die drei sind wohl ziemlich gut mit den beiden Schulsprechern befreundet“. „Hilf mir auf die Sprünge“, bat Kakashi, während er die Menge nach weiteren bekannten Gesichtern absuchte.

Ich verdrehte die Augen. Der Kerl interessierte sich wirklich nur für die Schüler in seiner Klasse, von dem Rest hatte er wohl überhaupt keine Ahnung. Ich wollte gerade zur Antwort ansetzen, da nahm es mir jemand anderes ab. „Das sind wir“, erklärte eine kühle Stimme.
 

Wieder durchzuckte mich ein Schreck. Verflixt nochmal, warum mussten die mich auch alle heute kalt erwischen?

„Sie sind wohl unser neuer Klassenlehrer“, bemerkte Nagato an Kakashi gewandt, als weder der noch ich das Wort ergriffen und den Schüler nur musterten. „Darf ich uns vorstellen? Das ist meine Freundin Konan und ich bin Nagato“. Kakashi nickte dem hübschen Mädchen zu, das ihn schüchtern anlächelte. Ich griff nach einem Stapel Unterlagen auf einer Ablage, um nicht allzu unbeschäftigt zu wirken, und forderte das Schulsprecherteam mit einem Kopfnicken auf, auf den beiden (äußerst unbequemen) Stühlen Platz zu nehmen. Kakashi war bereits an der Tür, als er sich noch einmal umdrehte und sagte: „Ich freue mich auf den Unterricht mit euch“. Mit diesen Worten schloss er die Tür hinter sich und ließ uns drei alleine.

Nachdem ich die Papiere feinsäuberlich zu drei Stapeln angeordnet hatte, ohne eine Ahnung davon zu haben, was überhaupt auf ihnen stand, legte ich meine Fingerspitzen aneinander und blickte Nagato und Konan an. „Wie kommt’s eigentlich, dass ihr beiden hier drin seid und nicht vor den Eingangstüren wartet, wie alle anderen Schüler auch?“. „Das liegt daran, dass wir bereits sehr früh hier eingetroffen sind und uns Madara-sensei aufgeschlossen hat, damit wir unsere Rede für die Feier zum Schuljahresbeginn einüben können“, kam es wie von der Pistole geschossen aus Nagatos Mund, der auf der äußersten Kante seines Stuhles saß, als müsse er jederzeit zur Flucht bereit sein. Als er begann, von dem Inhalt seiner Rede zu berichten, schweiften meine Gedanken ab. Ich dachte über Konan nach, das Mädchen, das immer Haltung bewahrte und die volle Kontrolle über alles, insbesondere über Nagato zu haben schien. Ich hatte noch nicht viele Worte mit ihr gewechselt, sie war ein ziemlich ruhiger Mensch, der für schmutzige Witze und dergleichen nicht zu haben war. Manchmal wirkte sie sogar zu ernst und erwachsen für eine kaum 18jährige. Nagato hingegen wollte zwar immer beherrscht wirken, doch manchmal setzte er seinen Kopf auch mit Gewalt und Temperament durch. Wie er so angespannt dort saß und trotzdem mit gelöster Mimik und ohne viele Gesten von seiner Rede berichtete, mochte man ihn für einen gesetzten, intelligenten jungen Mann halten. Ich wusste nicht recht, ob ich diese Einschätzung teilte. Zwar wurde er wiederholt zum Schulsprecher gewählt, obwohl er bei seinem ersten Amtsantritt noch zu den Jüngsten gehörte. Er schien das Talent zu haben, zwischen Schülern und Lehrern vermitteln zu können. Meinetwegen, ich hatte nichts gegen ihn, er und seine Freundin waren gemeinsam sogar eine gute Kombi.
 

„Was halten Sie davon?“. Mist, ich hätte ihm wohl zuhören sollen. Ich beeilte mich, eine konzentrierte Miene aufzusetzen, und antwortete: „Klingt gut. Du wirst schon wissen, was du tust“. Er nickte zwar, doch ich sah, wie ein Schatten über sein Gesicht huschte, als wüsste er, dass ich kein Wort gehört hatte. Es war jedoch nur ein kurzer Moment, gleich danach hatte er sich wieder gefasst.

„Ihr Vertrauen ehrt mich. Wenn Sie nichts dagegen haben, werden wir uns jetzt in den Saal begeben und schon einmal unsere Plätze einnehmen, bevor die Türen geöffnet werden, was sicher bald geschieht“. Seine Verabschiedung fiel genauso kühl aus wie seine Begrüßung, nur Konanlächelte zum Abschied. Ehe ich mich versah, war ich bereits wieder allein. Komischer Kauz. Vor allem seine gestelzte Sprache kam mir merkwürdig vor.
 

Ich schüttelte den Gedanken an den Schulsprecher ab und nahm mir lieber die Akten vor, die über jeden Schüler Informationen enthielten, der dieses College besuchte. Nach dem Zufallsprinzip griff ich mir eine heraus, nur um ein wenig zu stöbern, und schlug sie auf. Ich wollte mir ein wenig die Zeit vertreiben, ehe ich ebenfalls in den Saal musste, um die Schüler zu begrüßen. Ich musste genervt aufstöhnen, als ich sah, wer mir da vom Aktenfoto entgegengrinste.

Naruto Uzumaki. Ausgerechnet der Raufbold, der nichts gebacken bekam und in der Genin-Klasse steckenblieb. Sein Vormund war Jiraiya, einer meiner Freunde aus alten Zeiten. Wütend knirschte ich mit den Zähnen. Naruto hatte es Jiraiya zu verdanken, dass er noch nicht rausgeflogen war. Gegen den war ich nämlich weitgehend machtlos, er schaffte es immer wieder, mir seinen Willen aufzudrücken. Hoffentlich schaute der nicht bald mal wieder vorbei.

Ich schob die Akte des blonden Klassenclowns nach ganz unten und öffnete die nächste.

Ein unschuldiges Lächeln, kindliche Gesichtszüge, rosa Haare… Das war wohl Sakura Haruno. Im Grunde interessierten mich die Beziehungsdramen meiner Schüler nicht sonderlich, sodass ich höchstens am Rande etwas davon mitbekam, wenn irgendein Lehrer darüber tratschte. Über die Liebe dieser Sakura hingegen war ich ständig im Bilde, weil sie einfach viel zu offensichtlich war. Sie himmelte diesen Sasuke Uchiha an und das immer und überall. Wo dieser schwarzhaarige Kerl rumhing, da war meistens auch sie in einiger Entfernung zu finden, oft in Begleitung zweier anderer Mädchen. Abwesend klopfte ich mir mit meinem Kugelschreiber leicht an die Schläfe. Wie hießen die beiden noch mal? Hm… Zwecklos, ich kam nicht drauf. Jedenfalls ging Sakura mit ihren Gefühlen dermaßen offen um, dass es beinahe schon langweilig war. Einmal hatte ich etwas aufgeschnappt, was mit einem Zickenkrieg zwischen ihr und Karin zu tun hatte. Wie lustig junge Mädchen doch sind, die würden später noch auf die harte Tour lernen, dass ein Mann sowas nicht wert ist.
 

Es klopfte leise an der Tür. Ha, dieses Mal konnte man mich nicht überraschen! Ich riss mich zusammen und forderte den Besucher auf, einzutreten, nachdem mein Blick zur Uhr gehuscht war. Dummerweise wollte mich wohl jemand zur Begrüßung abholen, worauf ich ja mal gar keinen Bock hatte. Mensch, ich war zwar gerne Schulleiterin, aber solche Prozeduren gingen mir immer auf die Nerven. Madara Uchiha trat ins Zimmer, ließ die Hand aber auf der Klinke liegen. Der hatte mir gerade noch gefehlt, er war zwar Lehrer an meiner Schule, aber ich traute ihm nicht über den Weg. Auch der schmierige Blick, den er jetzt draufhatte, gefiel mir überhaupt nicht. „Frau Schulleiterin, die Schüler erwarten sie“, sagte er gedehnt. Seufzend sah ich noch einmal nach draußen in den Innenhof. Tatsächlich, alles war ruhig, die Meute bevölkerte jetzt wohl den Saal.

„Jaja, ich komme schon“.

Schicksalsergeben folgte ich Madara, ohne mich noch einmal umzudrehen. Sakuras Akte blieb geöffnet auf meinem Schreibtisch liegen, doch darauf achtete ich nicht.

Was mich in diesem Schuljahr wohl erwartete?



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