Lesson one
Hallöchen mal wieder an meine lieben Leser! =)
Jaaaah, hier ist das 2. Kapitel meiner FF. ^^
Ich danke EngelchenYugi, Sechmet und natürlich Lilim-Angel für die ersten Kommentare, die Hilfen und Tipps.
Ich hoffe, ihr werdet (alle^^) weiterhin Spaß an der FF haben!
Eure Neko ♥
Kapitel 2: Lesson One
„Auf, Anzu! Das schaffst du!“, feuerte sich das Mädchen selbst an und betätigte die Klingel.
Es rauschte leise. Dann ertönte die metallen klingende Stimme eines älteren Mannes: „Ja bitte?“
„Mein Name ist Mazaki Anzu. Ich bin mit Kaiba-kun ver...“
Anzu zögerte kurz. Sie hatte 'verabredet' sagen wollen. Das klang allerdings für ihren Geschmack viel zu... persönlich.
„Miss? Sind sie noch da?“
„I- Ich... habe einen Termin mit Kaiba-kun.“
Diese Formulierung empfand Anzu als distanzierter. 'Termin' klang eher geschäftlich.
„Das Tor wird ihnen sogleich geöffnet.“
„Okay, Dankeschön.“ Anzu trat einen Schritt zurück und beobachtete beeindruckt, wie sich die schweren Eisentore brummend öffneten und den Weg über die prächtige Einfahrt frei machten.
Langsam trat sie durch das Tor und betrachtete ihre Umgebung. Zu den Seiten des Weges standen Kirschblüten in Reihe und bedeckten den gepflasterten Weg mit ihren rosa Blüten.
~Selbst sein Vorgarten ist um ein vielfaches Größer als meine ganze Wohnung.~ , musste Anzu gestehen. Aber ihre Gedanken kehrten schnell wieder zurück zu ihrem Problem. Ihr graute es davor, in wenigen Schritten das Anwesen von Innen zu sehen. Und noch dazu unter einem Dach mit dieser ewigen Eiszeit in Person!
An der Eingangstür wurde sie bereits erwartet. Der ältere Mann, der sie wahrscheinlich auch vor den Toren begrüßt hatte, verbeugte sich leicht vor ihr.
Anzu tat es ihm gleich. Sie kannte den Luxus, Bedienstete zu beschäftigen, nicht und wollte nicht höflicher behandelt werden, als sie sich auch anderen gegenüber verhielt.
„Master Kaiba erwartet sie bereits. Folgen sie mir bitte.“, bat der Butler.
Anzu nickte. Etwas geistesabwesend staunte sie über die Halle, in der sie sich befand.
Sie gingen eine geschwungene Treppe hinauf und den Flur entlang. Außer der Schritte hörte man nichts.
Vor einer überraschend schlichten Tür blieben sie schließlich stehen.
Der Butler wand sich Anzu erneut zu: „Bitte gedulden sie sich einen Moment.“
Mit diesen Worten klopfte er an die hölzerne Tür und trat nach einem „Herein.“ in den Raum.
Er verbeugte sich ehrfürchtig. „Kaiba-sama, ihr Besuch ist angekommen.“
Der Angesprochene neigte seinen Kopf als Zeichen, dass er verstanden hatte.
„Sie soll rein kommen.“
Sich noch einmal verbeugend schob der Butler Anzu in das Zimmer.
„Wünschen sie noch etwas?“
„Nein, du kannst gehen.“, antwortete der Firmenchef.
„Zu Diensten.“
Damit schloss der Mann die Tür hinter Anzu und ließ sie in der Höhle des Löwen allein zurück.
Wie erstarrt stand das Mädchen da und wagte es nicht, etwas zu sagen.
Nur das leise Tippen der Laptoptasten störte die Stille, bis Kaiba zu sprechen begann: „Willst du da Wurzeln schlagen?“
Seine Stimme schnitt in Anzus Geist und weckte sie auf.
Erschrocken verbeugte sie sich. „Hallo, Kaiba-kun.“
~Bloß freundlich bleiben. Lass dir deine Nervosität nicht anmerken!~ , ermahnte Anzu sich.
„Setz dich da vorne an den Tisch.“
Kaiba deutete auf einen breiteren Schreibtisch am Fenster. Er selbst saß an einem kleineren Tisch mittig des großen Zimmers.
Sofort tat Anzu, wie ihr gesagt wurde. Zwar störte sie der Ton, mit dem sie herumkommandiert wurde, aber sie konnte fürs Erste ohnehin nichts dagegen ausrichten.
So war er nun mal; das war eine der sichersten Feststellungen, die Anzu mit der Zeit über ihn treffen konnte.
Als sie saß, holte sie ihre Bücher und Hefte aus ihrer Tasche. Mit etwas zittrigen Fingern kramte sie nach ihrem Stift.
So merkte sie erst nicht, wie Kaiba seinen Laptop ausmachte und mit ein paar zusammen gehefteten Zetteln in der Hand zu ihr ging.
„Du brauchst deine Bücher fürs Erste nicht, Mazaki-san.“, sagte er ihr und legte die Zettel vor sie.
Langsam sah Anzu von ihrer Tasche auf. Dadurch, dass sie saß, wirkte Kaiba noch größer, als er ohnehin schon war.
Aus eiskalten Augen musterte er sie.
Anzu fühlte sich ein wenig, wie ein Kaninchen, das von einem Fuchs in die Enge getrieben worden war. Aber das Gefühl hielt nicht lange an.
Sie hatte sehr viel Respekt vor ihren Mitmenschen, aber von diesem arroganten Kerl ließ sie sich nicht einschüchtern!
„Was soll das sein?“ Anzu verschränkte die Arme und lehnte sich zurück.
Kaiba verdrehte die Augen. „Sieh drauf, dann weißt du es. Oder hast du etwa auch das Lesen verlernt?“
Triumphierend starrte er die Schülerin vor sich an, während sie widerwillig den Aufgabenzettel las, den er für sie vorbereitet hatte.
Es war ein sehr einfacher Test, um zu prüfen, auf welchem Wissensstand sie war und wo man anfangen musste, zu arbeiten.
Das hatte er aus seiner alltäglichen Arbeit abgeguckt:
Erst musste man das Problem erkennen, um es dann beheben zu können.
„Lös' so viele Aufgaben, wie du kannst. Sag mir, wenn du fertig bist.“
Dann verzog sich Kaiba auf seinen eigenen Platz. Bis sie alles gemacht hätte, würde es ohnehin lange genug dauern, also wollte er noch mehrere Unterlagen durchsehen.
Anzu dagegen wusste genau, wann sie ihm sagen musste, dass sie fertig war. Und zwar genau in dem Moment, in dem sie die Zettel bekommen hatte.
Trotzdem, vielleicht, um den Moment, in dem sie sich blamieren würde, herauszuzögern, las sie jede Aufgabe dreimal und tat so, als würde sie schreiben.
In Wahrheit tat sie das einzig sinnvolle in diesem Moment: Sie unterstrich alle ausdrücke, die sie nicht verstand.
Dementsprechend schnell meldete sie sich auch wieder zurück, stand von ihrem Platz auf und legte Kaiba den Zettel vor.
Dieser war nicht überrascht, zu sehen, wie wenig sie gelöst hatte. Immerhin hatte sie nicht sehr lange gebraucht.
Nervös biss sich Anzu auf die Zunge. Kaiba dagegen war eher verärgert. Erstens fühlte er sich absolut verarscht! Diese unfähige- ja, diese Unfähigkeit in Person hatte wirklich rein gar nichts ausgefüllt. Und zweitens war er genervt, weil er dabei unterbrochen worden war, einen wichtigen Vertrag zu lesen. Jetzt musste er sich nochmal neu durch die Absätze kämpfen, die er eigentlich schon gelesen hatte.
„Das ist nicht dein Ernst...“, war das Einzige, was er hervorbringen konnte.
Gekränkt sah Anzu aus dem Fenster. „Ich kann es eben nicht.“
„Eindeutig.“
„Du kannst auch nicht zuhören, oder?“, entgegnete sie nun genervt. Sie hatte ihm schließlich schon vorher gestehen müssen, dass sie nichts davon konnte. Er hatte ihre Klausur doch gesehen!
Kaiba zog nur skeptisch eine Augenbraue hoch. „Ich hab aus einem mir unerfindlichen Grund noch an das Gute oder zumindest an dein scheinbar erbsengroßes Gehirn geglaubt, Mazaki-san.“ Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Es überrascht mich aber nicht sonderlich, dass ich mich dabei geirrt habe.“
Für Kaiba war Phase Eins der Foltermethode abgeschlossen. Angriffslustig lehnte er sich vor und stützte sein Kinn auf seine gefalteten Hände.
Innerlich zählte er bis Zehn, bis sie mit Tränen der Erniedrigung aus seinem Zimmer und von seinem Grundstück stürmen würde. Drei... Vier... Fünf...
Aber Anzu konnte man nicht so leicht unterkriegen. Deshalb nahm sie all ihre Kraft zusammen und schlug direkt vor dem ruhigen CEO auf den Tisch.
„Du hast sie ja wohl nicht mehr alle! Erlaubst dir hier die höchsten Töne, bist aber nicht mal fähig, mir auf faire Weise diese Sachen zu erklären!“
Dann beugte sie sich so weit über den Tisch, dass sie Kaiba direkt in seine stahlblauen Augen sah.
„Mir ist durchaus bewusst, dass ich diesen Kram nicht kann. Aber das habe ich zufälligerweise auch ohne deine Hilfe gemerkt. Also entweder bist du in der Lage, mir das beizubringen, oder ich kann mit bestem Wissen und Gewissen behaupten, dass du an so einer kleinen Herausforderung gescheitert bist. Tja, so begabt kannst du dann wohl doch nicht sein, was?“
Die durchdachten, wütenden und provozierenden Worte seiner Mitschülerin hatten es geschafft, die gelassene Maske des Firmenchefs um einen kleinen Millimeter einzureißen. Doch was sie danach sagte, brachte ihn an die Grenzen seiner Beherrschung:
„Naja, man kann eben selbst von so einem wie dir nicht alles erwarten. Yuugi – nein, sogar Jounouchi wären in der Lage gewesen, mein Ergebnis von einem F wenigstens in ein E zu verwandeln. Wenn nicht sogar noch viel besser, aber...“
Die Behauptung, dass einer dieser anderen Anhänger des Kindergartens besser sein sollte als er, war für Kaiba letztendlich unerträglich. Das wusste Anzu zu gut.
Er konnte sich nicht mehr lange weigern, ihr wirklich zu helfen.
„Es reicht!“ Nun schlug auch Kaiba auf den Tisch und drängte Anzu damit zurück. Mit der linken Hand schnappte er sich den Übungsbogen und ging um seinen Schreibtisch herum. Mit der rechten Hand packte er Anzu unsanft am Arm und zog sie zurück zu dem Fensterplatz. Dort führte er sie zu ihrem Stuhl und holte sich selbst einen dazu. „Hinsetzen!“, befahl er mit bedrohlich tiefer Stimme.
Anzus Arm schmerzte von dem festen Griff und sie rieb vorsichtig darüber. „Geht´s auch vorsichtiger?“, beschwerte sie sich vorwurfsvoll.
„DU willst es lernen, also jammer nicht!“
Noch immer vor sich hin knurrend legte Kaiba ihr einen Stift vor.
Er versuchte sichtlich, seinen Zorn zu bändigen. Jetzt, da er direkt neben Anzu saß, sah sie, wie sein eines Augenlid leicht zuckte. Vermutlich war das ein Zeichen dafür, dass er kurz vor'm explodieren war.
Anzu nahm den Kugelschreiber, auf dem groß und breit KaibaCorp. stand. Sie hatte immerhin erreicht, was sie wollte. Jetzt konnte sie wirklich anfangen zu lernen, auch wenn sie der Gedanke etwas nervös machte, dass neben ihr eine tickende Zeitbombe saß.
Zu ihrem Glück stand er bald wieder auf. „Denk darüber nach, was du nicht an der ersten Aufgabe verstehst und schreib es an den Rand. Ich komm gleich zurück.“
Kaiba musste aus diesem Zimmer raus. Er brauchte ein paar Minuten Pause von diesem Mädchen.
Dafür, dass er sonst so geduldig war, schien ihm die letzte Viertelstunde den letzten Nerv geraubt zu haben.
Er schloss die Tür hinter sich und tigerte über den weiten Flur seiner Villa.
Vor der Fensterfront über der Treppe blieb Kaiba stehen und sah in den Garten. Es hatte sich etwas zugezogen. Die nächsten Tage würden schlechter sein, als man es vom Frühling gewohnt war.
Anzu hob ihren Kopf vom Zettel und blickte sehnsüchtig nach draußen. Auch sie betrachtete die grauen Wolken, die vorbeizogen, mit Sorge. Sie hoffte, dass das kein schlechtes Omen sein würde.
In diesem Moment wurde beiden Parteien bewusst, dass ein sehr anstrengender und vor allem lauter Weg vor ihnen lag. Hätten sie gewusst, dass sie beide in der selben Sekunde an das Gleiche dachten, wäre wohl der nächste Streit ausgebrochen.
Deshalb sollten wir ihnen diese erste, kleine Gemeinsamkeit lieber vorenthalten. Erstmal!
Wenige Stunden später bei Anzu zu Hause
Erschöpft ließ Anzu sich auf ihr Bett fallen. Eineinhalb Stunden war sie bei Kaiba gewesen.
Er hatte ihr erbarmungslos die Formeln in ihr Gehirn gepresst, sodass sie dachte, dass es platzen würde.
Immer wieder musste sie sich zusammenreißen, aus Frust nicht ihre Zettel zusammenzuknüllen und wegzurennen.
Dieser eingebildete Eisblock brachte sie bis zur Weißglut! Ständig hatte er sich lustig über ihr fehlendes Wissen gemacht oder sarkastische, kränkende Kommentare hören lassen.
~Du bist echt mies, Kaiba-kun.~, dachte Anzu müde, schloss die Augen und genoss die Stille der Wohnung.
Wirklich ruhig war es eigentlich nicht. Um diese Uhrzeit hörte man oft Autos die Straße entlang fahren. Ihre Nachbarn waren auch nicht unbedingt die rücksichtsvollsten Menschen. Aber Anzu hatte gelernt, all diese Störfaktoren auszublenden.
In der Ruhe, hallten immer wieder die Formeln durch den Kopf, die ihr der CEO erklärt hatte.
Mit unzähligen Variablen und dem spöttischen Lachen Kaibas in ihren Gedanken döste die Schülerin ein.
Zur gleichen Zeit im Hause Kaiba
Ein letztes Mal für diesen Tag tippte er die Enter-Taste.
Kaiba sah von seinem hell leuchtenden Laptop auf. Er saß noch immer in diesem Zimmer.
In dem Zimmer, das bis vorhin noch mit einer weiteren Person zurecht kommen musste und ihren lauten, nervigen Worten kaum stand halten konnte.
Seufzend strich er sich eine seiner braunen Haarsträhnen aus der Stirn und blickte zur hölzernen Tür seines Arbeitszimmers.
Er hatte so viel gearbeitet, dass ihm nicht viel Zeit zum Essen geblieben war.
Aber war das nicht sein Alltag? In den nächsten Minuten müsste sein Bruder anstürmen und ihn dazu bringen, sich mit ihm runter in das Esszimmer zu setzen.
Das Leuchten des Laptops erlosch und der Raum verdunkelte sich schlagartig. Mokuba hatte den Älteren schon oft ermahnt, er solle zum Arbeiten Licht im Zimmer machen, damit er seine Augen nicht so beanspruchte. Berücksichtigt hatte Kaiba das bisher nie, aber er hatte auch niemals Probleme deshalb bekommen.
Nur jetzt spürte er einen leichten Druck in seinem Kopf. Nichts Besorgniserregendes, aber störend. Störend, wie das laute Gerede von Mazaki-san, die ständig wiederholte, wie kompliziert diese mathematischen Formeln angeblich zu verstehen waren.
Sicher kamen seine Kopfschmerzen von ihr. Diese Nachhilfe hatte ihm mehr abverlangt, als er erwartet hatte.
Nicht etwa an Konzentration und Wissen; eher an Geduld und Selbstbeherrschung.
Gerade überdachte Kaiba seinen Schlachtplan, der ihn dazu verleitet hatte, diesem Mädchen seine Hilfe zu sichern, als sein kleiner Bruder die Tür öffnete.
Wie erwartet grinste Mokuba, lief auf ihn zu und zog den CEO von seinem Schreibtisch weg.
„Du kannst nicht ewig hier sitzen und arbeiten, Seto!“, bestimmte er.
Wieder ließ der Mitgezogene ein Seufzen hören, gab sich aber geschlagen.
Gegen seinen kleinen Bruder konnte der ältere Kaiba sich nicht wehren. Wollte er aber auch nicht. Obwohl ihn die Kopfschmerzen ärgerten, ließ er sich dazu verleiten, den Abend gemütlich ausklingen zu lassen.
Letztendlich mochte Kaiba die Ruhe und Gelassenheit mehr, als den stressigen Alltag und seine Pflichten.
Das muntere Geplapper Mokubas empfand er nicht als so störend, wie die Vorträge von Mazaki-san. Es war mehr ein gewohnter Klang, der ihm das Gefühl gab, den Tag endlich abschließen zu dürfen und keine Gedanken mehr an das Geschehene zu vergeuden.
Wohnung Mazaki
Wie lange hatte sie gedöst? Vielleicht eine halbe Stunde. Etwas weniger.
Langsam schlug Anzu ihre Augenlider auf und sah an die Decke. Sie hatte gehofft, etwas Schlaf zu finden, denn müde genug war sie ohnehin.
Aber die Belehrungen der letzten Stunden ließen sie nicht los. Eher würde sie die Nacht nicht schlafen, als mit der Stimme dieses Eisblocks im Ohr einzuschlafen.
Aufweckend klaschte sie in die Hände und schwang sich vom Bett.
Doch ihr Körper zeigte ihr seine Missgunst über diese viele Bewegung und ließ ihr Blickfeld sich verdunkeln.
Anzu spürte, wie ihr schwindelig wurde, konnte sich aber noch rechtzeitig an ihrer Kommode festhalten.
In letzter Zeit streikte ihr Körper öfters.
Die Sorgen in der Schule, die Lügen, die sie ihren Freunden auftischen musste und die wenige Zeit, die ihr blieb, um genügend für das Tanzen zu üben, raubten ihr die Kraft.
Noch leicht schwankend fand Anzu zu ihrer Zimmertür. Fast zeitgleich öffnete sich die Wohnungstür und Miyako Mazaki trat ein.
Erstaunt erwachte Anzu aus ihrem Halbschlaf. „Mama? Was machst du so früh hier?“, fragte sie.
Miyako lächelte, zog ihre Schuhe aus und stellte sie neben die ihrer Tochter.
„Ich habe früher Feierabend bekommen.“, erklärte sie zufrieden. Dann umarmte sie Anzu, die ihr entgegen gekommen war.
„Wie war dein Tag, Kleines?“, erkundigte sie sich.
Anzu ließ sich auf das schmale Sofa fallen und berichtete.
„Der Tag war eine Katastrophe.“
„Was? Weshalb? Hattest du Streit?“
Sorgenvoll begutachtete Miyako das funkelnde Wasser, das sie gerade in die Teekanne gefüllt hatte.
„Auch einen Tee?“
Anzu nickte, obwohl ihre Mutter das nicht sehen konnte und antwortete dann entsprechend.
Danach erzählte sie weiter.
„Ich... Ich musste meine Freunde anlügen.“ Beschämt spielte Anzu mit ihrem Pony und wuschelte langsam hindurch.
„Oh...“, brachte Miyako hervor und setzte sich neben Anzu. „Wieso das?“
Anzu zuckte leicht mit den Schultern. Erst jetzt, wo sie es ausgesprochen hatte, merkte sie, wie Leid ihr ihre Lüge tat. Ihr, die sonst bei Freundschaftsangelegenheiten und Sorgen immer die Erste gewesen war, die eine Predigt über Ehrlichkeit und Vertrauen gehalten hatte.
„Du weißt ja... Ich habe heute erfahren, wen ich als Nachhilfe in Mathematik bekommen habe.“
Und dann erzählte Anzu ihrer Mutter alles. Von den Anfängen, den Streitereien zwischen Kaiba und ihren Freunden; von den Auseinandersetzungen zwischen ihr und ihm bei der Nachhilfe; von der Notwendigkeit, ihre Freunde zu belügen.
Sanft strich Miyako über den Kopf ihrer Tochter, die den Tränen nahe war.
Sie konnte Anzu gut verstehen und nickte verständnisvoll.
Aber sie entschied sich auch dazu, ihrer Tochter keine Tipps zu geben, wie sie aus dieser Situation wieder herauskommen konnte. Nach einer kurzen Denkpause sagte sie ihr das.
„Du musst lernen, abzuwägen, wann du die Wahrheit sagen musst und wann du zu schweigen hast. Ich kann dir nur sagen, dass du bei dem, was du tust, auf dein Herz hören solltest. Es weiß, was die beste Lösung für deine Sorge ist.“
Anzu überraschte diese Antwort nicht. Ihre Mutter war immer darauf aus, dass sie ihre Probleme selbst klärte. Bisher hatte sie das auch geschafft, aber diesmal hatte sie doch auf einen Rat gehofft.
Aber trotz der eher wagen Antwort fühlte Anzu sich besser.
Sie gab ihrer Mutter einen leichten Kuss auf die Stirn und ging in ihr Zimmer.
Selbst das schrille Pfeifen des Teewassers hörte sie nicht mehr, so schnell war sie im Land der Träume.
Ohne Kaiba.
Dieser hatte sich gerade auf den Weg in sein Schlafzimmer gemacht. Nach den Anstrengungen des Tages und den restlichen Minuten mit Mokuba war er mehr als erschöpft.
Niemandem gegenüber würde er das allerdings zeigen. Selbst seinem Bruder hörte er aufmerksam zu, besah sich jedes Einzelne der geknipsten Handyfotos und kommentierte den Schultag des Jüngeren mit mehrmaligem Nicken und Brummen.
Es war wie immer.
Nur das zunehmende Stechen hinter seiner Stirn war neu.
Erfolglos massierte Kaiba seine Schläfen und suchte seine Sachen für die Nacht zusammen.
Natürlich hätte er das auch eines der Zimmermädchen machen lassen, aber er traute diesen kichernden, älteren Frauen nicht über den Weg. Zumindest nicht in seinen absoluten Privaträumen.
Eine Zeit lang hatte er diesen Fehler begangen und ihnen aufgetragen, sein Zimmer zu putzen.
Bis zum heutigen Tage wusste er nicht, wo sein eines Hemd geblieben ist.
Irgendetwas sagte ihm, dass er es wohl auch nicht wissen wollte. Auf jeden Fall war sein Schlafzimmer sein Reich, in dem nie wieder ein anderer Mensch einen Fuß setzen würde.
Nur über seine Leiche! Wobei... Lieber nicht einmal dann.
Kaiba löschte das Licht und tigerte zu seinem Bett.
Der nächste Tag würde vielleicht ruhiger werden. Aber leider bezweifelte Kaiba das stark. Er musste mit Mazaki-san den nächsten Termin für seinen Rachefeldz...- für die Nachhilfe besprechen.
Kapitel 2.... CUT!
Tja, hier höre ich auf. ;)
Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass ich Euch im Detail beschreibe, wie Seto sein Hemd auszieht.. Und seine Hose... Und... O.ô
Vergesst es! =P Darauf müsst Ihr noch hechelnd warten!
Ob es noch kommt? Lasst Euch doch überraschen.
Bis zum nächsten Mal!