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Scheidewege

von

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Konfrontation

So, jetzt gehts endlich weiter^^
 

Ich wünsch euch viel Spaß und hoffe, es gefällt euch.
 

*kakaoausteil* *schokoladehinstell*
 

Und: immer noch nix mir, außer der Idee;)

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Angespannt hielt er die Luft an, während sich seine Augen langsam öffneten. Nachdem er sich aufmerksam seine Umgebung angesehen hatte, atmete er erleichtert durch. Bis hierher war alles gut gegangen. Um sich herum erkannte er das gewünschte Ziel: sein Zimmer im Manor.

Er war also ohne Komplikationen angekommen. Ein erleichtertes Seufzen glitt über seine vor Aufregung ganz trockenen Lippen.

Zwar war seine Landung hier etwas unsanft gewesen, aber damit hatte er bereits gerechnet. Vorsichtig rieb er sich über die angestoßene Stelle an seinem Hinterkopf, während er ein grün schimmerndes Amulett vom Boden aufhob und sich selbst ebenfalls in eine senkrechte Position brachte.

Sanft fuhr er mit den Fingern über den glatten Edelstein, der in schlichtes Silber eingefasst war. Es schien das Ebenbild des Schmuckstücks zu sein, das er im Astronomieturm abgelegt hatte, aber dennoch nicht das gleiche.

Ein Lächeln legte sich auf seine Züge. Die beiden Zwillingsjuwelen waren ein Geschenk gewesen. Von dem einzigen echten Freund, den er je hatte. Von einem Menschen, dem er wirklich vollends vertraut, dem er alles erzählt hatte. Und diese Person war ausgerechnet sein Kindermädchen gewesen…
 

Ein Schatten an Trauer überlagerte die schönen Erinnerungen. Sie war während seiner Kindheit immer für ihn da gewesen. Seine engste Bezugsperson. Seine Familie. Doch eines Tages war sie einfach nicht mehr wiedergekommen. Sie hatte ihn allein gelassen. Ohne ein Wort des Abschieds. Seine Mutter hatte ihm gesagt, er wäre nun alt genug und bräuchte keine Nanny mehr. Aber niemand hatte ihn gefragt, was er denn brauchte…

Als er sich weinend in sein Zimmer zurückgezogen hatte, erwarteten ihn dort auf seinem Bett ein Brief und ein Päckchen, mit zwei identischen Amuletten. Er erinnerte sich noch genau an den Inhalt des Schreibens. An die Worte, die sie ihm hinterlassen hatte. Die bei ihm das Gefühl ausgelöst hatten, sie wäre in seiner Nähe, wobei sie dennoch so unerreichbar weit entfernt blieb. Diese so bedeutungsvollen Worte…

Dass sie ihn liebe wie einen Sohn.

Dass er immer an sich glauben solle.

Das er ein guter Mensch sei und ein großes Herz habe…
 

Und das Amulett…

Vor seinem geistigen Auge sah er die Zeilen des Briefes, wie in sein Unterbewusstsein eingemeißelt: “Draco, wenn du irgendwann jemandem begegnen solltest, bei dem du das Gefühl hast, angekommen zu sein, bei dem du dich stark fühlst, sicher, den du beschützen, den du nicht verlieren willst, dem du vertraust, dann hast du denjenigen gefunden, dem die andere Hälfte des Edelsteins gehört. Die zwei Teile eines Ganzen werden euch verbinden, ihr werdet euch immer wiederfinden. Egal wie groß die Distanz ist, das Amulett wird sie überwinden. Ich weiß, dir ist jetzt nicht klar, wen ich damit meinen könnte, aber glaube mir, wenn es soweit ist, wirst du es wissen.“
 

Ein Seufzen rann über Dracos Lippen. Er hatte bisher die Bedeutung dieser Worte noch nicht erfahren, nicht einmal wirklich begriffen. Vielleicht würde er das auch nie. Er wusste nicht, ob es dort draußen jemanden gab, der in ihm solche Gefühle hervorrufen konnte. Er war sich auch nicht so wirklich sicher, ob er das überhaupt wollte. Verdiente er das denn? Er hatte soviel falsch gemacht. Außerdem wusste er selbst nicht, wer er eigentlich war, wer er sein wollte, wer er sein könnte. Im Prinzip wusste er noch nicht einmal etwas über Freundschaft… Irgendwie war er anscheinend nicht der Typ dafür. Er konnte nicht behaupten, seit dem Verschwinden seiner Nanny jemals wieder damit in Berührung gekommen zu sein…

Seine Grübeleien versanken im Chaos seiner Gefühle. Bei diesen Gedankengängen geriet er stets in eine Sackgasse. Das einzige Ergebnis zeigte sich ihm in Form von Kopfschmerzen. Erschöpft rieb er sich die Schläfen. Es war und blieb ein Buch mit sieben Siegeln…
 

Aber die Funktion des Schmuckstücks hatte sich ihm auch darüber hinaus erschlossen. Man konnte zwischen den Amuletten reisen. Das würde sein Weg hinaus sein, hinaus aus dem Manor, zurück nach Hogwarts. Dummerweise hatte er es an der Unterseite seines Schreibtisches versteckt, was jetzt im Nachhinein wahrscheinlich nicht eine seiner besten Ideen gewesen war. Das Gesicht verziehend rieb er sich erneut über die Stelle, an der sein Schädel Bekanntschaft mit der Tischplatte gemacht hatte. Anscheinend brauchte er gar keine Todesser oder Voldemort, er konnte sich auch selbst ganz gut außer Gefecht setzten.

Ein weiterer Seufzer entglitt ihm. Über seine eigene Unfähigkeit würde er sich später immer noch den Kopf zerbrechen können, auch wenn er es dann vielleicht eher mal gedanklich und nicht mit einem Brett versuchen sollte. Jetzt musste er jedenfalls erstmal erledigen, was er sich vorgenommen hatte…
 

Mit dem Amulett um den Hals bewegte er sich möglichst leise durch sein Zimmer und sammelte all seine ihm wichtigen Habseligkeiten zusammen, schrumpfte sie und steckte sie in seine Taschen. Er schenkte diesem Raum, in dem er so viele Jahre verbracht hatte, in dem sich ein Großteil seines Lebens abgespielt hatte, einen letzten Blick und öffnete, mit einem alten Unsichtbarkeitszauber belegt, den er vor langer Zeit von seinem Paten gelernt hatte, die Tür zum Flur. Vorsichtig und beinahe lautlos, aber bis zum Zerreißen gespannt, machte er sich auf in Richtung des Zimmers, in dem sich das Verschwindekabinett befand. Das, welches in Hogwarts stand, hatte er bereits erfolgreich untauglich gemacht, wodurch er nun genau wusste, wie er vorzugehen hatte. Als er das angestrebte Gästezimmer erreicht und die Tür ins Schloss fallen lassen hatte, lehnte er sich erst einmal erschöpft an das Holz hinter sich und atmete durch. Ihm war klar gewesen, dass die Angst sein ständiger Begleiter sein würde, aber er war nervöser als vermutet. Merlin sei Dank war er niemandem auf dem Flur begegnet.
 

Fahrig fuhr er sich durch die Haare und analysierte forschend den Raum. Er murmelte ein paar Zaubersprüche, die ihm verrieten, dass sein Vater und der dunkle Lord es anscheinend nicht für nötig hielten, weitere Schutzzauber innerhalb des von Schutzzaubern umgebenen Hauses zu verwenden. Gut, das würde Draco einiges an Arbeit ersparen. Konzentriert und geübt platzierte er mehrere, vorbereitete Fläschchen im Kabinett, legte einen Stillezauber darüber und sprach schließlich klar und deutlich eine Folge verschiedener Flüche. Die Fläschchen leuchteten auf und zerbarsten, ließen Rauch aufsteigen, aber alles blieb völlig still. Der junge Zauberer atmete erleichtert durch. Das Wichtigste wäre geschafft. Beide Geräte waren zerstört. Eine große Last brach von seinen Schultern, denn selbst, wenn alles andere misslingen sollte, so hätte er trotzdem etwas vollbracht, auf das er stolz war, auf das er stolz sein konnte, ja sogar durfte. Ein sanftes Lächeln erschien auf seinen Zügen. Er hatte das erste Mal das Gefühl, etwas richtig gemacht zu haben. Und überraschenderweise fühlte es sich um Vieles besser an, als er erst vermutet hatte. Der Sturm in ihm schien sich augenblicklich zu beruhigen.
 

Aber als sich plötzlich die Tür öffnete, wurde Draco völlig überrascht aus seiner Gefühlswelt gerissen und stand da wie erstarrt. Der vorher angewandte Unsichtbarkeitszauber hatte seine Wirkung verloren, da ihn die Flüche einfach zuviel Konzentration gekostet hatten. Er würde eher als geplant entdeckt werden. Angespannt biss er sich auf die Unterlippe, so stark, dass er sein eigenes Blut schmeckte. Er konnte nur hoffen, dass es nicht gleich der dunkle Lord persönlich war. Das wäre vermutlich sein Tod. Fest umklammert erhob er seinen Zauberstab und richtete ihn auf die knarrende Tür, bereit zum Angriff, wenn es denn sein musste. Als er jedoch sah, wer soeben den Raum betrat, senkte sich seine Hand wie von selbst. Direkt vor ihm stand die blonde Hausherrin. Seine Mutter…
 

Verwirrt wanderte ihr Blick zwischen dem rauchenden Verschwindekabinett und ihm hin und her. Dracos Gedanken rasten. Wenn jetzt jemand an dem Zimmer vorbeiliefe, wäre seine Anwesenheit auf der Stelle bekannt. Schnellen Schrittes bewegte er sich auf seine Mutter zu und schloss geistesgegenwärtig die immer noch geöffnete Tür. Solange sie allein waren, war sein Plan noch durchführbar, wenn auch die gegebenen Umstände nicht eingeplant waren. Aber er hatte sowieso nicht damit gerechnet, dass alles seinen Vorstellungen entsprechend ablaufen würde. Für eine Auseinandersetzung mit einem Todesser war sein magisches Potenzial allerdings noch nicht wieder hochgefahren. Er brauchte noch einen Moment der Ruhe. Daher war das immer noch einer der für ihn günstigeren Zwischenfälle. Außerdem konnte er seiner Mutter so persönlich sagen, welchen Weg er gewählt hatte, dass er nicht so weitermachen wollte wie bisher…
 

„Draco, was…wieso bist du hier? Was ist passiert? Wer war das?“ Sie zeigte auf das weiterhin leicht vor sich hin qualmende Kabinett. Draco fuhr sich verlegen durch die Haare. Wie sollte er ihr nur erklären, dass er sich gegen alles entschieden hatte, was die Erziehung seiner Familie ausmachte? Gegen alles, was man ihm beigebracht hatte…

„Ich…ich habe es…ich…“
 

„Du hast es unbrauchbar gemacht…“ Es war eine bloße Feststellung. Als hätte sie damit gerechnet.

Draco nickte, da er irgendwie nicht so recht wusste, was er sagen sollte. Würde sie es verstehen? Würde sie seine Entscheidung akzeptieren? Was, wenn nicht? Mit einem Mal war er sich nicht mehr so sicher, ob er das Richtige tat. Ob das, was er vorhatte, möglich war. Doch seine Gedanken verflüchtigten sich, als er in die Arme seiner Mutter gezogen wurde. Sie würde ihn nicht verurteilen. Er konnte er selbst sein. Jetzt. Er spürte es. Für einen Moment schloss er die Augen und gab sich der Wärme hin. Es war ein seltenes Gefühl. Seine Mutter hatte ihn nicht oft in den Arm genommen. Er wollte die Erinnerung festhalten. Nur noch einen Moment. Dann fasste er sie sanft an den Schultern und brachte ein wenig Distanz zwischen sie, sodass sie einander in die Augen sehen konnten. Ihr Blick war weich. Dracos Züge entspannten sich automatisch.
 

„Mutter, ich…“

„Ich weiß, Draco. Du musst es nicht erklären. Es war richtig so. Aber es hätte nicht deine Aufgabe sein sollen. Es wäre an mir gewesen, das zu tun. Aber ich… ich selbst hatte einfach nicht den Mut dazu…“ Ihr Blick war bitter. Mütterlich legte sie eine Hand an die Wange ihres Sohnes und strich ihm anschließend eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihre Finger ergriffen sein Handgelenk und fuhren über das grausige Mal, mit dem er gezeichnet war. Eine Träne rann über ihre Haut.
 

„Ich habe das nie gewollt. Ich wollte nie, dass du einer von ihnen wirst. Du bist nicht wie sie, Draco. Du bist vielmehr…“ Ihre Lippen verließ nur ein Flüstern. Ein Schimmern erfüllte die Augen des jungen Mannes, woraufhin er für einen kurzen Moment seine Seelenspiegel schloss, bevor er wieder dem Blick seiner Mutter begegnete.

„Ich werde dir helfen.“ Ihre Stimme war fest. Sie meinte es ernst, schien entschlossen, aber erntete nur ein Kopfschütteln ihres Sohnes.
 

„Nein. Ich muss das wirklich…das muss ich allein machen. Es war meine Entscheidung. Wenn ich das nicht ohne Hilfe schaffe, dann…“ Er kniff die Lippen zusammen. Weiterhin ihrem Blick standhaltend griff er geübt in seine Tasche, holte einen dezenten Armreif hervor und reichte ihn ihr.
 

„Aber…nein, Draco…ich…“

„Wenn du etwas für mich tun willst, dann…trage den hier und…überlebe den kommenden Krieg und…rufe um Hilfe…“ Seine Stimme verlor mit jedem Wort an Festigkeit. Behutsam streifte er ihr das Schmückstück über das Handgelenk und küsste ihre Hand.
 

„Aber, Draco, du kannst doch nicht allein…“

„Mutter…“ Seine Stimme klang erschöpft.

„Was ist mit Albus Dumbledore? Geh zu ihm. Ich bekomme dich schon irgendwie aus dem Schloss, ich…“

„Mutter, bitte, wenn du mir jetzt hilfst, bist du so gut wie tot, also…“
 

Ein feines Lächeln erwärmte ihre Miene. Ein weiteres Mal strich sie ihrem Sohn leicht über die Wange.

„Es spielt keine Rolle mehr, Draco. Nichts hält mich hier. Nicht mehr. Dein Vater…er ist nicht mehr derselbe. Lange schon nicht mehr. Ich bin müde…“

Draco ergriff die Hand an seiner Wange und hielt sie fest. Er schluckte die Tränen herunter, die aufgrund der Worte seiner Mutter hervorbrechen wollten.

„Für mich spielt es eine Rolle.“ Seine Stimme war rau. „Wenn du es nicht für dich machen willst, dann tue es für mich, okay? Ich…ich habe einen Plan. Ich habe mir das hier gut überlegt, ich kenne einen Weg hinaus. Bitte.“
 

Ein leichtes Kopfschütteln seiner Mutter war alles, was er als Antwort bekam. Dracos Züge wurden hart.

„Gut, dann…werde ich eben die Todesser alarmieren und wir werden ja sehen, was dann passiert…“ Draco erhob seinen Zauberstab und setzte zum Sprechen an, wurde aber rechtzeitig von seiner Mutter am Arm gepackt.

„Das ist Erpressung, Draco. Aber ich denke, das ist dir klar…“ Der Klang ihrer Stimme war nicht in der Lage, die Resignation zu verbergen. Der blonde Jungzauberer schenkte ihr ein warmes Lächeln.

„Ja, das ist mir klar…“
 

Erneut schloss er seine Mutter in den Arm und schob sie schließlich in Richtung Tür, die er ein Stück breit öffnete. Nachdem er ein paar magische Worte gemurmelt hatte, ging er zurück bis auf die Höhe des Verschwindekabinetts, ließ den Qualm zu demonstrativen Zwecken erneut verstärkt aufrauchen und blickte seiner Mutter fest in die Augen.

„Schrei um Hilfe“, verließen die Worte flüsternd seine Lippen.

Seine Mutter schloss kapitulierend die Augen und gab im nächsten Moment einen markerschütternden Schrei von sich, gefolgt von einem „Bella, schnell, komm her…“.

Draco schenkte ihr ein letztes Lächeln bevor seine Lippen ein ‚Tut mir leid’ formten und er sie mit einem Schockzauber außer Gefecht setzte.
 

Hastig wanderte sein Blick durch den Raum und suchte nach möglichen Auswegen. Den erst eingeplanten Weg in die Bibliothek seines Vaters würde er angesichts der Situation von seiner Liste streichen müssen. Das bedeutete, er würde keinen Zauber für die Aufhebung des Mals auf seinem Arm finden…

Aber ohne Severus zu helfen, wollte er nicht verschwinden. Er atmete tief durch und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Als die Tür schneller als erwartet aufsprang, stand er seiner Tante Bellatrix, die die Situation sofort zu erfassen schien, direkt gegenüber. Sie hatte ihm nie wirklich getraut, soweit er wusste.

„Draco, du elender Verräter…“, spie sie ihm entgegen.

Gerade noch rechtzeitig suchte er Schutz hinter einem massiven Sessel, wodurch ihn der ausgestoßene Fluch knapp verfehlte. Nur zwei Meter rechts von sich sah er die Tür, die ihn in den großen Speisesaal führen würde. Von dort war der Weg zu seinem Paten nicht weit, das spürte er.
 

Knapp hinter sich hörte er die wütenden Schreie seiner Tante, die ihm durch Mark und Bein gingen. Er hatte keine Wahl. Zwei Meter, das müsste er schaffen. Er sprengte die Tür mit einem Zauber, rannte durch seinen zur Ablenkung eingesetzten Rauchzauber und versiegelte die Tür mit einem Fluch. Dieser reagierte nun mit der vorher gesprochenen Magie und würde beide Ausgänge des Raumes verschließen. Das sollte Bellatrix einige Momente beschäftigen.

Draco machte sich eiligst auf in Richtung Tür, musste jedoch nach wenigen Schritten innehalten. Er ließ sich auf die Knie sinken und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die rechte Seite. Einer der Flüche, die seine Tante wirr durch das Zimmer geschickt hatte, musste ihn gesteift haben. Schwer atmend testete er ein paar Heilzauber, die zu Dracos Nachteil keine Besserung brachten. Er kniff erschöpft die Augen zusammen und versuchte, seine Atmung unter Kontrolle zu bringen. Irgendetwas Schwarzmagisches musste ihn tangiert haben. So konzentriert wie möglich durchforstete er sein Gedächtnis nach einer Linderung und flüsterte die entsprechenden Zauber, die ihm einfielen. Keiner konnte ihm wirklich helfen, aber ihre Kombination schien zumindest die unerträglichen Schmerzen zu lindern. Tief sog er die Luft in seine Lungen und richtete sich wieder auf. Vorerst würde es gehen, ihm blieb keine Zeit sich auszuruhen.
 

Trotzdem trugen ihn seine Füße nur wenige Schritte weiter. Keuchend stützte er sich an einem massiven Klavier ab, das im hinteren Teil des Saales vor einem Wandspiegel stand, und schloss kurz seine Augen, um den Schwindel zu vertreiben. Ein Blick auf die Wunde an seiner Seite verriet ihm, dass seine Tante wirklich keinerlei Zuneigung für ihn zu empfinden schien. Der Fluch schmerzte höllisch und breitete sich immer weiter aus. Einen kurzen Moment lang blitzte Panik in seinen Augen auf, die aber im nächsten Augenblick von Entschlossenheit vertrieben wurde.

Ihm war vorher bewusst gewesen, worauf er sich eingelassen, was er beschlossen hatte. Ein wenig Zeit blieb ihm noch, die er auch nutzen wollte. Er musste sich jetzt zusammenreißen. Konzentriert machte er sich wieder auf den Weg Richtung Tür, wich aber erschrocken zurück, als sich diese plötzlich öffnete. War er solange in Gedanken versunken gewesen, dass Bellatrix sich bereits befreit hatte? Wenn ja, dann hätte er in seinem derzeitigen Zustand keinerlei Chance…
 

Tief die Luft in seine Lungen saugend, erhob er den Zauberstab. Als der Eindringling den Raum betrat und die Tür wieder hinter sich schloss, weiteten sich seine Augen vor Überraschung. Der Mann, nach dem er gerade noch auf der Suche gewesen war, stand nun hier unmittelbar vor ihm…
 

„Draco, was machst du hier? Was…?“ Er klang verwirrt. Sein Blick glitt durch den Raum und suchte nach einer Antwort. An Dracos Verwundung blieb er hängen. Nun weiteten sich seine Augen vor Überraschung.

„Was ist passiert? Wer war das?“ Wut und Sorge vermischten sich und brachten Draco, auch wenn die Situation irgendwie nicht passend schien, zum Lächeln.

„Sev…ich…“ Schnellen Schrittes bewegte sich sein Pate auf ihn zu, hielt aber auf Dracos Worte hin inne.
 

„Bleib, wo du bist. Bitte. Wir haben nicht viel Zeit. Ich kann dir jetzt nicht alles erklären.“ Der Klang seiner Stimme war nicht sehr laut, gewann aber etwas an Festigkeit. Als er dem Blick seines Paten begegnete, registrierte er, dass er seine Aufmerksamkeit hatte. Severus schien zu spüren, dass dies nicht die rechte Zeit für Diskussionen war.

„Ich habe die Kabinette vernichtet. Beide. Ich will nicht mehr auf dieser Seite stehen…“

In den Augen seines Vertrauten sah er Erstaunen, aber auch so etwas wie Stolz aufblitzen.

„Gut.“, war alles, was Severus Snape erwiderte. Draco wollte zu einer Erklärung ansetzten, ließ es aber bleiben. Er wusste, dass es nicht nötig war. Severus verstand ihn. Er schien sogar darauf gehofft zu haben. Diese Erkenntnis erleichterte ihn mehr, als er geglaubt hätte.

„Was hast du jetzt vor? Wie ist dein Plan? Du hast doch einen Plan, oder?“
 

„Ja, habe ich… Hast du die Taschenuhr dabei, die ich dir geschenkt habe?“ Er sah seinen Paten seine Taschen abtasten und eine silberne Uhr hervorholen. Dabei wendete er seinen Blick nicht von dem jungen Malfoy ab.

„Ich nehme an, das ist kein gewöhnlicher Zeitanzeiger... Was hast du vor, Draco?“

„Ich werde den unbrechbaren Schwur brechen…“ Er spürte, wie der sonst so gefasste Zaubertränkelehrer erschrak.

„Ja, ich weiß, ihr dachtet, ich hätte es nicht mitbekommen, aber weißt du, ich bin keine Sieben mehr. Ich bekomme mehr mit, als man mir zutraut…“

Severus Blick wurde weich, weicher als jemals zuvor.
 

„Da hast du wohl recht. Du bist mehr, als man dir zutraut. Manchmal vergesse ich, dass auch du nur eine Maske trägst…

Also, sie werden gleich hier sein, was machen wir jetzt? Was hast du vor?“

Die Worte seines Paten ließen Wärme in ihm aufsteigen. So musste es sich anfühlen, wenn ein Vater seinem Sohn vertraute. Jedenfalls stellte er es sich so vor. Einen kurzen Moment hielt er das Gefühl fest, bevor er seine Gedanken für das, was bevorstand, ordnete. Dann wandte er sich an seinen Paten.

„Steck die Uhr wieder ein. Pass auf, dass du sie nicht verlierst. Wenn die Todesser den Raum stürmen, werde ich dir einen Fluch schicken. Du musst dich von ihm treffen lassen. Er wird, wie ich hoffe, den Schwur brechen und dich verletzten, aber nicht tödlich enden.“

Bevor er weiter sprach, holte er tief Luft.

„Damit es glaubwürdig ist, musst du mir auch einen Fluch schicken und mich am besten auch treffen, sonst werden sie dich verdächtigen.“
 

„Aber, Draco…“ Der junge Zauberer unterbrach ihn mit fester Stimme.

„Wir machen es so, oder ich ergebe mich, damit du nicht auffliegst.“

Severus Blick war bitter. Es erinnerte Draco an seine Mutter. Ein Lächeln erschien auf seinen Zügen. Diese Zwei, seine Mutter, sein Pate, waren seine Familie. Niemand sonst in diesem Haus.

„Das ist Erpressung, Draco…“ Ein seltenes Lächeln, er würde es beinahe ein Schmunzeln nennen, wenn es nicht so absurd in Bezug auf Severus Snape klingen würde, zeigte sich an den Mundwinkeln seines Paten.

„Wie ich sehe, hast du dazugelernt…

Nun gut, wir machen es so. Aber wie willst du hier herauskommen? Hast du das bedacht?“
 

Ein Nicken war das Letzte, was Draco ihm schenkte, bevor er mehrere Flüche durch den Raum schickte, die überall in der Nähe seines Paten Spuren eines Kampfes hinterließen. Auch dieser stieg nun in dieses lebensbedrohliche Spiel mit ein und tat es dem jungen Zauberer gleich. Sie hinterließen ein Feld der Verwüstung, das jeden überzeugen sollte, dass hier kein vertrautes Gespräch stattgefunden hatte, sondern ein Kampf auf Leben und Tod.

Als die Türen zerbarsten, machten sie sich bereit für ein verabredetes Spektakel mit ungewissem Ausgang. Todesser stürmten den Raum, allen voran Bellatrix und sogar Voldemort persönlich, die versuchten, das Geschehen zu überblicken, ohne sich vorerst einzumischen. Seine Tante hatte zwar bereits zornig den Zauberstab erhoben, wurde aber vom dunklen Lord zurückgehalten, der amüsiert die Szenerie beobachtete. Vermutlich wollte er nun die Loyalität seines langjährigen Anhängers genauer beobachten.
 

Zur gleichen Zeit, als Severus Snape seinem Patenkind einen Fluch schickte, warf auch Draco ihm einen „Angite“ entgegen. Beide Zauber trafen schnell und ohne den Verdacht zu erwecken, nicht ernst gemeint zu sein, ihr Ziel und warfen die Getroffenen weit zurück. Draco wurde gegen den Spiegel geschleudert und kam hinter dem Klavier zum Liegen, während sein Pate an die Wand prallte und bewusstlos zu Boden glitt.
 

Dracos Atem ging schwer. Der Fluch hatte ihn umgehauen. Er wusste, dass ein glaubhafter Zauber wichtig gewesen war, aber die damit verbundenen Schmerzen ließen seinen Verstand für kurze Zeit Sterne sehen. Als er wieder halbwegs bei Bewusstsein war, trafen wütende Stimmen seinen Rücken. Eine davon war die seines Vaters, die andere gehörte seiner Tante Bellatrix. Keuchend versuchte er, sich etwas aufzusetzen, und blinzelte ein paar Mal, um den Schleier vor seinen Augen zu vertreiben. Er hatte Glück gehabt. Der Schwall des Zaubers hatte ihm zwar die unterschiedlichsten Schmerzen quer durch seinen Körper geschickt, ihn aber auch hinter das Klavier befördert, was eine halbwegs geschützte Position war. Jedenfalls in Anbetracht der Situation.

In den um sich herum verteilten Splittern des Spiegels sah er die Horde Todesser hinter sich. Und auch einen am Boden liegenden Snape. Aber sein Brustkorb hob und senkte sich schwach. Draco atmete erleichtert aus, zuckte aber zusammen, als ein hasserfülltes Lachen an seine Ohren drang. Angespannt umklammerte er seinen Zauberstab.
 

„Lucius, wie von dir erwartet, hast du einen Verräter hervorgebracht, du wirst gebührend dafür bestraft werden… Aber erst…“ Die Stimme des dunklen Lords war kalt und hassgetränkt, gepaart mit einem verächtlichen Amüsement. Die Situation schien ihn in gewissem Maße zu erheitern. Draco biss sich hart auf die Unterlippe, um vor unterdrückter Wut nichts Unüberlegtes zu machen. Er hoffte, dass Voldemort noch einen Moment länger seinen Hass lediglich in Worten ausdrücken würde, da er ein paar weitere Minuten brauchen würde, bis er soweit erholt war, dass er den Zauber des Amuletts bedenkenlos verwenden konnte. Anscheinend wollte ihm der dunkle Lord diesen Gefallen auch tun.
 

„Draco, Draco, Draco… Ich muss zugeben, es war mutig von dir, hier allein aufzutauchen, aber auch so unendlich dumm…“ Ein kaltes Lachen verließ seine Kehle.

„Was glaubst du denn, was du bewirken könntest? Du bist ein Nichts. Und es gibt keinen Weg hinaus aus diesem Schloss. Du wirst es nicht einmal mehr aus diesem Zimmer schaffen, das verspreche ich dir…“ Draco konnte das kalte Lächeln förmlich spüren.
 

„Aber my Lord, der verfluchte Bengel hat das Kabinett zerstört. Es ist unbrauchbar…“ Das Zischen seiner Tante war hassdurchdrängt und er konnte nahezu das Knistern in der Luft fühlen, als die Erkenntnis Voldemort erreichte. Es war höchste Zeit für Draco, von hier zu verschwinden.

„Du…duuuuuu…“, war alles, was der dunkle Lord ihm noch wütend entgegenschickte, bevor er begann, mit Flüchen um sich zu werfen.

„Es wird mir ein Vergnügen sein, dich tot zu sehen.“, schrie er durch den Raum.
 

Die Flüche flogen durch den gesamten Saal, prallten an den Wänden ab und ließen auch das Klavier in seinem Rücken mehrfach beben. Er musste hier weg. Draco griff nach seinem Amulett und versuchte, die Stimmen um sich herum auszublenden, damit er sich besser konzentrieren konnte. All seine Kräfte sammelnd, dachte er an den Ort, an den er wollte. Er öffnete seine Augen wieder und atmete tief durch. Lautlos begann er den erforderlichen Zauber zu sprechen. Aber kurz, bevor dieser seine Wirkung entfaltete, prallte ein Fluch von einem Spiegelsplitter ab und raste frontal auf Draco zu. Als die Magie seine Brust traf, erkannte er den Zauber und weitete vor Schreck die Augen. Der Todesfluch…

Dann zog ihn das Amulett in einen Sog und ließ eine verwirrte Horde Todesser im Manor zurück…
 

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Angestrengt atmend fiel Draco hart auf den Boden des Astronomieturms. Der Todesfluch…

Ihn hatte ein Avada Kedavra getroffen, aber er war noch am Leben, wenn er sich im Moment auch nicht wirklich lebendig fühlte. Tastend fuhr er über seinen Arm und erspürte einen Reif, der dem, den er seiner Mutter geschenkt hatte, ähnelte. Es schien zu funktionieren. Das war gut. Er war sich nicht sicher gewesen…
 

„Ma…Malfoy?“, erreichte eine ihm nur allzu bekannte Stimme sein Gehör.

Gequält und immer noch heftig atmend öffnete er die Augen und erblickte einen völlig verwirrten Harry Potter in Begleitung eines zumindest ansatzweise überraschten Schuldirektors. Dass er das noch erleben durfte, den sonst so allwissenden Professor verblüfft zu sehen, ließ ihn lächeln, auch wenn es in Anbetracht seiner körperlichen Verfassung etwas schief wirkte. Der Schmerz war kaum noch zu ertragen.

„Was…?“ Harry schien nicht in der Lage zu sein, die richtigen Worte zu finden. Draco konnte es ihm nicht verdenken, dies hier war schließlich keine wirklich alltägliche Situation. Komischerweise lagen gerade ihm die passend erscheinenden Worte auf der Zunge, wo er doch sonst nicht gerade für seine Eloquenz bekannt war. Er blinzelte einige Male, um seine Sicht etwas zu klären, und suchte dann den Blick des anderen Jungen.
 

„Hey, Harry…frag noch mal…“
 

Es war nur ein Flüstern, das über Dracos Lippen glitt, aber der Goldjunge hatte ihn sehr wohl verstanden. Seine Augen weiteten sich.
 

„Mal…Draco…“ Seine Stimme klang rau.
 

Doch bevor Harry auch nur noch zu einem weiteren Wort ansetzten konnte, weiteten sich Dracos Augen und die Schwärze des dunklen Mals verschlang seinen Träger…



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Engelchen_Fynn
2012-03-08T15:41:22+00:00 08.03.2012 16:41
Okay, ich hab vorher gewusst, dass es ein Fehler sein würde, eine Fanfic zu lesen, die nicht abgeschlossen ist. Immer wieder nehme ich mir vor, genau das nicht zu tun und immer wieder ... Na ja, lassen wir das. *seufz*

Zunächst einmal mal ich deinen Schreibstil, lässt sich gut und flüssig lesen. Und die Story an sich ... Mahan, ich find sie einfach genial. Und hier kommen wir zu dem Problem mit den nicht abgeschlossenen Geschichten: Ich will wissen, wie es weitergeht. Sofort! *hust*

Ich hoffe sehr, du bist noch an der Story dran, November ist ja schob reltiv lange her. Tu mir den Gefallen und lass dieses Meiterwerk nicht unvollendet, ja?

lg
Fynn
Von:  Kagomee16
2011-11-14T07:19:43+00:00 14.11.2011 08:19
du machst es aber spannend^^
schreib schnell weiter^^

lg kagomee16
Von:  Sid_Vicious
2011-11-12T13:19:45+00:00 12.11.2011 14:19
hhhhhhhhhhh wie spannend oO
Draco ist so toll. Wie er das Alles wieder geschafft hat. Ach der Gute :)

Ich bin sehr beigeistert und habe mir fast in die Hosen gemacht, weil ich nicht aufhören wollte zu lesen^^

Ich will MEEEEEEEEEEEEHR


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