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You’re the one

Natsuki/Shou, Otoya/Shou, ... ?
von

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Tell me why I've fallen for you

„Shou-chan, du bist süß und ich liebe dich“, flüsterte Natsuki Shou ohne Scham direkt ins Ohr. Die Tatsache, dass dieser dabei genau in diesem Moment rot anlief und nicht glauben konnte, was er eben gehört hatte, versuchte er zu ignorieren. „Und du sollst wissen, dass ich dich nicht teile.“

„Ehhh?“, stutzte Shou ungläubig und befreite sich aus der Umarmung seines besten Freundes, sah ihn dabei fassungslos an. Was war das bitte gerade gewesen? Shou war nicht zum Spaß nach draußen gegangen, um in den Blumen herumzuwühlen, um anschließend von seinem besten Freund angefallen zu werden, sondern war nur auf der Suche nach einem Zettel, welchen er vorher verloren hatte. Einen kleinen Zettel mit kurzen Textzeilen darauf, die irgendwann einen Sinn ergeben sollten. Dabei grummelte er Worte wie „Otoya“, „verdammt“ und unvollständige Sätze die mit irgendwelchen Geständnissen zu tun hatten und wie aus dem Nichts hatte Natsuki hinter ihm gestanden. Hatte ihn ohne Vorwarnungen einfach in den Arm genommen und ihm diese sehr bedeutungsvollen Worte ins Ohr geflüstert.

„Wir sehen uns dann heute Abend“, hauchte Natsuki ihm entgegen und ging genauso schnell wieder, wie er gekommen war. Er machte sich nicht die Mühe, weiter auf Shou einzugehen oder ihm irgendwelche Erklärungen zu liefern, sondern ließ ihn einfach konfus zurück.

„Natsuki?“, fragte Shou im Stillen und fasste sich verwirrt an den Kopf. Er hatte im Moment genug andere Probleme und wollte unter allen Umständen mit Otoya sprechen, bevor ihm jemand zuvorkam. Doch gerade die Szene mit Natsuki und diese überraschende Liebeserklärung, von der er nicht wusste, ob er sie ernst nehmen sollte oder nicht, spielten wahrscheinlich darauf an, dass Natsuki dies verhindern wollte.

„Soll das heißen … ich darf nicht zusammen mit Otoya dieses Lied schreiben?“, schoss es ihm gedanklich durch den Kopf und er blickte noch immer in die Richtung, in die Natsuki verschwunden war. Ein Verbot? Ein lächerliches Verbot, was Natsuki keineswegs ernst gemeint haben konnte. Satsuki – ja, aber Natsuki?
 

„Shou“, rief Otoya quer über die Wiese, kam eilig angerannt und riss den Blonden somit unbewusst aus den Gedanken.

„Huh?“, stutzte der Junge, ging jedoch nervös einen Schritt zurück, als er sah, wer da gerade vor ihm stand.

„O-Otoya“, stotterte er verlegen. Vielleicht war heute sein Glückstag gewesen, vielleicht aber auch nicht. Das kurze Gespräch mit Natsuki schwirrte ihm immer noch im Kopf herum und brachte seine Entscheidung somit langsam zum Bröckeln.

„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Otoya besorgt nach und musterte den anderen. „Ren hat nur nach dir gesucht und ich … wollte dich eigentlich was fragen.“

Shou schüttelte mit den Kopf, sah Otoya ungläubig an und fuchtelte keine Sekunde später mit den Händen vor seinem eigenen Gesicht herum. „Alles in Ordnung“, meinte er schnell und schluckte schwer. Fragen? Was sollte er ihn schon großartig fragen wollen? Sie hatten bereits flüchtig über das Projekt geredet gehabt, fanden es beide nicht so abwegig, etwas zusammen zu machen, doch direkt gefragt hatte noch keiner von ihnen.

„Wegen dem Lied“, fing Otoya an und kratzte sich dabei leicht an der Wange, suchte einen Punkt neben Shou, um diesen nicht direkt ansehen zu müssen. „Wir hatten doch mal … darüber …“

„Ich hab noch was zu tun“, unterbrach Shou den Rothaarigen, hasste sich im gleichen Moment dafür jedoch schon wieder. Er hatte nicht einmal fünf Minuten Zeit gehabt, um sich über Natsukis Liebeserklärung, dessen Besitzansprüche und den Teil mit Otoya Gedanken zu machen und nun wurde er von dem Objekt seiner Begierde direkt überrannt. Wenn Otoya ihn jetzt fragen würde und wenn er ihm jetzt keine Antwort darauf geben würde, dann könnte dieser es in den falschen Hals bekommen. Und genau das wollte er verhindern. Mit was? Er musste mit Natsuki reden. Schnellstmöglich und zwar bevor Otoya Verdacht schöpfte oder dergleichen.

„Oh? Tut mir leid …“ Otoya klang leicht enttäuscht und senkte seinen Blick dabei. Vielleicht war dies etwas ZU schnell gewesen und Shou hätte lieber die Option mit dem „Ich denke darüber nach“ in Betracht ziehen sollen. Nur wäre er dann in etwa am selben Punkt angelangt: Die Planlosigkeit.

„Ich kann jetzt nicht darüber reden“, entschuldigte sich Shou und trat an Otoya vorbei, blieb jedoch direkt neben ihm noch einmal stehen, „ich muss erst etwas klären.“
 

Mit diesen Worten hatte er Otoya verwirrt und gleichzeitig ein wenig verletzt zurückgelassen. Man konnte nicht sagen, dass es einfach für Shou war, so eine Entscheidung zu treffen, doch was einem in so einem Moment durch den Kopf ging, war unvorstellbar gewesen. Wieso musste Natsuki auch jetzt damit ankommen? Sie kannten sich schon eine Ewigkeit, waren zusammen im Kindergarten gewesen, gingen zusammen auf die Schule, teilten sich ein Zimmer, doch erst als Shou seine ersten Gedanken gegenüber Otoya laut geäußert und Natsuki alles mit angehört hatte, rückte er damit heraus. Wieso?

„Wenn das nur ein dummer Scherz war, dann kannst du was erleben!“, fauchte Shou und trampelte mehr zu ihrem Zimmer als er ging.
 

„Natsuki!“, fauchte er, als er in seinem Zimmer ankam und wäre am liebsten rückwärts wieder raus gestolpert.

„Shou-chan“, begrüßte ihn der Andere liebevoll mit einem großen Lächeln auf den Lippen und präsentierte ihm ihr ‚neues’ zu Hause.

„Was hast du gemacht?!“, schrie Shou seinen Freund panisch an und blickte ungläubig auf die Herzen um sein Bett herum. „Ich glaub … ich bin im falschen Zimmer gelandet“, ging es ihm zusätzlich durch den Kopf. Seine Plüschtiersammlung hatte für ein paar sehr kitschige Herzen, wovon einige sogar glitzerten, Platz machen müssen und das passte ihm gar nicht. Und es war nicht nur die Tatsache, dass seine eigenen Sachen verschwunden waren, sondern die, dass er förmlich von Liebe überrumpelt wurde. Wo war er hier gelandet? In einem Prinzessinnengemach?

„Dir zeigen, wie sehr ich dich liebe, was sonst?“, sagte Natsuki und zog Shou komplett ins Zimmer, schloss dabei die Tür und deutete auf sein eigenes Bett. „Und damit deine Plüschtiere nicht so einsam sind, habe ich sie in mein Bett gelegt. Während ich dafür ab sofort mit in deinem schlafe.“

„Hast du … sie noch alle?“ Shou zuckte gefährlich mit den Augenbrauen und hoffte inständig, dass er auf der Stelle aufwachte und ihn niemand bei solchen grauenvollen Fantasien erwischte. Das war es! Natsuki würde ihm niemals ein Liebesgeständnis machen, Otoya würde niemals von sich aus zu ihm kommen und ihm seinen Wunsch erfüllen und … sein Zimmer würde erst recht nicht SO aussehen. „Und morgen kommt der Weihnachtsmann“, dachte sich Shou vorwurfsvoll. Wäre er doch nie aufgestanden!

„Du gehörst mir, Shou-chan“, klang Natsukis Stimme für einen Moment viel ernster als vorher.

„Du machst mir Angst“, gab Shou zögernd von sich und hatte fast das Gefühl, dass Satsuki immer mehr die Oberhand gewinnen würde. Aber für diesen war ein Tick zu viel Kitsch dabei.

„Ich will nur, dass du mit mir zusammen ein Paar – oder nenn es 'Team' – bildest“, teilte Natsuki ihm seinen Plan mit und gab ihm mit seinem Tonfall schon fast keine andere Möglichkeit mehr, als darauf einzugehen.

„Was auch immer du in den falschen Hals bekommen hast: Vergiss es“, meinte der Kleinere gereizt und begann damit, sein Bett von den Herz-Kissen zu befreien. Wann hatte er diese überhaupt in die Schule geschleust? „Ich will das mit Otoya machen. Wir machen sowieso schon fast alles zusammen und“, unterbrach er sich, während er einen Moment innehielt „bestimmt bildest du dir nur wieder etwas ein.“
 

Stille. Man konnte nur fast den Herzschlag einer gewissen Person in diesem Raum hören. Natsuki hatte sich ohne Vorwarnung erneut an Shou vergriffen und ihn einfach von hinten her umarmt. Doch nicht das allein war der Grund für die auftretende Stille in diesem Raum, sondern die Tatsache, dass Natsuki ihm einen sehr eindeutigen Kuss in den Nacken gehaucht hatte.

„Wir machen nicht alles zusammen“, säuselte Natsuki seinem Freund daraufhin entgegen, leckte über die freie Haut an dessen Hals. Durch dessen gekonnten Zungekünste bildete sich bei Shou eine mehr als unangenehme Gänsehaut, denn er war alles andere als begeistert davon.

„Lass das endlich“, murrte er und versuchte, sich zu befreien. Auf Hilfe konnte er hier schlecht hoffen und darauf, dass Natsuki wieder normal werden würde, anscheinend auch nicht.

„Ist deine Brille oder so kaputt?“, fragte er vorsichtshalber nach, denn er zweifelte inzwischen an dem gesunden Menschenverstand seines Freundes. Und wenn das der Fall war, dann konnte Satsuki nicht weit sein.

„Ach, Shou-chan“, seufzte jener unbeeindruckt.

„Egal wie unheimlich du auch bist … du solltest wissen, was ich für Otoya … empfinde.“

„Als würde er dich kennen.“

„Er drängt sich mir wenigstens nicht so auf.“

„Wolltest du nicht nur ein Lied mit ihm zusammen schreiben?“, wechselte Natsuki schnell einmal das Thema.

„Das wolltest du auch und dann kommst du mir mit Liebeserklärungen, mit denen ich nichts anfangen kann“, fauchte Shou und versuchte sich noch immer aus den Fängen des Größeren zu befreien. „Ich hab mich nur geschmeichelt gefühlt … das ist alles. Mehr ist da nicht.“ Trotzdem versuchte Shou ihm noch mitzuteilen, was er genau von der ganzen Sache hielt.

„Natürlich und deswegen verbringst du auch deine gesamte Freizeit mit mir anstatt mit Otoya.“

„Jetzt halt Otoya da raus!“ Er konnte es nicht ertragen, wenn Natsuki Otoyas Namen ständig nannte.

„Stör ich euch … gerade?“, warf Otoya entsetzt in den Raum, den er gerade ungebeten betreten hatte. „Ich hatte geklopft, aber keiner hat gehört … und dann hab ich meinen Namen gehört“, entschuldigte er sich treudoof und sah einen kurzen Augenblick auf die beiden anderen, ehe er seinen Kopf abwandte. Die Sache war die, dass Otoya nur gekommen war, um herauszufinden was mit Shou los war, doch die Szene vor ihm hatte ihm bereits die Antwort gegeben. „Du hättest auch einfach gleich nein sagen können“, seufzte der Rothaarige, verbeugte sich und entschuldigte sich noch einmal dafür, dass er einfach in das Zimmer gekommen war. Die Reaktion war ihm nicht zu verübeln, wenn man bedachte, wie gern er zusammen mit Shou gearbeitet hätte.

„Es fehlt nicht mehr viel und ich befördere dich auf den Mond“, richtete sich Shou an Natsuki und wollte noch verhindern, dass Otoya das alles nicht in den falschen Hals bekam. Natsuki war einfach viel zu aufdringlich und versuchte scheinbar mit allen Mitteln, Shous Leben zu zerstören.

„Otoya“, fügte er noch leise hinzu, als er aus dem Augenwinkel erkennen konnte, dass dieser im Begriff war, die Tür von außer hinter sich zu schließen.

„Wolltest du noch was?“, fragte Otoya. Er blieb weiterhin vor der Tür stehen, hatte nur eine Hand am Türgriff und starrte finster auf den Boden. Einen Moment lang, wirklich nur für einen kurzen Moment spürte er sein Herz in tausend kleine Teile zerspringen und wollte mit nackten Füßen darüber laufen, um einen anderen Schmerz zu spüren als den, mit welchem er sich gerade herumschlagen musste.

„Lass mich endlich los“, fauchte Shou erneut. Natsuki konnte hin und wieder wirklich gewalttätig werden und Kräfte entwickeln, die er vom Äußerlichen her gar nicht hatte. Dabei vergaß er völlig, Otoya zu antworten und verspielte somit seine Chance, das sofort klarzustellen. Otoya hatte seinen Platz nämlich verlassen und war bereits verschwunden, bevor Shou es wahrhaben konnte.

„Wie mir scheint, brauchst du jetzt einen neuen Partner“, meinte Natsuki dreist.

„Halt deine Klappe“, fuhr Shou ihn an, „ich brauche Otoya und nicht dich.“ Er knurrte seinen besten Freund förmlich an und schaffte es endlich, sich zu befreien. „Und jetzt halt dich aus meinem Leben raus, bevor ich mich vergesse.“ Shou war sauer. Verdammt sauer und er hätte nie im Leben gedacht, dass er jemals in diesem Ton mit Natsuki sprechen würde. Doch was zu viel war, war zu viel.

„Shou-chan“, sprach Natsuki in einem gespielt verletzten Tonfall.

„Ich hab verdammt noch mal Angst, ihn an Tokiya zu verlieren“, gestand Shou. Ignorierend gegenüber Natsukis verletzter Art, die er so selten sah, blickte er ihn nur ernst an. „Seitdem ich ihn kennengelernt habe, kämpfe ich gegen sämtliche Gefühle an und jedes Mal, wenn ich ihn zusammen mit Tokiya gesehen habe, zerbrach in mir irgendwas.“ Schwach bildeten sich dabei Tränen in Shous Augen. Die Emotionen, die er dabei ausstrahlte, hatten sogar Natsuki zum Schweigen gebracht. „Und dann hatte ich einmal … EIN gottverdammtes Mal das Gefühl, dass er etwas mit mir unternehmen wollte. Dass er mich genauso wahrnimmt wie Tokiya und dass er darüber nachdenkt mit MIR dieses Lied zu schreiben. Mit mir und nicht mit Tokiya. Und kannst du verstehen, wie ER sich jetzt fühlen muss, nachdem er etwas gesehen hat, was du inszeniert hast?“ Deutlich konnte man das Zittern in Shous Stimme wahrnehmen, doch jedes seiner Worte entsprach exakt dem, was er fühlte. Was er solange mit sich herumgetragen hatte, ohne jemandem offen davon zu erzählen. Natürlich konnte er sich nicht sicher sein, was Otoya wirklich dachte, jedoch sprach seine Reaktion für sich.

„Etwas, das ich gar nicht wollte“, fügte er noch hinzu.

Wortlos stand Natsuki vor seinem Freund, musterte jeden noch so kleinen Winkel von diesem und nahm zum ersten Mal richtig wahr, wie dieser sich fühlte. All die Zeit, die er unbewusst mit Satsuki verbracht hatte, schienen hin und wieder tatsächlich auf ihn abgefärbt zu haben. Nur dann bildete sich plötzlich ein ironisches Lächeln auf seinen Lippen.

„Du liebst ihn“, war das Einzige, was Natsuki dazu sagte. Schwach und doch aussagekräftig.

„Was?“, gab Shou überraschend zurück.

„Du liebst ihn wirklich.“

Überwältigt war nun Shou an der Reihe, ruhig zu sein. Über so etwas wie Liebe hatte er nie nachgedacht, hatte es nicht einmal in Betracht gezogen. Das Einzige, was er wollte, war Zeit mit Otoya zu verbringen, seine Aufmerksamkeit auf sich zu haben, mit ihm zu sprechen und gemeinsam zu lachen. Und die Gefühle gegenüber Tokiya wollte er vergessen, ignorierte ihn, versuchte ihn einfach nicht wahrzunehmen. Seine Gedanken kreisten nur um den einen. Sowohl am Tag als auch in der Nacht. Dann versuchte Shou alles, dieses eine bedeutende Lied nur zusammen mit Otoya zu schreiben. Mit ihm und mit keinem anderem. War das etwa … Liebe?

„Red keinen … Schwachsinn“, murmelte Shou. Sein Kopf war zur Seite gewandt und nachdenklich auf die vielen kitschigen Kissen gerichtet.

„Ich räum die nachher gleich weg“, kommentierte Natsuki den Blick des anderen. Nicht, dass Natsuki seine Meinung so schnell ändern würde, doch zeigten ihm die Gefühle seines besten Freundes gerade, dass er im Unrecht war. „Aber … sollte er dich unglücklich machen, bekommt er es mit mir zu tun“, lachte er.

„Huh?“, stutzte Shou und hob seinen Kopf.

„Shadows and light. You and I. Come closer. Asking each other … real or fake? Black? White? Why? Why?”, murmelte Natsuki vor sich hin. „My heart sings and shouts. Be a color that suits you”, wurde er etwas lauter und sah Shou durchdringend an. Er hatte dieses Lied schon solange im Kopf, hatte fast das Gefühl, dass er diese Worte schon einmal gesungen hatte, doch sicher war er sich nicht. Shou ging einen Schritt zurück.

„War dieses Lied etwa … für mich?“, fragte sich Shou im Stillen, erinnerte sich dabei zurück. Er war dabei gewesen, als Satsuki auf der Bühne gestanden und Tokiya die Show geklaut hatte. Nur diesmal stand Natsuki vor ihm und hatte ein undefinierbares Lächeln aufgelegt.

„Ne, Shou-chan“, meinte Natsuki. Diese Stimmungsschwankungen waren fast so unheimlich wie das Hin-und-her-wechseln zwischen Natsuki und Satsuki. „Ich werde warten und du solltest dich wirklich langsam auf die Suche nach ihm machen“, empfahl er seinem Freund mit einer Menge Nachtsicht. Er konnte Shou nicht zu irgendetwas zwingen und Gefühle konnte man sich nicht erkaufen. Schon gar nicht von rosa-glitzernden Herz-Kissen, die man ohne zu fragen im Zimmer verteilte. Dabei versuchte er doch nur, Shous Geschmack zu treffen, was letztlich nach hinten losgegangen war. Shou mochte diese Farbe zwar, doch in Maßen und nicht in Massen.

„Das nächste Mal weniger Glitzer und rosa“, lachte Shou. So einfach konnte es gehen und ein kurzes Wischen über die Augen erbrachte ebenfalls seinen Erfolg, denn die Tränen waren getrocknet. Nun konnte er sich auf die Suche nach Otoya machen, um diesem ohne irgendwelche Geständnisse zu erklären, was vorgefallen war.
 

Nun, wie fand man eine einzelne Person auf einem riesigen Schulgelände? Shou war sich nicht sicher, an welchem Ort er mit dem Suchen hätte anfangen sollen, doch führte sein direkter Weg zu erst zu dessen Zimmer. Zu seinem Leidwesen befand sich Tokiya darin und versuchte scheinbar, sich auf irgendetwas zu konzentrieren, und das Auftauchen des Blonden machte es nicht gerade besser – vor allem, da Otoya nicht einmal in der Nähe war.

Nachdem er somit keine Sekunde später hochkant aus dem Zimmer geflogen war, wobei Shou nicht wusste, was genau Tokiya nun eigentlich gegen ihn hatte, suchte er bei dem Rest seiner Freunde, in einigen Klassenzimmern, in der Cafeteria, in den Musikzimmern und sogar am See. Nur schien es fast so, als wäre Otoya vom Erdboden verschluckt gewesen.

„Verdammt, wo bist du?“, fragte sich Shou und lief einige Gänge erneut ab. Allerdings fiel ihm erst ein Platz sehr spät ein und er wunderte sich, warum er nicht schon eher darauf gekommen war. Die Wiese hinter der Schule, der Ort an dem er seinen Zettel verloren und noch immer nicht wieder gefunden hatte. Wie auch? Er war gleich zweimal gestört worden und hatte nach Otoyas Auftauchen die kleine Suche total vergessen.
 

Otoya wusste nicht, warum ihm die Sache mit Shou und Natsuki so dermaßen mitgenommen hatte. Doch hatte er sich gleich auf den Weg zu dem Platz gemacht, an dem er Shou vorhin aus den Gedanken gerissen hatte. Sein Blick war auf die Wiese gerichtet und einige wenige Blumen hatten bereits angefangen zu blühen. Dass Ren ihn damit beauftragt hatte, Shou zu ihm zu schicken, hatte er ebenfalls verdrängt.

„Ich sollte mir nicht immer so viel einbilden“, dachte sich Otoya. Es war ja nicht so, dass er die ganze Zeit an Shou gedacht und endlich den Mut gefunden hatte, ihn nach diesen Lied zu fragen. Nein. In gewisser Hinsicht hätte er auf Tokiya hören sollen, der ihn vorher schon nach einem Zusammenschluss gefragt hatte. Nur war Otoya weiterhin darauf bedacht gewesen, Shou zu fragen, und hatte höflich abgelehnt. Höflich … vor etwa zwei Stunden und war dann aus dem Zimmer geflüchtet, da er Tokiyas schlechten Launen keinesfalls im Weg herumstehen wollte.

„Es war nur ein kurzes Gespräch darüber, was wäre, wenn wir tatsächlich zusammen schreiben würden. Mehr nicht“, seufzte Otoya in Gedanken. Also doch zu viel erwartet.

„Wenn er das mit Natsuki durchziehen möchte, hätte er mir das ruhig sagen können“, richtete sich Otoya an eine der Blumen.

„Nur wollte ich das nie mit Natsuki machen“, kam es außer Atem von Shou. Er hatte auf den Weg hierher zwar noch einmal kurz nach dem Zettel Ausschau gehalten, doch da dieser scheinbar genau so verschwunden war wie Otoya bis eben, hatte er es einfach gelassen. Bis er den Gesuchten gerade gefunden und sich schnell auf den Weg zu ihm machte hatte. Er musste dabei allerdings zugeben, dass er ihn kurze Zeit belauscht hatte.

„Shou“, kam es überrascht von Otoya.

„Bevor du etwas sagst … es tut mir leid“, entschuldigte sich der Blonde und verbeugte sich dabei tief. Eigentlich war es gar nicht seine Schuld gewesen, sondern die von Natsuki, doch er wollte es einfach mal dabei belassen.

„Mach dir keine Gedanken“, äußerte sich Otoya und strich sich dabei durch die Haare. „Ich hätte nicht einfach in euer Zimmer kommen dürfen.“

„Oh man“, seufzte Shou, schüttelte anschließend den Kopf. „Vergiss was du gesehen hast“, bat er seinen Freund. Nicht allein, dass es ihm ein wenig peinlich war, sondern weil die ganze Show nur ‚gespielt’ und nicht ernst gemeint war. Aus Shous Sicht jedenfalls.

„Ich sag's keinem“, nuschelte Otoya.

„Das ist es nicht“, fuhr ihn Shou ein wenig harscher an.

„Was denn dann?“

„Natsuki“, erklang Shous Stimme fast genervt. „Er hat mich zwar gefragt, aber ich habe abgelehnt.“

„Und?“, hakte der Rothaarige interessiert nach.

„Steh nicht so auf dem Schlauch! Ich will dich“, platzte es plötzlich aus Shou heraus, der erst kurze Zeit später realisierte, was er da gerade gesagt hatte. „Ich meine …“, stotterte er und fuchtelte wie wild mit seinen Händen herum. Dabei sah ihn ein Augenpaar leicht überrascht und dennoch mit einem Funken Freude an.

„Mich?“, fragte Otoya lächelnd nach.

„Ja … für den Text und das ganze …“, meinte der Blonde beschämt. „… und das Ganze“, schoss es ihm noch einmal durch den Kopf. Natürlich wollte er nicht nur einen Text mit ihm schreiben und das Lied dazu, sondern wollte seine Zeit mit ihm verbringen. Dieses Projekt kam ihm eigentlich nur recht, um Otoya wenigstens etwas näher zu kommen.

„Verstehe“, gab er zurück.

„Und die Sache mit Natsuki hat gar nichts zu bedeuten“, stellte Shou noch einmal klar. Selbst wenn es sich nicht um Otoya gehandelt hätte, hätte er versucht das Ganze von sich abzuwenden. „Er hat mich vorhin vollkommen überrumpelt und nicht darauf geachtet, was ich eigentlich will.“

Ein ehrliches und gleichzeitig erleichtertes Lächeln hatte sich auf den Lippen des Rothaarigen gebildet. Er gab es zwar nicht zu, doch hatte er auf genau so eine Erklärung gehofft.

„Was ist das?“, lenkte Otoya vom Thema ab, als er einen kleinen weißen Zettel an Shous Schuhsohle wahrnehmen konnte. Dabei beugte er sich nur kurz nach unten, hob diesen auf und öffnete ihn.

„Nicht!“, erschreckte sich Shou. Es dauerte zwar ein paar Sekunden bis er erkannte, dass es sich um seinen verlorenen Zettel handelte, doch im Anschluss wollte er gleich danach greifen, um ihn wiederzubekommen. Ungelesen.

„Hm?“ Otoya blickte misstrauisch drein und wurde dabei fast von Shou überfallen. Mit einer Hand entfaltete er das Stückchen Papier und hielt Shou mit der anderen Hand fest an seinen Körper gedrückt, damit dieser nicht weiter drankam. In diesem Fall war es praktisch, ein wenig größer zu sein.

„Otoya“, jammerte Shou, versuchte dabei mit seinen Händen nach dem Text zu greifen, wurde jedoch ruhiger als er bemerkte, dass Otoya ihn mehr oder weniger in seinen Armen hielt. „Oh“, ging es dem Blonden durch den Kopf, welchen er praktischerweise an Otoyas Brustkorb liegen hatte und so dessen Herzschlag deutlich hören konnte.

„This feeling that no one can stop”, begann Otoya vorzulesen. Zwar war es sehr klein geschrieben, doch konnte er jedes Wort darauf lesen. „Glistening tears and glittering stars. In some nights, songs can heal, but the heart howls. 100 isn’t good enough, let’s make it 1000%. Nobody stands in front of me, because I don’t know what I’m gonna do. I don’t want you to get burned by fury.” Mit jedem Wort wurde Otoya ein wenig ruhiger und auch Shou hatte aufgegeben nach dem Zettel zu schnappen, kuschelte sich lieber an den Rothaarigen. Er musste zugeben, dass es ihm gefiel, wenn Otoya seinen Text vorlas, den er gewisser Weise für ihn geschrieben hatte.

„Ich mag ihn“, murmelte Otoya. Seine Hand hatte er bereits wieder gesenkt und blickte daraufhin verwundert an sich herunter. Shou hatte seine Augen geschlossen und scheinbar vollkommen außer Acht gelassen, wo er sich gerade befand.

„Shou … Shou-chan“, probierte er ansatzweise. Natsuki nannte ihn ständig so, also konnte nichts dabei sein. Doch Otoya irrte sich und wurde leicht rosa um die Nase, da es doch ein wenig ungewohnt war.

„Hm?“, fragte Shou zuerst nach. Ihm wurde jedoch sehr schnell klar, wie weit er sich eigentlich vorgewagt hatte. Er hatte tatsächlich angefangen, die Nähe zu dem anderen zu genießen, und fühlte sich keineswegs so bedrängt wie vorher von Natsuki. Es war auch eher das Gegenteil, denn Shou hing an Otoya und nicht umgekehrt.

„T-tut mir leid“, stammelte er. Da Otoya ihn zwar selbst fest hielt, jedoch nicht zu sehr, hatte sich Shou schnell wieder von diesem getrennt und blickte peinlich berührt auf den Boden. Das war vielleicht ein wenig zu viel des Guten. Dass Shou dabei Otoyas Namenstest komplett überhört hatte, war vielleicht auch ganz gut so gewesen.

„Schon in Ordnung. Ist ja nicht so … dass ich etwas dagegen hätte“, meinte Otoya ehrlich und wandte seinen Kopf ebenfalls ab.
 

Beide schienen nicht so wirklich gewusst zu haben, was sie taten oder tun mussten, und standen sich eher wie zwei Schulmädchen gegenüber, als das was sie eigentlich waren: junge Männer, die eigentlich alt genug für so etwas waren.

„Ist … Tokiya eigentlich was über die Leber gelaufen“, wollte Shou beiläufig wissen, um seine Scham zu verstecken. Sie hatten genügend Zeit, um aufeinander einzugehen und sich richtig kennenzulernen, da mussten sie hier nichts überstürzen.

„Hm? Achso, ja. Der ist sauer, weil ich ihm gesagt habe, dass ich das lieber mit dir machen will.“

„Verstehe“, sagte Shou und erinnerte sich an Tokiyas Reaktion von eben. „Deswegen hat er mich rausgeworfen.“

„Er hat dich rausgeworfen?“ Otoya zog skeptisch eine Augenbraue nach oben, musste kurz darauf jedoch auflachen.

„Was gibt’s da zu lachen?“

„Ich hab ihn noch nie eifersüchtig erlebt“, gab Otoya nach einigem Überlegen zu und blickte grübelnd in den Himmel. „Dich allerdings auch noch nicht.“

„Mich? Wieso sollte ich eifersüchtig auf jemanden sein?“

„Ich weiß nicht. Kam mir nur gerade so“, scherzte der Rothaarige und erntete dafür einen schmollenden Gesichtsausdruck des anderen.

„Hn!“, murrte Shou gespielt, konnte Otoya aber auch nicht böse sein. Zugeben, dass er tatsächlich auf Tokiya eifersüchtig war, konnte er immerhin nicht.

„Lass uns reingehen und den anderen sagen, dass wir zusammen sind“, teilte Otoya zweideutig mit.

„Zusammen … sind?“, meinte Shou überrascht und gleichzeitig ein wenig überfordert. Dabei hatte Otoya den Abstand zwischen ihnen erneut verringert und stricht dem Blonden sanft über die Wange.

„Für das Lied“, meinte er lächelnd.

„Ah, stimmt“, stimmte Shou seinem Freund zu.

Genau in diesem Moment wurde den beiden klar, dass sie sehr wohl starke Gefühle füreinander hatten, selbst wenn sie es sich nicht gegenseitig gestanden. Und auch ohne Worte konnten sie verstehen, was der andere im Augenblick wollte. Doch alles brauchte seine Zeit …
 

– Ende –



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  mor
2017-06-08T17:57:04+00:00 08.06.2017 19:57
Wie währe es wenn natsuki ein Team mit tokiya bildet ^^
Von: abgemeldet
2014-01-25T10:34:56+00:00 25.01.2014 11:34
So süß. x3 Dein Schreibstil gefällt mir sehr. c: Und Natsuki hast du sehr gut getroffen. :DD Bye, deine Ai.
Von:  HiKao
2013-04-14T13:19:43+00:00 14.04.2013 15:19
Awwwww~
Ne, gibt es was niedlicheres? Gibt es etwas niedlicheres?!!!
nein^-^
Oi~ Du hast das echt super geschrieben!
Natsuki hast du echt gut getroffen; Ich habe ihn und Shou-chan dirkt vor mir gesehen...
Und Ittoki war auch echt Ittoki-Like...
Der Schluss war so herzig *___*
Ich weiß gar nicht was ich schreiben soll,
merkst du das?
Ich LIEBE es!

gggggggggggggggglg
HiKao
Von:  Erdkoenig
2012-10-25T15:57:44+00:00 25.10.2012 17:57
Oh ja XD Ich hab manchmal auch Angst vor Natsuki XDD So viel Kitsch gehört manchmal echt verboten, aber du hast ihn auf jeden Fall gut getroffen!
Das Pair Syo x Otoya find ich ein wenig ungewöhnlich, aber die Story zu den beiden ist super umgesetzt! :3 War interessant!
Dein Schreibstil hat mir auch gefallen!
LG
Von: abgemeldet
2011-09-04T19:30:49+00:00 04.09.2011 21:30
mal wieder purer zucker *3*
und jaa xD das 'prinzessinengemach' xDD das könnte man natsuki glatt zutrauen! xDD


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