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Revival

von

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Vampir gegen Mumie
 

Die Gestalt, die geduckt zwischen den Bäumen und Sträuchern hindurchhuschte, war nicht anders zu beschreiben. Ein Vampir. Natürlich kein echter, aber sein blasses Gesicht und die blutunterlaufenen Augen hätten jeden auf diese Idee kommen lassen. Sein ganzes Auftreten war als gruselig einzustufen. Dieser Vampir war allerdings am Tag unterwegs, anstatt in der Nacht. Es dämmerte zwar bereits, dennoch zog es der Vampir vor, vor Einbruch der Dunkelheit an seinem Ziel anzukommen. Er bewegte sich zwar nur langsam und behutsam weiter, doch das gehörte zu seinem Plan. Er näherte sich einem Lager, und dessen Bewacher durften nichts von ihm mitbekommen. Der Vampir zielte auf einen Überraschungsangriff ab. Er kletterte auf einen Baum, um das Lager zu erspähen. Von oben erkannte er, dass sein Ziel gar nicht mehr so weit entfernt lag. Ihm sprangen sofort zwei Wachen auf, die patrollierten. Sie trugen weiße Trainingsanzüge und durchkämmten mit ihren Blicken die Umgebung. Der Vampir wusste, dass es nicht die einzigen sein konnten. In diesem Lager befand sich etwas, was vor Fremden versteckt worden war. Der Vampir war losgeschickt worden, um es zu stehlen. Er wusste, dass er stärker als die Kämpfer war, die den Gegenstand bewachten, wollte aber kein unnötiges Risiko eingehen. Seine Informationen konnten auch falsch sein, und das alles war eine Finte. Je näher er dem Lager kam, desto mehr atmete er auf. Er trug ein Amulett um den Hals, das ihm magische Fähigkeiten verschaffte. Außerdem reagierte es auf andere Amulette, wenn eines in der Nähe war. Dies war aber nicht der Fall. Keiner der Wächter schien ein Amulett zu tragen, was die Mission einfach aussehen ließ. Der Vampir war nun am Lager angelangt und presste sich gegen die Wand einer Holzhütte. Dafür unterhielten sich die zwei Wächter. Der Vampir verstand die Sprache nicht, war sich aber sich, dass es chinesisch sein musste. Er war nun näher am Ziel als je zuvor. Er bereute es nun nicht mehr, dass er tagelang in den Bergen herumgeklettert war, und sie sich sogar ein paar Mal verlaufen hatte. Er war beinahe Ziel. Er kletterte auf das Dach der Hütte und beobachtete die Wachen von oben. Diese schienen ihn noch nicht einmal bemerkt zu haben. Sie wurden vollkommen überrascht, als der Vampir von der Hütte sprang und genau zwischen den beiden landete. Er zog es aber vor nicht den ersten Schritt zu tun, sondern den Wachen eine Chance zu geben. Diese nutzten sie und griffen den Vampir an. Dieser streckte seien arme aus und stoppte die Angriffe mit der bloßen Hand. „Karate, was?“, machte er sich über seine Gegner lustig. Er ließ sie wieder los und streckte ihnen die Hände entgegen. Als ob die beiden Wachen von einem Tornado erwischt wurden, flogen sie durch die Luft und prallten gegen die Wände der Holzhütten. Der Vampir überzeugte sich noch, dass die beiden auch wirklich keine Gefahr mehr darstellten und setzte seinen Weg dann fort. Er entdeckte drei weitere Hütten, und überlegte, ob er sie wirklich alle durchsuchen sollte. Eine der Hütten war ein Stück größer als der Rest, weswegen er mit ihr anfing. Er trat die Tür auf und betrat ohne sich vorher umzusehen das Innere. Die anderen Hütten waren wahrscheinlich zum Schlafen und Essen aufgestellt worden, diese allerdings beherbergte etwas anderes. Es war das, was der Vampir suchte. Das Innere der Hütte bestand im Prinzip nur aus einem langen Flur, an dessen Ende zwei Wächter auf ihn warteten. Der Vampir sah genauer hin und entdeckte sogar drei. Einer kniete mit dem Rücken vor ihn auf dem Boden und schien etwas zu halten. Nun erhob er sich und blickte den Eindringling erwartend an. Sein Blick und seine Haltung beeindruckten den Vampir für einen Moment. Chinesische Schriftzeichen prangten auf seinem Gesicht. Sie erstreckten sich von seinen Augen, bis zu seinem Kinn. Der Vampir schloss daraus, dass es sich um den Anführer der Gruppe handeln musste. „Es ist unhöfflich in unser Lager einzubrechen und sich dann nicht einmal vorzustellen.“, redete ihn der Chinese an. Der Vampir grinste und tat ein paar Schritte auf ihn zu. Die beiden Wächter bereiteten sich auf einen Kampf vor. Der Vampir sah sie verächtlich an. „Mein Name tut nichts zu Sache. Ich will das Buch der Toten und gehe hier nicht weg, bevor ihr es mir ausgehändigt habt. Natürlich kann ich auch Gewalt anwenden, wenn ihr das vorzieht.“, war er von seiner Mission nicht abzubringen. Der Anführer der Gruppe erkannte sofort das Amulett, das der Vampir trug. „Ich bin Yen, der Wächter des Buches. Zuerst muss ich dir gratulieren, dass du uns in diesem Niemandsland gefunden hast. Dennoch können wir dich nicht mit dem Buch ziehen lassen.“, erklärte er. Der Vampir war bereits auf so was vorbereitet und zeigte Stärke. Er ging auf Yen zu und die verbliebenen Wächter stürzten sich auf ihn. Für den Vampir stellten sie aber keine wirklichen Gegner dar. Einen von ihnen streckte er mit der Selben Technik nieder wie die beiden anderen. Den zweiten setzte er mit einem einzigen Schlag in den Magen Schachmatt. Yen war nun als einziger übrig geblieben. „Wie du siehst ist mir kein Gegner gewachsen. Ich schlage dir aber einen Deal vor. Du gibst mir das Buch freiwillig und ich lasse dich am Leben.“, schlug der Vampir vor. Yen presste die Zähne zusammen. Niemals kam das für ihn in Frage. Eher würde er sich für die Sache opfern. Er griff nun blitzschnell in seine Tasche, zog etwas Kreisförmiges heraus und warf es dem Vampir entgegen. Dieser reagierte sofort und schützte sich mit seinem rechten Arm. Der Gegenstand drang direkt in ihn ein, verursachte aber keine Wunde. Der Vampir grinste nur schadenfroh und zog einen metallenen Stern aus seinem Arm. „Was sagt man den dazu? Was man in diesen Karatefilmen sieht, trifft also tatsächlich zu.“ Yen musterte ihn ungläubig. Sein Gegner hatte jeder aufgeschrieen, noch eine Wunde. Sein Arm hatte sich kurz schwarzverfärbt und nur noch ein Loch in dessen Hemd erinnerte an den Angriff. „Was…bist du?“, fragte Yen verunsichert. Der Vampir kam ihm nun entgegen. „Ich bin der letzte Mensch, den du sehen wirst.“, prophezeite er. Yen nahm nun seinen ganzen Mut zusammen und griff den Vampir an. Dieser unterschätzte kurz, und taumelte zurück. Dann grinste er aber. Yen war scheinbar eine Klasse stärker als seine Leute. Der Vampir dachte trotzdem nicht daran seine volle Kraft einzusetzen. Yen griff ihn mit einer Kombination aus Tritten und Schlägen an, welche der Vampir mit seinen bloßen Armen abwehrte. Sie verfärbten sich jedes Mal schwarz, als sie getroffen wurden. Yen vermutete, dass dies mit dem Amulett seines Feindes zusammenhing. Der Vampir wagte nun einen Blick zum anderen Ende der Hütte. Dort erkannte er, wie das Buch auf einem Podest lag. „Also gut, ich beende den Kampf hiermit.“, warf er Yen zu. Dieser ließ sich nicht provozieren und griff erneut an. Der Vampir löste sich aber plötzlich in Luft auf und Yens Attacke verlief ins Leere. Es war zu spät, als er bemerkte, dass der Vampir hinter seinem Rücken wieder auftauchte und ihn mit einem gezielten Schlag in den Rücken niederstreckte. Yen prallte zu Boden und versuchte wieder aufzustehen. Es misslang jedoch. Aus irgendeinem Grund, spürte er seine Beine nicht mehr. War er wirklich ernsthaft verletzt worden? Der Vampir grinste nur trat mit seinem Fuß auf Yens Kopf. „Wie ich vorhergesagt habe.“, freute er sich über den Sieg. Yen knurrte und schämte sich für seine Niederlage. Der Vampir streckte seine Hand nach dem Buch aus und dieses flog wie von Geisterhand vom Ende des Raumes auf ihn zu. Gierig schnappte er es und betrachtete es von allen Seiten. Alt war noch gar kein Ausdruck. Es sah bereits dermaßen vermodert aus, dass es ein Wunder war, dass es noch nicht zu Staub zerfallen war. Als er es öffnen wollte erlebte er aber eine böse Überraschung. Es erfügte über eine Art Schloss, dass scheinbar nur mit einem Schlüssel aufzubekommen war. Der Vampir sah sich noch mal im Raum um, und fluchte dann. „Wo ist der Schlüssel?“, wandte er sich wieder Yen zu. Dieser begann zu lachen, obwohl er wusste, was mit ihm geschehen würde. „Fahr zur Hölle.“, wünschte er ihm und der Vampir wurde so wütend, dass er einen Tritt auf Yens Hals abgab und dieser ein knackendes Geräusch abgab. Yen stöhnte nicht einmal auf. Sei Kopf fiel zur Seite und seine Augen wurden leer. Der Vampir freute sich kurze Weile für den Triumph, bis ihm wieder der Schlüssel einfiel. Er war gezwungen die ganze Nacht das Lager abzusuchen. Erst im Morgengrauen war im klar, dass der Schlüssel an einem anderen Ort versteckt sein musste. Im Prinzip war es sogar logisch. Das Buch konnte nicht ohne den Schlüssel geöffnet werden und der Schlüssel war nichts ohne das Buch. Niemand würde beides an ein und dem Selben Ort verstecken. Zum Leidwesen des Vampirs. Er hatte keine Ahnung, wo er noch suchen sollte. Es war ein Zufall, dass er an die Information des geheimen Lagers gekommen war. Er bereute es, dass er Yen nicht gefoltert hatte, um an die Information zu kommen. Aus den Wachen war nichts herauszubekommen, sie wussten wahrscheinlich nicht einmal, was es mit dem Buch auf sich hatte. Der Vampir machte sich nun auf den Rückweg. Zurück in London würde er weiterforschen und versuchen den Schlüssel ausfindig zu machen.

„Ich hab ein ziemliches Problem, nicht wahr?“, fragte Will völlig fertig. Sein Beifahrer Max beugte sich zur Seite und begutachtete den Schaden. „Jap, du bist geliefert.“, musste er ihm rechtgeben. Will seufzte. Wie konnte er nur so dumm sein und eine Straßenlaterne übersehen? Auf dem Kofferraum, oberhalb des Nummernschildes prangte ein riesiger Kratzer. „Ich glaub nicht, dass sie dich rauswerfen werden.“, beruhigte ihn Max. Will war die Situation trotzdem unangenehm. Der Wagen war zwar versichert, gehörte ihm aber nicht. Sein Ausbilder würde ihn sicher zusammenstauchen, wenn er davon erfuhr. „Wir können uns natürlich auch eine Geschichte einfallen lassen.“, schlug Max vor. Will aber hielt nichts davon. Er wollte die Konsequenzen tragen. Max klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. „Na gut, es war mir eine Ehre dich gekannt zu haben.“, sagte er theatralisch. Will wusste, dass er nicht übertrieb. Ihr Ausbilder war ein harter Knochen. Vielleicht würde er Will nicht gleich rausschmeißen, aber er hatte sich noch einiges zu erwarten. Zu seinem Glück war sein Ausbilder bei einer Besprechung und Will schilderte seiner Sekretärin den Vorfall. Diese nahm alles auf und warf Will einen gnädigen Blick zu. Dieser ließ seine Schultern hängen. Am liebsten hätte er gleich seine Strafe entgegengenommen, als einen ganzen Tag zu warten. Er verließ das Ausbildungszentrum und stieg in seinen eigenen Wagen. Er blickte auf die Uhr und beschloss noch an der Uni vorbeizufahren, in der Connor studierte. Dieser würde sich bestimmt über die Mitfahrgelegenheit freuen. Will musste sich aber eingestehen, dass Connor nicht der einzige Grund für seinen Umweg war. Er hoffte auch Emma wieder zu sehen, welche er bereits über einen Monat nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. Er hatte sie ein paar Mal angerufen, doch immer hatte sie ihn vertröstet. Entweder lernte sie für die Uni, oder musste ihre Wohnung aufräumen. Ging sie Will absichtlich aus dem Weg? Oder vergrub sie sich einfach nur in Arbeit? Es war ein Jahr her, seit Kevin verschwunden war. Er hatte Will gebeten, allen von seinem angeblichen Ableben zu erzählen. Will hatte seinen Wunsch schweren Herzens erfüllt und Emma erzählt, Kevin hätte den Kampf mit Mandulis nicht überlebt. Selbst Connor glaubte, Kevin wäre tot. Obwohl das ganze bereits ein Jahr zurücklag, konnte sich Emma nicht damit abfinden. Sie hatte sogar Jas verloren und hatte nun niemanden mehr. Will hatte sich liebevoll um sie gekümmert und auch Connor gab sein Bestes. Er setzte sich öfters in der Kantine neben sie und quatschte drauf los. Will überlegte bis heute, ob er das Richtige getan hatte. Emma sah ihn als Freund, aber was wenn sie erfuhr, dass er sie wegen Kevin angelogen hatte. Würde sie ihm dann je verzeihen können? Will parkte vor der Uni und achtete besonders auf Hindernisse wie z.B. Straßenlaternen. Er stieg aus und wartete auf seinen Cousin. Er hoffte, dass dieser heute nicht trainierte, da er sonst noch bis heute Abend warten konnte. Connor zeigte sich aber gnädig und verließ das Gebäude kurz nach Wills Ankunft. „Will?“, begrüßte er seinen Cousin überrascht. „Hey, ich dachte ich hol dich ab und trinken Mal wieder ein Bier.“, erklärte er. Connor fand die Idee nicht schlecht und sagte zu. Als er sah, dass Will immer noch zum Unigebäude starrte, half er ihm weiter. „Sie ist bereits vor einer Stunde gegangen.“, schien er genau zu wissen, dass Will auf Emma wartete. „Ach, ich dachte nur…“, versuchte er zu erklären, doch Connor war bereits eingestiegen. Will seufzte und öffnete die Wagentür. „Mit mir redet sie noch.“, sagte Connor beiläufig währen der Fahrt. Will blickte ihn überrascht an. „Naja du siehst sie ja auch fast jeden Tag.“, gab er zu Bedenken. Connor sah zum Fenster hinaus. „Du solltest dich einfach nicht so rar machen. Wenn du sie mal wieder sehen willst, du weißt ja wo sie wohnt.“, meinte er. Will zog die Augenbrauen hoch. Sein Cousin hatte Recht. Will nahm die nächste Ausfahrt und Connor blickte ihn fragend an. „Ich meinte aber nicht, jetzt gleich.“ Will entschuldigte sich und versprach, dass es nicht lange dauern würde. „Unser Bier wird schon nicht kalt werden.“, vertröstete Connor. Dieser rollte mit den Augen und lehnte sich zurück. Will war bald an Emmas Wohnung angelangt und parkte auf dem Gehsteig. „Ich warte hier.“, meinte Connor nur. Will war das nur recht. Er stieg aus und klopfte wenig später an Emmas Tür. Als diese öffnete, hatte sie ein Handtuch um die Haare gewickelt. Überrascht sah sie Will an. „Hi, lange nicht gesehen. Wie ich sehe störe ich dich gerade, am besten geh ich wieder.“, begrüßte er Emma und verabschiedete sich in einem Satz. Emma war wirklich nicht darauf vorbereitet, Will zu sehen, bat ihn aber hinein. Sie zog sich das Handtuch vom Kopf und bat Will sich zu setzen. „Keine schwarzen Haare mehr.“, fiel Will auf. Emma lächelte kurz. „Die haben mir ohnehin nie gestanden.“, gab sie zu. Will beschloss keinen Kommentar darüber abzugeben. Emma versprach gleich zurück zu sein und schlenderte ins Band zurück. Will sah sich in der Wohnung um und entdeckte, dass Emma einiges verändert hatte. Sie schien sich von der Vergangenheit losgesagt zu haben und nur noch nach vorn zu sehn. „Was kann ich für dich tun?“, fragte sie, als sie wieder zurück war. Will überlegte kurz, was er ihr antworten sollte. „Nunja, wir haben uns ja schon länger nicht mehr gesehen. Connor wartet in meinem Wagen, wie wäre es wenn wir drei Mal wieder etwas gemeinsam unternehmen würden? Nur so zum Spaß.“, schlug er vor. Emma dachte kurz nach. „Klar! Wieso nicht?“, ging sie auf das Angebot ein. Dann hörten beide aber den Fernseher. Er war bis jetzt sehr leise gelaufen und tat es immer noch. Das Bild, welches jetzt aber gezeigt wurde, erweckte ihre Aufmerksamkeit. Emma schaltete lauter und Will erkannte die Trümmer des Hochhauses, das vor einem Jahr eingestürzt war. „Selbst ein Jahr nach dem Einsturz des mehrstöckigen Hochhauses ist die Ursache ungewiss. Baufehler und selbst einen terroristischen Angriff haben die Experten bis heute nicht ausgeschlossen. Am Abend des 13. Novembers stürzte das Gebäude völlig unerwartet in sich zusammen. Diese Katastrophe hat einem Mann, der sich noch im Inneren aufhielt das Leben gekostet. Auch ein Kind ist allem Anschein nach von umherfliegenden Trümmern getroffen worden. Zum Glück gab es nicht mehr Opfer, sondern nur Leichtverletzte. Heute hat der Stadtrat bekannt gegeben das Hochhaus wieder aufzubauen und die Räumlichkeiten zu vermieten.“, kam der Bericht des Nachrichtensprechers. „Blödes Timing.“, konnte Will nur sagen. Emma schaltete den Fernseher aus und seufzte. „Schon ok, ich komme inzwischen ganz gut zurecht. Es ist nur…“, stotterte sie. „Was?“, hakte Will nach. Emma setzte sich. „Sie haben gar nichts von Kevin gesagt. Sie haben ihn nicht gefunden.“, meinte sie. Will schluckte. Er wusste, worauf Emma hinauswollte. Zu seinem Glück, wechselte sie aber das Thema. „Mit fällt ein, ich habe noch eine Arbeit zu schreiben. Macht es dir etwas aus, unser Treffen zu verschieben?“, bat sie höfflich. Will schüttelte stumm den Kopf. Er verabschiedete sich und stieg wieder in den Wagen ein. „Ich muss etwas mit dir bereden.“, sagte Will, bevor Connor etwas sagen konnte. Dieser grinste. „Na gut, dann fahren wir direkt zu mir. Ich hab noch jede Menge Whisky im Kühlschrank. Aber frag nicht wieso.“ Will und Connor änderten ihren Plan ab und fuhren direkt zu Connors Wohnung.

Der Vampir wurde bereits erwartet, als er den Flughafen verließ, Eine Limousine parkte und ein Mann in schwarzem Anzug winkte ihm zu. „Wie war Eure Reise, Sir Calvin?“, fragte er gespannt. Der Vampir zeigte sich freundlich und antwortete. „Nicht gerade angenehm, aber ich habe was ich gesucht habe.“, erzählte er. Sein Fahrer nickte und hielt ihm die Tür auf. Calvin stieg aus und legte seine Tasche neben sich. In ihr befand sich das Buch der Toten. „Ist alles vorbereitet?“, fragte er den Fahrer, als dieser gerade die Limousine starten wollte. „Ja, Sir. Ich habe alle Bücher und Unterlagen über diese Gruppe herausgesucht. Es liegt alles auf Ihrem Schreibtisch bereit.“, versprach er. Calvin nickte ihm dankend zu. Die Limousine begann zu fahren und Calvin führte ein paar Telefonate. Er war gerade mitten in einem Gespräch, als sein Amulett leuchtete. Er verabschiedete sich prompt und bat seinen Fahrer anzuhalten. Dieser parkte am Straßenrand und blickte zu Calvin. „Ich möchte den Rest gerne zu Fuß gehen.“, erklärte dieser. Der Fahrer zeigte sich verblüfft. „Das ist aber noch ein langer Weg.“, gab er zu Bedenken. Calvin war sich dessen Bewusst, bestand aber darauf. Er schnappte seine Tasche und stieg aus. Der Fahrer schüttelte den Kopf und fuhr weiter. Manchmal konnte der junge Lord sehr einartig sein. Calvin blickte zur Straße, bis er ein Geräusch hörte. Etwas flog durch die Luft, genau auf ihn zu. Calvin löste sich in Luft auf. Nur die Tasche blieb übrig und fiel zu Boden. Calvin beschloss sie später zu holen. Zwei spitze Messer trafen die Mauer, vor der Calvin noch kurze Zeit zuvor gestanden hatte. Dieser Angriff war ins Leere verlaufen. Er kam vom gegenüberliegenden Gebäude, auf dessen Dach sich Calvin teleportiert hatte. Der Angreifer der die Messer geworfen hatte fluchte. Calvin stand nun direkt hinter ihm, dass wusste er. Zitternd wagte er es sich umzudrehen. Calvin hatte den Angriff noch nicht erwidert. Er verzog sogar noch die Lippen, als er sah, wem er gegenüberstand. Einer Mumie. Die Beschreibung passte am besten. Sein ganzer Körper war von Bandagen eingehüllt. Trotzdem trug er darüber normale Kleidung, die sonst nur einem Biker stand. Selbst sein Kopf war eingehüllt. Nur sein rechtes Auge, war verschont geblieben. Über seinem linken war ein Horusauge, ein ägyptisches Symbol aufgemalt. Calvin entdeckte ein Amulett, welches sichtbar um den Hals der Mumie baumelte. „Ich hatte ja schon oft mit schrägen Typen zu tun, aber du bist der Höhepunkt.“, machte sich Calvin über sie lustig. Sein Gegner schien aber ernster zu sein. „Weißt du den nicht mit wem du es zu tun hast? Ich trage das Amulett des großen Gottes Onuris.“, stellte er sich vor. Calvin entkam ein Lacher. „Na Toll, du trägst ein Amulett, wie aufregend. Ich besitze ebenfalls eines.“, erklärte er. Seines war allerdings durch seine Klamotten verdeckt. Onuris konnte nicht feststellen, welches es war. „Rede schon! Was ist der Grund für deinen Angriff?“, wollte Calvin erfahren. Onuris knurrte nur. „Kannst du dir das nicht denken? Ich will das Buch der Toten.“, forderte er. Calvin seufzte. „War ja klar. Kaum habe ich es gefunden, ist jeder Spinner hinter mir her.“, sprach er. Onuris wurde sauer. „Kein Wunder! Das Buch kann jedes Geschöpf ins Leben zurückholen. Es ist mächtig, also werde ich es mir aneignen.“, stand für den Mumienmann fest. Calvin sah sich bereits jetzt als Sieger und grinste ihn überlegen an. Onuris begab sich in eine Kampfstellung. „Nur, weil du meinem Angriff ausgewichen bist, glaub ja nicht, dass du schon gewonnen hast.“, fuhr er ihn an. Calvin musterte ihn. „Hast du den Schlüssel?“, fragte er, doch Onuris wusste nicht, was er meinte. „Ich werte das als nein. Um das Buch zu öffnen ist ein Schlüssel notwendig. Da du ihn aber scheinbar nicht hast, gibt es für mich keinen Grund gegen dich zu kämpfen.“, meinte er. Onuris schien das anders zu sehn. Er wollte das Buch würde Calvin aus dem Weg räumen. Calvin wollte gerade gehen, als ein weiterer Mumienmann vor ihm auftauchte. Dieser hatte das Horussymbol jedoch auf dem rechten Auge. „Zwillinge?“, musste Calvin lachen. Er wurde aber ernste als ein Dutzend weiterer Mumien um ihn herum auftauchten. „Verstehe. Lediglich Illusionen.“, brummte Calvin. Onuris schien ihn aber da zu haben, wo er ihn wollte. Calvin akzeptierte die Herausforderung und hob seine Hand. Sie verfärbte sich zuerst schwarz und verwandelte sich dann in ein Schwert. Onuris war beeindruckt, zeigte es aber nicht. Ein paar der Mumien griffen an, doch Calvin traf nur ins Leere. Die Mumien verschwanden genauso schnell, wie sie gekommen waren. „Eine dumme Technik.“, fühlte sich Calvin auf der sicheren Seite. Dann griff aber eine weitere Illusion an und verpasste ihm einen Kinnhaken. Calvin torkelte überrascht zurück. „Verdammt!“, fluchte er. „Scheinbar sind doch nicht alles Illusionen.“, schimpfte er. Er versuchte den Original Onuris zu finden, entdeckte ihn aber nicht. Weitere Illusionen griffen an und Calvin kämpfte tapfer weiter. Doch diesmal waren es wieder Täuschungen. Der nächste Onuris-Klon griff an und erzielte einen Schlag. Calvin erholte sich sofort und holte zum Gegenschlag aus. Der Onuris-Klon aber, löste sich in Luft auf. Calvin stutzte. Was für eine Technik war das? Dann ging ihm ein Licht auf. Weitere Illusionen griffen an, doch Calvin rührte sich nicht von der Stelle. Sie drangen einfach durch ihn durch. Als der nächste Onuris vor ihm stand, ballte Calvin seine Fäuste und schlug zu. Der Feind ging zu Boden. Es war der Original-Onuris. „Nette Technik, habe ich habe sie durchschaut. Es ist eine Kombination zwischen Illusionen und Teleportation, habe ich recht?“, grinste er. Onuris beschimpfte ihn lediglich. „Deine Klone greifen an, sind aber nicht real. Wenn du selbst angreifst, und einen Treffer erzielst, teleportierst du dich weg und tauscht den Platz mit einem deiner Klone. Das ist eine beachtliche Offensiv – und Defensive Taktik. Aber bei ist sie nutzlos.“, warf er Onuris vor. Dieser stand auf und wollte Calvin angreifen. Dieser hatte sich aber bereits den nächsten Schritt ausgedacht. Er kopierte Onuris Technik und stellte selbst Klone von sich her. „Was soll das?“, fluchte Onuris verunsichert. Calvins Klone griffen an, und Onuris wehrte sich mit Händen und Füßen. Der echte Calvin tauchte aber hinter ihm auf und hielt ihm sein Schwert an den Hals. Onuris brach der Schweiß aus. „Nein…bitte…nicht.“, flehte er um sein Leben. Calvin spukte auf den Boden und ließ seinen Arm wieder normal werden. Er teleportierte sich fort und ließ Onuris stehen. Dieser sank auf die Knie und fluchte über den Fehlschlag. Calvin schnappte sich seine Tasche und machte sich wieder auf den Weg.

„Auf mich!“, flötete Will und trank das Glas leer. „Können wir nicht mal auf mich trinken?“, lächelte Connor verlegen. Er spürte, wie es betrunkener wurde, doch Will schien ihm voraus zu sein. Er leerte bereits sein achtes Glas. Irgendwas musste ihn beschäftigen. „Alles ok, bei der Arbeit?“, fragte Connor unschuldig. „Klar!“, log der betrunkene Will und hielt seinen Daumen hoch. Er griff nach der Flasche, doch Connor hielt sie fest. „Zuerst sagst du mir, was mit dir los ist.“, bat er. Will nickte, riss die Flasche dann aber an sich. Er füllte sein Glas und erzählte dann. „Ich habe dich angelogen. Und Emma.“, sagte er. Connor war überrascht. „In welcher Hinsicht?“, hakte er nach. „Kevin.“, stöhnte Will. Connor verstand. „Er lebt, oder?“, wollte er es genauer wissen. Will blickte ihn überrascht an. „Woher…?“, fragte er stutzig. Connor zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, ich habe es mir irgendwie gedacht. Der Typ ist eben nicht so einfach tot zu bekommen.“, meinte er. Will lachte. „Er hat mich darum gebeten, euch diesen Scheiss zu erzählen.“, erklärte er. Connor hatte nichts anderes erwartet. Er kannte Kevin inzwischen bestens. „Du weißt, ich bin cool, genug, um dir die Lüge zu verzeihen, aber Emma…“, versuchte er Will den Fehler klar zu machen. Dieser seufzte nur. „Achja… Emma. Ich erzähl dir mal was. Ich hab mir überlegt, ihr die Wahrheit zu sagen. Aber es kommt immer das Selbe dabei raus. Sie würde sich sofort auf die Suche nach ihm machen.“, meinte er. Connor stimmte ihm zu. Das würde Emma wahrscheinlich tun. „Aber… jetzt kann ich es ihr ohnehin nicht mehr sagen. Dafür ist es zu spät.“, erzählte Will. Connor verstand zuerst nicht, stöhnte dann aber auf. „Ohnein, sag nicht du hast dich in sie…“ Will lehnte sich zurück, und fiel dabei vom Stuhl. Connor unterließ es ihm zu helfen. „Ich bin egoistisch und ein Vollidiot.“, schaffte es Will allein und griff nach seinem Glas. Connor schnappte die Flasche und stellte sie in den Kühlschrank zurück. „Du hast genug. Ich mach dir jetzt einen schönen Kaffee und du machst dich bettfertig. Heute schläfst du bei mir.“, fand er es keine gute Idee, wenn Will noch mal fuhr. Will gab Connor ein Handzeichen, dass er aber nicht verstand. Connor verließ die Küche kurz und Will stand auf. Er torkelte zur Tür und öffnete sie. Er atmete die frische Luft ein und taumelte zu seinem Wagen. Als er ihn nicht aufbekam, fluchte er. Ihm blieb keine andere Wahl, als zu Fuß zu gehen. Obwohl seine Umgebung hin und herschwankte erhöhte er sein Tempo und begann zu laufen. Connor brauchte etwas länger, um die Kaffeemaschine aus der Abstellkammer zu holen. Als er Will nirgendwo sah, kniff er die Augen zusammen. Dieser Dummkopf wollte in seinem Zustand tatsächlich zu Emma….

Will klingelte Sturm, selbst als Emma ihm bereits aufgeschlossen hatte. „Spinnst du? Weißt du, wie spät es ist?“, fragte sie unhöfflich. Will betrat ihre Wohnung ohne Erlaubnis. Erst jetzt erkannte, Emma, dass ihr Freund betrunken war. „Du und Connor habt es wohl etwas übertrieben.“, sagte sie. Will brauchte etwas, um sich zu orientieren. Dann fiel ihm ein, weshalb er gekommen war. „Ich…wollte mich entschuldigen.“, erklärte angeschwipst. Emma kam auf die Selbe Idee wie Connor und wollte Will einen Kaffee bringen. Sie hatte bereits einen gekocht und brachte Will die Tasse. Dieser wehrte sie aber ab. Er schien etwas Wichtiges sagen zu wollen. „Kannst du…je…verzeihen!“, fragte er sie. Die Frage hatte er ganz vergessen. Emma verstand kein Wort und wollte Connor zur Unterstützung anrufen. „Wovon redest du?“, fragte sie, während sie wählte. „Kevin!“, sagte Will nun. Emma unterbrach das wählen und sah Will erwartend an. „Ja?“, wollte sie nun mehr wissen. Will streckte seine Hände aus, als wollte er ihr die Neuigkeit des Wahrhunderts erzählen. „Also! Kevin…lebt!“, schwenkte er seine Arme symbolisch. Emma starrte ihn fassungslos an. „Was? Wie?“, fragte sie ungläubig. Sie wusste, dass aus Will der Alkohol sprach, der Betrunkene erfunden nicht häufig solche Gesichten. „Dieser Idiot hat seinen Tot vorgetäuscht!“, grinste er Emma an, als wäre es etwas Gutes. Diese schüttelte nur den Kopf. „Will, ist das wirklich dien Ernst?“, hakte sie nach. Diese nickte heftig. Emma war kurz sprachlos. „Woher, weißt du das?“, fragte sie sicherheitshalber nach. Will lachte los. „Er hat mich ja darum gebeten euch diese Geschichte zu erzählen.“, offenbarte er. Emma konnte es nicht glauben. „Und du… hast mitgespielt?“, fragte sie geschockt. Will trat nun näher an sie heran. „Jap! Vergiss den Dummkopf, der weiß nicht was er an dir hat! Ich würde dir so was niemals antun!“, versprach er und ergriff Emma Hand. Diese zog sie schnell zurück. „Was soll das heißen?“, wurde sie immer verwirrter. Will packte sie und wollte sie küssen. Emma riss sich los und verpasste Will eine Ohrfeige. Dieser taumelte überrascht zurück und fiel zu Boden. Emma musste kurz überlegen, bis sie dann außer Atem die Wohnung verließ. Draußen entdeckte sie Connor, schenkte ihm, aber keine Beachtung. Dieser wusste, dass er zu spät war. Will hatte die Dummheit seines Lebens begangen.

Der Fluch der Mumie
 

Connor musste sich entscheiden. Half er Will oder lief er Emma nach? Will war zwar betrunken, aber Emma hatte gerade einen Schock bekommen. Er entschied sich ihr nachzulaufen und holte sie bald ein. Er wollte sie halten, doch sie stieß ihn weg. „Wusstest du es?“, fragte sie ihn heulend. „Nein!“, erwiderte Connor wehemend. Emma schien es schwer zu haben, ihm zu glauben. „Will hat zuviel getrunken, er ist nicht bei klarem Verstand!“, versuchte er zu erklären. Emma sah das aber anders. „Ich glaub eher, er zeigt sein wahres Gesicht. Er hat uns angelogen!“, sagte sie scharf. Connor nickte. „Aber, nur weil ihn Kevin darum gebeten hat.“, erinnerte er. Emma sah ihn wütend an. „Dann ist er an allem Schuld?“, fragte sie. Connor wagte es zu bejahen. „Es war seine Entscheidung zu gehen. Gut, Will hätte seinen Wunsch nicht respektieren müssen, aber Kevin hat viel für uns getan. Ich weiß, dass es Will mit seiner Entscheidung nicht leicht hatte.“, versicherte er. Emma sah das anders. „Wie ich das sehe, hat er nur aus eigenem Interesse gehandelt.“, erinnerte sie sich an Wills Liebeserklärung. Connor rang nach Worten. „Aber das war nicht sein Antrieb. Er wusste, du würdest dich sofort auf die Suche nach Kevin machen, wenn du wüsstest, dass er noch lebt. Du hättest vergebens versucht ihn zu finden und dein eigenes Leben vernachlässigt.“, erklärte er. Emma fand diese Erklärung dumm. „Mit einem hatte er recht. Ich werde Kevin suchen!“, versprach sie. Connor wollte fragen, wie sie das anstellen wollte, doch Emma lief an ihm vorbei. Sie rannte zurück zu ihrer Wohnung, doch Will war nicht mehr da. Sie stürmte in ihr Zimmer und kehrte wenige Minuten später mit einem Koffer zurück. „Das ist Unsinn! Kevin ist untergetaucht und will nicht gefunden werden.“, riet ihr Connor davon ab. Emma wollte aber nicht auf ihn hören. „Mein Vater…hat Kontakte. Er kann Kevin suchen lassen.“, erklärte sie. Connor hielt die Idee, immer noch für unsinnig, ließ Emma aber ziehen. Dann vernahm er ein Stöhnen, das von den Büschen kam. Er ging näher heran und entdeckte Will darin liegen. Er schlief gerade ein. Connor zerrte ich hoch und schleifte ihn zurück zu seiner Wohnung. Er legte ihn auf die Couch und schrieb ihm eine Nachricht. Ob sich Will morgen noch erinnerte, was er getan hatte?

Auch für Bryan war die Zeit vorwärts gelaufen. Er hatte ein Jahr Zeit, um mit seinem Verlust fertig zu werden. Alice hatte ihm dabei sehr geholfen. Zuerst waren die beiden Freunde geworden und dann ein Paar. Bryan besuchte sie regelmäßig im Krankenhaus, sowie auch heute. Er bog um die Ecke, und sah wie ein Mann seiner Frau einen Strauß Blumen reichte. Bryan hätte sich ohrfeigen können. Warum hatte er noch nie an so was gedacht? Er hatte Alice noch nie Blumen geschenkt. Stand sie überhaupt auf so was? Einen Versuch war es wert. Er blickte in ein leeres Zimmer und entdeckte eine Vase mit Rosen darin. Heimlich schlich er sich hinein und fischte eine Rose heraus. Niemand bemerkte ihn. Er fühlte sich etwas schuldig, doch in der Liebe gab es keine Regeln. Er freute sich Alice zu sehen, war aber überrascht, als er sie mit einem anderen Mann sah. Dieser war in etwa in Bryans Alter und ähnelte einem Biker. Er schüttelte Alice an den Schultern und Bryan sah sich gezwungen einzuschreiten. „Alles ok?“, überraschte er die beiden. Der Biker starrte ihn sauer an. „Wer bist du?“, schnauzte er ihn. Bryan nannte seinen Namen und fügte ein „Angenehm“ hinzu. „Es gibt nur ein Missverständnis wegen eines Testresultats.“, klärte Alice die Situation auf. Der Biker nickte schnell. „Jaja, genau. Nichts für ungut.“, sagte er und ging wieder. „Der Typ sah nicht wie ein Patient aus.“, war Bryans Meinung. Alice wechselte das Thema und fragte, ob die Rose für sie sei. Bryan nickte und überreichte sie ihr. Alice gab ihm einen Kuss und bat ihm ihr zu folgen.

Calvin war die Ruhe in Person. Nichtmal seine Augen wendeten sich, als das Fenster zu seinem Büro zersplitterte. Die Scherben waren überall verteilt und der Eindringling stand ihm gegenüber. Calvin begutachtete und erkannte Onuris. „Für die Rechnung wirst du aufkommen.“, sagte er dann. Onuris knurrte. „Um eines klar zu stellen. Ich bin nicht hier, weil ich Rache will. Obwohl ich ganzen Grund dazu hätte. Ich möchte mich dir anschließen.“, offenbarte er. Calvin schien nichts davon zu halten. „Warum sollte ich dem Zustimmen?“, fragte er fordernd. Damit hatte Onuris nicht gerechnet. „Weil du jede Hilfe brauchst!“, antwortete er. Calvin lachte aber nur. „Unsinn. Du bist wertlos für mich.“, verriet er. Onuris hatte viel Temperament und dachte schon daran Calvin anzugreifen. „Gut, ein Vorschlag. Wenn es mir gelingt den Schlüssel zu finden, dann sind wir Partner.“, schlug er vor. Calvin hielt diesen Vorschlag für Unsinn, akzeptierte aber. „Wenn du mir den Schlüssel bringst, kannst du alles haben, was du willst.“, versprach er. Onuris nickte zufrieden und verschwand wieder. Calvin drückte die Sprechtaste zu seinem Telefon. „Miles, schicken Sie bitte jemanden, der in einem Büro aufräumt. Danke.“

Wills Kopf fühlte sich schwer und hohl an. Und er schmerzte. Stöhnend setzte sich Will auf. Er brauchte etwas, um zu erkennen, wo er war. Er befand sich in Connors Wohnung und hatte scheinbar hier übernachtet. Er erinnerte sich nur sperrlich an den gestrigen Abend. Er hatte mit Connor einiges getrunken und war dann… Will rannte ins Bad und wusch sich das Gesicht. Er war zu Emma gegangen! Er hatte ihr gesagt, dass Kevin überlebt hatte und er hatte… Will setzte sich auf den Boden und warf den Kopf zurück. Was hatte er da angestellt? Er verzichtete darauf sich umzuziehen oder etwas zu essen, sondern verließ die Wohnung und stieg in seinen Wagen. Er war bald bei Emma angekommen, doch die Wohnung war verschlossen. Ein Zettel klebte auf der Matte auf dem stand „Bin vereist.“ Will fluchte hasste sich selbst. Emma hatte sich bestimmt auf die Suche nach Kevin begeben, aber würde sie ihn auch finden? Will sah auf seine Uhr fluchte abermals. Er war zu spät. Sein Dienst hatte bereits vor einer halben Stunde begonnen. Er überlegte, ob er sich krankmelden sollte, tat den Gedanken dann aber ab. Er verspätete sich eine weitere halbe Stunde, bis er endlich eintraf. Max reagierte ziemlich ungehalten. „Man was ist los? Du kommst eine ganze Stunde zu spät, sei froh, dass wir heute keinen Aufpasser haben.“, redete er auf ihn ein. Will hörte nur mit einem Ohr zu und entschuldigte sich. „Na super, du bist auch noch betrunken. Wenn du unserem Ausbilder nachher noch die Geschichte mit dem Kratzer erzählen darfst, wird’s erst richtig schön. Außerdem bist du noch nichtmal umgezogen.“, meckerte Max weiter. Will bat ihn ruhig zu sein. „Ich hatte noch keine Gelegenheit zum Ausbildungszentrum zu fahren. Ich ziehe mich im Wagen um.“, erklärte er. Max schüttelte ungläubig den Kopf. „Hör zu, ich werde natürlich niemanden etwas verraten, aber ich bin dein Freund. Und als Freund…“ „Danke!“, würgte ihn Will ab, der es satt hatte. „Ich fahre.“, bestand Max aber darauf, der Will noch nicht für ganz nüchtern hielt. Ihr heutiger Tag sah so aus, dass Streife fuhren und kleinere Verbrechen, wie Diebstähle melden sollte. Für gewöhnlich geschah nie etwas aufregendes, weswegen Will die ganze Zeit über nachdachte. Er hatte wirklich Mist gebaut. Er bemerkte auch nicht, wie sein Amulett kurz aufleuchtete. Der Ursprung dafür war Onuris. Dieser hatte auf gut Glück beschlossen, die Stadt nach anderen Amulettträgern abzusuchen. Vielleicht führte ihn einer zum Schlüssel. Nun hatte er Will entdeckt. Er wusste nicht, ob er etwas mit das Buch und den Schlüssel wusste, dennoch beschloss er ihm unauffällig zu folgen.

Bryan hoffte Alice nicht zu sehr zu bedrängen, als er am nächsten Tag wieder das Krankenhaus aufsuchte. Nachdem sie sich gestern über die Rose gefreut hatte, hatte Bryan diesmal an Blumen gedacht und welche gekauft. Er konnte zwar nicht sagen, wie sie hießen, aber für ihn waren Blumen nur Blumen. Diesmal ging er in Richtung des Schwesternzimmers, als er von jemandem gerammt wurde. Er wollte schimpfen, doch der Typ war bereits fort. Aber… war das nicht der Selbe wie gestern? Bryan ging weiter und fand Alice schließlich. Sie hockte auf dem Boden und schluchzte. Bryan kniete sich sofort neben sie und fragte was den los sei. Alice wollte aber nicht mit der Sprache rausrücken. Bryan sagte einer ihrer Kolleginnen, dass Alice eine

Pause brauchte. Er ging mit ihr in den Park und redete noch mal ruhig mit ihr. Es ist wegen diesem Typen, habe ich recht?“, fragte er vorsichtig. Alice nickte schwach. „Was hat er dir angetan.“, hakte Bryan weiter nach. Alice starrte ihn an. „Nichts. Jedenfalls noch nichts.“, erklärte sie. „Bitte…bitte verrat es keinem!“, flehte sie. Bryan versprach es, obwohl er noch nicht wusste, worum es ging. „Also…dieser Mike, er ist ein alter Freund meines Bruders. Er ist der Anführer einer Gang und ist letzte Woche zu mir gekommen. Er…wollte, dass ich Medikamente für ihn beschaffe. Er sagte, wegen den alten Zeiten. Ich habe mich natürlich geweigert, aber seitdem besucht er mich jeden Tag.“, heulte sie. Bryan stand wütend auf. „Er wird dich nicht noch einmal belästigen, das verspreche ich dir.“ Alice blickte ihn besorgt an. „Willst du…“, fragte sie zögerlich. Bryan hatte ihr von seinen Fähigkeiten und seiner Vorgeschichte erzählt. Alice war zuerst geschockt gewesen, hatte es dann aber akzeptiert. „Vertrau mir.“, bat Bryan sie. Alice versuchte es. Sie übergab Bryan eine Telefonnummer, die ihr der Freund ihres Bruders dagelassen hatte. Bryan rief an und verabredete sich mit dem Bandenboss.

„Für dich.“, hielt Max seinem Freund eine Termoskanne hin. Will schraubte sie auf trank gierig daraus. „Willst du mir erzählen, was passiert ist?“, versuchte Max ein Gespräch zu beginnen. „Nein.“, erwiderte Will nur. „Hat mit einer Frau zu tun.“, fügte nach kurzem Warten hinzu. Max schmunzelte. „Hat es doch immer. Aber du hast recht, erzähl´s mir besser nicht.“ Will sah nun aus dem Fenster. „Liegt da nicht wer auf dem Gehsteig?“, wandte er sich an Max. Dieser blickte in den Rückspiegel und hielt an. Er parkte notgedrungen ein und die beiden stiegen aus. Will war als erster am Tatort und entdeckte eine ältere Frau. „Hilfe! Ich wurde überfallen, sagte sie sofort. Will blickte zum Ende der Straße und sah, wie ein Kerl in Lederjacke wegrannte. „Kümmere dich um sie.“, trug er Max auf und spurtete dann los. Max war dagegen und hielt die Aktion für zu gefährlich. Will war aber nicht zu stoppen. Er brauchte das Gefühl etwas Gutes zu tun. Besonders nach Gestern. Max half der alten Frau wieder auf die Beine und nahm ihre Aussage auf. Will verfolgte inzwischen den Handtaschendieb. Natürlich wäre er schneller, wenn er sein Amulett benutzt hätte, doch er wollte nicht, dass Max etwas davon mitbekam. Wills Onkel war ebenfalls Polizist gewesen und war im Dienst getötet worden. Genau wie sein Kollege. Der Dieb war nun um die Ecke gebogen und Will verlor ihn kurz aus den Augen. Als er selbst in die nächste Straße einbog, musste er zugeben, dass er ihn verloren hatte. Dennoch gab er nicht auf, sondern rannte weiter. Irgendwo musste er schließlich stecken. Er entdeckte einen Eingang, hinter dem sich ein Treppenhaus auftat. Der Dieb konnte eigentlich nur diesen Weg eingeschlagen haben.

Auch Onuris war der Zwischenfall nicht entgangen. Ihm war es jedoch gelungen, dem Dieb auf den Fersen zu bleiben. Er war in ein brüchiges Gebäude gerannt und eine Treppe nach oben gehastet. Er atmete schwer, als er oben angekommen war und überprüfte, ob er noch verfolgt wurde. Sein eigentliches Ziel schien der Dachboden zu sein. Dieser war wie eine Wohnung eingerichtet, bot aber kaum Licht. Kleidungsstücke lagen überall verstreut, Zigarettenkippen lagen auf jedem Stuhl oder Tisch und es stank. Zwei weitere Jugendliche lagen auf dem Boden und rauchten. Zuerst sahen sie ihren Kumpel nicht, da sie Musik hörten, doch dann rissen sie sich die Kopfhörer ab. „Hey, was geht?“, fragte einer den Ankömmling. Dieser schnaufte. „Ich…wurde verfolgt.“, berichtete er ängstlich. Seine Freunde warfen ihm wüste Beschimpfungen zu. „Hast du wieder eine alte Lady überfallen? Wegen dir landen wir noch im Knast!“, warfen sie ihm vor. Dann tauchte Onuris wie aus dem Nichts im Raum auf. Seine Erscheinung ließ die Jugendlichen an sich selbst zweifeln. „Verdammt, ich glaub ich hab zuviel geraucht.“, sagte einer. „Krasses Mumienoutfitt, Mann.“, sagte ein anderer. „Ist das der Typ, der dich verfolgt hat?“, fragte die beiden ihren Freund. Dieser schüttelte unsicher den Kopf. „Ihr Wanzen könnt mir auch nichts über den Schlüssel sagen.“, brummte Onuris. „Über das Wort ‚Wanzen’ schienen sich die drei aber wenig zu freuen und zwei von ihnen zogen Springmesser. „Der will glaub ich eine Abreibung.“, lästerten sie. Einer griff Onuris an, doch dieser packte den Arm des Jungen und drückte ihn nieder. Mit einem weiteren Schlag streckte er ihn zu Boden. Der Junge schrie auf und jammerte. „Mein Arm!“, stöhnte er. Seine Freunde kamen ihm zu Hilfe, doch rief eines seiner eigenen Messer und verwundete sie. Sie sanken zusammen, lebten aber noch. Das war der Augenblick, in dem Will den Raum betrat. Sofort erblickte er die Verletzten und dann auch Onuris. Zuerst jagte ihm dessen Erscheinen einen Schreck ein und er zweifelte an seiner Wahrnehmung. „Was zur Hölle?“, fragte er, und spürte schließlich sein Amulett aufleuchten. Auf dem Dachboden war es sehr dunkel, weswegen er Onuris´ Amulett nicht sofort erkannt hatte. „Wer bist du?“, fragte Will fordernd. Onuris grinste ihn an. „Wo ist der Schlüssel? Hast du ihn?“, wollte er wissen. Will verstand kein Wort. „Ich hör immer nur Schlüssel, wer bist du und was fällt dir ein Unschuldige anzugreifen? Naja…halbwegs Unschuldige.“ Onuris musterte Will und war sich dann sicher, dass er nichts vom Buch der Toten wusste. „Ich bin auf der Suche nach etwas. Da du es aber scheinbar nicht besitzt, bist du wertlos.“, erklärte er und ließ zwei Messer erscheinen, die blitzschnell durch die Luft zischten. Will wurde überrascht und von einem der Messer an der rechten Schulter erwischt. Er fluchte und wich zurück. Er hatte lange nicht mehr gekämpft, war jetzt aber wieder dazu gezwungen.

Bryan hatte einen einfachen Trick angewandt. Er hatte diesem Mike erzählt, er arbeite im Krankenhaus und könnte ihm die Medikamente besorgen. Der Anführer der Biker war zuerst skeptisch gewesen, hatte dann aber zugesagt. Allerdings bestand er darauf, dass Bryan zu ihm kam. Dieser akzeptierte dies, da er sich sicher war, der Stärkere zu sein. Das hieß, falls es zu einem Kampf kommen sollte. Für gab es gar keine andere Option, als Alice zu beschützen. Bei Carol hatte er versagt, was ihm noch Heute Alpträume bereitete. Niemals würde er sie in Gefahr bringen. Deswegen beschloss er auch ihr Problem für sie aus der Welt zu schaffen. Er hatte sich bereits für zwei Stunden später verabredet. Er war zu einem älteren Gebäude bestellt worden, dass nicht weit von der Klinik enternd lag. Durch ein Schild erfuhr Bryan, dass es sich um ein geschlossenes Jugendzentrum handelte. Keine Menschenseele war weit und breit zu sehen. Bryan ging zielstrebig auf den Eingang zu und öffnete die Tür. Das Dahinter war dunkel, dennoch setzte er seinen Weg fort. Er hörte nur den Klang seiner eigenen Schritte und wagte es nicht zu rufen. Er vernahm ein Geräusch und steuerte auf es zu. „Hier drüben.“, rief ihm jemand zu. Bryan trat näher und ein Lichtstrahl blendete ich. Schützend hob er sich den Arm vor die Augen und versuchte die Person zu erkennen. „Hast du die Medikamente dabei?“, wurde er unsanft gefragt. Bryan antwortete aber nicht. Jetzt begutachtete der Bandenboss ihn näher und stutzte. „Ich kenn dich doch. Du bist der Lover von Alice.“, hatte er Bryan durchschaut. „Das stimmt.“, erwiderte dieser nur. „Dann nehme ich an, du hast auch kein Interesse an dem Deal.“, hakte Mike nach. „Nein.“, antwortete Bryan kurz und bündig. Erst jetzt bekam er mit, wie sich weitere Personen im Dunkeln versteckt hielten. Sie traten nun vor und Bryan zählte insgesamt Fünf. „Du bist ganz schön mutig, das gefällt mir. Aber warum bist du hier?“, wollte Mike nun wissen. Bryan grinste ihn an. „Ich habe einen anderen Deal für dich. Du lässt Alice in Zukunft in Ruhe und ich verschone dein Leben.“ Mike musterte ihn zuerst argwöhnisch, lachte dann aber los. Seine Freunde taten es ihm nach. Sie nahmen Bryan nicht ernst. Die Biker traten nun aus ihren Verstecken hervor und schnitten Bryan den Fluchtweg ab. „Dein Deal ist Müll.“, schnauzte ihn Mike an. Bryan sah das wohl anders. „Ich finde er ist fair!“, erwiderte er. Mike wollte sich profilieren und schritt auf Bryan zu. Er ballte seine Hand zu einer Faust und wollte ihm ins Gesicht schlagen. Bryan stoppte den Angriff, indem er Mikes Arm packte und festhielt. Dieser wollte sich losreißen, doch Bryan drückte nur noch fester zu. Mike schrie auf und fiel auf die Knie, als Bryan endlich losließ. Seine Kameraden schienen das Spektakel mit Missgunst zu verfolgen. Bryan war scheinbar stark, doch sie waren sich sicher, dass er gegen sie alle keine Chance hatte. Sie stellten sich rundherum um Bryan auf und bereiteten sich darauf vor, auf ihn einzuschlagen. „Gleich seht ihr, was ich in den letzten Monaten gelernt habe.“, meinte er grinsend. Die Biker griffen an, doch Bryan löste sich in Luft auf. Einige erschraken oder blickten verwirrt umsich. Bryan tauchte wieder auf und erledigte einen von ihnen mit einem gezielten Schlag in den Nacken. Zwei weitere griffen mit gezogenen Messern an. Sie wollten zustechen, doch Bryan wehrte beide Messer mit seiner Stahl-Hand ab. Nun waren sich die Biker sicher, dass sie es nicht mit einem normalen Menschen zu tun hatten. Der Rest torkelte unsicher zurück und begann wegzulaufen. Ihre Kameraden ließen sie zurück. Bryan schritt zu Mike zurück und hielt ihm seine Hand, wie ein Messer entgegen. „Was hältst du jetzt von dem Deal?“, fragte er nochmals. „Geht klar, Mann! Keiner von uns wird sie mehr belästigen. Versprochen!“, stammelte er. Bryan nickte ihm zufrieden zu und machte sich dann auf den Rückweg.

„Sowas musste ja passieren.“, stöhnte Will, als Onuris Duplikate von sich herstellte. Dazu kam noch, dass seine Schulter höllisch schmerzte. „Mal sehen, wie du gegen Acht von uns zurechtkommst.“, spielte Onuris den Selbstsicheren. Will musterte jeden einzelnen der Klone. „Achwas, wenn ich schon mit Monstern aus Wasser fertig werde, werd ich dich doch wohl noch besiegen können.“, ließ er sich nicht einschüchtern. Will sah zu, wie Onuris in eine schwarze Bandage griff, die wohl als Gürtel diente und um seine Talie gewickelt war. Er holte zwei weitere Messer daraus hervor und warf sie Will entgegen. Dieser benutzte aber sein Amulett, welches jede Attacke seiner Gegner kopieren konnte. Auch er ließ zwei Messer erscheinen, welche die von Onuris abfingen. Klirrend fielen sie zu Boden und blieben im Holz stecken. „Das war nicht das einzige.“, versprach Will und versuchte sich ebenfalls zu vervielfältigen. Er schaffte es aber lediglich zwei Klone von sich herzustellen. Onuris schien mit dieser Technik besser umgehen zu können. Einen Nachteil hatte aber auch er. Nach Calvin hatte er nicht erwartet, dass noch jemand seine Technik so einfach kopieren konnte. Er wusste nicht welcher der echte Will war und griff einfach den Nächstbesten an. Seine Klone taten es ihm nach. Die Klone beider bekämpften sich und lösten sich in Luft auf. Während von Will nur noch das Original übrig war, besaß Onuris noch sechs Kopien. Diese verteilten sich nun auf dem Dachboden und Will versuchte sie im Auge zu behalten. Messer flogen von irgendwoher auf Will zu und dieser konnte nur noch ausweichen, indem er sich auf den Boden warf. Die Messer blieben in der Wand hinter ihm stecken. Die Klone näherten sich ihm und Will entschied sich dafür etwas Neues auszuprobieren. Er erschuf wieder Klone von sich, diesmal zwei mehr. Der hetzte sie auf die von Onuris, welche dem Angriff nicht standhalten konnten. Er Original-Onuris stutzte. Wills Klone schienen nicht aus Luft zu bestehen. Er knurrte, als er sah, dass sie ihn jetzt im Visier hatten. Er warf seine Messer auf die

Klone, welche aber mit einem platschenden Geräusch, durch sie hindurch zischten. „Wasser?“, fragte Onuris überrascht. Will grinste zufrieden. „Ich habe deine Technik gleich etwas verfeinert.“, gab er an. Onuris knirschte mit den Zähnen. „So macht das keinen Spaß!“, schnauzte er Will an und teleportierte sich dann fort. Will fand seine Flucht nicht schlimm. Er hatte den Kampf überstanden, wenn auch verletzt. Er hörte das Rufen von Max und dirigierte ihn zu sich. „Ruf einen Krankenwagen.“, trug er ihn auf. Max sah die Verletzten Jugendlichen, verzichtete aber vorerst auf Fragen. Der Krankenwagen war bald da und die Jugendlichen wurden versorgt und ins Krankenhaus gefahren. Auch Will musste diesen Weg antreten. Seine Schulter war notdürftig versorgt worden, musste aber noch behandelt werden.

Bryan hatte Alice heute Abend zu sich eingeladen. Zum einen wollte er ihr die gute Nachricht überbringen, dass sie nicht mehr von Mike gestört werden würde, und zweitens unternahm er einen Versuch selbst zu kochen. Alice war pünktlich wie immer und Bryan bat sie herein. Er zeigte sich als Gentleman und nahm ihr den Mantel ab. „Danke noch mal, dass du mir wegen dem Zwischenfall heute geholfen hast.“, dankte sie ihm. Bryan lächelte verlegen. „War doch Ehrensache. Ist übrigens alles erledigt.“, versprach er. Alice wollte mehr hören. „Du hast doch keinen verletzt?“, fragte sie vorsichtshalber. Bryan schüttelte schnell den Kopf. „Nein, nein, ich ganz sanft.“, untertrieb er etwas. Dann setzten sich beide an den Tisch und genossen das Abendessen. „Wünscht…du dir manchmal diese Kräfte nicht zu haben?“, fragte Alice nun unerwartet. Bryan musste kurz nachdenken, bevor er antwortete. „Ja und nein. Weil ich diese Kräfte unbedingt wollte hat Carol ihr Leben verloren. Aber mit ihnen kann ich dich auch beschützen. Carol ist tot, daran kann ich nichts ändern, aber ich würde sie nicht ablegen, weil sie noch Gutes vollbringen können.“, erklärte er ihr.

Will war mulmig zumute, als er vor dem Büro seines Ausbilders stand. Auf dem Gang war es still, nur im Inneren waren Geräusche zu hören. Will klopfte zögerlich an und wurde sofort hereingebeten. Er schluckte und öffnete die Tür. Er sah sich um und entdeckte seinen Ausbilder hinter dem Schreibtisch. Er war bereits öfters hier gewesen, war aber noch nie so aufgeregt wie heute. Er würde bestimmt in Erklärungsnot geraten. Sein Ausbilder sah ihn kurz an und wandte sich dann wieder seinen Akten zu. „Dieses Taktik also.“, dachte Will. Der Mann ließ sich noch eine ganze Minute Zeit, bis er anfing zu sprechen. Will hatte es nicht gewagt anzufangen. „Mr. Shepard. Bis vor einigen Tagen habe ich nur Gutes von ihnen gehört, was ist los?“, fragte er drauf los. Will beschloss bei der Wahrheit zu bleiben und sich zu entschuldigen. „Das mit dem Wagen tut mir

Leid. Es war wirklich ein dummer Unfall und ich übernehme die volle Verantwortung.“, nahm er die ganze Schuld auf sich. Der Ausbilder nickte und schien sich etwas zu notieren. Dann lehnte er sich zurück und verankerte seine Hände ineinander. „Soviel dazu. Was ist heute genau passiert? Es gab drei Verletzte. Vier, wenn man Sie mitzählt.“, wollte er einen genauen Bericht. Ohne zu Lügen konnte ihm Will den Gefallen aber nicht tun. „Ja, die Verletzung an der Schulter habe ich mir bei der Verfolgung zugefügt. Ich weiß, das war dumm. Was die Verletzten angeht, habe ich sie so vorgefunden.“, erzählte er. Sein Ausbilder nickte. „Warum haben Sie den Dieb überhaupt verfolgt? Ihnen muss die Gefahr doch bewusst gewesen sein. Sie hätten zumindest auf ihren Partner warten können.“, meinte er. Will sah zu Boden. „Tut mir Leid.“, konnte er nur noch sagen. „Noch eines. Wenn sie den Dieb dicht auf den Fersen geblieben sind und ihn nur kurz aus den Augen verloren haben, wie konnte er dann Verletzt werden? Und warum haben sie den Täter nicht gesehen?“, brachte er Will zusehends in Bedrängnis. Dieser gab auf. „Ich weiß es nicht.“, sagte er einfach. Sein Ausbilder nickte wieder. „Gut, ein Letztes. Sie haben eine Fahne.“, sagte er. Will wollte etwas sagen, wurde aber abgewürgt. „Ihr Partner hat nichts erzählt. Ich werde die Angelegenheit in meinen Bericht schreiben müssen. Ihre privaten Dinge gehen mich nichts an, dennoch sollten Sie sie bereinigen.“ Will trat jetzt zum Schreibtisch vor. „Sie müssen sich keine Gedanken mehr um mich machen. Ich habe eine Entscheidung getroffen.“, verriet er, griff in seine Tasche und legte seinen Ausweis auf den Tisch. Sein Ausbilder sah ihn verdutzt an. „Sie haben einen Fehler gemacht, aber das ist noch lange kein Grund das Handtuch zu werfen.“, meinte er. Will schien das anders zu sehn. „Ich habe mich dazu entschlossen. Wissen Sie…mein Onkel war auch Polizist. Das ist denk ich der Hauptgrund, warum ich mich für diesen Beruf entschieden habe. Jedenfalls wurde er im Dienst getötet. Schuld daran waren hauptsächlich private Dinge, die ihm das Leben kosteten. Bitte akzeptieren Sie meine Entscheidung.“, bat er und drehte sich zur Tür um. „Danke für alles und verzeihen Sie mir, dass ich Sie enttäuscht habe.“, sagte er und verließ das Büro. Sein Ausbilder starrte ihm nach und betrachtete dann den Ausweis. Max erzählte Will gleich danach von seinem Ausstieg. Zuerst wollte ihn dieser davon abhalten, akzeptierte dann aber den Entschluss seines Freundes.

Calvin hatte nicht nur das Buch an sich genommen, sondern auch großen Schaden angerichtet. Einige der Wächter halfen den Verletzten und ein anderer machte sich auf den Weg, um Hilfe zu holen. Es dauerte allerdings eine ganze Woche, bis er mit einem Dutzend weiterer weiß-gekleideter Männer zurückkehrte. Auch ihr Meister war bei ihnen. Er war bereits alt und kam nicht mehr so schnell voran, weswegen ihn seine Schüler hin und wieder stützen mussten. Die Verletzten waren notdürftig versorgt worden und würden wahrscheinlich bald wieder genesen. Ein anderer Fall war Yen. Seine Kameraden hatten ihn in eine Hütte getragen und zugedeckt. Sein Meister betrachtete ihn mit traurigen Augen. „Wie ich sehe hast du wirklich alles gegeben, um das Buch zu beschützen. Dem Feind ist es zwar gelungen, es zu stehlen, aber ich habe bereits jemanden gefunden, der es uns zurückbringen wird.“, redete er mit dem leblosen Körper.

Der Zentaurus
 

Mann konnte es nur als erstaunlich beschreiben, dass die Bar heute so viele Gäste hatte. Man konnte sie gut und recht als Spelunke bezeichnen. Die Tische waren verstaubt und dreckig. Die Gläser nur notdürftig gereinigt und der Wirt ein Kaliber für sich. Nicht nur, dass er jedem Gast gegenüber unhöflich war, er hielt es sich sogar vor einige von ihnen nicht zu bedienen. Bei dem Nächsten überlegte er es sich, fragte ihn aber doch, was er wollte. Der Gast bestellte ein kühles Bier, da er wohl glaubte in dieser Bar nichts anderes bekommen zu können. Er hatte sich an den Tresen gesetzt und reckte seinen Kopf nach hinten. Erstaunlich wie viele Gäste an diesem Abend gekommen waren. Noch erstaunlicher war es, dass sie scheinbar keinen richtigen Appetit hatten. Ihre Teller und Krüge waren halbvoll und sie redeten nur miteinander wenn es unbedingt sein musste. Wenn es hier niemandem schmeckte, warum dann der große Auflauf? Der späte Gast kam sich etwas paranoid vor, war sich aber sicher, dass etwas nicht stimmte. Die anderen Gäste bemühten sich zwar ihre wahre Absicht zu verbergen, aber dennoch sahen ihn einige in regelmäßigen Abständen immer wieder an. Konnte es sein, dass der Gast so bekannt war? Er war erst heute Abend in die Stadt gekommen, niemand hätte Grund ihm zu misstrauen. Um seine Theorie zu testen erhob er sich langsam vom Barhocker und stolzierte in Richtung Toilette. Er musste nicht lange warten, bis zwei der Bargäste zu ihm stießen. Zuerst musterten sie überrascht das Bad, da sie ihn nicht entdecken konnte. Die Verfolger kamen nun selbst in Bedrängnis. Der merkwürdige Gast hatte sich irgendwie an ihnen vorbeigemogelt und stand nun hinter ihnen. Der Verfolger wussten nicht, was es genau war, aber ihnen wurden zwei lange Klingen entgegengestreckt. Wo hatte ihr Zielobjekt diese Waffen versteckt gehabt? Ihre Angst erlaubte es ihnen nicht sich umzudrehen. „Redet schon! Wer seid ihr und wer schickt euch?“, fragte sie Fremde erwartend. Während der eine zu geschockt war, um zu antworten, beschloss sein Freund alles preiszugeben. „Mann hat uns nur auf eine Menge Freibier und freies Essen versprochen, wenn wir einen Neuankömmling auf den Zahn fühlen.“, berichtete er stotternd. „Wer?“, wurde die frage wiederholt. „Ein…ein alter Mann. Ein Chinese glaube ich.“, antwortete er hastig. Der Fremde ließ seine Klingen verschwinden und rannte in die Bar zurück. Das war ein Fehler. Ein Dutzend grimmiger Bargäste standen vor ihm und betrachteten ihn misstrauisch. Der Fremde holte tief Luft und unternahm einen Versuch an den Gästen vorbeizugehen. Dieser scheiterte. Einer hielt seinen linken Arm von sich weg, womit der Ausgang versperrt wurde. „Tu das nicht.“, bat ihn der Fremde, der scheinbar keine Angst kannte. Dieser ignorierte die Frage wohl und gab zwei seiner Freunde ein Zeichen. Diese kneteten ihre Hände und wollten auf den Fremden einschlagen. Sie hoben die Fäuste und schlugen zu. Ein metallenes Knirschen war die Folge. Scheinbar trug der Fremde etwas, das ihn schützte. Der Anführer der Meute erkannte zwei Metallarmbänder, die als Schildes dienten. Der Fremde ließ nun eine Klinge aus einem der Schilde ausfahren und richtete sie auf den Anführer. Als er dessen Hemd aufschnitt, torkelte dieser zurück und ergriff die Flucht. Auch seine Kumpel schienen es ihm nachzumachen. Ohne ihren Anführer hatten sie ihren Plan wohl aufgegeben. Der Fremde seufzte, legte ein paar Münzen auf den Tresen und verließ die Bar. Als er draußen war, spürte er bereits die nächste Gefahr auf ihn lauern. Geräusche waren in der Nacht zu hören. Kamen die Leute zurück? Nein, es musste sich um andere handeln. Der Fremde hob blitzschnell den Arm, da ihn jemand aus dem Nichts angriff. Der Schlag wurde vom Schild geblockt. Der Angreifer war zweifellos asiatischer Herkunft und trug weiße Kleidung. Alt sah er aber nicht aus. Vier weitere Kämpfer tauchten aus der Dunkelheit auf und umringten ihr Opfer. Sie erinnerten an Ninjas und kämpften auch so. Sie griffen geschlossen an, doch der Fremde zeigte seine wahre Stärke. Er ließ seine zwei Klingen aus den Schilden fahren und richtete sie auf die Ninjas. Sie verwandelten sich plötzlich in Feuer und die Kämpfer schreckten zurück. Ein Feuerschwall, der durch die Nacht sauste, brach ihren Kampfeswillen. Einer von ihnen rief seinen Freunden etwas in einer fremden Sprache zu, welche sofort wieder Stellung nahmen. „Es ist genug.“, sagte nun jemand. Die Ninjas erkannten sie sofort und knieten sich auf den Boden. Aus der Nacht trat nun ein alter, grauhaariger Chinese. Er schien der Meister der Ninjas zu sein. „Dann habe ich das wohl alles dir zu verdanken.“, warf ihm der Fremde zu. Der alte Mann grinste hämisch. „Verzeihung. Ich wollte mit eigenen Augen deine Stärke sehen, für die du so berühmt bist. Kevin.“, begrüßte er ihn. Kevin wurde innerlich wütend und streckte dem Chinesen seine Klingen entgegen. Dieser nahm die Bedrohung nicht ernst. „Sei unbesorgt, ich bin kein Feind.“, beruhigte er Kevin. Dieser schien das anders zu sehen. „Dann veranstaltest du diese Kämpfe also nur zum Spaß.“, meinte er ungehalten. Der Chinese schüttelte den Kopf. „Kein Spaß, das hier ist ernst. Mein Name ist Schakal. Vor einiger Zeit wurde mir etwas anvertraut, das große Macht besitzt. Es nennt sich das Buch der Toten. Schon einmal davon gehört?“, fragte Schakal. Kevin nickte langsam. „Was habe ich damit zu tun?“, hakte er weiter nach. Schakal betrachtete ihn interessiert. „Es wurde gestohlen. Ich will, dass du es zurückbringst.“, verriet er. Kevin drehte sich um und machte Anstallten zu gehen. Die Ninjas hielten ihn jedoch auf. „Du hast keine andere Wahl. Wenn jemand über das Buch herrscht, sei es ein Mensch oder ein Gott, wird diese Welt untergehen. Ich begegne dir heute zum Ersten Mal, aber ich wusste bereits vorher wer du bist. Du hast jemanden getötet, der mir nahe stand. Das bedeutet du bist mir etwas schuldig.“, sagte Schakal. Kevin blickte ihn überrascht an. „Wenn soll ich umgebracht haben?“, hakte er nach. Schakal antwortete nicht, da Kevin sicher gleich selbst darauf kommen würde. Diesem drangen sich nun wieder die Erinnerungen auf, als er für Baal arbeitete. Schakal meinte Lins Mutter. „Du musst Buße tun, das weißt du.“, schien Schakal Kevin für einen Ehrenmenschen zu halten. Dieser ließ seine Waffen verschwinden und ging auf den Ninjameister zu. „Also gut. Ich hole das Buch zurück, aber nur weil es auf dieser Welt Menschen gibt, die ich beschützen muss. Deine Ehre hat gar nichts damit zu tun.“, sagte er eindringlich. Schakal nickte nur zufrieden. Dann griff er in seine Tasche und überreichte Kevin einen kleinen Gegenstand. Dieser nahm ihn ohne zu fragen entgegen. Es war ein Schlüssel. „Pass gut darauf auf. Derjenige, der das Buch hat, sucht diesen Schlüssel. Ohne ihn ist das Buch wertlos. Er wird also früher oder später zu dir kommen.“, verriet er. Kevin verstand. „Ich hasse warten. Sag mir gleich wo ich denjenigen finde.“, verlangte er. Schakal schien gehofft zu haben, dass Kevin das fragte. „In London.“, antwortete er brav. Kevin stockte. Er hatte nicht erwartet in seine Heimat zurückkehren zu müssen. Er dachte sofort an Emma. Sie hielt ihn für Tod, was würde sie sagen, wenn ihr Freund einfach so vor der Tür stand? Kevin wusste aber, dass er keine andere Wahl hatte. Eine neue Bedrohung war aufgetaucht, die ihn und seine Freunde auf eine harte Probe stellen würde. Schakal bedanke sich und verließ den Ort. Er war schneller, als man es von einem alten Mann erwartet hätte. Auch die Ninjas verschwanden im Schwarz der Nacht. Kevin betrachtete den Schlüssel und wusste, dass die Zeit des Kämpfens zurück war.

„Warum zum Teufel… Kannst du nicht einmal die Tür benutzen?“, fragte Calvin Onuris scharf. Dieser brummte nur. „Weil die Dame am Empfang sagte, die würdest niemanden sehen wollen.“, erwiderte er. Calvin konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Dann wurde er ernster. „Du hast den Schlüssel nicht, das kann ich sehen. Also warum beehrst du mich mit deinem Besuch?“, fragte er erwartend. Onuris zeigte sich selbstsicher. „Stimmt, ich habe den Schlüssel bisher nicht gefunden. Aber eines ist mir klar geworden. Wer auch immer ihn im Moment besitzt muss stark sein. Du kannst Hilfe gebrauchen!“, verriet Onuris. Calvin strafte ihn mit einem hasserfüllten Blick. „Ich brauche von keinem Hilfe. Aber eines verrate ich dir. Ich spüre, dass der Schlüssel auf dem Weg zu uns ist. Ich brauche dich tatsächlich, aber nur als Handlanger. Ich habe von dem Schlüsselträger gehört. Du wirst dich um seine Kameraden kümmern, während ich mir den Gegenstand sichere.“, wollte er Onuris eine Chance geben. Dieser sah es aber nicht ein. „Ich bin kein Handlanger! Nur weil du mich besiegen konntest, bin ich noch lange kein Schwächling!“, schnauzte er ihn an. Calvin beschloss dies zu testen. Er drückte einen Knopf auf seiner Gegensprechanlage und wartete kurz. „Miles, könnten Sie für einen Moment kommen?“, bat er seinen Sekretär. Kurz darauf wurde die Tür zum Büro geöffnet und ein schlaksiger, junger Mann trat ein. Er trug eine weite Brille und einen Strickpulli ohne Ärmeln. Auf den ersten Blick war er nicht ernst zu nehmen. Er erinnerte an einen Streber, den jeder aus der Schule kannte. Selbst für eine Hemdtasche mit einem Stift darin schien er nicht zu schade zu sein. „Sie haben gerufen?“, fragte er artig. Calvin nickte und deutete auf Onuris. Miles betrachtete ihn kurz und wandte sich wieder seinem Chef zu. Onuris kam der Sekretär irgendwie gruselig vor. Sein Blick hatte sich nicht verändert, als er ihn entdeckte. Normalerweise wirkte Onuris´ Kostümierung auf manche erschreckend. „Dieser Herr glaubt er wäre stark. Vielleicht stärker als ich. Was sagen Sie dazu?“, wollte Calvin von Miles wissen. „Ich denke, er sollte solche Scherze unterlassen und lieber eine Kostümparty aufsuchen.“, packte er seinen britischen Humor aus. Er brauchte Onuris nicht einmal anzusehen. Diesem platzte der Kragen. Er zog ein Messer und warf es auf Miles. Keiner durfte ihn beleidigen. Zu seinem Erschrecken fing Miles das Messer mit lediglich seinem Zeige – und Mittelfinger auf. „Was soll den das? Sind Sie etwa auch für das Chaos in diesem Büro verantwortlich?“, schein er keinerlei Angst zu zeigen. Onuris musterte den Sekretär ungläubig. Er trug weder ein Amulett, noch schien er eine andere Kraft zu besitzen. Er konnte also gar kein richtiger Gegner für ihn sein. Onuris griff, holte sich dabei sein Messer zurück und wollte Miles damit verwunden. Dieser stoppte das Messer abermals, diesmal mit seiner bloßen Hand. Er streckte Onuris seine andere entgegen, in der er scheinbar mehrere Klingen versteckt hatte, die er auf Onuris richtete. Diesem brach der kalte Schweiß aus. Wenn er sich nun bewegte, würde Miles ihm ein Ende bereiten. Zu seinem Glück, wartete dieser aber auf den Befehl von Calvin. „Soll ich dieses Objekt entfernen?“, fragte er gehorsam. Calvin tat so, als müsste er ein paar Sekunden überlegen. „Nein, schon gut, das wäre alles.“, antwortete er. Miles nickte und steckte seine Klingen weg. Er verbeugte sich vor Calvin und verließ schließlich das Büro. Onuris blickte ihm erstarrt nach. „Du musst nichts sagen, oder dich entschuldigen. Stehe mir heute Abend einfach nur zur Verfügung.“, trug er ihm auf. Unfähig etwas anderes zu tun, willigte Onuris ein.

Wills Bemühungen Kontakt mit Emma herzustellen, misslang. Sie meldete sich nicht auf ihrem Handy und auch keiner ihrer Freunde wusste, wo sie war. Will wollte die ganze Schuld auf Kevin abschieben, doch in Wahrheit war er an allem Schuld. Er hatte sich überreden lassen, Kevins Tod zu verbreiten. Er war betrunken bei Emma aufgetaucht und hatte ihr seine Lüge gestanden. Er hatte sie vertrieben. Will versuchte an etwas anderes zu denken. Er hatte seinen Job hingeschmissen und es gab kaum jemanden, den er nicht vergrault hatte. Der einzige, der ihm noch Unterstützung bat, war Connor. Will brauchte jetzt das Gefühl, etwas Nützliches zu tun. Dann fiel ihm Onuris wieder ein. Er faselte etwas von einem Schlüssel, den er suchte. Will wusste nicht, was damit gemeint war, aber er wusste, dass Onuris eine Bedrohung darstellte. Er beschloss etwas gegen ihn zu unternehmen. Er benutzte sein Amulett zu seinem eigenen Vorteil, und das wollte Will unterbinden. Die Frage war, wie sollte er ihn aufspüren? Dann geschah etwas, womit er nicht gerechnet hatte. Die Antwort fiel ihm in den Schoß. Sein Handy begann zu klingeln, und Will nahm den Anruf perplex an. „Ja, hallo?“, fragte er. Der Anrufer kam gleich zur Sache. „Ich nehme an du erinnerst dich an mich?“, fragte er als erstes. Will musste kurz überlegen, erkannte die Stimme aber nicht wieder. „Nein, tut mir Leid.“, entschuldigte er sich. Der Anrufer musste kurz lachen. „Wie dumm von mir. Damals hatte ich ja meine Stimme verzerrt.“, erinnerte er sich und Will. Diesem wurde nun einiges klar. „Ach, der Herr Zentaurus. Wie schön, Sie sind also genesen.“, witzelte er. Der Anrufer, bei dem es sich in Wirklichkeit um Calvin handelte, hatte noch einiges mit Will vor. „Kommen wir zur Sache. Ich habe Informationen für dich, die du gebrauchen kannst.“, verriet er. Will wurde hellhörig. „Nag, gut, schieß los.“, bat er. Calvin folgte aber nicht gleich. „Nicht am Telefon.“, meinte Calvin schnell. „Wie schnell kannst du in Southwark sein?“, wollte er wissen. Will murmelte etwas von einer Stunde. „Gut, in der Nähe des Zentrums steht eine stillgelegte Militärbasis, ich bin sicher du findest sie.“, sagte Calvin und legte auf. Will seufzte. Er war jetzt nicht wirklich schlauer, würde sich aber zu dem Treffpunkt begeben. Dieser ‚Zentaurus’ konnte ihm sicher einiges erklären. Calvin war mit sich zufrieden. Bis jetzt verlief alles nach Plan. Der Hüter des Schlüssels landete in diesem Augenblick in London. Bald würde er das Buch aufschließen können, und es würde ihm seine Macht schenken.

Es waren gute und schlechte Erinnerungen, die in Kevin aufkeimten, als er aus dem Flughafen-Terminal trat. Er war zurück. Er atmete tief durch und suchte ein Taxi. Leider schienen alle besetzt zu sein, weswegen Kevin beschloss zu gehen. Das war gar nicht so schlecht, da es ihm half nachzudenken. Natürlich hätte er auch seine berüchtigte Teleportation einsetzen können, doch er wäre nur an Orten gelandet, an denen seine Freunde waren. Denen wollte er aber keinesfalls begegnen. Er hatte sie ein Jahr lang nicht gesehen und würde es auch länger schaffen. Er würde seine Mission vollenden und dann wieder verschwinden. Er fischte den Schlüssel aus seiner Tasche, welchen er von Schakal erhalten hatte. Er erinnerte sich, was Baal ihn gelehrt hatte. Anubis schrieb den Namen jedes Menschen, der starb in das Buch der Toten. Wenn man diesen Namen wieder durchstrich, kehrte der Mensch ins Leben zurück. Aber das Selbe galt auch für Götter. Würde der Name eines alten Gottes aus dem Buch verschwinden, würde er in dieser Welt wieder auftauchen. Kevin würde das mit allen Mitteln verhindern. Er musste nur das Buch zurückholen und es Schakal wiedergeben. Aber war das, das Richtige? Konnte Kevin dem alten Mann vertrauen? Und was, wenn er es sich wieder stehlen ließ? Kevin beschloss darüber nachzudenken, wenn er das Buch in den Händen hielt. Dann tauchte jemand vor ihm auf, mit dem er nicht gerechnet hatte. Er hätte eher erwartet einem seiner Freunde über den Weg zu laufen, als seiner Schwester? Claire stand vor ihm, als wäre es Zufall, dass sie sich über den Weg liefen. Oder war es tatsächlich einer? Kevin überlegte, was er sagen sollte, ließ es dann aber bleiben. Hatte sich Claire in der langen Zeit verändert? Oder war sie die Selbe geblieben? Mandulis und die Patak waren fort, was tat sie nun? Sie blickte ihren Bruder stumm an. Kevin sagte nichts und ging einfach an ihr vorbei. „Kevin!“, schrie seine Schwester förmlich. Kevin blieb stehen, drehte sich aber nicht um. „Was tust du hier?“, fragte er sie erwartend. Auch Claire hatte ihm den Rücken zugewandt. „Das Selbe könnte ich dich fragen. Wo warst du in diesem einem Jahr?“, hakte sie nach. Kevin dachte nach, was er ihr sagen sollte. „Das geht dich nichts an.“, zeigte er sich ihr gegenüber kalt. „Ich war inzwischen zu Hause. Bei Joan.“, verriet sie. „Wie geht es ihr?“, traute sich Kevin nun doch zu fragen. „Gut. Ich habe ihr von dir erzählt, aber ich weiß nicht, ob sie es verstanden hat.“, erzählte sie. Kevin blickte ins Leere. „Hast du ihr auch erzählt, was du getan hast?“, fragte er fordernd. Claire drehte sich zu ihm um. „Es war das Richtige! Baal hat viel für uns getan!“, fuhr sie ihn an. Kevins Augen verengten sich. Claire konnte sie aber nicht sehen. „Es hat sich also nichts geändert. Ich bin noch immer auf der Suche nach meiner Schwester, aber bin mir nicht mehr sicher, dass ich sie hier finde. Ich glaube beinahe, Baal hat sein Versprechen gebrochen und sie doch sterben lassen. Stattdessen hat er dich erschaffen.“, sagte er, ohne Claire anzusehen. Diese ballte die Fäuste. Was redete ihr Bruder für einen Unsinn? Kevin ging weiter, und Claire überlegte, ob sie ihm folgen sollte. Sie entschied sich dagegen. Sie war nur aus einem Grund zurückgekehrt. Sie hatte einen Anruf erhalten. Das Buch der Toten war gefunden worden. Claire machte sich auf, um Calvin einen Besuch abzustatten. Kevin war weitergegangen und begann sich zu teleportieren, als zwei spitze Messer auf ihn zuflogen. Ihr Ursprung war eine dunkle Gasse, in der sich Kevin nun materialisierte. Onuris war verblüfft und sauer, dass nun auch sein dritter

Gegner in Folge seiner Attacke mit Leichtigkeit ausweichen konnte. Kevin wollte seine Waffen beschwören, doch Onuris streckte ihm seine offenen Hände entgegen. „Nichts für ungut, ich wollte dich nur testen. Ich bin nicht hier, um gegen dich zu kämpfen.“, versicherte er. Kevin war sich da nicht so sicher, weswegen er Onuris nicht aus den Augen ließ. „Was willst du?“, fragte er sauer. Onuris lächelte nur. „Du hast den Schlüssel zum Buch der Toten, richtig?“, hakte er nach. Kevin nickte und rechnete mit einem Überraschungsangriff. Dieser blieb aus. „Und du hast das Buch?“, fragte er nach. Onuris schüttelte den Kopf. „Nein, aber jemand, der dich kennen lernen will. Sei in einer Stunde da!“, verlangte er und warf ihm einen zusammengeknüllten Zettel zu. Dann teleportierte er sich fort. Kevin hob den Zettel interessiert auf und erkannte einen Stadtplan. Eine Straße und ein Gebäude waren rot eingekreist. Scheinbar wollte sich der Besitzer des Buches mit ihm treffen. Kevin beschloss die Einladung anzunehmen. Der Dieb des Buches wollte seinen Schlüssel und würde ihm bestimmt eine Falle stellen. Trotzdem! Je schneller Kevin das Buch sicherstellte, umso schneller konnte er London wieder verlassen. Er tat sich schwer den Ort ausfindig zu machen, weswegen er sich doch ein Taxi nahm, das ihn zum Treffpunkt brachte.

Will traf als erster bei der Ruine ein, die einmal als Basis des Militärs gedient hatte. Warum hatte der Anrufer diesen Ort abgegeben? Will war allein. Niemand war in die Nähe. Dieser ‚Zentaurus’ schien sich zu verspäten. Will wartete mehrere Minuten, bis er endlich Schritte hörte. Er wusste nicht wieso, aber er versteckte sich hinter einer Maueröffnung. Es konnte sowohl ein Freund, als auch ein Feind sein. Der Fremde kam nun in Wills Blickfeld. Entsetzt riss er die Augen auf. Er stürmte aus seinem Versteck und packte Kevin am Kragen. „Du?! Wie zum Teufel kommst du hierher?“, fragte er aufgebracht. Kevin stieß Will von sich weg. „Na super, war ja klar, dass ich dir begegnen muss.“, schnauzte ihn Kevin an. Will fand, er würde sich zuviel herausnehmen. „Ich habe Emma deine dämliche Lüge erzählt!“, erinnerte er ihn. Kevin brummte nur. „Sie weiß es.“, gab Will schließlich zu. Kevin sah ihn schockiert an. „Kannst du nicht einmal deine Klappe halten?“, fragte er wild. Will starrte ihn wütend an. „Schieb deine Schuld nicht auf mich! Emma ist los, um dich zu suchen. Wenn sie gewusst hätte, dass du selbst kommst….“ Kevin gab ihm ein Zeichen still zu sein. „Es ist gut, dass sie weg ist. So kommt sie wenigstens nicht in Gefahr.“, meinte er. Will wollte etwas sagen, doch Kevin deutete vorher auf einen Schatten. Jemand hatte die beiden die ganze Zeit beobachtet. „Hi.“, winkte ihnen Onuris unschuldig zu. „Dieser Typ!“, riefen Will und Kevin beinahe gleichzeitig. „Er hat mich hier herbestellt.“, klärte Kevin auf. Will grinste.

„Und mich wollte er umbringen.“, entgegnete Will. Onuris schien es Vergnügen zu bereiten die beiden zu beobachten. „Hast du mich angerufen?“, fragte Will erwartend. Onuris wollte den Kopf schütteln, doch jemand kam ihm mit der Antwort zuvor. „Das war ich!“, sagte eine weitere Person. Sie hatte die ganze Zeit auf dem falschen Dach der Ruine gestanden. Kevin und Will sahen zu ihm auf, doch die Sonne blendete sie. Erst als diese von einer Wolke verdeckt wurde, konnten sie die Gestalt erkennen. Sie sah blass und furchterregend aus. Sie trug eine Krawatte, aber keinen Smoking dazu. Will erkannte ihn als erstes wieder. „Diesen Typen kenne ich auch!“, erinnerte er sich. Kevin hatte ihn ebenfalls wieder erkannt und sah erwartend zu Will. „Im Krankenhaus. Als ich zu Bryan und Emma wollte, bin ich dem Typen im Lift begegnet.“, berichtete er stockend. Calvin sah Will wissend an. „Damals wusste ich noch nicht wer du bist. Heute bin ich schlauer.“, meinte er. Nun trat Kevin einen Schritt vor. „Wir kennen uns auch!“, erinnerte er ihn. Im Gegensatz zu Will musste Calvin kurze Zeit überlegen. „Hilf mir doch auf die Sprünge.“, bat er ihn. Kevin sah ihn durchdringend an. „Im Flugzeug. Wir sind uns im Gang über den Weg gelaufen.“, erzählte er. Calvin schien sich zu erinnern. „Achja. Was für hübsche Zufälle.“, sagte er spöttisch. Kevin und Will nickten sich nun zu. „Wer zum Henker bist du?“, riefen sie Calvin entgegen. Dieser stellte sich kurz vor. „Ihr erinnert euch also, wie wir uns schon einmal begegnet sind, gut. Was ihr aber nicht wisst ist, dass unser tatsächliches Kennen lernen bereits vor fast 2 Jahren stattgefunden hat. Damals haben wir gegeneinander gekämpft, Kevin.“, verriet er. Dieser sah ihn verwirrt an. „Wir haben nie gegeneinander gekämpft.“, berichtigte er ihn. Calvin schien das anders zu sehen. „Zugegeben, damals hatte ich eine andere Erscheinung.“, verriet er. Kevin platzte der Kragen und die Geduld. „Rede schon! Wer bist du?“, wollte er endlich wissen. Calvin grinste. „Der Zentaurus.“, erwiderte er. Während Kevin nichts mit dem Begriff anfangen konnte, ging Will ein Licht auf. „Du hast mich angerufen! Früher, und damals!“, fiel ihm wieder ein. Calvin bejahte mit einem Nicken. „Du kennst ihn?“, fragte Kevin nach. Will war sich nicht sicher. „Er hat mich vor einem Jahr angerufen und mir von Mandulis´ Versteck berichtet. „Du…hast ihm wahrscheinlich dein Leben zu verdanken.“, erzählte Will. Kevin zeigte sich dennoch unbeeindruckt. „Was hast du mit Mandulis zu schaffen gehabt?“, schien ihn diese Tatsache mehr zu interessieren. Calvin blickte von oben auf die beiden herab. „Nicht viel. Er hat die Patak um sich versammelt, mit denen er das Revival-Projekt vollenden wollte. Aber du hast seine Pläne zerstört, weswegen auch meine Partnerschaft zu ihm brach.“, erklärte er. Im Gegensatz zu Kevin war sich Will nicht mehr sicher, ob sie es mit einem Freund oder einem Feind zu tun hatten. „Und was sind deine Pläne?“, hakte Kevin nach. Calvin lächelte ihm zu. „Das Revival-Projekt natürlich.“, verriet er. Kevin ballte die Fäuste. „Dann nehme ich an, hast du das Buch gestohlen.“, rief er Calvin zu. Dieser nickte. „Und ich nehme an, du hast den Schlüssel.“, erwiderte er. Kevin bejahte. Will hasste es im Ungewissen zu bleiben und verlangte eine Erklärung. Kevin vertröstet ihn auf später und zog den Schlüssel aus der Tasche. Calvin betrachtete ihn gierig. „Gib ihn mir und ich verschone dich.“, schlug er vor. Kevin verstaute ihn aber wieder. „Mach einen besseren Vorschlag.“, verlangte er, meinte es aber nicht ernst. „Die Typen sind also hinter diesem Teil her? Das erklärt, warum mich die Mumie angegriffen hat. War also wieder deine Schuld.“, warf er Kevin vor. Dieser reagierte nicht auf die Stichelei. „Onuris!“, rief Calvin der Mumie zu. Dieser schritt nun auf Kevin und Will zu. „Ihr wolle kämpfen? Kommt nur her!“, rief Will den zwei zu. „Du übernehme diesen Calvin.“, sagte Kevin und teleportierte sich auf das Dach. „He, du hattest bereits letztes Mal Partnerwahl!“, erinnerte er ihn an den Kampf mit Mandulis. Kevin aber stand nun seinem neuen Feind gegenüber. Dieser hatte seine Hände in seinen Taschen verstaut. Scheinbar unterschätzte er Kevin. Oder unterschätzte dieser etwa ihn? Kevin rief seine Schilde, aus denen lange Klingen ausfuhren. Calvin beschwor keine Waffe, sondern wartete einfach nur auf den Angriff seines Gegners. Auch der Kampf zwischen Will und Onuris schien in die zweite Runde zu gehen. „Du hast mir letztes Mal eine Menge Ärger bereitet.“, beschwerte sich die Mumie. Will verzog den Mund. „Und was hast du gemacht?“, erwiderte er. Onuris griff nun in seinen Gürtel und holte ein Messer heraus, welches er auf Will warf. Diesem gelang es auszuweichen, doch gleich darauf machte das Messer kehrt und Will ließ sich auf den Boden fallen. Das Messer flog zu Onuris zurück. „Ein neuer Trick?“, fragte Will ärgerlich. Onuris grinste. „Ein alter. Aber diesmal kämpfe ich ernsthaft.“, erklärte er. Will erhob sich und sah ihn ernst an. „Dann tu ich das auch.“, verriet er. Dann hörten er und Onuris ein Klatschen. Jemand schien zu kommen. Etwa ein neuer Feind? „Und wo bitte ist mein Gegner?“, hörte Will die Stimme seines Cousin. „Wo zum Teufel bleibst du?“, beschwerte sich Will. Connor blickte ihn genervt an. „Sei froh, dass ich überhaupt gekommen bin.“, meckerte er. Onuris wusste, dass er es jetzt mit zwei Gegner zu tun hatten. Er warf zwei Messer auf Connor, welche aber seine antike Wurfvorrichtung beschwor und zum Gegenschlag ausholte. Seine Sterne schmetterten Onuris´ Messer ab, welche auf dem Boden landeten. Aber anstatt sich zu ärgern, lachte dieser nur. „Pass auf!“, warnte Will seinen Cousin. Doch dieser hatte bereits begriffen. Die Messer erhoben sich von alleine und flogen erneut auf Connor zu. Entsetzt sah Will zu, wie Connor getroffen wurde. Oder…doch nicht? Connor war verschwunden und die Messer steckten in der Betonwand hinter ihm. Kurz darauf dachte Connor neben seinem Cousin wieder auf. „Teleportation.“, erwiderte er grinsend.

Will war erleichtert und eifersüchtig zugleich. „Heißt das, ich bin der einzige, der diese Technik jetzt noch lernen muss?“, fragte er seufzend. Connor blickte zum Dach. „Sehe ich Gespenster, oder ist unser alter Freund Kevin zurück?“, fragte er erstaunt. Will bejahte. „Sag ihm doch Hallo.“, schlug er vor. Connor beschloss das tatsächlich zu tun und teleportierte sich zum ihm. „He, du kannst mich doch nicht allein mit dieser Mumie lassen!“, schrie Will ihm nach. „Du packst ihn schon!“, zeigte sich sein Cousin zuversichtlich. Er selbst stand nun zwischen Kevin und Calvin. Er wusste nicht was vor sich ging, aber er wusste, dass es gleich zum Kampf kommen würde.

Die Rückkehr des Stiers
 

„Lange nicht gesehen.“, flötete Connor Kevin zu. Dieser sah ihn nicht einmal an. Er wollte es unbedingt vermeiden, dass seine Freunde ihn wieder sahen. Dieser Plan war gescheitert. „Ich bleibe nicht lange.“, versprach er. Connor grinste. „Ich weiß schon. Spätestens, wenn Emma zurück ist, bist du weg.“, erwiderte er. Kevin antwortete nicht darauf, sondern konzentrierte sich auf Calvin. „Worauf wartet ihr?“, forderte er sie auf. Kevin machte den Anfang, beschwor seine Klingen und griff Calvin an. Dieser unternahm keine Anstallten auszuweichen oder sich zu wehren. Kevin schwang seine Klinge und ließ sie auf Calvin niedersausen. Connor drehte seinen Kopf angewidert weg, sah dann aber doch zu ihrem Feind. Was tat sich da? Kevin hatte Calvin mit seiner Klinge gezweiteilt, doch dieser grinste ihm immer noch entgegen. Weder blutete er, noch schien er Schmerzen zu haben. „Was zum Teufel bist du?“, fragte ihn Kevin geschockt. Anstatt zu Antworten, begann etwas mit Calvin zu geschehen. Seine zwei Hälften verfärbten sich schwarz und regenerierten sich. Bald standen zwei vollständige Calvins vor Kevin und Connor. „Der…Typ hat sich geklont!“, stammelte Connor geschockt. Kevin blickte seinen Feind ungläubig an. Er bemerkte, dass Calvin ein Amulett trug, aber so eine Technik war ihm noch nicht untergekommen. „Das ist meine wahre Macht.“, erklärte der ‚Zentaurus’. „Woher…kenne ich dich?“, fragte Kevin nun. Connor fragte nicht, was sein Kumpel damit, meinte, da ihn das Selbe Gefühl beschlich. Hatte er bereits einmal gegen Calvin gekämpft? Wenn ja, wann? Dieser Typ gab den beiden einige Rätsel auf. Die Arme der beiden Calvins verfärbten sich nun schwarz und wuchsen zu Schwertern. Kevin zog sich zu Connor zurück, welcher ihn erwartend ansah. „Du bekommst den linken.“, sagte dieser nur. Connor musste lachen, richtete aber seine Wurfvorrichtung auf den linken Calvin. Welcher von beiden der echte war, oder ob es beide waren, konnte er nicht sagen. Nun hatten Kevin und Connor je einen Gegner, den sie besiegen mussten.

Will stand währenddessen immer noch Onuris gegenüber, der sich für seine letzte Niederlage rächen wollte. Dieser warf seine Messer, und Will hechtete zur Seite. Als Onuris´ Waffen allerdings die Richtung änderten und Will nachflogen, begann dieser zu rennen. Er hasste es, sich nicht teleportieren zu können. Connor hatte es vor ihm zustande gebracht, aber Will wollte ihm in Nichts nachstehen. Er versuchte an einen anderen Ort zu denken, doch nichts geschah. Er wollte in einer Sekunde lernen, wofür sein Cousin ein ganzes Jahr benötigt hatte. Es funktionierte leider nicht, weswegen ein Plan B herhalten musste. Er lief auf eine Wand zu und benutzte im letzten Moment sein Amulett, um mindestens 5 Meter hoch zu springen. Die Messer bohrten sich in die Mauer. Onuris fluchte, wollte die Selbe Taktik aber noch mal einsetzen. Doch diesmal war Will schneller. Er ließ zwei Messer erscheinen und ließ sie auf Onuris los. Dieser riss bereits entsetzt die Augen auf, allerdings nur, bis Will die Kontrolle verlor und sie auf den Boden fielen. Will schien die Technik noch nicht gut zu beherrschen. Onuris lachte hämisch und teleportierte sich zu ihm. Er zog ein Messer und versuchte es mit einem Nahkampf. Er stach zu und Will verteidigte sich mit einem eigenen. Onuris schien in solchen Kämpfen trainierter zu sein, doch Will konnte ihn unter gar keinen Umständen gewinnen lassen. Er konzentrierte sich auf sein Amulett und die Klinge des Messers wuchs. Sie erinnerte nun fast an Kevins. Er hatte dessen Technik, mit der von Onuris kombiniert. Die Klinge schob sich direkt vor Onuris Hals, welchem sofort die Angst packte. Will überlegte, ob er wirklich ernst machen sollte, oder Onuris nur irgendwie schachmatt setzen sollte. Die Entscheidung wurde ihm abgenommen. Onuris trat die Flucht an, indem er sich einfach fortteleportierte, wie letztes Mal. Will fand es nicht schlimm, dass er ihm entwischt war. Sein Cousin und Kevin brauchten jetzt seine Hilfe und er würde sie nicht enttäuschen.

Connor sah ungläubig zu, wie seine Sterne, die er auf Calvin abgeschossen hatte, in dessen Innerem verschwanden. Sie hatten seinen Magen getroffen, welcher sich in eine schwarze Masse verwandelt und sie einfach verschlungen hatte. Calvin war nicht nur stark, sondern auch gruselig. Ein Geheimnis umgab ihn, aber welches? Kevin kämpfte inzwischen gegen den anderen. Ob es Kopie oder Original war, war schwer zu sagen. Die beiden Klingen der Waffen peitschten gegeneinander und gaben klirrende Geräusche ab. Kevin entdeckte eine Lücke in Calvins Abwehr und nützte sie aus. Doch scheinbar war dies von seinem Gegner beabsichtig. Calvin teilte sich abermals und erschuf einen Klon. Nun standen Kevin bereits zwei Gegner gegenüber. „Du erinnerst mich an eine Hydra.“, meinte er. Calvin lächelte überlegen. „Ich hatte die Wahl zwischen Hydra und Zentaurus, ich fand Zweiteres einfach cooler, wenn auch nicht unbedingt passender.“, antwortete er. Kevin ließ sich nicht unterkriegen und griff erneut an. Einer der Calvins wehrte die Attacke ab und der andere holte zum Schlag aus. Kevin konnte sich gerade noch rechtzeitig forttelportieren. Doch die Calvin schienen besonders schnell zu sein. Kevin tauchte einige Meter entfernt wieder auf, doch die Calvins waren wieder direkt vor ihm. Kevin wehrte beide Attacken, die seine Gegner mit ihren schwarzen Schwerter durchführten mit seinen Schilden zu blocken. Scheinbar konnte er sogar gegen zwei solcher Feinde bestehen. Die Calvins blickten einander an. Der eine hob sein Schwert und teilte den anderen in zwei Hälften. So entstand ein weiterer Klon. Nun standen Kevin drei gegenüber. Sie griffen an und Kevin wusste nicht, wie der diesen Angriff überstehen sollte. Dann traf die drei Klone ein großer Wasserstrahl, der sie erfasste und vom Gebäude schleuderte. Kevin erkannte Will, der ihm offenbar das Leben gerettet hatte. „War das… Eves Technik?“, fragte er obwohl er die Antwort eigentlich schon kannte. „Jetzt schuldest du mir was.“, sagte dieser nur. Kevin akzeptierte das. Sie blickten über den Rand des Gebäudes. Scheinbar hatten sich die Klone in Nichts aufgelöst. Das hieß Connor kämpfte gegen das Original. Kevin und Will eilten zu ihm, um ihm im Kampf beizustehen. Connor konnte im Prinzip nur ausweichen. Er war Calvin nicht gewachsen und das hasste er. Seine Freude unterstützten ihn gerade noch rechtzeitig. Kevin wusste, dass ein Angriff mit seiner Klinge nichts nützen würde. Calvin würde einfach seine ‚Hydra-Technik’ einsetzen. Deswegen verwandelte er seine Klingen in Feuer und griff an. Calvin sprang erschrocken zurück. Das schien seine Schwachstelle zu sein. Seine Technik war nur wirksam, wenn er eine Schnittwunde erlitt. Er sah sich nun drei starken Gegnern gegenüber und bekam das erste Mal Selbstzweifel. Wo war Onuris hin? Dieser Feigling hatte ihn im Stich gelassen. Connor begann auf einmal zu rennen. „Hey!“, rief ihn sein Cousin zurück. Connor rannte bis zum Rand des Daches und schoss zwei Sterne ins Gebüsch ab. Sie schienen zwar nur einen Baum getroffen zu haben, aber jemand wurde aufgescheucht. „Wir sind nicht allein!“, warnte Connor seine Freunde. Will sah Calvin sauer an. „War ja klar, dass der noch einen Trumpf im Ärmel hat.“, meinte er. Doch Calvin sah ihn nur fragend an. „Sind das deine Freunde?“, hakte Will weiter nach. Calvin schien aber tatsächlich nicht zu wissen, wer die Gruppe beobachtete. Dann begann der Augenblick, in dem sich die Beobachter des Kampfes einmischten. Sie hatten sich die ganze Zeit versteckt gehalten, doch nun schienen sie zu agieren. Lauter vermummte Gestalten reihten sich um Kevin, Connor, Will und auch Calvin. Es mussten mindestens zwei Dutzend sein. Sie trugen rote Kutten, auf denen magische Symbole aufgezeichnet waren. „Ich glaube, die gehören nicht zu diesem Calvin.“, meinte Kevin aufgeregt. Er hatte recht. Die roten Krieger bereiteten sich auf einen Kampf vor und ließen selbst Calvin nicht aus den Augen. „Wer sind die Kerle?“, wollte Will von ihm wissen. Calvin zuckte ruhig mit den Schultern. „Das Buch und der Schlüssel!“, sagte einer der Krieger. Kevin begann zu verstehen. Nicht nur Calvin war hinter den beiden Schätzen her, sondern auch andere Gruppierungen. Er wusste nicht, für wen die Kuttenträger arbeiteten, doch sie hatten es eindeutig auf die beiden Gegenstände abgesehen. „Ich schlage einen vorübergehenden Waffenstillstand vor.“, warf Kevin Calvin zu. Will wollte protestieren, doch sein Cousin ließ es nicht zu. „Einverstanden. Sie tragen zwar keine Amulette, doch ihre Anzahl bereitet sogar mir Sorgen.“, erwiderte er. Sie warne sich einig vorerst zusammenzuhalten. Nur Will ließ Calvin nicht aus den Augen. Die Kuttenträger zogen jetzt Schwerter und rannten auf die Gruppe zu. Kevin verwandelte seine Klingen in Feuer, und griff die roten Kämpfer an. Deren Kutten fingen Feuer und sie wälzten sich erschrocken auf dem Boden hin- und her. Will benutzte Eves Technik, um einige der Krieger buchstäblich abzukühlen. Connor setzte seine Fäuste gegen seine Feinde ein und Calvin benutzte sein Schwert. Die Kuttenträger waren keine ernsthaften Gegner und Kevin, Will und Connor sahen keinen Grund, sie zu töten. Calvin schien das anders zu sehen. Jeder, der ihn angriff, sollte es bereuen, war seine Devise. Bald war nur noch ein Krieger übrig, der zu fliehen versuchte. Will ließ dies aber nicht geschehen. Er wollte Antworten. Er packte den Vermummten und zog ihm die Kapuze ab, die sein Gesicht verdeckte. Es war ein ganz normaler Mann, den Will allerdings nicht kannte. „Ich rate dir zu reden. Ansonsten hetze ich Kevin auf dich.“, drohte er. Der Kämpfer wusste, dass er keine andere Wahl hatte. „Wir… sollten nur das Buch und den Schlüssel besorgen!“, erzählte er. Will schien das nicht genug zu sein. „Wer hat euch beauftragt? Und was für Typen seid ihr eigentlich?“, hakte er nach. Der Mann stotterte zuerst, so, dass Will ihn nicht verstehen konnte. „Wir sind die Vereinigung des Stieres.“, erklärte er. Will sah ihn skeptisch an. Scheinbar wartete er auf die Antwort seiner ersten Frage. „Unser Anführer nennt sich… der Minotaurus.“, stammelte er. Will ließ ihn los und seufzte. „Nicht schon wieder so ein Name.“ Er wollte zu Calvin blicken, doch dieser war verschwunden. Kaum hatte er das Wort ‚Minotaurus’ vernommen, war er verschwunden. Er schien sogar den Schlüssel vergessen zu haben, den er unbedingt wollte. Wer sollte dieser Minotaurus sein? „Wer ist euer Anführer genau?“, fragte er, doch dann erhoben sich einige der anderen Kuttenträger. Sie griffen in ihre Taschen, holten etwas heraus und warfen es zu Boden. Die ganze Luft wurde von Rauch eingehüllt, der sich über dem Dach des Gebäudes ausbreitete. Will spürte, dass sein Gefangener nicht mehr da war. Einer seiner Freunde hatten ihn mitgeschleift. Die übrigen kümmerten sich um die anderen Verletzten, und als der Rauch abzog war keiner mehr von ihnen zu sehen. „Verdammt!“, fluchte Will. „Jetzt wissen wir immerhin besser über die Gefahr bescheid.“, meinte Connor. Will nickte und sah zu Kevin. Dieser versprach den beiden alles zu erklären.

Calvin war in sein Büro zurückgekehrt und trat gegen seinen Schreibtisch. Es war nicht direkt eine Niederlage gewesen, aber die Ereignisse hatten sich überschlagen. Onuris schien nicht hier zu sein. Falls dieser Versager sich noch einmal blicken ließ, würde er etwas erleben, nahm sich Calvin vor. Er wollte Nachforschungen über diesen Minotaurus anstellen, blickte dann aber auf die Uhr. Er hatte einen wichtigen Termin, den er nicht versäumen durfte. Er informierte Miles, dass er für zwei Stunden nicht zu erreichen war und verließ sein Büro wieder. Kurze Zeit später, tauchte ein Mädchen im Vorzimmer auf, das Calvin sprechen wollte. Miles vertröstete sie zu warten und bot ihr eine Tasse Tee an.

Der ‚Minotaurus’ war nicht gerade erfreut darüber, dass seine Krieger nicht einmal einen der Gegenstände sichern konnten. Sie erzählten von den vier Amulettträgern, und dass sie leider zu schwach waren. Der Minotaurus ließ sie sich beschreiben und erkannte drei von ihnen wieder. Kevin, Connor und Calvin. Am meisten interessierte ihn Connor, mit dem er noch eine Rechnung offen hatte. Er beschloss sich selbst um die Angelegenheit zu kümmern.

Calvin stand vor dem Krankenzimmer und wartete ungeduldig auf den Arzt. Als dieser endlich eintraf und sich für die Verspätung entschuldigte, sah Calvin besorgt zu dem Patienten, der im Zimmer schlief. Er schlief bereits seit über einem Jahr und hatte seitdem kein einziges Mal die Augen aufgeschlagen. „Es gibt leider noch immer keine Besserung.“, brachte ihm der Arzt schonend bei. Calvin ballte seine Hände zu Fäusten. „Dann tun sie etwas dagegen. Sie steckte Ihnen genug Geld in den Rachen!“, fuhr er den Doktor an. Dieser räusperte sich. „Wir tun alles, was in unserer Macht steht, glauben Sie mir.“, versicherte er. Calvin antwortete mit einem „jaja“. Er wollte den Patienten besuchen, bis er einen Anruf von Miles erhielt. Eine junge Dame würde auf ihn warten. Sie meinte, es sei wichtig. Calvin überlegte kurz und beschloss den Besuch zu verschieben. Er stieg in den Lift und fuhr in die Lobby. Dort trat er aber nicht sofort aus dem Fahrstuhl. Zwei Gedanken kamen ihm. Zuerst erinnerte er sich, wie er Will an jedem Tag begegnet war. Er hätte ihn bereits damals beseitigen sollen. Dann drückte er den Knopf zum Untergeschoss und die Lifttüren schlossen sich wieder. Er stieg im Keller aus, in dem die Pathologie und andere Räumlichkeiten untergebracht waren. Ein Mann hielt auf. „Hier sind nur private Räume, Besucher haben hier nichts zu suchen.“, sagte er forsch. Calvin presste seine Hand auf die Brust des Mannes, worauf dieser bewusstlos zusammensank. Calvin setzte seinen Weg in die Pathologie fort und atmete erleichtert auf, als er dort sonst niemanden vorfand. Er spazierte zu einem Tisch, auf dem etwas von einem Leintuch abgedeckt wurde. Calvin gruselte sich keineswegs, als er es wegzog und dahinter eine Leiche zum Vorschein kam. Er konzentrierte sich auf sein Amulett und eine kleine, schwarze Perle verließ flog heraus. Sie pflanzte sich direkt in den Kopf der Leiche ein. Es bestand kein Zweifel daran, dass es sich um eine Seelenkugel handelte. „Der Tote schlug die Augen auf, welche Calvin böse anfunkelten. „Dieser Körper macht mich krank!“, fuhr er ihn an. Calvin entschuldigte sich sofort. „Tut mir Leid. Ihr werdet bald Euren eigenen zurückhaben. Das Verspreche ich Euch.“, versicherte er. Der Tote schien sich da nicht so sicher zu sein. „Du hast den Schlüssel nicht erobert.“, warf er ihm vor. Calvin nickte betreten. „Nein, aber das werde ich noch. Vertraut mir.“, bat er. Der Tote nickte und die Seelenkugel verließ wieder den Körper und kehrte in Calvins Amulett zurück. Der tote Körper sackte wieder zusammen. Calvin fuhr mit dem Lift wieder nach oben und verließ das Krankenhaus. Am Eingang stieß er mit einem Jungen zusammen, der sich schnell entschuldigte. Er sah fröhlich aus, was wohl der Grund war?

Alices Schicht endete in wenigen Minuten und Bryan hatte sie ins Kino eingeladen. So sah zumindest der Plan aus. Kurz bevor er seine Freundin abholen konnte, klingelte sein Handy. Er nahm das Gespräch an und war überrascht Connors Stimme zu hören. Dieser wollte ihn unbedingt sprechen. Bryan suchte nach einer Ausrede, doch Connor beharrte, dass es wirklich ein Notfall sei. Bryan seufzte und versprach zu kommen. Er vertröstete Alice auf morgen, und machte sich auf den Weg zu Connors Wohnung. Als er dort eintraf, sah er nicht nur Connor und Will, sondern auch… Kevin. Es war klar, dass einige Erklärungen notwendig waren. Auch Bryan hatte geglaubt, Kevin sei im Kampf gegen Mandulis umgekommen. Zuerst erzählte Kevin von Schakal und seiner Bitte das Buch der Toten sicher zu stellen. Danach berichtete Will von dem Zwischenfall mit Calvin und den Kuttenträgern. „Wir brauchen dich.“, sagte Connor schließlich. Dieser zögerte. „Und wenn…wir den Schlüssel einfach vernichten? Oder ihn verstecken?“, versuchte Bryan eine andere Lösung, als einen Kampf zu finden. Kevin schüttelte den Kopf. „Der Schlüssel wurde von Anubis selbst angefertigt, er kann nicht zerstört werden. Er ist so robust, wie ein Amulett. Und wenn wir ihn verstecken, besteht die Gefahr, dass Calvin oder andere ihn irgendwann finden. Nein, wir müssen unsere Feinde besiegen.“, sagte er festentschlossen. Bryan seufzte und willigte schließlich ein. Er wollte Alice nicht in Gefahr bringen, aber wenn die Feinde zu ihnen kamen, musste er handeln. Sie beratschlagten die halbe Nacht und als Will erfuhr, dass Bryan ebenfalls die Teleportation beherrschte, kam ihm der Neid. Sie verabredeten sich für Morgen, um sich weitere Schritte zu überlegen.

„Herein!“, sagte Calvin und war sichtlich überrascht, als Claire vor ihm stand. „Was für ein unerwarteter Besuch.“, säuselte er. Claires Blick war ernst. „Also, warum bist du gekommen?“, fragte er sie fordernd. „Um mich dir anzuschließen.“, antwortete sie unverzüglich. Calvin musste kichern. „Warum wollen sich mir heute alle anschließen?“, amüsierte er sich. Claire schien das nicht witzig zu finden. „Wir waren einmal Verbündete.“, erinnerte sie ihn. Calvin hatte das natürlich nicht vergessen. „Wir WAREN es. Mandulis ist tot und du kannst mir nicht mehr helfen.“, meinte er streng. Claire sah das anders. „Kevin ist nicht nur der Besitzer des Schlüssels, sondern auch mein Bruder. Ich kenne ihn am Besten und kann dir helfen ihn zu besiegen.“, erklärte sie. Calvin war einverstanden. „Also gut. Du kannst dich mir anschließen.“, willigte er ein. Claire nickte zufrieden. „Ich habe auch nur eine Bedingung.“, verriet sie. Calvin sah sie milde lächelnd an. Er fand wohl, sie nahm sich zuviel heraus. „Und das wäre?“, erkundigte er sich. „Ich will, dass du meinen Bruder tötest.“, sagte sie mit gedrückter Stimme. Calvin sah sie interessiert an. Claire schien ihm zu gefallen. Irgendwie hatte sie Ähnlichkeit mit ihm.

„Sie hat deine Wohnung gekündigt.“, sagte Will betreten, als Kevin nach Hause wollte. Seufzend ließ sich dieser auf die Couch fallen. „Ich bin sicher, Connor hat nichts dagegen, wenn du heute hier schläfst.“, meinte Will. „Wie geht es ihr?“, fragte Kevin leise. Will hob die Augenbrauen. „Interessiert dich das wirklich?“, hakte er nach. „Natürlich!“, fuhr Kevin ihn an. „Ich habe dir erklärt, warum ich gehen musste.“, sagte er. Will blickte zur Seite. „Halt mich von mir aus für blöd, aber ich habe es nicht kapiert.“, erwiderte er. Kevin schien es nicht für nötig er halten, es ihm noch einmal zu erklären. „Dass du es Emma gesagt hast, ist nicht mehr zu ändern, wenn sie zurückkommt, werde ich bereits wieder weg sein.“, versprach er.

Am nächsten Tag wurde Will unsanft von einem Geräusch geweckt, das er nicht zuordnen konnte. Er trabte verschlafen in die Küche und sah, wie Kevin sich einen Trink mixte. „Auch einen?“, bot ihm Kevin an. Will nickte dankbar. „Warum so freundlich heute?“, hakte er nach. Kevin tat so, als wüsste er nicht, was Will meinte. „Bin ich doch immer.“, erwiderte er. „Nicht zu mir.“, meinte Will grimmig. Connor betrat nun die Wohnung und hielt einen Sack mit frischen Brötchen in den Händen. „Ich wollte immer schon eine WG.“, meinte er aufgeweckt. Will versuchte sich von der guten Laune nicht anstecken zu lassen. Beim Frühstück beratschlagten sie dann weiter. „Ich fasse einmal zusammen. Da wäre einmal der Mumientyp, der sich Onuris nennt. Er ist eher schwach, wenn sogar Will ihn schlagen kann.“, stichelte Connor seinen Cousin an. Dieser fuhr fort. „Und Calvin. Der Typ ist echt gruselig. Wenn man ihn zerteilt, spaltet der Typ sich auf wie eine Hydra.“, sagte er mampfend. „Und… diese roten Krieger.“, machte Kevin weiter. „Sie dienen einem sogannten Minotaurus.“ „Hydra, Minotaurus, Zentaurus…alles mythologische Wesen.“, warf Will ein. „Zumindest diesmal keine ägyptischen.“, erwiderte Kevin. Er hatte Recht, denn alle diese Monster kamen in griechischen Sagen vor. Dann sahen sie den Schrecken in Connors Gesicht. „Alles ok, Cousin?“, fragte Will besorgt. Dieser schüttelte den Kopf.

„Das ist bestimmt kein Zufall. Zentaurus, Minotaurus…Zyklop.“, sprach er seinen Gedanken aus. Kevin und Will schluckten. Will hatte den Zyklopen, als den Mann in Erinnerung, der seinen Onkel getötet hatte. Kevin erinnerte sich, wie Emma von seinen Leuten entführt worden war. Dann sprang er plötzlich auf. „Die Kuttenträger!“, rief er aufgeregt. „Sie… haben zwar andere Klamotten an, aber ich bin mir sicher, dass es Kuks Leute waren. Ich kenne ihren Kampfstil.“, erklärte er. Connor und Will blieben für einen Moment still. „Aber…wir haben Kuk doch besiegt und seine Sekte ist zerschlagen.“, meinte Connor. Kevin war sich da nicht so sicher. „Ich denke, dass sie jetzt jemand anderes anführt. Jemand, der den Schlüssel und das Buch haben will.“, kombinierte er. Connor und Will bekamen keinen Bissen mehr herunter. „Egal. Die Typen sind schwach, und der, der sie anführt sicher auch. Calvin ist die größere Gefahr.“, gab Will sein Statement ab. Kevin stimmte ihm zu. „Wir müssen ihn besiegen und das Buch bekommen.“, betonte er nochmals. „Am besten, wir suchen Kuks altes Versteck auf.“, schlug Connor vor. Will wusste nicht, wozu das gut sein sollte. „Irgendwo müssen wir schließlich anfangen nach Hinweisen zu suchen.“, erwiderte Connor. Kevin und Will gaben ihm Recht. Connor rief Bryan an, bekam aber nur seinen Anrufbeantworter zu hören. Er hinterließ ihm eine Nachricht rauf und beschrieb ihm den Weg.

Der Minotaurus hatte überall seine Spione. Er wusste bereits, dass seine Feinde auf dem Weg zu ihm waren. Er hatte seine Leute überall postiert. Er wusste, dass Kevin, Connor und Will stärker waren als sie, aber dennoch würden sie die drei hinhalten. Der Minotaurus musste dann selbst gegen die drei antreten. Würde er den Kampf gewinnen, oder unterliegen? Er befand sich in dem Raum, in dem Kevin den Zyklopen besiegt hatte. Das war fast 2 Jahre her und dennoch war es noch nicht vorbei. Der Raum war wieder für ein Ritual vorbereitet worden. Der Minotaurus würde sich das Buch der Toten zu eigen machen und es benutzen. Niemand würde ihn aufhalten können. Ein weiterer Faktor war Calvin. Er hatte ihn zuletzt als kleinen Jungen gesehen. Seitdem war er reifer und erwachsener geworden. Und bösartiger. Er besaß das Buch, welches der Minotaurus unbedingt haben wollte. Sein Handy vibrierte. Es war einer seiner Diener, der ihm meldete, dass seine drei Gäste eingetroffen waren. Der Minotaurus lachte innerlich. Er befahl seinen Leuten sie zuerst zu bekämpfen, um sie zu schwächen. Dann würde seine große Stunde kommen.

„Ihr seht aus, als hättet ihr einen Geist gesehen.“, meinte Will abfällig. Kevin und Connor fanden sie Situation nicht komisch. Damals hatten sie hier einen großen Sieg errungen. „Sie sind da.“, flüsterte Kevin seinen Freunden zu. Auch die hatten ihre Beobachter diesmal bemerkt. Sie schienen überall im Gebäude zu lauern und die drei zu mustern. „Dann ist dieser Minotaurus also auch hier.“, meinte Will. „Das ist die Gelegenheit mehr herauszufinden.“, erwiderte Kevin. Nur Connor war etwas mulmig zumute. Bryan hatte sich bis jetzt nicht gemeldet. Sie hätten einen zusätzlichen starken Kämpfer gut gebrauchen können. Langsam betraten sie das Gebäude und blickten sich gleichzeitig nach allen Seiten um. In der Empfangshalle des mehrstöckigen Hauses, schienen die Kuttenträger ihr Versteckspiel aufzugeben. Sie erwarteten die drei mit gezückten Schwertern. „Da müssen wir wohl erstmal vorbei.“, brummte Will. Kevin und Connor ließen ihre Waffen erscheinen, während Will sich für die von Onuris entschied. Der Kampf gegen die Lakaien war nicht kraftaufwändig, sondern eher zeitaufwändig. Bald hatten sie vermummten Krieger besiegt und sahen sich gegenseitig an. „Der Keller.“, sagte Kevin entschlossen. Damals war dort das Ritual vorbereitet worden, durch das der Zyklop nach Daut gelangen wollte. Zeitgleich rannten die drei die lange Treppe nach unten und standen bald in dem weiten Raum, in dem Kevin seinerseits Kuk besiegt hatte. Vor ihnen stand jemand, der ebenfalls eine rote Kutte trug. „Achtung, er besitzt ein Amulett.“, warnte Kevin seine Freunde. „Das muss ihr Anführer sein.“, fügte Will hinzu. „Der…Minotaurus.“, sagte Connor scharf. Er fühlte sich, als würde ihn irgendeine böse Energie beeinflussen. Er wusste, dass er den Minotaurus kannte, aber wer war er? Die drei hörten sein Lachen, aber das war nicht das einzige. Kevin hörte plötzlich Schritte hinter sich und drehte sich um. Entsetzt sah er, wie Calvin direkt hinter ihm stand. Trotzdem unternahm dieser keinen Versuch ihn zu bekämpfen. Was hatte er hier verloren? Demonstrativ klatschte er in die Hände. „Was für eine nette Versammlung? Habt ihr vielleicht vergessen mich einzuladen?“, amüsierte er sich. Der Minotaurus starrte ihn freudig an. „Calvin! Natürlich habe ich nicht vergessen dich einzuladen. Du bist sogar mein Ehrengast. Hast du mein Buch mitgebracht?“, wollte er wissen. Calvin spuckte vor ihm auf den Boden. „Natürlich nicht. Es gehört mir. Genau wie deine Leute!“, sagte er. Kevin sah zu Connor und Will. Was redeten die beiden da? „Deine Leute?“, hakte der Minotaurus kichernd nach. Calvin nickte. „Eigentlich sollten sie mir dienen. Ich bin der rechtmäßige Nachfolger des Zyklopen.“, erwiderte er. Kevin und die andere zuckten zusammen. Calvin war Kuks Nachfolger? Der Minotaurus lachte schallend. „Dummkopf! Nur weil du dich ‚Zentaurus’ nennst, bist du das noch lange nicht.“, meinte er. Calvin sah das offensichtlich anders. „Ich finde den Namen passend. Natürlich nicht so passend wie deiner. Du nennst dich Minotaurus und trägst das Amulett des Stiergottes. Aber im Prinzip sind Namen doch egal, oder?“, fragte er seinen Konkurrenten. „Er ist es!“, rief Connor nun aufgeregt. Scheinbar hatte er den Minotaurus erkannt. Dieser zog sich nun langsam die Kapuze über den Kopf und zeigte den Dreien sein Gesicht. Connor traf der Schock wohl am meisten. Auch Kevin war überrascht und verwirrt. Will kannte den Fremden nicht, wusste aber, dass die Reaktionen seiner Freunde nichts Gutes zu verheißen hatte. Vor den Dreien stand ein alter bekannter. Er war einst Kuks rechte Hand, und führte jetzt scheinbar seine Leute an. Es war Buchis.

Calvin
 

Missmutig betrachtete Calvin das ‚Bitte-Nicht-Stören-Schild’ an seiner Zimmertür. Er wusste, warum sein Zimmergenosse es aufgehängt hatte. Calvin hasste es mit ihm zusammen zu wohnen. Dutzende Male hatte er seinen Vater darum gebeten, ihm ein Einzelzimmer zu besorgen. Dieser schien aber sehr beschäftigt zu sein. Zumindest schickte er seinem Sohn jeden Monat ein Taschengeld, womit er in seinem Ansehen wieder wuchs. Calvin stand kurz vor dem Abschluss und würde dann wieder nach London zurückkehren. Er würde das College mit Bestnoten abschließen, doch seine Eltern würden es sicher nur mit einem Axelzucken hinnehmen. Sein Vater wollte ihn in seiner Firma unterbringen, doch Calvin dachte daran sich etwas Eigenes aufzubauen. Das war aber alles andere als Leicht. Mit den monatlichen Finanzspritzen seines Vaters konnte er keine großen Investitionen wagen. Lediglich drei Monate blieben ihm, bis er in seine Heimatstadt zurückkehrte. Er würde das College nicht sehr vermissen, es hatte ihm hier nie wirklich gefallen. Er glaubte nicht daran, dass er es brauchte, doch sein Vater bestand darauf. Schon als kleiner Junge stand Calvin unter seiner Fuchtel. Tat er nur einmal nicht, was ihm aufgetragen wurde, musste er den Tag in seinem Zimmer verbringen. Sein Vater hatte ihn nie geschlagen, oder andere Gewalt angetan, dafür war er einfach zu fein. Calvins Familie gehörte zur feinen Gesellschaft und musste sehr auf ihren Ruf achten. Calvin überlegte sich, wie es sein würde seinen Vater nach vier Jahren wieder zu sehen. Würde er ihn beschimpfen, oder ausnahmsweise einmal loben? Bei seiner Mutter lag das Ganze anders. Calvin hatte sich immer gut mit ihr verstanden und freute sich auf das Wiedersehen. Es war geplant, dass er direkt nach der Abschlussfeier in das Flugzeug stieg und den Heimweg antrat. Doch es sollte anders kommen.

Kevin und Will bemerkten Connors Anspannung, als dieser Buchis entgegensah. Er wollte auf ihn lospreschen, doch sein Cousin hielt ihn zurück. „Wer ist der Typ?“, fragte er zuerst Connor und sah dann zu Kevin. „Er…“, begann dieser, doch Connor würgte ihn ab. „Er hat Vater getötet.“, erklärte er. Will ließ ihn los und starrte Buchis ungläubig an. „Onkel?“, wurde auch er ganz starr. „Es scheint so, als würde er Kuks übrige Leute anführen.“, meinte Kevin. „Es sind meine.“, erwiderte Calvin nun. Kevin blickte ihn an und fragte sich, was wohl sein Geheimnis war. „Du hast einen großen Fehler begangen.“, rief Connor nun seinem Erzfeind zu. Buchis blickte ihn fragend an. „Inwiefern?“, hakte er nach. Connor beschwor seine Waffe und richtete sie auf ihn. „Ich habe dir letztes Mal das Leben geschenkt. Trotz seiner Tat habe ich dich davonkommen lassen. Diesmal wird es anders sein. Du hast deine Chance verwirkt.“, erklärte er. Buchis grinste ihn verschmitzt an. Scheinbar hielt er sich für den Stärkeren, obwohl er ihre letzte Auseinandersetzung verloren hatte. „Tu nichts Unüberlegtes und konzentrier dich.“, bat Kevin seinen Freund. Connor knurrte ihn an. „Du hast mir gar nichts sagen.“, antwortete er scharf und näherte sich Buchis. Kevin wollte ihm nach, wurde aber von Calvins Worten gestoppt. „Das ist sein Kampf. Misch dich nicht ein.“, nahm er sich heraus, Kevin etwas zu raten. Dieser würdigte ihn keines Blickes. „Er hat Recht.“, meinte Will nun. „Aber er ist der Mörder meines Onkels, somit geht mich der Kampf etwas an.“, sagte er und folgte seinem Cousin. „Halt dich zurück.“, erwiderte Connor, der wusste, dass er seinen Cousin nicht davon abbringen konnte. Kevin behielt währenddessen Calvin im Auge. Er hielt ihn für den Gefährlicheren. Buchis war ebenfalls bereit den Kampf wieder aufzunehmen und beschwor seine keulenartige Waffe. Connor schoss seine Sternengeschosse aus seiner Vorrichtung, doch Buchis war es ein Leichtes sie abzufangen. Die nächsten, zischten jedoch nahe an seinem Ohr vorbei. Allerdings stammten sie nicht von Connor. Will war es gelungen die Technik seines Cousins zu kopieren. „Hast du gedacht ich kopiere deine komische Keule?“, fragte Will Buchis arrogant. Dieser hasste es dumm angemacht zu werden. „Keiner Angst, ich nehme dir deinen Gegner nicht weg.“, warf Will Connor zu. „Er ist unser gemeinsamer Feind, also bitte vergiß das nicht.“ Connor nickte ihm dankbar zu. „Buchis.“, rief Calvin nun. Der neue Anführer von Kuks Sekte sah zu ihm, achtete aber auf seine Gegner. „Ich muss noch einiges mit dir bereden. Wenn du hier fertig bist, und dann noch unter den Lebenden weilst, komm in mein Büro.“, bat er und verschwand schließlich. Kevin verzichtete darauf ihm zu folgen. „Vergiss es, du gehst nirgendwo hin.“, gab ihm Connor zu verstehen. Auch Buchis schien erst mit Connor abrechnen zu wollen. Die Gier nach dem Buch war aber noch größer. Was würde ihm Calvin für einen Deal vorschlagen? Er begann langsam sich aufzulösen. „Er teleportiert sich!“, schrie Connor wütend und rannte auf ihn zu. Nur noch sein Gesicht war übrig geblieben. Connor starrte direkt in seine kalten Augen, bis auch diese verschwanden. „Mist!“, fluchte Connor. Will legte ihm die Hand auf die Schultern. „Das nächste Mal.“, versprach er ihm. Connor lächelte ihn dankbar an und nahm seine Worte ernst.

„Willst du mir das Buch anbieten?“, fragte Buchis, obwohl die Antwort wahrscheinlich nein war. „Du kannst es dir verdienen.“, erklärte Calvin bereitschaftlich. Buchis hörte gespannt zu, was Calvin ihm vorschlug. „Meine Feinde sind doch zahlreicher, als ich erwartet hatte. Ein paar hilfreiche Hände könnten also nicht schaden.“, offenbarte er. Buchis verstand. „Ich soll mich dir also anschließen? Und meine Männer?“, hakte er nach. „Es sind meine.“, erwiderte Calvin. „Aber lass uns nicht streiten. Wenn ich das Buch geöffnet habe, ist das Vermächtnis meines Vaters irrelevant. Du kannst den Trümmerhaufen, den er überlassen hat gerne behalten.“, sagte er. Buchis verzog eine Miene. „Ich will die Macht des Buches genauso wie du!“, erinnerte er ihn. Calvin nickte. „Ja, aber wir haben den selben

Wunsch. Den meines Vaters. Das Buch wird uns den gemeinsamen Wunsch erfüllen.“, versprach er. Buchis zeigte sich einverstanden und Calvin entschuldigte sich. Er hatte noch etwas Wichtiges vor.

Calvin war ins Krankenhaus zurückgekehrt, und tat wozu, er letztens keine Gelegenheit gehabt hatte. Er erblickte den Arzt, unterließ es aber ihn anzusprechen. Er würde ihm ohnehin nur wieder das Selbe sagen. Calvin öffnete die Tür zum Patientenzimmer und sah zu der Frau, die mit geschlossenen Augen in ihrem Bett lag. Ein Schlauch steckte in ihrem Hals, welcher ihr das Atmen erleichterte. Es schmerzte Calvin jedes Mal, wenn er sie besuchte. Er trat zu ihr und setzte sich auf den Stuhl, der neben dem Bett stand. „Hey, Mam, wie geht es dir heute?“, fragte er, obwohl sie ihm nicht antworten konnte. Calvin sprach jedes Mal mit ihr, wusste aber nie ob er zu ihr durchdrang. Er benutzte seine ganze Macht und seinen Einfluss darauf sie wieder gesund zu kriegen. Aber weder sein Geld, noch die Magie seines Amuletts hatten es ausrichten können. Calvins Mutter war ein Grund, warum er das Buch der Toten suchte. Mit ihm wäre sogar der Tod heilbar. Calvin schnappte sich eine Zeitung, die auf dem Nachttisch lag und blätterte darin. „Mal, sehen was es heute neues gibt. Ein Topmodel hat sich verletzt, ein Flugzeugunglück und unser Prinz muss zum Militär. Oh, hier ist was Aufregendes. Der Prämierminister will zurücktreten. Du hast dich doch immer für Politik interessiert.“, sprach er mit seiner Mutter. Er las ihr einen Teil des Artikels vor und ließ die Zeitung dann sinken. Er fragte sich, ob es wirklich Sinn machte, was er tat. Sollte er sich nicht lieber um die Beschaffung des Schlüssels kümmern? Calvin fragte sich, ob seine Mutter wohl träumte. Wenn ja, träumte sich von der Vergangenheit? Träumte sie davon, was ihr Sohn ihr angetan hatte?

Calvin und seine Mutter telefonierten jedes zweite Wochenende miteinander. Als sie einmal außerplanmäßig anrief, dachte Calvin bereits an das Schlimmste. War sein Vater vielleicht verstorben? Seine Mutter beruhigte ihn, erzählte ihm jedoch, dass sein Vater verhaftet wurde. Angeblich hatte er Geschäfte mit Kriminellen getätigt. Calvins Mutter konnte sich das schwer vorstellen, aber ihr Sohn dafür umso mehr. „Ich nehme das nächste Flugzeug.“, versprach Calvin. Seine Mutter fragte ihn, was mit seinem Abschluss sei, doch Calvin beruhigte sie. Er würde die Papiere einfach später abholen, oder sich zuschicken lassen. Er wusste, da jetzt, wo sein Vater in Haft war, einige Dinge geregelt werden mussten. Seine Mutter war dafür einfach zu liebenswürdig und zu unerfahren. Falls sein Vater verurteilt werden sollte, würde Calvin sicher seine Geschäfte übernehmen. Er konnte sogar behaupten, dass es ihm passte seinen Vater los zu sein. Zum einen hatte er jetzt freie Bahn und zum anderen fühlte er sich frei. Er wünschte seinem Vater sogar verurteilt zu werden. In Calvins Augen hatte er nichts anderes verdient. Calvin nahm die nächste Maschine und war bereits einen Tag später in London. Seine Mutter empfing ihn herzlich und zusammen fuhren sie zur Villa, in der Calvin bis zu seinem vierzehnten Lebensjahr gewohnt hatte. Auf den ersten Blick wirkte alles unverändert. Calvin verstaute seine Sachen in seinem Zimmer und musste feststellen, dass es als Besenkammer missbraucht worden war. Das Abendessen war bereits angerichtet worden, und Calvin schlenderte zum Speisesaal. Er war kleiner als die übrigen Räume und es gab auch nur zwei Plätze am Tisch. Calvin setzte sich auf den seines Vaters, was beinahe eine symbolische Bedeutung hatte. „Ich werde Vaters Platz einnehmen.“, sagte er, als ihn seine Mutter ansah. Dieser blickte ihn lange an. „Gut, aber…bitte werde nicht wie er.“, bat sie. Calvin brummte und nickte schließlich. „Sag mal…erinnerst du dich an Vaters Anhänger?“, fragte er beiläufig während dem Essen. Seine Mutter dachte kurz nach und bejahte. „Diesen merkwürdigen Stein? Ja, ich glaube er hat ihn sogar am Tag seiner Verhaftung getragen.“, erzählte sie. Calvin bedankte sich für die Antwort und aß weiter. Am nächsten Tag wollten sich die Partner von Calvins Vater treffen. Dieser verschob das Meeting allerdings, und ließ sich mit der Limousine zum Staatsgefängnis fahren. Er wollte noch mal mit seinem Vater sprechen, vielleicht sollte es das letzte Mal werden. Für Calvin gab es keinen Grund ihn öfters zu besuchen. Calvin hatte keinen Termin, konnte sich aber durch seinen neuen Einfluss leicht einen beschaffen. Calvin und weitere Besucher wurden in einen Raum gebracht, der von Wärtern nur so wimmelte. Keiner sollte unter ihren Augen etwas verbotenes einschleusen. Calvin wartete einige Minuten, bis er schließlich seinen Vater erblickte. Er sah abgemagert und kränklich aus. Es war schwer zu glauben, dass er einmal ein großes Tier in der Unterwelt gewesen war. Als er seinen Sohn erblickte, wandte er sich zum Wärter. „Ich will zurück in die Zelle.“, herrschte er ihn an. Der Wärter war einen Augenblick verdutzt. „Vater!“, rief ihm Calvin schließlich zu. Sein Dad ließ sich nur schwer überzeugen, am Tisch platz zu nehmen, an dem sein Sohn saß. „Du bist so was von berechenbar. Kaum verliere ich meine Position in der Gesellschaft und in der Familie kommst du herbeigeeilt um mich zu ersetzen.“, sagte er. „Du hast mir ja auch einiges beigebracht.“, erwiderte Calvin kühl. Sein Vater wollte etwas sagen, wurde aber von einem Schreien daran gehindert. Ein anderer Gefangener war von seinem Platz aufgesprungen und beschimpfte eine junge Frau. „Du glaubst mir also nicht? Wenigstens du solltest zu mir stehen!“, brüllte er sie an. Die Frau, die wahrscheinlich seine Freundin war, sprang auf und torkelte ein paar Schritte zurück. Ihr Freund war an vielen Stellen tattooviert und sah gefährlich aus. Zwei Wärter eilten herbei, um den Mann zur Ruhe zu bringen. Als dies gelungen war, brachten sie ihn in seine Zelle zurück. „Also was soll dein Besuch? Sag nicht, du hast mich vermisst.“, redete Calvins Vater weiter. Sein Sohn lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. „Du wirst verurteilt, ich habe mir die Beweise angesehen. Auftragsmorde, Bestechungen, Korruption…du bist am Ende. Ich werde deinen Platz in der Firma einsehen. Und in der Unterwelt.“, verriet er. Sein Vater lachte drauf los. „Du halbe Portion? Wie willst du das anstellen?“, schien er ihn nicht ernst zu nehmen. Calvin grinste ihn überlegen an. „Mit deinem Amulett.“, erwiderte er. Sein Vater musterte ihn verblüfft. „Du weißt davon? Na egal, es funktioniert nur bei mir, bei niemanden sonst.“, enttäuschte er ihn. Calvin aber schien mehr zu wissen, als er verriet. Als sein Sohn ihn schadenfroh auf seine Zukunft im Gefängnis hinwies, wurde es ihm zuviel und er verlangte in seine Zelle zurückgebracht zu werden. Calvin war sich nun sicher, dass sein Vater ihm nie wieder unter die Augen kommen würde. Er erkundigte sich bei der Leitung nach den persönlichen Sachen seines Dads, bei ihm bei der Einlieferung abgenommen wurde. Darunter war auch ein weißer Umschlag, den er bei sich gehabt hatte. Es war zuerst als Beweismaterial eingestuft worden, aber dann als wertlos empfunden worden. Sein Vater hatte keine Gelegenheit mehr gehabt an sein Amulett heranzukommen. Leider erging es Calvin ebenso. Der zuständige Werter ließ sich nicht einmal bestechen, da er strikt nach Vorschrift vorging. Calvin fand dies aber nicht schlimm, da er die Sachen ohnehin bald ausgehändigt bekommen würde…

Connor gelang es nicht eine Minute lang zu sitzen. Ständig sprang er auf und ging im Raum auf und ab. Will versuchte ständig mit ihm zu reden, doch Connor war von Buchis besessen. „Ich habe ihm eine Chance gegeben.“, meinte er nun schon das zweite Mal. Will nickte. „Er hat sie verwirkt. Du wirst deine Rache bekommen. Genau wie ich.“, versicherte er. Dann schien Connor etwas eingefallen zu sein. Er riss die Haustür auf und rannte zu seinem Wagen. Will der glaubte, dass sein Cousin etwas Unkluges anstellen könnte, lief ihm nach, doch Connors Wagen war bereits gestartet. Will konnte ihm nur noch hinterher blicken. Connors Fahrt dauerte Zwanzig Minuten, bis er schließlich vor Bryans Wohnung ankam. Wie wild drückte er auf den Klingelknopf. Die Tür wurde geöffnet und Connor erkannte Alice. Er musterte sie kurz und drängte sich dann an ihr vorbei. „Connor.“, sagte Bryan überrascht, als dieser ohne ein Wort in sein Wohnzimmer trat. „Wo warst du?“, fragte er ihn fordernd. Bryan wusste zuerst nicht, was Connor damit meinte. „Ich habe dich heute versucht anzurufen.“, erklärte er. Bryan wurde mulmig zumute. „Ja, mein Akku war alle.“, entschuldigte er sich. In Wirklichkeit hatte er aber gelogen. Er hatte den Anruf sehr wohl bemerkt, aber als er Connors Namen auf dem Display gelesen hatte, warf er sein Handy einfach auf die Couch. Alice war gerade bei ihm und er wollte nicht weg. Was wenn er nicht zurückkommen würde? Vor einem Jahr hatte er sich nichts sehnlicher gewünscht als zu sterben. Nach Carols Tod hatte er keinen anderen Gedanken. Jetzt hatte er Alice und wollte weder sie, noch sich in Gefahr bringen. Er entschuldigte sich noch ein paar Mal bei Connor, bis dieser ihn wütend verließ. Kurz darauf bekamen einen Anruf von Will und erfuhr alles im Detail. Er konnte Connor nun besser verstehen und schilderte ihm auch seine Situation. „Heißt das…du willst aussteigen?“, fragte Will unsicher. Bryan bejahte nach anfänglichem Zögern. „Ich weiß, ihr könnt noch einen guten Kämpfer gebrauchen, aber es geht nicht, Ich weiß, dass das Egoistisch klingt, aber…“ „Schon gut.“, schnitt im Will das Wort ab. „Ich rede mit Connor, er wird das schon verstehen. Kevin ist ja wieder da, also werden wir unsere neuen Feinde schon Kleinkriegen.“, tat er die Sache ab. Bryan bedankte sich für sein Verständnis und legte auf. Alice hatte ihn die ganze Zeit angesehen. „Bist du dir sicher, dass das die richtige Entscheidung ist?“, fragte sie nach. Bryan nickte sofort. „Ja. Ich will nicht, dass du dir Sorgen machen musst. Die anderen sind stark und schaffen es auch ohne mich. Die Kraft, die ich von Haroeris habe, hat mir Carol genommen, und noch viel mehr. Ich will und brauche sie nicht. Alles was ich will bist du.“, sagte er und nahm Alice in den Arm.

Calvin hatte das Treffen mit den Partnern seines Vaters grandios hinter sich gebracht. Er hatte sich behauptet und seinen Platz eingenommen. Erleichtert und etwas müde kam er in die Villa zurück. Er dauerte länger als er gedacht hatte, die Angelegenheiten seines Vaters zu regeln. So kam es, dass die Wochen dahinkrochen, bis alles unter Dach und Fach war. Jetzt konnte sich Calvin anderem widmen. Zuerst flog er zurück in die USA, um seine Papiere und seine anderen Sachen abzuholen. Er verabschiedete sich nicht einmal von seinem Zimmergenossen oder seinen anderen Freunden. Für ihn waren sie nun Vergangenheit. Auf dem Heimflug hatte Calvin ein merkwürdiges Erlebnis. Als er an einem Jungen vorbeiging, beschlich ihn ein unangenehmes Gefühl. Calvin achtete aber nicht weiter darauf. Zurück in London suchte er noch einmal die Justizvollzugsanstalt auf. Diesmal galt sein Besuch jedoch nicht seinem Vater. Er wartete im Besucherraum, bis der Typ mit den Tattoos hereingeführt wurde. Dieser sah Calvin verwirrt an. „Du bist nicht meine Freundin.“, sagte er, als er sich setzte. Calvin musste kurz lachen. „Gut erkannt. Ich bin wegen etwas anderem hier. Ich habe mich nach Ihnen erkundigt. Schwere Körperverletzung, Diebstahl, aber schlussendlich hat Sie der Totschlag hier hergebracht.“, redete er auf ihn ein. „Ich bin Unschuldig.“, erwiderte der Häftling trotzig. Calvin ging nicht darauf ein. Ich habe einen Job für sie.“, verriet er. Nun wurde der Häftling hellhöriger. „Und was hätte ich von diesem ‚Job’?“, hakte er nach. „Ganz einfach. Ich biete Ihnen nicht nur Geld, sondern auch meine Kontakte. Ich kann sie hier früher rausbringen.“, versprach er. Der Häftling schien zu überlegen. „Ihr reichen Typen seid doch alle gleich. Nur weil ihr Kohle habt, denkt ihr, ihr könnt tun und lassen was ihr wollt.“, schnauze er ihn an. „Ich kann mir auch jemand anderen suchen.“, sagte Calvin scharf. Das wirkte. „Worum geht es?“, wollte der Häftling erfahren. Calvin zögerte zuerst, sprach es dann aber auf. „Ich will…dass Sie meinen Vater töten.“ Kaum hatte er den Satz beendet, stand sein Gegenüber auf und wollte gehen. „Ich verdopple mein Geld und meine Bemühungen auf eine Bewährung.“, sagte Calvin schnell. Der Häftling setzte sich wieder und sah Calvin musternd an. „Für so einen hatte ich dich nicht gehalten.“, murmelte er. „Ja oder nein?“, fragte Calvin nun direkt. Der Häftling wollte sich aber nicht festlegen. „Was wenn ich dabei erwischt werde?“, fragte er erwartend. Calvin rollte mit den Augen. „Wenn Sie wirklich so dumm sind, haben Sie es nicht anders verdient. Sorgen Sie einfach dafür, dass mein Vater einen kleinen Unfall hat.“, meinte er. Schweren Willens willigte der Häftling ein und versprach noch heute Ergebnisse. Dann wurde er zurück in die Zelle geführt. Calvin war zufrieden alles lief nach Plan.

Es war am nächsten Tag, als der Anruf der Polizei eintraf. Scheinbar hatte sein Vater einen Unfall und war in den Tuschräumen ausgerutscht. Die Ärzte hatten vergebens um sein Leben gekämpft. Calvins Mutter war geschockt und ihr Sohn tröstete sie. Dann fuhr er zum Gefängnis um die Sachen seines Vaters abzuholen. Gierig verlangte er nach dem weißen Umschlag und fischte das Amulett des Gottes Kuk heraus. Nach dem Tod seines Vaters war seine Macht auf ihn übergegangen. Nun konnte ihn niemand mehr aufhalten. Bereits nach einem Monat hatte Calvin auch in der Unterwelt das Sagen. Er spürte wie er körperlich und gesellschaftlich mächtiger wurde. „Wie gefällt dir diese Macht?“, hörte Calvin eines Tages eine Stimme, die scheinbar aus seinem Amulett kam. „Ich habe dir diese Stärke gegeben, nun bist du an der Reihe, etwas für mich zu tun.“ Calvin glaubte er würde verrückt werden. Oder saß tatsächlich ein alter Geist in seinem Amulett? Eines Nachts erwischte er sich dabei, wie er schlaftrunken aus dem Bett stieg und stundenlang in der Gegend rumfuhr. Er erwachte erst aus seiner Trance, als er in einer Art Bergwerksstollen angekommen war. Vor ihm saß ein Mann mit einer weißen Maske, der ihn amüsiert anblickte. Verlor Calvin langsam den Verstand? „Dein Amulett hat dich zu mir gebracht.“, verriet ihm der Maskenmann. Calvin schluckte. „Was zum Teufel willst? Weißt du nicht wer ich bin?“, fragte er selbstsicher. Doch der Maskenmann lachte nur laut. „Du bist stark, also wirst du mir dienen.“, entschloss er. Calvin wollte nichts davon hören und griff ihn an. Sein Gegner war aber stark und Calvin trat die Flucht an. Dieser alte Geist schien die Kontrolle über seinen Körper zu erlangen, was er unbedingt verhindern musste. Eines Abends verlor er aber komplett die Kontrolle über sich, was schlimme Folgen mit sich brachte. Er saß gerade am Tisch und aß mit seiner Mutter. Diese bemerkte, dass es ihrem Sohn nicht gut ging. „Du hast es mir versprochen.“, sagte sie schließlich. Calvin blickte sie fragend an. „Du hast mir versprochen nicht so zu werden wie dein Vater.“, erinnerte sie ihn. „Wie kommst du darauf?“, hakte Calvin nach. Seine Mutter rührte in ihrer Suppe. „Er war auch ständig abwesend und hat nur gebrüllt, wenn ich ihn aus seinen Gedanken riss.“, erklärte sie. Calvin reagierte geschockt. War das Amulett am Charakter seines Vaters Schuld gewesen? War es in Wirklichkeit immer der Geist gewesen, der ihn angebrüllt und bestraft hatte? Hasste er in Wahrheit den Geist des Amuletts und hatte seinen Vater völlig umsonst geopfert? Seine Mutter redete immer weiter auf ein, bis Calvin der Kragen platzte. Er schritt auf seine Mutter zu und packte sie. Sie wehrte sich und Calvin stieß sie mit voller Kraft gegen die Wand. Sein Gesicht hatte sich zu einer grässlichen, schwarzen Fratze verzerrt. Seine Mutter lag leblos am Boden und das Ungeheuer betrachtete sie grinsend. Er erlangte Calvin wieder die Oberhand und stürzte zu seiner Mutter. Er konnte nicht fassen, was er getan hatte und rief einen Krankenwagen. Seine Mutter war schwer verletzt worden und wurde in ein künstliches Koma versetzt. Calvin schlief die nächsten zwei Nächte keine Stunde. Ständig fuhr er zum Krankenhaus und fragte, ob es etwas Neues gab. Er wurde schwächer und hilfloser. Bald sah er so kränklich aus, wie sein Vater. Würde der diesem Monster unterliegen? Nein, das durfte nicht geschehen. In seiner Verzweiflung suchte er den Maskenmann wieder auf, der sich ihm als Baal vorstellte. Er erzählte ihm die ganze Wahrheit über die Götter und die Amulette, die sie hinterlassne hatten. Einige Götter hatten ihre Seelen nach ihrem Tod in ihre eigenen Amulette eingeschlossen. Die Seele Kuks, dem Urgott der Finsternis ruhte also in Calvins Amulett. Baal bot ihm allerdings Hilfe an. Er versiegelte die Seele so, dass sie nicht mehr Besitz von Calvin ergreifen konnte. Dann bot Baal ihm einen Deal an. „Er sammelte die heiligen Patak um sich, welche über große Macht verfügten. Wenn Calvin für ihn arbeitete, würde er seiner Mutter helfen. Er und Baal trafen sich in unregelmäßigen Abständen, um Informationen auszutauschen. Calvin fand, Baal würde sich zuviel Zeit lassen. Seiner Mutter ging es weder besser noch schlechter. Er wurde inzwischen nicht mehr von dem bösen Geist belästigt und konnte frei seinen Geschäften nachgehen. Eines Tages verkündete Baal ihm, dass er alle Patak beisammen hatte. Calvin freute sich riesig, wurde aber enttäuscht, als er bald darauf einen Anruf von Claire erhielt. Das Revival-Projekt war gescheitert. Calvin fluchte, hatte aber noch einen Ersatzplan. Baal hatte ihm vom Buch der Toten erzählt. Da er Baal natürlich nicht vertraute, hatte er Nachforschungen angestellt. Er wusste wo das Buch versteckt worden war, doch leider wurde es bereits gefunden und an einem neuen Ort gebracht worden. Es hatte ein Jahr gedauert, bis er es endlich in den Fingern hielt. Es war eine Qual, als er herausfand, dass es nur mit einem bestimmten Schlüssel zu öffnen war. Er war so nahe am Ziel. Bald würde er seiner Mutter helfen können. Er unterhielt sich noch weiter mit ihr, bis sein Handy klingelte. Buchis war am anderen Ende und schien gute Neuigkeiten zu haben. „Ich weiß jetzt wie wir an den Schlüssel kommen. Und das Gute ist: Wir müssen nicht einmal um ihn kämpfen.“, versicherte er. Calvin reagierte zuerst skeptisch, hörte sich dann aber Buchis Plan an. Er klang gut durchdacht und konnte funktionieren. Allerdings kannte er Kevin noch nicht wirklich. Würde er ihm wirklich den Schlüssel abjagen können?

Connor reagierte sauer, als er von Bryans Ausstieg hörte. Er wollte nochmals zu ihm, doch Will riet ihm davon ab. Er hatte schreckliches durchgemacht und seine Ruhe verdient. „Ist das, was unserer Familie widerfahren ist den nicht schrecklich?“, fragte er ihn. Will bejahte und versprach nochmals, dass Buchis für seine Tat büssen würde. Aber Buchis war nicht ihr einziger Feind. Calvin schien ebenfalls sehr stark zu sein. Er wollte den Schlüssel von Kevin, und Will beschloss beide Gegner ernst zu nehmen. Kevin trat in die Wohnung und erkundigte sich nach dem Stand der Dinge. Will berichtete von Bryan, und Kevin nahm es gelassener auf. „Zu Dritt sind wir stark genug. Ich kümmere mich persönlich um Calvin.“, erklärte er. „Ich übernehme gerne den Rest.“, erwiderte Connor, der wild auf einen Rückkampf war. „Eigentlich…würde ich mich allein darum kümmern. Schakal hat nur mich um Hilfe gebeten, nicht euch.“, sagte er nun. Will und Connor sahen sich an. „Glaubst du wir lassen zu, dass du dir den Schlüssle abjagen lässt? Glaub ja nicht, dass wir dich wieder mögen.“, sprach Will halbernst. Kevin nickte ihnen dankbar zu. „Ich werde mich nicht entschuldigen, weil ich gegangen bin, falls du das meinst. Das schien Will auch nicht erwartet zu haben. Sobald das Buch in Sicherheit war, würde er ohnehin wieder verschwinden. Oder?

„Du hast mich rufen lassen?“, fragte Claire ihren neuen Boss. Calvin lächelte ihr zu und versuchte nicht so verkranft zu wirken. „Dein Wunsch wird bald in Erfüllung gehen.“, verriet er. Claire dachte sofort an ihren Bruder. „Was hast du vor?“, wollte sie wissen. Calvin grinste. „Ich werde ihm eine Falle stellen. Er wird samt Schlüssel zu mir kommen. Dann beseitige ich ihn und öffne endlich das Buch.“, verriet er ihr. Claire verstand. „Was soll ich also für dich tun?“, hakte sie nach. „Du wirst jemanden zu mir bringen. Keine Angst, die Person ist nicht besonders stark und soweit ich weiß, hasst du sie.“, erklärte er. Claire überlegte kurz und glaubte dann zu wissen, wen Calvin meinte.

Oh mein Gott!
 

Claire wartete ungeduldig am Flughafen. Sie wusste, dass ein Flugzeug sich verspäten konnte, doch Calvin hatte sie auf diesen Auftrag angesetzt. Da Mandulis nicht mehr da war, brauchte Claire jemand Neues, dem sie Treue geschworen hatte. Sie wollte jemanden entführen, den Calvin dann als Druckmittel einsetzen konnte. Endlich erfuhr Claire durch den Lautsprecher, dass das Flugzeug im Landeanflug. Erfahrungsgemäß wusste sie, dass auch das Auschecken eine Weile dauerte, weswegen sie sich noch einen Drink genehmigte. Als die ersten Passagiere den Vogel verließen, setzte sich auch Claire in Bewegung. Zuerst musste sie die Person erst finden und selbst dann zuerst beobachten. Wenn außer ihnen niemand in der Nähe war, würde sie die Person, wen nötig gewaltsam zu Calvin bringen. Es dauerte etwas, bis sie sie ausfindig gemacht hatte. Ein Mädchen, etwas älter als sie selbst, stand vor dem Fließband und fischte ihren Koffer aus der Menge. Ihr Pass wurde kontrolliert und schlenderte dann in Richtung Ausgang. Claire musste Calvin Recht geben. Kevins Freundin in ihre Gewalt zu bringen, würde ihren Bruder sicher veranlassen den Schlüssel auszuhändigen. Emma ahnte nicht, dass Kevin bereits vor ihr zurückgekehrt war. Sie hatte sich auf die Suche nach ihm begeben, musste aber bald darauf aufgeben. Ihr war klar geworden, dass Kevin überall sein konnte und wahrscheinlich gar nicht gefunden werden wollte. Sie ging gerade auf den Ausgang zu, als ihr jemand die Tür öffnete. „Danke.“, sagte sie, blickte aber dann aber in Claires Gesicht. Erschrocken taumelte sie zurück. „Du?“, fragte sie ungläubig. „Lange nicht gesehen.“, lächelte ihr Kevins Schwester entgegen. Emma sah sich um, und dachte daran zurück in die Menge zu verschwinden, aus der sie gekommen war. „Es gibt keinen Fluchtweg. Komm einfach mit mir mit, ich werde dir schon nichts antun. Alles was ich will ist Kevin.“, verriet sie. „Wusstest du, dass er wieder in der Stadt ist?“ Emma zuckte zusammen. Sprach sie die Wahrheit? „Was willst du von ihm?“, wurde Emma nun mutiger. „Rache.“, erwiderte diese nur. Emma verstand sie nicht. Trotz Mandulis´ und Baals Tod, kämpfte sie noch weiter gegen ihren Bruder. „Keine Angst, du wirst ihn bald wieder sehen. Das heißt, wenn er unsere Forderungen erfüllt.“, fügte sie hinzu. „Forderungen?“, wiederholte Emma verwirrt. „Er hat etwas, was uns gehört.“, antwortete Claire. Emma wusste nicht, wovon sie sprach, wusste aber, dass eine Flucht der einzige Ausweg war. Wohin sollte sie rennen? Claire war nicht nur stark, sondern auch schlau. Sie hatte einen Auftrag, den sie ausführen wollte. Emma hatte keine andere Wahl. Sie rannte zurück und versuchte zwischen den Leuten unterzutauchen. Claire folgte ihr ganz langsam, doch es gelang ihr, Emma nicht aus den Augen zu lassen. Emma dachte daran jemanden um Hilfe zu bitten, doch was, wenn Claire ihre Kraft einsetzen sollte? Emma rannte weiter, bis Claire plötzlich wenige Meter vor ihr stand. Sie schien sich teleportiert zu haben. Den anderen Leuten auf dem Flughafen war nichts aufgefallen. „Du kannst mir nicht entkommen.“, rief Claire Emma zu. Diese schien das anders zu sehen. Sie lief weiter und auch Claire beschleunigte ihr Tempo. Dann gab es ein klingendes Geräusch hinter ihr. Sie war Emma durch einen Metalldetektor gegangen, ohne es zu bemerken. Sofort wurde sie von zwei Sicherheitsleuten aufgehalten. Sie wollte sie einfach beseitigen, dachte aber dann, dass dies den Plan gefährden könnte. Sie hatte keine Wahl, als sich kurz durchsuchen zulassen und die Verfolgung dann wieder aufzunehmen. Doch Emma war verschwunden. Claire fluchte, dass sie sich so einfach anhängen lassen hatte.

Emma hatte zur Sicherheit nicht den Hauptausgang benutzt. Claire hätte wahrscheinlich dort gewartet. Zwei Fragen spukten nun in ihrem Kopf herum. Was wollte Claire von ihr? Und war Kevin tatsächlich wieder zurück? Emma wollte das unbedingt herausfinden. Sie steuerte auf ein Taxi zu, ertappte sich aber dabei, wie sie extra langsam voranschritt. Was würde passieren, wenn sie Kevin wieder gegenüberstand? Sollte sie ihn anbrüllen, oder um die Arme fallen? Er hatte sie im Glauben gelassen, er wäre tot. Sie wollte ihn unbedingt nach dem Grund fragen, und ob sie und er noch eine gemeinsame Zukunft hatten.

Calvin war alles andere als erfreut, als er von Claires Fehlschlag erfuhr. „Ich werde es wieder gut machen.“, versprach diese. „Emma ist sicher bereits bei Kevin und den anderen. Ohne Verstärkung wirst du keine Chance gegen sie haben.“, sagte er. Claire verstand nicht ganz und fragte nach, was er mit Verstärkung meinte. Calvin drückte den Knopf seiner Gegensprechanlage und bat Miles die Gäste hereinzuschicken. Miles trat als erstes ins Büro. Ihm folgten die zwei merkwürdigausehende Gestalten. Einer war bandagiert wie eine Mumie und der andere trug eine rote Kutte. „Das sind Buchis und Onuris. Es wird Zeit uns den Schlüssel zu sichern. Die beiden werden dich begleiten. Ihr habt den Auftrag Kevins Freundin unverletzt herzubringen.“, trug er ihnen auf. Während Claire sofort nickte und sich sogar ein Stück verneigte, murmelten Buchis und Onuris nur ein kurzes ‚Verstanden’. Es war ihnen anzusehen, dass es ihnen nicht passte, wie Calvin sie herum kommandierte. Das Amulett des Kuk war vielleicht um einen Grad stärker als ihre, dennoch hatte er kein Recht, sich als Anführer aufzuspielen. Aber alle hatten das Selbe Ziel und wollten das Buch öffnen.

Emma war zuerst zu Kevins Wohnung geeilt, die inzwischen leer stand, hatte ihn aber nicht vorgefunden. Kevin musste jedoch irgendwo schlafen, weswegen sie als nächstes bei Connor klingelte. Die Tür schwang auf und sie erblickte Will. Dieser erschrak zuerst und rang nach Worten. „Stimmt es, dass Kevin zurück ist?“, fragte sie nur. Das versetzte Will einen Schlag. Sie erwähnte nichtmal die Auseinandersetzung der beiden. „Ja…das stimmt.“, erwiderte er nur. „Aber…er ist nicht hier.“, fügte er schnell hinzu. Emma drängte sich an ihm vorbei und betrat Connors Wohnung. Glaubte sie vielleicht, dass Will log? „Ich warte hier.“, sagte sie. Ihre Stimme klang beinahe schon kalt und gefühllos. In der nächsten Stunde begann Will mehrere Male ein Gespräch zu beginnen, doch Emma nahm ihn nicht einmal wahr. Dann ging die Tür auf und Emmas Herz begann schneller zu schlagen. Doch es war nur Connor. Dieser reagierte überrascht, als er Emma in seiner Wohnung vorfand. „Wo ist Kevin? War er nicht bei dir? Wenn er hier herkommt, gibt es einen Krieg!“, flüsterte Will seinem Cousin zu. Dieser sah nach draußen. „Er wollte noch was erledigen, kommt aber bestimmt jede Minute.“, flüsterte er zurück. Will schluckte. Das konnte ja noch heiter werden. Fast gleichzeitig begannen die Amulette der beiden zu glühen. „Verdammt, das sind mindestens zwei. Somit können wir Kevin ausschließen.“, fluchte Will. „Du bleibst bei Emma.“, trug ihm Connor auf. Will war hin und hergerissen. Normalerweise hätte er darauf bestanden, Connor beizustehen, doch Emma war ihm ebenfalls wichtig. Wie sehr, hatte er ihr ja bereits offenbart. Er wagte es aber nicht sie anzusprechen, oder über die Situation aufzuklären. Als Connor draußen war, sprang ihm bereits Buchis überlegenes Lächeln ins Gesicht. „Das trifft sich ja großartig!“, geifte er ihn an. Endlich bekam er seine Rache. Dann hörte er ein Geräusch. Irgendetwas flog durch die Luft, direkt auf ihn zu. Er teleportierte sich fort. Onuris Messer gingen wieder einmal ins Leere. „Was habe ich den da für einen schwachen Kampfgefährden erwischt?“, rief ihm Buchis zu. „Halt die Klappe!“, antwortete Onuris gereizt. „Glaubt bloß nicht, dass ihr eine Chance gegen mich habt, nur weil ihr zu weit seid.“, mimte er den Überlegenen. In Wirklichkeit war er sich nicht im Klaren, wie gut seine Chancen tatsächlich waren. Er wünschte sich, Will würde ihm beistehen. „Wenn du glaubst, dass dein Freund dir zu Hilfe kommt, vergiss es. Der hat glaube ich gerade eigene Sorgen.“, rief ihm Buchis zu. Connor riss die Augen auf und sah zu seiner Wohnung. Was geschah darin?

„Wir müssen hier verschwinden.“, versuchte Will Emma klar zu machen. Doch diese schüttelte nur den Kopf. „Ich warte auf Kevin.“, sagte sie nur. Will verstand nicht, wie man nur so starrköpfig sein konnte. Dann zersplitterten Fenster und die Kämpfer mit den roten Kutten stürmten herein. Buchis Leute hatten sie gefunden. „Geh in Deckung.“, verlangte Will von Emma. „Wie süß, du machst dir Sorgen um mich?“, fragte sie schnippisch. Will verstand das Mädchen einfach nicht. „Sie sind hinter mir her.“, verriet sie als nächstes. Im Telegrammstil, berichtete sie von ihrem Zusammenstoß mit Claire. „Wieso hast du das nicht vorher gesagt, dann hätten wir das hier vermeiden können.“, ärgerte er sich. Die Kuttenträger griffen nicht gleich an, sondern starrten Will und ihre Zielperson nur stumm an. Ein paar von ihnen schienen nun jemandem Platz zu machen, der sich zwischen sie durchdrängte. Es war Claire. „Dachtest du wirklich, du könntest mir entkommen? Und dieser Bill beschützt dich als einziges?“, sagte sie überlegen. „Ich heiße Will, und das weißt du!“, wies er sie zurecht. Claire brummte nur kurz. „Mir doch egal. Rück Emma heraus.“, befahl sie. Will bereitete sich auf einen Kampf vor. „Wie kommst du darauf, dass ich das tun würde?“

Connor hatte währenddessen unerwartet Hilfe bekommen. Buchis und Onuris hatten ihm schwer zugesetzt, bis Kevin auftauchte. „Wieso kommst du eigentlich immer zu spät, oder gar nicht?“, beschwerte sich Connor. „Sei froh, dass ich überhaupt da bin.“, erwiderte er. Dass Emma zurück war, verschwieg Connor. Kevin sollte sich lieber auf den Kampf konzentrieren. Connor konzentrierte sich besonders auf Buchis, was nur zu verständlich war. Kevin wehrte inzwischen Onuris Angriffe ab. „Was hältst du von einem Deal?“, schlug dieser plötzlich vor. Kevin hörte gespannt zu. „Du gibst mir den Schlüssel und ich verrate dir, was Calvin vor hat.“, schien er Calvin hintergehen zu wollen. „Dummer Deal. Du bekommst ihn nicht.“, ließ sich Kevin auf nichts ein. Onuris grinste nur. „Dann bekommt in eben Calvin. Er will deine kleine Freundin entführen, um ihn zu erpressen.“, verriet ihm die Mumie. Kevin zuckte zuerst zusammen, bis ihm einfiel, dass Emma gar nicht in der Stadt war. Oder etwa doch? Er teleportierte sich in Connors Wohnung und wurde sofort einem von Buchis Leuten angegriffen. Er wehrte ihn ab und sah sich um. Sein Blick und der von Emma trafen sich. Will bemerkte es, versuchte aber bei der Sache zu bleiben. Die roten Krieger hatten sich auf ihn und Emma gestützt und Will hatte alleine Schwierigkeiten sie abzuwehren. Erst als Kevin abermals attackiert wurde, wendete er seinen Blick von Emma ab. Dann geschah etwas, was Kevin Will später als Unachtsamkeit vorwarf. Claire benutzte ihre Spezial-Technik und tauchte aus der Wand, hinter Will auf. Dieser wurde durch ihren Angriff zu Boden geworfen. Claire zog ein Messer und nahm Emma gefangen. Diese wehrte sich, doch Claire war ihr überlegen. Entsetzt sah Kevin zu seiner Schwester. „Claire, überlege dir gut, was du tust.“, sagte er eindringlich. Buchis Krieger verstanden die Situation und verschwanden augenblicklich. „Komm heute Abend in die Firma der ‚Zyklop-Group’. Calvin erwartet dich dort. Und selbstverständlich auch den Schlüssel.“, erzählte sie ihm und teleportierte sich samt Emma fort. Kevin war nicht schnell genug bei ihr, um sie aufzuhalten. Will stand stöhnend auf. Kaum hatte er kapiert, was geschehen war, verpasste Kevin ihm einen Kinnhaken. Will ließ sich das nicht gefallen und konterte. Bald brach ein Kampf zwischen den beiden aus, der nur von Connor gestoppt werden konnte. Buchis und Onuris hatten das Weite gesucht. „Wieso…war sie hier?“, fragte Kevin verwirrt. „Sie ist erst heute zurückgekommen.“, antwortete Will wahrheitsgemäß. „Verdammt, du hättest auf sie aufpassen müssen!“, schnauzte Kevin ihn an. Dieser hob bereits seine Faust, als Connor sie maßregelte. „Bleibt ruhig, keiner hat Schuld. Und Emma wird nichts passieren, sofern wir Heute Abend bei ihrem Treffpunkt erscheinen.“, beruhigte er sie. „Sie wollen den Schlüssel.“, gab Will zu bedenken. „Und sie werden ihn bekommen.“, fügte Kevin hinzu. Weder Will, noch Connor hielten das für eine gute Idee. „Das war der Grund, warum ich gegangen bin. Ich wollte Emma beschützen und mit meiner Rückkehr habe ich mehr Unheil angerichtet, als ich wollte.“, beschimpfte er sich selbst. „Wir werden Emma da rausholen.“, sagte Will zuversichtlich. Connor pflichtete ihm bei. „Genau. Wir werden gleich aufbrechen und sie uns zurückholen. Wir müssen vermeiden, dass sie den Schlüssel bekommen, aber gleichzeitig Emma befreien.“, stand für ihn fest. Die Drei beschlossen sofort aufzubrechen. Hoffentlich erwarteten ihre Feinde das nicht.

Calvin freute sich zu hören, dass der Plan doch noch aufzugehen schien. Sie hatten Emma in ihrer Gewalt, und Kevin würde ohne Zweifel zu ihnen kommen. Früher oder später. Calvin beschäftige eher das Früher. Er würde bestimmt nicht warten, sondern ihn sofort aufsuchen. Claire wartete mit Emma in ihrem Büro. „Du bist also Emma, ich habe viel von dir gehört.“, begrüßte er sie höfflich. Emma dachte bereits daran, ihm ins Gesicht zu spuken, ließ es aber dann bleiben. Claire war unberechenbar. „Du bist also Kevins Freundin. Schön dich einmal persönlich kennnezulernen.“, redete er weiter. „Da liegst du falsch. Ich bin es nicht mehr.“, sagte sie zum Teil auch zu sich selbst. Calvin musste lachen. „Aber ich glaube er sieht das anders. Er liebt dich, also wird er samt Schlüssle hier erscheinen.“, sagte er zuversichtlich. Emma wusste noch nichts von der ganzen Angelegenheit. Calvin deutete Claire, Emma mitzuschleifen. Ihr Ziel war das Kellergeschoss, wo bereits Miles auf sie wartete. Hinter ihm erkannte Emma zwei weitere Gestalten. Eine Mumie und jemand, den sie kannte. Was hatte Buchis hier verloren? „So sieht man sich wieder.“, faselte er. Emma sah ihn nur finster an. Miles öffnete eine breite Tür, die das Dahinter preisgab. Eine riesige, lange Halle erstreckte sich. Sie ähnelte der, in Kuks alter Basis, war

aber nicht nur größer, sondern auch luxuriöser. Teppiche, Wandgemälde und Statuen verzierten die Halle. Calvin befahl Claire mit Emma vorzugehen. Auch Buchis und Onuris bat er darum. „Sie sehen zu, dass uns niemand stört.“, trug er Miles auf. Dieser nickte artig, schloss die Tür und bewachte sie. Claire und die anderen waren an einem Altar angekommen, auf dem das Buch der Toten lag. „Dieses Buch wird die Zukunft bestimmen.“, erklärte Calvin, der die Gruppe eingeholt hatte. „Dein Freund besitzt den Schlüssel dazu.“, sagte er und deutete auf das Schloss. „Kevin wird euch alle zur Hölle schicken.“, versicherte Emma. Sie wunderte sich selbst über ihren Mut. Calvin schmunzelte nur. „Nein, das wird jemand anders erledigen. Du musst nämlich wissen, dass wir tatsächlich in die Hölle wollen. Genauergesagt nach Daut.“, verriet er. Emma blickte ihn verdutzt an. „Wollte…das der Zyklop nicht auch?“, hakte sie nach. Calvin blickte ihr in die Augen und bejahte. „Er war mein Vater. Nun ist es meine Aufgabe geworden.“, erzählte er. Emma wurde nun erst recht mulmig zumute. Sie hoffte, dass Kevin schnell kommen würde, um sie zu befreien.

Das Trio war bereits an Calvins Operationsort eingetroffen. „Uns ist Emma auch wichtig.“, sagte Connor nun. Kevin nickte ihm dankbar zu. Gemeinsam betraten sie das mehrstöckige Bürogebäude und sahen sich um. Will entdeckte eine Dame an einem Informationsschalter und fragte nach Calvin. Er hatte Glück. Sie verriet ihm, dass er in seinem Arbeitszimmer im Keller war, aber nicht gestört werden wollte. „Ein ziemlicher Flashback.“, meinte Connor, der sich an den Kampf mit Kuk erinnerte. „Ach man, ihr habt alle so coole Sachen erlebt.“, scherzte Will, obwohl er wusste, dass es unpassend war. Sie nahem die Treppe um zum Kellergeschoss zu gelangen. Sofort erblickten sie den Mann, der vor einer breiten Tür stand, und diese scheinbar bewachte. „Wie sieht der den aus?“, nahm ihn Will zuerst nicht ernst. „Ist Emma da drin?“, fragte ihn Kevin geradeaus. Miles musterte ihn lange und rückte dann seine Brille zurecht. „Sir Calvin wünscht nicht gestört zu werden.“, erklärte er ihm. Doch damit konnte er weder Kevin, noch Connor und Will abhalten. Erst als die Drei näher traten, zückte er mehrere Klingen, die er zwischen seinen Fingern hielt. „Den übernehme ich.“, meinte Will. Er hatte noch immer ein schlechtes Gewissen, da er Emma im Stich gelassen hatte. Kevin und Connor nickten ihm zu und setzten ihren Weg fort. Will benutzte sein Amulett um die Selben Klingen wie Miles herbeizurufen. Miles wollte Kevin und Connor stoppen, doch Will ließ ihm keine Chance. Kevin stieß die Tür auf und der und Connor betraten die beeindruckende Halle. Sie suchten sie mit ihren Blicken ab und entdeckten die Gruppe um Calvin am anderen Ende. Emma war bei ihnen und scheinbar wurden sie bereits bemerkt. „Kevin! Huhu!“, rief Calvin ihn wie ein Kind. Zusammen schritt dieser mit Connor auf die Gruppe zu. „Du bist etwas früh, aber egal. Hast du meinen Schlüssel?“, fragte Calvin aufgeregt. Langsam zog ihn Kevin aus seiner Hosentasche. „Du hast ihn wirklich dabei?“, raunte ihm Connor zu. Scheinbar hielt er dies für unklug. Wollte Kevin ihn wirklich gegen Emma tauschen? Es musste einen anderen Weg geben, um sie zu befreien. Calvin durfte den Schlüssel unter keinen Umständen bekommen.

Will bewunderte Miles unterdessen für seine Stärke. Er kämpfte ohne magische Hilfsmittel, und das auch noch gut. Er war schnell und wendig. Immer wieder schnitten seine Klingen die Luft und kamen Will gefährliche nahe. „Ich muss da rein!“, versuchte er ihm klar zu machen. Miles reagierte aber nicht darauf. Sein Herr hatte ihm einen Befehl gegeben. Es wäre eine Schande für ihn, wenn er diesen nicht ausführen sollte. Will hatte aber auch eine Mission, die er zu Ende bringen musste. Er benutzte Onuris´ Technik, um Doppelgänger von sich herzustellen. Miles reagierte zuerst verwirrt, und ging dann in eine Verteidigungsstellung. Prüfend musterte er die Klone. Welcher war der reale Will? Miles wurde von einer Horte Wills angegriffen und wehrte sich gegen jeden einzelnen von ihnen. Der richtige Will griff als letztes an und verpasste Miles einen harten Schlag. Dieser torkelte getroffen zurück, stieß gegen die Wand und sackte bewusstlos zusammen. Will überprüfte, ob er wirklich kampfunfähig war und schritt dann auf die Tür zu.

Calvin hatte seine Hände in seinen Hosentaschen verstaut und kam seinen beiden Gästen entgegen. Kevin nickte Connor zu, welcher sich zu teleportieren begann. Sein Plan war ein Überraschungsangriff. Kevin rief nun seine Schilde und griff Calvin an. Connor war indessen neben Claire aufgetaucht und versuchte Emma an sich zu reißen. Doch er hatte Buchis vergessen. Dieser beschwor seine Waffe und vermasselte ihm die Aktion. Onuris hielt sich im Hintergrund. Scheinbar wollte er, dass sich seine Feinde und seine Verbündeten gegenseitig auslöschten, damit er das Buch für sich alleine hatte. Aus Kevins Schild preschten seine scharfen Klingen, die Calvin aber nichts anhaben konnten. Im Gegenseil. Calvin benutzte seine Hände um die Attacke abzuwehren. Seine nächste Aktion wirkte gruselig. Zwei weitere Paar Arme sprossen aus seinem Körper und verwandelten sich dann in Schwerter. Kevin brach die Attacke ab und nahm Abstand. „Warum? Warum versucht ihr alle die alten Götter wiederzubeleben?“, fragte Kevin seinen Feind. Calvin grinste. „Weil die Menschen unvollkommen sind. Sie brauchen einen Gott an den sie glauben können und der über sie wacht!“, antwortete r. Calvin schien eine ganze Palette von Tricks in Reserve zu haben. Sein nächster weckte in Kevin Erinnerungen. Calvins ganzer Körper färbte sich schwarz und wuchs. Seine Muskeln bliesen sich auf und sein Gesicht verwandelte sich in eine grauenvolle Fratze. Diese Technik hatte bereits sein Vater eingesetzt. Damals war es Kevin gelungen, ihn zu besiegen, doch Calvin war um einiges Stärkere als er. Kevin wusste, dass das er einen ebenwürdigen Gegner vor

sich hatte. Claire beobachtete die Kampfgeschehnisse und erinnerte sich an ihre Bitte. Sie hatte Calvin darum gebeten, sich um ihren Bruder zu kümmern. Doch je mehr Zeit verstrich, desto mehr zweifelte Claire an ihrer Entscheidung. Es war, als würde sich ihr Charakter langsam ändern. Woran konnte das liegen? Hatte ihr Bruder doch größeren Einfluss auf sie, als sie dachte? Sie sah, wie Will die Halle betrat und knurrte. Sie sah zu Onuris, doch dieser unternahm keine Anstallten, etwas gegen den Eindringling zu unternehmen. Claire ließ von Emma ab, in dem Wissen, dass sie nicht fliehen konnte. Sie marschierte Will entgegen, der die Situation musterte. Plötzlich war es, als würde Claire in ein unsichtbares Loch fallen. Ihr Körper verschwand einfach im Boden. Will wusste, was sie vorhatte. Mit der Selben Technik hatte sie ihn besiegt und auch Connor eine Menge Ärger bereitet. Der Körper des Mädchens tauchte oberhalb des Tores wieder auf, welches einzustürzen begann. Scheinbar wollte sie verhindern, dass auch nur einer ihrer Feinde die Halle wieder verließ. Calvin sah sich inzwischen bereits als Sieger. Er war es nicht gewohnt zu verlieren. Als der das letzte Mal kämpfte, war er in Bedrängnis geraten. Diesmal aber gab er alles. Er besaß Emma als Druckmittel, bekämpfte Kevin aber dennoch. Wie es aussah wollte er seinen Preis nicht unverdient erringen. Dann störte ein lauter Pfiff das Treiben. Calvin reagierte zuerst nicht darauf, sah dann aber Kevins Gesichtausdruck. Nachdem Claire sie zurückgelassen hatte, hatte Emma einen Fluchtversuch unternommen, der aber gescheitert war. Onuris hatte sie nun in seiner Gewalt, und schien die Aufmerksamkeit der Beteiligten zu wollen. „Du weißt, was jetzt geschieht.“, rief er Kevin zu und drückte Emma ein Messer gegen den Hals. Diese war starr vor Angst. Selbst wenn sie den Mut aufbringen könnte, gäbe es keine Möglichkeit zur Flucht. „Bastard!“, schrie ihn Kevin an. Onuris meinte es aber ernst. „Du hast zwei Optionen. Entweder gibst du mir den Schlüssel, dann wird Calvin das Interesse an dir verlieren, oder du kämpfst weiter, verlierst deine Freundin und dein Leben.“, führte er ihm vor Augen, dass er nun die Kontrolle hatte. „Gib ihm den Schlüssel nicht.“, sagte ausgerechnet Calvin. Kevin blickte ihn wütend an. „Das sagst ausgerechnet du?“, wunderte er sich. Calvin verwandelte sich zurück und stapfte auf Onuris zu. „Glaubst du, du kannst den Schlüssel für die alleine haben? Wage es besser nicht mich zu betrügen.“, warnte er die Mumie. Onuris ließ sich nicht abschrecken. Mit Emma konnte er Calvin zwar nicht erpressen, aber wenn nötig, würde er sie beseitigen, um Kevin zu brechen. Will, der gerade mit Claire kämpfte, bemerkte das Unglück. Claire wollte angreifen, unterließ es dann aber. Stumm sah sie zu Emma. Will war etwas verdutzt, dass Claire von ihm abließ, reagierte aber taff. Er strengte sich an, und endlich gelang es auch dem Letzten im Bunde sich zu teleportieren. Für Stolz und Freude war jedoch keine Zeit. Will tauchte vor Onuris auf und

verpasste ihm einen Schlag ins Gesicht. Getroffen taumelte dieser zurück und ging zu Boden. Will wollte Emma Arm ergreifen, bis ihn etwas zurückhielt. Calvins schwarzer Arm hatte sich um mindestens einen Meter verlängert, und hielt Wills Schulter umklammert. Will wollte ihn abschütteln, doch Calvin

war blitzschnell hinter ihm und versetzte ihm einen Schlag, der ihn ebenfalls zu Boden gehen ließ. Calvin führte nun das Werk von Onuris fort und schritt zu Emma. Er brauchte sie nicht einmal zu berühren, um Kevin klar zu machen, dass nun er am Zug war. „Kleiner Plätzetausch, aber der Einsatz bleibt der Selbe. Gib mir endlich den Schlüssel!“, forderte er. Kevin überlegte fieberhaft, was er tun sollte. Er wusste, dass Calvin fürchterliches damit anstellen würde, aber Emma war alles was er hatte. Obwohl er sie im Stich gelassen hatte. Würde sie auch in dieser Situation stecken, wenn nicht zurückgekommen wäre? Ihm blieb keine andere Wahl, als Calvin den Schlüssel zuzuwerfen. Dieser fing ihn mit einer Hand. Kevins Angst, er würde Emma doch noch etwas antun, wurde nicht erfüllt. Er ignorierte sie und schritt auf das Buch zu. Buchis beendete nun seinen Kampf mit Connor und selbst der etwas angeschlagene Onuris erhob sich. Claire war noch unsicher, was sie tun sollte. Calvin nahm das Buch und hielt den Schlüssel in der anderen Hand. Wie lange hatte er darauf gewartet? Er konnte sich nicht mehr erinnern. Nun zählte nur das hier und jetzt. Er schloss das Buch auf und Staub flog ihm entgegen. Er blickte auf vergilbte, raue Seiten, auf denen Milliarden von Namen stehen mussten. Wie viel Zeit würde er benötigen um den Richtigen zu finden? Sein Amulett nahm ihm die Arbeit ab. Die schwarze Seelenkugel kam zum Vorschein und entfachte einen Wind, der mehrere Seiten umblätterte. Calvin musste nicht einmal suchen. Die Seele tanzte bereits um ihren Namen. Er brauchte ihn nur noch durch zustreichen. Calvin hatte immer alles unter Kontrolle, weswegen er auch nicht vergessen hatte, immer einen Stift bei sich zu haben. Nun kam er zum Einsatz. Nicht nur Kevin wusste, dass er die Aktion verhindern musste, sondern auch Connor und Will. Will versuchte zwar auf die Beine zu kommen, aber es misslang. Auch Kevin und Connor waren nicht schnell genug. Calvin hatte den Namen bereits durchgestrichen und die Halle wurde von einem dunklen Nebel eingehüllt. „Wir müssen weg!“, schrie Kevin, der bereits wusste, was passieren würde. Connor war dagegen. „Nein, wir müssen es jetzt beenden!“, meinte er. Kevin aber, wusste, dass es zu spät war. Calvin war gerade dabei

einen Gott aus der Unterwelt zu beschwören. Mit dem Buch der Toten würde er mit seiner vollen Stärke zurückkehren und die drei tapferen Kämpfer hatten keine Chance mehr. Ihnen blieb nur noch die Flucht. Kevin rannte zu Emma und erkundigte sich, wie es ihr ging. Es waren seine ersten Worte, nach seiner Rückkehr, aber nun musste er seine Probleme zurückschieben. Er versuchte sich mit Emma fortzuteleportieren, doch es funktionierte nicht. War der Nebel daran schuld, oder hatte Calvin einen Zauber angewandt, damit sie nicht fliehen konnten? Langsam nahm eine Gestalt im Neben Kontur anzunehmen. Ihre Aura war im ganzen Raum spürbar. Es war ein Mensch. Zumindest sah er so aus. Er trug altertümliche Kleidung und goldenen Schmuck. Sein Gesicht war noch vom Nebel verdeckt, begann sich aber abzuzeichnen. Immer mehr wurde sichtbar. Seine Haut war schwarz und sah aus wie Stein. Sein Gesichtsausdruck wirkte starr und unwirklich. Seine Augen bewegten sich nicht, sondern schienen zu ruhen. Langsam kam Regung in sie. Sie musterten die Umgebung. „Ich bin…frei.“, stammelte die Gestalt mit einer rauen, tiefen Stimme.
 

Schwesterherz
 

Kevin überlegte fieberhaft, ob es noch einen weiteren Fluchtweg gab. „Kevin!“, hörte er Claire rufen. Sie erst ihm zu, und dann auch den anderen. Connor packte seinen Cousin und schleifte ihm zum Ausgang, der jedoch durch Trümmer versperrt wurde. „Gebt mir eure Hände!“, verlangte Claire. Weder Will, noch Emma, noch Connor schienen ihr zu trauen. Ihr Bruder war der einzige. Er trieb die anderen an, welche widerwillig Claires Hände ergriffen. Sie benutzte ihre Technik, um die Gruppe durch die Trümmer zu führen. Will fühlte sich wie ein Geist und Connor blickte immer wieder hilfesuchend zu ihm. Emma hielt Kevins Hand fest und ließ sich durch die Trümmer führen. Am anderen Ende wandte sich Claire wieder an sie. „Geht jetzt!“, verlangte sie. „Was ist mit dir?“, hakte Kevin nach. Claire schüttelte den Kopf. „Ich muss zurück.“, sagte sie, schien sich mit ihrer Aussage aber selbst nicht wohl zu fühlen. Kevin merkte, dass eine Veränderung mit ihr stattfand. Er wollte nicht ohne sie gehen, doch Will und Connor drängten ihn zu gehen. Nur Emma flüsterte Claire ein ‚Danke’ zu. Dieser begann sich auf schnellstem Wege zurück in die Halle.

Draußen bemerkten die vier, wie der schwarze Nebel aus dem Boden aufstieg. „Was passiert jetzt?“, fragte Will unsicher. Kevin biss die Zähne zusammen. „Er hat es geschafft. Mit dem Buch kann er das Revival-Projekt beenden, das Baal seinerseits begonnen hat. Er wird die ägyptischen Götter in diese Welt holen. Es ist aus.“, sagte er. Will wollte das nicht glauben. „Wir werden kämpfen!“, erwiderte er festentschlossen. Kevin schüttelte den Kopf. „Unmöglich. Ich weiß nicht, welchen Gott der gerufen hat, aber er ist zu mächtig. Wir haben nur unsere Amulette, wir können nichts ausrichten.“, erklärte er. Will ballte die Fäuste. „Verschwinden wir von hier und beraten erst einmal.“, schlug Connor vor. Die Energie, die von Calvins Stützpunkt ausging wurde immer stärker, und niemand hatte etwas gegen diesen Vorschlag einzuwenden. Aber konnten sie wirklich fliehen? Würden sich ihre neuen Feinde mit ihrer neuen Kraft an ihnen rächen?

Claire hatte sich inzwischen zu ihren Verbündeten zurückgewagt. Diese hatten nichts von ihrem Verrat mitbekommen. Noch immer standen sie dem gespenstischen Wesen gegenüber, das nur noch zum Teil vom Nebel bedeckt war. Es schien die Arme in die Höhe zu strecken und den Neben anzuziehen. Immer mehr Schwaden verschwanden in seinem Körper und machten die Halle wieder überschaubar. Erst jetzt bemerkte Calvin, dass seine Feinde verschwunden waren. Er fluchte aber nur zirka eine Sekunde, da sich das Wesen auf die Gruppe zuwandte. Dass es ein Gott war, bezweifelte nun niemand mehr. Calvin überlegte fieberhaft was er sagen sollte, und ob er es überhaupt durfte. „Lord…Kuk…“, begann er schließlich. Seine Stimme klang ängstlicher und unsicherer als sonst. Man konnte seinen Plan einfach nur als ironisch bezeichnen. Kuks Seele hatte zuerst seinen Vater beeinflusst und dann schließlich auch ihn. Durch Kuk hatte Calvin seine Mutter schwer verletzt. Jetzt rief er Kuk, weil er ihn bitten wollte sie zu heilen. Kuk hatte seinen Körper zurück und war ihm etwas schuldig. Aber würde er auch wirklich sein Wort halten? „Meine Diener.“, erklang nun Kuks tiefe Stimme. Er hob streckte die Arme nach ihnen aus und die kleine Gruppe schritt auf ihn zu. Kurz vor ihm knieten sich alle hin. Sie wagten es nicht, Kuk in die Augen zu blicken. „Euch habe ich es also zu verdanken, dass ich zurück bin.“, schien er in positiver Stimmung zu sein. Er blickte von einem zum anderen. Las er etwa gerade ihre Gedanken? Sein Blick wunderte von Claire, zu Onuris, dann zu Buchis und schließlich zu Calvin. „Calvin, dir muss ich am meisten danken. Dein Vater war ein großer Mann. Und dir werde ich einen Wunsch erfüllen.“, verriet er. Calvin zuckte. Er spürte ein Gefühl von Glück. „Ich habe tatsächlich einen…“, begann er, doch Kuk sprach weiter. „Doch zunächst haben wir großes vor. Ich bin nun wieder zurück und meine Macht ist groß. Dennoch kann ich nicht diese ganze Welt kontrollieren. Vor Tausenden von Jahren habe ich die Urfinsternis in diese Welt gebracht, doch die anderen Götter hielten sie zu gefährlich und haben sie nach Daut verbannt. Ihr werdet mir dabei helfen sie in diese Welt zurückzuholen.“, sprach er. „Verstanden.“, erwiderten alle artig. Nun schien sich Kuks Miene jedoch zu verengen. „Ungeheuerlich!“, schimpfte er plötzlich. Die Gruppe zuckte zusammen und wusste nicht, was vor sich ging. Kuk betrachtete sie wütend. „Einer von euch glaubt doch tatsächlich meine Macht missbrauchen zu können, um seine eigenen Ziele zu erreichen!“, brüllte er. Seine vier Untergebenen sahen einander an. Wer hatte es gewagt Kuk zu erzürnen? Der Gott der Finsternis hob seinen rechten Arm und wie von Geisterhand begann Onuris den Halt zu verlieren und schwebte in die Luft empor. „Was….geschieht mit mir?“, fragte er angsterfüllt. „Solche Diener wie dich benötige ich nicht.“, schrie Kuk und ballte seine Hand zu einer Faust. Eine Explosion erschütterte die Halle und von Onuris war nichts weiter als Rauch übrig geblieben. Eine seiner Bandagen flog brennend zu Boden. Buchis blickte sie abfällig an und Claire sah angewidert weg. „Wir anderen werden Euch nicht enttäuschen.“, versprach Calvin. Kuk nickte und bat ihn zu sich. Calvin erhob sich und schritt zu ihm. Als er direkt vor ihm stand starrte er in Kuks Augen. Sie waren furchterregend und funkelten geheimnisvoll. Calvin wusste nicht, was er als nächstes vorhatte. „Ich vergebe dir, dass du meine Seele in meinem Amulett versiegelt hast. Dennoch glaube ich, dass wir zusammen eine stärkere Kraft bilden können. Ich kenne deinen Wunsch und werde ihn dir erfüllen. Aber nicht nur das. In der alten Zeit haben sich Götter miteinander vereinigt, um an Stärke zu gewinnen. Manchmal taten sie das auch mit Menschen. Calvin, ich will, dass du dich mit mir vereinst.“, erklärte er ihm. Dieser sah ihn unbeholfen an. „Wie…meint Ihr das?“, fragte er nach. Anstatt zu antworten schritt Kuk einfach auf ihn zu. Calvin wollte zurückweichen, doch Kuks Körper erfasste seinen und verschmolz mit ihm. Buchis und Claire sahen einander an und wussten nicht, was sie tun sollten. Calvin war völlig von Kuk absorbiert worden. Dessen Körper begann sich nun zu verformen. Er wurde dürrer und sein Gesicht nahm die Züge von Calvin an. Claire und Buchis konnten ihn nun wieder erkennen. Auch Kuks Stimme hatte sich verändert, als er mit seinen Dienern sprach. „Ich verfüge nun über den Geist und die Erinnerungen von Calvin. Wir sind nun ein völlig neues Wesen. Ihr dürft mich Horakti nennen.“, predigte er. Claire und Buchis versprachen ihm, ihm treu zu dienen. Calvin hatte sich mit Kuk vereinigt und neues Wesen erschaffen, dass über alles was sie betraf Bescheid wusste. „Zunächst entnehme ich Calvins Erinnerungen, dass wir einige Feinde haben, die über die Macht eines Amulettsverfügen.“, redete er. Claire und Buchis bestätigten es ihm. „Claire, du wirst dich um sie kümmern, damit wir unseren Plan ungestört ausführen können.“, befahl er. „Aber… Ihr seid doch so mächtig! Wäre es nicht ein leichtes für Euch, es selbst zu tun?“, fragte sie und hielt sich kurz darauf geschockt die Hand vor den Mund. Buchis sah sie entgeistert an. Sie hatte es tatsächlich gewagt, einem Gott zu widersprechen. Horakti schien sie aber nicht bestrafen zu wollen. „Ich habe noch einiges vorzubereiten. Das Tor nach Daut ist selbst den Göttern verschlossen worden. Ich werde ein Ritual durchführen, dass uns direkt in die Unterwelt bringt. Von dort aus ist es ein Leichtes in die ägyptische Hölle zu kommen.“, prophezeite er. Claire versprach sofort aufzubrechen und Buchis fragte, wie er Horakti nützlich sein konnte. Dieser hatte im Moment jedoch keinen Auftrag für ihn. Claire seufzte, als sie aus der Halle trat. Sie hatte ihrem Bruder und seinen Freunden geholfen zu fliehen, nun sollte sie sie beseitigen. Konnte sie das wirklich? Was wenn sie sich weigerte? Würde Horakti dann seinen Zorn an ihr auslassen?

Kevin war nicht der einzige, der damals um seine Schwester bangte. Adrian und ein paar Nonnen hatten Claire ins Krankenhaus gebracht und ihr die Hand gehalten. Sie weichten erst von ihrer Seite, als sie in den OP gebracht wurde. Die Operation war zum Glück glimpflich abgelaufen, doch Claire schließ die nächsten paar Tage durch. Aus den Tagen wurden Wochen und schließlich Monate. Im Gegensatz zu Claires Familie, hatten die Ärzte aufgeben. Es grenzte schon fast an Magie, dass das Mädchen die Operation heil

überstanden hatte. Oder war es gar welche? Nach fast einem Jahr schlug sie dann die Augen auf. Sie war schwach, konnte sich aber aufsetzen. Sie wollte aufstehen, konnte ihre Beine jedoch nicht spüren. „Das wird nur vorübergehend sein.“, hörte sie eine Stimme. Sie sah zu der Tür und entdeckte einen Mann. Zuerst hielt sie ihn für einen Arzt, zweifelte dann aber. Der Mann trat zu ihr und nannte ihr den Namen Mandulis. Claire hatte erwartet ihren Bruder oder Adrian bei ihrem Erwachen zu erblicken, aber nicht diesen Fremden. „Schön, dass du endlich wach bist. Ich soll dich von deinem Bruder grüßen.“, sagte er schließlich. Claire war plötzlich hellwach. „Wo ist er? Wie geht es ihm?“, überhäufte sie ihn mit Fragen. Mandulis hob abwehrend die Hände. „Beruhige dich. Kevin geht es gut. Er kann leider nicht persönlich kommen, deswegen schau ich nach dir.“, verriet er. Claire verstand ihn nicht ganz. „Ist er zu beschäftigt?“, hakte sie nach. Mandulis wollte sich nicht festlegen. „Mach dir keine Sorgen, werde einfach schnell wieder gesund.“, sagte er ihr und verließ das Zimmer. Claire rief ihn zurück und wollte aufstehen. Es funktionierte nicht. Kurz darauf betrat eine Schwester das Zimmer und war im ersten Moment geschockt. Sie rief sofort einen Arzt, welche die Angehörigen des Mädchens informierte. Adrian kam so schnell, wie er nur konnte. Schluchzend und glücklich nahm er Claire in die Arme. Diese war froh, dass es allen gut ging, fragte aber sofort nach Kevin. Adrian zögerte. Dann beichtete er ihr, dass ihr Bruder verschwunden sei. Claire verstand es aber nicht recht. Sie berichtete von dem Mann, der in ihrem Zimmer war und gemeint hatte, Kevin ginge es gut. Adrian nahm sie leider nicht ernst tat es als Wunschtraum oder Fantasie ab. Von da an hatte Claire einen schweren Genesungsweg. Das Laufen musste sie neu lernen und auch im Alltag bekam sie einige Schwierigkeiten. Sie hoffte jeden Tag, dass ihr Bruder zurückkam, aber es sollte einfach nicht sein. Eines Tages erhielt sie wieder Besuch von Mandulis. Sie arbeitete gerade im Garten und goss ein paar Pflanzen, als er plötzlich neben ihr stand. Claire schrak zuerst, doch Mandulis wirkte auch diesmal nicht bösartig. Claire fragte ihn sofort nach Kevin, doch Mandulis überbrachte ihr nur wieder seine Grüße. Claire hatte es satt und verlangte Kevin zu sehen. Zuerst willigte Mandulis ein, verschob den Termin jedoch um ganze 2 Jahre. Dafür überreichte er Claire eine kleine weiße Perle. Claire ergriff sie und sie verschwand in ihrer Hand. Das Mädchen pochte das Herz, doch Mandulis beruhigte sie. Es würde ihr nichts geschehen. Im Gegenteil, sie würde sich bald besser und stärker fühlen. Mandulis verschwand und Claire wartete ungeduldig, bis die drei Jahre vergangen waren.„Und das geht wirklich in Ordnung?“, fragte Alice, als sie im Schlafanzug aus dem Bad trat. Bryan verschlug es zuerst die Sprache, nickte dann aber. „Klar wieso nicht. Es macht mir nichts aus, dass du heute hier schläfst. Die Couch ist groß genug, ich schlafe ohnehin sogut wie immer auf ihr ein, wenn ich fernsehe.“, meinte er. Alice bedankte sich und schlenderte in Bryans Zimmer. Ein paar Minuten später betrat er es, um Alice noch eine gute Nacht zu wünschen. Diese war noch wach und hatte gerade ein Buch aufgeschlagen. „Ist die Couch wirklich in Ordnung?“, fragte sie nochmals. Bryan bejahte, obwohl er sie als unangenehm empfand. „Das Bett…ist eigentlich groß genug.“, murmelte Alice leise. Bryan war für einen Moment aus der Bahn geworfen und starrte seine Freundin überrascht an. „Naja…wir sind schon fast ein Jahr zusammen, da können wir doch wohl im selben Bett schlafen.“, meinte sie. Bryan nickte und wagte es nicht ihr zu widersprechen. Er zog sich um und huschte zu Alice ins Bett. Unsicher klopfte er mit den Fingern auf die Bettdecke. Alice las in ihrem Buch und Bryan lächelte sie jedes Mal an, wenn sie zu ihm sah. Als Alice fertig war, schaltete sie das Licht aus und wünschte Bryan eine gute Nacht. Dieser dachte, dass er ‚das Schlimmste’ überstandne hätte, als Alice ihn noch mal ansprach. „Haben du und Carol eigentlich….na du weißt schon.“, fragte sie ihn. Für Bryan kam die Frage wie ein Faustschlag. Er brachte lediglich ein kurzes Nein heraus und Alice erwiderte es mit einem Aha. Kurz darauf schlief sie ein, doch Bryan lag noch mindestens eine Stunde wach. Wie konnte sie ihn so was nur fragen? Oder ließ er sich tatsächlich zuviel Zeit? Er war fünfmal mit Alice ausgegangen, bevor sie zusammenkamen. Dann benötigte es noch drei weitere Dates für ihren ersten Kuss. Bryan wusste, warum er sich so zurückhielt. Es lag an Carol. Innerlich hasste er den Gedanken, mit Alice anstatt mit ihr zusammen zu sein. Natürlich, er liebte Alice, aber wenn er es sich aussuchen könnte, würde seine Wahl auf Carol treffen. Bryan würde es Alice niemals gestehen, und es war auch nicht nötig. Carol war tot und Alice war seine Zukunft. Er hatte sogar Claire vergessen, die ihm den größten Schmerz seines Lebens zugefügt hatte. Er war ihr seit damals auch nie mehr begegnet.

Claire bemerkte nicht, wie sie die Seele von Harmachis veränderte. Sie wurde kälter und egoistischer. Die drei Jahre waren fast vorüber und sie dachte immer noch an Kevin. Würde Mandulis tatsächlich wiederkommen? Claire hatte eine Beziehung mit seinem besten Freund Ethan, die aber zerbrach. Ob dies an ihrem neuen Charakter lag, konnte sie nicht mit Sicherheit sagen. Sie persönlich fühlte sich gut damit. Sie fühlte sich stark und selbstbewusst. Sie wartete und wartete, bis Mandulis eines Tages zurückkehrte. Er nahm sie mit zu Baal, welcher ihr die Geschichte der heiligen Patak erzählte. Er berichtete ihr auch, dass sie Bruder einer von ihnen war. Claire bat darum Kevin zu sehen, doch Baal wies sie ab. Sie

würde ihn erst in einigen Jahren wieder sehen, und zwar dann, wenn sich die heiligen Patak versammeln würden. Claire akzeptierte das. Ihr neuer Charakter verhinderte irgendeine Gefühlsregung. Mandulis begleitete sie zum Kloster zurück und bereitete sie nochmals auf den Tag der Zusammenkunft vor.

Kevin, der in Connors Wohnung übernachtete, torkelte schlaftrunken in die Küche. Emma war einfach gegangen. Sie hatte ihn nicht beschimpft, oder angeschrieen. Das war für Kevin irgendwie noch schlimmer, als alles andere. Hasste sie ihn? Hatte sie sich inzwischen von ihm gelöst? Kevin war dieser Akt nicht gelungen. Er betrat die Küche und erblickte Claire, die an einem Tisch saß. Kalt sah sie ihrem Bruder entgegen. Kevin glaubte zuerst noch zu schlafen, doch dann schüttelte er seinen Kopf und beäugte seine Schwester. „Du hast dich richtig entschieden.“, sagte er dann. Claire stand auf und sah ihn wütend an. „Das habe ich. Ich habe mich jedoch gegen dich entschieden.“, verriet sie. Kevin fühlte einen Schmerz in seinem Inneren. „Warum hast du uns dann geholfen? Nein, ich weiß, dass noch etwas Gutes in dir steckt. Ich bin kurz davor meine Schwester zu finden!“, redete er auf sie ein. Claire zeigte sich wenig beeindruckt. „Ich werde morgen wiederkommen und dich zum Kampf herausfordern. Mir wurde aufgetragen euch zu beseitigen. Du wirst der erste sein.“, prophezeite sie. „Ich vertraue darauf, dass du das richtige tun wirst.“, sagte er nochmals. Claire ignorierte den letzten Satz und löste sich in Nichts auf. Am nächsten Morgen verständigte Kevin Will und Connor über den Vorfall. Während Kevin und sein Cousin etwas aßen, erhielt Will einen Anruf von Bryan. Dieser wollte nachfragen, ob sich Connor wieder beruhigt hatte. Bryan wollte zwar nichts mehr mit den Kämpfen zu tun haben, doch Connor hatte ihm sehr geholfen, als es ihm schlecht ging. Er wollte ihn nicht als Freund verlieren. Dann begann Will einen Fehler zu machen. Er damals nicht dabei, als Claire Carol tötete. Connor hatte ihm zwar davon erzählt, doch Will dachte im Augenblick nicht daran. Bryan legte den Hörer reflexartig auf, als er hörte, dass Claire zu ihnen unterwegs war. Sofort drangen die alten Hassgefühle an die Oberfläche. Claire war allein und Bryan war inzwischen stärker geworden. Er dachte nun an nichts anderes mehr, als an Rache. Alice bemerkte seine Wut, doch Bryan stieß sie einfach zur Seite und machte sich auf den Weg zu Connors Wohnung.

Kevin hatte sich doch dazu durchgerungen mit seiner Schwester zu reden. Aber würde es etwas bringen? Er hatte die Veränderung in ihr bemerkt. Seit Mandulis´ Ende und dem der Patak schien sich ihr Charakter zu verändern. Er musste sie ein für allemal von ihrer Gehirnwäsche befreien. „Egal, ob sie jetzt unser Freund, oder unser Feind ist. Sie soll uns sagen, was Calvin da gerufen hat.“, meinte Connor bestimmt. Kevin hörte nur mit einem Ohr zu. Der Gott, den Calvin gerufen hatte, hatte sich noch nicht gezeigt. War das ein gutes Zeichen? Kevin wagte sich zum vereinbarten Zeitpunkt hinaus und wartete aufs Claires Eintreffen. Er war glücklich gewesen, als er erfuhr, dass sie noch lebte. Dann musste er jedoch feststellen, dass sie von Baal manipuliert wurde. Er hatte den Körper seiner Schwester wieder gefunden, aber nicht ihre wahre Seele. Dies wollte er heute ändern. Claire musste zur Vernunft kommen. Er hörte jemanden kommen, drehte sich um, erkannte aber nur Connor und Will. „Haltet euch zurück.“, wies er sie an. Claire traf kurz später ein. Will und Connor blickten sich instinktiv um. War es eine Falle? Waren ihre Mitstreiter irgendwo in der Nähe? Keines ihrer Amulette begann zu glühen, was his, dass sie tatsächlich alleine gekommen war. Kevin wollte mit ihr reden, doch Connor war schneller. „Was ist Calvins Plan? Was hat er mit dem Buch der Toten beschworen?“, verlangte er Informationen. Claire blickte ihn ausdruckslos an. „Kuk.“, erwiderte sie schließlich. „Den Gott Kuk?“, fragte Connor erschrocken. Claire nickte kurz. „Wir werden ihn besiegen.“, sagte Will mutig. Connor legte seine Hand auf seine Schulter. „Nein, er ist ein Gott. Er ist einfach zu mächtig, als dass wir eine Chance gegen ihn hätten.“, erklärte er niedergeschlagen. Will kannte das Wort aufgeben jedoch nicht. Irgendeinen Weg musste es geben. „Kuk hat sich mit Calvin vereint.“, erzählte Claire weiter. Ihre Gegenüber verstanden sie nicht recht. „Calvin trägt Kuks Amulett und ist außerdem ein sehr starker Kämpfer. Obwohl er ein Mensch ist, hat Kuk ihn in sich aufgenommen. Das bedeutet er verfügt über dessen Wissen. Kuk, oder Horakti, wie er sich jetzt nennt, hat mir aufgetragen seine Feinde zu beseitigen.“, sagte sie und es war klar, dass sie ihren Bruder und dessen Freunde damit meinte. „Was ist eigentlich mit dir los? Baal ist tot und auch Mandulis habe ich besiegt. Calvin gibt es zum Teil nicht mehr. Jetzt hängst du dich an diesem Gott. Warum brauchst du jemanden, dem du folgen kannst?“, rief ihr Kevin fragend zu. Claire schien zu überlegen. „Es ist Harmachis.“, gab sie zu. „Sie will, dass das Revival-Projekt beendet wird. Horakti will wie die zwei Träger seines Amuletts die Urfinsternis in diese Welt bringen. Harmachis beeinflusst mich noch immer. Aber das ist jetzt egal. Horakti wird diese Welt verändern und ihr könnt ihn nicht aufhalten. Es ist also egal, ob ich dich jetzt besiege, doch nicht.“, verriet sie und benutzte ihre Spezial-Technik, um im Boden zu verschwinden. „Verschwindet!“, brüllte Kevin Will und Connor zu. Er wollte die Sache ganz allein regeln. Claire schoss vor ihm aus dem Boden und griff ihn an. Kevin stoppte die Attacke mit seinem Schild. „Warum kämpfen wir? Du wehrst meine Angriffe doch ohnehin nur ab und redest nur.“, warf sie Kevin vor. Dieser grinste. „Das Selbe wollte ich gerade zu dir sagen.“, erwiderte er.

Claire wurde wütend, zog ihr Messer und attackierte Kevin weiter. Sie versuchte ernsthaft zu kämpfen, doch selbst Connor und Will bemerkten, dass sie diesen Kampf nicht gewinnen wollte. Horakti würde sie bestrafen, wenn sie seinen Befehl nicht befolgte, auch wenn sie einfach aufgab. Es war eine Zwickmühle. Der Kampf wurde unterbrochen, als eine Gestalt hinter Claire auftauchte. Sie bemerkte sie gerade noch rechtzeitig und verschwand im Boden. Bryan griff mit seiner Spezial-Technik an und traf Kevins Schild. Dieser war von dessen Erscheinen mehr als Überrascht. „Verdammt.“, fluchte er. „Bryan was soll das?“, fragte ihn Kevin, der sauer über dessen Einmischung war. „Sie ist mein Gegner!“, raunte ihm dieser zu. Kevin hatte für einen Augenblick vergessen, was Claire getan hatte. „Sie war nicht sie selbst! Und sie ist es immer noch nicht ganz!“, redete er auf ihn ein. Bryan wollte aber nichts davon hören und sah sich um. Claire tauchte gerade wieder auf und Bryan stürmte auf sie zu. Es gelang ihr zwar, wieder zu verschwinden, aber Bryan teleportierte sich an den Ort, an dem sie als nächstes zeigte. Wie ein Amulettträger einen anderen spüren konnten, war es auch den Patak erlaubt einander ausfindig zu machen. Bryan stürmte auf sie zu und Claire konnte nicht mehr ausweichen. Etwas hartes, Schweres prallte gegen Bryan, der gegen hilflos zu Boden gestoßen wurde. Wutentbrannt blickte er in Kevins Gesicht. „Sie ist unser Feind!“, brüllte er ihn an. Kevin reagierte nicht darauf, sondern sah zu Claire. „Du erinnerst dich, was du ihm angetan hast?“, fragte er sie. Claire nickte stumm. „Es tut mir Leid.“, wandte sie sich an Bryan. Dieser sprang empört auf. „Es tut dir Leid? Du hast sie umgebracht und sagst mir, es tut dir Leid?“, brüllte er sie an. Er wollte sie angreifen, doch Kevin stellte sich vor ihn. „Wenn du sie angreifst werde ich dich aufhalten und vielleicht verletzen.“, sagte er ihm klar und deutlich. Bryan konnte es nicht fassen. „Wie bitte? Du bekämpfst lieber einen Freund, als einen Feind?“, konnte er es kaum glauben. „Sie ist kein Feind. Sie ist meine Schwester.“, erklärte er ihm. Bryan wollte sich unbedingt rächen, auch wenn er Kevin dafür opfern musste. Connor und Will hatten beschlossen vorerst nicht einzugreifen. Sie vertrauten Bryan, doch wenn dieser zu sehr von seinen Rachegefühlen gepackt wurde und Kevin angriff, sahen sie sich gezwungen einzuschreiten. Aber alles sollte einen anderen Verlauf nehmen. Während Kevin und Bryan noch stritten, ließ Claire ihr Messer fallen und griff in ihre Tasche. Sie holte ein Fläschchen heraus, in dem eine gelbliche Flüssigkeit schwamm. Die beiden Streithähne bekamen davon nichts mit. Connor beobachtete es und Will wusste, was sich in dem Behälter befand. „Kevin!“, rief Connor warnend. Claires Bruder drehte sich um und vergaß Bryan, als er sah, was passierte. Claire öffnete das Fläschchen und trank den Inhalt aus. Kurz darauf versagten ihre Beine und sie fiel zu Boden. Kevin packte der Schreck und er stürzte zu ihr. Erst jetzt sah er, was Claire getrunken hatte. Will und Connor waren ebenfalls herbeigeeilt. Will hob das Fläschchen auf und erkannte es als solches, wie Kevin es damals benutzt hatte, um in die Unterwelt zu gelangen. Es lähmte den Körper, schickte die Seele in die Unterwelt und holte sie bald darauf wieder zurück. Das Amulett des Besitzers reanimierte den Körper automatisch. Aber Claire trug kein Amulett. Kevin stützte ihren Kopf und sah sie entgeistert an. „Was hast du angestellt?“, fragte er sein abatisch. Bryan trat näher, beschloss aber nichts zu unternehmen. So wie es aussah, hatte Claire dies selbst erledigt. „Sie hat kein Amulett!“, redete Kevin aufgebracht. Will sah zu Connor und umgekehrt. „Kevin.“, hauchte Claire. Sie schien große Mühe mit dem Sprechen zu haben. „Im Tod bin ich frei. Ich werde Harmachis los sein. Und Horakti wird mich nicht bestrafen können. Aber dafür euch. Passt auf euch auf. Besonders du Kevin. Du kannst ihn nicht besiegen, also versuch es nicht. Mir zu Liebe. Ich will, dass du lebst. Seit Mandulis tot ist, hat auch die Wirkung des Lichts abgelassen. Ich sehe nun wieder klarer. Endlich. Bitte pass auf meine Joan auf…“, stöhnte sie, bis ihr Kopf zur Seite fiel. Kevin konnte nicht reagieren. Er erinnerte sich an Jas, und wie er ihm den Kopf gehalten hatte, als er starb. Zum Schluss war es ihm doch noch gelungen seine Schwester finden. Allerdings hatte er sie sofort wieder verloren.

Connor und Will versuchten Stundenlang mit Kevin zu reden, doch dieser reagierte nicht. Sie riefen Emma an, welche ihre letzte Hoffnung darstellte. Zuerst weigerte sie sich. Als sie von Claires Tod erfuhr, akzeptierte sie es jedoch. Sie hasste ihn noch immer, dass er sie so einfach im Stich gelassen hatte, aber jetzt brauchte er sie. Zu ihrer Verwunderung öffnete Bryan ihr die Tür. Er hatte seine Rache bekommen, aber es hatte nichts verändert. Ihm tat Kevin Leid und er wusste wie er sich nun fühlte. Er wollte mit ihm über Carol sprechen, doch Kevin hatte ihn wütend weggeschickt. Er machte Bryan zum Teil Mitverantwortlich. Nachdem Emma ihn kurz begrüßt hatte, trat er den Heimweg an. Er wollte morgen mit Kevin reden und sehen wie es ihm dann ging. Alice würde er ebenfalls berichten was sie zugetragen hatte. Eine Frage spukte ihm allerdings im Kopf darum. Wenn Claire diesen Trank nicht zu sich genommen hätte, hätte er es dann tatsächlich selbst vollendet. Er hasste den Gedanken und versuchte nicht darüber nachzudenken. Will begrüßte Emma, als er sie sah, dich dieser ignorierte ihn völlig. Connor zeigte auf ein Zimmer und Emma stürmte hinein, ohne anzuklopfen. Es war verdunkelt und Kevin lag auf dem Bett. Zuerst wollte sie ihm in die Arme fallen, zögerte dann aber. Zwischen ihr und ihm war einiges vorgefallen, was sie immer noch beeinflusste. Sie wagte sich zu ihm und hielt ihm die Hand. „Ich habe gehört, was mit Claire passiert ist. Es tut mir Leid.“, entgegnete sie. Kevin sah zu ihr. Seine Augen waren ausdrucksloser als sonst. „Wirklich? Du hast sie doch noch nie gemocht.“, schien der Emmas Trost nicht anzunehmen. Diese schüttelte den Kopf. „Ich habe zwar von Anfang an geahnt, dass etwas nicht mit ihr stimmt, aber dass sie stirbt wollte ich nie.“, beharrte sie. Kevin drückte ihre Hand nun fester. „Ich hätte nie wiederkommen dürfen.“, flüsterte er. Emma schien das anders zu sehen. „Du hättest die weggehen sollen.“, sprach sie. Kevin starrte zur Decke. „Ich will gar nicht wissen, wer noch alles leiden oder sterben hätte müssen, wenn ich geblieben wäre.“, sagte er. „Was ist mit mir? Ich habe auch gelitten, als ich glaubte, du wärst tot.“, meinte sie. Kevin konnte sie nicht ansehen. „Aber Claire würde auf jedenfalls noch leben. Eigentlich….wenn ich damals nicht so dumm gewesen wäre, hätte Baal sie nicht einmal rekrutiert. Wenn es mich also nie gegeben hätte…“, sagte er trauernd, doch Emma riss ihn aus seinem Selbstmitleid heraus. „Dann wäre ich erst recht unglücklich. Wenn du nicht in mein Leben getreten wärst. Ich nehme diese ganze Gefahr nur wegen dir auf mich.“, erklärte sie. „Hasst du mich den nicht, nachdem ich dir wehgetan habe?“, fragte er verwirrt. Emma rang sich ein Lächeln ab und schüttelte den Kopf. „Das könnte ich nie. Allerdings würde ich es vielleicht, wenn du noch einmal so einen Unsinn machst.“, sagte sie. Kevin setzte sich auf und nahm Emma in die Arme. „Erst Jas und jetzt Claire.“, sagte er mit zittriger Stimme. Emma litt mit ihm. „Aber du hast noch mich. Und ich werde nicht weggehen.“, versprach sie.

Lebe heute, lebe morgen
 

„Claire hat versagt und wird nicht zu uns zurückkehren.“, informierte Horakti seinen übrig gebliebenen Diener. Buchis schluckte. In den letzten Stunden waren seine ganzen Verbündeten entweder gestorben oder von Horakti absorbiert worden. War er vielleicht der nächste? „Ihr habt noch genug Diener, mein Herr!“, versicherte er ihm und präsentierte seine Armee. Dutzende Kuttenträger knieten hinter Buchis und beteten zu Horakti. „Gut. Unsere Feinde leben noch und werden deine Krieger mit Leichtigkeit besiegen. Allerdings können sie für uns Zeitschinden.“, befahl er. Buchis sah ihn fragend an. „Ich werde heute Abend das Tor zur Unterwelt öffnen. Wir werden in sie eindringen und den Zugang nach Daut suchen. Ich werde noch heute die Urfinsternis aus ihrem Gefängnis befreien.“, verriet er. Buchis erstarrte. Erstens wegen Horaktis ganzer Ausstrahlung und Zweitens, dass sich seine Welt, wie er sie kannte dann merklich verändern würde.

Alice hatte sich furchtbare Sorgen um ihren Freund gemacht. Dieser kehrte völlig fertig zu ihr zurück. Er erzählte ihr von Claire und Alice tat ihr bestes, um ihn aufzubauen. Bryan fühlte sich weder besser noch befriedigt. Claire war tot, aber das brachte ihm Carol nicht zurück. „Ich habe dir doch versprochen, dass ich nicht mehr kämpfen werde.“, begann er schließlich. Alice blickte ihn überrascht an. „Sag bloß nicht, du hast es dir anders überlegt.“, fragte sie entsetzt. Bryan nickte. „Nur diesmal kämpfe ich gegen meinen bisher stärksten Gegner.“, offenbarte er. Alice konnte ihn einfach nicht verstehen. „Ist dein Schmerz immer noch so groß, dass du dich in einen Kampf stürzen musst, bei dem du sterben könntest?“, fragte sie ihn erwartend. Bryan verneinte. „Das war einmal. Früher hätte ich diesen Feind ohne Grund angegriffen. Damals wollte ich einfach meine Schmerzen loswerden und bei Carol sein. Dann habe ich dich kennengerlernt. Ich kämpfe nicht, weil ich sterben, sondern leben will. Zusammen mit dir. Horakti wird diese Welt verändern und beherrschen. Sie wird nicht mehr sicher sein. Deswegen muss ich ihn stoppen.“, verriet er. Alice fiel es schwer Bryan gehen zu lassen. Er könnte nie mehr zurückkommen….

Will wusste, dass er Kevin keine Hilfe war, weswegen er in seine eigene Wohnung zurückkehrte. Er war mehrere Tage nicht fort gewesen und sein Mitbewohner erinnerte ihn an seine Pflichten. Will entschuldigte sich und versprach heute Abend alles zu erledigen. Er schlenderte in sein Zimmer und warf sich in sein Bett. Kurz darauf wurde er jedoch aufgescheucht, als es an der Tür klopfte. Sein Mitbewohner öffnete und rief Will zu sich. „Für dich!“ Widerwillig folgte Will dem Ruf und war sichtlich überrascht, als er Max erkannte. „He, lange nicht gesehen.“, begrüßte ihn dieser. Will erwiderte den Gruß und bot Max etwas zu trinken an. Die beiden setzten sich an den Küchentisch, um etwas zu quatschen. „Und? Läuft die Bude auch ohne mich?“, erkundigte sich Will. Max bejahte jedoch nicht sofort. „Es ist nicht das Selbe ohne dich.“, gestand er. „Ich habe jetzt so einen Brillenträger als Partner. Ständig erinnert er mich das Nachtlicht anzumachen, oder beim Parken in den Rückspiegel zu sehen.“, beschwerter er sich. Will grinste. „So ein Hund!“, gab er ihm spaßeshalber Recht. „Wieso bist du gegangen?“, fragte Max nun. „Ehrlich, du wolltest doch etwas tun, was den Menschen hilft.“ Will nickte langsam. „Vielleicht tu das ja trotzdem.“, meinte er. Max sah sich demonstrativ in der Wohnung um. „Und wie?“, fragte er erwartend. Will konnte ihm jedoch nicht antworten. „Ok, aber ich werde es.“, sagte er schließlich. „Schon was in Aussicht?“, hakte Max nach. Will bejahte. „Ich glaube sogar, damit kann ich mehr bewegen, als bei der Polizei.“, verriet er. Max erhob sein Glas um anzustoßen. In Wirklichkeit hatte er keine Ahnung was sein Ex-Partner vorhatte.

Auch Connor war klar, dass der Kampf mit Horakti unvermeidlich war. Er hatte seine Mutter angerufen und in Erinnerungen geschwelgt. Er verriet er auch, dass der Mörder seines Vaters gefunden wurde, jedoch noch frei herumlief. Als seine Mutter hörte, dass Connor sich selbst um ihn kümmern wollte, versuchte sie es ihm auszureden. Doch für Connor war nicht nur Horakti ein Feind, den er unbedingt besiegen musste, sondern auch Buchis.

Die Nacht über war Emma nicht von Kevins Seite gewichen. Selbst als Connor hereinkam und erzählte, dass die Polizei wegen Claire hier war, stand sie ihm bei. „Du hast gesagt, du könntest mich hassen, wenn ich noch mal weggehe. Dieses Risiko muss ich eingehen.“, sagte er plötzlich. Emma sah ihn verwirrt an. „Ich muss Horakti aufhalten.“, erklärte er. Emma fand die Idee schwachsinnig. „Du sagtest selbst, man könne ihn nicht besiegen.“, erinnerte sie ihn. Kevin nickte. „Ich muss es versuchen. Es gibt noch einen Weg. Wenn er nach Daut will, um die Urfinsternis zu befreien, muss er zuerst in die Unterwelt. Ich könnte Heh um Hilfe bitten, damit er Horakti in Daut versiegelt. Er wäre dann dort gefangen.“, sprach er. Emma hielt die Aktion immer noch für zu gefährlich. „Diesmal könntest du wirklich sterben! Und kann könnte ich nicht noch ein drittes Mal ertragen!“, machte sie ihm klar. Kevin verstand sie, doch er hatte eine Wahl bereits getroffen. „Wenn Horakti diese Welt in die Knie zwingt, wird sie noch viel gefährlicher. Ich werde versuchen zurückzukommen.“, versprach er. Emma wurde das zuviel.

Obwohl Kevin seelischen Beistand benötigte, stand sie auf, verließ den Raum und knallte die Tür zu. Draußen wechselten sie und Connor noch einige Blicke. „Ich nehme an, du bist auch nicht davon abzuhalten.“, schien sie seine Gedanken zu lesen. Connor wollte etwas sagen, doch Emma war bereits zur Tür hinaus. War es richtig einfach so zu gehen? Brauchte sie Kevin vielleicht doch noch? Kevin stürzte sich in einen Kampf, von dem er selbst wusste, dass er ihn nicht gewinnen konnte. Kevin musste es zumindest versuchen. Er wusste nicht, ob es Stärke oder Schwäche war, aber er hatte sich entschieden nicht wieder fortzugehen, sondern bei Emma zu bleiben. Zumindest wenn er den Kampf mit Horakti überlebte. Er stand auf und kramte in seinen Sachen. Er holte ein Etui hervor, in dem noch immer der Ring steckte, den er Emma schon so lange anstecken wollte. Er schob ihn ein und bereitete sich auf den Morgen vor.

„Lord Horakti, die Krieger sind bereits Euch zu folgen.“, versicherte Buchis. Horakti nickte zufrieden. Ich kann das Tor zur Unterwelt jetzt jederzeit öffnen.“, verriet er. Kaum hatte er es ausgesprochen, schwenkte er schon seine Hand und ließ eine Tür erscheinen. „Die Hälfte deiner Leute sollen die Halle bewachen. Den Rest nehmen wir in die Unterwelt mit.“, befahl Horakti. Buchis nickte und veranlasste alles. Bald darauf öffnete die Gruppe, die Horakti anführte die Tür auf und betrat das dunkle Dahinter.

Die Sonne war zwar gerade erst aufgegangen, doch Kevin stand zu allem entschlossen, vor Horaktis Basis. Von Links sah er Connor und von rechts Will kommen. Kevin musste schmunzeln. Selbst Bryan stieß kurz darauf zu den Dreien. „Du kämpfst also wieder mit uns?“, fragte Connor misstrauisch. Bryan versicherte ihm, dass es das letzte Mal sei. So oder so. „Ihr seid euch wirklich sicher?“, wollte Kevin noch mal von allen wissen. Jeder nickte ihm zu. „Also gut. Ihr dürft mit mir kommen. Aber es gibt eine Regel.“, erklärte er. Seine drei Mitstreiter sahen ihn erwartend an. „Keiner von euch darf sterben. Wenn ihr diese Regel brecht werde ich denjenigen zur Rechenschaft ziehen.“, sagte er ironisch. Die drei sahen einander an, und dachten alle das Selbe. Sie würden zusammen mit Kevin um die Zukunft ihrer Welt kämpfen. „Ich akzeptiere deine Regel. Aber eines sag ich dir. Falls du sterben solltest, werde ich nicht noch mal in die Hölle gehen um dich zurückzuholen.“, sagte er bestimmt. Kevin nickte ihm dankbar zu. „Also gut, wollen wir die Arme ausstrecken und die Hände auseinanderlegen?“, fragte Will, fand aber keine Zustimmung. „Lass uns gehen, Schwachkopf.“, warf ihm Connor zu. Gemeinsam betraten sie das Gebäude, um den Kampf gegen ihren bisher stärksten Gegner aufzunehmen. Kaum betraten sie die erste Stufe der Treppe, die sie in die Halle führen sollte, wurde sie bereits von einigen Kuttenträgern entdeckt und angegriffen. „Es geht los!“, warnte Bryan. Während er, Connor und Will die eher schwächeren Krieger besiegten, verschwendete Kevin seine Kraft nicht an ihnen. Er würde seine ganze Energie für Horakti brauchen. Bald lagen die lästigen Bewacher verstreut am Boden und den Vieren lag der Weg frei. Sie betraten die Halle und entdeckten sofort die offene Tür. „Seht euch das an. Dahinter ist nur leerer Raum.“, staunte Will. Die anderen schienen das anders zu sehen. „Sie führt irgendwohin. Und zwar in die Unterwelt.“, erklärte Kevin. „Na dann mal los.“, meinte Will tapfer und tat den Anfang. Er atmete tief durch und durchquerte die mysteriöse Tür. Kaum war er durch, begann er zu verschwinden. Seine Freunde, die sich Sorgen machten folgten ihm eiligst. Als sie durch die Tür traten, stand Will wieder direkt vor ihm. Connor und Bryan, die noch nie zuvor hier waren, blickten sich um. „Ich kann euch gerne rumführen.“, bot Will an. Connor und Bryan verzichteten darauf. „Ich wäre dafür ohnehin qualifizierter. Immerhin ist das bereits mein viertes Mal.“, meinte Kevin. „Aber hoffentlich unser aller letztes Mal.“, fügte Connor hinzu. „Oder wir bleiben gleich hier.“, sagte Will, obwohl er dafür strenge Blicke erhielt. „Zuerst suchen wir Heh.“, schlug Kevin vor und seine Mitstreiter stimmten ihm zu. Vielleicht konnte er ihnen helfen, die Gefahr abzuwenden.

Horakti und seine Anhänger hatten bereits einen großen Vorsprung. Unterwegs wurden sie lediglich von einigen Wachen angegriffen, um sie dich aber Buchis und seine Leute gekümmert hatten. Plötzlich zerriss ein Brüllen die Stille. Buchis zuckte zusammen, doch Horakti blieb ruhig. Im Schatten tat sich etwas. Eine Gestalt schlich umher und beobachtete die Neuankömmlinge. Buchis gab seinen Kriegern ein Zeichen sich bereit zu machen. Dann geschah alles sehr schnell. Die Gestalt verließ seine Deckung stürmte auf die Gruppe zu. Sie war einfach scheußlich anzusehen. Sie besaß das Maul eines riesigen Krokodils und den Körper eines Löwen. „Ammut.“, sagte Horakti. Buchis Diener verloren den Mut, als die Bestie direkt vor ihnen stand. Selbst Buchis brach der Schweiß aus. Ammut wollte die Kämpfer angreifen, doch Horakti sprang hoch und benutzte seinen Arm wie ein Schwert. Wie ein Ritter einen Drachen erlegte, wurde Ammut der Kopf abgeschlagen. Zuerst knallte er auf den Boden und dann sein Körper. Horaktis Leute jubelten ihrem Gott zu. Er hatte ihnen das Leben gerettet. „Deine Leute können sich gleich revanchieren, Buchis.“, sagte er dieser. Buchis erwartete folgsam Horaktis Befehle. „Wir haben Verfolger.“, erklärte dieser. Buchis schluckte. Kevin und die anderen schienen immer noch nicht aufzugeben. Er gab seinen Leuten ein Zeichen auf ihre Verfolger zu warten und sie dann aufzuhalten.

Die Gruppe um Kevin war inzwischen in Hehs Thronsaal angelangt. Er stellte seinen Freunden den Gott der Unterwelt – Osiris´ Nachfolger – vor und verriet ihm dann sein Anliegen. „Ich verstehe eure Lage. Kuk ist wieder am Leben und will seine Urfinsternis befreien. Dennoch fürchte ich, kann ich euch nicht helfen.“, musste er die vier enttäuschen. „Aber wir brauchen deine Hilfe!“, bestand Will darauf. Heh sah ihn scharf an. „Es tut mir Leid. Ich kann nichts gegen ihn ausrichten.“, wiederholte er. „Aber ich wünsche euch dennoch viel Glück für den Kampf.“, fügte er hinzu. Den Vieren wurde mulmig zumute. Sie konnten Horakti nicht versiegeln, was sollten sie also tun? „Wir sind schon so weit, wir sollten weiter.“, sagte Bryan schließlich. „Aber wir müssten gegen Horakti kämpfen. Er ist viel zu stark für uns.“, redete Connor auf ihn ein. Kevin teilte Bryans Meinung. „Wir müssen es. Früher oder später. Besser ist früher und zwar bevor er die Urfinsternis befreit.“, meinte Kevin. Seine Mitstreiter gaben ihm widerwillig Recht. Heh sah den Vier Helden noch nach, bis diese in einem der Gänge verschwunden waren. Sie liefen, bis sie einige der Kuttenträger entdeckten. „Horakti hat uns seine Leute dagelassen.“, sagte Will und machte sich wieder kampfbereit. „Geht vor!“, verlangte Connor. „Ich kümmere mich um sie, ihr solltet euch beeilen. Im Gewissen, dass Connor stark genug war, um Buchis Diener zu besiegen, rannten Kevin und Will weiter. Bryan wollte Connor allerdings beistehen. Dadurch, dass Horakti sie gerettet hatte, waren die Kuttenträger ihm noch mehr verfallen. Sie hatten zwar keine wirklich Chance gegen die beiden, gaben aber ihr bestes. Kevin und Will waren gerade ein Stück weiter, als ihnen der Kadaver von Ammut die Sprache verschlug. „Das ist Ammut, ein Dämon der Unterwelt.“, erklärte Kevin. „Das Ding sieht mächtig stark aus. Und Horakti scheint es einfach so besiegt zu haben.“, schien Will langsam der Mut zu verlassen. Sie zwangen sich dennoch weiter und hörten bald darauf Stimmen.

Horakti und Buchis hatten den Zugang nach Daut gefunden und wagten sich in das Innere. Dunkle Nebelschwaden flogen ihnen entgegen. „Sind das…Seelen?“, fragte Buchis unsicher. Horakti bestätigte es ihm. „Pass gut auf. Wenn sie Schwäche spüren, nehmen sie dich mit machen dich zu einem von Ihren. Buchis schauderte, doch Horakti war die Ruhe selbst. Außer den Seelen sah Daut nicht anders als die übrige Unterwelt aus. Buchis folgte Horakti gehorsam, bis sie an einer Sackgasse angelangt waren. Vor der Wand stand jedoch eine Statue. Es war eine Frau mit Acht Armen. In jeder Hand hielt sie eine Schüssel. „Das ist das Symbol der Götterachtheit. Eine der Schüsseln stellt die Urfinsternis dar. Sie liegt hinter dieser Wand verborgen.“, erklärte er und zerstörte die Mauer mit einer Handbewegung. Buchis spürte, dass jemand da war. Dieser jemand wollte sie angreifen. Sollte Buchis reagieren, oder wusste Horakti Bescheid? Vor der Öffnung tauchte nun eine Gestalt auf, die einem Menschen nur im ersten Moment ähnelte. Sie glich einer Puppe aus Fleisch und Blut. „Babi.“, meinte Horakti nur. Buchis erinnerte an die alte Sage. Babi war ein Dämon der die ägyptische Hölle Daut bewachte. „Er dringt einfach so in mein Reich ein und zerstört irgendwelche Sachen?“, fragte der Dämon und einem teuflischen Lächeln. Buchis war er nicht geheuer. Babi sah ihn an, als würde er ihn gleich verspeisen. „Gehe uns aus dem Weg. Wir haben wichtige Dinge zu regeln. Allerdings haben wir Verfolger. Um die kannst du dich gerne kümmern.“, schlug Horakti vor. Doch anscheinend war Babi der einzige, der keine Furcht vor dem Gott zeigte. „Ich tue was ich will! Regelt eure Angelegenheiten und verschwindet dann!“, fauchte er die beiden an und suchte dann das Weite. Horakti und Buchis wagten sich in den Gang hinter der Statue. Es gab keine Wände, sondern nur schwarzer Nebel. In der Mitte ein kleiner, weißer Weg, der 100 Meter weiter zu enden schien. „Bald ist es soweit. Ich muss mich konzentrieren, wenn ich die Urfinsternis freilasse. Unsere Feinde sind uns noch auf den Fersen, also kümmere dich um sie.“, befahl er Buchis. Er versprach ihn nicht zu enttäuschen und ließ Horakti den Weg allein fortsetzen.

„Seit wann stehen die Typen den immer wieder auf?“, beschwerte sich Bryan über Kuttenträger. „Sie sind hochmotiviert.“, erklärte ihm Connor. „Wieso wolltest du eigentlich zurückbleiben? Hast du Angst?“, fragte Bryan, während er gerade einen Feind niederstreckte. Connor entkam ein Lacher. „Unsinn. Ich habe die Kerle einfach nur ins Herz geschlossen.“, witzelte er. Bryan sah ihn verwundert an. „Und Buchis?“, hakte er nach. Damit schien er einen wunden Punkt getroffen zu haben. „Er bekommt seine Strafe früh genug.“, versprach er. Bryan schlug gerade einen der Kuttenträger nieder, bevor er darauf antwortete. „Verschwinde endlich! Und ja, ich komme alleine klar.“, versicherte er ihm. Connor nickte ihm dankbar zu und rannte dann los. Buchis Leute konzentrierten sich jetzt nur noch auf Bryan, doch dieser lächelte ihnen kampfeslustig entgegen.

Kevin und Will hatten die Öffnung inzwischen erreicht, die sie nach Daut bringen sollte. „Wenn wir durch sind müssen wir eine Statue finden.“, erklärte Kevin Will. Dieser sah ihn überrascht an. „Ich war schon mal hier.“, sagte er, als er Daut betreten hatte. „Wo du alles schon warst.“, scherzte Will und betrat ebenfalls die ‚Hölle’. Sofort flogen schwarze Nebelschwaden vor seinem Gesicht herum, was ihn zusammenzucken ließ. Kevin versicherte ihm jedoch, dass keine Gefahr von ihnen ausging. Die folgten dem nächsten Gang und stießen kurz darauf auf die Statue. Will betrachtete sie kurz, doch Kevin ging weiter. Sie drangen in den Gang ohne Wände ein, bis Will erschrak. Er war gerade auf etwas getreten, was er nun als menschliche Hand identifizierte. Genauergesagt die Knochenhand eines Skeletts. „Bata.“, erklärte Kevin kurz. „Was du für Leute kennst.“, versuchte Will den Schrecken runterzuspielen. „Wenn ihr schon vor einem Skelett Angst habt, wartet bis Horakti die Urfinsternis befreit hat.“, hörten sie jemanden sagen. Buchis stand nun direkt vor ihnen. „Los geh!“, verlangte Will von Kevin. Dieser wusste, dass Buchis dessen Onkel auf dem Gewissen hatte und akzeptierte seine Entscheidung. Er rannte los, doch Buchis wollte ihn nicht passieren lassen. Kevin teleportierte sich einfach an ihm vorbei. Buchis wollte ihn zurückhalten, doch Will griff ihn in diesem Moment an. Buchis wurde getroffen und taumelte zuerst zurück. Dann fing er sich wieder und rief seine Waffe. Will tat es ihm nach und kopierte sie. „Eigentlich steht es Connor ja zu dich zu erledigen.“, sagte Will zu allem entschlossen. Buchis grinste nur. Ich kümmere mich um ihn, wenn ich dich aus dem Weg geräumt habe.“, versprach er. Will wurde noch wütender. „Ach, fahr zu Hölle!“, schrie er. Buchis reagierte ganz ruhig. „Da sind wir doch gerade, Junge!“, schien er ihn nicht ernst zu nehmen. Will griff ihn an und die beiden keulenartigen Waffen prallten aneinander. „Wieso? Wieso hast du meinen Onkel getötet?“, fragte er ihn, als sie wieder Abstand zueinander nahmen. Buchis musterte ihn grinsend. „Was nur ein Befehl.“, säuselte er. Will knurrte. „Er hat keinen eigenen Willen. Deswegen ist es auch nicht wichtig, ob er lebt oder nicht.“, sagte nun jemand hinter ihm. Will drehte sich um und erkannte seinen Cousin. „Wo ist Bryan?“, fragte er sofort. „Es geht ihm gut.“, beruhigte ihn Connor schnell. „Er kümmert sich um die Buchis Hampelmänner.“, fügte er hinzu. „Dann kümmern wir uns um diesen Mörder.“, schlug Will vor. Connor war aber dagegen. „Unterstütze du Kevin, ich werde allein mit ihm fertig.“, versicherte er. Will glaubte nicht recht zu hören. „Ich hasse ihn genauso wie du.“, verriet er ihm. Connor schien das zu wissen. „Ich werde es heute beenden. Buchis hat jemanden getötet, den wir geliebt haben. Er hat zwar nichts anderes verdient, aber wenn du ihn tötest bist du nicht besser als er. Deswegen werde ich es tun.“, gab er eine Erklärung ab, die Will nur schwer akzeptieren konnte. „Tu mir diesen Gefallen. Ich werde dich sonst um nichts mehr bitten.“, abelierte Connor nochmals an seinen Cousin. Dieser willigte schließlich ein. „Das ist dien Geburtstagsgeschenk.“, sagte er und lief an Buchis vorbei. Diesem gelang es nicht ihn zu stoppen. Connor beschwor seine antike Waffe und schoss zwei Sterne auf ihn ab. Buchis konnte nur mit Mühe ausweichen. „Es endet hier und heute.“, versprach ihm Connor.

Kevin hatte Horakti inzwischen eingeholt und beobachtete sein Treiben. Die Gottheit sah gruselig aus und Kevin erkannte sogar Calvin in seinem Gesicht wieder. Der Gang war zu Ende und der Gott stand vor einem mittel-großen Podest. Darauf stand etwas, was einem Schmuckkästchen ähnelte. Horakti warf Kevin einen flüchtigen Blick zu. Scheinbar hielt er ihn nicht für einen ernsthaften Gegner. Und wahrscheinlich hatte er damit sogar Recht. Kevin setzte alles auf eine Karte, beschwor seine Klingen und griff Horakti an. Er hatte den halben Weg zurückgelegt, als er sich nicht mehr rühren konnte. Er war lediglich durch Horaktis Willen paralysiert worden. Das hieß es war wirklich alles aus. Horakti war ein Gott und unbesiegbar. Er nahm nun das Kästchen in die Hand und wollte es öffnen. Er war so kurz davor die Urfinsternis aus ihrem Verließ zu befreien. Doch plötzlich schlug es ihm jemand aus der Hand. Das Kästchen landete mehrere Meter weiter auf dem Boden. Daneben lagen kleine, metallene Sterne. Kevin dachte zuerst an Connor, doch es war Will, der dessen Technik kopiert hatte. „Ich hoffe ich komme noch rechtzeitig.“, rief er Kevin zu. Dieser konnte sich leider nicht über Wills Eintreffen freuen. Auch er würde keine Chance gegen Horakti haben. Dieser hatte zwar seine Konzentration verloren, sodass Kevin sich wieder bewegen konnte, dennoch sah die Lage aussichtslos aus. Horakti wollte nach dem Kästchen greifen, doch Will schoss wieder einen Satz Sterne ab, die Horakti zwar trafen, aber einfach abprallten. Horakti schien nun wirklich sauer geworden zu sein, da er auf die zwei Helden zuging. Kevin richtete seine Klingen auf ihn, doch Horakti ließ sie mit einem Augenzwinkern zerbrechen. „Das war’s dann wohl. Ich weiß ich habe dich oft beschimpft, aber ich habe dich auch oft als Freund betrachtet.“, redete Kevin. Will zeigte sich zuversichtlicher. „Wir werden nicht sterben. Ich habe nämlich einen Plan.“, verriet er. Kevin zweifelte daran, sagte Will aber nichts davon. „Du musst ihn ablenken.“, trug ihm dieser auf. Das war leichter gesagt als getan. Kevin versuchte sein bestes und teleportierte sich hinter Horakti. Er schlug auf ihn ein, egal was für Konsequenzen dies haben konnte. Horakti spürte nichtmal ein Jucken, drehte sich aber um, packte Kevins Arm und drückte zu. Kevin schrie auf und taumelte zurück. Sein Arm hing schlaf an ihm herunter. Er war gebrochen. Es war ein Wunder, dass Horakti nicht mehr angerichtet hatte. Doch nun Schlug Wills große Stunde. Er hatte sich Horakti genähert und griff nach dessen Brust. Horakti wollte ihn wegstoßen, aber Wills Hand war bereits mit seinem Körper verschmolzen. Der verletzte Kevin verstand was sein Freund vorhatte. Es war gefährlich und dumm, konnte aber funktionieren. Will kopierte Horaktis Fusions-Technik um mit ihm zu verschmelzen.

Inzwischen hatten Connor und Buchis ihren Kampf begonnen. Beide wussten, dass es ihr letzter sein würde. Was sie nicht wussten, war wer ihn für sich entscheiden würde. Sie kannten die Attacken des jeweils anderen auswendig. Connor hatte sich inzwischen die Teleportation beigebracht, doch selbst Buchis konnte er damit nicht beeindrucken. Buchis griff mit seiner Keule an, doch Connor konterte mit seinem Wurfgeschoss. Die Sterne schienen diesmal mehr Tempo zu haben und zerteilten Buchis Waffe in zwei Hälften. Sein nun unbewaffneter Gegner dachte jedoch nicht aufzugeben, sondern teleportierte sich und tauchte kurz vor Connor wieder auf. Dieser reagierte schnell und erwiderte die Attacke, indem er Buchis einen Schlag mit dem Ellbogen verpasste. Dieser knallte getroffen zu Boden. Connor stand nun über ihm und richtete seine Waffe auf ihn. Zuerst packte Buchis die Angst, doch als einige Sekunden vergingen grinste er wieder. Connor schien nicht den Mut zu haben, ihm etwas anzutun. „Der Selbe Schwächling wie früher. Du kannst mich nicht töten. Genauso wenig wie damals. Du hast mich gehen lassen, obwohl ich deinen Vater auf dem Gewissen habe.“ Connor atmete tief durch und ließ seine Waffe verschwinden. Er war tatsächlich kein Mörder. „Ich rate dir mir nicht mehr unter die Augen zu kommen!“, fuhr er Buchis an und drehte ihm an den Rücken zu. Das war jedoch ein Fehler. Buchis hielt nichts von Ehre und unternahm den Versuch wieder aufzustehen. Connor war bereits einige Schritte gegangen, als er einen Schrei hörte. Er sah sich blitzschnell um und sah wie Buchis von einer merkwürdigen Gestalt gepackt wurde. Sie ähnelte einer Puppe und blickte Buchis gierig an. Das Schauspiel war gruselig. Sie öffnete ihr Maul und Buchis verwandelte sich in einen schwarzen Nebel. Babis Maul saugte den Nebel wie ein Staubsauger ein. Ein Rülpsen folgte. Babis sah Connor hämisch an, als würde er ihn als nächstes verspeisen. Doch er entschied sich dagegen und suchte das Weite. Connor atmete erleichtert auf. Er war froh, dass es jemand anderes war, der Buchis zur Rechenschaft gezogen hatte. Er hörte wieder Schritte und staunte, als er Bryan sah. „Alles in Ordnung?“, fragte dieser. Connor nickte und deutete zum Ende des Ganges. Sie mussten Kevin und Will unterstützen. Sie rannten los und standen bald vor Kevin und Horakti. Will war nicht zu entdecken. „Kevin, wo ist Will?“, fragte Connor aufgeregt. Stumm zeigte Kevin auf Horakti. „In ihm…drin.“, antwortete er fassungslos. Horakti kniete sich auf den Boden, hielt sich den Kopf und stöhnte gequält.

Will fand sich in einer Umgebung wieder welche der gleich, in dem er sich gerade noch befunden hatte. Schwarzer Nebel umkreiste ihn und seine Sicht war eingeschränkt. Er hatte es tatsächlich gewagt. Er hatte sich gegen dessen Willen mit Horakti vereint. „Ich hatte nicht erwartet hier Besuch zu kriegen.“, sagte jemand. Will blickte sich um und erkannte eine verzerrte Gestalt. Je näher sie ihm kam, umso mehr gab sie ihr Gesicht preis. „Calvin!“, rief Will überrascht. „Dieser Gott ist zu groß für uns zwei.“, meinte er und verwandelte seien Arm in sein berühmtes schwarzes Schwert. Will tat es ihm nach und der unvermeidliche Kampf begann. Kevin, Connor und Bryan sahen zu wie sich Horakti wehrte. Er versuchte die Kontrolle zu behalten, doch sein Gesicht nahm bereits die Züge von Will an. „Er versucht Horakti zu kontrollieren!“, sagte Connor aufgeregt. Wills gefährliche Aktion schien sich als richtig herausgestellt zu haben. Aber konnte er wirklich einen Gott kontrollieren. Will versuchte Calvin mit allen Mitteln zu besiegen. Wenn er weg war, konnte er Horakti leichter beeinflussen. Die Schwerter der beiden prallten aneinander. Calvin schien jedoch geübter in ihrem Umgang. Er griff Will an, als dieser ohne Deckung da stand. Doch Will hatte rechtzeitig den rettenden Einfall und verschwand im Boden. Calvin bemerkte gleich, dass es Claires Technik war. In der Umgebung, die sich in Horaktis Innerem befand gab es keine Wände, weswegen sich Calvin auf den Boden konzentrierte. Doch Will war schneller. Er schoss aus dem Boden und verpasste Calvin einen Kinnhacken. Er wollte weiter angreifen, doch Calvin begann im Nebel zu verschwinden. Hatte er seine Dominanz in Horaktis Körper verloren? Will fühlte sich nun stärker. Schwarze Nebelschwaden umkreisten seine Arme und plötzlich sah er durch Horaktis Augen. Er sah Kevin und auch Connor und Bryan. „Will…?“, fragte sein Cousin unsicher. Will rang sich ein Lächeln ab, welches sich in Horaktis Gesicht widerspiegelte. „Ich kann die Kontrolle nicht sehr lange halten.“, gestand er. Seine drei Freunde überlegten sich fieberhaft einen Ausweg. Will durfte die Kontrolle nicht verlieren. Und wenn sie Horakti angriffen, würde es auch Will erwischen. Dieser schien sich jedoch bereits für einen Weg entschieden zu haben. „Ich werde es beenden, vertraut mir.“, meinte er. Seine Freunde wussten nicht, was er meinte, bis Horakti zu glühen begann. Connor erschrak „Will, mach das nicht!“, schrie Connor entsetzt, als er verstand was sein Cousin vorhatte. Auch Kevin bemerkte nun, dass Will dabei war seine Regel zu brechen. „Jetzt bin ich dran, Kevin. Diesmal verlangte ich von dir, dass du dich um Emma kümmerst. Ich bin sicher, dass du das gerne machst. Aber ob besser, weiß ich nicht. Ich denke sie hat etwas Besseres verdient, aber es ist wohl ihre Entscheidung.“, sprach er. Kevin erwiderte nichts darauf. „Connor, mach dir bitte keine Vorwürfe. Ich wollte etwas Gutes tun und habe diese Entscheidung deswegen getroffen. Und Bryan…du bist eigentlich ein prima Kerl. Ich werde euch vermissen Leute.“, gestand er. In Horaktis Gesicht tauchten sogar ein paar Tränen auf. Will, der sich in seinem Inneren befand verwendete seine ganze Energie darauf den Gott zu kontrollieren. Dieser war jedoch wieder dabei die Oberhand zu gewinnen. Will musste also handeln. Er

konnte jetzt die ganze Kraft von Horakti einsetzen. Er beschloss sie zu benutzen, um seine Freunde und vielleicht die ganze Welt zu retten. Er konzentrierte seine ganze Energie, um Horakti noch eine Aktion ausführen zu lassen. Horakti glühte immer stärker und dann geschah das Unvermeidliche. Es gab eine Explosion und Kevin, Connor und Bryan wurden von ihr erfasst. Obwohl es keine Wände gab, spürten sie, dass sie gegen etwas dagegenprallten. Ihre Verletzungen waren jedoch nur leicht. Obwohl es jede Menge Staub gab versuchte Kevin zur Stelle zu sehen, an der Horakti gestanden hatte. Sie war leer.

Es waren zwei Tage seit dem Unglück vergangen. „Herein!“, rief Connor, als er das Klopfen hörte. Es war Kevin der ihn kurz grüßte und dann sein Treiben beobachtete. Connor hatte einen Karton vor sich, in den er einige Sachen packte. „Sein Mitbewohner hat mir seine Sachen vorbeigebracht.“, erklärte er. Kevin nickte langsam. „Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte er vorsichtig. Connor wehrte ab. „Nicht nötig. Würde das mit deinem Arm überhaupt gehen?“, hakte er nach. Kevins Arm war bandagiert und geschient worden. „Ein glatter Bruch, aber in ein paar Wochen ist er so gut wie neu.“, versicherte er. Connor versuchte zu lächeln. Die Schmerzen, die er davongetragen hatte, waren nicht körperlich gewesen. „Ich habe es noch nichtmal meiner Tante erzählt.“, gab Connor zu. Kevin klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter. „Sag ihr er ist als Held gestorben.“, schlug er vor. Connor nickte ihm dankbar zu. „Bryan meinte, er begleitet mich zu den Untersuchungen. Er denkt ich weiß nicht, dass das nur als Vorwand benutzt, um Alice zu sehen.“, redete Kevin weiter. Nach einer Pause, in der keiner der beiden etwas gesagt hatte, verabschiedete sich Kevin wieder. Vor der Tür blieb er jedoch noch mal stehen und drehte sich um. „He, hör mal. Du weißt ja, dass Will und ich uns nie wirklich verstanden haben, aber… er war ein feiner Kerl.“, sagte er und ging dann. Connor stimmte ihm in Gedanken zu. Dann schnappte er sich ein Bild von Will und betrachtete es. Es zeigte Will in seiner Polizeiuniform. Zum Schluss hatte er doch noch etwas gefunden, womit er anderen Menschen helfen konnte. Connor fühlte sich deswegen aber nicht besser. Will wollte ihn und die anderen beschützen, aber warum musste er unbedingt sterben? „Die Menschen haben so viele Rechte. Wieso haben wir nicht auch das Recht zu entscheiden wie und vor allem wann wir sterben wollen.“, murmelte zu dem Bild. Dann lächelte Connor wieder. „Wahrscheinlich deswegen nicht, weil wir auch nicht entscheiden können wie und wie lange wir leben.“, sagte er und schob das Bild in den Karton. Dann schloss er ihn.
 

Nun sind wir frei
 

Es war währenddessen, als die vier tapferen Kämpfer in der Unterwelt waren. Eine Gruppe Männer drang in das Innere von Horaktis Festung ein. Ein paar der Kuttenträger hatten sich erholt und griffen sie an. Ihre Chancen waren jedoch gleich Null. Ihr Ziel war die Halle. Sie entdeckten sofort die offene Tür, beachteten sie aber nicht weiter. Ihr Ziel war das Buch der Toten. Dieses lag noch immer auf seinem Podest. Der Schlüssel steckte im Schloss. Es war reizbar eine tote Seele wieder ins Leben zurückzuholen, doch der Auftrag der Männer lautete anders. Sie nahmen das Buch an sich, um es ihrem Meister zu bringen. Dieser hatte ganz eigene Pläne damit.

Emma hatte nicht reagiert, als Kevin ihr von Wills Tod erzählt hatte. „Das mag egoistisch klingen, aber ich freue mich, dass du überlebt hast.“, hatte sie ihm gesagt. Kevin beschloss ihr von Wills letzter Bitte zu erzählen. „Er wollte, dass ich auf dich aufpasse.“, berichtete er. Emma sah ihn erwartend an. „Heißt das….“, fragte sie ihn aufgeregt. Kevin nickte schnell. „Ja. Diesmal bleibe ich hier.“, versprach er. Emma fiel ihm um den Hals, löste die Umarmung aber kurz darauf. Etwas schien ihr noch auf der Zunge zu liegen. „Ist es denn ein für alle mal vorbei?“, wollte sie wissen. Kevin hätte nichts lieber getan als mit Ja zu antworten, doch er war sich nicht sicher. Horakti war besiegt, aber es war gut möglich, dass jemand seinen Platz einnehmen konnte. Im Moment war Kevin aber einfach nur glücklich. Das hieß er versuchte es zu sein. Er hatte in den letzten Tagen seinen Freund und seine Schwester verloren. Er hatte sich vorgenommen in seine Heimat zu fahren und die traurige Botschaft zu überbringen

Connor hatte die letzten Tage die Uni ausfallen lassen, was nur zu verständlich war. Wills Tod hatte ihm eines klar gemacht. Er wusste jetzt, was einen Helden wirklich ausmachte. Er verstand nun warum sein Vater sich in Gefahr gebracht hatte und umgekommen war. Er konnte Buchis nicht nur nicht töten, weil er kein Mörder sein wollte, sondern weil er tief in sich seinen Vater für seinen eigenen Tod Verantwortlich machte. Connor dachte zuerst, er hätte sein Amulett nicht benutzen müssen, doch nun war ihm klar geworden, dass es notwendig war sich für andere einzusetzen. Connor selbst hatte sein Amulett zu Boden geworfen und in Daut zurückgelassen. Er war sich sicher, es nicht mehr zu brauchen. Er hatte Wills Eltern die Nachricht vom Tod ihres Sohnes noch nicht überbracht. Er schob es immer wieder vor sich hin, wollte sie aber morgen anrufen. Bryan war vorbeigekommen und mit ihm auf Will angestoßen. Er war auch verletzt worden, doch zum Glück nicht schwer. Alice kümmerte sich rührend um ihn. Sie war froh, dass ihr Freund zu ihr zurückgekehrt war. Nachdem Will sich und Horakti in die Luft gesprengt hatte, waren zuerst alle fassungslos gewesen. Connor war zusammengebrochen und hatte seine Faust in den Boden gerammt. Kevin und Bryan versuchten so gut es ging ihm zu helfen. Das Kästchen in der sich die Urfinsternis befand wurde auf ihr Podest zurückgestellt und würde wahrscheinlich nie mehr berührt werden. Heh versiegelte den Zugang zu dem geheimen Gang erneut und gratulierte ihnen für den grandiosen Sieg. Connor fragte nach Will, doch Heh meinte er wäre noch nicht in der Unterwelt angekommen. Connor wollte warten, doch Kevin redete es ihm aus. Er sollte Will so nicht sehen. Will hatte zuletzt alles gesagt, was er loswerden wollte. Es würde nichts bringen seiner Seele gegenüberzutreten. Das hatte Kevin durch seine Begegnung mit Jas gelernt. Die drei Kämpfer waren zusammen mit Horaktis übrigen Dienern in die Welt der Lebenden zurückgekehrt. Ohne Anführer hatten die Kuttenträger schnell die Flucht ergriffen und würden sich wohl nicht mehr so schnell zeigen. Kevin wollte das Buch entgegennehmen, doch es war fort. Doch keiner der Drei hatte noch genügend Kraft um sich darüber aufzuregen. Sie unternahmen zuerst einen Abstecher ins Krankenhaus, um ihre Wunden versorgen zu lassen. Kevin hatte es am schlimmsten erwischt, doch er war Schmerzen gewohnt. Alice empfing Bryan überglücklich und kümmerte sich selbst um seine Verletzungen. Er erzählte ihr von Wills Opfer und meinte, dass er leider nicht zurückkommen würde. Connor hatte zusätzlich zu seinen Verletzungen einen leichten Schock abbekommen und musste in der Klinik übernachten. Nun saß er mit Bryan in seiner Wohnung und erzählte Geschichten über seinen Cousin. Doch dann stand Bryan unerwartet auf. Er rannte zur Tür und stieß sie auf. Prüfend betrachtete er die Umgebung. Connor war ihm nachgelaufen und fragte, was los sei. Bryan berichtete er, dass irgendjemand die beiden beobachtet hätte. Connor wusste nicht, was er davon halten sollte.

Auch Kevin bekam an diesem Abend Besuch. Wie Bryan spürte er, dass ihn jemand beschattete. Er war auf dem Weg zu Emma, als er sich teleportierte, um seine Verfolger zu entlarven. Er landete schließlich auf einem Hausdach und stand zwei Männern gegenüber, die einen weißen Trainingsanzug trugen. „Kenne ich euch nicht.“, grüßte er sie. Seiner Verfolger selbst erwiderten nichts. Einer griff in seine Tasche und schleuderte einen Zettel auf Kevin zu. Dieser fing ihn mit einer Hand. Die Verfolger flüchteten, doch Kevin ließ sie ziehen. Er betrachtete den Zettel und fand darauf eine Adresse. Er konnte sich gut vorstellen wer ihn dort erwartete.

Wie es seine Art war, erzählte er seinen Freunden nichts davon. Erstens waren Connor und Bryan angeschlagen und würden ihre Ruhe sicher brauchen. Zweitens bezweifelte Kevin, dass von Schakal irgendeine Gefahr ausging. Er war ein alter Mann und verfolgte keine eigenen Ziele. Um Punkt Mitternacht traf sich Kevin in einem Restaurant ein, das etwas Abseits der Stadt lag. Den Zeiten nach war es geschlossen, doch scheinbar hatte der Besitzer eine Ausnahme für Schakal gemacht. Der weißhaarige Chinese erwartete ihn bereits und bat ihn sich zu setzen. Um ihn umringt standen seine Schüler, die Kevin musterten. Kevin spielte mit und setzte sich an denselben Tisch. Schakal aß gerade etwas, was nach Fisch aussah. „Mein Leibgericht. Aber so einen gibt es bei uns nicht. Leider!“, begann der alte Mann. Kevin erwiderte nichts darauf, da er wusste, dass Schakal gleich sein Anliegen aussprechen würde. „Achja, ich möchte dir danken. Durch dich ist das Buch wieder in Sicherheit. Meine Diener haben es bereits an sich genommen, falls über sein Verschwinden verwundert warst. Gut, deinen Feinden ist es gelungen einen Gott aus dem Buch zu rufen, doch selbst das hast gemeistert. Glückwunsch!“, meinte Schakal mit vollem Mund. Kevin stand auf. „Horaktis Vernichtung war nicht mein Verdienst.“, sagte er energisch. Schakal schien das aber zu wissen und deutete Kevin sich wieder zu setzen. „Ich weiß, welches Opfer dein Freund gebracht hat. Und es soll nicht umsonst gewesen sein.“, versprach er. Kevin blickte ihn fragend an. Was wollte Schakal diesmal? „Ich kenne deine Vergangenheit und weiß wie sehr du gelitten hast. Ich bin der Meinung, dir steht ein Gegenwert zu.“, erklärte Schakal. Kevin stutzte. Diesen Begriff hatte er schon einmal gehört. „Was bietest du mir an?“, wollte er von Schakal wissen. Dieser nahm noch einen Bissen zu sich, bevor er weitersprach. „Ich spreche von einer Belohnung. Sie steht dir bereits lange zu.“, gestand er. „Wovon redest du?“, wurde er langsam ungeduldig. „Wie gesagt, ich habe das Buch der Toten in meinem Besitz.“, erinnerte er. Kevin schluckte. Würde Schakal ihm tatsächlich erlauben jemanden zurückzuholen? Der alte Mann wischte sich den Mund ab und fuhr fort. „Ja, ich erlaube dir eine Person, die dir nahe steht zurückzuholen.“, meinte er. Kevin zuckte. „Nur eine Person? In diesem unnützen Krieg sind mehrere Menschen gestorben, die es wert sind sie zurückzuholen.“, wurde er laut. Schakal verzog keine Miene. „Aber die haben nicht die Möglichkeit des Buches. Ich erlaube nur dir einen Gegenwert für dein Leid, dass du die letzten Jahre gehabt hast zu fordern.“, verriet er. Kevin war aber nicht damit einverstanden. „Wie soll ich mich den bitteschön für eine Person entscheiden?“, wollte er wissen. Schakal konnte ihm darauf nicht antworten. „Triff mich morgen Mittag an dem Ort, an dem du gegen Calvin und seine Gefolgschaft gekämpft hast. Dort werde ich das Buch hinbringen.“, erklärte er. Er stand auf und wollte gehen. Seine Schüler ließen Kevin keine Möglichkeit noch mal mit Schakal zu reden. Kaum war der alte Mann weg taten sie es ihm gleich. Kevin ließ sich in den Stuhl fallen und atmete tief durch. Eine Person war besser als keine. Aber wie zum Teufel sollte er sich entscheiden. Er fuhr zu Emma zurück und berichtete ihr von dem Treffen. Zu seiner Überraschung, wusste sie genau, wenn sich Kevin aussuchen sollte. „Endlich sehen wir Jas wieder.“, sagte sie erleichtert. Kevin sah sie überrascht an. „Warum Jas?“, hakte er nach. Emma sah ihn verdutzt an. „Wenn den sonst? Natürlich trauere ich auch um Will, aber Jas war unser Freund. Er hat es sich nicht ausgesucht zu sterben. Will hat es aber. Ich will damit nicht sagen, dass er es sich gewünscht hat, aber Jas hatte nichtmal etwas mit diesen Kämpfen zu tun.“, redete sie auf ihren Freund ein. Kevin verstand sie und zog die Option in Betracht. „Was ist mit…Claire?“, fragte er schließlich. Emma dachte nun scharf nach, was sie antworten sollte. Sie hatte Claire nie leiden können, doch nun war sie tot und Kevin trauerte um seine Schwester. „Sie war deine Schwester, aber standest du ihr wirklich so nah wie zum Beispiel Jas?“, fragte sie vorsichtig. Kevin nickte jedoch. „Das Mädchen, das für Jas´ Tod und allem anderen Verantwortlich ist, war Harmachis. Meine Schwester ist zu mir zurückgekehrt und in meinen Armen gestorben. Ihre eigentliche Seele war die ganze Zeit in ihrem Körper gefangen. Sie hat das recht wieder zu leben. Außerdem hat Joan das Recht auf ihre Mutter.“, meinte er. Emma verstand ihn gut und überließ ihm schweren Herzens die Entscheidung. Am nächsten Morgen trafen sich die beiden noch mit Connor und Bryan, die geschockt waren. Beide hatten jemanden, den sie wiederhaben wollte. Connor appellierte auf Kevin, dass Will immerhin sein Freund war. Bryan hatte keine Argumente und starrte Kevin nur still an. Kevin gestand ihnen, dass er seine Wahl noch nicht getroffen hatte. Doch die Zeit drängte. Connor und Bryan begleiteten Kevin selbstverständlich zum Treffpunkt und auch Emma ließ sich nicht davon abhalten. Schakals Schüler warteten bereits vor dem Eingang und eskortierten die Vier in die Halle im Untergeschoss. Schakal wartete bereits auf sie. Das Buch hatte er unter seinen Arm geklemmt. „Oh, du bist gekommen.“, begrüßte er ihn. Kevin fand sie aber eher sarkastisch. „Du hast dich entschieden?“, fragte Schakal ihn. Kevin nickte. „Ja, das habe ich.“ Seine Freunde blickten ihn überrascht an. Bryan führte indessen einen inneren Kampf. Er kochte und konnte sich nun nicht mehr zurückhalten. Er stürmte los und griff Schakal an. Er wurde aber von dessen Schülern gestoppt. Er war wütend und kämpfte immer weiter. Bald verließ ihn jedoch die Kraft und seine Verletzung machte sich wieder bemerkbar. Kraftlos sank er zusammen.

Seine Freunde bemitleideten ihn. Schakal sah wieder zu Kevin. „Wie frech. Aber egal, du hast dich ja entschieden.“, sagte er und öffnete das Buch. Er fischte einen Stift aus der Tasche und sah Kevin erwartend an. Connors und Emmas Herz schlug schneller. Nur Bryan lag am Boden und hatte die Augen geschlossen. „Ich wähle Jas.“, traf er seine Entscheidung. Emma atmete auf und Connor zog die Lippen zusammen. Schakal nickte und suchte den Namen. Als er ihn gefundne hatte strich er ihn durch. Wie von Geisterhand bildete sich nun eine Kontur und schließlich ein Körper. Jas stand in seiner vollen Pracht vor seinen Freunden. Emma hielt sich die Hand vor den Mund hätte weinen können. Sie lief los und umarmte Jas. Dieser wusste nicht gleich, was vor sich ging. „Ok, wenn ich trinken würde, würde ich fragen, wer mich nach Hause gefahren hat.“, tat er so, als wäre er nie weggewesen. Für ihn war es auch so. Er wusste nicht, dass er über ein Jahr tot gewesen war. Er erinnerte sich nur noch daran, dass Harendotes Besitz von ihm ergriffen hatte. Schakal lächelte und wollte das Buch wieder zuschlagen. „Stopp!“, hielt ihn Kevin auf. Der alte Mann sah ihn erwartend an. „Ich bin noch nicht fertig.“, verriet Kevin. Schakal schien ihn nicht zu verstehen. „Ich habe dir lediglich eine Person versprochen.“, erinnerte er. Kevin nickte. „Das ist mir schon klar. Aber du sprachst von einem Gegenwert. Ich biete dir einen an, um noch eine Person aus der Unterwelt zu befreien.“, erklärte er sein Vorhaben. Seine Freunde staunten nicht schlecht, und fragten sich, was Kevin anbieten wollte. Das interessierte auch Schakal. „Also gut, ich gehe darauf ein. Was bietest du mir an?“, hakte er nach. Kevin holte tief Luft und quetschte dann ein „Ich“ heraus. Schakal und seine Freunde sahen ihn überrascht an. „Ich möchte den Platz mit einem der Toten tauschen.“, erklärte er. Schakal schien darüber amüsiert, und Kevins Freunde hielten die Idee für Schwachsinn. Emma trat zu ihm und wollte ihm eine Ohrfeige für diese dumme Idee geben. Doch sie brachte es nicht fertig. „Ich akzeptiere den Gegenwert.“, sagte Schakal nun. Emma stockte. Wollte Kevin für Claire oder Will tatsächlich sterben. Nun war auch Bryan wieder aufgestanden und ging auf Schakal zu. Seine Schüler machten sich bereit, doch diesmal schien Bryan nicht kämpfen zu wollen. „Das Selbe gilt für mich. Ich bin für Carols Tod verantwortlich, das muss ich wieder gut machen.“, verriet er. Nun trat auch Connor vor. „Will hat mein Leben gerettet, also rette ich auch seines.“, sagte er. Schakal lachte los. Damit schien er nicht gerechnet zu haben. „Du brauchst dich nicht zu opfern. Ich opfere mich für Will.“, redete er auf Connor ein. „Hören Sie nicht auf ihn, nehmen Sie mich, ich bin eine bessere Seele.“, rief Connor Schakal zu. Emma betrachtete ihre Freunde völlig verwirrt und fertig. Auch Jas hatte keine Ahnung was vor sich ging. „Ich mach mit.“, rief er, obwohl er nicht wusste, um was es ging. „Jas!“, zischte ihm Emma zu. „Schon ok.“, erwiderte er. „Ich denke mal, ihr habt mich wieder zum Leben erweckt, oder? Aber das will ich nicht ohne meine Freunde. Und vor allem nicht, wenn sie sich für mich opfern!“, sprach er. Emma seufzte. „Und ich bin lieber in Unterwelt mit Kevin vereint als gar nicht!“, schloss sie sich der Gruppe an. Schakal blickte zu seinen Schülern. „Ihr wollt wirklich euer eigenes Leben aufgeben, nur um eure Lieben zurückzuholen?“, fragte er nochmals. Er hörte keine Widerrede. Dann schlug er das Buch auf. „Sehr gut, ihr habt den Test bestanden.“, sagte er freudig. Seine Art hatte sich plötzlich geändert. Zuerst hatte er verschlagen und egoistisch geklungen. Jetzt aber freundlich und nett. „Test?“, fragten fast alle gleichzeitig. Kevin grinste. Hatte er vielleicht bereits so etwas geahnt? „Das… war ein Test?“, fragte Bryan verwirrt. Schakal bejahte. „Ja, und ihr habt ihn bestanden. Ihr alle habt das Recht auf einen Gegenwert.“, verriet er. Nachdem die Bombe geplatzt war, huschte Freude und Überraschung über die Gesichter der Anwesenden. Connor bestand sofort darauf Will wieder zu sehen und Schakal erfüllte ihm den Wunsch. Wie zuvor Jas erschien Will nun in der Halle. Connor konnte sich nicht zurückhalten und umarmte ihn. „Was ist den jetzt los?“, fragte er verdutzt. Connor deutete auf Schakal. „Wir haben dich mit dem Buch der Toten zurückgeholt.“, verriet er. Will brauchte etwas, um zu kapieren, dass er wieder lebte, „Nach meinem grandiosen Heldentod? Moment, ich dachte mir schon, dass ihr so was vorhabt, aber zähle ich jetzt noch immer als Held?“, fragte er. Alle bestätigten es ihm. „Hi, und du bist?“, grüßte ihn Jas. Will stellte sich kurz vor. „Ich war wohl dein Nachfolger.“, meinte er scherzhaft. „Jetzt bin ich ja wieder da.“, erwiderte Jas. Connor sah zu Bryan. Er hätte sich längst wünschen können, Carol zurückzuholen. Er hatte solange gewartet, also warum zögerte er nun? „Alice.“, sagte er, als könnte er Connors Gedanken lesen. „Sie wird es verstehen.“, erwiderte dieser nur. Bryan nickte und bat Schakal darum Carols Namen aus dem Buch zu streichen. Dieser folgte und bald erschien das Mädchen vor Bryan. Beide starrten sie zuerst an und konnten nichts sagen. Dann fielen sie sich in die Arme und begannen zu heulen. „Ich bin dran.“, sagte Emma schließlich. Kevin sah sie perplex an. Schakal wartete auf ihren Wunsch. „Bitte…hol Claire zurück.“, bat sie ihn. Kevin starrte sie überrascht an und brachte dann ein „Danke“ heraus. Claire wurde zurück ins Leben geholt, erinnerte sich aber an ihre Taten. Ihr Bruder versicherte ihr aber, dass alles vergessen sei, da nun alle ins Leben zurückgekehrt seien. Claire bedankte sich bei ihm, doch Kevin verwies auf Emma. „Danke.“, sagte Claire und reichte Emma die Hand. Diese nahm sie entgegen. „Kevin meinte, die Person, die ich kennen gelernt habe war nicht seine Schwester, also…hi, ich bin Emma.“, stellte sie sich vor. Claire ging darauf ein. Schakal schloss nun sein Buch und sagte ein paar Worte zum Abschied. „Lass dir dein Buch nicht noch einmal stehlen, alter Mann.“, sagte Kevin ihm, als dieser an ihm vorbeiging. Schakal lächelte. „Keine Angst, ich werde besser darauf aufpassen. Ich wünsche dir noch ein schönes Leben.“, erwiderte er und verließ die Halle. Seine Schüler taten es ihm nach. Nun gab es eine Menge zu bereden und eine Menge zu feiern. Alle, bis auf Bryan und Carol trafen sich in Connors Wohnung ein. Die beiden dankten ihren Freunden noch für alles und verabschiedeten sich. Connor gegenüber ließ Bryan verläuten, dass sie sich wahrscheinlich nicht wieder sehen würden. Er hatte Carol gegenüber gestanden, eine Beziehung zu haben, ihr aber versprochen es zu beenden. Sie fragte ihn, ob er Alice liebte, aber er antwortete nicht darauf. Er hatte sie gebeten auf ihn zu warten, während er den schweren Schritt wagte. Er ging zu Alice Wohnung und erzählte ihr alles. Als er erwähnte, dass Carol wieder lebte, war für sie alles klar. Sie spielte sie Starke und schickte Bryan weg. Er wollte sich noch entschuldigen, doch sie ließ ihn nicht. Kaum war er weg, begann sie zuweinen. Bryan war nun glücklich, aber sie konnte sich nicht darüber freuen. Bryan hatte Carol eingeladen ein paar Wochen mit ihm in die USA zu fliegen. Carol hatte natürlich zugestimmt. Nach all der langen Zeit, waren beide glücklich wieder zusammen zu sein.

Am nächsten Tag wurde erst richtig bemerkbar, dass Jas wieder da war. Er und Claire betraten gerade Jas´ Lieblingscafé und Jas küsste jedes einzelne Möbelstück. Was Claire überraschte war, dass Jas mit ihr redete, als hätte sie ihm nie etwas Schlimmes angetan. Darauf sprach sie ihn auch an. Jas ließ sich Zeit mit der Antwort. „Kevin meinte ja, das wäre eine andere Person gewesen. Außerdem….kann ich keinem Mädchen böse sein.“, erklärte er und sah Claire an. Diese lächelte ihm zu. Dann gingen sie weiter, bis sie Kevin und Emma vorfanden. Sie küssten sich gerade und schienen die beiden nicht bemerkt zu haben. „Sie haben auf mich gehört.“, staunte Jas. Claire sah ihn fragend an. „Die Couch! Ich habe mal hier gejobbt und denen eine Couch vorgeschlagen. Scheinbar haben sie von meinem Tod gehört und sie aufgestellt. Verdammt, ich weiß noch immer nicht, wie ich das der Universitätsleitung verklären soll.“, meinte er. Kevin und Emma knutschten noch immer. Jas und Claire besaßen den Anstand zu warten, doch es zog sich hin. Jas hob mehrere Male die Finger, aber die beiden ließen sich Zeit. Dann endlich sahen sie auf. „Wir müssen immerhin ein ganzes Jahr nachholen.“, rechtfertige sich Emma. „Ich wollte euch nur sagen, dass ich heute zu Joan zurück fahre.“, verriet sie. Kevin wunderte sich darüber. „So schnell?“, staunte er. „Willst du nicht noch etwas bleiben?“, fragte er sie. Claire schüttelte den Kopf. „Achwas, Joan vermisst mich sicherlich. Außerdem wollte Jas unbedingt dein altes zu Hause sehen.“, verriet sie. Kevin blickte zu seinem Freund. „Ich bin wirklich auf deine Nichte gespannt.“, gestand er. „Ich komme dich und Joan bald möglichst besuchen.“, versprach Kevin seiner Schwester. Claire lächelte und zog Jas mit sich. Kevin und Emma schienen nichts Besseres zu tun zu haben, als sich weiter zu küssen.

Schakal war zurück nach China gereist und machte es sich in seiner Behausung bequem. Vor ihm lag das Buch der Toten. Er trank zuerst einen Tee, bevor er dann einen Stift zur Hand nahm und das Buch aufschlug. Er durchflog es und strich dann einen Namen durch. Vor ihm tauchte ein junger Chinese auf. „Willkommen zurück.“, grüßte er Yen. Dieser fand sich zuerst nicht zurecht. Schakal berichtete ihm, was seit seiner Abwesenheit geschehen war. „Vielen Dank, Meister. Ich werde Euch nie vergessen, dass Ihr mich ins Leben zurückgeholt habt. Obwohl…ich beim Schutz des Buches versagt habe.“, stammelte er. Schakal nahm wieder einen Schluck aus seiner Teetasse. „Es war nicht umsonst. Du musst einen Gegenwert darbieten.“, verriet er. Yen war zu allem bereit. „Du wirst mich verlassen.“, verlangte Schakal. Das verschlug Yen dann doch die Sprache. „Aber, Meister…“, stotterte er. Schakals Entschluss stand aber fest. „Gehe in die weite Welt hinaus und lerne, was es noch zu lernen gibt.“, predigte er. Yen willigte schließlich ein. „Was…passiert mit dem Buch?“, fragte er dann. Schakal schien sich bereits etwas überlegt zu haben. „Ich habe einen anderen Beschützer gefunden.“, verriet er und strich einen weiteren Namen im Buch durch. Eine weitere Seele erlangte ihr Leben zurück und erschien im Raum. Yen spürte sofort, dass es kein Mensch war. Es war ein bärtiger Mann in schwarzem Umhang und einer Kapuze, die einem Hundekopf glich. „Willkommen zurück. Anubis.“, grüßte Schakal den Gott, Yen stockte der Atem. Schakal hatte einen ägyptischen Gott gerufen. „Meister!“, sagte Yen fassungslos. Schakal blieb ganz ruhig. „Anubis ist kein böser Gott. Habe ich recht?“, fragte er den Gott. Anubis rang sich ein Grinsen ab. „Vielen Dank für dien Vertrauen, alter Mann. Ich werde das Buch nun wieder an mich nehmen. Ich werde die Seelen wieder in die Unterwelt begleiten und für sie sorgen.“, versprach er. Er nahm das Buch und löste sich auf. Yen konnte nun durch nichts mehr geschockt werden. „Was, wenn Ihr einen Fehler gemacht habt? Wenn Anubis doch gefährlich ist?“, fragte er vorsichtshalber. Schakal war sich sicher, das Richtige getan zu haben. „Selbst wenn das Eis schmilzt, bleibt Wasser übrig.“, antwortete er mit einer Metapher, die Yen aber nicht verstand. Am nächsten Tag sollte er ihn und die Trainingsanlage verlassen, um seine eigene Reise anzutreten.

Joan war ihrer Mutter überglücklich in die Arme gefallen. „Süß, die Kleine.“, meinte Jas und streichelte Joan über die Haare. „Hat sie schon einen Patenonkel?“, fragte Jas, doch Claire hatte sich bereits ein Stück entfernt. „Ich bin gleich wieder da!“, versprach sie. Ihr Ziel war das Zimmer von Adrian, den sie ebenfalls eine lange Zeit nicht mehr gesehen hatte. „Bleibst du nun für immer?“, fragte er gleich, als er sie erblickte. Claire versprach es ihm. „Und Kevin wird uns auch bald besuchen kommen.“, versprach sie. Adrian freute über die guten Neuigkeiten. Dann streckte ihm Claire etwas entgegen. Es war Kevins Amulett. „Diesmal werde ich es nicht mehr nehmen.“, sagte sie. Adrian nickte und verstaute es im Safe. Darin sollte es für immer ruhen. Oder wurde es irgendwann vielleicht doch noch benötigt? Claire bedankte sich und schlenderte zu Jas zurück. Dieser spielte mit ihrer Tochter, die Jas scheinbar ins Herz geschlossen hatte „Na, Joan? Würde es dir gefallen, wenn Onkel Jas öfters vorbeischaut?“, fragte sie die Kleine. Jas blickte Claire ganz perplex an. Was hatte sie damit gemeint?

Will wurde indessen von Connor versetzt. Sie wollte einen ihrer berühmten Trinkabende veranstalten, doch Connor war überraschend zu seiner Mutter aufgebrochen. Er wollte ihr erzählen, dass der Mörder ihres Mannes zur Rechenschaft gezogen worden war. So kam es, dass sich Will allein in eine Bar setzte und Scotch bestellte. Bald war er am vierten angelangt und erzählte dem Wirt von seinen Abenteuern. Dieser nahm ihn zum Glück nicht ernst. Es war bereits Mitternacht, als ein weiterer Gast das Lokal betrat. Er setzte sich direkt neben Will und bestellte ein Bier. Der Wirt betrachtete in argwöhnisch und fragte ihn, ob er bereits volljährig sei. Der Junge bestätigte es ihm. „Ich bin vor zwei Stunden 18 geworden.“, erklärte er. Will hatte das gehört und reichte ihm die Hand. „Alles Gute zum Geburtstag.“, wünschte er ihm. Der Junge lächelte ihm zu. „Das Bier geht auf mich!“, warf Will dem Wirt zu. Der Junge bedankte sich und stellte sich vor. „Mein Name ist Senshi.“ Will nannte seinen Namen. „Und? Was führt dich hierher?“, hakte er nach. Senshi, der gerade sein Bier bekam, nahm zuerst einen Schluck, bevor er zu erzählen begann. „Ich…mache gerade eine Reise.“, erzählte er. „Und was gibt es bei dir?“, fragte er Will. Dieser seufzte. „Ich habe gerade meinen Super-Job als Polizist an den Nagel gehängt.“, verriet er. Doch Senshi schien das nicht so schlimm zu finden. „Mach dir nichts draus. Wenn du denkst, dass es die richtige Entscheidung war, denk nicht weiter daran. Außerdem kann man auch gutes tun, wenn man kein Polizist ist.“, gab Senshi sein Statement ab. Will kicherte. „Für diese Weißheit gibt’s noch´n Bier!“, meinte er und deutete dem Wirt, obwohl Senshi noch nichtmal ausgetrunken hatte. „Aber ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich alles nächstes tun soll.“, gestand Will. Senshi verstand ihn. „Komm doch mit mir.“, schlug er vor. Will blickte ihn fragend an. „Auf deine Reise?“, hakte er nach. Senshi bejahte. „Vielleicht findest dabei heraus was du machen willst.“, meinte er. Will fand die Idee gar nicht so abwegig. Sie unterhielten sich noch eine Stunde, bis Will schließlich einwilligte, mit Senshi zu gehen. Dieser stemmte die Tür des Lokals auf und die beiden traten an die frische Luft. „Also gut! Wohin soll’s gehen?“, fragte Will erwartend. Senshi grinste. „Dahin, wohin das erste Schiff fährt, dass wir im Hafen sehen.“, verriet er. Will fand die Idee fantastisch. Er schrie Connor eine SMS und folgte Senshi. „Ach übrigens, im Prinzip sind wir zu dritt.“, gestand er. Will wusste nicht, was sein neuer Freund damit meinte, doch er würde es bald herausfinden.
 

Kevin stöhnte, als er vor der Hauseinfahrt parkte. Er spürte wie er zum Ersten Mal wirklich glücklich war. Er hatte viel durchstehen müssen, bis er an diesem Punkt angelangt war. Seine Freunde waren gestorben, aber wieder zurückgekehrt. Es ging ihnen gut und das freute Kevin mehr als alles andere. Er holte das Etui aus seiner Tasche, in dem noch immer der Ring steckte, den er Emma bereits vor einem Jahr geben wollte. Diesmal war es der richtige Zeitpunkt und er würde auch den Mut dafür aufbringen. Er stieg aus und marschierte den Weg zu Emmas Wohnung entlang. Er klopfte kurz und wartete, bis seine Freundin aufmachte. Diese war überrascht Kevin zu sehen, da dieser sich nicht angemeldet hatte. Trotzdem bat sie ihn herein und schloss die Tür hinter ihm. Nach all der langen Zeit des Leids und des Kämpfens war Kevin endlich zu Hause angelangt.



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