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Düster das Herz

von

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Nehemia XII

Meine Jacke hat sich mit Blut vollgesaugt, an meinen Fingern, Handgelenken und Wangen klebt es. Es ist noch dunkler als zuvor, die Lichtquellen sind verschwunden. Ihre Besitzerinnen alle tot und verkrampft in ihren eigenen Blutlachen, in und um die Ruine verteilt. Eine habe ich die Treppe des Turms hochgejagt und sie in ihrer Angst von dort hinunterspringen lassen, aber es hat mir nicht zugesagt. Am liebsten setze ich weiterhin das Messer ein. Das Drahtseil ist unbenutzt geblieben.

Ich setze mich auf einen Stein und betrachte mein Werk. So viele Scheinegel habe ich aufgeschlitzt, ich könnte stolz sein. Bin es aber nicht, es sind nur aufgegeilte Schlampen gewesen. Kein Engel unter ihnen.

Der scheiß Engel wird sowieso nie erscheinen. Trotzdem werde ich nach ihm suchen.

Was mache ich mit den Leichen? Für sie habe ich keine Verwendung. Nekrophilie ist nicht mein Gebiet, das überlasse ich anderen.

Meine Aufmerksamkeit legt sich auf ein Mädchen links von mir. Mit offenen Augen liegt sie auf dem Rücken, ihre Haare mit Kieseln und Unkraut vermischt, starrt zu den Sternen hinauf und sieht trotzdem nichts. Das schafft nur der Tod.

Ich ziehe ihr die Jacke und das T-Shirt darunter aus, ritze ihr sinnlose Symbole in Bauch und Hals. Vielleicht verdächtigt man dann die Möchtegern Satanisten, eine Stufe über mir. Es wäre mir sehr recht. Dann kämen sie nicht auf mich, die Polizei und selbsternannten Detektive.

So verfahre ich auch mit einigen anderen, sie alle werden entkleidet und verunstaltet. Mit Blut male ich noch wahllos Buchstaben an die Außenmauer der Ruine. Der Schein soll gewahrt werden. Wollte ich perfekt sein, müsste ich sie noch vergewaltigen.

Nicht in diesem Jahrtausend, sie sind schließlich nicht einmal mehr lebendig.

Weit nach Mitternacht stolpere ich den Weg vom Schloss zur Stadt hinunter, kein Bus fährt mehr. Und selbst wenn, meine befleckte Kleidung fällt auf. Das ist mir bewusst. Hoffentlich sind die Straßen leer wie immer.

Auf dem Weg hinab beginne ich zu summen, um mich abzulenken, die Strecke ist so lang und trostlos. Oft knicke ich fast um und lande auf dem Boden, doch stehe immer wieder auf.

Ich will in mein Bett und schlafen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: haki-pata
2011-10-18T12:33:34+00:00 18.10.2011 14:33
Düster das Herz...
Kein anderer Titel passt.
Mit jedem neuen Kapitel kommt der Leser dem inneren Abgrund deines Protagonisten näher.


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