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Düster das Herz

von

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Nehemia XX

Am Morgen wirkte sie wie ausgewechselt, als wäre gestern Nacht nie passiert. Saß am Tisch im Wohnzimmer; nicht nur im Kleid, sondern mit einem dünnen Mantel darüber. Augenringe und ungemachte Haare. Ihr Make up von gestern klebte ihr noch an den Wimpern und den Wangen.

Schlimm sah sie aus, aber ihr Verstand schien seit Langem einmal klar und frei von Medikamenten und Wahnvorstellungen zu sein. Das wunderte mich fast schon.

„Ich muss dir etwas sagen.“ Ihre dünnen Finger umspielten den Tassengriff. Ihr Blick klebte auf dem Inhalt, nicht an mir. Sah ich da Unsicherheit, Verlegenheit? Oder hielt die Müdigkeit sie einfach noch zu stark fest?

„Du wolltest bestimmt schon immer wissen, wer dein Vater ist.“

„Nein.“ Was half mir zu wissen, wer nun nicht mehr bei uns wohnte und sie vielleicht an einigen Handlungen hätte hindern können. „Es ist mir egal.“ Und sei es der Papst persönlich. Sicher war er sowieso nur ein dummer Idiot wie alle Männer nach ihm in dieser Wohnung, vielleicht genauso fertig mit seinem Dasein wie sie. Jemand anderes konnte sich doch gar nicht mit ihr abgeben wollen.

„Es ist aber wichtig für dich. Für die Familientradition.“ Sie seufzte theatralisch leise, atmete ein und aus und wollte eine Reaktion von mir. Ihr Auftreten, ihr Erscheinungsbild, ihre scheinbare Unschuld, die sie gerade verströmte, widerte mich an. Scheinheilig wie die Kirche, gleich ging ich.

Sie legte eine überflüssige Kunstpause ein. „Dein Vater ist dein Großvater Cecil.“ Sie lächelte wie unter Schmerzen. „Deswegen musst auch du mit mir Kinder zeugen. Um die Tradition zu wahren“

Und wieder hatte ich sie meilenweit überschätzt.

Ich stand auf und verließ den Raum, ohne sie noch einmal anzusehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: haki-pata
2011-11-04T08:51:38+00:00 04.11.2011 09:51
Dieses Kapitel ließ mich schlucken.
Und ich weiß nicht, ob ich dich für deine Einfälle bewundern soll.

Doch. Ich tue es.
Deine Art zu schreiben ist schonungslos grausam.

Ihr Selbsthass auf ihren Sohn projeziert, der seinen nutzt um Engel zu töten.

Ja. Du bist grausam.
Von: abgemeldet
2011-11-04T08:06:07+00:00 04.11.2011 09:06
Familientradition...
Wie krank muss man im Kopf sein, um aus solchen Erlebnissen eine radition zu machen, anstatt daran zu verzweifeln oder es irgendwie unter psychologischer Aufsicht zu verarbeiten?
Nun... wahrscheinlich ist die Tradition der einfachste Weg...
Es wäre jetzt natürlich praktisch, wenn er durch diesen Inzest die Fähigkeit verloren hätte, Kinder zu zeugen. Gut würde das sicher nicht ausgehen, aber ich schätze, der Sex wird trotzdem bleiben...
Man, man... gruselig.


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