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Düster das Herz

von

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Cecilia II

„Hey Kleine, hast du kein Zuhause?“ Der fünfte, der mich ansprach, nur ohne diesen gewissen Ausdruck in den Augen, es klang nur neugierig.

Was sollte ich antworten? Ein richtiges Zuhause hatte ich nie besessen, aber das wollte derjenige gar nicht hören. Vielleicht provozierte nur, ging, sobald man nicht auf ihn reagierte.

„Ist arschkalt hier, du holst dir eine Erkältung, ist dir klar, oder?“ Dabei fiel sein Blick auf den dünnen Stoff, meine mit Gänsehaut überzogenen Arme, die fehlende Jacke. Was juckte es ihn, ob ich an einer Lungenentzündung starb?

„Hast du keine Freunde, die dich aufnehmen können?“

Wer brauchte Freunde? Man wurde von ihnen ausgenutzt, hintergangen, abserviert, vor Neid umgebracht. Allein durch die Zeitung erfuhr man, wie froh man sich schätzen konnte, nicht auf andere angewiesen zu sein.

„Komm, antworte mal, ich tu dir nichts, ehrlich.“ Er grinste mich an, ließ den freundlichen Kumpeltyp raushängen, versuchte mein Vertrauen zu gewinnen. Cecilia sollte sich trotzdem vorsehen, Männer spielten so lange den hilfsbereiten Retter, bis sie die Bezahlung dafür verlangten.

„Ich bin Darren“, stellte er sich mir vor. „Ich kann dir helfen, wenn du willst.“

Ich hob den Kopf an, um ihn besser zu betrachten. Junger Mann, selbstbewusst ohne Grund, schwarz dominierte sein ganzes Erscheinungsbild, dezent aufdringlich und von seinen guten Absichten selbst überzeugt.

„Wie heißt du? Julia, Eva, Miriam? Ich kann weiter raten, wenn du willst.“

Ich konnte ihn umbringen, wenn ich wollte.

Er ließ wohl nicht locker, versuchte an mir sein Ego aufzupolieren, indem er den barmherzigen Samariter für ein verwirrtes Mädchen mimte.

„Cecilia.“ Wenn man ihn aussprach, fühle er sich noch so ungewohnt, neu, unverbraucht an. Ihn zu denken fiel mir leichter. Sie war nun ich. Nicht ich sie.

„Gut, Cecilia.“ Meinen Namen schien er mir nicht abzukaufen, hielt ihn zurecht für eine Tarnung, sprach dies aber nicht an. „Wenn du für ein paar Tage irgendwo übernachten willst, kannst du zu mir kommen. Ist kostenlos. Und ich tu dir nichts, ich bin ja nicht dumm und will im Knast landen. Dafür bin ich nicht jahrelang in die Schule gegangen.“

Er erinnerte mich ein wenig an Jones; der hatte auch immer so viel und unnötig geredet, immer seine einsamen Monologe geführt, gar nicht auf eine Antwort von mir gewartet.

„Es ist gar nicht weit von hier, nur ein paar Straßen. Kannst sie dir ansehen und wenn du doch nicht willst, gehst du wieder.“

Ein Bett oder Sicherheit, für eine der Optionen musste ich mich nun entscheiden; lange versuchte er mich wohl kaum für sich zu begeistern, wenn der Erfolg ausblieb.

Für Cecilia stand die Antwort fest, bevor der Verstand Protest hätte einlegen können. Ein unechtes Lächeln, viel zu schwach, erreichte meine Mundwinkel. „Ich komme mit.“

Und nahm die Vorwürfe, die später folgten, in Kauf.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2012-01-08T23:14:42+00:00 09.01.2012 00:14
Ich kann mich noch immer nicht dran gewöhnen.
Deswegen weiß ich nicht so recht, was ich schreiben soll.
Ich weiß mit dem Beweggründen noch nicht wirklich was anzufangen.
Aber ich habe ihn von Anfang an nicht verstanden und das macht ihn/sie so interessant.


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