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Digimon Savers: Relaunch

von

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Retrace I

Hey~~
 

Ich nehme Kapitel 20 mal zum feierlichen Anlass, mich für alle Kommis und Favos zu bedanken ^///^ Ich freu mich natürlich über jeden Leser, der so lange dabei geblieben ist und hoffe, dass noch alle dabei bleiben werden ^.~ Zum mehr oder minder großen Jubiläum ist dieses Kapitel mal etwas anders, ich bete mal, dass ihr es genauso spannend findet, wie ich XD
 

Ich mag auch gar nicht weiter groß Reden schwingen, schließlich habt ihr ja lange genug auf das neue Kapitel gewartet. Ich wünsch euch noch viel Spaß; auf dass es nochmal so viele Kapitel werden!! ^___^
 


 

Genüsslich schloss ich die Augen und atmete die kühle, würzige Luft ein, welche mich in sanften Brisen um-wogte. Ich breitete die Arme aus – mehr noch, meine dunklen Schwingen – und genoss den Wind, welcher mich hoffentlich bald forttragen würde. Allein bei dem Gedanken mich in den Himmel hinaufzuschwingen, löste in mir wohlige Schauer aus und mein Körper erzitterte vor begieriger Vorfreude.

Ich begab mich in Richtung des Abhangs und blickte in die schwere Tiefe hinunter. Auf meinen Lippen entstand ein Grinsen und ich machte mich bereit, mich in die unendliche Weite hinabzustürzen, voller Erwartung, dass der Wind mich auffangen und davon tragen würde. Kurz sah ich mich noch um, dann setzte ich zum Sprung an und…!
 

Ich setzte ab und stieß die Luft aus. Resigniert starrte ich auf den Monitor und auf das, was ich da eben nie-dergeschrieben hatte. Fast schon konnte ich den blinkenden Balken schreien hören, dass ich doch bitte, bitte weiterschreiben solle, gerade so, als sei er erpicht darauf mein Hirngespinst zu Ende zu bringen.

Müde schlug ich die Augen nieder und stützte meinen Kopf ab. Die längeren Haarsträhnen meines Sidecuts strich ich zur linken Seite. Ich begann mir die Schläfen zu massieren und zwang mich, mich zusammen zu reißen. Schließlich hatte ich nun wirklich nicht die Zeit meiner Fantasie nachzugeben. Meine ach so blühende Fantasie ... Schon seit einiger Zeit träumte ich von dieser bizarren Welt, in der es von skurrilen Wesen nur so wimmelte. Jene Welt war gar nicht mal so unähnlich der unseren. Die Wesen lebten alle friedlich miteinander in Harmonie. Es schien mir einfach ein wundervoller Ort und ich hatte stark das Bedürfnis meine Gedanken hierzu aufzuschreiben. Nur für den gesetzten Fall, dass ich mal alles vergessen könnte. Denn dies wollte ich auf gar keinen Fall.

Als ich meinen Kopf wieder anhob, musste ich beim Anblick meines Laptops kurz aufstöhnen. Mir war durchaus bewusst, dass ich mich meinen Hausaufgaben widmen sollte. Aber ich hatte gerade so einen guten Flow …

»Woah, Onii-chan, was machst du denn da? Du tippst ja ganz schön viel in deinen Laptop ein!«

Ich zuckte zusammen, da ich sie nicht hatte kommen hören. Leise klirrte die Kette meines Nietengürtels, als sie an das Stuhlbein stieß. Als ich den Ankömmling als meine kleine Schwester identifizieren konnte, entfernte ich die Hand von meinem Brustkorb, welche ich vor Schreck dorthin gelegt hatte, und atmete erleichtert aus. Rasch klappte ich noch den Laptop zu, damit sie nicht sehen konnte, was ich dort fabriziert hatte. Natürlich war dies albern, aber ich fühlte mich eben erwischt.

Verwirrt sah sie mich an und ich konnte bei ihren großen, silbrig grauen Augen, die mich irritiert anstrahlten, nicht anders, als ein Lächeln aufzusetzen. Sie erwiderte es natürlich prompt. »Du bist echt gut darin, dich anzuschleichen, weißt du das, Rina-imouto-chan? Du solltest Ninja werden!« Verlegen und möglichst unauffällig wanderten meine Augen zu dem Computer. Ich sah, wie meine Hand, die die Klappe krampfhaft geschlossen hielt, ein wenig zitterte.

»Ja-ha!«, sagte sie gespielt hochnäsig, nickte zuversichtlich und lief kurz vor meiner Nase auf und ab. Da-raufhin blieb sie stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. Dann sah sie mich an. Ich verstand nicht gleich, was sie wollte, registrierte allerdings schnell, worauf sie hinauswollte.

Ich seufzte. »Bist du nicht schon zu alt, um auf meinem Schoß zu sitzen?«

Beleidigt blies sie die Backen auf. »Man ist nie zu alt für schlechte Gewohnheiten.« Als sie meine eigenen Worte zitierte, konnte ich nicht anders, als laut zu lachen. Ich tat dies nicht oft, war es mir doch ein wenig un-angenehm, und ich hielt verlegen eine Hand vor den Mund. Immer noch belustigt, wischte ich mir die kleinen Lachtränchen aus den Augenwinkeln. Den Laptop hatte ich mittlerweile losgelassen.

»Wie wahr«, meinte ich. Rina-chan verstand dies sogleich als Einladung und krabbelte auf meinen Schoß. Sie war zwar schon zehn Jahre alt, aber da sie so eine schmächtige Figur hatte wie ich selbst, war sie relativ leicht. Und so lange Tou-san dies nicht sah, war es von meiner Seite auch okay. Tou-san … immer hatte er an mir herum zu meckern, setzte mich unter Druck oder kritisierte mich und mein Tun in sonstiger Weise. Nicht zu vergessen meinen leicht ausgefallenen Klamottenstil. Für mich war er ein wirklich schrecklicher Mensch. In-ständig hoffte ich, dass er mit Rina-chan milder umgehen würde. Obwohl ich sagen muss, dass sie mir, trotz dass sie sechs Jahre jünger als ich ist, abgehärteter vorkam, als ich selbst. Ich war einfach zu sensibel. Und genau das war eines der Probleme, die mein Vater mit mir hatte.

So arg in Gedanken versunken, bemerkte ich nicht, wie Rina-chan sich nach vorn gebeugt und nach meinem handlichen PC gegriffen hatte. Flink wie sie war, hatte sie ihn sich sofort herangezogen und öffnete die Klappe. »Was hast du denn da geschrieben?«, fragte sie mich, achtete aber gar nicht auf eine Antwort von mir. Sie neigte sich bereits dem Dokument zu.

»Hey, lass das!«, rief ich aus und spürte, wie meine sonst so blassen Wangen erröteten. Hastig hatte ich die externe Mouse an mich gerissen und das Fenster minimiert.

Zunächst machte sie einen Schmollmund. Aber kurz darauf kicherte sie leise.

»Was ist denn so witzig?«, fragte ich sie mit hochgezogener Augenbraue.

»Hast du etwa schmutzige Sachen geschrieben?«

»Was? Nein!« Mir war klar, dass das enorm unglaubwürdig klang. Die Tatsache, dass ich puterrot gewor-den war und meine Stimme ein wenig zitterte, machte es nicht unbedingt besser, aber ändern konnte ich es eben auch nicht. Und ich hatte ja nichts Verwerfliches geschrieben. Tatsächlich war es eigentlich etwas sehr Schönes … Ich schämte mich nur aufgrund meiner blühenden Fantasie. Diese vermaledeite Fantasie, für die mich mein Vater vermutlich wieder aufziehen würde. »Sag‘s nicht Tou-san«, bat ich Rina-imouto-chan und warf ihr einen flehenden Blick zu. »Es ist nur eine kleine Geschichte … etwas ganz Belangloses. Aber ich möch-te nicht, dass er sie liest, in Ordnung? Lass das unser kleines Geheimnis bleiben.«

Sie nickte. »Okay.«

In Gedanken fügte ich noch hinzu, dass es ja nicht nur Fantasie war … Ich träumte ja sogar schon davon. Und irgendwo konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich mir so etwas hatte ausdenken können. Ich meine, ich war nie besonders kreativ gewesen. Also ich war nicht dumm – das definitiv nicht, eher im Gegenteil -, aber mit der Kreativität haperte es dann doch eigentlich. Vielleicht hatte ich das Ganze einfach mal irgendwo aufgeschnappt und mein Unterbewusstsein fand so sehr Gefallen daran, dass es mich einfach nicht mehr losließ? Dies bezweifelte ich doch arg.

»Okay«, wiederholte ich ihre Worte erleichtert, nur um ihr kurz darauf einen misstrauischen Blick zuzu-werfen. »Du willst was dafür haben, oder?«

Ein verschlagenes Grinsen bildete sich auf ihren Lippen und ihre weißen Zähne blitzten durch. Dann legte sie mir eine Hand an die Wange und zwinkerte. »Darauf kannst du wetten, Onii-chan!«

Genervt verrollte ich die Augen und stützte meinen Kopf am Schreibtisch ab. Danach stieß ich erschöpft die Luft aus. »Also schön … ich höre?«

Die kleine Rina lächelte und legte ihre Hand auf meine. »Lies sie mir vor.«

»W-was?« Empört über diese Aufforderung geriet ich in Verlegenheit. Aber eigentlich hätte ich mir dies bei meiner Schwester auch denken können, so neugierig wie sie sein konnte. Um mich zu beruhigen, atmete ich einmal tief durch. Dann schob ich Rina-chan sanft von meinem Schoß und drehte mich so, dass ihr der Blick auf meinen Laptop verwehrt blieb. »Ein anderes Mal vielleicht, Imouto-chan. Versprochen.« Ich hatte niemals vor, dieses Versprechen einzuhalten und das wusste auch meine kleine Schwester.

Beleidigt senkte sie den Kopf und sah mit ihrem Dackelblick zu mir hinauf. »Das sagst du immer und dann machst du doch nie das, was du mir versprichst … Du bist ein unzuverlässiger Lügner, so!« Sie streckte mir die Zunge heraus, warf das schulterlange Haar zurück und rannte aus dem Zimmer. Wehleidig schaute ich ihr nach und noch einen Moment auf die zugefallene Tür. Ich würde auch einfach gern davon laufen, dachte ich und spielte sogar für einen winzigen Augenblick mit diesem absurden Gedanken.

Nachdem ich mich wieder gefangen hatte, wollte ich mich wieder der Arbeit widmen. Ich war sozusagen schon dabei meine Diagramme in Excel zu erstellen, als mir wieder das minimierte Dokument ins Auge stach. Hin- und hergerissen schwankte ich zwischen Pflichtgefühl und Ausleben meiner Fantasie und letztendlich sieg-te das Letztere. »Ach, was soll’s. Auf die paar Minuten kommt es auch nicht mehr an«, rechtfertigte ich mich leise vor mir selbst und versank in meinen Gedanken.
 

Aber ich konnte nicht springen. Irgendetwas hielt mich davon ab. War es der leise Zweifel an meinen eigenen Schwingen, dass sie mein Gewicht nicht würden tragen und mich in den süßen, erlösenden Tod hinabzwängen würden? Nein, eigentlich nicht. Denn tief in meinem Inneren wusste ich, dass ich mich auf meine geheime Kraft würde verlassen können. Aber da war etwas anderes.

Ruckartig drehte ich mich um und erblickte zwei eisig blaue Augen, die stur auf mich gerichtet waren. Ich be-trachtete den Neuankömmling und neigte den Kopf, nur um kurz darauf festzustellen, dass es mir dieser ebenso nachtat. In dieser Position verweilten wir noch einen Augenblick, doch als es mir zuwider wurde, wandte ich mich zur Hälfte wieder ab und sah zu dem Canyon.

Plötzlich hörte ich ein bizarres, leises Geräusch und drehte meinen Kopf wieder zu dem Blauäugigen um. Ich stellte fest, dass dieser lachte, auch wenn man dies nicht sofort vernehmen konnte, da das Haupt ein wenig nach unten gebeugt war. Aber sein Oberkörper bebte und dies sprach eigentlich für sich.

»Was ist denn so lustig?«, wollte ich wissen und stemmte eine Hand in die Seite.

Der Andere kicherte noch kurz, ehe er zur Antwort ansetzte. »Ach, nichts. Mir fiel nur gerade … etwas Lustiges ein.«

Leicht verwundert legte ich die Stirn in Falten, doch glättete diese schnell wieder. Dieser Fremdling musste ja nicht sehen, dass er mich aus der Fassung gebracht hatte und er mich ein wenig irritierte. Lässig schnaubte ich also und öffnete ein wenig meine Schwingen – wie ein Tier, das sich aufplusterte, um den Feind einzuschüchtern. Der Ankömmling jedoch zeigte sich unbeeindruckt und seufzte nur stattdessen. Erst jetzt fiel mir auf, dass er selbst Schwingen besaß, die zum Teil weiß und teils schwarz waren. Gerade so, als wäre er zur Hälfte Engel, zur Hälfe Dämon – ein Nephilim.

Meine inneren Alarmglocken schellten auf und tief in mir drin rief eine Stimme, dass ich mich schleunigst von diesem Wesen entfernen sollte.

»Wenn es weiter nichts ist, kannst du ja gehen«, meinte ich unbekümmert und wandte mich gänzlich ab, auch wenn es mir nicht behagte, ihm den Rücken zu kehren.

»Nun«, setzte er an und begann zu mir laufen, bis er mich letztlich erreichte und mir seine kalte Hand auf die Schulter legte, »ganz so ist es natürlich auch nicht, mein Freund.«

»Wir sind keine Freunde!«, rief ich aus und schlug seine Hand weg. In meiner Brust ergrollte ein tiefes Knurren, welches ich nicht zügeln konnte. Dieser Kerl machte mich schlichtweg nervös.

Der Fremde entfernte seine Hand und hob sie zum Schutze. »Gemach, ich will keinen Streit.« Ich entspannte mich wieder ein wenig und beschloss, dass ich wohl tatsächlich ein wenig überreagiert hatte. Der Andere warf sich sein langes, blondes Haar zurück. Dann sah er zu der Schlucht, welche auch mich so sehr faszinierte.

Wieder war ich verwirrt, so wie er neben mir stand, und konnte nicht nachvollziehen, was er hier eigentlich suchte. »Verdammt, was willst du hier?«, fragte ich ihn erneut und machte diesmal keinerlei Anstalten das Misstrauen aus meinem Gesicht zu kehren.

»Ach«, sagte er, »ich bin nur hier, um den Ausgang deiner Entscheidung mitzuerleben.«

»Entscheidung?«

»Oh ja.« Er machte einen langen Schritt nach vorn, so dass er nun direkt am Abgrund stand. Seine Fuß-spitzen standen sogar ein wenig darüber.

Auch wenn mir durchaus bewusst war, dass dies ein blöder Trick war, um mein Interesse zu wecken und die Konversation am Laufen zu halten, so musste ich gestehen, dass es funktionierte. »Welche Entscheidung meinst du?« Noch in der Sekunde, in der die Worte meine Lippen verließen, wusste ich, was er meinte.

»Na, ganz einfach. Ob du springen wirst oder nicht.«
 

Ich setzte ab und lehnte mich zurück. Stirnrunzelnd betrachtete ich das, was ich soeben alles niederge-schrieben hatte und konnte kaum glauben, dass ich mir das alles in wenigen Minuten ausgedacht haben sollte. Schließlich war es so seltsam dies alles durchzulesen und dennoch war es irgendwie vertraut. Fast so, als hatte ich dies alles nicht nur niedergeschrieben, sondern auch tatsächlich aus Sicht des Protagonisten erlebt. Dieser Gedanke manifestierte sich nicht nur in meinem Kopf; ich musste auch schluckend feststellen, dass ich auch nicht wusste, wie es in der Geschichte weitergehen sollte.

Mein Gedankengang wurde jäh unterbrochen, als es barsch an der Tür klopfte und die Klinke sofort herun-tergedrückt wurde, ohne dass auf eine Antwort meinerseits gewartet wurde. Obwohl ich wusste, wer da hin-eintrat, durchzuckte es mich dennoch jedes Mal aufs Neue wieder, wenn mein Vater so ruckartig die Tür aufriss.

Tou-san trat in mein Zimmer hinein und blieb letztendlich vor mir stehen – einen weiten Gang hatte er nicht gehabt, da mein Zimmer doch recht klein gewesen war. Ich spürte seinen kalten Blick auf mir ruhen und konnte einen leisen Seufzer nicht unterdrücken. Ich schaute zu Boden, denn anzusehen vermochte ich ihn nicht. Ich wusste auch so, dass er wieder einen teuren Anzug trug und er einen missbilligenden Blick aufgesetzt hatte, weil ich noch immer nicht mit meinen Hausaufgaben fertig war und daher am Computer sitzen musste. Für meinen Vater war ich nämlich irgendwas zwischen einem Nerd und einem Versager.

»Noch immer nicht fertig?«

Ich schüttelte den Kopf. Als er daraufhin nichts erwiderte, sagte ich noch rasch »Nein«, weil mir noch ein-fiel, dass er es nicht mochte, wenn ich nicht verbal mit ihm kommunizierte. Für ihn war ich ohnehin zu wortkarg. Es reichte doch, wenn ich schon in der Schule so war, so sollte ich mich Zuhause wenigstens anständig artikulieren, hieß es stets.

Auch Vater seufzte nun. »Es ist immer dasselbe mit dir, Kai.« Als er meinen Namen aussprach, war mir, als spie er diesen förmlich aus – so bedeute er Abscheu und Ekel. »Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst mit der Arbeit nicht trödeln? Wie soll denn so mal was aus dir werden?« Und so ging das noch ein bisschen weiter. »Und ich wette, du hast nicht die ganze Zeit an deinen Aufgaben gesessen, richtig? Vermutlich wieder im Internet gesurft …« Ich antwortete nicht darauf, doch ich spürte, ich meine Wangen wieder anfingen zu glü-hen, denn in dem ganzen Auftritt von Tou-san hatte ich ganz vergessen, dass ich das Worddokument nicht geschlossen hatte. Und natürlich war ihm mein Schweigen mehr als Antwort genug. In meiner Blödheit hatte ich mich mal wieder selbst verraten.

Skeptisch beäugte mich Tou-san, dann neigte er sich zum Laptop hinab und zog die Mouse heran, ehe ich hatte danach greifen können. Auch für diese Aktion bekam ich einen missbilligenden Blick. Ich wandte die Au-gen ab, damit ich den enttäuschten Ausdruck auf seinem Gesicht nicht sehen musste, als er über das Dokument flog. Am liebsten wäre ich auf der Stelle im Boden versunken.

»Du weißt, was ich von sowas halte«, sagte er dann recht leise.

»…«

»Kai, ich bin enttäuscht von dir.«

Aus den Augenwinkeln warf ich einen schuldbewussten Blick in seine Richtung. Gerade vernahm ich noch, wie er das Dokument schließen wollte, da fiel mir ein, dass ich es zuvor gar nicht gespeichert hatte. »W-warte, Tou-san, bitte-!«, setzte ich an. Natürlich brachte es herzlich wenig.

»Ich wiederhole meine Worte nur sehr ungern«, sagte er. Mit zittrigem Blick sah ich, wie auf dem Monitor das Fenster aufpoppte, in dem man gefragt wird, ob man wirklich ohne zu speichern schließen wolle. Ohne weitere Umwege bestätigte mein Vater und mein schwarzer Desktop mit den wenigen Symbolen war wieder zu sehen. Lediglich Excel war minimiert in der Taskleiste sichtbar. Ein Hauch von Verzweiflung beschlich mich und ich konnte noch nicht mal sagen, warum. Schließlich war es nur eine doofe Geschichte, aber ich fühlte, wie sehr mein Herzblut an ihr hing. Und jetzt würde ich sie nicht mehr durchlesen können.

Vater stand auf. »Und jetzt rate ich dir, dich ranzuhalten, ist das klar?«

»…« Ich senkte den Kopf. Auch konnte ich nicht verhindern, dass ich meine Hände zu Fäusten ballten.

»Kai?«

»… Ja, ich habe verstanden.«

»Das hoffe ich doch«, gab er von sich und verließ den Raum. Wieder knallte die Tür und ich zuckte er-neut.

In mir keimte so viel Wut gegen meinen Erzeuger auf, dass ich erst mal kurz die Augen schließen musste und tief durchatmete. Dann strich ich mir einmal kurz durchs Haar und drehte mich wieder in Richtung Laptop. »Oh, ich hab mehr als verstanden …«, murmelte ich zu mir selbst und griff nach der Mouse. Ich war schon fast dabei in meiner ganzen Demotivation das Excel-Fenster zu maximieren, als mir ein gewisses Symbol auf dem Desktop in die Augen stach. »Aber …«

Ich atmete keuchend aus und legte irritiert die Stirn in Falten. Dort auf dem Desktop war ein Worddoku-ment, welches keinen Namen hatte und – ich könnte es schwören – es war eben noch nicht da gewesen. Was heißt schwören; ich wusste ganz genau, dass es zuvor nicht da gewesen war. »Das gibt’s doch nicht«, hauchte ich und klickte wie besessen mit einem Doppelklick darauf und Tatsache – da war meine Geschichte, die ich geschrieben hatte. »Das ist doch nicht möglich«, flüsterte ich kopfschüttelnd.

Ich sollte noch schnell lernen, dass nichts unmöglich ist – vor allem nicht für mich, Sakurai Kai.



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