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Die Klingen des Kaisers

von

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Die Nacht vor dem Ehrenduell

Think, you need a friend to stand here by your side, yes you did

Now you can depend on me to make things right

Please, don't bet that you'll ever escape me, once I get my sights on you

Got a license to kill
 

License to kill, James Bond, Gladys Knight
 

Michel erstarrte unmerklich, zumal er bemerkte, dass plötzlich vollkommene Stille auf dem Dorfplatz herrschte und ihn alle ansahen. Vorsichtig warf er einen Blick zu seiner Partnerin – oh je. Sie war wütend, da war er sicher. Keiner der ahnungslosen Fehler, die sie im Norden begangen hatte, hatte ihn so in die Klemme gebracht wie seiner nun hier. Da würde er sich noch etwas anhören dürfen, ganz sicher. Er hatte wohl versagt, sie vor den Augen ihrer Familie, ihres Volkes, blamiert. Aber ihm stand jetzt ein Kampf auf Leben und Tod mit einem Assassinen bevor?

„Welche Waffen?“ erkundigte er sich fast vorsichtig bei Shahin.

„Messer, natürlich.“

Natürlich. „Hm. Degen wäre mir lieber.“

Das erwartete keine Antwort. „Hast du schon einmal einen Messerkampf bestritten, Partner meiner Schwester?“

„Nein.“

„Dein Auge ist geschult und deine Hand schnell – ich werde dir heute Nacht beibringen, wie Agrar kämpft. Und den Rest der Nacht wirst du auf meinem Lager schlafen.“

Äh....Michel spürte, dass er rot wurde. War das ein Angebot? Er war welterfahren genug, um zu wissen, dass es Männer gab, die andere Männer Frauen vorzogen, aber er selbst hielt davon eigentlich nichts. War das der Preis, den er Shahin zahlen sollte, damit dieser ihm auch nur erklärte, wie Agrar kämpfte oder wie man mit so einem Dolch umging? Das wurde ja immer schlimmer. Warum war er bloß in dieses Dorf gekommen? Aber er sagte nur, bemüht, nicht noch einen Fehler zu begehen, der dann womöglich seinen sofortigen Tod bedeutete: „Das Angebot ist freundlich, Bruder meiner Partnerin, jedoch kann ich kaum in wenigen Stunden lernen, was ein Assassine in vielen Jahren lernt.“

Shahin nickte langsam: „Das ist wahr. Aber du hättest eine Chance.“ Und das war das nüchterne Urteil eines Profis.

Das war allerdings auch dem Agenten klar. Er hatte einen Fehler begangen – und musste nun dazu stehen, wollte er nicht sich, Sarifa und womöglich den Kaiser bei den Assassinen diskreditieren. Um jeden Preis. „Agrar hat keine Wurfmesser.“

„Nein. Komm.“ Shahin stand ebenso wie Amir auf.

Jetzt erst bemerkte Michel, dass das Fest wohl abrupt zu Ende war, denn auch der Onkel neben ihm erhob sich und sah ihn an:

„Ich werde morgen auf einen guten Kampf hoffen, Partner meiner Nichte. Aber erwarte nicht, dass ich dir Glück gegen meinen Sohn wünsche.“

„Das erwarte ich nicht, Herr der Assassinen.“ Er sah, dass Sarifa auf ihn zusteuerte – und selbst in Aquatica war sie nicht so wütend gewesen. Ihre Mutter folgte ihr und ihre zwei Brüder stellten sich zwischen sie und ihren Partner.

„Sarifa!“ befahl Elkhelellu scharf.

Amir fasste seine Schwester an den Schultern: „Sarifa! - Es ist nicht seine Schuld. Wir erzählten ihm zuvor von den Kämpfen, die man überstehen muss, will man in eine Familie heiraten – und, dass diese nur rituell sind. Niemand erklärte ihm ein Ehrenduell. Und er ist ein mutiger Mann. - Shahin, geh mit Michel ins Übungshaus, ich komme nach. - Sarifa,“ wandte er sich wieder an seine Schwester, als die anderen beiden wortlos verschwanden.

Diese atmete tief durch.

„Gut so, kleine Schwester. Geh mit Mutter. Da ist jetzt Männersache. - Und vor einem solchen Kampf kann ein Mann keine Frau gebrauchen. Keine Küsse, keine Tränen, aber auch keine Vorwürfe.“

Sie nahm sich zusammen: „Ja, ich weiß. Aber...oh, ich könnte Agrar umbringen. Er hat doch gewusst, dass Michel nichts von unseren Sitten weiß. Und ich könnte meinen Partner umbringen, weil er auf so eine dämliche List hereinfiel.“ Agrar plante ihr den Partner zu nehmen, um selbst Partner und Ehemann zu werden.

„Er ist ein mutiger Mann,“ wiederholte Amir: „Und niemand darf sich in ein Ehrenduell einmischen. Niemand, auch nicht der Partner.“

Sarifa war das nur zu klar. Darauf stand die Todesstrafe: „Dann seht zu, meine Brüder, dass sein Mut nicht zu seinem Untergang wird. Agrar kann mit dem Armreifdolch umgehen. Michel hat noch nie einen in der Hand gehabt.“

„Shahin wird sich um ihn kümmern. Und Mahedj und ich werden heute Nacht auf dem Dach wachen.“

„Danke.“ Sarifa atmete tief durch, ehe sie sich zu ihrer Mutter umdrehte und der schweigend folgte.
 

Shahin hatte Michel unterdessen zu dem großen Haus geführt das als Übungshaus bezeichnet wurde. Er öffnete die Tür und begann dort verspiegelte Lichter anzuzünden – Kerzen, die mit einem polierten Metallschild versehen waren, zum einen aus Brandschutzgründen, zum anderen, um ein gleichmäßigeres Licht im gesamten Raum zu erzeugen. Es mussten hunderte sein, dachte Michel, aber er sah sich in dem matten Schein der ersten neugierig um. Die gesamte große Halle war mit Sandboden aufgeschüttet worden – sicher aufwendig in dieser bergigen Region. An den Wänden hingen allerlei Haken, momentan leer. Was ihn aber am meisten faszinierte war die Tatsache, dass sich in gut zwei Meter Höhe bis unter das steile Dach ein Gewirr aus Seilen befand. Kein Wunder, dass sich Sarifa so sicher auf engstem Untergrund bewegen konnte. Er fragte allerdings laut nach.

„Ja,“ erwiderte Shahin, ohne im Anzünden der Lichter innezuhalten: „Wenn man gelernt hat, auf solchen Seilen nicht nur zu gehen sondern auch zu kämpfen, wird es dir auf festem Untergrund umso leichter fallen. Und man kommt einfacher an sein Ziel, wenn man gut klettern kann.“

Ziel – also Zielperson. Er durfte nicht vergessen mit wem er hier sprach, nicht heute Nacht und nicht morgen gegen Agrar. „Das werde ich kaum lernen.“

„Musst du auch nicht. Wir lernen es ab drei Jahren, und glaube mir, du wiederholst eine Übung so lange, bis du keinen Fehler mehr machst. - So, das reicht an Licht.“ Er kam heran. Eine knappe Armbewegung und sein Dolch lag in der Hand: „Hier. Nimm ihn. Du kämpfst mit dem Degen, also ist deine Hand und dein Arm das Gewicht und den Umgang mit einer Waffe gewohnt. Dennoch hält man ihn in einem Messerkampf anders.“ Er zog seinen zweiten: „Sieh her.“

Michel befolgte die Anweisung möglichst genau. Er wusste, dass davon sein Leben morgen abhängen würde.

„Ich werde dir nun einige Paraden zeigen, auf Angriffe, die Agrar sicher versuchen wird. Sie sind unsere Standardattacken in solchen Fällen und er wird annehmen, dass du keine Ahnung hast, auch, wenn er mitbekommen haben sollte, dass wir heute hier noch üben.“

„Danke, Bruder meiner Partnerin. Darf ich dich dann um etwas bitten zu lehren?“

„Nun?“

„Wie entwaffnet man einen Assassinen?“

Shahin grinste zu seinem Bruder, der gerade die Halle betreten hatte: „Ah, ein kluger Mann.“

Amir nickte. Und, da er sah, dass ihr Gast nicht verstand: „Nur ein erfahrener Mann sucht nicht danach seine Stärke in so kurzer Zeit zu verbessern sondern nach den Schwachstellen des Gegners. In der Tat. Ich weiß langsam, warum du der Partner unserer kleinen Schwester bist.“

„War sie noch sehr böse?“ erkundigte sich Michel ein wenig besorgt.

„Nein. Sie war es übrigens mehr auf Agrar als auf dich. - Shahin: attackiere ihn.“
 

Graf Lothar begrüßte seinen späten Gast höflich: „Bitte, nehmt doch Platz, Uther. Ein Glas Weißwein von meinen eigenen Gütern?“

„Ja, danke. Es war heute ein langer Tag.“ Der Kaiserbruder setzte sich: „Ihr hörtet die Neuigkeit?“

„Mehrere.“ Lothar lächelte: „Dass Kapitän Polo eine Brieftaube sandte und Dankward ebenfalls? Oder dass Reginhard als Graf zu den Dörfern im Sumpf geschickt wird? Er ist ein erfahrener Mann und wird, so hoffe ich, den Meuchelmördersumpf im wahrsten Sinne des Wortes trockenlegen.“

„Dagobert hat die Kanzlei darauf angesetzt, Ingenieure zu beauftragen um zu sehen, ob man diese Dörfer wieder trockenlegen kann, ohne erneute Überschwemmungen zu verursachen. Habt Ihr Bellisario verhaftet?“

„Ja. Er wird in Pisan vor Gericht gestellt, seine Güter und die Hälfte seines Vermögens fallen wohl an seine Tochter, die andere Hälfte bekommt der König, der die junge donna dann vermutlich auch als Vormund leiten wird. - Und die Meuchelmörder bei ihm sind auch verhaftet worden. Zwei sind allerdings entkommen.“

„Und Amalaswintha Kerka?“

„Sie beging Selbstmord.“

Uther schwieg. Das konnte wahr sein, musste aber nicht. Er wusste nur zu gut, dass Lothar ebenfalls klar war, dass eine auch nur mögliche falsche Aussage ihrerseits vor dem kaiserlichen Gericht auch Schwierigkeiten für Sarifa und Michel mit sich bringen würde. Das war der Preis, den sie manchmal bezahlen mussten – und in manchen Nächten erdrückte ihn oder auch Dagobert und sicher auch Lothar das Gewissen fast. Aber wenn er an die Toten der frühen Jahre dachte, die geplünderten und eroberten Städte, die verlustreichen Schlachten, so waren diese einzelnen Opfer wohl doch das geringere Übel.

Um abzulenken fragte Lothar: „Hat der Kaiser Markward schon erzählt, dass sein Bruder zurückkommt?“

„Nein. Er weiß ja nicht in welchem....seelischen Zustand.“ Überdies sollte der Junge keinen zufälligen Unfall haben und Markwards Spielereien mit Intrigen begannen lästig zu werden. Uther war darüber informiert worden, dass sich dieser mit dem Herzog der Westmark getroffen hatte – und das verschwiegen hatte. Wusste der Himmel was noch so alles.

„Es ist nicht immer leicht, Vater zu sein.“ Graf Lothar seufzte ein wenig: „Und dabei ist mein Sohn noch ganz vernünftig.“

„Was hat Theuderich denn getan?“ Echte Anteilnahme lag in der Stimme des Kaiserbruders.

„Er ist ja Mathilde de Biron versprochen – und dann verliebt er sich in ein wirklich indiskutables Mädchen. Aber er sah ein, dass man weder die Birons verprellen kann ohne eine Fehde vom Zaum zu brechen, noch ein Mädchen unehrlicher Geburt als Frau für ihn in Betracht kommt. So bezahlt er ihr eine kleine Wohnung hier. Wenn er genug von ihr hat, wird sie ausreichend Geld bekommen, um irgendwo neu anzufangen, wo keiner davon weiß, dass ihre Mutter aus dem Haus der gelüstigen Fräulein stammt.“

„Da habt Ihr Recht, Lothar. Unehrliche Geburt vererbt sich durch die Generationen. Und den weiblichen Nachkommen bleibt, wenn sie nicht einen Mann finden, der ebenfalls unehrlich ist, nichts anderes übrig, als in solchen Häusern zu arbeiten. - Man entkommt diesem Fluch nur, wenn man Glück hat oder einen Gönner.“

„Wusstet Ihr, wer alles unter unehrliche Stände fällt? Ich meine, außer Prostituierten und Henkern?“

„Gaukler, herumziehendes Volk, Kesselflicker, Theaterleute, Bader...“ erwiderte Uther etwas erstaunt.

„Ja. Aber in manchen Gegenden auch Polizeibüttel.“ Lothar lächelte: „Ich hörte davon schon früher und ließ sie umcbenennen. Büttel sind unehrlich, Polizisten nicht. Überdies werden sie gut bezahlt, das hebt auch das Ansehen.“

„Man lernt nie aus. - Wobei ich zugebe, dass mir diese ganze „Unehrlichkeit“ zuwider ist. Unehelich geborene Kinder gelten als unehrlich, obwohl sie ja nun nichts für ihre Geburt können, auch der Beruf der Eltern sagt nichts über die Fähigkeiten des Nachwuchses aus. Ich halte das Ganze für eine Erfindung der Handwerker, um bei der Lehre und dann als Gesellen erst einmal ihre eigenen Kinder versorgen zu können.“

„Oh, auch für einen Kaufmannssohn, der ja nun wirklich ehrbar ist, ist es so gut wie unmöglich einen Meister zu finden.“ Lothar lächelte: „Und wenn Ihr oder auch Dagobert auf die Abschaffung solcher alten gesellschaftlichen Regeln drängen würdet, bekämt Ihr wirklich Ärger. Jeder Sohn folgt dem Vater – würde man das ändern, was würde aus dem Erbe des Adels und nicht zuletzt des Kaisers.“

„Das ist mir klar. Es ist nur meine persönliche Meinung.“ Und Graf Uther dachte an Michel.
 

Elkhelellu musterte ihre Tochter. Sie hatte Sarifa einen Tee aufgedrängt: „Du solltest dich hinlegen.“

Diese schüttelte den Kopf: „Könntest du schlafen, Mutter?“

„Nein. Aber du solltest dennoch etwas mehr Vertrauen in deinen Partner haben. Und deine Brüder. Shahin nimmt das wirklich persönlich, warum auch immer.“

Sarifa nickte mit einem kleinen Lächeln, dem ersten seit Stunden: „Vermutlich, weil mein Partner in Paradisa seinen Scheinangriff abblocken konnte. Mein großer Bruder war da sehr angetan.“

„Mag sein. Dann solltest du erst Recht Vertrauen haben.“

„Agrar ist kein schlechter Kämpfer – und er kann seit Jahren mit einem Dolch umgehen,“ wandte Sarifa ein.

„Hast du deinen Partner schon kämpfen sehen?“ gab Elkhelellu nur zurück.

„Ja, allerdings mit dem Degen.“

„Auf Leben und Tod?“

„Ja.“ Sarifa dachte an das Duell in der Dunkelheit bei Emsby und wie beeindruckt da der Kapitän von Michel gewesen war und dessen Technik. „Du hast Recht. Es wird für Agrar nicht so einfach, wie er glaubt.“

„Dennoch wird dein Cousin, falls er gewinnt, dich erneut fragen, ob du ihn heiraten willst.“

„Und ich werde wieder ablehnen. Einmal, weil ich ihn nicht mag und zweitens: ich habe noch einen Auftrag.“

„Wie du meinst. Aber jetzt erzähle: wie geht es Anna in Aquatica?“ Elkhelellu goss noch einen Tee ein.
 

Die Nacht war bereits halb vorüber, als die beiden Assassinen endlich das Training für Michel beendeten.

„Es wird Zeit,“ meinte Amir: „Geht zu Bett. Mahedj und ich wachen auf dem Dach.“

„Gut. Komm, Partner meiner Schwester.“

Michel wurde wieder rot, aber er folgte den Brüdern ohne sichtbares Zögern. Shahin hatte ja gesagt, dass er heute Nacht auf seinem Lager schlafen sollte – und eigentlich gab es nur einen Grund, warum dem so sein sollte. Aber gut. Shahin hatte sich intensiv bemüht ihm den Umgang mit dem Messer beizubringen, Abwehr- und Angriffstechniken geballt in den wenigen Stunden zu lehren. Da durfte er sich nicht beklagen, wenn der dafür einen Lohn haben wollte. Allerdings musste Michel zugeben, dass er keine Ahnung hatte. Natürlich waren ihm derartige zwischenmenschliche Dinge nicht unbekannt, aber er konnte sich nicht vorstellen, wie so etwas zwischen zwei Männern ablaufen sollte. Er wollte sich jedoch auch nicht in die Nesseln setzen und ging wortlos in das Haus, in dem die Männer der Familie schliefen, wie auch er in der vergangenen Nacht.

Diesmal allerdings meinte Shahin: „Wie du gesehen hast, Partner meiner Schwester, schlafe ich dort an der Wand. Zieh dich aus und leg dich dorthin, ich bin gleich wieder da.“

Michel gehorchte wortlos und glitt unter die Schafwolldecke. So ähnlich musste sich ein Mädchen in der Hochzeitsnacht fühlen, dachte er plötzlich. Diese seltsame Mischung auf Scham und Angst vor dem Unbekannten. Aber er hatte keine Wahl. Er war auf das Angebot eingegangen und musste nun auch seinen Teil erfüllen.

Das Duell morgen würde schwer genug werden, da sollte er nicht auch noch die Brüder seiner Partnerin verärgern. Immerhin war er recht sicher, dass ihm im Falle eines Sieges das kein Dorfbewohner übel nehmen würde, ihn deswegen anklagen oder auch umbringen würde.Wirklich, andere Sitten.

Er zuckte unwillkürlich zusammen, als Shahin den Raum betrat und die Kerze neben der Tür ausblies.

„Meine Brüder wachen,“ erklärte der Assassine.

Michel hörte, dass der sich auszog: „Warum eigentlich?“ erkundigte er sich, um sich abzulenken. Er spürte seinen Puls rasch steigen, wie sonst nur vor einem Duell.

„Agrar. Es würde zwar eine gewisse Blamage für ihn bedeuten, wenn er dich heute Nacht tötet – aber du hast dann eben nicht gut genug aufgepasst. Man würde sagen, du bist selbst schuld. Leg dich auf den Bauch.“

„Oh, und deine Brüder passen auf, dass er das nicht tut.“ Michel gehorchte jedoch, unwillkürlich angespannt. Was nun? In der Dunkelheit konnte er nicht erkennen, was Shahin tat, aber er hörte ein leises Klirren, als ob ein Gefäß abgestellt wurde, dann spürte er die tastende Hand auf seinem Rücken.

„Entspann dich, Partner meiner Schwester. So kämpft es sich besser.“

Sagte der, der..... Michel fühlte, wie Shahin über seinen Rücken strich, kühl und etwas Feuchtes an den Fingern: „Was...?“ brachte er unwillkürlich hervor.

„Öl. Es entspannt die Muskulatur.“ Der Assassine kniete sich neben ihn und schlug die Decke zurück, ehe er seine beiden Hände über den Rücken des Gastes streichen ließ. „In der Tat, du bist geübt, man kann es deutlich hier spüren“ konstatierte er, ehe er begann, die Muskeln um die Schulterblätter zu massieren: „Entspanne dich. Es wird nicht wehtun.“

Entspannung war wohl etwas anderes, dachte Michel unwillkürlich. Um sich abzulenken fragte er: „Du weißt über Muskeln und ihren Verlauf Bescheid?“

„Aber ja. Das Wissen um die Bauart des menschlichen Körpers brachten unsere Vorfahren von südlich des Meeres mit.“

„Wie haben sie es entdeckt? Leichenschändung ist verboten!“

In der Stimme des Assassinen lag ein Lächeln: „Nun, es ist doch besser mit einem Messer einen toten Körper zu untersuchen als einen lebendigen. Und mir persönlich wäre es gleich, was mit meinem Körper nach dem Tod passiert.“

So konnte man es auch sehen. Michel stellte fest, dass er sich unter der Massage tatsächlich etwas entspannte. Shahins Finger glitten geübt über seine Schultern, seine Oberarme, lockerten sie irgendwie, strichen dann die Wirbelsäule entlang, suchten bestimmte Punkte. „Warum hilfst du mir eigentlich, Bruder meiner Partnerin? Darum?“

„Auch,“ gab der Assassine zu: „Sonst hätte ich dich nicht kennengelernt. Aber du erinnerst dich an meine Attacke auf dich in Paradisa? Du hast mich abgeblockt, ehe ich meine Hand zurückziehen konnte. Und das vermögen nur wenige – selbst wenn ich dich mit diesem Stoß hätte töten wollen, hätte ich versagt.“

Ehrliche Achtung, dachte Michel. Das hatte auch Sarifa so drauf: die Fähigkeiten eines anderen zu schätzen, ohne Heuchelei oder Neid.

„Vertraue mir,“ sagte Shahin: „Ich werde dich nicht angreifen oder erwürgen.“

Wieder hörte der Gast aus dem Norden nur das Lächeln in der Dunkelheit: „Das habe ich auch nicht angenommen,“ bekannte er. Sollte er sagen, was er vermutete? Plötzlich erschien ihm alles ganz harmlos zu sein, eher hilfsbereit und eine Vorbereitung auf das Duell morgen, als das, was er gedacht hatte, und er schämte sich ein wenig dafür. War es das, was Sarifa so an den nördlichen Sitten irritierte? Er musste nur daran denken, dass sie ihn für eine wirklich harmlose Bemerkung bei ihrer ersten Begegnung die Dolche um die Ohren geworfen hatte. Nein, entschied er. Er würde Shahin nicht erzählen, was er ihm unterstellt hatte. Das würde bei einem Angehörigen dieses Volkes vermutlich eine echte Beleidigung darstellen. So entspannte er sich endlich und genoss die Massage.
 

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Zum Glück hat Michel den Mund gehalten. Im nächsten Kapitel geht es zur Sache: Duell.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Krylia
2012-08-22T16:01:26+00:00 22.08.2012 18:01
Auweia! Ich hab die ganze Zeit hin- und herüberlegt: Das kann es doch nicht sein, oder...???
Und als dann die Sache mit dem Öl kam, wär ich fast vom Stuhl gefallen! (Von wegen Gleitmittel. *hüstel*)

Aber zum Glück war es ja doch nichts dergleichen.
Hab gerade eine Nachricht gekriegt, dass das neue Kap jetzt auch schon on ist, also: Weiter geht's!
Von:  Teilchenzoo
2012-08-19T17:45:53+00:00 19.08.2012 19:45
*husthust*

Jaaaa ... von wegen Lohn und so ;). Eher Vorbereitungen. Hm. Ich hatte das mit dem "auf-meinem-Lager-schlafen" auch mehr als so eine Art Vorsichtsmaßnahme/Ehrung gesehen, aber ich bin ja auch nicht in der damaligen Zeit aufgewachsen.
Hm. Ich fürchte, ich kann kaum mehr tun als Michel Glück zu wünschen und ungeduldig das nächste Kapitel abzuwarten.

Von:  00schnepel8
2012-08-17T12:21:07+00:00 17.08.2012 14:21
Kein einziger Kommentar?? Und meiner zu spät, irgendwie nicht so schön...

Ein ruhiges Kapitel, aber das ist wohl die bekannte ruhe vor dem Sturm.Ich mache mir langsam wirklich Sorgen um Michel, auch wenn er gut kämpfen kann und jetzt wohl so gut wie möglich vorbereitet wurde.
Egal, ich drücke ihm die Daumen...

Aber was für eine Auftrag meinte Sarifa eigentlich?? Irgendwie kann ich mir da gerade nichts drunter vorstellen.

Wäre es für Michel möglich Agar zu entwaffnen und ihn zu besigen, ohne ihn glich umbringen zu müssen.Ihn also sozusagen zu begnadigen, oder ist der Kampf nur mit dem Tid einer der Kämpfenden zu beenden??

Ich bin auf das nächste Kapitel gespannt...


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