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Unsaid

von

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Wirklich ist doch ein wirklich bescheuerter Name.

Die ganzen Menschenmengen laufen an mir vorbei. Jeder in seine eigenen Sachen vertieft, und die anderen um sich herum nicht beachtend. Jedoch ergeht es mir selbst nicht anders. In meinem Kopf schwirren noch die Worte des heutigen Unterrichts umher und bereiten mir leichte Kopfschmerzen. Wie immer wurde ich bisher schon zweimal angerempelt, weil die Leute immer der Meinung sind, auf ihr Handy gucken, oder sich in der Weltgeschichte umschauen zu müssen.
 

Ich hasse es, erst so spät aus der Uni zu kommen. Die Innenstadt ist mit Menschen überfüllt und es ist nur ein schleppendes Vorwärtskommen. Es ist auch schwer ein Café zu finden, in dem man ein wenig Ruhe hatte.

Bei dem Gemurmel der Leute und dem Klackern der Schuhe auf dem Boden, kann man nur schwer Gedanken fassen.

Schnell komme ich vom Unterrichtsstoff ab und bin wieder bei den üblichen Gedanken, welche nun seit einem Monat ständig die gleichen sind. Und das nur, weil mein Herz plötzlich der Meinung ist, für jemanden schlagen zu müssen. Aber das schlimme dabei ist, dass es mir sagen will, dass ich auf Männer stehe!
 

Vielleicht ist das ja aber nur eine typische Phase bei Jugendlichen. Ob man mit 19 noch jugendlich ist? Vielleicht bin ich nicht mehr ganz so jugendlich, aber es könnte ja sein, dass ich mit solchen Sachen einfach hinterher hänge.

Als Liebe würde ich die ganze Sache nicht bezeichnen, vielleicht eher als ein ungewolltes, ständiges Denken an ihn. Denn um jemanden zu lieben, gehören doch eigentlich Dinge, wie Zeit mit einander verbringen, Gespräche führen und so weiter, dazu. Und um ehrlich zu sein, habe ich nichts von diesen Dingen bisher mit ihm gemacht.

Alles was ich von ihm weiß ist, dass er etwa 21 ist und Herr Wirklich heißt.
 

Ähm ja… ich weiß, dass das nicht allzu viel ist, aber wie ich bereits sagte, ist das nur eine vorübergehende Phase, die ich durchmache.
 

Um die ganze Sache etwas verständlicher zu machen, werde ich euch kurz erzählen, wie unsere erste Begegnung verlief:
 

Wie immer kam ich spät aus der Uni und ging danach in ein Café in der Stadt, um möglichem Stress zu Hause vorerst aus dem Weg zu gehen. Jedoch wusste ich da noch nicht, dass so etwas aus einem einfachem Café Besuch entstehen würde.
 

Ich betrat das Café und setzte mich auf einen Platz, der etwas von den anderen Menschen, die dort waren, weg war. Bisher lief alles ganz normal. Aber auch nur, bis ich dann Bekanntschaft mit dem neuen Kellner machen musste.

Wie immer werde ich einen Kakao bestellen, doch als dann dieser gutaussehende junge Mann meine Bestellung entgegennehmen wollte, vergaß ich, was ich eigentlich bestellen wollte und nahm stadtdessen einen Kaffee.

Kaffee… eigentlich hasse ich dieses Zeug. Mein Gehirn hatte in dem Moment anscheinend einfach abgeschaltet.

Er brachte mir den Kaffee und dann warf ich einen kurzen Blick auf sein Namensschild. Herr Wirklich. Ein wirklich bescheuerter Name.
 

Mit ganz viel Milch und Zucker trank ich es trotzdem. Was hätte ich sonst auch machen sollen, ich hätte ja schlecht sagen können: „Tut mir Leid, eigentlich wollte ich einen Kakao bestellen, aber als Sie hier vor mir standen, hätte ich selbst meinen eigenen Namen nicht mehr buchstabieren können.“

Das würde bestimmt total gut kommen.

Ich bezahlte den Kaffee und machte mich dann auf den Weg nach Hause.
 


 

Wo ich die ganze Situation jetzt noch einmal so durchdacht habe, scheint mir eine vorübergehende Phase ziemlich unwahrscheinlich. Aber so wie ich mich kenne, werde ich das Ganze bestimmt in ein paar Tagen vergessen haben.

Gerade will ich mir noch mal meine Aufzeichnung der letzten Lesung anschauen, als ich unten meine Eltern lautstark diskutieren höre.
 

Im Wohnzimmer finde ich dann meine Eltern die mit meiner Schwester stritten. Mal sehen, was sie ihr wiedermal nicht erlauben wollen.
 

Meiner Meinung nach ist sie für ihre zarten 6 Jahre schon viel zu erwachsen. Dass ich da sein musste, wenn mein Vater hier zu Hause mal wieder seine Kollegen einlud zum essen, oder ähnliches war vielleicht sogar verständlich. Jedoch musste Emma das auch schon. Und am besten sollte sie sich benehmen wie eine Dame, dass das manchmal in heftigen Streiten endete ist wohl verständlich. Meine Mutter war auch nicht weniger streng.
 

„Das ist doch aber gar nichts für dich.“ Sagt meine Mutter und hantiert dabei mit einem kleineren Zettel umher, den sie mir dann fast ins Gesicht haut.
 

„Worum geht es denn?“ versuche ich, in Erfahrung zu bringen.
 

„Phillip.“ Emma klammert sich an meinem Bein fest. Ich streiche ihr über die blonden Haare, die sie wie ich von meiner Mutter geerbt hahtte. Sie hat mich jetzt seit Freitag nicht mehr gesehen, denn das Wochenende habe ich damit verbracht, noch meine restlichen Sachen aus unserem alten Haus zu holen.
 

Mein Vater hat hier einen besseren Job gefunden und so habe ich es nicht mehr so weit wie früher zur Uni. Aber es ist ja nicht so, dass mein Vater vorher nicht schon ausreichend verdient hat.
 

Der Grund warum Emma und ich das mitgemacht haben ist, dass, wie uns versprochen wurde, wir uns etwas wünschen dürfen. Ich ahnte jetzt schon, dass es um diesen Wunsch ging.
 

„Deine Schwester möchte Kunstunterricht nehmen.“
 

Wow. Das ist ja so schlimm. Meine Eltern sollten sich lieber freuen, dass meine Schwester solche Wünsche hat und nicht welche wie Barbies und ähnliches.
 

„Und was ist daran so schlimm?“
 

„Wir möchten nicht, dass unsere Tochter, die wohlbemerkt deine Schwester ist, sich mit so etwas auseinander setzt. Es wäre doch viel schöner, wenn sie Ballettstunden nehmen würde.“
 

Emma hasst Ballett. Ich kenne kaum ein kleines Mädchen, das lieber zeichnen und mit Farben arbeiten will, als eine kleine Ballerina zu werde.
 

„Sie kann doch eine Probestunde dort machen, wenn das geht. Ihr könnt euch noch einmal mit dem Kursleiter unterhalten, was denn da so gemacht wird und wenn es Emma gefällt, kann sie das doch ruhig machen.“
 

„Nein, sie soll Ballettstunden nehmen und damit basta “ Mein Vater ist ein totaler Sturkopf.
 

„Bitte.“ Wer kann einem so süßem, kleinem Kind schon wiedersprechen? Bis auf meinen Eltern natürlich.

So geht diese Diskussion etwa eine Halbestunde, bis ich meine Eltern dazu bringe, dass Emma eine Probestunde machen kann und dann vielleicht sogar an dem Kunstkurs teilnehmen darf, aber das auch nur, wenn sie trotzdem die Balletstunden nimmt und sich nichtmehr dagegen sträubt.
 

Die Konsequenz für mich ist jedoch, dass ich Emma dann immer abholen musste. Das jedoch soll nicht das Problem daran werden.
 

Ich nehme mir den Zettel mit den Informationen und der Telefonnummer. Als ich dann die Nummer gewählt habe und nach etwa dreimal Piepen am andere Ende abgenommen wird, bleibt mit die Spucke im Halse stecken.

Konnte es sein, konnte es tatsächlich sein, dass dieser Mann sich gerade mit Herr Wirklich gemeldet hat?



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