Zum Inhalt der Seite

Das bewegte Leben der Lady Oscar

Warum sie zu einer stolzen Rose wurde
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Das vorzeitige Ende einer unbeschwerten Kindheit

So vergingen die Jahre, in denen Oscar wie ein Junge erzogen wurde. Sie bekam im Alter von 5 Jahren einen Spielgefährten namens Andre. Er war der Enkel ihrer Amme Sophie. Und nur ½ Jahr älter als sie. Von dem Tag an war er an ihrer Seite. Sie ritten zusammen über die Felder und erkundeten unbekanntes Gebiet, sie übten sich im Fechten und stellten viel Unsinn an. Oscar hatte viele Freiheiten, die sie in allen Zügen genoss. Sie war ein sehr fröhliches, ungezwungenes Kind und sehr temperamentvoll, versuchte immer ihren Kopf durchzusetzen. Bei Andre, Sophie und ihrer Mutter klappt es fast immer, nur bei ihrem Vater stieß sie an ihre Grenzen.

So wie im Jahre 1767. Es war ein herrlich warmer Sommertag im August. Oscar war 11 ½ Jahre alt und kam gerade von einem Ausritt mit Andre zurück.

„Oscar, komm sofort in mein Arbeitszimmer. Ich habe etwas mit dir zu besprechen“ rief der General von seinem Balkon.

„Ich komme sofort Vater“ antwortete Oscar und schaute zu Andre. Auch ihm war nicht entgangen, dass der Ton des Generals anders war als sonst. Oscar übergab Andre die Zügel ihres Pferdes, lächelte ihn an und rannte ins Haus hinauf zum Zimmer des Generals. Die Tür stand bereits offen und der General bemerkte sie noch, bevor sie etwas sagen konnte.

„Setz dich mein Kind. Ich habe dir etwas Wichtiges mitzuteilen.“

Oscar setzte sich voller Unbehagen auf einen Stuhl. //Irgendwas stimmt hier nicht. Er ruft mich doch eigentlich nur in sein Arbeitszimmer, wenn ich wieder was angestellt habe. Und dann ist er nicht so ruhig wie jetzt. Was hat das nur zu bedeuten?// Nach einer kleinen Pause sprach der General weiter.

„Kind, du wirst morgen für einige Zeit verreisen. Es war mir möglich einen Platz in der Offiziersschule in Lille für dich zu bekommen. Ich selbst habe in Lille auch meine Ausbildung absolviert. Dort wirst du alles Nötige lernen, um deinen späteren Posten als Offizier am Hofe zu unserer Zufriedenheit zu erfüllen.“ Oscar saß auf ihrem Stuhl mit leicht geöffneten Mund. Plötzlich färbte sich ihr Gesicht rot und sie begann laut zu werden „Vater das könnt ihr nicht machen. Ihr könnt mich nicht einfach wegschicken. Ich will hier nicht weg. Hier bin ich zu Hause. Wenn ihr wünscht lerne ich noch mehr, aber ich werde hier nicht weggehen.“

Oscars Entschlossenheit sich gegen die Entscheidung ihres Vaters zu stellen hörte man aus jedem ihrer Worte heraus. Der General verzog sein Gesicht.

//Wie konnte ich nur glauben, dass sie sich nicht gegen meine Entscheidung stellen würde?!//

„Oscar mein Kind. Es ist nur zu deinem Besten. Ich werde nicht mit dir darüber diskutieren. Es ist mein Wille und so wird es geschehen.“

Oscar rutschte von ihrem Stuhl, stellte sich aufrecht hin und wollte gerade in ihrer temperamentvollen Art und Weise etwas erwidern „aber ich…“ weiter kam sie nicht. Der General ohrfeigte sie und Oscar fiel zu Boden.

Er schrie sie an: „es gibt keine Widerworte. Du fährst dort morgen hin egal ob es dir passt oder nicht. Wage es ja nicht meine Entscheidungen in Zweifel zu ziehen.“

Oscar war vollkommen perplex. Ihr Vater war zwar immer sehr streng mit ihr, aber noch nie hatte er die Hand gegen seine eigene Tochter erhoben.
 

Der Disput war so laut, dass jeder im Haus es hören konnte. Madame de Jarjayes eilte in das Arbeitszimmer ihres Gemahls und sah Oscar am Boden liegen. Oscar fasste sich mit der Hand an die linke Wange, die vor Schmerz brannte. Ihre Mutter trat auf sie zu, wurde jedoch vom General aufgehalten.

„Emilie, lass sie in Ruhe. Sie hat die Ohrfeige mehr als verdient.“

„ Aber Reynier wie konntest du nur deine Tochter schlagen?“ Madame de Jarjayes stand erschrocken vor ihrer Tochter und blickte ihren Gemahl fassungslos an.

Der General wurde wieder lauter und schrie seine Gemahlin an „ich dulde es nicht das meine Entscheidungen in diesem Haus in Frage gestellt werden. Weder von meiner Tochter noch von dir Emilie. Haben wir uns verstanden?!“

Ohne eine Antwort abzuwarten verließ der General tobend das Zimmer und begab sich in den Salon. Madame de Jarjayes wandte sich zu ihrer Tochter.

„Mein Kind was ist denn passiert? Wie konntest du deinem Vater widersprechen?“ Oscar weinte nicht, dafür war sie zu stolz. Sie drehte sich um und blickte ihrer Mutter ins Gesicht. „Wie könnt ihr mich nur wegschicken?“ In ihrem Ton war Wut, aber auch Trauer zu hören. Oscar konnte nicht begreifen, warum sie auf eine Offiziersschule sollte. //Ich wurde von Anfang an zu Hause ausgebildet. Warum sollte ich jetzt weggehen?// Emilie konnte nicht fassen, was sie da hörte. Oscars Worte und Blicke bohrten sich in ihr Herz.

„Aber mein Kind, das ist nicht wahr. Wir schicken dich nicht weg. Wie kommst du auf so eine Idee?“ Sie wusste nichts von den Plänen ihres Mannes. Emilie wollte Oscar in die Arme nehmen, diese wehrte sich jedoch gegen die Umarmung und rannte aus dem Zimmer. Zurück blieb eine bestürzte Madame de Jarjayes.
 

Oscar rannte in den Stall, wo Andre die Pferde versorgte. Dieser hatte von dem Streit mit ihrem Vater nichts mitbekommen, jedoch sah er ihre gerötete Wange. „Oscar, was ist denn passiert?“ er bekam keine Antwort. Sie nahm nur ihr Pferd, stieg auf dessen Rücken und ritt so schnell wie möglich los. Andre blieb verwirrt zurück.

//Was ist denn nur passiert? Vorhin war sie doch noch so gut gelaunt! Sollte ich ihr folgen?!// Diesen Gedanken verwarf er gleich wieder. Er wusste es hätte keinen Zweck, denn Oscar fühlte sich immer sehr schnell gedrängt. So entschied er erst einmal abzuwarten.

//Wer weiß was sie wieder für einen Blödsinn angestellt hat?! Oh je, ich hoffe ich bin nicht auch daran beteiligt?!//
 

Oscar ritt über die Felder und durchquerte kleine Wälder. Erst nach langer Zeit wurde sie langsamer und konnte wieder einen klaren Gedanken fassen.

//Wieso macht Vater das? Ich habe doch immer so fleißig gelernt und geübt!// Ihre Augen schimmerten glänzend. Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkeln. Sie versuchte es zu unterdrücken, aber es gelang ihr nicht.

//Ich will nicht weg. Ich habe meine Familie doch so gern und Andre ist mein bester Freund. Mit wem soll ich denn sonst den ganzen Tage spielen?//

Oscar kam auf einen kleinen Bach zugesteuert. Sie stieg vom Pferd ab und trat an den Bach heran. Ihre Tränen, die ihr auf den Wangen herab liefen tropften ins Wasser und bildeten Kreise, die in der Weite des Wassers verebten. Sie schaute in ihr Spiegelbild und dachte nach. Plötzlich schlug sie mit der Faust ins Wasser.

„Das bin ich nicht. Ich bin kein Mädchen, das einfach so heult. Ich muss mich zusammenreißen!“ sagte sie wütend zu sich selbst.

Mit ihren Ärmeln wischte sie sich die Tränen vom Gesicht.

//Ich werde es schon schaffen. Vater soll schließlich stolz auf mich sein.//

Mit diesen Gedanken setzte sie sich ans Ufer, schloss die Augen und dachte an die schönen Zeiten mit Andre am See und beim Ausreiten.

//All dies wird ab morgen nur noch selten sein.//

Und wieder huschte eine Träne über die Wange.
 

Zur selben Zeit auf dem Anwesen der Jarjayes. Im Salon saß der General mit einer Flasche Rotwein und versuchte seinen Zorn damit zu besänftigen.

// Wie kommt diese freche Göre nur dazu Widerworte zu haben. Es ist unglaublich. Jeder andere Sohn würde sich über diese Möglichkeit freuen und auf ewig dankbar sein. Ich habe sie zu sehr verzogen.//

Madame de Jarjayes betrat den Salon, ging auf ihren Gemahl zu und legte eine Hand auf seine Schulter.

„Liebster, was genau ist denn vorgefallen? Oscar behauptet wir würden sie wegschicken!“

„Emilie ich habe vor Oscar morgen nach Lille zur Offiziersschule zu schicken. Sie wird dort eine 3 ½ Jährige Ausbildung absolvieren, sodass sie für ihren zukünftigen Posten am Hofe bestens vorbereitet ist“ sagte er fest entschlossen. „Aber Reynier warum habt ihr mir davon nichts gesagt?! Ich dachte ihr wolltet Oscar zu Hause ausbilden. Wie kommt auf einmal der Sinneswandel?“

Der General erhob sich, der Zorn stieg wieder in ihm auf und er schrie sie an „ich dulde keine Widerworte und ich werde mich auch nicht rechtfertigen. Haben wir uns verstanden?!“

Madame de Jarjayes war so geschockt von der Reaktion ihres Mannes, dass sie weinend mit der Hand vor dem Mund aus dem Salon in ihr Zimmer rannte.

//Wie kann er mir nur mein noch einzig verbliebenes Kind wegschicken ohne mich zu fragen?!// Mit diesen Gedanken schloss Emilie sich in ihrem Gemach ein.

Sophie und auch Andre hatten alles mitbekommen. Fassungslos standen sie an der Tür des Salons.
 

Am frühen Abend war Oscar immer noch nicht zurück. Die Stimmung des Generals nahte sich dem eisigen Tiefpunkt. Wenn sie bis 20Uhr nicht wieder zurück ist, wird er seine Soldaten losschicken um sie zu suchen und dann hätte es für Oscar ernsthafte Konsequenzen. So beschloss Andre sich auf die Suche nach seiner besten Freundin zu machen. Er war sehr besorgt um sie.

//Wie kann ihr Vater sie nur wegschicken? Was soll ich denn bloß ohne Oscar tun? Oh Oscar ich kann mir vorstellen wie du dich jetzt fühlst!//

Seine Suche begann er an dem See, an dem sie oft Stundenlang spielten. Nach und nach sucht er jede Stelle ab, wo sie sich öfters aufhalten, aber es war keine Spur von Oscar zu sehen.

//Oh Oscar, wo bist du nur?//

Nach weiteren endlosen Minuten entdeckte Andre einen Reiter der auf ihn zukam. Bei genauerem betrachten erkannte er seine Oscar. Er ritt auf sie zu.

„Oh Oscar, ich habe mir Sorgen gemacht. Dein Vater wartet schon ungeduldig auf dich. Er scheint sehr aufgebracht über dein längeres Verschwinden zu sein.“

Er betrachtete sie und wartete auf eine Reaktion, diese blieb jedoch aus.

„Was ist los mit dir Oscar?“

„Was soll schon los sein, alles ist in Ordnung!“ blaffte sie ihn an und ritt nach Hause.

Andre folgte ihr ohne noch ein Wort zu sagen. Er verstand ihre Verhaltensweise nicht.
 

Nachdem Oscar am Anwesen angekommen war entschuldigte sie sich bei ihrem Vater und dankte ihm für die Möglichkeit auf eine Offiziersschule gehen zu dürfen. Der General erläuterte ihr noch die Einzelheiten. „Du wirst für 3-3 ½ Jahre dort hingehen. Im Sommer kommst du für 2 Monate nach Hause. Im Winter über Weihnachten und Neujahr. Oh Oscar ich bin froh, dass du deinen Fehler eingesehen hast und die Chance ergreifst. Mach deiner Familie keine Schande und gib dein Bestes.“ Mit diesen Worten ließ er Oscar im Salon zurück.
 

Hätte der General gewusst was noch alles passieren würde, wäre seine Entscheidung vielleicht anders ausgefallen. Dies sollte er aber erst Jahre später erfahren.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  dorisbuffy
2011-10-23T23:28:34+00:00 24.10.2011 01:28
hey!! ich muss sagen ich finde es schon mal sehr interessant deine fanfic klingt schon sehr spannent. und von der kinfheit ist immer schön was zu lesen da stimme ich meiner vorgängerin zu! wenn oscar zur militärschule geht wird es noch intressanter weil sie ja ein mädchen ist und das alles!!

hoffe es geht bald weiter.

ich freu mich drauf
ganz liebe grüße
dorisbuffy

Von:  _Lucrezia_
2011-10-23T21:00:41+00:00 23.10.2011 23:00
Dafür das es deine erste FF ist finde ich sie sehr gut.
Auch von der Wortwahl her und es ist schön auch mal etwas mehr aus O&A Kindheit zu erfahren ;)
Ich bin mal gespannt, was Oscar so alles auf der Militärschule erlebt ^^


Zurück