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Heartbreak Hotel

Liebe und anderer Scheiß!
von

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Kapitel 7

Meine Kapitel werden immer länger o__O

Ich hoffe dieser Teil ist nicht zu holprig geworden... T_T mir kommt es nämlich so vor...

Wer Verbesserungsvorschläge hat, kann mich gerne ansprechen.
 

Vielen lieben Dank euch allen fürs Lesen, sowohl an die kommentierenden, als auch die nicht kommentierenden :)

Ich hoffe die Story bereitet euch weiterhin so viel Freude wie mir!

Bis zum nächsten Kapitel! <3
 

(P.S.: lässt es sich mit Absätzen angenehmer lesen? Dachte ich versuchs mal...)
 

Eure Cait
 


 


 

Es war kurz nach neun, als ich mit der Arbeit fertig war.

Ich verabschiedete mich noch von den anderen Kellnern und verließ das Restaurant. Draußen war es dunkel und ich war einfach nur müde.

Wenigstens bekam ich die Überstunden ausgezahlt, aber zudem hatte ich auch richtig Glück gehabt, dass ich an diesen Job gekommen war.

In einem Edelrestaurant bekam man sattes Trinkgeld, also konnte ich ganz gut von der Kohle leben. Aber ich hatte Sam, meinem Kumpel dem die Bar gehörte in der ich zwischendurch aushalf, für heute Abend noch zugesagt.

Ob ich es schaffen würde war auch noch eine Frage. Ich war so müde, doch versprochen war eben versprochen, ich konnte ihn nicht einfach hängen lassen.

So machte ich mich also auf den Weg.

Langsam schlenderte ich über den Domplatz, Richtung U-Bahn Station. Und während ich hier so lang lief, überkam mich die Erinnerung an den Moment, als ich Lukas hier absetzen wollt.
 

Das war noch vor Weihnachten gewesen und jetzt hatten wir fast April.

War das wirklich bald schon ein halbes Jahr her…?

Unwillkürlich blieb ich stehen und blickte hoch zum Dom. In der Dunkelheit ragte er hell erleuchtet und gefährlich in den Himmel hinauf, die beiden Spitzen wie in einer stillen Drohung gen Himmel gerichtet, wobei ihn die Schatten noch furchteinflößender aussehen ließen.

Heute an Freitagabend war es hier mindestens so belebt wie an Weihnachten, als hier noch der kunterbunte und farbenfroh leuchtende Weihnachtsmarkt den Dom umzingelt hatte. Die kleinen Hütten in all ihrer Pracht, die den Menschen Wärme gespendet hatte waren fort und der Dom stand wieder alleine hier.

Manchmal wirkte er genauso trostlos wie ich selbst.

Langsam glitt meine Hand in meine Tasche. Ich blickte mein Handy an.

Keine Nachrichten, keine Anrufe, kein gar nichts…

Sollte ich ihn anrufen…? Irgendwie fehlte Chris mir so sehr.

In der Uni hatte ich ihn heute auch nicht gesehen.
 

Das letzte Mal hatte ich so richtig mit ihm gesprochen, als sie vor zwei Tagen bei mir zuhause gewesen waren, zusammen mit Lukas.

Verblüfft und völlig ungläubig starrte ich auf mein Handy, es begann zu klingeln, noch während es in meiner Hand lag.

Es war Chris.

Ich konnte es nicht unterdrücken, aber ich begann zu lächeln.

Mir wurde sogar warm ums Herz, dieser Idiot… konnte er etwa Gedanken lesen?

„Was grinst du so breit?“, fragte Chris direkt, was mich noch mehr verwirrte. „Wenn du da weiter so blöde vor dem Dom rumstehst und so vor dich hin grinst, lasse ich dich einweisen!“

Automatisch fuhr mein Kopf herum, ich suchte nach ihm. War er hier irgendwo? Der sah mich doch!
 

„Noch ein bisschen weiter nach rechts… nein links! Noch ein bisschen… noch was… ja ja… gleich… uuuund… Bingoo!“ Ich lachte mit Chris zusammen, dieser Idiot!

Gerade eben war meine Laune so betrübt gewesen, doch kaum hörte ich seine Stimme, ging es mir wieder besser.

Da sah ich ihn, er hatte die eine Hand am Handy, den anderen Arm hatte er ausgestreckt und winkte mir zu.

Ich legte auf und lief wie ein glücklicher kleiner Junge auf ihn zu.

„Chris!“, rief ich und als er mich sah lächelte er milde.

„Na, warst du einsam?“, fragte er mit einem süßen grinsen und wuschelte mir durch das Haar, wofür ich ihm leicht in den Bauch boxte. „Sag mir lieber wo du heute warst!“, knurrte ich.
 

Chris hörte jedoch nicht auf zu grinsen. „Also hab ich dir gefehlt.“, brummte er zurück und funkelte mich aus seinen grünen Augen an.

Ich wusste genau, was dieser anklagende Blick sollte… aber ich sagte nichts.

Du bist selber schuld, tu was gegen deine Dummheit!

„Ich bin heute mit meinem Harem unterwegs gewesen.“, sagte er und nickte leicht in die Richtung, aus der sich zwei Gestalten näherten. Beladen mit roten Pappbechern und kleinen Papiertüten kamen direkt auf uns zu.

„Juan!“

Das bildhübsche Mädchen mit dem langen dunkelblonden Haar und den schönen blauen Augen war Elisa, die Freundin von Chris.

Der beige Schal verbarg fast vollkommen ihr leicht rundliches Gesicht. Dass ihre Wangen allerdings vor Kälte leicht errötet waren, sah ich genau.

Sie grinste mich süß an wie immer, das Mädchen war die Frohnatur schlechthin. Alles an ihr strahlte, ihre Augen, ihre Art. Es war nicht gemacht, sondern echt.
 

Und genau das war es immer gewesen, was ich an ihr sehr geschätzt hatte. Ihre Aufrichtigkeit und der warme Glanz in ihren Augen, wenn sie Chris ansah.

Anfangs hatte ich sie ja vergraulen wollen, denn ich hatte so meine Probleme damit gehabt Chris mit jemandem zu teilen. Aber sie war wohl das Beste, was diesem Idioten passieren konnte.

„Schön dich zu sehen!“ Sie umarmte mich und grinste zu mir hoch. „Gut siehst du aus!“

Ich grinste zurück, wollte gerade antworten, aber da sah ich Lukas neben ihr stehen.

Auch er war warm eingepackt. Seine rehbraunen Augen sahen mich lange an. „Hi.“, sagte er dann schließlich.

„Hi…“, erwiderte ich und konnte im ersten Moment meinen Blick nicht von ihm wenden. War er schmaler geworden?
 

„Wir wollten gerade heim fahren und haben uns noch was vom Coffee Shop geholt. Willst du auch was haben? Hier, ein Double chocolate Muffin! Die magst du doch so gerne!“ Sie zog einen Muffin heraus und bevor ich protestieren konnte, drückte sie ihn mir in die Hand.

Erst reagierte ich nicht.

„Juan…?“, fragte sie besorgt.
 

Langsam blickte ich auf und sah zu Chris. Und irgendwas flehendes muss in meinem Blick gelegen haben.

„Ich fahr die beiden nachhause, dann komm ich zu dir, okay?“, sagte er und lächelte mich so sanft an, wie er es noch nie getan hatte.

Aber ich hatte auch nie das Verlangen nach seiner Nähe so dringend verspürt wie heute.

„Ich hab Sam versprochen, dass ich ihm heute aushelfe…“, antwortete ich, obwohl ich mir nichts sehnlicher gewünscht hätte, als Chris mitzunehmen.

Denn langsam begann ich mich unwohl zu fühlen, ich spürte Lukas‘ Blicke auf mir, aber ich sah ihn nicht an. Zu groß waren meine Schuldgefühle.
 

„Wir können doch alle mitkommen!“ Elisa hakte sich sofort bei mir ein und klopfte mir sanft auf die Schulter. „Oder? Ich will auch noch gar nicht nachhause!“, beschwerte sie sich bei Chris, sah aber Lukas dabei an.

Dieser schien wohl nur mit den Schultern zu zucken.

„Dann lasst uns gehen! Wo war der Laden nochmal? Am Neumarkt, oder? Los geht’s! Und du, iss deinen Muffin, du siehst aus als würdest du jeden Moment aus den Latschen kippen!“ Sie lachte mich so lieb an, dass ich einfach automatisch mit lächeln musste.
 

Allerdings wusste ich nicht so recht was ich fühlen sollte… war ich glücklich, dass ich nicht mehr alleine war oder sollte ich mich unwohl fühlen, weil Lukas dabei war?

Chris grinste mich an, als seine Freundin mich verschleppte, er selbst folgte mir langsam mit Lukas.

Mir fiel ein Stein vom Herzen.

Mit Elisa zu reden fiel mir so unglaublich leicht, zum ersten war sie sowas wie Chris in weiblich und zum zweiten war sie so ungezwungen, dass ihre Art schon fast befreiend wirkte. Besonders nach all diesen schwarzen Wolken, die um meinen Kopf herum tanzten.
 

Was sie genau wusste, konnte ich nur ahnen. Aber vermutlich hatte sie schon alles mitbekommen, dennoch verhielt sie sich mir gegenüber völlig normal, wofür ich genauso dankbar war.

In der U-Bahn standen wir alle dicht beieinander. Ich hielt mich oben an der Stange fest und ehe ich mich versah, fand ich Lukas vor mir wider, als die Bahn etwas schärfer abbremste. Gerade noch rechtzeitig konnte ich ihn festhalten, bevor er polternd durch den Wagon geschleudert wurde.

„Sorry…“, murmelte er und schaffte es sich schnell einen Halt zu verschaffen.

Er blickte jedoch sofort zur Seite, also sah ich in die andere Richtung. Ohne, dass ich es bemerkte, seufzte ich schwer.
 

Wie ich mich ihm gegenüber nunmehr verhalten sollte, wusste ich selbst nicht. Und wenn er so distanziert war, dann war ich es auch automatisch.

Ich fühlte mich unwohl und zum ersten Mal wohl wirklich unbeholfen.

Wäre es jemand anderes gewesen, wäre er mir am Arsch vorbei gegangen, ich hätte ihm einen Tritt verpasst und ihn aus meinem Leben geworfen.

Aber Lukas… hielt meine Zügel fest in seinen Händen. Und ich hatte mich ihm ergeben.

Ein Seitenblick auf Chris verriet mir, dass er meine Gedanken las, denn der Hund grinste so breit, dass es ihm bald sicher das Maul zerriss.

Schnell versteckte er das Gesicht im Haar seiner Freundin, um meinen Blicken auszuweichen.
 

Im Laden selbst war es brechend voll. Die Stimmung war wie immer heiter und ausgelassen.

Die Bar war nicht sehr groß, doch sie war ziemlich beliebt. Sam hatte sie Lounge mäßig eingerichtet, die Farben Bordeaux und schwarz dominierten dabei. Die Beleuchtung war wie in jeder anderen Bar schwach und konnte im Rausch des Alkohols recht betörende Auswirkungen auf die Gäste haben. besonders junge Leute zog es oft hierher.

Der Türsteher klopfte mir auf die Schulter, ließ uns mit einem Kopfnicken eintreten.

Wir mussten uns durch die Menge nach vorne quetschen, da es noch früh war, waren selbst noch die jüngeren unterwegs.

Die Musik war laut, man konnte sich gerade noch so zur Bar durchquetschen, zwischen all den tanzenden Menschen, aber die Stimmung war fantastisch und sobald man rein kam wollte man automatisch mit tanzen.
 

Von der Bar her winkte Sam mir auch schon zu.

„Setzt euch hier rüber!“ Ich winkte die anderen zu mir, als ich fast an der Bar angekommen war, daneben war eine der etwas höher gelegenen, gepolsterten Ecken mit ein paar Hockern frei.

Hinter dem Tisch zierte eine gewaltige Nachtansicht des Doms die Wand, durch zusätzliche Beleuchtung war der Tisch also am auffälligsten.

Ich verschwand kurz hinten und zog mich schnell um, Sam hatte immer zusätzliche Klamotten hier bereit. Ein schwarzes Hemd über meiner Jeans, die ersten zwei Knöpfe ließ ich geöffnet.

Die schwere Kellnerbrieftasche hing ich mir samt Halfter an den Gürtel, steckte noch schnell den Bestellblock ein. Wenigstens waren diese Mistdinger elektronisch, sonst würde ich wohl mit meinem eigenen Gekritzel kaum zurechtkommen.
 

Schnell noch durchs Haar wuscheln, bisschen hier und da zupfen und es ging los!

Als ich aus dem kleinen Raum hinter dem Büro heraus trat, das sowohl als Umkleide und Abstellkammer zugleich herhalten musste, sah ich Sam schon an dem Tisch der anderen stehen.

Er grinste, als ich dazu kam.

Sam, eigentlich Samuel, war ein gutaussehender Bursche, der den nötigen Verstand und auch ein bisschen das Geld aufgetrieben und hier diesen Laden eröffnet hatte.

Sein Haar war dunkelblond, seine Augen strahlten in einem tiefen Braun, umgeben von dichten, langen Wimpern.
 

Anfang dreißig war er, verheiratet und hatte Frau und Kinder zuhause. Ein echtes Arbeitstier mit einem schönen, geordneten Leben. So kannte ich ihn zumindest.

Trauriger Weise überragte er mich ein kleines Stück, auch im Aussehen konkurrierten wir, doch während ich wohl die dunkle Schönheit darstellte, war er meine blonde, hellere Version.

Sam packte mich und zog mich fest an sich.

„Ein Prachtkerl bist du, ich danke dir!“ Er knutschte mich auf die eine Wange, auf die andere schlug er leicht mit der flachen Hand.

Chris lachte. „Verwöhn diesen Idioten nicht zu sehr, der ist nicht deinetwegen hier, sondern wegen der Kohle!“
 

Autsch… Das tat weh!

„Ey, das ist doch gar nicht wahr! Außerdem bekomme ich kaum was von diesem Geier! Ich arbeite quasi umsonst!“ Mit dem Finger zeigte ich auf Sam, der mich entrüstet anstarrte. Dann drückte sein Arm noch fester zu, presste sich um meinen Hals und würgte mich.

„Was fällt dir ein! War ich nicht immer wie ein Bruder für dich da?!“

„Eher wie mein Bewährungshelfer!“ Ich lachte und tauchte in die Menge ab, um seinem Arschtritt zu entkommen.

Selbst Lukas hörte ich hinter mir lachen und für mich war es wohl ein erlösender Moment, nach dem ich mich schon länger gesehnt hatte.
 

Ein winziger Teil meiner inneren Ruhe kehrte zu mir zurück und ich schaffte es ein wenig lockerer zu werden. Dass meine Schultern völlig verspannt gewesen waren, merkte ich erst, als sie leicht hinunter sackten.

Eigentlich begann der Abend ganz hinreißend, ein paar Mädels machten mir schöne Augen, besonders eine Gruppe die schräg gegenüber von meiner eigenen lag, doch ich hatte kein sonderlich großes Interesse.

Ich stand kurz an der Bar, nahm die Getränke entgegen und lud sie auf mein Tablett, als mir jemand „Hi“ ins Ohr rief.
 

Es war ein Mädchen… und ein ziemlich aufgetakeltes noch dazu. Und ich glaubte ihr schon mehrere Drinks gebracht zu haben, die gehörte doch zu jener Gruppe?

Ihr langes gebleichtes Haar war hochgesteckt, ob die Wimpern echt waren konnte ich nicht genau beurteilen, ebenso wenig wie das Volumen ihrer Oberweite, das sie in ein schwarzes trägerloses Top gequetscht hatte, das gleichzeitig ein ziemlich knappes Kleid darstellen sollte.

Hübsch war sie, keine Frage.

Sie beugte sich rüber und legte die Arme auf den Tresen, dabei presste sie ihre Brüste so fest zusammen dass sie sich bald fast entblößten.
 

Gelangweilt wandte ich den Kopf ab. „Hi“, erwiderte ich nur und nahm mein Tablett. Schnell balancierte ich die Getränke aus und wollte gerade wieder abtauchen, da berührte sie mich am Arm.

„Sag mal gibt’s eine Möglichkeit sich kurz mit dir zu unterhalten?“, fragte sie mich aber ich grinste nur verwegen.

„Hat nicht gerade den Anschein, oder?“, erwiderte ich und sah zu, dass ich Land gewann.

Seltsam aber seit Lukas hatte ich wirklich bei Frauen keine Erektion mehr gehabt. Früher hätte ich sie vermutlich notgeil angesprungen, aber ich empfand… nichts!

Rein gar nichts!
 

Sie war heiß, aber das war’s auch schon.

Auf dem Weg zurück zur Bar fing mich Chris ab.

„Hey, wir hätten gern noch ein paar Cocktails, junger Mann!“, knurrte er laut und schwenkte sein leeres Glas.

Lukas hatte erst einen Fruchtcocktail getrunken, ohne Alkohol und hing tiefer als nötig in der Karte.

Elisa bestellte zum dritten Mal das gleiche und wirkte schon recht angeheitert, lachte jetzt schon etwas mehr als sonst. Fremde hätten den Unterschied wohl kaum erkennen können.
 

„Du magst doch Früchte?“, fragte ich Lukas und er sah noch immer nicht auf, auch nicht als ich dicht neben ihm stand.

Er nickte nur schwach.

„Magst du Kokosnuss?“, hakte ich weiter nach und langsam aber sicher fand ich sein Verhalten heute etwas seltsam.

Wieder nickte er und sah leicht zu mir auf.

Aber ich tat als wäre nichts und grinste ihn nur an, drückte mit dem Finger die Karte von seiner Nase weg, auf den Tisch. „Dann probier das hier. Coconut Dream, sehr lecker und ohne Alkohol.“
 

Dann fiel mir allerdings was ein. Lukas war noch keine achtzehn und es war kurz vor zwölf.

„Hör mal, wenn der Türsteher dich auffordert das Lokal zu verlassen, sag dass du mit mir hier bist.“

Statt von ihm eine Antwort zu bekommen, bekam ich sie von Chris.

„Nicht nötig!“, rief er und grinste noch immer so breit und dreckig, wie den ganzen Abend schon.

„Wie?“, fragte ich und hob eine Augenbraue.

„Lukas, zeig ihm mal deinen Ausweis!“, forderte Chris ihn auf aber Lukas schüttelte wild den Kopf.

Was war denn hier los?

Chris griff hinter Elisa rüber und packte Lukas, der sich wehren wollte, aber er war Chris nicht gewachsen.
 

Elisa lachte und versuchte Chris zurück zu drücken. „Jetzt lass ihn doooch!“, rief sie.

Aber jetzt war auch meine Neugier geweckt worden.

Ich packte Lukas mit einem Arm und angelte nach seiner Geldbörse in seiner Gesäßtasche.

Deutlich spürte ich seine Wärme und seinen fruchtigen Atem, der mir leicht gegen die Wange strich.

„Nein!! Gib her!!“

Mein Griff war allerdings so fest, dass er sich kaum lösen konnte, egal wie sehr er sich wehrte.

Mit einer Hand schaffte ich seinen Ausweis hervor zu holen und schielte darauf.

Das Datum stach mir mitten ins Auge.

Es war das heutige Datum, vor genau achtzehn Jahren.
 

„Du hast Geburtstag?!“, rief ich und starrte die beiden vorwurfsvoll an. „Warum hat mir das keiner gesagt?!“, beschwerte ich mich laut und schlug Lukas sein Portemonnaie auf den Kopf.

Nochmal blickte ich kurz auf die Uhr.

Viertel vor…

Er hatte nur noch eine Viertelstunde Geburtstag…!

Chris zuckte mit den Schultern und nahm einen tiefen Zug mit seinem Strohhalm.

„Weil Lukas das nicht wollte.

Deswegen war ich auch nicht in der Uni, wir waren im Kino und was essen.“

Und obwohl das eigentlich völlig normal sein sollte, fühlte ich mich wieder so ausgeschlossen. War ich denn ein so schlechter Kerl…?
 

Elisa sah mich todtraurig an, wusste wohl auch nicht genau was sie dazu sagen sollte.

Ich gab Lukas seine Geldbörse zurück, nickte nur schwach und kaute auf meiner Unterlippe. „Dann Happy Birthday und ich hoffe ich mal, dass ihr Spaß hattet.“

Also so gemein war noch nicht einmal ich, oder?

War Lukas deswegen die ganze Zeit so komisch? Hatte er jetzt Gewissensbisse, nachdem er mich gesehen hatte oder was?

Mir doch egal, ich war doch kein Kleinkind.

„Ihr seid solche Idioten!“, hörte ich Elisa die beiden ankeifen.

Es machte mir nichts aus. Wirklich nicht.

Bildete ich mir zumindest ein.
 

Aber das Ganze lag mir dann doch noch schwerer im Magen, als ich es zugeben wollte.

Das Mädchen von vorhin war wenigstens abgehauen, auch der Tisch war leer.

Irgendwie war das ganz und gar nicht mein Tag heute.

Und da bahnte sich auch noch der nächste Mist an. Zwei Arme schlangen sich um mich und zwei Lippen klebten in meinem Nacken.

„Hey! Sieht man dich hier auch mal wieder?!“

Die nervige Stimmte erkannte ich sofort. Frederic. Auch das noch…

Das käseweiße Gesicht wurde von seltsam aussehendem, rötlichem Haar umrahmt. Er hatte seine schwarze Haarfarbe ja relativ schnell abgeworfen.

Er trug ein nicht ganz so hübsches Shirt in blassrosa, mit weißen Tribals auf den schmächtigen Schultern.
 

Nur mit Mühe konnte ich mich ihm entziehen.

„Ich arbeite, also pflanz dich irgendwo hin!“

Doch der dachte im Traum nicht daran. Er lachte unverschämt, als hätte ich irgendetwas Witziges gesagt und bestellte sich an der Theke ein Getränk, nicht ohne dabei den Arsch so provokant auszustrecken.

Frederic war eine Art Stammgast, denn Sam erzählte mir, dass er jedes Wochenende hier auftauchte, um nach mir zu fragen.

Auf jeden Fall aber war meine fröhliche Stimmung flöten gegangen und ich schleppte mich durch die nächsten zwei Stunden.
 

Frederic blieb natürlich, tanzte aufreizend und hielt kaum still. Flüssig und sinnlich wirkten seine Bewegungen auf die Menschen und es gab nicht nur Mädels, die darauf ansprangen.

Und Frederic genoss die ganze Aufmerksamkeit.

Chris und die anderen hatte er schon längst entdeckt, das bemerkte ich jedes Mal an den Blicken, die er Lukas zuwarf, wenn er mir zu nahe kam.

Ständig begrabschte er mich und langsam aber sicher wurde ich wütend, die Situation begann mich zu stressen.

Als ich schließlich kurz Pause machte, packte ich Frederic auf der Tanzfläche und zerrte ihn mit mir in den schmalen Gang, der zu den Toiletten führte.

Dort rammte ich ihn an den Schultern leicht gegen die Wand.
 

„Jetzt hör mir gut zu!“, knurrte ich und starrte ihn wütend an.

Frederic aber sah mit leuchtenden Augen zu mir auf, er war schon ordentlich angetrunken.

„Ich steh nicht auf dich und ich hab auch keinen Bock mehr auf dieses Affentheater! Also hör auf mit dem Scheiß, langsam reißt mir wirklich der Geduldsfaden!“

Dass dieser Idiot irgendwie kaum zuhörte, merkte ich an seinen Blicken. Seine Hände wollte mich wieder berühren, doch ich hielt sie fest und hätte ihm am liebsten so kräftig in den Arsch getreten, dass ihm hören und sehen verging!
 

„Geh nachhause Frederic! Und wehe ich seh dich noch einmal hier irgendwo, dann kenne ich keine Gnade mehr!“ Ich stieß ihn leicht zurück und funkelte ihn noch einmal genervt an, ehe ich mich abwandte.

Wieder an dem Tisch der anderen, blieb ich erst einmal verblüfft stehen.

Sie waren weg.

Ihre Gläser waren teilweise noch halbvoll, aber sie waren gegangen.

Meine Wut begann zu brodeln und zu kochen. Jetzt hauten die auch noch einfach ab ohne was zu sagen…? So weit war es also schon gekommen!

Gegen halb vier gingen viele schon nachhause und es wurde recht früh ruhig, darum bat ich Sam eher gehen zu dürfen.
 

Gerade als ich meine Sachen ablegte und durch die Tür des Lokals trat, wurde ich am Arm gepackt.

Dieser gottverfluchte Frederic ging mir langsam so gehörig auf die Eier, dass ich herum wirbelte und ihm einen Schlag in den Magen verpassen wollte.

„Verdammte scheiße, ich hab gesagt verpiss dich!“

Dann sah ich aber, dass es Lukas war und erstarrte in der Bewegung. Lukas hatte schon ein Auge zugekniffen und die Schultern hochgezogen.

„Lukas…?“, fragte ich irritiert.

Was machte er hier draußen…?

„Elisa ist schlecht geworden… Chris hat sie nachhause gebracht.“ Langsam ließ er meinen Arm wieder los und rieb sich den Nacken, sah wieder zu Boden.

„Ich… wollte… dir noch etwas sagen, weißt du?“
 

Seine Anwesenheit hatte mich überrascht, doch seine Worte taten es wohl noch mehr. Vor allen Dingen hatte ich wirklich nicht damit gerechnet, ihn hier anzutreffen.

„Lass uns was essen gehen, ich sterbe vor Hunger.“, brummte ich nur zur Antwort und schob mich an ihm vorbei.

Schließlich endeten wir in einer gängigen Fast-Food Kette, wo ich mindestens zwei große Burger aß und mir hinterher einen Milchshake bestellte.

Lukas knabberte an seinen kalten Pommes und starrte auf sein Tablett.

Um uns herum war es noch halbwegs voll, einige Jungs hatten ihre Köpfe auf den Tischen liegen. Vielleicht hatten sie sich ins Koma gesoffen oder waren einfach nur eingepennt.
 

Die meisten Gruppen waren relativ blau, eigentlich alle würde ich behaupten.

Ohne aufzusehen aß ich erst einmal und Lukas sagte auch noch nichts. Erst beim Milchshake angekommen, öffnete er den Mund.

„Es tut mir leid, dass ich dir nichts gesagt habe…“, begann er und ich zuckte nur leicht mit den Schultern.

Ich wollte eigentlich nichts mehr davon hören…

„Das war nicht meine Absicht… ich wollte dich nicht ausschließen… oder dich von Chris fern halten… ich schwöre, dass ich weder auf ihn einrede, noch ihm sage, dass er den Kontakt mit dir…“

Da knallte ich meinen leeren Becher so hart auf den Tisch, dass Lukas zusammen zuckte.
 

„Das brauchst du mir nicht zu erklären, klar?? Chris ist seit Jahren mein bester Freund, ich kenne die Hintergründe seines Verhaltens bestens!“, blaffte ich ihn an.

Es überraschte mich innerlich, dass ich mich so sehr aufregte. Aber ich… war nicht nur einsam… nein, ich war auch tierisch eifersüchtig.

Chris hing ständig mit Lukas ab… doch ich wusste warum das so war. Sein Gerechtigkeitssinn war ziemlich ausgeprägt. Und er verhielt sich so, um mich näher an sich heran zu locken, er wollte mich aus meinem Schneckenhaus jagen, denn er wusste, je weiter er sich entfernte, umso mehr würde ich mich ihm nähern.

Lukas starrte wieder auf das Tablett. Nach einem kurzen Schweigen, sprach er allerdings weiter.
 

„…hör mal… ich hab vielleicht ein wenig übertrieben.“, sprach er weiter. „…ich… hab mich wirklich ein bisschen in den Vordergrund gedrängt… und mich dir aufgezwungen.“

Meine Augen wurden groß und mit zusätzlich aufgeklapptem Mund starrte ich ihn an.

Was sagte der kleine Kerl da…?

Ich schielte in meinen Milchshakebecher. Waren da Halluzinogene drin?

„…immerhin hast du auch nichts getan was ich nicht wollte… es tut mir also leid, okay…? Ich wollte dein Leben nicht so aufwühlen…“

Irgendwie fühlte ich mich plötzlich so völlig erschöpft…

„Vor ein paar Tagen hast du mir noch eine Auflaufform an den Kopf geschleudert, als ich gesagt habe du würdest dramatisieren.“, murmelte ich. Doch zu meiner Überraschung wurde ich innerlich ruhiger.
 

Lukas wurde rot um die Nase.

„Das war nur, weil ich… ein bisschen fixiert war… ich hab einfach zu Unrecht etwas von dir erwartet. Ich hatte einfach das Gefühl eine gewisse Wärme bei dir zu spüren.

Aber das lag wohl einfach nur daran, dass ich bisher nur Arschlöcher getroffen hatte… und du… so nett zu mir warst. Immerhin hast du mich ja schon zwei Mal gerettet und eigentlich schulde ich dir ja was.“

Jetzt war ich völlig verwirrt… das klang ja fast wie ein Abschied!

„Du gehst dich jetzt aber nicht von einer Brücke schmeißen, ja? Denn anders kann ich mir deine Worte nicht erklären, willst du mir mein Gewissen erleichtern?“, hakte ich skeptisch nach.
 

Das schien Lukas wütend zu machen, denn jetzt sah er das erste Mal richtig auf und er war noch immer ganz rot im Gesicht.

„Was soll diese blöde Anspielung?! Ich wollte mich bei dir entschuldigen weil ich es für nötig hielt!“

Ich schnaubte allerdings. „Jetzt weißt du ja wie ich mich gefühlt hab.“, knurrte ich.

Vielleicht wurde ich wieder rückfällig, vielleicht mutierte ich wieder zu einem Arsch… aber meine klitzekleine Eifersucht war doch ein wenig größer als vermutet.

Wir starrten uns beide gegenseitig an, deutlich spürte ich die Blitze, die durch seine Augen in meine jagten und umgekehrt.
 

„Was genau willst du jetzt von mir?“, fragte ich frei heraus.

„Dass du meine Entschuldigung akzeptierst! Und dass du weißt, dass ich nicht zwischen dir und Chris stehen will… er will das glaub ich genauso wenig aber er drängt mich nie dazu irgendwas zu sagen oder mich dir zu stellen und…“

Unwillkürlich begann ich zu grinsen. „Ja, er ist ein recht netter Kerl, nicht wahr? Hübsch ist er auch noch. Hätte er keine Freundin, könntest du dir ja ihn angeln, oder?“

Lieber Gott, war ich besoffen??
 

Seine Gesichtszüge entgleisten und perverser Weise fühlte ich eine unheimliche Genugtuung.

„Was soll der Scheiß jetzt?!“, blaffte er mich an, doch mein Grinsen wurde breiter.

„Er gefällt dir doch? Ihn magst du doch viel lieber als mich?“

Verdammte Scheiße, konnte mich mal jemand aufhalten…?!

Seine Hand griff nach meinem Tablett. Blitzschnell packte ich seine Hände.

Diesmal nicht, Freundchen!!

„Wenn du nicht mehr weiter weißt, beschmeißt du die Leute einfach oder was?“, fragte ich und musste dabei lachen.
 

Was Lukas noch mehr erzürnte.

„Lass los!“, bedrohte er mich. Aber der würde mir nicht entkommen, genug war genug!

„Was zum Teufel erwartest du von mir? Du tauchst wieder auf, bringst mein Leben völlig durcheinander, deinetwegen distanziert sich noch mein bester Freund von mir… dann packst du ihn dir und ihr geht schön Shoppen, was nettes Essen und ich versauere, weil ich mir die ganze Zeit Gedanken um dich und mich mache! Soll ich dir jetzt dankbar sein?!“
 

Eine Hand konnte er mir entreißen, versuchte die andere Hand damit frei zu kriegen.

„Du brauchst dir um überhaupt nichts Gedanken zu machen! Ich hab dir grad gesagt, dass ich mir alles selbst zuzuschreiben habe und ich dich in Ruhe lassen werde!! Könntest du wohl so freundlich sein und meine Hand loslassen?“

Warum konnte ich nicht aufhören zu grinsen..?

Ich beugte mich leicht zu ihm vor, so dass ich seinen süßen Atem in meinem Gesicht spürte.
 

„Wie wär’s gehen wir zu mir?“, hauchte ich verführerisch.

„Deinen Frederic, den kannst du mit zu dir nehmen! Vielleicht bringt deine Mutter dir ja bei wie du mit ihm zu vögeln hast!“, knurrte Lukas zurück und traf mich wuchtiger, als ich ihn eigentlich treffen wollte.

Völlig überrumpelt starrte ich ihn an und brach in wildes Gelächter aus.

Was zum Henker taten wir hier…?
 

„Komm, ich bringe dich heim.“, sagte ich schließlich und schob meinen Stuhl zurück. Lukas aber funkelte mich noch immer an, wollte partout nicht aufstehen.

„Steh auf hab ich gesagt.“ Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust, sah dabei zu ihm hinunter, nachdem ich das Tablett weg gestellt hatte.

Auch er verschränkte die Arme.

„Verpiss dich.“ Stur blickte er zur Seite und beachtete mich nicht weiter.

Auch ich grummelte innerlich und dachte einen Moment wirklich daran ihn hier sitzen zu lassen.
 

Schließlich aber endete es damit, dass ich mich vor ihm nieder kniete.

Überrascht sah Lukas zu mir und bevor er etwas sagen konnte nahm ich seine Hand. Mit einem heftigen Ruck riss ich ihn hoch und hievte ihn mir auf die Schulter.

Lukas schrie erschrocken auf, krallte sich sofort an meinem Rücken fest. Seine Beine hielt ich fest umschlungen und trug ihn lässig über der Schulter nach draußen.

Die Leute in dem Laden lachten, denn sie vermuteten wohl, dass Lukas vielleicht einfach nur zu besoffen war um alleine zu laufen.
 

„Lass mich runter!! Lass mich los, das ist peinlich!! Juan!! Ich meins ernst!! Lass mich los oder ich schreie um Hilfe!“ faselte er ohne Unterlass doch es juckte mich nicht.

„Dann versuch’s doch mal.“

Lukas riss den Mund weit auf und wider Erwarten begann er wirklich zu schreien, dieser kleine bescheuerte Affe!

„Hilfe!! Der entführt mich!! Hiiilfeeee!“

Aber ich lachte nur. „Ja Schatz, du hast genug für heute getrunken, ab ins Bett mit dir.“ Und tätschelte ihm dabei den Arsch, was ihn noch lauter schreien ließ.

Aber niemand sagte etwas.
 

Hätte ich so seine Szene beobachtet, hätte ich Lukas wohl auch eher für den betrunkenen Part gehalten.

War ja schließlich Gang und Gebe hier.

In der Bahn setzte ich ihn auf einen leeren Platz, Lukas war total auf Abwehr und wandte sich sofort von mir ab. Mit verschränkten Armen hockte er da und kaute verbissen auf seiner Unterlippe rum.

Ich saß ihm gegenüber und beobachtete ihn.
 

„Du weißt, dass ich Frederic nicht ausstehen kann.“, sagte ich schließlich sanft.

Lukas verzog immer noch die Unterlippe.

„Und du weißt genau, dass ich nicht auf Chris stehe.“, knurrte er beleidigt zurück.

„Ich weiß.“, antwortete ich ihm mit einem milden Lächeln. „Hey…“, sagte ich schließlich und nahm sein Gesicht in die Hand, mein Daumen ruhte auf seinem Kinn und zwang ihn mich anzusehen.

Lukas tat es nur widerwillig und knurrte mich an. „Was?“ Seine Hand berührte meine, es war kein harter Griff… er wollte meine Hand gar nicht wegzerren, auch wenn es so aussehen sollte.
 

„Wollen wir mal zur Abwechslung ein wenig erwachsen sein und uns vertragen?“, fragte ich.

Fast sofort wurden Lukas‘ Augen richtig weich.

Sanft zog er meine Hand von seinem Kinn und sah mich einfach nur sehr, sehr lange an. Und ich blickte genauso zurück, in seine schönen Rehaugen.

Langsam ließ er meine Hand los, zog seine eigenen Hände auf seinen Schoß zurück und saß dort wie ein sittsamer junger Mann, der eine reine weiße Weste hatte.

„Okay…“, antwortete er leise.
 

Ein junger Mensch, der noch nie eine wirklich schlechte Erfahrung im Leben gehabt hatte, ein Mensch, der mit vollem Herzen lebte und genauso von Herzen liebte.

Man sah ihm direkt an, dass Lukas völlig unbefleckt von der Welt geblieben war. Und das war genau das, was ihn für den Rest der Welt anfällig machen würde.

Die Bahn wurde leerer, besonders nachdem wir durch den Hauptbahnhof gefahren waren. Unsere Bahn fuhr weiter rauf, drei Haltestellen später würden wir aussteigen, auf der Amsterdamer Straße.
 

Hier wohnte Chris, in einer Seitenstraße. Es war die Eigentumswohnung seines Vaters, aber der war vor vier Jahren verstorben. Zu seiner Mutter hatte er seit seinem sechsten Lebensjahr kaum Kontakt gehabt.

Irgendwie wurde mir richtig warm, wenn sich unsere Blicke begegneten.

Lukas war etwas Besonderes für mich geworden und ohne, dass ich es ahnte, hatte er sich in mein Leben geschlichen. Er war überall gegenwärtig, sein Name raste mir schon mittlerweile mit meinem Blut durch meine Venen.
 

„Du musst mich ganz schön hassen…“, sagte ich langsam, als sich unsere Blicke noch einmal begegneten, kurz bevor wir ausstiegen.

Aber Lukas sah mich verblüfft an. „Wie kommst du darauf…?“

Ich zuckte mit den Schultern, erhob mich langsam, wobei ich auch ihn auf die Beine zog und schließlich durch die Türen schob.

Doch ich antwortete ihm nicht mehr, sondern ging mit ihm die Straße runter.

„Juan…!“, er ergriff meinen Arm und sah zu mir auf.

„Was ist?“, fragte ich ruhig und blickte hinunter. Wir standen mitten auf der leeren Straße, kein Mensch war zu sehen.
 

Kein einziges Licht brannte in den Häusern um uns herum, kein Wunder eigentlich, wenn man einen Blick auf die Uhr warf.

Obwohl er etwas sagen wollte, schien es nicht über seine Lippen zu kommen. Ich lächelte schwach, streichelte ihm zärtlich über den Kopf.

„Wie geht es deinem Opa? Weißt du schon was Neues?“, fragte ich.

Lukas ließ mich nicht los. „Nein… noch nicht…“

„Ich hoffe es wird ihm bald besser gehen.“ Meine Lippen verzogen sich dabei zu einem kleinen Lächeln. Es war keine Absicht…
 

Wie lange standen wir einfach nur so da und starrten einander an…? Ich zählte die Sekunden nicht, auch nicht die Minuten. aber es kam mir vor wie eine Ewigkeit.

„Danke fürs Heim bringen.“, sagte Lukas schließlich und wandte sich ab.

Ich blieb einfach dort stehen und sah ihm nach, wie er immer kleiner und kleiner wurde, bis er schließlich in eine Seitenstraße einbog.

Nur langsam wandte ich mich ab. Und war ein wenig enttäuscht, dass er einfach gegangen war. So ließ man doch nicht einfach jemanden zurück, dem man gegenüber gerade noch ein schlechtes Gewissen gehabt hatte… Natürlich hatte ich mich auch ein bisschen idiotisch aufgeführt… aber ich hatte eben einen schlechten Tag gehabt.
 

Langsam wandte ich mich ab und lief zurück zur Haltestelle, wo ich eine geschlagene halbe Stunde auf die nächste Bahn warten würde.

Plumpsend ließ ich mich auf die kalten Sitze fallen und lehnte den Kopf gegen die Glasscheibe hinter mir, die die wartenden ein klein wenig vor Wind und Wetter schützen sollten.

Die Bedrückung in mir wurde größer und größer, meine Gedanken wurden lauter.

„Hey“

Verwirrt hob ich den Kopf.

Lukas stand wieder vor mir, sein Gesicht war knallrot.

Er wirkte etwas gehetzt und atmete schwer, war er etwa gerannt?

„Chris sagt er kommt nicht heim, er hat mich grade angerufen…“ Sein Blick war nervös. „…willst du mit rein kommen? Ich meine… du bist ja kein Fremder… Fremde würd ich nicht zu einem Freund einladen, bei dem ich grad untergekommen bin und…“, stammelte er und verstummte urplötzlich, da er nicht mehr weiter wusste.

Und wieder schlich sich das kleine Lächeln auf meine Lippen.

„Hast du Angst alleine, oder was?“, fragte ich amüsiert, aber Lukas blieb ernst.

„Ja… habe ich.“, antwortete er knapp, was das Lächeln aus meinem Gesicht wischte. Denn ich sah, dass Lukas es ehrlich meinte… er hatte wirklich Angst allein zu sein.

„Okay.“, antwortete ich knapp und erhob mich, um ihm zu folgen.

Sein schmaler Körper wirkte plötzlich noch zierlicher, noch verletzlicher auf mich, als er es ohnehin schon war.
 

Gemeinsam betraten wir die Dachgeschosswohnung.

Sie war kleiner als unsere WG doch die knapp fünfundsiebzig Quadratmeter große Wohnung reichte mit ihren drei Zimmern völlig aus, selbst wenn man als Familie mit einem Kind hier wohnte, oder vielleicht zwei…

An Chris‘ Wohnung mochte ich, dass hier neues mit klassischem vermischt war. Ein Teil wirkte wie aus einem Ikea Katalog, wobei schon fast antike Möbel den angenehmen Flair unterstrichen.

Dazu gehörten die kleinen Beistelltische im Wohnzimmer, aus dunklem Holz, ein alter gemütlicher Ohrensessel mit passendem Hocker… oder die Schränke und Vitrinen in der Küche.
 

Elisa’s weiblicher Einfluss hatte der Wohnung zudem noch einen hübschen Charme verliehen, in Form von Vorhängen und etwas Grünzeug. Die Reihe von Kakteen mit den kunterbunten Töpfchen waren auf jeden Fall neu.

Meine Tasche ließ ich im Wohnzimmer neben der Tür auf den Boden plumpsen und ging in die Küche, um mir eine Flasche Mineralwasser aus dem Kasten in der Abstellkammer zu nehmen. Ich wusste genau was wo war und nahm mir zusätzlich zwei Gläser aus dem Schrank.

Lukas schlich hinter mir rein.

War er überrascht, dass ich mich hier so frei bewegte? Nein, wohl eher nicht. Er wusste, dass Chris und ich uns seit Jahren kannten.
 

„Schläfst du im Gästezimmer?“, fragte ich, ohne aufzusehen und reichte ihm das eine Wasserglas, während ich das andere in langsamen Zügen austrank. Ich war halb verdurstet!

Oder vielleicht war mein Hals auch nur trocken, weil ich wusste, dass wir alleine waren.

Er nickte und nahm das Glas entgegen.

„Wollen wir… Filme gucken?“, fragte er leise.

„Okay…“

Mir fiel gar nicht auf, dass wir nur das nötigste sprachen…

Und irgendwie fühlte ich mich so unwohl, als wir dort auf der Ledercouch hockten und Herr der Ringe schauten.

Der riesige Hocker lag genau vor uns, so dass wir unsere Füße darauf ablegen und entspannt dort liegen konnten.
 

Aber irgendwie war auch diese seltsame Unruhe in mir ein bisschen verpufft, nachdem wir nun hier lagen und uns den Film ansahen. Dieser elende Knoten der Bedrückung löste sich leicht auf und ließ mich wieder atmen.

Lukas‘ Nähe war angenehm, doch ich spürte sie mehr, als dass ich sie sah. Denn ich konnte wohl kaum den Kopf zur Seite drehen und ihn anstarren, oder?

Zwischen uns war eine kleine Lücke, jedoch war über diese kleine Distanz hinweg noch seine Wärme zu spüren.

Von dem Film selbst bekam ich kaum etwas mit, allerdings war das auch nicht nötig, selbst die Dialoge konnte ich locker mitsprechen.
 

Meine Gedanken verwirrten mich und begannen wie ein kleiner Quell zu sprudeln.

Ich sah deutlich das Gesicht von Lukas vor meinem inneren Auge, wie er an die Fensterscheibe meines klapprigen Golfs klopfte, wie er mich mit diesen unschuldigen Augen ansah und wollte, dass ich ihn mitnehme… dann, als er mir seine kleine Lüge beichtete und wie er weinte, als wir dieses fette Schwein getroffen hatten…

Sein schüchternes Verhalten, als ich ihn für ein paar Tage aufgenommen hatte… und wie mich seine Blicke Tag für Tag intensiver berührten.

Bis ich es schließlich nicht mehr ausgehalten hatte und mich auf dieses unschuldige Wesen gestürzt hatte.
 

Seine Augen, während der Zug vom Bahnhof in Köln fuhr, würde ich wohl nie vergessen. Verletzt und allein gelassen.

Mir einzureden, dass er mich nicht interessierte, war mir leicht gefallen. Ich hatte mich selbst täuschen können, andere jedoch nicht.

Gott, was hatte ich für einen Schreck erlitten, als ich den Anruf bekommen hatte und ins Krankenhaus gestürmt war… zu sehen wie er dort so hilflos lag und mich mit diesen verletzten Augen ansah.

Und noch während die Bilder wie in einem Rückblick meine gesamten Gedankengänge einnahmen, wurde mir erst klar, warum Lukas sauer auf mich gewesen war.
 

Warum fiel mir das erst jetzt auf, er hatte es mir doch selbst noch oft genug gesagt. Ich war sein Retter in der Not gewesen, zumindest hatte es jedes Mal so ausgesehen.

Ich mochte Lukas, das hatte der Kleine gespürt. Eben aus diesem Grund war er so sauer geworden, weil ich, obwohl ich ihm positive Signale gesendet hatte, ihn von mir fern hielt.

Denn je näher er mir kam, umso gefährlicher wurde es doch für mich.

Nach wenigen Monaten spürte ich es ja jetzt schon.

Für mich war Lukas wie eine kleine Wärmequelle mitten im Winter gewesen. Er spendete mir nicht nur Licht, sondern zog mich mit seiner Sanftmut, mit seinen Rehaugen und seiner süßen Unschuld an.
 

„Willst du mir nicht langsam die Wahrheit sagen?“, fragte ich ruhig.

Lukas antwortete mir zuerst nicht, bis ich leicht das Gesicht zu ihm umdrehte und ihn ansah.

Auch er war nicht bei der Sache, seine Augen verrieten mir, dass er alles andere als den Film sah.

Er biss sich auf die Lippen, sein Adamsapfel bewegte sich leicht auf und ab, als er schluckte.

Zuerst dachte ich, er würde gar nicht antworten.

„Ich war unterwegs, als ich ihn getroffen hab.“, begann er schließlich langsam.

„Wen?“, fragte ich und sah ihn neugierig an.
 

„Jan…“

Ich hob eine Augenbraue. „Wer…?“ Aber dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. „Doch nicht dieser fette Kloß vom Weihnachtsmarkt?“ Leicht erhob ich mich aus den Polstern, um ihn schärfer anzusehen.

Lukas aber zog den Kopf leicht ein und errötete. „Doch… mein… Ex-Freund…“ Wieder schluckte er und ohne mich anzusehen sprach er weiter. „Ich war mit dem Zug unterwegs, da hab ich ihn zufällig getroffen. Er war auf dem Weg nach Düsseldorf und als er mich im Zug gesehen hat ist er sitzen geblieben.

Jan wollte wissen wo ich hinfahre, aber ich hab’s ihm verschwiegen.“

„Und wo wolltest du hin?“, hakte ich nach.
 

Düsseldorf? Was hatte er denn da verloren..?

Aber Lukas zog den Kopf noch mehr ein, rieb sich mit der linken Hand das Gesicht und versteckte es darin.

Seine gemurmelte Antwort verstand ich kaum.

„…zu dir…“

Es war mir wohl kaum möglich, den Schock zu beschreiben, den ich in diesem Moment empfand.

„…ich wollte weg… und ich wusste nicht wohin… seit… Weihnachten hat er mich dauernd verfolgt, ich hab meine Handykarte weggeworfen… aber er hat ständig bei mir zuhause angerufen, als ich ganz alleine war und mich beschimpft… also hab ich es nicht mehr ausgehalten.
 

Ausgerechnet… dann… ist er mir begegnet… und er hat mich gezwungen mit ihm auszusteigen… ich weiß nicht mehr welche Haltestelle es war… aber es war mitten im Grünen…“

Meine Fäuste ballten sich und meine Zähne knirschten, denn meine Wut wurde immer größer. Ja sogar größer als die Überraschung darüber, dass er mich besuchen wollte.

„Spinnst du?!“, blaffte ich ihn an. „Und du bist einfach so mit ihm ausgestiegen?!“

Lukas vergrub das Gesicht jetzt in beiden Händen, seine Stimme ertönte nur noch gedämpft.
 

„Er hat gesagt, wenn ich es nicht tue, würde er im Zug herum schreien, dass ich ne Schwuchtel wäre und es mit Ausländern treibe…“

Okay, manchmal war ich wirklich wild… manchmal, wenn ich wütend wurde, konnte ich auch unausstehlich werden. Doch mein Zorn, der mir bis in die Fußspitzen jagte, wurde so erdrückend, dass ich am liebsten auf irgendwas eingeschlagen hätte. Denn sonst würde ich gleich platzen.

Lukas spürte es wohl und wollte nicht weiter sprechen.

„Erzähl!“, forderte ich ihn auf.

Der arme Junge wirkte so verängstigt, dass es mir schon weh tat, aber ich musste es wissen.
 

„…Nachdem ich mit ihm ausgestiegen bin, hat er mich ein Stück von den Gleisen gezerrt und mich angeschrien… warum ich so herum zicken würde… dass es doch völlig normal wäre, wenn man auch mit anderen rummacht und dass er mich auf dem Rastplatz gelassen hat… er meinte er wollte mir nur einen Schrecken einjagen und mich ja wieder abholen… und… und ich hab zuerst nichts gesagt, aber dann habe ich auch angefangen herum zu schreien… ich hab geheult wie ein kleines Kind und wollte ihn nie wieder sehen… da wollte er mich aber in die Büsche zerren… ich glaube… er… er wollte….“ Seine Stimme zitterte leicht.

Aber er brauchte es nicht zu sagen, ich verstand genau was dieses fette Schwein mit ihm vorgehabt hatte.
 

„…ich wollte nicht… ich hab mich aber nicht getraut um Hilfe zu schreien sondern hab ihn geschlagen… und er hat zurück geschlagen… und… und als ich mich losreißen konnte bin ich einfach gerannt. Jan hat mich noch von hinten erwischt, mein Shirt ist aber zerrissen und ich bin gefallen… Er ist natürlich abgehauen… weil da Leute waren…“

Immer mehr und mehr hörte ich das Beben aus seiner Stimme heraus, immer öfter stockte er, als würde er nach Atem ringen und ich wusste, dass er weinte, noch bevor ich die Tränen sah, die zwischen seinen Fingern entlang liefen.

Fast hätte ich ihn in den Arm genommen, doch meine aufgestaute Wut war mit einem Mal so kraftvoll explodiert, dass ich auf die Beine sprang.
 

Mit beiden Händen griff ich mir ins Haar und begann im Raum ab und auf zu laufen. Das Atmen fiel mir so schwer, doch mein Herz raste, als würde es mir gleich aus der Brust heraus platzen.

Immer wieder blieb ich stehen, wollte Lukas anfahren, doch ich brachte es nicht übers Herz und lief jedes Mal weiter.

„Oh Gott Lukas!!“, fuhr ich ihn laut an. „Wieso hast du mir das nicht gesagt!? Warum zum Teufel hast du mich nicht angerufen?!“

Aber da fiel mir ein, dass er seine Karte ja weg geworfen hatte…

Der schmale Körper begann zu beben, er schüttelte sich vor unterdrückten schluchzern… die ihn jeden Moment überrollen würden…
 

Mit schnellen Schritten ging ich zu ihm, setze mich wieder neben ihn und packte seine Arme, in denen er sein Gesicht versteckte.

„Lass mich…!“, weinte er und versuchte mich wegzuschieben.

Sein Anblick schmerzte mich, ich begann sogar Schuldgefühle zu entwickeln… es war passiert, weil er zu mir wollte…

„Lass… los!“ Seine Stimme überschlug sich, ich ertrug es nicht, ihn so zu sehen…
 

„Lass… los!“ Seine Stimme überschlug sich, ich ertrug es nicht, ihn so zu sehen…

Wie konnte ich ihn um Himmels Willen loslassen…? Ich zog ich ihn trotz seiner Gegenwehr näher an mich heran, packte seine Arme und legte sie um meinen Nacken.

Den Teufel würde ich tun und hier einfach sitzen und zusehen wie er sich die Seele aus dem Leib weinte. Vielleicht war ich ja ein Idiot, aber ich war bestimmt nicht herzlos!

Schließlich hockte er auf meinem Schoß, er wehrte sich noch kurz, aber kaum drückte ich ihn fest an mich, weinte er nur noch lauter.

Und so ließ ich ihn einfach weinen.
 

Lukas weinte so laut und bitter, fast hätte ich mit geheult, doch stattdessen streichelte ich ihm durch das Haar, den Rücken und drückte ihn einfach nur an mich, um ihm ein bisschen Nähe und etwas Wärme zu schenken, die er vermutlich genauso bitter nötig hatte, wie ich selbst. Seine Hände krallten sich an mir fest, sie hatten sich völlig in meinem Pullover verkrampft.

Wie lange er weinte wusste ich nicht, doch selbst als der Film zu Ende war, saß ich noch da, mit ihm auf meinem Schoß.

Mein Pullover war durchnässt von Rotz und Tränen, aber das war mir egal.

„Alles okay…?“, fragte ich leise, als er aufgehört hatte zu schniefen.
 

Er nickte nur leicht, ohne mich anzusehen und versuchte mit seinem Ärmel meine Schulter ein wenig trocken zu reiben, was mir ein gequältes kleines Lächeln entlockte.

„Ist schon gut.“, wisperte ich und wusste in diesem Augenblick nicht, ob ich wirklich den Pullover meinte.

Seufzend atmete ich aus, das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich mich meiner Wut nicht hingegeben hatte… und auch ich wurde ruhiger.

„Schau mich mal an…“, bat ich, doch er schüttelte den Kopf.

„Komm schon, schau mich an.“
 

Sanft nahm ich sein Gesicht in meine Hand, um ihm in die Augen sehen zu können. Sie waren angeschwollen und ganz rot…

Zärtlich strich ich ihm das verklebte Haar aus dem Gesicht.

„Lass uns zur Polizei gehen…“

Aber sofort schüttelte er den Kopf. „Nein!“, krächzte er heiser. „Das will ich nicht!“

Ich hob die Augenbrauen und dachte ich würde nicht recht hören.
 

„Sein Vater ist Polizist! Als ob das was bringen würde! Außerdem ist ja nichts passiert…“, bemerkte er an und biss sich auf die Unterlippe.

Am liebsten hätte ich ihm die Ohren lang gezogen…

„Es tut mir so leid… ich wünschte, ich hätte für dich da sein können…“, sagte ich und ich meinte es ehrlich.

Lukas aber verzog das Gesicht, seine Augen füllten sich wieder, ehe seine heißen Tränen erneut nacheinander über seine Wangen kullerten.

Er kniff er die Augen zu, wollte aufhören zu weinen, aber er schaffte es nicht. Deutlich sah ich nämlich, wie er mit sich rang…
 

Leicht beugte ich mich nach vorne, strich ihm mit dem Daumen die Tränen von den Wangen und küsste ihn hauchzart auf die Lippen.

Sofort versteifte sich Lukas und hielt den Atem an, allerdings hörte ich nicht auf, sondern küsste ihn sanft weiter.

Zärtlich glitt meine Hand durch sein Haar, wieder und wieder, um ihn weiter zu beruhigen.

Glücklich nahm ich wahr, dass er meinen kleinen Kuss erwiderte. Seine Lippen bewegten sich schließlich dann doch gegen meine, so süß und zart.
 

Leicht öffnete ich ein Auge und linste ihn an. Seine waren geschlossen und er sah aus, als würde er diesen kleinen Kuss hier genießen.

Ganz langsam hoben sich seine Hände, legten sich auf meine Brust, ehe sie sachte an meinem Hals entlang fuhren, nur um mein Gesicht jetzt seinerseits zu umfassen und zu streicheln.

Aber dann ließ er mich abrupt los und riss den Kopf zurück.

Sein Gesicht war ebenso rot wie das in Öl gemalte abstrakte Bild über unseren Köpfen.

„Bist du bescheuert?!“, schrie er mich erzürnt an. „Wie kannst du mich küssen während ich hier rum heule?!“ Und seine Wut kochte wie meine eigene eben. Nur mit dem einzigen Unterschied, dass er sie auch raus ließ und anfing nach mir zu schlagen.
 

„Ich erzähle dir hier was mir schreckliches widerfahren ist und du tust so als würdest du mich verstehen und mich trösten, nur um mich dann wieder ins Bett zu kriegen oder was?! Immer nutzt du mich aus, immer bist du da wenn ich schwach bin… immer…“ Aber weiter kam er nicht, denn ich packte ihn an beiden Händen und riss ihn auf die Couch hinunter, so dass er unter mir lag und presste einen Moment lang meine Hand auf seinen Mund, damit er die Klappe hielt.

Lange sah ich ihn an und er blickte genauso zurück, nur weitaus erschrockener.

Erst einmal tief einatmen. „Ich mag dich…okay…?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  SummerRiver
2011-11-29T18:24:54+00:00 29.11.2011 19:24
wooaahh~
jetzt bin ich schon wieder total hibbelig >.<
ich freu mich mal wieder auf das nächste kapitel und ich hoffe, das lukas juan mal ein wenig versteht bzw ihm mal zuhört.
Ich finde die reden immer aneinander vorbei und hören sich nicht richtig zu^^"

Auf jeden Fall freue ich mich schon auf nächsten dienstag <3

LG Mina
Von:  JamieLinder
2011-11-29T15:03:07+00:00 29.11.2011 16:03
Uffff....

Was soll ich noch schreiben?!
Ich verfolge deine Story definitiv mit Liebe,
vielleicht auch mit zu viel Liebe.xD
Mein Herz ging so richtig auf, als Juan vor dem Dom stand &
Chris aufeinmal auftauchte. Als könnte er wirklich Gedanken lesen. *w*
Meine Wut kam allerdings wieder, als Juan...so...blöd zu Lukas war, ich wäre ihm am liebsten wieder an den Hals gesprungen.>__<
Warum können sie sich nicht mal wie ERWACHSENE benehmen?!
Sind sie doch schließlich, selbst Lukas jetzt. ><
ARGH.>__<
ABER ich bin froh darüber, dass es sich im laufe des Kapitels gebessert hat. :D

Ich habe jah geahnt, dass mit Lukas etwas schlimmes passiert sein musste, aber SOWAS?! >___<
Ich glaube ich wäre genauso ausgerastet wie Juan, vielleicht hätt ich auch die Möbel zerlegt...x.x
Aber ich bin froh, dass Juan sich eingekriegt hat & sich lieber um Lukas kümmert...als um seine Wut. *w*
Da gab es mal so einen Spruch auf nem Plakat.
"Wenn alle den Täter jagen, wer bleibt dann beim Opfer?!"
JUAN BLEIBT BEIM OPFER. ♥
*Lukas Kopf tätchel*
Muss wirklich schwer gewesen sein, für ihn. Er wollte zu Juan & dann aufeinmal... und dann... streiten sie die Beiden so schlimm. ): *schnüff*
Warum hat er denn nicht früher mit Juan geredet ?! T___T

Ich bin schon gespannt auf den nächsten Teil, vorallem auf Lukas seine Reaktion & Antwort...*w*
Hoffentlich bekomm ich keinen Nervenzusammen bruch, wenn er aufeinmal aufspringen sollte & ihn zusammen schlägt.XD
*anfleh* bitte tuh mir das nicht an. T^T
*Keks als bestechung geb* BITTE. T___T

<3<3<3


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