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Heartbreak Hotel

Liebe und anderer Scheiß!
von

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Kapitel 10 (zensiert)

Mehr, als ihn erst einmal nur festzuhalten, konnte ich nicht… er musste sich beruhigen…
 

Also setzte ich mich auf die Couch, zog ihn auf meinen Schoß und drückte ihn fest an mich.
 

„Beruhige dich…“, wisperte ich und streichelte ihm über den Rücken, wieder und wieder.
 

Mir wurde klar, dass ich nicht die geringste Ahnung hatte was er hier durchgemacht haben musste… aber was es auch war, es hatte ihn stärker mitgenommen als ich erwartet hatte.
 

Der Kleine war mit den Nerven völlig am Boden und brauchte sehr lange bis er wieder einigermaßen vernünftig atmen und reden konnte.
 

„Alles okay…?“, fragte ich schließlich vorsichtig. Sein Atem blies warm in meine Halsbeuge.
 

Lukas schniefte noch immer leise.
 

„Wie geht es deinem Opa?“
 

Lukas wischte sich mit beiden Händen grob über die Augen.
 

„Er kann kaum reden… und ich weiß nicht ob er mich erkannt hat… er hat… einfach da gelegen und die Decke angestarrt…“
 

Wieder füllten sich seine Augen mit Tränen.
 

„Er hat erst nur nach meiner Oma gefragt… dann wollte er meine Mutter sehen… er dachte sie würde noch leben und hat geglaubt sie wäre noch zehn…“ Jetzt weinte er wieder los und mir war auch allmählich danach. „Die Ärzte sagen, dass das kein anhaltender Zustand sein muss… aber… das… war so schrecklich… ihn so zu sehen…“
 

Lieber Gott im Himmel, ich fühlte mich so hilflos… was konnte ich nur tun…?
 

Mein Blick fiel dabei auf den alten, riesigen Wohnzimmerschrank. Die Bilderrahmen lenkten meine Aufmerksamkeit kurz auf sich.
 

Auf fast jedem Foto war Lukas zu sehen… als Baby, als Kleinkind, bei der Einschulung. Bei diversen Theaterstücken und beim Schlittschuhlaufen war er auch zu sehen.
 

Richtig süß fand ich seine Pausbäckchen und seine schönen, lachenden Augen.
 

Auf einem Bild hielt er den Schwanz einer riesigen Schlange umklammert, grinste dabei richtig spitzbübisch und zeigte dabei stolz die durchlöcherten Reihen seiner Milchzähne.
 

Fast überall waren seine Großeltern dabei, als Kind war er kaum allein.
 

Obwohl er keine Eltern hatte, hatten seine Großeltern alles für ihn getan, um ihm eine schöne Kindheit zu bescheren, in der es ihm an nichts fehlte.
 

Sein ganzes achtzehnjähriges Leben war in diesem Raum gefangen.
 

An den Wänden hing der Großteil seines Teenager Daseins, hier wurden die Bilder mit seinen Großeltern schon etwas weniger, doch sie waren trotzdem auf jedem zweiten Bild zu sehen.
 

Irgendwie wirkte es hier so trostlos und leer, trotz all der Bilder.
 

Der alten Lampe in der Ecke des Sofas war sogar der Schirm fast hinunter gefallen, er hing verdächtig schief.
 

Aber alles in allem war die Einrichtung sehr schlicht und erinnerte mich an meine eigene Oma, väterlicherseits.
 

Leider weilte auch sie schon sehr lange nicht mehr unter uns doch ich konnte mich gut daran erinnern, dass sie kleine Deckchen aus Spitze auf ihrem Sofa gehabt hatte oder den kleinen Figürchen von Hunden und Katzen, die am Fenster den Pflanzen Gesellschaft leisteten.
 

„Geh… ruhig…“, kam es aus heiterem Himmel von ihm.
 

„Was?“ Ich dachte ich hörte nicht recht.
 

„Ich… weiß nicht, wie lange ich bleibe… also… geh ruhig…“
 

„Spinn doch nicht rum, als ob ich dich jetzt einfach hier zurück lasse!“, knurrte ich und zog leicht an seinem Ohr.
 

Lukas lachte ein wenig, schmiegte sich dann aber noch enger an mich.
 

Sanft begann ich seine Wangen mit kleinen Küssen zu bedecken. Fast sofort wandte er das Gesicht, kam mir entgegen und küsste mich auf die Lippen.
 

Zärtlich streichelte ich ihm dabei weiter über den Rücken. Unsere Blicke begegneten sich, die schönen braunen Augen wurden so unglaublich weich.
 

Der süße kleine Kuss gewann immer mehr an Leidenschaft, bis er fast atemlos wurde.
 

Es überraschte mich schon ein wenig, denn Lukas wurde mutig. Seine Hände schoben sich unter mein Shirt und berührten mich fordernd.
 

Diesmal war ich es, der nach Luft schnappen musste, der Kleine wurde ja richtig wild.
 

Seine Zunge drang ebenso frech in meinen Mund ein, forderte mich zu einem heißen, feuchten Duell auf, bis er mich ansteckte.
 

Ich packte ihn und drückte ihn auf das Sofa hinunter. Sofort zog er mich hinterher und presste sich mir entgegen.
 

Meine Hände begannen ihn ebenso hastig auszuziehen, wie er es bei mir tat.
 

Seine süße kleine Zunge löste sich von meinen Lippen und saugte sich gierig an meinem Hals fest, seine kleinen Bisse ließen mich völlig die Fassung verlieren.
 

Der Großteil meines Blutes begann sich rauschend zwischen meine Beine zu schießen. Langsam aber sicher wurde mir richtig heiß.
 

„Juan…“, keuchte er schwer, meine Hand griff ihm zwischen die Beine. Er war schon richtig erregt.
 

„Wir… haben nichts da…“, stöhnte er.
 

Aber ich grinste nur und leckte ihm mit der Zungenspitze über die Ohrmuschel, ehe ich an seinem Ohrläppchen knabberte.
 

„Keine Sorge…“, hauchte ich.
 

So nahm ich also seine Hand und schob sie in meine eigene Jeans.
 

Seine vor Lust getrübten Augen sahen mich verwundert an, aber ich grinste nur breit.
 

„Was ist?“, hauchte ich verführerisch und leckte ihm mit der Zungenspitze über die Lippen. „Du weißt ja wohl wie das geht, oder?“, knurrte ich und verwickelte ihn erneut in einen gierigen Kuss.
 

Lukas‘ Wangen pulsierten, er war knallrot geworden, doch er dachte nicht im Traum daran einen Rückzieher zu machen, das sah ich in seinen Augen.
 

Mehr, als ihm diesen kleinen Dienst zu erweisen konnte ich wohl nicht, denn wir waren mit Sicherheit noch nicht so weit, dass wir es ohne Creme tun würden ohne Kondom wollte ich auch nicht.
 

Um ganz ehrlich zu sein, tat ich es auf diese Weise zum ersten Mal. Noch nie hatte ich es meinem Partner mit der Hand gemacht.
 

Aber das hier war natürlich etwas völlig anderes, immerhin war das Lukas, der hier unter mir lag.
 

Immer wieder verwickelte ich ihn in einen neuen heißen Kuss, die er leidenschaftlich und fordernd erwiderte.
 

Ich liebte es, wenn Lukas aber den Kopf in den Nacken legte, dabei kniff er die Augen zu und gab so süße Geräusche von sich, die mich nur noch mehr erregten.
 

Seine Stimme war berauschend, eine einzige Droge.
 

Meine Lippen saugten sich an seinem Hals fest, am liebsten hätte ich ihm die Klamotten vom Leib gerissen, doch ich musste mich zurück halten…
 

Lukas' Körper presste sich gegen meinen, seine Seufzer wurden immer tiefer, immer lauter.
 

Mit einer Hand nahm ich seinen Arm, drückte ihn über seinem Kopf in die Polster. Auch ich drückte mich gegen ihn, forderte ihn auf schneller zu werden.
 

Meine Zähne verbissen sich zärtlich in die süße Haut seines Halses, weiter über seine Schulter.
 

Auch Lukas atmete immer schwerer und schwerer, sein Körper erzitterte.
 

„Juan…“, wimmerte er und wollte mir seinen Arm entziehen, doch ich ließ es nicht zu.
 

Lukas brauchte wirklich nicht lange, aufgeregt war er, keine Frage. Mir ging es nicht besser, denn immerhin war alles neu und ich wollte seinen Körper ganz genau erkunden, während ich ihn für mich beanspruchte.
 

Ich nahm mit Genuss wahr, wie er sich unter mir aufbäumte.
 

Seine Hüften pressten sich hart und fest gegen meine Hand, einen Augenblick später kam auch ich mit einem unterdrückten Stöhnen.
 

Lukas‘ Stimme hatte mir dabei eine Gänsehaut über den Rücken gejagt. Wie heiß und verführerisch er sich anhörte… würde ich mich jemals an diese sexy Stimme gewöhnen?
 

Zärtlich küsste ich seine Stirn und lächelte sanft, denn er versteckte das Gesicht an meinem Hals. So wie es aussah, hatte Lukas das auch noch nicht so oft gemacht…
 

„Vielleicht räumen wir hier erst einmal ein bisschen auf, bevor wir mit den Sauereien weitermachen.“, hauchte ich verspielt.
 

Lukas lachte… Gott sei Dank. Denn sein Anblick vorhin war schon schlimm genug gewesen…
 

Zwei Tage blieb ich mit ihm in Rheinhausen, am Dienstag allerdings musste ich nachhause, denn für Donnerstag war eine wichtige Prüfung angesagt und ich hatte noch ein wenig zu lernen.
 

„Ruf mich sofort an wenn sich etwas ergibt!“, mahnte ich ihn noch.
 

Lukas nickte eifrig, aber er wirkte betrübt. „Keine Sorge, ich schaffe das schon!“, sagte er mutig und lächelte mich süß an.
 

Ich konnte nicht widerstehen, wir standen auf der Straße, aber ich musste ihn umarmen, ihn fest an mich drücken.
 

„Wenn du Angst hast ruf mich an… ich werde die ganze Nacht das Telefon anlassen und wenn du schlecht träumst, dann ruf meinen Namen und ich werde wach, okay?“
 

Das rührte den Kleinen so sehr, dass er fast in Tränen ausbrach.
 

„Okay…“, wisperte seine zitternde Stimme, auch er drückte mich fest an sich, atmete meinen Duft tief ein. Ich spürte es.
 

„Sobald ich meine Prüfung hinter mir habe, komme ich sofort zurück. Versprochen…“
 

Lukas wischte sich mit einem Arm über die Augen und schob mich auch schon zum Wagen und öffnete die Tür.
 

„Verschwinde… bevor ich dich nicht mehr loslassen kann…“, flüsterte er mit zitternder Stimme.
 

Zärtlich streichelte ich seine Wange, ich wollte ihn küssen verdammt! Aber ich durfte nicht… So ließ ich mich schieben und kurbelte das Fenster runter.
 

„Ich warne dich! Ruf mich ja an!“, knurrte ich.
 

Lukas lächelte schwach, nickte jetzt aber etwas mutiger. „Versprochen!“, sagte er und in meinem Rückspiegel sah ich ihn noch winken.
 

Warum musste ich die Menschen, die ich liebte, immer alleine zurück lassen? Warum fuhr ich fort und sah sie hinter mir immer kleiner werden…?
 

Lieben… ja.
 

Ich liebte Lukas, das wusste ich jetzt. Unglaublich, aber wahr… denn niemals hätte ich mir auch nur ansatzweise vorstellen können nachts wach zu liegen und mir Gedanken über einen einzigen Menschen zu machen. Einen Menschen, bei dem allein sein Name eine wohlige Wärme in meinem Bauch ausbreitete und ein angenehmes Kribbeln verursachte.
 

Ein Mensch, den ich auf ekstatische Weise begehren würde.
 

Lukas hatte sich seit dem ersten Tag unserer Begegnung tief in meine Seele gebrannt und mit jeder Minute und mit jeder Stunde, in der wir zusammen waren brannte er sich tiefer in mich hinein. Lösen konnte ich mich längst nicht mehr von ihm.
 

Und das wollte ich auch gar nicht.
 

Wenn ich an Lukas dachte, musste ich automatisch Lächeln. Es ging gar nicht anders… und ich war froh, dass ich mit ihm hergekommen war.
 

Die verdammte Prüfung hatte ich verschieben wollen doch ich hätte sie erst in einem halben Jahr wiederholen können. Und Lukas wollte nicht, dass er der Grund dafür war, dass ich die Uni vernachlässigte.
 

Eigentlich war er mir viel wichtiger denn immerhin war das eine schwere Zeit für ihn aber vielleicht brauchte er auch ein wenig Zeit für sich…
 

Allerdings fühlte ich mich schon unwohl ihn dort einfach so alleine zu lassen und meine innere Unruhe wurde größer und größer.
 

Was wenn dieser Bastard Jan dort auftauchen würde? Nein, sicher nicht… Immerhin war er doch Schuld daran gewesen, dass Lukas fast von einem Zug überrollt worden war. Aus Angst vor einer Anzeige versteckte der sich sicher…
 

Zumindest hoffte ich das.
 

Kaum war ich zuhause rief ich sofort Lukas an, noch während ich die Treppen nach oben lief. Meine Mutter öffnete mir mit einem besorgten Lächeln die Tür das schon fast entrüstet wurde als sie sah wie das Handy an meinem Ohr klebte.
 

Ihre Arme, die sie mir geöffnet hatte, blieben in der Luft hängen.
 

„Ja ich bin gerade angekommen…“, antwortete ich ihm und grinste meine Mutter an, zog sie in meine Arme und drückte sie fest an mich.
 

Sie erwiderte den Druck nur und sah mich überrascht an, als ich aber noch breiter grinste, grinste sie mit.
 

„Ja ich werde es ihr sagen. Nein, mach dir keine Sorgen. Nein sie wird mich schon nicht verprügeln!“
 

„Ist das Lukas?“ Sie riss mir das Telefon aus der Hand und lief damit sofort in Richtung Küche. Ich hörte noch wie sie Lukas beschwor ja vernünftig zu essen und auf sich acht zu geben, sie erkundete sich nach seinem Großvater und plapperte noch lange weiter.
 

Ich sah ihr mit gehobener Augenbraue nach doch das gab mir Zeit mich schnell umzuziehen.
 

Es war seltsam hier zuhause zu stehen, die Räume schienen noch erfüllt zu sein von Lukas‘ Anwesenheit, so als würde er gleich jede Sekunde aus einem der Zimmer kommen und mich so süß anlächeln.
 

Also war es geschehen, ich war unter der Haube…
 

Der Gedanke ließ mich amüsiert auflachen und verursachte erneut ein warmes Gefühl in meinem Bauch.
 

Den ganzen Tag über lernte ich, am Abend rief ich dann Lukas an.
 

Wir redeten über völlig belangloses Zeug bis ich hörte, dass er am Telefon eingeschlafen war.
 

Einmal wachte er in der Nacht auf.
 

„Juan…?“, flüsterte seine Stimme zögerlich.
 

Ich war natürlich sofort wach. „Ich bin hier, schlaf weiter.“, flüsterte ich zurück.
 

Ein kleines Seufzen ertönte, die Decke raschelte und er schlief wieder ein.
 

Der Mittwoch verging so langsam, ich hatte meine Gedanken abgestellt und pumpte sie noch schnell mit dem Stoff voll der noch reinpasste.
 

Zwischendurch bekam ich eine SMS von Lukas, die ich kaum entziffern konnte, denn sie quirlten über vor irgendwelchen Smileys die ich nicht kannte. Aber es war ebenso ein schönes erstes Mal für mich.
 

Manchmal lachte ich auf, wenn er mir etwas Abfälliges über die Schwestern im Krankenhaus schrieb. Genauso herzerwärmend war das Bewusstsein, dass ich Lukas mehr und mehr kennen lernte. Einen ganz anderen Lukas, den ich zu kennen geglaubt hatte.
 

Er machte immerzu kleine Scherze, hatte eine große Klappe für so ein mickriges Bürschlein und man konnte gar nicht anders als ihn knuddeln und drücken zu wollen.
 

Fand ich zumindest.
 

Dann kam der Tag für meine Prüfung und ich war erleichtert als ich endlich aus der Uni hinaus trat, an die frische Luft.
 

Sofort wählte ich Lukas‘ Handynummer.
 

Eine ganze Weile hörte ich nichts.. dann sprang die Mailbox an.
 

Was war denn das? Wieso hatte er sein Handy aus?
 

Ich wollte mir nicht so große Gedanken darüber machen, bestimmt hatte er einfach nur vergessen es aufzuladen oder er war im Krankenhaus erwischt worden und hatte es jetzt ausgeschaltet… vielleicht hatte er auch nur keinen Empfang…?
 

Wieder rief ich an… wieder die Mailbox.
 

Diese innere Unruhe, die sich langsam durch meine Venen gefressen hatte als ich Lukas auf dem Weg von Rheinhausen zurück gelassen hatte, war wieder da.
 

Und ohne großartig nachzudenken fuhr ich schnell nachhause, warf mich ohne ein Wort in den Wagen und fuhr los.
 

Erst schlug mein Herz kräftig gegen meine Brust, dann wurde es schneller, wilder und schließlich fast schon schmerzhaft.
 

Diese Ungewissheit brachte mich um den Verstand! Bis ich in Rheinhausen war rief ich ihn bestimmt hundert Mal an…
 

Wenn sein Akku wirklich nur leer war würde ich ihm so kräftig in den Arsch treten, dass ihm hören und sehen verging!
 

Zuerst machte ich mich auf den Weg ins Krankenhaus.
 

„Ich suche Herrn Breitenbach! Er ist vor ein paar Tagen aus dem Koma erwacht, können Sie mir sagen auf welcher Station er liegt?“, fragte ich an der Information.
 

Die Frau nickte nur und tippte in ihren Computer. Ihre Finger flogen nur so über die Tasten hinweg.
 

„Sind Sie ein Familienangehöriger…?“, fragte die Frau plötzlich und runzelte die Stirn während sie auf den Bildschirm starrte.
 

„Ich bin sein Enkel!“, log ich.
 

„Es tut mir sehr leid… wir haben niemanden aus Ihrer Familie erreichen können… Herr Breitenbach ist gestern Abend verstorben.“
 

Unter meinem Boden tat sich ein riesiges schwarzes Loch auf das mich mit in den Abgrund riss.
 

Gestern Abend?? Warum hatte Lukas mir nichts gesagt…??
 

Halt… gestern Abend, hatten wir da geredet…? Schnell spulte ich den Film zurück und erinnerte mich nur vage an unser Gespräch.
 

>„Wie geht es deinem Opa? Ist eine Besserung in Sicht?“, fragte ich.
 

Lukas schwieg einen Moment lang. „Die Ärzte sagen, dass sich da zu neunzig Prozent nichts mehr tun wird…“, flüsterte Lukas deprimiert. „Er ist… Demenz…“
 

Ich hatte versucht ihn zu trösten, aber er schniefte nur. „Naja er käme dann in ein Altenheim… ich könnte ihn jederzeit besuchen…Hauptsache ist doch, dass er noch lebt…“
 

Ich seufzte. „Ja, natürlich… mach dir bitte keinen Kopf, wichtig ist doch, dass er körperlich wieder auf die Beine kommt. Wann warst du bei ihm?“
 

Lukas schwieg wieder einen Augenblick.
 

„Heute Nachmittag…“<
 

Hatte er mich belogen? Lukas blieb doch sonst immer von Mittag bis zum späten Abend an der Seite seines Großvaters!
 

„Und mein Cousin?? Lukas?? War der nicht hier?!“, blaffte ich sie an, mein Herz raste, ich konnte jetzt keine Rücksicht auf andere nehmen.
 

„Nein… nein… niemand war hier.
 

Hören Sie, das ist überaus unangenehm und ich weiß…“
 

Aber ich hörte sie nicht mehr sondern rannte einfach los. Ich rannte aus dem Krankenhaus und stürmte zu meinem Wagen.
 

Ich parkte scharf in der Straße, in der Lukas wohnte und klingelte.
 

Niemand öffnete mir die Tür…
 

Ich klingelte im Sturm, doch es tat sich nichts…
 

Immer aufgeregter rannte ich um den Block herum. Die Fenster vom Wohnzimmer auf der Rückseite waren geöffnet.
 

Tief holte ich Luft.
 

„Lukas!!“, brüllte ich aus vollem Halse, meine Hände zitterten stark. „Lukas!!“, schrie ich wieder, doch es kam keine Antwort.
 

Der Kopf einer älteren Frau streckte sich heraus.
 

„Junge, was schreist du hier so herum?!“, fuhr sie mich an.
 

„Breitenbach! Lukas Breitenbach! Wissen Sie wo er ist??“
 

Dass ich völlig aufgelöst sein musste, sah ich an dem mitleidigen Blicken der Frau.
 

„Lukas? Der hatte gestern Abend noch Besuch… mit dem ist er glaub ich fort gegangen.“
 

In meinem Schädel rotierte es wild. „Wissen Sie wer es war…??“
 

Sie nickte und rückte ihre Brille zurecht, sah kurz hoch zum Himmel und dachte nach.
 

„Ja, natürlich… das war dieser nette junge Mann, wie hieß der noch? Ingrid!“, rief sie in die Wohnung hinein. „Wie hieß nochmal dieser Freund vom Lukas? Ja, der dicke, der früher jeden Tag hier war… Wie?...“
 

Mir wurde richtig schwindelig, eine Ohnmacht überkam mich.
 

„Ach ja, richtig!“ Die alte Frau lächelte mich an. „Jan hieß der.“
 

Mit Lukas würde ich definitiv nicht alt werden, denn in meiner Brust zog sich alles zusammen, in meinen Ohren begann es heftig zu dröhnen.
 

Wieso zum Teufel war Lukas mit seinem Ex weg gegangen?! Und wieso war der Typ überhaupt hier gewesen?!
 

Wieder rief ich Lukas an.
 

Mailbox.
 

Dann sah ich nur noch eine einzige Möglichkeit! Die Polizei!
 

Gerade wählte ich die dreistellige Nummer, da ertönte eine Stimme hinter mir, die mich hart zusammenzucken ließ.
 

„Juan!“, rief Lukas und sprang mich von hinten an. „Du bist wieder da!“
 

Die alte Frau am Fenster lachte, aber in meinen Ohren klang es wie das Schrillen einer Sirene.
 

Das gab’s doch nicht.
 

„DU!!“, blaffte ich ihn an und packte ihn an den Armen, rüttelte ihn wie verrückt durch. „Wo bist du gewesen?! Warum ist dein Handy aus?!“
 

Irritiert sah Lukas mich an, er trug eine Tragetasche vom Supermarkt in der Hand.
 

Seine Augen waren ganz rot, mit dunklen Rändern.
 

Sofort betatschte ich ihn, ich musste ihn abtasten! Er lachte und wand sich, aber ich musste sichergehen, dass er keine Verletzungen hatte.
 

„Deine Nachbarin hat gesagt, dass du mit diesem Jan weg gegangen wärst!“ Dabei zeigte ich vorwurfsvoll auf die alte Frau.
 

„Hieß der nicht so?“, fragte sie verwirrt.
 

Lukas‘ Augen wurden groß. „Frau Tillmann, ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich nur kurz einkaufen gegangen bin und falls Besuch für mich käme, sollten Sie ihm das doch mitteilen!“
 

Die Frau lachte verlegen. „Ach Junge, du weißt doch, ich und mein Erinnerungsvermögen!“ Sie winkte ab und verschwand mit dem Kopf kurz im Fenster. „Wenn ihr mögt, könnt ihr gerne zum Kaffee herein kommen!“, bot sie den beiden jungen Männern an, aber Lukas bedankte sich nur und schliff Juan mit sich.
 

In der Wohnung ließ er die Tüte zu Boden sinken und wandte sich langsam zu mir herum.
 

„Sie ist ein bisschen senil, weißt du?“ Er lachte, aber es wirkte unsagbar gequält.
 

Fast sofort schloss ich meine Arme um seinen Körper und drückte ihn fest an mich.
 

„Es… tut mir so leid…“, flüsterte ich.
 

Lukas aber schwieg nur. Er hielt sich an mir fest und schloss die Augen.
 

„Lass uns ein paar Sachen packen… und dann bald von hier verschwinden… die Wohnung hab ich schon gekündigt… was ich behalten will nehme ich mit… alles andere wird leer geräumt..“
 

Seine Stimme ertönte als käme sie aus einer sehr weiten Entfernung.
 

„Auch… wenn es grausam… klingt… vielleicht ist es besser so… ich weiß nicht… ob ich es ertragen hätte ihn zu besuchen… und dann so zu sehen…“ Er kuschelte sich fest an mich und ich drückte ihn so fest wie ich nur konnte.
 

Was sagte man in einem solchen Augenblick…? Ich wusste es auch nicht.
 

Aber eigentlich konnte ich auch an nichts anderes als an Lukas denken… meine Angst war groß gewesen, verdammt groß…
 

„Es ist kaputt…“, hörte ich ihn sehr leise gegen meine Brust flüstern.
 

Seine Stimme riss mich aus meinen Gedanken.
 

„Was…?“, fragte ich irritiert.
 

„Das Handy…“, antwortete er. „…Jan war wirklich hier… er hat mich gestern Abend vor der Tür abgefangen… wollte sich entschuldigen.“, nuschelte er.
 

Sofort verkrampfte ich mich und Lukas spürte es. „Ich hab herum gebrüllt wie ein Irrer, ihm gesagt, dass ich die Polizei rufe wenn er nicht verschwindet… und als der weiter geredet hat hab ich ihm das Handy an den Kopf geschleudert.“
 

Sachte drückte ich ihn von mir und starrte ihn fassungslos an.
 

„Wieso hast du mir nichts davon gesagt?!“
 

Lukas lächelte verschmitzt. „Weil ich gedacht habe, dass du sonst verrückt wirst und sofort herkommst… gestern Abend habe ich dich auch vom Festnetz aus angerufen, hast du das nicht bemerkt?“
 

Nein…nein, das hatte ich nicht bemerkt… ich hatte den Kopf voll mit Lukas und der Prüfung, da war mir das nicht aufgefallen.
 

„Es ist nichts passiert… er ist wieder abgehauen… aber lass uns nicht mehr davon reden, okay? Hast du was gegessen?“
 

Ich schüttelte den Kopf.
 

Lukas hob die Tüte hoch und drückte sie mir in die Hand. „Dann lass uns erst einmal etwas kochen… und morgen früh muss ich nochmal ins Krankenhaus…“ Er wischte sich über die Augen und lächelte schwach.
 

Lukas wirkte in diesem Moment so erschreckend gebrechlich, wie die alte senile Nachbarin.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  JamieLinder
2011-12-20T19:01:14+00:00 20.12.2011 20:01
Oh man...Oh man...OH MAN...
Was sagt man zu so einem Kapitel ?! *seufz*

Es war bewegend. Von Kapitel zu Kapitel tut Lukas einem immer mehr leid.
Wäre Juan nicht, würde ich das nicht durchstehen weiter zulesen. OH MAN.!
Mein ganzer Körper zittert grade.XD
Ich bin wirklich gepannt wie die Sache weiter geht,
auch wenn ich kleine Vorahnungen habe.
Aber ich hoffe, dass es Lukas gut haben wir mit Juan &
das es von nunauf für ihn nurnoch Berg auf geht. :D

*auf Dienstag freu*
<3<3<3



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