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Der Tag der Wölfe

Eine Reise in die Geisterwelt
von

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Düstere Träume

Mit einem lauten Aufschrei wurde Gabriel aus seinem Tiefschlaf gerissen. Sein Oberkörper beugte sich nach vorne, und das Haar kippte ihm währenddessen übers Gesicht, als er schnell zu atmen begann. Verwirrt blickte er auf seine leicht angewinkelten Knie hinunter, und fragte sich, was gerade geschehen war. Manchmal vergaß er viel zu rasch, was er eben geträumt hatte, obwohl er sich gewünscht hätte, den Grund für diesen hässlichen Traum zu erfahren. Es verwirrte ihn jedes Mal, wenn die Träume so abrupt aufhörten, und er nicht mehr wusste, was genau darin vorgefallen war. Und wenn der Traum noch so hässlich war. Mit den Fingern strich er sich eine dicke, kobaltblaue Haarsträhne aus dem Gesicht, und strich sie hinter sein linkes Ohr. Kleine Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet, und er sah blass aus. Sein Brustkorb bewegte sich immer noch heftig, während er langsam begriff, dass er wieder einmal einen Alptraum miterlebt hatte. Szenen aus längst vergangener Zeit, die er am liebsten hinter sich bringen würde, ihn aber dennoch stets einholten – ganz besonders dann, wenn er schlief. Nun endlich beruhigte er sich, und er stützte sich mit seinen kräftigen Armen auf dem Bett ab. Draußen war es noch nicht einmal hell, der halbe Nachthimmel überzog noch das Firmament. Wie spät mochte es wohl sein? Er schüttelte den Kopf, es war ihm egal – mit Zahlen hatte er ohnehin nichts am Hut, denn er konnte ja sowieso nicht zählen. Und lesen noch weniger.

„Gabriel? Alles in Ordnung?“, fragte eine sanfte Frauenstimme. Wie ein Gesang drang sie in sein Ohr ein und stimmte ihn zufriedener. Trotzdem noch etwas verwirrt, warf er ihr den Kopf zu, und starrte sie müde an. Im Türrahmen stand Lex. Eine junge, hübsche Frau mit langen, roten Haaren. Die am schönsten waren, wenn sie draußen in der Sonne stand und sich von dieser bescheinen ließ. Dann leuchteten sie richtig.

„Ich hab nur schlecht geschlafen. Das ist alles!“, sagte er, und erhob sich. Mit noch ganz starren Beinen wackelte er zum Fenster. Er reckte sich, obwohl er das nicht nötig hatte, aufgrund seiner massiven Körpergröße – fast zwei Meter – um durch das rundliche Fenster hinaus zu schauen. Langsam lichtete sich der Nachthimmel ein wenig, aber es fehlten immer noch ein paar Stunden, um den Tag damit einzuleiten.

„Ich hab dich schreien gehört,“ meinte Lex, „ich nehme mal an, dass du wieder einen Alptraum hattest. Was war es?“

Das war doch so typisch, dass sie das wissen wollte! Er blickte fortwährend nach draußen, ohne sich von ihr ablenken zu lassen, aber sobald sie das ausgesprochen hatte, wurde er aufmerksam. Der blauhaarige Mann überlegte, ob er sich wieder hinlegen sollte, oder nicht. Ein bisschen Schlaf könnte er noch gebrauchen, bis der Tag endgültig anbrach.

„Ach, das übliche. Blutige Szenen aus meiner Vergangenheit! Soll ich die etwa so haargenau beschreiben, damit du zufrieden bist?“, raunzte er, aber Lex wusste bereits, wie er sich verhielt, wenn er aus einem Alptraum hochgeschreckt war. Sie selbst kannte ja seine Angewohnheit, grundlos sauer und gereizt zu sein, egal in welcher Situation. Das konnte vom einen Moment auf den anderen kommen, da musste er noch nicht einmal einen Alptraum gehabt haben.

„Nein, danke! Ich fahre nicht so darauf ab, mir derartige Geschichten anzuhören, wenn du so mies drauf bist!“, fauchte sie, etwas enttäuscht über sein Verhalten. Obwohl sie das bereits von ihm kannte, traf es sie manches Mal dennoch sehr – meistens änderte sie ihre Meinung schnell darüber. Sie wollte ihm damit nur zeigen, dass man sich um ihn kümmerte, und man es nicht so leichtfertig hinnahm, dass er sich oft wie ein herzloser Rüpel benahm. Seine Augen funkelten sie kalt an, so dass sie zurück schreckte. Sein Gesicht wirkte lieblos und nach unten gezogen, zu einer beleidigten Miene. Die blauen Augen rollten einmal von links nach rechts. Lex stand neben ihm, ihre Beine vibrierten leicht; sie blickte zum Fenster, als wollte sie ihn mit diesem abwesenden Blick strafen. Bestimmt dachte er sich nichts dabei, wie er sich gerade eben verhalten hatte.

„Weißt du, ich hätte nur niemals gedacht, dass sich ein legendärer Priester wie du so kindisch und so eiskalt benehmen kann, nur, weil er einmal in seinem Leben etwas Schlimmes erlebt hat!“, gab sie von sich, und wich ihm etwas von der Seite. Jetzt blickte er auf.

Geht das schon wieder los…, dachte Gabriel genervt, und verzerrte seinen Mund zu einem komischen, schiefen Grinsen.

„Legendärer Priester, pah! Ich bin nicht der legendäre Priester, egal, wer ich einmal früher gewesen sein mag! Ich bin nur ein Mann mit einer blutigen Vergangenheit, von der ich manchmal düster träume! Wäre ich eine Legende, würde das ganz anders aussehen!“, fauchte er. Wie er dieses Gerede über den „legendären Priester“ hasste! In dieser Legende ging es nämlich um einen Mann, der er angeblich gewesen sein sollte. Vor langer Zeit, an diesen Orten, im selben Land – doch Gabriel konnte sich an nichts erinnern, dafür aber andere Leute, die er nicht einmal kannte, und nie kennen wollte, umso besser! Sie hatten durch Träume, Visionen, Erscheinungen und anderen Hinweisen erfahren, wer dieser Mann gewesen war, und wer er jetzt war – ein Mann, den alle beschützen mussten, und ein Mann, der alle anderen beschützen musste – weil er so legendär war, wie kein anderer Mann vor und nach ihm. Dass Gabriel angeblich diese Gestalt sein sollte, nervte ihn viel mehr, als das es ihn freuen sollte. Natürlich wussten das seine Freunde und deswegen sprachen sie ihn oft darauf an, aber er wollte von dem Ganzen nichts hören, weil es ihm komisch vor kam. Er konnte und wollte sich nichts darunter vorstellen – dass ER – ein legendärer Charakter sein sollte?! Er lebte im hier und jetzt, und nicht in der Vergangenheit!

„Warum machst du es uns so schwer?“, fragte Lex mit einem mitleidigen Blick, „wir kümmern uns alle um dich, und du bist so arrogant und stößt uns weg…“ Sie hielt sich immer noch etwas weiter entfernt von ihm auf. Wenn er so sauer und gereizt war, wollte sie ihn lieber nicht noch weiter reizen. Außerdem hatte sie Angst, dass es so zu Handgreiflichkeiten kommen könnte – bei Gabriel wusste man ja nie, er war praktisch unberechenbar.

„Tut mir leid,“ würgte er trocken hervor, und klang dabei so, als würde er sich augenblicklich übergeben, „aber hättest du an meiner statt das alles durchlebt, würdest du auch so denken wie ich. Auf diesen aufgedrängten Ruhm habe ich keine Lust!“

Aufgedrängter Ruhm? Wovon redet der bloß? Er hat doch keine Ahnung!, dachte Lex, und sie sah, dass das Gespräch langsam zu einem Ende kam. Sie seufzte und versuchte, den ganzen Streit nicht persönlich zu nehmen. Denn würde sie alles als persönlichen Angriff sehen, was Gabriel zu ihr sagte, würde sie wohl oder übel daran zerbrechen.

„Ja klar. Ich sehe ja bereits, wie leid dir das tut!“, sagte Lex, und stand im Begriff dazu, zu gehen. Sie wollte sich nicht mehr länger hier im Raum mit einem Morgenmuffel aufhalten, dessen Mund nur böse Worte verließen. Darauf hatte sie keine Lust. Sie wollte wieder zurück in ihr Zimmer, wo wenigstens ein Mensch lag, von dem sie nicht befürchten musste, dass er ihr wegen ihrer eigenen Meinung und ein paar aufmunternden Sätzen an die Gurgel ging. So wie Gabriel, dem es schwerfiel, anderen Menschen zuzuhören und ihre Meinung zu akzeptieren.

„Und ich bin es leid, dass ich ständig deiner schlechten Laune ausgeliefert bin, wenn ich dir helfen mag! Düstere Träume hin oder her!“, sagte sie wütend, und verließ schließlich sein Zimmer. Als sich die Tür schloss, setzte sich Gabriel wieder auf sein Bett. Lex war weg, und er ließ daraufhin den Kopf hängen, um nachzudenken, was eben vorgefallen war.

Toll, großartig… was bin ich nur für ein unglaublicher Riesentrottel? Und das alles nur, weil mein Ego sich ständig verteidigen mag. Ich bin ein furchtbarer Mensch!, dachte Gabriel, enttäuscht über sich selbst. Er hob die Beine an, legte sich auf die Seite, und starrte mit müden Augen gegen die graue Mauer, welche sein Zimmer bildete.

Lex hat Recht. Ich BIN der legendäre Priester! Und nur wegen ein paar düsteren Träumen… mache ich alles zu Nichte.

Er schloss nun die Lider und bemerkte, wie sich Tränen dahinter bildeten. Und genau in dem Moment fühlte er, dass es an der Zeit war, etwas an sich zu ändern – und er wusste, wenn er es richtig anging, würde er das auch schaffen. Egal, was hinter ihm lag, oder noch vor ihm…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Flordelis
2011-10-31T17:35:18+00:00 31.10.2011 18:35
Es ist daha~
Und ich darf gleich wieder meckern. >:D

> und das Haar kippte ihm währenddessen übers Gesicht
Haare "kippen" einem nicht übers Gesicht, sie fallen einem ins Gesicht. ;)
Das "währenddessen" kannst du sogar ganz draußen lassen. :3

> Mit den Fingern strich er sich eine dicke, kobaltblaue Haarsträhne aus dem Gesicht, und strich sie hinter sein linkes Ohr.
Um ein "strich" wegzubekommen:
Mit den Fingern strich er sich eine dicke, kobaltblaue Haarsträhne aus dem Gesicht, direkt hinter sein linkes Ohr.

> Eine junge, hübsche Frau mit langen, roten Haaren. Die am schönsten waren, wenn sie draußen in der Sonne stand und sich von dieser bescheinen ließ. Dann leuchteten sie richtig.
Ich persönlich finde, dass Punkte diese Sätze zu stark trennen, mach lieber Kommata daraus. :3
Außer du willst es so lassen. *sich nicht aufdrängen will*

> ein Mann, den alle beschützen mussten, und ein Mann, der alle anderen beschützen musste – weil er so legendär war, wie kein anderer Mann vor und nach ihm.
Die Wiederholungen von "Mann" können natürlich gewollt sein, dann habe ich auch nichts gesagt, aber zumindest das dritte finde ich ein wenig überflüssig...
"ein Mann, den alle beschützen musste, und ein Mann, der alle anderen beschützen musste - weil er so legendär war, wie kein anderer vor oder nach ihm"

Well, was soll ich noch sagen?
Ich bin ein bisschen unsicher, weil mir das Gespräch ein wenig surreal vorkam (schwer zu erklären :,D) und deswegen warte ich einfach mal ab, wie es weitergehen wird. ^^
Ich freu mich auf Batu. ;D


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