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Captured - Gefangen

Grimmjow x Ulquiorra
von

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Zwei

Kapitel 2
 

Ein weiter Tag war vergangen und Grimmjow hatte sich eine Auszeit genommen. Er hatte Ulquiorra alleine auf seinem Türmchen gelassen und musste sich ausruhen. Seine Wunden waren größten Teils wieder verheilt, rein äußerlich zumindest. Innerlich brodelte er vor Wut.

Seit dem Vorfall, seit diesen wenigen Minuten, in denen es Ulquiorra geschafft hatte, ihn fertig zu machen, war er das Gespött des Palastest gewesen. Er konnte nicht an einem der anderen vorüber gehen, ohne sich dumme Sprüche anhören zu müssen. Am vorlautesten war Nnorita, der es auf Grimmjows Rang abgesehen hatte. Für ihn war das Ganze eine absolute Lachnummer und Grimmjow war unten durch. Wenigstens hatte Gin noch nichts darüber gesagt. Der ewig grinsende Shinigami war zwar keine so harte Nummer wie Aizen, doch man wusste nie, was er dachte oder wirklich vorhatte. Er inspizierte ihre Arbeit zwar nicht, doch auch er hatte wohl auch von der Sache Wind bekommen. Grimmjow wusste nur nicht, ob das gut oder schlecht war. Ulquiorra war Aizens Liebling und ihm wurde viel durchgelassen. Sollten der Arrancar und der Shinigami gegen ihn aussagen, sobald Aizen wieder da war, würde es eine gehörige Abreibung geben. Doch darum kümmerte sich Grimmjow, wenn es so weit war. Sie konnten ihn alle am Arsch lecken!

Alles nur wegen Ulquiorra! Der sechste Espada loderte innerlich und musste sich selber ermahnen, nicht zu explodieren. Logo, es war kein Aizen in der Nähe, der ihn in die Knie zwingen oder ihn bestrafen konnte, trotzdem wollte er die Füße still halten. Vor seinem inneren Auge ging er den Kampf immer wieder durch. Weswegen hatte er so schnell unterlegen? WARUM! Doch nicht nur, weil Ulquiorra so viel stärker war. Zwei Ränge höher hin oder her, etwas stimmte da nicht! Und höchst genervt, musste Grimm es sich eingestehen. Er war selber schuld. Nicht an der Niederlage! Er hatte einfach nicht aufgepasst. Das Ulquiorra sich nicht stellen wollte, hatte ihn in Höchststimmung versetzt und er war zu euphorisch gewesen. Der Strahl hatte ihn frontal getroffen, doch das hatte der Cero zwei Tage zuvor auch. Es lag an der Entfernung. Ulquiorra musste unmittelbar hinter ihm gewesen sein, deswegen war er so schwer getroffen. Wenn man direkt vor so einer Energiequelle stand, waren die Auswirkungen nur noch stärker. Also lag es an Ulquiorras Kampfstil. Er war so leise gewesen, dass er die Möglichkeit hatte, aus geringer Entfernung zu feuern. Und er, Grimmjow, hatte ihn nicht gehört, weil er mit rumschreien beschäftigt war. Er hätte genauer auf Ulquiorra achten müssen um zu sehen, wohin er sich bewegt! Das nächste Mal und oh ja, es würde ein nächstes Mal geben, würde er genauer drauf achten! Ulquiorra hatte sicherlich auch Sonido benutzt, sonst hätte Grimmjow ihn mit Pesquisa aufgespürt.

Er grinste innerlich, bei dem Gedanken an die Revanche und sah kurz auf seine Hosentasche. Grimmjow konnte Szayelaporro nicht leiden und hatte so gut wie nie was mit dem verrückten Wissenschaftler am Hut, doch dieses Mal war der Kerl echt nützlich. Und so schrecklich leichtgläubig. Bitte, wenn der Trottel dachte, er würde auf seine Kosten kommen, gerne! Solange Grimmjow nur sein Ziel erlangte, dafür nutze er den anderen Arrancar auch aus. Und scheinbar hatte dieser das nicht mitbekommen. Dafür war Grimm seinem Ziel näher, als er noch vor wenigen Tagen dachte.

Er grinste so breit, dass seine Mundwinkel langsam schmerzten. Seine Schadenfreude kannte keine Grenzen. Ulquiorras Worte dröhnten in seinem Kopf und der herablassende Blick kratzte sein Ego immer wieder an. Wie er den Kerl hasste. Er hielt sich für was so viel besseres als alle anderen! Dieser unsympathische Sack! Grimmjow würde ihm zeigen, wo‘s lang ging und seine arroganten Worte würden ihm im Hals stecken belieben! Nie mehr würde er es wagen, sich über ihn lustig zu machen oder zu behaupten, er wäre Abfall! Er, Grimmjow Jaggerjack, einer der ältesten Espada, den man einst König genannt hatte! NIEMAND, auch kein Ulquiorra Schiffer machte sich über ihn lustig.
 

Und mit dem Gedanken trat Grimmjow an diesem Morgen seine ‚Arbeit‘ wieder an. Als er den Aussichtsturm betrat, war alles wie zuvor. Die Spuren ihres Kampfes waren deutlich zu sehen und genau wie vor zwei Tagen, zeichnete sich vor dem Himmel die schlanke Silhouette Ulquiorras ab.

Grimmjow blinzelte. Der andere Hollow hätte auch gut zur Innenausstattung des Turms gehören können, wie er da stand und am liebsten hätte Grimmjow ihn mit einem deftigen Spruch begrüßt. Er würde sicherlich nicht kleinbei geben und Ulquiorra den Eindruck vermitteln, er hätte nun Angst vor ihm. Doch er schwieg, das alles gehörte zu seinem Plan und obgleich er um die Brust noch Verbände trug, war seine Haltung aufrecht und stolz.

„Yo.“, kam deswegen als einziges Wort über seine Lippen.

Ulquiorra drehte den Kopf in seine Richtung und sah den eben eingetroffenen Mann kurz an.

„Du bist wieder auf den Beinen. Schneller, als ich erwartet hätte.“

„Gib nicht so an! Glaub nicht, dass du deswegen stärker bist als ich, ich hab nur nicht aufgepasst, klar! Würde ich ernst machen, hättest du keine Chance gegen mich!“

Mit den Händen in der Tasche begab sich Grimm lässig an seinen Platz und spähte in die Wüste. Alles wie immer. Super spannend. Man, er musste da echt was verpasst haben, als er nicht da war.
 

Ulquiorra gab ihm derweil keine Antwort und ließ es auf sich beruhen. Für ihn war die Geschichte damit abgeschlossen. Das Grimmjow immer wieder auf die Idee kam ihn anzugreifen, war sinnlos und lästig. Und es gab für ihn keinen weiteren Grund, darüber zu reden. Er würde Grimmjow wieder besiegen. Das war nun mal eine Tatsache, die er nicht abstreiten konnte. Natürlich hatte Grimmjows Unaufmerksamkeit dafür gesorgt, dass er so stark verletzt worden war, aber es war Teil des Kampfes. Gutes Geschick machte einen Kämpfer nun mal aus und Ulquiorra wusste, was er konnte. Grimmjow war Wertlos. Alleine wegen seinem Verhalten. Unwichtig, nun war der andere Espada wieder da und er hoffte, seine Demonstration sorgte jetzt für Ordnung. Immerhin war er freiwillig auf seinen Platz gegangen und war nicht wie ein Wahnsinniger auf ihn los, blind durch Rachegelüste angetrieben. Wie primitiv dies auch war. Vielleicht würde er ja doch noch folgsam, wenn Ulquiorra ihm nur oft genug bewies, wer der Stärkere war. Leider hatte er darauf nur überhaupt keine Lust. Auch wenn er es nicht sollte, drehte Ulquiorra kaum merklich den Kopf in die Richtung des anderen. Grimmjow stand an seinem Platz und starrte hinaus auf die Landschaft, sein Blick grimmig wie immer, während die Augen des Cuatro Espada über den Körper des anderen glitten. Grimmjow war stark. Ulquiorras Augen sahen das und er leugnete es auch nicht. Er war ein guter Kämpfer, nur viel zu unüberlegt. Und er reichte nicht an Ulquiorra heran. Fakten waren Fakten. Es war beinahe eine Verschwendung. Würde Grimmjow seine Kräfte nur etwas besser koordinieren und sein Potential besser nutzen, wäre er stärker und für Aizen von größerem Nutzen. Irgendwo musste Ulquiorra Bewunderung für Grimmjow aussprechen. Zwar für seine Dummheit, doch er war wirklich dumm genug, immer wieder das Wort gegen Aizen-sama zu erheben und trotzdem mit dem Leben davon zu kommen. So viel Dummheit… oder war es Mut, war nur bewundernswert. Und die anderen Arrancar kamen erstaunlich gut mit dieser Art und Weise aus. Nicht das Ulquiorra Wert darauf legte, von seinen Gefährten anerkannt zu werden, aber es erschien ihm fast suspekt. Hollows bekämpften sich und gingen höchstens Zweckgemeinschaften ein. Sie waren nur durch Triebe und Instinkte angetrieben. Durch das, was ihnen an Emotionen übrig geblieben waren. Sie alle hatten durch ihr Hollowdarsein ihre Menschlichkeit verloren. Die Arrancar, die jedoch menschliches Aussehen zurückbekamen, erlangten einen Teil davon zurück. Grimmjows war impulsiv, aggressiv, ein leidenschaftlicher Kämpfer, der aus dem Bauch heraushandelte.

Ulquiorra bildete sich viel darauf ein, das er anders als die anderen Espada war und sich nicht diesen Instinkten und Trieben hingab, aber Grimmjow… er war wirklich ein besonderes Exemplar ihrer Spezies. Ulquiorra stockte. Er war unaufmerksam! Schnell wand er den Blick wieder der Wüste zu, um seine Aufgabe zu erfüllen.

Er sollte nicht so eigenartigen Gedanken nachgehen, er musste sich selbst tadeln. Über Grimmjow nachzudenken war Zeitverschwendung. Die Dinge waren, wie sie nun mal waren. Und während seine Augen die Wüste systematisch absuchten, blinzelte er. Dort unten im weißen Wüstensand bewegte sich etwas. Es waren Hollows. Adjuchas. Sie kämpften miteinander und kamen dabei immer näher an den Palast. In ihrer Raserei vernichteten sie alles, was ihnen über den Weg kam und waren es nur die Spitzen der Baumkronen aus dem Wald der Menos.

„Ah!“

Ulquiorra zuckte nicht wirklich zusammen, aber überrascht schaute er sich um. Grimmjow war neben ihm aufgetaucht und schaute ebenfalls hinunter auf die Wüste.

„Du hast sie auch schon bemerkt, huh? Das machen sie nun schon ne ganze Weile. Ich denke der Kerl, der wie ein Wolf aussieht, hat die Oberhand.“ Er grinste Ulquiorra unheilvoll an. „Der andere wird gefressen und landet als Abendessen auf dem Tisch! Das tun normale Hollows nämlich. Sie fressen einander!“

Nachdenklich runzelte der vierte Espada die Stirn. War das eine Anspielung? Ulquiorra schwieg. Ja, normaler Weise fraßen Hollows einander, sofern sie auf diesem Level waren…

„Wir sind aber keine normale Hollows. Wir gehören zu Aizen-samas Armee und sind seine Espada.“

Grimmjow schnaubte aggressiv.

„Ja, ja. Laber nicht ständig denselben Mist runter! Du bist was ganz Besonders, mh? Ulquiorra.“

Grimmjows schmale Augen richteten sich auf den Arrancar neben sich und dieser erwiderte den Blick. Irgendwie verhielt sich Grimmjow merkwürdig. Der Hass war aus seinen Augen nicht geschwunden, aber etwas lag darin. Ein Funke. Und es war kein kämpferischer Funke. Beinahe glaubte Ulquiorra, eine böse Vorahnung zu bekommen, aber er musste sich das einbilden. Selbst wenn Grimmjow ihn direkt so angreifen würde, das hier war anders.

„Also, was ist? Sind das die Eindringlinge auf die du wartest! Los, schnapp sie dir und mach sie fertig!“

Grimmjow bewegte sich recht schnell, doch der vermeidliche Klapps, den er Ulquiorra auf die Schulter gab, war ein bisschen zu heftig, als das er nur als einfache Geste zu sehen war.

Ulquiorra spürte bei ihm keine feindlichen Absichten, doch als ihm Grimmjow auf die Schulter haute, musste er sich vorne über fallen lassen, doch blieb in der Luft vor ihm schweben. Nicht, weil der Aufschlag so stark war, sondern nur, weil er Grimmjow zu gut kannte.

„Willst du erneut gegen mich kämpfen?“

Die beiden sahen sich direkt in die Augen, doch Grimmjow rührte sich nicht. Er sah zu Ulquiorra hinauf, sein mies gelaunter Gesichtsausdruck war nahezu in sein Gesicht gemetzelt.

„Mpf!“ Ein breites Grinsen lag auf Grimmjows Gesicht. Er strahlte eine unglaubliche Selbstsicherheit aus. Als wüsste er, er würde gewinnen. Ein eigenartiger Ausdruck. Ulquiorra blieb vorsichtig, ließ sich aber nichts anmerken. „Du würdest eh nicht ernst machen. Ich bin doch nur Dreck, schon vergessen? Gegen dich, habe ich doch gar keine Chance.“

„So ist es.“ Wie ungewohnt, dass Grimmjow einsah, dass er keine Chance hatte. Der Espada wirkte viel zu ruhig. Womöglich hatte er tatsächlich dazu gelernt? Die Wahrscheinlichkeit war sehr gering. Dann erhob sich Grimmjow zu Ulquiorra in die Luft und blickte hinab zu den kämpfenden Hollows.

„Was ist jetzt? Willst du sie nicht vernichtend?? Endlich passiert etwas, lass es dir nicht entgehen! Es wird der Kampf deines Lebens.“, murmelte Grimmjow monoton, seine Worte trieften vor Sarkasmus. Bedächtig ließ Ulquiorra seinen Blick zu den Adjuchas schweifen und musterte den Kampf. Schließlich schüttelte er den Kopf.

„Nein, diese Zwei werden sich selbst vernichten. Einer wird überlegen sein und sich den anderen einverleiben, jedoch an seinen Wunden zugrunde gehen. Sie sind nahe an der Mauer, doch es besteht kein Grund zur Sorge. Dieser Kampf ist wie David gegen Goliath.“

Ulquiorra drehte sich wieder zu Grimmjow und blickte ihm vielsagend in die Augen. Und Grimmjow verstand.

„Tse!“

Offensichtlicher hätte er es nicht machen können. Er verglich sich und ihn also mit jemandem, der gegen einen Riesen kämpfte? Was machte Ulquiorra nur so sicher, dass Grimm keine Chance gegen ihn hätte!! Was für eine Arroganz! Und während Ulquiorra desinteressiert die beides Hollows betrachtete, tastete Grimmjow nach seiner Hosentasche.

Sein Partner war voll und ganz auf seine Aufgabe fixiert, es war die Gelegenheit. Doch bevor Grimmjow handelte, blickte er sich um und konzentrierte sich. Beim letzten Mal hatte er einfach nicht daran gedacht, ob jemand in der Nähe war, doch dieses Mal machte er den Fehler nicht! Dieses Mal durfte es keine Zeugen geben, keinen Klatsch und Tratsch. Aber er nahm kein fremdes Reiatsu wahr, keine fremde Präsens. Und jene, die er spürte, waren weit entfernt. Es gab also niemanden, der sie sehen konnte, außer den Adjuchas zu ihren Füßen. Perfekt!

Grimmjow setzte sich in Bewegung und verschwand.

In dem Moment stockte Ulquiorra und wappnete sich. Er hatte also doch richtig gelegen. Grimmjow wollte seine Ehre verteidigen und erneut kämpfen. Der weiße Arrancar hatte das Gefühl, ihre gemeinsamen zwei Wochen würden mehr als nervenaufreibend werden. Grimmjow hatte noch nicht genug.

Doch Ulquiorra konnte ihn nicht spüren. Auch die zerstörerische Wut, die sonst von ihm ausging, war nicht greifbar. Ahmte er ihn nach? Nein, er hatte gar kein Reiatsu konzentriert. Aber eine Provokation war es trotzdem. Wenn er einfach so gehen wollte, wäre er nicht ins Nichts verschwunden mit dieser Geschwindigkeit. Vermutlich beobachtete er ihn gerade und schaute, wie er reagierte. Also lockerte Ulquiorra seine Haltung und sah sich aus Reflex um. Sollte sich sein Gefährte einen Spaß mit ihm erlauben, war es kein besonders guter und Ulquiorra verstand die Pointe dahinter nicht. Leider ließ er dabei eine Sache aus den Augen, die ihn bisher nie gekümmert hatte. In Grimmjow schlummerte eine Raubkatze. Und Raubkatzen hatte ihre Natur. So aufbrausend er war, so konnte er buchstäblich auf Samtpfoten dahin gleiten. Wenn er nur wollte, denn Grimmjow suchte für gewöhnlich die Konfrontation, anschleichen war untypisch für ihn. Und doch nutze er diese, ihm in die Wiege gelegte Gabe das erste Mal bewusst, um einen Gegner in die Irre zu führen.

Hass trieb ihn zur Logik an, zum Kalkulieren und das tat er. Er hatte es sich genau überlegt, genau geplant. Er war nicht der Dummkopf, für den Ulquiorra ihn hielt. Und die Stunde seiner Rache war gekommen.

Als Ulquiorra sich lockerte und glaubte, seine Finte zu verstehen, schoss er aus dem Hinterhalt hervor und näherte sich seinem Gegner von hinten. Er war auch schnell und vor Aufregung raste das Adrenalin nur so durch seine Venen. Die Lücke war gefunden, er hatte in dieser Sekunde Ulquiorras toten Winkel genutzt, abgeschirmt durch den Maskenhelm. Und er handelte schnell, zielsicher und direkt. Denn viel zu spät bemerkte Ulquiorra Grimmjow hinter sich in seinem Rücken und konnte nicht rechtzeitig reagieren. Da war kein Reiatsu, kein Angriff, als sich Ulquiorra in dem Moment umdreht, da Grimmjows Arm haarscharf an seinem Auge vorbeiglitt, als wolle er nach ihm greifen. Und er erfasste ihn auch. Aber nicht als Attacke. Der niedere Espada griff den Reißverschluss an Ulquiorras Kragen und zog ihn mit einem Ruck hinunter.

Was?, fuhr durch Ulquiorras Kopf und er starrte auf die Hand an seiner Kleidung. Und dann begriff er. In allerletzter Sekunde sah er, wie Grimmjow einen kleinen lilafarbenen Würfel in seinem Hollowloch platzierte und dann blitzartig von ihm zurückwich. Es war, als zerberste der Würfel in Ulquiorras Inneren und lila-weiße Säulen stoben hervor. Sie bildeten ein Quadrat um Ulquiorra, schlossen ihn ein und dann schrumpfte das Gebilde, samt Inhalt, in sich zusammen, bis es sich aufgelöst hatte.
 

Stille. Mit aufgerissenen Augen und rasendem Puls schwebte Grimmjow an der Stelle, wo vor kurzem noch Ulquiorra gewesen war. Zuerst konnte er es nicht begreifen, doch dann kam ein erleichtertes Lachen aus seiner Kehle, durch die angehaltene Luft wurde es hervorgepresst.

Unbändige Freude packte Grimmjow und er ballte die Fäuste.

„Geschafft….“, hauchte er, ehe er den Rücken durchstreckte und laut aufschrie. „GESCHAFT!“

Es hatte geklappt, er hatte Ulquiorra in die Falle getrieben! Wie vom Wahnsinn ergriffen lachte Grimmjow auf und mit irrem Blick grinste er in sich hinein. Endlich, endlich würde er dem Espada alles heimzahlen, was er sich erlaubt hatte und ihm angetan hatte!! Jetzt war er am Zug!
 


 

***
 


 

Dunkelheit.

Es war dunkel um ihn herum und als Ulquiorra die Augen öffnete, wusste er nicht, wo er sich befand. Sein Körper war schwer und er lag am Boden. Er brauchte einige Sekunden, um wieder ganz zu sich zu kommen, dann begann er damit, sich aufzurichten. Wo war er? Und was war passiert?

„Na, Dornröschen? Wieder wach?“

Ulquiorra fuhr herum. Gegenüber von ihm stand Grimmjow an der Wand, die Hände in den Taschen und ein Fuß stützte er an die Wand. Ein Grinsen des Sieges und Anflüge des Wahnsinns zeichneten sich auf seinem Gesicht ab. Er war zutiefst zufrieden. Misstrauisch richtete sich Ulquiorra auf und anstelle zu antworten, blickte er sich um. Sie waren in einem kleinen, quadratischen Raum. Er war komplett leer und obwohl keine Lampe zu sehen war, konnte man etwas sehen. Die Wände, der Boden und die Decke schienen in einem matten, dumpfen Violett zu glimmen. Der Anblick fröstelte Ulquiorra und er bemerkte, dass er sich komisch fühlte. Verwirrt blickte er an sich hinab, konnte aber keine Veränderung feststellen. Schließlich kam die Erinnerung zurück. Grimmjow hatte ihn angegriffen und einen Würfel in seinem Hollowloch positioniert. Danach musste er das Bewusstsein verloren haben. Und Grimmjow hatte seine Chance nicht genutzt und ihn vernichtet? Wie absonderlich!

„Wo sind wir.“, kam von Ulquiorra und nun fixierte er den einzig anderen im Raum.

„Erinnerst du dich nicht?“, fragte Grimmjow, stieß sich von der Wand ab und kam auf ihn zu. Ein paar Schritte vor ihm blieb er stehen und hob die Hand. Über seinem ausgestreckten Zeigefinge drehte sich ein kleiner Würfel um sich selbst. „Na, Klugscheißer?! Weißt du, was das ist?“

Ulquiorra schloss die Augen und nickte kühl.

„Caja Negación.“

Verdammt, Grimmjow hatte ihn tatsächlich in eine andere Dimension verband? Wie unachtsam von ihm. Für gewöhnlich nutzen nur die Espada die Caja Negación, die auch eine Fracción besaßen. Ulquiorra hatte keine direkten Untergebenen, deswegen wusste er zwar von dieser Bestrafungsmethode, wusste aber nicht hundert Prozent, wie sie funktioniert. Aber er wusste eins. Sie waren nicht für Espada geschaffen. Deswegen schüttelte er einmal den Kopf, um Grimmjow danach wieder mit seinem emotionslosen Blick zu fixieren.

„Was versprichst du dir davon. Mit meinem Reiatsu reichen zwei Stunden und ich bin wieder frei.“ Was für eine sinnlose Aktion.

Grimmjow grinste noch immer und je mehr Ulquiorra sprach, desto irrer wurde sein Grinsen.

„Gut aufgepasst! Du hast Recht. Eigentlich nutze ich diese kleinen Dinger hier nur, wenn einer Leute mich nervt! Dann banne ich sie in eine andere Dimension für ein, zwei, Tage. Wochen. Monate. Jahre. Oder für immer. Natürlich nach der Zeitrechnung draußen. Hier drinnen vergeht die Zeit viel, viel langsamer, sonst wäre es für meine Untergebenen ja keine Strafe!“ Er bleckte sich die Zähne. „ Aber bei uns Espada wirken sie nur wenige Stunden. Aber dieses kleine Ding hier ist viel raffinierter!“ Selbstgerecht betrachtete Grimmjow den Würfel über seinem Finger, dann sah er zu Ulquiorra zurück. „Das hier ist keine einfache Caja Negación. Ich hab sie ein bisschen modifizieren lassen. Sie hat nun einige richtig coole Extras, die ich brauchte, um dich hier festzunageln.“

Ulquiorra verengte die Augen, wenn auch nur um wenige Millimeter Das war also Grimmjows Ziel. Er wollte ihn in diese Dimension bannen? Wieso kam er dann hier her und erzählte ihm all das. Und vor allem, wie hatte er es geschafft, hier her zu kommen? Soweit es Ulquiorra bekannt war, konnte man nicht zwischen diesen Dimensionen hin und herreisen. Nicht so wie in die Menschenwelt, Soul Society oder Hueco Munde.

„Was du tust, ist sinnlos. Ich weiß nicht, was du vorhast, aber es bringt dir nichts. Ich brauche nicht lange und bin wieder frei. Was also soll das alles?“

Auf die Frage schien Grimmjow gewartet haben und mit dem Kopf deutete er auf die Wand.

„Ah ja, hatte ich ganz vergessen. Du bist ja so oberstark und weißt und kannst alles. Bitte. Wenn du ausbrechen kannst, mach‘s. Zerspreng die Mauer zwischen den Dimensionen.“

Keine Antwort. Der vierte Espada zögerte. Irgendwas war hier faul, aber bitte. Wenn Grimmjow es sehen wollte, wieso nicht. Langsam streckte Ulquiorra seinen Arm seitlich aus und deutete mit dem Finger auf die Wand zu seiner Rechten. Grimmjow und sein widerlichen Grinsen ließ er dabei nicht aus den Augen. Schließlich bündelte er seine Kraft und wollte einen Cero abfeuern. Das durfte genügen, um die ersten Risse in die Wand zu reißen. Doch in dem Moment, da Ulquiorra abfeuern wollte, fuhr ein dumpfer Schock durchseinen Körper und er erstarrte. Es tat sich nichts. Aus seinen Fingerspitzen kam kein grüner Energiestrahl, die Wand wurde nicht getroffen. Offenbar schaute Ulquiorra so verwirrt drein, dass Grimmjow zu lachen begann und sich abwandte von ihm.

„Das war wohl nichts! Ha, ha, ha. Es funktioniert also wirklich! Wer hätte das gedacht, großartig!!!“

Schweigend starrte der Schwarzhaarige auf seine Hand und verstand nicht, was vor sich ging. Sein Körper fühlte sich eigenartig an. Als er feuern wollte, hatte es sich so angefühlt, als würde eine Bajierre sein Reiatsu unterdrücken und es zurück drängen. Wie war das möglich? Natürlich wusste Ulquiorra, dass die anderen Arrancar und Hollows, die hier hergeschickt wurden, nicht bloß eingesperrt wurden. Sie wurden ‚gebannt‘. Ihre Kräfte wurden versiegelt, doch er war ein Espada. Das war nicht möglich! Sofort drehte er sich zu Grimmjow.

„Was hast du getan.“

Nur sehr langsam beruhigte sich Grimmjow, ehe er sich zu Ulquiorra umdrehte.

„Was denn? Durchschaust du es nicht mit deinem Superauge?“ Er grinste weiter. „Das ist keine billige Caja Negación. Ich erklär‘s dir gern. Ich sagte doch, ich hab sie modifizieren lassen. Sie ist viel stärker, als eine Gewöhnliche. Sie ist stark genug, deine Kräfte zu versiegeln und da ich sie in dein Hollowloch gepflanzt habe, wirkt sie auch speziell nur für dich!“ Er deutete auf Ulquiorras Brustkorb, dann sprach er weiter. „Sie kann deine Kräfte nicht nur für zwei Stunden bannen und dich hier festhalten, sondern für wesentlich länger! He, he! Jeder einzelne dieser kleinen Würfel kann das. Aber selbst einer würde dich nur für einen zu kurzen Zeitraum festhalten. Ein paar Tage vielleicht. Deswegen hab ich vorhin etwas getrickst, als dich der Schlag des Dimensionswechsels umgehauen hat!“ Er kramte in seiner Tasche und als er die Faust öffnete, schwebten etwa zwanzig kleine Würfel darin. „Als du ohnmächtig warst habe ich dich immer wieder gebannt. Immer wieder und wieder. Ich hatte etliche von diesen Dingern, das ist der Rest! Die anderen habe ich nach und nach in dich eingepflanzt. Hat ganz schön lang gedauert, aber es hat funktioniert! Stell‘s dir wie ein Schachtelsystem vor. Eine Kiste, in einer Kiste, in einer Kiste, in einer Kiste, in einer Kiste… und zusammen bannen dich diese kleinen Würfel jetzt hier. Sieht doch nett aus!“ Grimmjow sah sich um, zuckte mit den Schultern und ließ die Würfel in seiner Tasche verschwinden.

Ulquiorra musste ernsthaft schlucken. Das sah nicht gut aus. Wenn er es richtig verstanden hatte, hatte ihn Grimmjow in eine unzählige Anhäufung von Dimensionen gesperrt, die alle gleichzeitig auf diesen Fixpunkt wirkten. Die Kraft aufzubringen, die erste Mauer zu durchschlagen, wurde Wochen dauern….nach der Zeitrechnung im Inneren der Caja Negación. Und wenn alle gleichzeitig sein Reaitsu bannten, wusste Ulquiorra nicht, wie er das überhaupt schaffen sollte. Er war ganz eindeutig in einer Falle gelandet.

„Wie hast du das geschafft.“, fragte Ulquiorra zuerst, um sich nicht anzumerken zu lassen, dass er noch an einem Fluchtplan arbeiten musste. „Deinem Intellekt zu urteilen hast du so eine Modifikation niemals alleine angefertigt.“

Grimmjow aber knurrte ihn nur an, als er hörte, wie Ulquiorra ihn wieder beleidigte. Das würde er ihm noch austreiben, aber dafür hatte er nun Zeit! Viel, viel Zeit. Deswegen zuckte er gereizt mit den Schultern.

„Geht dich nichts an, ich hab meine Quellen. Sieh es…als Experiment.“ Grimmjow senkte seine Stimme zu einem gefährlichen Singsang und verriet sich sofort durch seine Worte.

Szayelaporro. Ulquiorra hätte es sich denken können.

„Ich sage es erneut. Selbst wenn du mich hier fest hältst, das wird dir nichts bringen. Früher oder späte werde ich freikommen. Aizen-sama kehrt in wenigen Tagen zurück und du wirst dich ihm stellen müssen. Töte mich. Jetzt hast du die Gelegenheit. Du willst mich vernichten, mich zu bannen und einzusperren heißt nicht, dass meine Kraft schwindet.“

Mit einem harten Aufprall landete Ulquiorra an der Wand, Grimmjows Faust war in seinen Kragen gekrallt. Überrascht keuchte der weiße Arrancar auf und musste sich ordnen. Das…. hatte geschmerzt. Körperlich. Sein Reaitsu war wirklich gebannt. Auf Hierro war kein Verlass mehr. Ulquiorras Aussichten glimpflich davon zu kommen, schwanden.

Grimmjow indes schrie ihn an.

„Reiß dein Maul nicht so auf, Ulquiorra! Denkst du ernsthaft, Aizen interessiert es, was aus uns wird! Er hat nichts getan, als ich Luppy gekillt hab, denkst du wirklich, du bist so was Besonderes. Wenn du nicht da bist, gibt es eine neue Vier! Du bist ersatzbar! Wie wir anderen auch!“ Mit aufgerissenen Augen presste er Ulquiorra fester an die Wand. „Außerdem…. kommt Aizen erst in elf Tagen. Was denkst du wohl, wie viel Zeit für dich her drin vergeht, bis er kommt um dich zu retten?“ Er grinste und vor Aufregung bebte seine Hand, Ulquiorra konnte es spüren. „Viel, viel Zeit für uns beide. Du wirst büßen, für das, was du getan hast! Du eingebildetes Arschloch. Glaub mir, wenn ich mit dir fertig bin, kommst du von deinem hohen Ross runter. Hier drin sind deine Kräfte auf das Minimum geschrumpft. Nicht viel stärker als ein Mensch!“

Ruckartig ließ Grimmjow Ulquiorras Jacke los und trat von ihm zurück. Letzterer musste sich fassen und sah aus eiskalten Augen zu Grimmjow hoch. Es ging noch immer um sein Ego. Der verlorene Kampf, der die Runde gemacht hatte.

„Was für ein kindisches Verhalten…. Du konntest nicht gewinnen und willst dich nun rächen, weil du nicht in der Lage bist, so zu sein, wie ich.“

Grimmjow blieb stehen und sah sich über die Schulter zum Ulquiorra um. Sein Gesicht war glatt, als er Ulquiorra musterte, dann aber wanderte ein abartiges Lächeln auf seine Lippen.

„Wir werden ja sehen. Warts nur ab. Ich verschwinde jetzt. Viel Spaß in deinem neuen Zuhause, leb dich richtig schön ein und freu dich darauf, wenn ich zurückkomme.“ Mit einer Handbewegung öffnete Grimmjow ein Garganta und grelles Licht strömte in den kleinen Raum. „Genieß deinen Aufenthalt.“
 

Als sich das Tor schloss, war Ulquiorra alleine. Er wartete ein paar Augenblicke ab, dann lockerte er seine Haltung und lehnte sich an die Wand, an die er zuvor gedrückt worden war. Gedankenverloren hob er einen Arm und legte sie auf seine Schulter. Sein Hierro hatte ihn nicht vor dem Aufprall bewahrt… Grimmjow hatte ihn nicht belogen. Seine grünen Augen glitten durch den dunklen Raum und er holte Luft. Er musste schleunigst hier raus. Was immer Grimmjow vorhatte, es klang nicht gut. Und Ulquiorra würde nicht den Prügelknaben für dieses verwöhnte Kind spielen.
 


 

Als Grimmjow nach etlichen Minuten die Dimension der Caja Negación verließ, seufzte er laut aus. Selbst für ihn dauerte es ein bisschen, durch die ganzen Dimensionen zu reißen und die Außenwelt zu erreichen. Aber sein Plan hatte funktioniert. Ulquiorra war gefangen. Nun würde sich ja herausstellen, wer die längere Leitung hatte. Der vierte Espada und sein großes Maul… Grimmjow würde es ihm schon stopfen. Ulquiorra hatte ihn einmal zu viel gedemütigt in all den Jahren!

Gelassen landete er Arrancar auf dem Aussichtsturm und sah sich um. Gut, es war immer noch keiner in der Nähe, seine Aktion war unbemerkt geblieben. Und da Ulquiorra seinen Posten ja eh nie verließ, würde keiner bemerken, dass der kleine Mistkerl weg war. Gott, fühlte sich das gut an! Er würde so viel Spaß haben.

So ging er zur Treppe, die hinunter nach Las Noches führte. Die ganze Aufregung hatte ihn hungrig gestimmte. Und während er di Treppe hinunter marschierte, konnte er nicht im Geringsten ahnen, dass er beobachtet worden war.

Über einen großen Monitor starrte Ichimaru Gin mit seinem üblichen Grinsen auf den Sexta Espada und hob amüsiert die Brauen. Nicht, dass er sich in die Angelegenheiten der Espada einmischen würde. Aber das war interessant…. Aizen hatte die beiden ja nicht grundlos aufeinander losgelassen. Wie überaus überraschend, dass der Plan auf die Art und Weise Früchte trug. Völlig anders als erwartet….
 


 

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Bezüglich der Caja Negacion habe ich viel interpetiert. Muss ja auch mal sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  _EustassKid_
2011-11-04T09:54:35+00:00 04.11.2011 10:54
Weißt du was?
Ich liebe dich für diese FF xD
*lach*
Hab ein gutes Gefühl dabei und weil dir hier anscheinend kein Schwein ein Kommi macht, Schreib ich dir hier auch noch einen!
*knuddle*
Lass dich nicht entmutigen, du hast nen super Schreibstil und die Story ist auch genial!
Alle die das Lesen und nicht kommentieren, wissen eine gute FF nicht zu schätzen X3
und wer's nicht liest, verpasst was! XDDD
So ich empfehle das jetzt einfach mal, damit das auch mal paar mehr Leute lesen <3

LG Cuatro


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