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Frau Tod

Die Geschichte von Hanni und Mio
von

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Als ich alles beisammen hatte machte ich mich auf den Weg für Mio und mich ein warmes Plätzchen für die Nacht zu suchen. Da kam uns diese verlassene Stadt natürlich sehr gelegen. Es dauerte nicht lange, da kuschelten wir uns dicht aneinander unter der Bettdecke eines alten Ehebettes in einer kleinen verlassenen dunklen Wohnung. Mio war sehr schnell eingeschlafen, doch ich konnte machen was ich wollte, irgendwie schlief ich nicht ein. Ich wälzte mich hin und her, zählte Schäfchen und zum Schluss löste ich sogar komplizierte mathematische Gleichungen, aber irgendwie wurde ich nicht müde.

Als ich alles versucht hatte starrte ich einfach an die dreckige graue Wand und hoffte vom Schlaf übermannt zu werden, doch nichts dergleichen geschah. Umso länger ich die Wand betrachtete umso mehr schienen auf ihr die Schatten von Personen zu tanzen. Anfangs glaubte ich es seien Hirngespinste wie in Kindertagen, doch eigentlich waren sie viel zu deutlich dafür. Als ich auch noch ein Gemurmel vernahm, das eindeutig aus Richtung Wand kam wurde mir bewusst, das diese Gestalten keine Hirngespinste sein konnten.

„Warum kommst du immer so spät von der Arbeit?!“ „Ich kann nichts dafür mein Chef hat mich angehalten, soll ich mich ihm etwa widersetzen? Das könnte mich meinen Job kosten.“ „. . .Aber. . .ich will einfach das du früher zu Hause bist.“ „Schatz, es tut mir wirklich leid, aber ich bekomme die Überstunden auch bezahlt. Wir brauchen doch zurzeit jedes Geld, dass wir bekommen können. Du erwartest doch unseren Kleinen.“ „Es tut mir leid. Ich bin in letzter Zeit einfach so komisch. Das sind sicher die Hormone. Bitte ignorier einfach was ich vorher gesagt habe.“ Dieses Gespräch führten die Schatten direkt vor mir. Ich konnte kaum meinen Ohren und Augen trauen. Dort an der Wand unterhielt sich tatsächlich ein Ehepaar. Aber das Gespräch war noch nicht vorbei, anders als ich gedacht hatte. Diese zwei Schatten an der Wand zu beobachten, war wie ein Theaterstück an zu schauen, sogar ihre Bewegungen sahen sehr dramaturgisch ausgearbeitet aus. Doch der weitere Verlauf des Gesprächs wurde jäh durch einen lauten Schlag unterbrochen. Die Schatten drehten sich zum Fenster, ich auch. Und was ich da sah war nichts Gutes. Die Schatten schrien. Ich auch. Mio wachte schlagartig auf und schrie auch. Es rollte nämlich eine riesige Pilzförmige Wolke auf uns zu und das konnte nur eines bedeuten. Etwas Atomares war explodiert. In meiner Verzweiflung umklammerte ich Mio mit all meiner Kraft, obwohl an meinem Körper nicht mehr viel übrig war, das ihn hätte schützen können.

Die Wolke kam näher und näher, ich schaute nur noch auf Mio, der seine Augen ganz fest geschlossen hielt. So verweilten wir eine, dann zwei und dann schließlich 10 Minuten, ohne das etwas passierte. Ich schreckte auf als die Schatten an der Wand wieder begonnen zu sprechen. „Schatz, es ist schon 10 Uhr, das Essen ist schon kalt. Warum bist du erst so spät nach Hause gekommen? Lamberts Mann von neben an ist immer schon um 6 Uhr zu Hause. Warum kommst du immer so spät?!“ „Aber Schätzchen. . .“

Ich war verdutzt. Warum war uns nichts passiert. Gerade eben war doch eine gigantische graue Wolke auf uns zu gerollt und jetzt war sie auf einmal verschwunden. Ich brauchte einige Minuten, bis ich merkte, dass Mio mich anscheinend schon seit geraumer Zeit am Ärmel zupfte. Ich schaute ihn an und sah, dass er Richtung Boden auf meinen Schatten deutete, der sich schon wieder selbstständig gemacht hatte. Er war nur schemenhaft zu erkennen, weil nur der schwache Schein der Straßenlaternen von draußen das Zimmer erhellte. Mein Schatten räusperte sich. „Wie gut, das du deinen Nachwuchs bei dir hast, sonst würdest du mich wohl niemals bemerken.“ „Was willst du von mir?“, fragte ich meinen Schatten barsch. „Warum denn gleich so unfreundlich? Ich will dir doch nur helfen deinen Job richtig zu erledigen.“ „Wie willst du mir denn helfen? Du weißt doch sicher nicht mehr als ich, du bist doch MEIN Schatten.“ „Das hättest du wohl gerne, doch ich bin ein Bewohner des Schattenreiches, in dem du dich gerade eben befindest und weiß deswegen mehr über diesen Ort und dich als du.“ „Ich soll im Schattenreich sein?! Das ich nicht lache! Wenn ich im Schattenreich wäre, hätte ich doch irgendwann ein Portal oder Ähnliches passieren müssen.“ „Tut mir leid, aber Portale und solchen Schnick-Schnack gibt es in der Realität nicht. Sowas ist nur die Erfindung von irgendwelchen Schriftstellern und Filmemachern. In der Realität bist du Teil des Schattenreiches, ab dem Zeitpunkt, an dem du dich in einen Todesengel verwandelt hast.“ „A...aber ich habe doch noch mit meinem Mann gesprochen. Ich habe Mio bei mir. Ich war doch eindeutig in der Menschenwelt...“ „Was ich dir jetzt mitteilen werde wird dich wohl etwas schocken, aber du wirst es sowieso früher oder später erfahren. Ein Todesengel kann mit Menschen interagieren, wenn diese kurz davor sind zu sterben oder schon tot sind und nur noch ihre Seele vorhanden ist. Mio ist tot. Du hast Mios Seele aus seinem Körper gerissen und mit in die Schattenwelt gebracht.“ „Aber wenn Mio eine Seele wäre, dann bräuchte er doch eigentlich nichts mehr zu Essen und zu Trinken.“ „Mio ist noch nicht ganz tot. Seine Seele ist zwar im Schattenreich, aber seine Hülle ist immer noch in der Menschenwelt und wird künstlich am Leben gehalten. Er liegt im Koma.“ „I. . .Ich habe Mio. . .Kann ich in zurück bringen?!“ „Natürlich kannst du ihn zurückbringen. Aber das eigentliche Problem ist, ob er wieder in seine Hülle zurückkehren will oder lieber bei dir bleiben will. Er ist noch nicht in dem Alter, in dem er rationale Entscheidungen treffen könnte. Das einzige was momentan für ihn zählt ist bei dir zu bleiben. Er weiß er ist sicher bei dir.“ „Aber es ist doch sicher nicht unproblematisch, wenn er hier bleibt. Sonst hättest du mir nicht erzählt, dass ich nur Mios Seele bei mir habe.“ „Du bist gar nicht so dumm wie du aussiehst. Es gibt in der Tat einige Probleme die auf euch beide zukommen, wenn Mio im Schattenreich bleibt. Allerdings ist alles in Ordnung, so lange Mios Hülle in der Menschenwelt noch am Leben ist. Stirbt seine Hülle allerdings wird Mio Seele sich Stück für Stück verändern und am Ende nur noch eine Scheme an der Wand eines Hauses sein, wie das Ehepaar hier. Er wird nicht mehr mit dir interagieren können, noch wird er dich hören können, geschweige denn wird er dich sehen. er wird immer und immer wieder die letzten Stunden seines Lebens erleben bis ihn ein Todesengel entweder frisst oder in den Himmel befördert, wobei ich nicht weiß, was genau der Himmel ist oder wie es dort aussieht.“ „Im Klartext heißt das also ich muss es schaffen Mio in seinen Körper zurück zu bringen, bevor seine Hülle stirbt, damit er nicht mit nur 3 Jahren im Schattenreich landet.“ „So in etwa. Allerdings gibt es Dinge um die du dich kümmern musst bevor du dein Privatangelegenheiten klärst.“ „Und was für Dinge wären das?“ „Du erledigst in diesem Dorf deinen Job als Todesengel. Also wirst du Seelen an den Wänden der Häuser entweder fressen oder in den Himmel befördern. Der Job eines Todesengels ist im Prinzip recht einfach. Du musst hin und wieder Seelen die ihr Selbst verloren haben aus dem Schattenreich entfernen, das ist alles.“ „Und woher weiß ich welche Seelen ich fressen darf und welche Seelen in den Himmel gehören?“ „Tja, da kann ich dir leider nicht weiter helfen. Ich bin halt doch nur ein Schatten.“ Mit diesen Worten verschwand mein Schatten wieder und ließ sich auch nicht mehr blicken, egal wie oft ich ihn rief. Die Morgensonne lugte schon hinter den Wolken hervor, als ich es schließlich aufgab und beschloss einfach ein bisschen mehr über das Städtchen und seine Bewohner heraus zu finden um keine falschen Entscheidungen zu treffen. So verließen ich und Mio in den ersten Morgenstunden das Häuschen und schlenderten in Richtung Supermarkt.



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