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Torn

von

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Vertrauensschimmer

Kakashi hatte Sasuke lieber eine Weile alleine gelassen. Zwar bezweifelte er, dass es eine gute Idee war, ihn in seinem abwesenden Zustand alleine im Wald zu lassen, aber der Uchiha musste dringend Dampf ablassen und vor seinem Sensei würde er sich diese Blöße sicher nicht geben. Der Jounin konnte es aber nicht riskieren, dass Sasuke womöglich doch noch auf ihren Auftraggeber losging, das könnte verheerend für das ganze Team enden. Die Ältesten würden diese Chance, Sasuke endlich loszuwerden, um jeden Preis nutzen. Und genau das fand Kakashi merkwürdig, dass das alles für die Ältesten eine offensichtliche Chance darstellte. Irgendwie passte hier etwas ganz und gar nicht. Oder zu gut. Aber er hatte die üble Ahnung, dass sie das bald erfahren würden.
 

Kakashi hatte dem Uchiha nur noch mitgeteilt, dass er die mittlere Wache hatte und sich dann auf den Rückweg ins Lager gemacht. Und diesmal steckten keine hinterlistigen Absichten dahinter. Er hatte schlichtweg bemerkt, dass es für Sasuke keinen Unterschied machte, welche Wache er bekam, da er sowieso nur meditierte und nicht schlief. Es würde wohl noch sehr lange dauern, bis er sich so angreifbar machte und sich ausschließlich auf seine Kameraden verließ. Und dann war da ja noch dieses Albtraumproblem. Wenn dieser Kaufmann auch nur ahnen würde, mit welch geplagter Seele er da Schindluder trieb, ob nun unwissend oder nicht, würde er wahrscheinlich ein wenig umsichtiger mit seinen Worten sein. Und Sasuke musste sich das alles auch noch wortlos gefallen lassen. Das musste gehörig an seinem Stolz nagen. Musste dieser Mann auch permanent die Beherrschung der Uchiha in den Himmel loben? So brachte er Sasuke nur noch mehr in Zugzwang. Würde er auch nur mit einem Wort widersprechen, würde er sich damit selbst als Uchiha diskreditieren. Eine verflixte Zwickmühle. Kakashi konnte dem Kaufmann auch nicht den Mund verbieten, das würde dieser als Vorwand für eine Beschwerde nehmen und sie sicherlich noch farbenfroh ausschmücken. Und die Ältesten würden ihm glauben, kein Zweifel. Sie mussten ihn bei Laune halten, das musste sich Kakashi zähneknirschend eingestehen.
 

Als er gerade das kleine Lager betrat, hörte Kakashi es ein Stück hinter sich krachen. Er hätte Sasuke wohl sagen müssen, dass er nicht auf den Wald losgehen sollte. Oder eher, dass er dabei leise sein sollte. Durch das Krachen könnten Feinde auf sie aufmerksam gemacht werden, aber das war wohl momentan ihr geringstes Problem.
 

"Sensei, was war das?", fragte Sakura eilig, der natürlich sofort aufgefallen war, dass Sasuke fehlte. Sie saß bei Naruto und leistete ihm bei dessen Wache Gesellschaft, denn sie war noch nicht sehr müde und wusste, dass sie die Nacht durchschlafen konnte. Kakashi lächelte sein unbekümmertstes Lächeln.
 

"Weiß nicht, was du meinst." Dabei strahlte er so eine Ruhe aus, dass man meinen könnte, Team 7 befände sich gerade auf einer Urlaubsreise und nicht auf einer Mission mit einem nervtötenden Kaufmann und zwei schweigsamen Dienern, die wacker wie Packesel die Berge von Gepäck schleppten. Naruto sah Kakashi nur prüfend an. Er hatte Sasukes Profil während der ganzen Reise im Blick gehabt und die Sprüche des Kaufmanns waren offensichtlich nicht einfach an ihm vorübergegangen. Dass Sasuke wahrscheinlich gerade einen Baum zu Kleinholz verarbeitete, war der eindeutige Beweis. Und dann musste er auch noch höflich bleiben. Das war echt nicht fair. Da war das, was der Kaufmann ihm selbst alles an den Kopf geschleudert hatte, noch harmlos, das sagte sich Naruto immer wieder. Auch wenn es ihn hart traf. Er war es nicht mehr gewohnt, so offen verachtet zu werden, denn er hatte sich Konoha bewiesen. Bis auf die Ältesten akzeptierten ihn die Menschen mittlerweile. Doch dieser Kaufmann stammte nicht aus dem Dorf. Er kam von weit her, aber durch seine engen Beziehungen zu wichtigen Einwohnern Konohas schien er trotzdem alles zu wissen, was es über das Dorf zu wissen gab. Das galt auch für dessen Jinchuuriki.
 

Naruto hob den Kopf, als er leise Schritte näher kommen hörte. Sasuke war zurück. Und er sah nicht gut aus. Zwar hatte er wie früher die Hände in die Hosentaschen gesteckt und diese typische lockere Haltung angenommen, aber sein Blick war starr auf den Boden gerichtet, als wollte er seine Umgebung um jeden Preis ausblenden. Seit Gaara ihn darauf hingewiesen hatte, achtete Naruto mehr auf Sasukes Augen, die im Moment seine Anspannung förmlich herausschrien. Naruto war dankbar dafür, dass der Kaufmann schon in sein Zelt gegangen war. So oft, wie der sich darüber beschwert hatte, völlig erschöpft zu sein, war das aber kein Wunder. Auch Sasuke ging direkt in sein Zelt ohne auch nur aufzublicken. Und diesmal konnte Naruto verstehen, dass sich der Uchiha isolierte. Er selbst hätte jetzt auch keinen Nerv für irgendeine Art der Konversation.
 

In Sasukes Kopf überschlugen sich die Gedanken. Zogen ihn in einen gefährlichen Wirbel, der in die Untiefen seines Bewusstseins führte. Und dort war es dunkel, so dunkel wie im Moment seine Gedanken über den Kaufmann. Am liebsten würde er diese selbstgefällige Ratte umbringen und zusehen, wie sein feistes Grinsen im letzten Augenblick des Begreifens erstarb. Wie seine Augen langsam ihren übereifrigen Glanz verloren und nur noch in Luft starren würden und nicht mehr ihm ins Gesicht. Aber diesen Gedanken durfte er sich nicht hingeben. Er war ein Uchiha und hatte sich zu beherrschen. Sein Clan hatte immer wert darauf gelegt, in der Öffentlichkeit distanziert, aber höflich aufzutreten. Das war Sasuke schon im frühesten Kindesalter eingebläut worden, damit er ja die Uchiha nicht blamierte. Fast schon ironisch, dass der Clan sich um so etwas gesorgt hatte, in Anbetracht der jetzigen Situation. Aber korrektes öffentliches Auftreten war schon immer ein wichtiges Thema gewesen. Fast schon das wichtigste. Sasuke fragte sich, warum die Uchiha davon so besessen gewesen waren. Und obwohl er darum wusste, dass er sich schlichtweg für seine Familie zu beherrschen hatte, war es trotzdem so schwer. Der Besuch auf dem Friedhof hatte ihn alles andere als kaltgelassen. Immerhin führte gerade dieser Tag ihm stets sehr plastisch vor Augen, was er versprochen und immer noch nicht gehalten hatte. Sein geballtes Versagen und seinen gedanklichen Verrat an seiner Familie. Dann hatte ihn auch noch Naruto abgefangen und er hatte wieder einmal die Fassung verloren. Das durfte jetzt nicht passieren.
 

Nicht nur, dass Sasuke den Uchiha-Clan repräsentierte und er auf keinen Fall den Namen seiner Familie beflecken wollte, es konnte für ihn auch gefährlich werden, sich so gehen zu lassen: Wenn dieser Kaufmann sich beschwerte, dann könnten sie ernsthafte Probleme bekommen. Schließlich war nicht klar, ob die Ältesten ihn immer noch aus dem Weg räumen wollten. Wahrscheinlich wollten sie das. Und Naruto war auch nicht unbedingt deren Liebling. Aber Sasuke konnte nicht garantieren, dass er sich diese Unverschämtheiten verpackt in Komplimenten noch lange anhören konnte. Es war schon immer seine größte Schwäche gewesen, dass er sich so schnell reizen ließ. Nur die Erkenntnis darum und die Einsicht in die Umstände der jetzigen Situation ließen ihn sich noch zusammenreißen. Und die Tatsache, dass er seiner Familie nicht noch mehr Schande bereiten wollte. Gedanklich schalt er sich eine Memme. Itachi wäre sicher viel souveräner mit dieser Situation umgegangen. Und was würde sein Vater sagen, wenn er ihn jetzt sehen könnte. Erbärmlich in seinem Zelt verkrochen und in Selbstmitleid versunken. Ärgerlich versuchte er seine Gedanken in eine produktivere Richtung zu lenken, doch diese verweilten bei dem, was ihm momentan der größte Dorn im Auge war - dem Kaufmann Goma Suri.
 

Manchmal hatte er den Verdacht, dass hinter all dem freundlichen Lächeln und all dem bewundernden Getue Goma ihn nur provozieren wollte. Und dann kam der nächste unbedachte Spruch und Sasuke konnte sich nur noch wundern, wie er diesem plumpen Dummkopf auch nur ein Quäntchen Hinterhältigkeit zutrauen konnte. Das setzte immerhin Intelligenz voraus. Er merkte ja nicht einmal, wie beleidigend seine Äußerungen eigentlich waren. Dazu war er wohl zu geblendet von seiner unglaublichen Bewunderung für den Uchiha-Clan. Wo die wohl herkam? So versunken in seine Gedanken, die ihm nicht eine Sekunde Zeit für eine Meditation gelassen hatten, war er kurz überrascht, als Naruto das Zelt öffnete, um ihm mitzuteilen, dass seine Wache angefangen hatte.
 

Kakashi lag in seinem Zelt und dachte ebenfalls nach. Die ganze Situation kam ihm merkwürdig vor. Diese Mission zu so einem ungünstigen Zeitpunkt. Dann musste ausgerechnet sein Team sie ausführen, obwohl viele andere Teams zur Verfügung standen. Die Verbindung zu den Ältesten allein war dem Jounin schon suspekt. Dennoch mahnte er sich selbst, sich nicht in irgendwelche Hirngespinste zu verrennen. Aber dieser Kaufmann...War der wirklich so plump, wie er vorgab? Doch es schien alles zu dümmlich, um wirklich einer Strategie zu folgen. Und wenn ja, welcher? Sasuke gedanklich so abzulenken, dass er bei einem Angriff nicht entsprechend reagieren konnte? Dafür waren ja immer noch drei andere Mitglieder im Team. Was sollte das alles also bringen? Ihrem Auftraggeber musste doch, selbst wenn er rücksichtloserweise die Wut des Uchihas auf sich ziehen wollte, klar sein, dass sein Team niemals zulassen würde, dass Sasuke dazu kam, irgendetwas Dummes zu tun. Kakashi musste wieder einmal zu dem Schluss kommen, dass all das Grübeln auch nichts brachte. Er würde schlichtweg die Augen offenhalten müssen. Und damit würde er jetzt anfangen, denn inzwischen war es Zeit für seine Wache.
 

Als der Jounin das Zelt verließ, erblickte er Sasuke, welcher in der Mitte des Lagers saß und meditierte. Nein, er meditierte nicht. Er hatte zwar die entsprechende Haltung eingenommen, aber ein paar entscheidende Dinge waren anders. Sasukes Gesicht war nicht entspannt und seine Hände lagen nicht flach ineinander, sondern zu Fäusten geballt in seinem Schoß. Da war absolut keine Einheit von Körper und Geist zu fühlen. Wenn Kakashi bei diesem Anblick etwas spüren konnte, dann war es ein aufziehendes Gewitter, was von der schwülen Abendatmosphäre noch unterstrichen wurde. Als er sich neben seinen Schüler setzte, öffnete dieser die Augen und fixierte ihn, als hätte er schon eine Weile auf Kakashi gewartet. Sasuke holte tief Luft und sagte etwas, das den Jounin zutiefst überraschte.
 

"Sensei, wenn ich versuche, irgendeine Dummheit zu begehen, müssen Sie mich um jeden Preis aufhalten." Das musste Sasuke eine Menge Überwindung gekostet haben, schließlich gab er damit zu, sich nicht mehr hundertprozentig unter Kontrolle zu haben. Kakashi nickte ihm einfach nur bestätigend zu, da sich das für ihn von selbst verstand.
 

"Ist es so schlimm?" Der Uchiha wandte den Blick wieder ab. Ein deutliches Zeichen dafür, dass das Thema ihm äußerst unangenehm war.
 

"Ist das eine Falle, was meinen Sie?" Sasukes Ablenkungsmanöver waren auch schon mal besser gewesen, aber im Grunde hatte Kakashi seine Antwort schon bekommen.
 

"Wieso fragst du? Weil du dich besser fühlen würdest, wenn du einen Schuldigen ausschaltest?"
 

"Möglich." Diese kalte Wut machte Kakashi wirklich Sorgen. Wie konnte Sasuke bei so einer Antwort so ruhig bleiben, obwohl er sichtlich aufgewühlt war?
 

"Das solltest du nicht mal denken." Sasuke atmete hörbar aus.
 

"Ich weiß."
 

"Trotz deiner Aggression hältst du dich erstaunlich gut unter Kontrolle. Sasuke, ich bin stolz auf dich", meinte Kakashi und lächelte seinem Schüler wieder auf die ihm typische Art zu. Sasuke schaute ihn nur eine Weile an, darum bemüht, sein Erstaunen nicht nach außen dringen zu lassen. Es waren Worte, die er früher gern von seinem Vater gehört hätte. Doch dieser Wunsch hatte sich nie erfüllt. Das hätte er auch nicht, wenn Itachi seine Familie nicht umgebracht hätte. Ein Uchiha vollbrachte keine außergewöhnlichen Leistungen. Er funktionierte und erfüllte Erwartungen. Und wenn Erwartungen erfüllt wurden, dann war sein Vater zufrieden, aber nicht stolz. Es war eben nichts Besonderes. Es war die Norm. Diese ersehnten Worte nun von seinem Sensei zu hören, war zwar etwas Anderes, aber dennoch konnte Sasuke nicht verhindern, dass in seinem Inneren eine sanfte Wärme aufwogte. Er wandte den Blick ab, als ihm bewusst wurde, dass sein Starren womöglich doch noch seine Überraschung offenbaren konnte.
 

"Willst du nicht in dein Zelt gehen und dich noch ein bisschen ausruhen?"
 

"Nein, ich...bleib lieber hier." Kakashi wusste nicht, was Sasuke dazu bewog, so zu handeln, aber er fühlte sich geschmeichelt. Und anscheinend hatte seine Versicherung, im Notfall einzugreifen, seinen Schüler ein wenig beruhigt, denn dieser war schon wenige Augenblicke später in einer tiefen Meditation versunken. Das war ein Schritt in die richtige Richtung. Augenscheinlich vertraute ihm Sasuke mittlerweile wesentlich mehr, sonst wäre er nicht so gnadenlos ehrlich gewesen. Vielleicht konnte Kakashi es demnächst wagen, die Probleme des Uchihas ansprechen. Oder das, von dem er vermutete, dass es seine Probleme waren.
 

Sasuke hingegen wunderte sich, dass er plötzlich doch in der Lage war, sich in einen meditativen Zustand zu versetzen, nachdem er es zwei Stunden lang vergeblich versucht hatte. Lag das daran, dass Kakashi neben ihm saß? Oder an seiner Versicherung, ihn im Notfall zu stoppen? Bestimmt lag es nur an letzterer, versicherte Sasuke sich selbst. Er würde es nicht mehr zulassen, dass eine vertraute Präsenz ihn zu sehr in Sicherheit wiegte. Diesen Fehler würde er nie wieder begehen.
 

~*~
 

Sasuke war so tief in seine Meditation versunken, dass er fast schon erschrak, als Kakashi ihn leise ansprach. Es war Zeit, die anderen zu wecken. Sicher würde der träge Kaufmann eine Weile brauchen, bis er bereit war aufzubrechen. Der Jounin musste sich ein Grinsen verkneifen, als Sasuke ein Zusammenzucken unterdrücken musste, weil er ihn so unvermittelt angesprochen hatte. Schärfte diese Meditation nicht seine Sinne? Dann sollte er doch höchst aufmerksam gewesen sein. Stattdessen hatte er sich so verloren, dass er seine Umgebung nicht mehr wahrgenommen hatte. Das hatte Kakashi schon eine Weile vorher feststellen können, als es im Gebüsch raschelte und der Uchiha nicht im Ansatz reagierte. Es musste einfach so sein, wie er vermutete: Sasuke baute allmählich wieder ein richtiges Vertrauensverhältnis zu ihm auf. Zeit für diese positiven Gedanken hatte er nicht lange, denn schon bewegte sich der Kaufmann ächzend aus seinem Zelt.
 

"Ah, eine viel zu kurze Nacht, nicht wahr?", sprach Goma und schaute müde in die Runde. Die beiden Wachhabenden sahen sich nur kurz mit einem Ist-dem-klar-dass-er-gerade-mit-den-Nachtwachen-spricht-Blick an und beschieden sich mit einem knappen Nicken in seine Richtung, was den Kaufmann sein Gesicht enttäuscht verziehen ließ.
 

"Uchiha-san, heute so schweigsam? Ich hatte gehofft, unser Gespräch von gestern fortsetzen zu können." Wohl eher Monolog... Sasuke schaffte es, dass seine abfällige Haltung sich nicht einmal im Ansatz in seinem ausdruckslosen Gesicht widerspiegelte. Mit ruhiger Stimme versicherte er, dass das kein Problem sein dürfte, da Kakashi ihm bereits gesagt hatte, dass sie die Formation von gestern beibehalten würden. Mit welchem Wortlaut, das behielt der Uchiha lieber für sich und atmete innerlich auf, als sich Goma in der Mitte des Lagers platzierte und seine Diener rief, die ihm umgehend sein Essen brachten. Das gab Sasuke Zeit, das Vorhaben, welches er seit geraumer Zeit vor sich herschob, in die Tat umzusetzen. Er hatte gestern, als er tatsächlich die Nerven verloren und einmal hart auf einen Baum eingeschlagen hatte, gemerkt, dass sein linker Arm weit davon entfernt war, richtig abzuheilen. Er musste Sakura um Hilfe bitten, obwohl es ihm zuwider war, von jemandem abhängig zu sein. Doch so konnte und wollte er die Mission nicht fortführen. Zu präsent waren ihm die Bilder der letzten Mission. Also ging er zu dem entsprechenden Zelt und rief Sakura kurz, damit sie vorgewarnt war. Als sich ihr Zelt öffnete, sah die Kunoichi von ihrem Medizinbuch hoch, das sie auf ihrem Schoß ausbalancierte und blickte erstaunt zum Eingang.
 

"Sa-, Sasuke-kun?", fragte sie und schalt sich in Gedanken für ihr Stottern. Was musste er von ihr halten?
 

"Kann ich reinkommen?" Sakura konnte es mit aller Willenskraft nicht verhindern, dass ihre Wangen einen zarten Rosaton annahmen. Sie versuchte sich daran zu erinnern, dass das hier eine Mission war und ihr Teamkollege sicher keine romantischen Absichten hatte.
 

"Natürlich. Was möchtest du?"
 

"Kannst du blind Wunden heilen?" Jetzt konnte die Kunoichi wirklich nicht anders, als Sasuke verdattert anzustarren. Was war denn das für eine Frage?
 

"Ich, ähm, das hab ich noch nie versucht. Ich könnte gar nicht einschätzen, wann die Wunde geheilt ist und ich aufhören kann, Chakra hineinzuleiten."
 

"Und wenn ich es dir sage?" Sakura war diskret genug, nicht nachzufragen, was Sasuke ihrem Blick vorenthalten wollte. Es war ihm sicher nicht leicht gefallen, sie aufzusuchen, denn schon allein mit der Frage gab er zu, ihr etwas zu verheimlichen. Stattdessen zog sie überlegend die Stirn kraus und ließ den Uchiha an ihren Gedankengängen teilhaben.
 

"Das wäre möglich, wenn ich das Chakra nur durch meinen Finger leite. Dann könnte ich präziser arbeiten. Das habe ich aber auch noch nie probiert", warnte Sakura ihren Patienten.
 

"Ich übernehme die volle Verantwortung."
 

"Ich könnte dich aber auch weiter verletzen, willst du das wirklich riskieren?" Sasuke sagte nicht und sah sie nur an. Obwohl er keine Emotion in seinem Blick zuließ, erkannte Sakura, wie ernst es ihm war.
 

"Na gut. Wo befindet sich die Verletzung und welcher Art ist sie?" Die Kunoichi schien in ihrem Element zu sein, da sie in eine Art Arztsprache verfiel. Sasuke kam nicht umhin, ihre Zielgerichtetheit zu bewundern. Selbst auf einer Mission beschäftigte sie sich noch mit Medizin und konnte auf Knopfdruck professionell arbeiten. Er hatte wesentlich mehr Zögern erwartet.
 

"Sie ist an meinem linken Unterarm. Genauer gesagt, sind es zwei Kunaischnitte." Sakura fragte nicht nach, wie er sich diese zugezogen hatte. Stattdessen schloss sie ihre Augen und hielt ihm die linke Hand mit der Handfläche nach oben hin. Sasuke verstand. Er wickelte die Bandage ab, schaute noch einmal prüfend in das Gesicht ihm gegenüber und legte dann seinen Unterarm in Sakuras ausgestreckte Hand. Die Kunoichi streckte ihm nun die Rechte entgegen.
 

"Du musst meinen Finger führen. Leg ihn direkt an den Anfang der Wunde und führe ihn die Wunde entlang, wenn du siehst, dass sie sich schließt." Sasuke bestätigte, dass er verstanden hatte, nahm die Hand und führte sie so, dass der gestreckte Zeigefinger auf der geforderten Stelle zum Liegen kam.
 

"Du kannst anfangen." Sakura nickte, atmete noch einmal kurz durch und leitete heilendes Chakra in ihren Finger. Es war ein merkwürdiges Gefühl und das nicht nur, weil sie gerade völlig ohne etwas zu sehen eine Verletzung heilte. Der noch immer verliebte Teil von ihr jubilierte, dass sie gerade quasi mit Sasuke Händchen hielt. Ärgerlich schob der professionelle Teil diese lästigen Gedanken beiseite. Das war nicht der Zeitpunkt für Schwärmereien.
 

Sasuke führte ihren Finger und sagte irgendwann, dass sie aufhören könne. Sie nickte, wartete, bis er ihren Finger erneut positioniert hatte und begann dieselbe Prozedur von vorn. Eine kurze Weile später war es geschafft, doch Sakura öffnete ihre Augen nicht, was der Uchiha ihr hoch anrechnete. So hatte er Zeit, die Bandage in Ruhe wieder anzulegen. Nachdem das geschafft war, sagte Sasuke ihr, dass sie die Augen wieder öffnen könne. Sie blickte in ein dankbares Gesicht.
 

"Danke, Sakura", sagte ihr Immer-noch-Schwarm und sie hatte das Gefühl, dass das nicht nur auf die Heilung bezogen war...



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  n-ani
2012-08-12T16:30:33+00:00 12.08.2012 18:30
Hi ^^

Das Kapitel war toll.

Ich finde es Klasse, dass Sasuke wenigstens wieder ein bisschen Vertrauen hat auch wenn er es sich nicht eingestehen will.

Mal sehen wie lange es hält ich ahne nichts gutes XD

Außerdem bin ich wirklich gespannt ob Kakashi es schafft Sasuke im Notfall aufzuhalten ^^

Ich freue mich aufs Nächste Kapitel bis dann ^-^








Von:  Saika_a
2012-08-02T10:13:19+00:00 02.08.2012 12:13
ich mag die professionelle Sakura...
a_A
Von:  fahnm
2012-07-31T22:15:19+00:00 01.08.2012 00:15
Klasse Kapi.^^
Von:  Puppenprinzessin
2012-07-31T20:28:25+00:00 31.07.2012 22:28
Hey!
Wie jedes Mal fand ich das Kapitel ziemlich gut. Am Anfang waren die Sätze sehr kurz, meiner Meinung nach, aber dass mir das auffaellt kommt daher, dass ich eher der Verschachtelungs-Typ bin (;
Besonders gut hat mir die letzte Szene gefallen; ich bin kein Fan von dem Pairing, aber die Situation wirkte so vertraut, dass ich mich schon für Sasuke gefreut hab xD Schoen, dass er so langsam wieder Vertrauen aufbauen kann.
Ich denke, das wars erstmal wieder -
bis zum naechsten Kapitel (;
<3


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