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von

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Misstrauen

Kakashi erlaubte sich, kurz die Augen zu schließen, um seine Verzweiflung, seine...Enttäuschung? nicht durch seine Augen nach draußen dringen zu lassen. Oh, bitte nicht. Bitte sagt mir, dass er nicht die Kontrolle verloren hat.
 

"Die Wunde hat ihn sofort getötet und weist starke Verbrennungen an den Rändern auf. Sieht wie eine typische Chidoriverletzung aus, Kakashi", sagte Shizune leise, doch vernehmlich. Wie um noch Salz in die Wunde zu reiben, hielt sie Chakrapapier an die Wunde, um die Art der Chakrareste zu bestimmen. Das Papier zerknitterte und zerstörte damit seine letzte Hoffnung. Sasuke, warum? Du kennst doch die Konsequenzen. Und ich konnte dich nicht aufhalten, dabei habe ich es dir doch versprochen. Schuld traf ihn wie ein Vorschlaghammer und er hatte alle Mühe, seinen neutralen Gesichtsausdruck zu wahren und die Erinnerungen an alte, schmerzliche Zeiten zu verdrängen. Er sah Sasuke an und als ob er es spürte, hob der Uchiha seinen Blick und musterte seine Teamkameraden. Kakashi war es, als ob ein Funken, der kurz vorher noch in den rabenschwarzen Augen blitzte, unwiederbringlich erlosch. Wieso war dieser Blick plötzlich so...tot? Bereute er seine Tat schon? Doch auch Kakashi bereute einiges. Noch vor ein paar Stunden war er so stolz auf seinen Schüler gewesen, dass dieser seinem Team offenbar mehr vertraute, dass er sich ihnen wieder näherte. Wie konnte es nur plötzlich so weit kommen? Andererseits, das war ihm auch klar, durfte man Sasuke in seiner Wut niemals unterschätzen. Und auch nicht die Einflüsse Orochimarus.
 

"Jemand muss Suri-sans Geschäftspartner benachrichtigen, dass er nicht mehr eintreffen wird. Wir sind auf dem Rückweg von einer Mission, also..." Als Assistentin der Hokage wusste Shizune selbstverständlich über die Mission von Team 7 Bescheid. Kakashi erwachte aus seiner Starre und rief sich selbst zur Ordnung.
 

"Das werden wir übernehmen, das Dorf war ohnehin unser Ziel. Wir werden umgehend wieder zurückkommen, berichtest du inzwischen der Hokage?" Shizune nickte und zu mehr hatte sie auch keine Gelegenheit, denn Naruto begann, lautstark zu protestieren.
 

"Kakashi-Sensei, das geht nicht! Wir können sie Sasuke doch nicht abführen lassen wie einen Verbrecher! Ich gehe mit, das lasse ich nicht zu, ich-"
 

"NARUTO!", herrschte Kakashi ihn an. Naruto schwieg verdutzt, denn solche Ausfälle war er von seinem Sensei nicht gewohnt. "Wir haben unter den gegebenen Umständen keine andere Wahl. Und jetzt komm und lass Shizune und ihr Team ihre Arbeit machen. Je eher wir aufbrechen, desto eher sind wir wieder in Konoha." Der Ton war so endgültig, dass Naruto kein weiteres Widerwort wagte. Er blickte traurig zu Boden und folgte Kakashi und Sakura, die der schockierenden Szenerie bereits den Rücken zugewandt hatten.
 

~*~
 

Das ist doch verdammte Ironie., dachte Sasuke nicht einmal einen Tag nach seinem vermeintlichen Mord an dem Kaufmann zurück in Konoha. Er lehnte mit dem Rücken an der Wand derselben Zelle, die er schon einmal hatte "bewohnen" dürfen. Und jener Gedanke traf nicht nur auf seine Zelle zu, sondern auch auf die gesamte Situation. Zweimal auf Mission gewesen, zweimal reingelegt und zweimal deswegen eingesperrt worden. Am meisten ärgerte Sasuke sich aber über sich selbst. Hatte er sich nicht geschworen, niemals wieder einen Gegner zu unterschätzen? Nie wieder zu arrogant zu sein? Und jetzt war er wieder hier, weil er jemanden gnadenlos unterschätzt hatte. Wenn er an die Situation zurückdachte, schüttelte es ihn jetzt noch vor Wut. Nicht, dass er sich in seiner Zelle zurückhalten musste, hier war niemand, der ihn sehen konnte. Und auch er konnte niemanden sehen, denn natürlich hatte er wieder die Augenbinde umbekommen. Ebenso wie Tsunades geliebte Chakrafänger. Mit gezwungenermaßen geschlossenen Augen sah er die Geschehnisse noch einmal wie einen Film vor seinem geistigen Inneren ablaufen.
 

"Meine Güte, für einen Uchiha hast du aber lange gebraucht." Den spöttischen Ton und die Wortwahl hätte Sasuke nicht mehr gebraucht, um festzustellen, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Trotz der Vorsicht, die ihm sein Kopf anmahnte, rief sein Herz in tosendem Zorn zum Angriff gegen diesen eingebildeten Lackaffen, der es immer noch wagte, sich über ihn lustig zu machen. Diesmal allerdings nicht versteckt, sondern völlig offen. Und der Kaufmann grinste triumphierend, als ihn erneut zwei hasserfüllte Sharinganaugen fixierten.
 

"Was wird das hier?", herrschte Sasuke, mehr als dass er fragte, denn er packte seine ganze Wut in die Frage anstatt in einen Angriff. Er hielt sich noch zurück, da er den Triumph in den Augen des Kaufmanns gesehen hatte und augenblicklich misstrauisch geworden war. Und er würde den Teufel tun und diesem Widerling in die Hände spielen. Dafür war seine Verachtung viel zu groß. Doch sein Gegenüber kicherte nur unbeeindruckt.
 

"Du hast gut mitgespielt, kleiner Uchiha. Wir wussten ja gar nicht, wie angreifbar deine Vergangenheit dich macht. Der Kampf gegen dich wird nun viel leichter sein, wo du in deiner Wut nicht mit dem nötigen kühlen Kopf kämpfen kannst." Dabei hatte der Kaufmann jedoch zwei wichtige Dinge außer Acht gelassen. Erstens, dass das Misstrauen Sasukes noch größer war als seine Wut. Zweitens, das Grinsen im Gesicht seines vermeintlichen Opfers. Sasuke war plötzlich zu gelassen und das hatte seinen Grund: Mit einem gerechtfertigten Kampf gegen den Heuchler und seine Handlanger konnte er gut leben. Er würde sie mit Freuden kampfunfähig machen und dann Kakashi vorführen.
 

"Sollte man ein Tier, das man erlegen will, wirklich reizen? Es würde sich doch nur umso verbissener wehren." Gomas selbstsicherer Ausdruck verschwand, als er die plötzliche Gelassenheit des Uchiha endlich wahrnahm.
 

"Das haben wir uns auch gedacht und deshalb hat unser Auftraggeber umdisponiert und einen leichteren, unverdächtigeren Weg gewählt. Es reicht, dich im Dorf zu diskreditieren. Dir traut niemand. Und nun wird dir auch niemand mehr Glauben schenken", meldete sich erstmals einer der Diener zu Wort, während er immer mehr Chakra in seiner Hand konzentrierte - so viel, dass es klang, als würden tausend Vögel auf einmal schreien - und sie dem Kaufmann in die Brust rammte. Dieser hatte aufgrund der viel zu großen Nähe zu seinem plötzlichen Feind keine Gelegenheit, auch nur im Ansatz zu reagieren. Einzig sein Gesicht, erstarrt in Überraschung, zeugte von dem Verrat seiner einstigen Verbündeten. Er riss die Augen weit auf, sein Mund klappte noch zweimal auf und zu wie bei einem Karpfen auf dem Trockenen und dann wich sämtliches Leben aus seinem feisten Körper. Sasuke hingegen war mehr als überrascht, er war schockiert. Und das nicht nur, weil ihn ein Schwall Blut am rechten Arm und am Bauch traf, als der Attentäter seinen Arm mit Gewalt wieder aus dem toten Kaufmann herausriss und diesen wie einen Sack Kartoffeln einfach fallen ließ. Ein verächtlicher Blick auf die unansehnliche Leiche, diesen toten Körper, der für ihn nur einen einzigen Zweck hatte, war alles, was der Attentäter für seinen angeblichen Verbündeten übrig hatte. Er zeigte absolut kein Bedauern, doch Sasuke musste sich eingestehen, dass er auch keines hatte. Im Gegenteil, er war froh. Er fühlte so viel Genugtuung, dass es verboten sein musste. Diese kleine Ratte hatte bekommen, was sie verdiente. Dennoch erlaubte er sich nicht, in diesem Gefühl zu baden, sondern konzentrierte sich auf die Realität. Vor ihm standen schließlich immer noch zwei Gegner.
 

"Das ist Kakashis geheime Technik, wie habt ihr die erlernen können?", fragte er und zwang sich, den Schock nicht in seiner Stimme mitschwingen zu lassen. Als Antwort bekam er ein arrogantes Grinsen entgegengeworfen, das er schon einmal gesehen hatte.
 

"Uchiha, wir beobachten dich schon sehr lange. Es war nur eine Frage der Zeit, bis du in eine unserer Fallen gehst." Sicher wären die Erläuterungen noch weiter gegangen, denn der Mörder wollte sich anscheinend in seiner momentanen Überlegenheit baden. Doch der andere vermeintliche Diener meldete sich mit einer Warnung zu Wort und brachte die Prahlerei zu einem vorzeitigen Ende.
 

"Wir sollten verschwinden, in Kürze werden hier vier Ninjas eintreffen." Er war offensichtlich ein Sensor, denn Sasuke konnte noch nichts spüren.
 

"Dann viel Spaß mit deinem selbstverschuldeten Schicksal, Uchiha. Du wirst für immer unschädlich in einer Zelle festsitzen", sagte der andere Feind verächtlich und schon waren beide verschwunden. Sasuke blieb keine Zeit zu überlegen, was er nun tun sollte, denn schon blickte er in die aufgeregten Augen Shizunes.
 

"Sasuke, was ist hier passiert? Wer hat euren Auftraggeber umgebracht?", fragte sie und blickte von seinem blutverschmierten Arm zu der Leiche und wieder zurück in sein Gesicht. Raidou war da weniger umsichtig. Er packte Sasukes rechten Arm und verbog ihn schmerzhaft hinter dessen Rücken.
 

"Das ist ja wohl klar, oder? Sieh dir die Wunde an. Wir kennen nur zwei Ninjas, die eine Technik beherrschen, die so eine typische ausgefranste Wunde hinterlässt und Kakashi ist gerade nicht da." Shizune nickte traurig und winkte Genma, der sich zögernd an Sasukes linker Seite positionierte und dessen Arm weit weniger schmerzhaft auf den Rücken drehte. Ein resigniertes Grinsen schlich sich auf Sasukes Züge, als er verbittert zu Boden sah. Dir traut niemand. Und nun wird dir auch niemand mehr Glauben schenken. Es sah so als, als würde dieser fremde Ninja Recht behalten. Als Sasuke Schritte von drei weiteren Personen hörte, die sich schnell näherten, wollte er erst gar nicht aufschauen. Irgendwie fürchtete er, was er in den Augen seines Teams sehen würde. Dennoch tat er es, aber erst, nachdem Shizune Kakashi direkt angesprochen hatte. Er blickte einen nach dem anderen an, in der Hoffnung, so etwas wie Zusicherung erkennen zu können, doch was er sah, war blankes Entsetzen. Nicht einmal sein eigenes Team würde ihm noch glauben. Dieser Plan war in der Tat effektiver, als ihn einfach nur zu töten, dachte er, während sich sein Herz schmerzhaft zusammenzog. Alles, was er jemals gesagt hatte, würde nun in Zweifel gezogen werden.
 

In diesem Moment wurde ihm klar, wie dumm er doch war. Hatte er stets voller Überzeugung behauptet, dass Bindungen nur schwach machten, so wurde ihm jetzt mit aller Brutalität bewusst, wie sehr er sich getäuscht hatte. Und es wurde ihm erst klar, wie sehr er ihn brauchte, nachdem er auch den letzten Rückhalt verloren hatte und völlig allein gegen ein ganzes Dorf dastand. Er fühlte sich entsetzlich verlassen. Er, ein verdammter Ninja, fühlte sich schutzlos und angreifbar. Und nun konnte er nur noch bereuen, dass er sich nicht eher bei Naruto für seine verletzenden Worte vor dem Friedhof entschuldigt hatte. Sein verfluchter Stolz hatte es ihm verboten. Er war davon überzeugt gewesen, dass der Uzumaki selbst daran schuld war, schließlich hatte er felsenfest an den Unsinn geglaubt, den er von sich gegeben hatte. Jetzt erst verstand Sasuke, dass der sonst so naive Tollpatsch ihm diesmal haushoch überlegen gewesen war. So überlegen, dass er ihn erst verstand, als es zu spät war. Und er bedauerte es, dass er Sakuras Heilung nur als Mittel zum Zweck gesehen hatte, um einen seiner Schwachpunkte zu beseitigen. Und jetzt konnte er auch nur noch bereuen, Kakashi gegenüber nicht aufrichtiger gewesen zu sein, obwohl er sich ihm für seine Verhältnisse doch erstaunlich weit geöffnet hatte. Jetzt war es zu spät und Reue war alles, was ihm blieb.
 

Und nun saß er hier und kämpfte gegen die Verzweiflung an. Was sollte er jetzt tun? Er würde jämmerlich in dieser Zelle verrotten, wenn ihm von außen niemand half. Alles, was er hatte, waren seine Erinnerungen und die könnte er nur glaubhaft präsentieren, wenn er jemanden in seinen Kopf ließ. Das würde er auf keinen Fall zulassen. Lieber würde er bei einem Fluchtversuch draufgehen. Woher sollte er schließlich wissen, wie weit die sich in sein Bewusstsein wühlen würden? Sie würden seine Schwäche sehen...Und andere Dinge, die seine Lage nicht unbedingt verbessern würden. Nein, Vertrauen in andere Personen war hier keine Option. Das hatte er schon zweimal bitter bereut. Und jetzt fragte ihn eine hinterlistige Stimme in seinem Kopf ständig, ob es nicht bereits das dritte Mal war, dass er das bereuen musste. Das dritte! Dabei war er doch sicher gewesen, aus seinen Fehlern lernen zu können. Wie dumm konnte er sein? Wo sind sie jetzt? Was hat es dir gebracht, dich ihnen trotz aller Distanz wieder zu nähern? Du siehst, was dir bleibt. Du bist allein. Das wirst du immer sein. Allein. Wie es einem Rächer gebührt. Hast du nicht selbst gesagt, dass Bindungen uns nur leiden lassen? Wieso hast du entgegen deiner eigenen Überzeugung gehandelt? Und jetzt fühlst du wieder den Schmerz des Verlassenen. Sasuke senkte geschlagen den Kopf. Bei aller Reue: Er konnte rational dagegen argumentieren, soviel er wollte. Dass sie höchstwahrscheinlich noch unterwegs waren, um die Mission zu beenden, die sie gemeinsam und mit anderem Ziel begonnen hatten. Dass sie möglicherweise nicht zu ihm durften. All diese vernünftigen Argumente nützten nichts, denn der Verrat, der ihm schon zweimal widerfahren war, saß zu tief und ließ keine logischen Schlüsse zu.
 

Einzig dem Gefühl, erneut allein zu sein und niemandem trauen zu können, um nicht verletzt zu werden, ließ dieses Erlebnis Raum und alles, was er sah, war, dass sie nicht hier waren und so wie die Dinge standen, auch nicht kommen würden. Er hatte das Gefühl, dass sie ihn verrieten, so wie es Itachi damals getan hatte, als sich sein großer Bruder - sein Fels in der Brandung - in einen gnadenlosen Killer verwandelt hatte. Dennoch hatte er sich wieder aufgerappelt, um, wenn auch nur sehr zögerlich, wieder jemandem zu vertrauen und erneut verraten zu werden. Diesmal bei Orochimaru. Und jetzt ließ ihn sein Team im Stich. Es war unfair, so zu denken und das wusste ein Teil von ihm auch, verdammt, es war erbärmlich, so zu denken und dennoch konnte er diese nur allzu menschlichen Gedanken nicht stoppen. Er war allein. Und die Einsamkeit machte einen für viele negativen Gedanken empfänglich. Er versuchte, sich immer wieder zu sagen, dass er ihnen in Anbetracht der Beweislage wirklich keinen Vorwurf machen durfte, aber trotzdem konnte Sasuke es nicht verhindern, dass seine Gedanken ein weiteres Mal in die Vergangenheit schweiften, doch dieses Mal ein ganzes Stück weiter zurück - zu seiner Anfangszeit bei Orochimaru. Auch damals war er so blauäugig gewesen, dass er sich im Nachhinein nur dafür verachten konnte...

Schon als er im Geleit von Kabuto das Versteck der Schlange betrat, spürte er, dass ihm die anderen Untergebenen Orochimarus nicht unbedingt wohlwollend gegenüberstanden. Selbst Kabuto schien eine Abneigung gegen ihn zu haben, doch er verbarg es sehr gut. Der Medic-Nin hatte ihn abgeholt, oder besser gesagt, von seinem traurigen Zustand befreit. Nach dem Kampf mit Naruto war er irgendwo im Wald schwer verletzt zusammengebrochen und einfach liegengeblieben. In diesem Moment hatte er gezweifelt, dass er Konoha je lebend wieder sehen würde. Hatte an der ganzen Mission gezweifelt. Doch dann war Kabuto gekommen und hatte seine schlimmsten Wunden geheilt. Unter größten Anstrengungen war er dem Medic-Nin anschließend in das Versteck gefolgt und hatte sich bei ihrer Ankunft gefragt, wie er dieses hatte allein finden wollen. Es machte seinem Namen alle Ehre: Es war gut versteckt. Er fragte sich aber auch, wieso Kabuto so lange gebraucht hatte, um ihn zu finden. Er wusste, dass er die ganze Zeit überwacht worden war. Vielleicht hatte er ihn einfach leiden sehen wollen.
 

Ein paar Tage später bereits glaubte Sasuke, den Grund für den ihm engegenschlagenden Hass gefunden zu haben: Neid. Unter Orochimarus Gefolgschaft herrschte ein extremes Gebuhle um dessen Gunst. Es war ihm schleierhaft, wie Orochimaru das geschafft hatte, denn jeder seiner Diener war ihm mit Haut und Haar verfallen, doch die größte Gunst genoss nun der Uchiha, was ihm automatisch zum Hassobjekt der "weniger Geliebten" machte. Als ob dieser manipulative Bastard zu so einem aufrichtigen Gefühl in der Lage wäre. Dennoch schienen seine Anhänger fest daran zu glauben. Schon allein deshalb war Sasuke davon überzeugt, den anderen überlegen zu sein, denn er war niemandem verfallen. Außerdem war er stärker als sie, dafür sorgte allein schon sein Uchihablut. Und das ließ er jeden Gegner spüren, den Orochimaru ihm vorsetzte. Doch selbst, als er ihm hunderte Krieger auf den Hals hetzte, tötete er keinen einzigen, was auch bald der Schlange auffiel.
 

Nur eine mochte ihn und bemühte sich von Anfang an, ihm zu helfen. Guren. Obwohl sie selbst liebend gern Orochimarus nächstes Gefäß geworden wäre, akzeptierte sie die Entscheidung ihres Meisters. Sasuke hatte das Gefühl, über alles mit ihr reden zu können, worauf er aber aufgrund seiner distanzierten Natur nicht sofort zurückkam. Erst als seine Träume immer intensiver wurden und er diese vage Sehnsucht nicht mehr leugnen konnte, die er anfangs immer gespürt hatte, wenn Orochimaru wieder eine besonders grausame Trainingsmethode angewendet hatte, öffnete er sich Guren allmählich, denn auch ein Uchiha brauchte mal ein offenes Ohr. Und hier umringt von Feinden, die ihm stets Übles wollten, war ihm das noch weniger zu verdenken. Er musste permanent auf der Hut sein, denn Orochimarus Untergebene versuchten, ihm auf jede erdenkliche Art zu schaden. Sie manipulierten sein Training, prangerten ihn bei Orochimaru an, überfielen ihn sogar gelegentlich. Doch die Schlange ließ sich nicht beeindrucken. Sehr zu seinem Glück. Es war schwer genug, als Spion gegen die anderen anzukommen, gegen Orochimaru selbst, das wusste er, würde er keine Chance haben. Nicht mit allen Sharingan der Welt, dazu war er noch zu schwach. Außerdem hatte er genug damit zu tun, seine Gefühle im Zaum zu halten. Wie groß war der Schock gewesen, als er erkannte, was hinter seiner Sehnsucht nach Wärme und Zuspruch wirklich steckte. Er hatte gedacht, schlicht Konoha und seine Kameraden, besonders aber Kakashi zu vermissen, da er ihn zu verstehen schien, doch immer mehr manifestierte sich in seinen Gedanken eine Person, mit der er nun wirklich nicht gerechnet hatte: sein Bruder. Der Grund für sein Streben nach Kraft. Der geheime Grund, warum er diese wahnsinnige Mission überhaupt erst angenommen hatte. In Konoha hatte er das vielleicht noch leugnen können, doch in dieser feindseligen Umgebung brach bald sein dringendstes Bedürfnis hervor: Er wollte seinen großen Bruder wiederhaben. Sich wieder beschützt und geliebt fühlen.
 

Sobald er erkannt hatte, was sein Unterbewusstsein ihm die ganze Zeit schon hatte sagen wollen, kämpfte er dagegen an. Er trainierte noch verbissener, um sich zu beweisen, dass er immer noch fest auf sein Ziel fixiert war und das tun würde, was die Clanehre von ihm verlangte. Doch wenn es Abend wurde und er zu erschöpft war, um noch weiter zu trainieren, kamen die Gedanken wieder hervorgekrochen, die er am Tage in die finsterste Ecke seines Verstandes verbannt hatte. So entwickelte sich eine ungesunde Routine, die ihn in eine verhängnisvolle Abwärtsspirale zog. Zu diesem Zeitpunkt war ihm das nur noch nicht klar. Er verdrängte die nagenden Gefühle, indem er sich mit Guren unterhielt und merkte dabei nicht, dass sie nichts über sich preisgab, er sich aber immer weiter öffnete und somit verwundbar machte. Und dann, er war schon ein gutes Jahr bei Orochimaru, kam es zu jenem Abend, an dem er skrupellos verraten wurde.
 

Wieder einmal traf er sich nach seinem Training mit Guren. Sie saß auf dem Ast eines der vielen Bäume, die diesen abgelegenen Trainingsplatz umsäumten und schaute den Mond an, eine Angewohnheit, die Sasuke mit ihr teilte. Sie blickte hinab, als sie sein Chakra spürte.
 

"Sasuke, du siehst müde aus", stellte Guren besorgt fest, doch der Uchiha schüttelte nur leicht den Kopf.
 

"Das Training war anstrengend", sagte er leise und war froh, dass er bei Guren nicht vorsichtig sein musste mit dem, was er sagte. Er war ihr sehr dankbar, dass sie ihm einen Rückhalt gab, den er sich unerlaubterweise von einer anderen Person wünschte.
 

"Das meine ich nicht. Dein Blick wirkt irgendwie stumpf. Schon seit einer Weile. Was ist los, Kleiner?" Das durfte auch nur Guren, jeder andere hätte bei dieser Anrede bereits eines seiner immer in seiner Waffentasche bereitliegenden Kunai an der Kehle gehabt. Sasuke atmete tief ein und wieder aus und schaute die Kunoichi mit trüben Augen an.
 

"Du weißt, warum ich hier bin?"
 

"Klar. Du willst stärker werden, damit du deine Rache üben und dann Orochimaru-samas Traumgefäß werden kannst." Sasuke nickte.
 

"Es ist nur...die Rache...ich...hab nicht das Gefühl, dass ich das noch will", sagte er leise.
 

"Tatsächlich?", fragte Guren ein wenig lauernd und umgehend hatte Sasuke das Gefühl, zu weit gegangen zu sein. Hatte er sich nicht auch eigentlich vorgenommen, hier von Anfang an niemandem zu trauen? Es war, als würde ein Schauer der Einsicht sich über ihn ergießen und plötzlich sehr beunruhigt blickte er Guren an. Die hatte jedoch nichts von dem warmen Ausdruck in ihren Augen verloren.
 

"Hör mal, Kleiner, du musst dich nicht quälen, wenn du nicht willst. Wozu das alles, wenn du nicht mit dem Herzen dabei bist?" Sasuke sah sie überrascht an. Erteilte sie ihm gerade Absolution? Er war noch immer von diesem Gedanken überrascht, als Guren von ihrem Ast sprang, vor ihm landete und ihm eine ihrer Hände auf die Schultern legte.
 

"Überleg dir meine Worte gut. Ich muss jetzt gehen, hab noch was zu erledigen." Damit zwinkerte sie ihm zu, verschwand und ließ einen völlig verwirrten Uchiha allein auf dem Trainingsplatz zurück. Lange hing Sasuke jedoch nicht seinen Gedanken nach, wusste er doch, dass sein Training morgen wieder sehr zeitig beginnen und er höchstwahrscheinlich, wie in jeder Nacht, keinen friedlichen Schlaf haben würde. Also machte er sich auf den Rückweg zum Versteck. Dort wurde er bereits am Eingang von Kabuto erwartet.
 

"Oh, Sasuke-kun, so spät noch allein draußen?"
 

"Hn. Keine Angst, ich kann schon auf mich aufpassen."
 

"Da bin ich mir absolut sicher", meinte Kabuto grinsend. "Orochimaru-sama will dich sehen. Ich soll dich zu ihm bringen." Sasuke nickte nur als Zeichen, dass er verstanden hatte. Er mochte diesen schleimigen Jungen nicht, er war ihm schon damals bei der Chuunin-Auswahlprüfung suspekt gewesen und sein Grinsen eben trug nichts dazu bei, Sasuke ihm gegenüber milder zu stimmen. Es war ein gehässiges Grinsen gewesen. Irgendetwas stimmte nicht. Der Uchiha wappnete sich für jede unangenehme Situation, die ihn erwarten konnte, doch für das, was ihm bevorstand, gab es keine kurzfristige Vorbereitung. Leider ahnte er das zu diesem Zeitpunkt noch nicht. So prägte sich Sasuke den Weg genau ein, den ihn Kabuto entlangführte, falls er schnell verschwinden musste. Das Versteck mit seinem labyrinthartigen Aufbau und den immer gleichen Wänden war sehr verwirrend. Sasuke brauchte nach jedem "Umzug" Tage, um sich wieder zurechtzufinden.
 

Sie liefen etwa fünf Minuten in unbehaglicher Stille hintereinander, bis Kabuto an eine wuchtige Holztür klopfte. Er wartete nicht auf Antwort, sondern trat einfach ein. Das war wohl eine der Privilegien, die man als Orochimarus rechte Hand genoss. Im Inneren des Raumes saß Orochimaru an einem Tisch, auf dem diverse Reagenzgläser in Halterungen, ein Mikroskop und jede Menge Chemikalien herumstanden. Sasuke wollte lieber nicht wissen, was sich in den Reagenzgläsern genau befand, wusste er doch um die grausamen Experimente, die die Schlange mit ihren Versuchskaninchen durchführte. Der abstoßend süßliche Geruch, der in der stickigen Luft dieses Zimmers konserviert war, allein reichte, um ihm eine Vorstellung zu vermitteln. Als sie eintraten, fixierten ihn stechend gelbe Augen fast schon liebevoll, was umso gespenstischer wirkte, da Orochimarus Gesicht von der einzigen Kerze im Raum totenbleich aus der Dunkelheit hervorgehoben wurde.
 

"Ah, Sasuke-kun, schön dich zu sehen", sprach Orochimaru mit eiskalter Stimme. Wie er es mit dieser schaffte einen freundschaftlichen Ton zustande zu bringen, war dem Uchiha ein Rätsel. "Mir sind ein paar interessante Dinge zu Ohren gekommen und ich möchte deine Meinung dazu hören." Das allein, obwohl er den lauernden Unterton bemerkt hatte, hätte Sasuke noch keine Angst gemacht. Doch dann trat Guren aus den Schatten des düsteren Zimmers hervor und seine Augen weiteten sich vor Entsetzen.
 

"Du hast doch nichts dagegen, wenn wir eine Kleinigkeit überprüfen, oder?", schmeichelte Orochimaru herum, dass es Sasuke eiskalt den Rücken herunterlief. Wie konnte der eine so offensichtliche Drohung so fast schon widerlich höflich verpacken?
 

"Nein, was willst du denn überprüfen?". Dass er es geschafft hatte, eine feste Stimme beizubehalten, überraschte Sasuke selbst. Aber er wusste auch, dass sein Leben verwirkt war, wenn er jetzt die Nerven verlor. Und die Schlange duzen zu dürfen oder ihn ohne Ehrungen überhaupt anzusprechen, das war wohl ein Privileg des Uchihas. Er würde sich jetzt auf seinen Sonderstatus verlassen müssen.
 

"Setz dich und entspann dich einfach. Du wirst es dann schon sehen", sprach das personifizierte Grauen und nickte Kabuto zu. Dieser verließ den Raum und kam wenig später mit einem dunkelblonden Mann zurück. Und was für ein Schrank von Mann das war, hinter dem hätte sich selbst Ibiko Morino verstecken können. Sasuke fragte sich vage, warum er ausgerechnet jetzt an Konohas führenden Folter- und Verhörexperten denken musste.
 

"Das ist Shinrei no Kiru. Seinen wirklichen Namen weiß er nicht mehr, den hat er bei einer Folter vergessen. Wir wissen nur, dass er ein Ausgestoßener aus dem Yamanaka-Clan ist, weil er..., nun, sagen wir, er hat seine Fähigkeiten nicht unbedingt zum Wohl der Allgemeinheit eingesetzt", erklärte die Schlange und grinste selbstgefällig. 'Das Gedankenmesser'. Will ich wissen, wofür er diesen Titel bekommen hat?, schoss es Sasuke durch den Kopf und er konnte sich der Befürchtung nicht erwehren, dass er eben das in Kürze selbst herausfinden würde. Wie um diesen Gedanken zu bestätigen, legte der Schrank seine Pranken an Sasukes Schläfen und übte einen überraschend leichten Druck mit ihnen aus.
 

"Bleib ruhig, das wird nur ganz kurz wehtun", grollte der Schrank. Auch wenn er noch nie einem Verhör beigewohnt hatte, wusste Sasuke, dass ihm nun genau das bevorstand, wovor er sich seit Monaten gefürchtet hatte. Eigentlich schon seit er diese Mission bekommen hatte. Und seit genau diesem Zeitpunkt hatte er trainiert, seinen Geist zu verschließen. Es wäre nämlich seiner Gesundheit absolut nicht zuträglich, wenn einer von Orochimarus Lakaien in seinem Kopf eine Szene sehen könnte, die ihn eindeutig als Spion entlarvte. So hatte er schon in Konoha gute Fortschritte gemacht, aber nicht genug, um beruhigt seine Mission antreten zu können. Dafür hatte er einfach zu wenig Zeit gehabt. Doch Orochimarus Bibliotheken boten wahre Schätze der Jutsu und Sasuke hatte, so oft es ging, in nützlichen Büchern gestöbert, um seine Fähigkeiten zu verbessern. Ob das gereicht hatte, würde er gleich erfahren. Also zwang er sich, den ersten Schritt des geistigen Walls zu gehen. Absolute Gelassenheit. Denn einen aufgebrachten Geist konnte man nicht schützen. Zu sehr durfte er sich jedoch auch nicht entspannen, dann würde sich die Mauer, die er um seinen Geist errichtete, zu einfach niederreißen lassen, weil seine Konzentration wegdriften würde. Es war wichtig und ebenso schwierig, das genaue Gleichgewicht zu finden und dazu hatte Sasuke nur noch wenige Sekunden. Trotzdem konnte er sich noch kurz über den Satz des Schranks aufregen, denn dass dieser ihm geraten hatte, sich zu entspannen, diente einzig und allein der Schwächung seiner möglichen geistigen Barrieren.
 

Sasuke zuckte, als ein immenser Schmerz seinen Kopf durchfuhr. Verlier jetzt nur nicht die Konzentration!
 

"Er blockt", stellte der Schrank fest. Sasuke zwang sich, dem überraschten Blick Orochimarus standzuhalten.
 

"Wirklich? Interessant. Versuch es noch ein wenig länger." Mit diesen Worten intensivierte sich der Schmerz um ein Vielfaches und Sasuke hätte am liebsten geschrien. Doch er beließ es dabei, weiterhin die Schlange anzustarren und den Schrei zu unterdrücken.
 

"Blockt immer noch. Wenn ich weitergehe, könnte er Schaden nehmen." Orochimaru musterte den kreidebleichen Jungen vor sich und nahm jede Kleinigkeit wahr: den Schweiß auf der Stirn, den verspannten Kiefer, die vermutlich unterbewusst ineinandergekrallten Hände, aber auch den festen Blick, mit dem er immer noch fixiert wurde. Er war milde beeindruckt, obwohl ihm klar war, dass der kleine Uchiha wirklich ernsthaften Angriffen auf seinen Geist nicht würde standhalten können. Aber er wollte es nicht riskieren, dass sein Traumgefäß einen Schaden nahm. Noch nicht.
 

"Nein, das soll für heute reichen", meinte Orochimaru ein bisschen gelangweilt. Doch dieser Ton schlug sofort in einen kindlich neugierigen um, als er seine nächste Frage stellte und Sasuke von den quälenden Pranken befreit war.
 

"Nun, Sasuke-kun. Ich bin beeindruckt. Seit wann kannst du deinen Geist verschließen?" Doch Sasuke ließ sich von der heimtückischen Schmeichelei nicht einlullen. Diese Szene hatte ihn unsanft auf den harten Boden der Realität zurückbefördert und ihm schmerzlich bewusst gemacht, wo er sich befand. Also bemühte er sich um einen möglichst arroganten und selbstsicheren Ton.
 

"Hn. Meine Gedanken gehen niemanden etwas an." Das war zwar keine Antwort auf die Frage, doch wenigstens lieferte er einen vermeintlichen Grund. Orochimaru lachte leise und dieses Geräusch sorgte erneut für eine unangenehme Gänsehaut.
 

"Nun, vielleicht vertraust du mir ja auf dem normalen Wege etwas an. Guren hat mir gesagt, dass du Itachi nicht mehr töten willst und ich würde gerne wissen, ob das stimmt. Schließlich kann sie das auch aus reiner Eifersucht erfunden haben oder um dich aus dem Weg zu räumen", gluckste die Schlange, als wäre das alles ein amüsantes Spiel. Aber Sasuke hatte aufgehorcht, als er einen möglichen Ausweg aus der Misere in Orochimarus Anschuldigungen fand.
 

"Das wird es wohl sein. Sie war so übereifrig, dir alles zu berichten, dass sie mich nicht zuende angehört hat", sprach Sasuke und funkelte Guren an, die wütend ihre Hände zu Fäusten ballte.
 

"Und was kann es Wichtiges gewesen sein, das sie dabei verpasst hat, Sasuke-kun?"
 

"Dass mir nicht mein Wille am wichtigsten ist, sondern meine Pflicht. Sonst würde ich wohl kaum bereit sein, meinen Körper zu opfern, um meiner Pflicht nachzugehen. Es geht um die Ehre des Clans und nicht um meine persönlichen Wünsche. Wenn ich das nicht schon längst begriffen hätte, wäre ich nicht hier", sagte Sasuke kalt. Er versuchte, selbst an seine so überzeugend hervorgebrachten Worte zu glauben. Die Schlange schien vorerst überzeugt.
 

"Es tut mir leid, dass ich dir misstraut habe, Sasuke-kun, aber ein Mann in meiner Position muss vorsichtig sein. Ich hoffe, du verstehst das", sagte Orochimaru bedauernd. Dass das nicht so aufrichtig gemeint war, wie es klang, sollte Sasuke ein paar Tage später bereits erfahren.
 

Die Schlange nickte Guren zu und gab ihr so den stillen Befehl, Sasuke in sein Zimmer zu bringen. Oder eher seine Zelle, denn wirklich viel Komfort boten die Aufenthaltsräume nicht. Auf dem Weg dahin herrschte eisiges Schweigen. Erst als sie vor seiner Tür standen, drehte er sich um und fixierte ihre Augen mit seinen.
 

"Warum hast du das getan?", fragte er und ein bitterer Unterton schwang in seiner Stimme mit.
 

"Ich hasse dich, so einfach ist das. Ich kann nicht glauben, dass Orochimaru einen Jammerlappen wie dich zu seinem neuen Traumgefäß gemacht hat. Das steht mir mehr zu als dir. Ich hab ihm so lange treu gedient. Aber du hast mich erfolgreich unglaubwürdig gemacht, ich gratuliere. Du solltest mir aber in Zukunft nie wieder den Rücken zuwenden", sagte Guren mit einem gefährlichen Blitzen in den Augen und wandte sich zum Gehen. Das würde Sasuke beherzigen. Keinem würde er mehr trauen. Immerhin waren es alles entweder Verbrecher oder verblendete Marionetten. In Gurens Fall wohl beides.
 

Ein paar Tage später wurde Sasuke unsanft aus seinem ohnehin schon unruhigen Schlaf gerissen. Noch bevor er wusste, was überhaupt los war, spürte er erneut die allzu bekannten rauen Hände an seinen Schläfen. Mehr instinktiv als bewusst verschloss er sofort seinen Geist, war aber nicht schnell genug.
 

"Orochimaru-sama, ich konnte ein paar Dinge erkennen", brummte der verhasste Schrank.
 

"Und was wird das wohl gewesen sein?", fragte Orochimaru interessiert. Er betrachtete Sasuke, als wäre er eins seiner spannenden Experimente.
 

"Er war es in jüngerer Form und er wurde von einem älteren Jungen mit langen schwarzen Haaren auf dem Rücken getragen. Dann gab es einen Szenenwechsel und der Junge mit den langen Haaren hat viele Menschen umgebracht. Dann wieder die beiden Jungen, wie sie im Wald spielten." Orochimaru schüttelte gespielt bedauernd den Kopf.
 

"Sasuke-kun, du scheinst noch mehr an deinem Bruder zu hängen, als ich dachte."
 

"Ich habe es dir schon einmal gesagt", zischte Sasuke, "Es geht hier um meine Pflicht, nicht um meinen Willen." Ein Hauch von Spott durchzog Orochimarus Augen.
 

"Du scheinst eines nicht zu begreifen, Sasuke-kun: Der Wille geht nicht nur vom Kopf, sondern auch vom Herzen aus. Und wenn dein Herz sich dagegen sträubt, wankt dein Wille. Was mich an deinem Motiv zweifeln lässt, warum du überhaupt hier bist. Wenn du nicht mehr von deiner Rache überzeugt bist, wer garantiert mir dann, dass du mich nicht hintergehst? Anders gefragt: Wieso bist du überhaupt hier, wenn du deinen Bruder nicht töten willst?" Orochimaru verstummte kurz, um die Wirkung seiner Worte zu genießen. Er hatte gehofft, verräterische Angst in den Augen seines zukünftigen Traumgefäßes zu sehen, doch alles was er fand, war felsenfeste Entschlossenheit, was ihn dazu bewog, weiterzusprechen.
 

"Ich werde dich einer Prüfung unterziehen, in der du beweisen musst, dass du das richtige Herz hast, um mir zu dienen. Du wirst beweisen müssen, dass du so grausam sein kannst, wie es ein Rächer sein muss, denn momentan scheinst du zu weich zu sein. Solltest du bestehen, werde ich dich belohnen. Falls nicht, nun, ich werde mir schon etwas einfallen lassen", sprach die Schlange und grinste bedrohlich.
 

Sasuke zwang sich erneut in die Realität zurück. An diesen Ritus wollte er nicht denken, denn mit ihm hatte seine persönliche Hölle erst begonnen. Er unterdrückte ein Schauern und lehnte sich ein wenig fester gegen die Mauer seiner Zelle. Nach diesem nächtlichen Überfall damals hatte er keine Nacht mehr ruhig schlafen können, denn Orochimaru hatte immer wieder versucht, seinen Geist im Schlaf zu brechen. Das Ganze hatte ihm wahrscheinlich höllisch viel Spaß bereitet. Und die Lage hatte Sasuke gezwungen, ihre Hilfe anzunehmen. Er lernte, stets sein Chakra zu verbergen, damit er nicht verdächtigt wurde, wenn er sich plötzlich vom Gelände entfernte, und seinen Geist fest zu verschließen. Er fuhr seinen Schlaf auf ein Minimum herunter und erlernte die Meditationstechnik, die ihm das noch weiter ermöglichte. Und obwohl sie ihm so geholfen hatte, vertraute er ihr lange nicht. Bis er sich schließlich erneut ein wenig öffnete und diesmal nicht enttäuscht wurde. Einzig sie hatte ihm geholfen, den Glauben an seine Mitmenschen nicht gänzlich zu verlieren, doch wie es schien, war dieser Vertrauensschimmer nach diesem neuerlichen Rückschlag dazu verdammt, in ewiger Dunkelheit zu verlöschen...



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  n-ani
2012-09-07T20:51:43+00:00 07.09.2012 22:51
Hi ^^

Tolles Kapitel.

Das war echt ein fieser Trick von diesen Ninjas, Sasuke in so eine Falle zu locken und dann auch noch die Sache mit Orochimaru.

Ich fand es sehr interessant darüber mehr zu erfahren.

Sasukes Gefühle hast du echt glaubhaft rüber gebracht, er tat mir richtig leid so ganz alleine und verzweifelt. ^^

Ich freu mich drauf zu erfahren wie er aus dieser Situation wieder rauskommt, wird bestimmt nicht leicht werden wenn ihm nun nicht einmal mehr sehr Team vertraut.

Aber vielleicht gibt es ja noch Hoffnung ;)

Ich freu mich schon aufs Nächste Kapitel ^-^ bis dann


Von:  Saika_a
2012-09-03T17:17:46+00:00 03.09.2012 19:17
uahh... das ist echt die fieseste Waffe, mit der man geschlagen werden kann...
aber wehe wenn Kakashi jetzt aufgibt! Dann kriegt er (oder ehr du°°) aber was zu hören!

a_A

Er ist ein armer Uchiha, holt ihn da raus!
Von:  Yukari21
2012-09-02T18:38:51+00:00 02.09.2012 20:38
Und wieder hast du dem Wochenende einen I-Punkt aufgesetzt.

Hervorragend... vor allem die Idee, wie Sasuke zum zweiten Mal "reinfällt".

Ich hatte ja bereits vermutet, dass er nicht derjenige war, der den Kaufmann umgebracht hat, aber auf einen der beiden "Gepäckträger" hätte ich nicht gesetzt.

Ich bin mal gespannt, wie die ganze Sache doch noch raus kommt und wie sich Naruto, Sakura und Kakashi nun verhalten werden. Ob sie dem Betrug glauben schenken, oder ob es Sasuke gelingen wird, sie zu überzeugen.

vielen Dank für das Kapitel. Ich freu mich schon darauf bald wieder von dir zu lesen.

vG
Yukari21
Von:  fahnm
2012-09-01T19:52:44+00:00 01.09.2012 21:52
Super Kapi^^


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