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Torn

von

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Kollision

Einen besonnenen Moment später schon verfluchte er sich selbst. War er eigentlich wahnsinnig geworden? Ausgerechnet den Hyuuga zu einem Kampf herauszufordern! Sicher, er hatte gespürt, dass sein Gegner im Prinzip nur darauf aus war, und es war auch eine prima Gelegenheit, ein wenig Dampf abzulassen, aber dennoch hätte er sich beherrschen müssen und nicht seinen Emotionen nachgeben dürfen. Aber wie Kibou da am Boden lag...Zum Glück war er nur bewusstlos. Sasuke hätte für nichts garantieren können, wenn sein Falke tot gewesen wäre. Getötet, während er selbst in Hörweite war. Das hätte er sich nie verzeihen können. Und jetzt musste er sich mit jemandem messen, der ihn mit seinem Dou-Jutsu in noch tiefere Schwierigkeiten bringen konnte. Er musste nun unbedingt auf sein Timing achten, um sich nicht selbst zu verraten...
 

Sasuke legte Kusanagi samt Schwertscheide neben seinen vertrauten Geist, entfernte sich in eine sichere Distanz zu beiden und drehte sich dann bedächtig zu seinem Gegner um. Trotz der konzentrierten Neutralität, die der Hyuuga ausstrahlte, konnte er es anscheinend nicht erwarten, den Kampf zu beginnen - oder war es Vorsicht?-, denn er hatte bereits seine typische Kampfposition eingenommen. Die Füße weit auseinander für einen sicheren Stand, die Knie leicht gebeugt und die linke Hand wie zum Gruß erhoben, so thronte Neji ein paar Meter vor Sasuke. Und was für einen Gruß er einem Feind bereiten konnte. Seine Hände waren Tötungswerkzeuge, schnell und präzise.
 

Sasuke machte sich die Kampfbedingungen bewusst. Der Hyuuga war ein Nahkämpfer, also musste er ihn unbedingt auf Distanz halten. Dennoch musste er aufpassen und sich nicht verrennen. Immerhin hatte er ihn noch nie kämpfen sehen und die Erzählungen von seinem Team sowie seine Lektüre über die Fähigkeiten des Hyuugaclans lagen mindestens drei Jahre zurück. Ein Genie wie Neji würde in der Zwischenzeit etwas gegen seine Einschränkungen unternommen haben.
 

Besagtes Genie hatte seinen Gegner ebenfalls aufmerksam fixiert. Neji sah, wie der Uchiha sein Schwert ablegte und hielt sich nur kurz mit der Frage nach dem Warum auf. Das war jetzt nicht von Relevanz. Schließlich beobachtete er ihn dabei, wie er sich ein paar Schritte entfernte und sich ihm einfach gegenüberstellte. Er hatte keine besondere Kampfposition eingenommen und schien noch zu überlegen. Die einzige Bereitschaft zum Kampf war an seinen roten Augen erkennbar, die Neji nur aus den Augenwinkeln heraus wahrnahm, denn er wusste, dass er den direkten Blickkontakt ab sofort vermeiden musste, wenn er nicht in einem Genjutsu gefangen werden wollte. Der Uchiha schien jetzt zu einer Entscheidung gekommen zu sein, denn er berührte beide seiner Handgelenke und hielt daraufhin einige Shuriken und Kunai in den Händen. Auf diese Technik würde er genauer achten müssen.
 

"Angst, Uchiha?", kommentierte Neji Sasukes Abwarten. Hätte er sich nicht so gut unter Kontrolle, wäre er längst auf sein Gegenüber zugestürmt. Doch der Hyuuga durchschaute dessen Strategie. Er wollte ihn offensichtlich mit seinem Lauern zum ersten Angriff provozieren und sehen, ob er dabei vielleicht eine Lücke in seiner Verteidigung offenbarte. Doch so einfach würde er es ihm nicht machen. Zu dieser Entscheidung schien auch Sasuke gekommen zu sein, denn plötzlich warf er, ohne ein Wort zu verlieren, seine Kunai in schneller Abfolge auf Neji.
 

Eine ziemlich schwache Eröffnung für das hochgelobte Genie, wie Neji fand. Er wich den Kunai geschickt aus und ließ seinen Gegner dabei nicht aus den Augen. Schließlich hatte er Sasuke bislang nur einmal kämpfen sehen und das war vor drei Jahren zur Chuuninauswahlprüfung gewesen. Damals hatte er nur Taijutsu angewendet. Doch mittlerweile hatte er sein Sharingan höchstwahrscheinlich weiterentwickelt und würde sich mehr darauf verlassen. Ein Umstand, auf den der Hyuuga nicht trainiert war. Und bei seinem Kampf gegen den Attentäter neulich, in dem Sasuke fast getötet worden wäre, hatte er nicht mit voller Kraft und nur mit seinem Schwert gekämpft, was Neji jetzt auch nicht weiterhalf. Deshalb war er doppelt vorsichtig und wahrscheinlich konnte er auch nur deshalb den Kunai entgehen, die gerade wie von Geisterhand von hinten auf ihn zurückgeschleudert wurden.
 

Schnell blickte er sich nach der Ursache dafür um und erkannte gerade so hauchdünne Drähte, die die Wurfgeschosse steuerten. Sasuke hatte also doch keine einfachen Kunai auf ihn geworfen, er hatte sie mit dem Draht auf ihn zurückgelenkt. Doch das war nicht alles. Sasuke bewegte sich nun mit unglaublicher Geschwindigkeit um ihn herum und ließ von allen Seiten Wurfgeschosse auf ihn einprasseln. Hätte er Neji schon einmal kämpfen sehen, hätte er gewusst, dass das zwecklos war. Neji setzte zu seinem Kaiten an und rotierte um die eigene Achse. Sämtliche Waffen prallten an dem so erschaffenen Chakraschild ab, ohne ihn auch nur berühren zu können.
 

Sasuke musterte von seinem Versteck aus den Punkt, an dem der Hyuuga hochkonzentriert auf weitere Attacken wartete. Das war eine sehr effektive Technik, die Fernangriffe nahezu unwirksam werden ließ. Auf einen Nahkampf durfte er sich trotzdem nicht einlassen. Sasuke musste sich etwas anderes überlegen. Nur was? Der Hyuuga war nicht dumm, auf billige Ablenkungen würde er nicht hereinfallen. Ihm war sicher bereits klar, dass Sasuke nur hatte testen wollen, wie er auf diverse Angriffe reagieren würde. Ihm blieb nur eins: Neji in einen hitzigen Kampf verwickeln, auf eine Möglichkeit warten und ihn überlisten.
 

Wie er das anstellen könnte, war ihm bereits klar, doch diese Methode war gefährlich und kostete jede Menge Chakra. Aber auf reines Taijutsu konnte er sich nicht verlassen. Er war zwar nur ein wenig geschwächt, aber für einen Gegner auf Nejis Niveau reichte das aus, um zu einem gravierenden Nachteil zu werden. Bereits jetzt spürte er ein leichtes Ziehen in seinen Beinen - sein Körper protestierte gegen die plötzliche hohe Belastung. Im Training vorhin hatte er nur auf seinen Schattendoppelgänger eingeschlagen, in diesem Kampf musste er sich mit sehr hoher Geschwindigkeit bewegen. Er musste also den offensichtlichen Vorteil nutzen, den er hatte: dass sein Kekkei Genkai im Gegensatz zum dem seines Gegners nicht auf Passivität beschränkt war. Dazu musste er aber leider näher an jenen heran, als ihm lieb war. Das Risiko musste er wohl eingehen. Er durfte schließlich nicht verlieren. Eher würde er sterben, als ausgerechnet mit Neji, wenn auch gezwungenermaßen, eins seiner Geheimnisse zu teilen.
 

Neji beobachtete Sasukes Versteck. So dumm konnte der doch nicht sein, an einem Fleck zu verharren. Auch wenn er sein Chakra perfekt vor den anderen Sinnen verbarg, war Neji in der Lage, dank des Byakugan wenigstens noch einen schwachen Chakraschimmer zu sehen, das musste ihm doch klar sein. Trotzdem wartete der Hyuuga ab, was sein Gegner als Nächstes vorhatte. Ihm war sicherlich klargeworden, dass Fernangriffe nicht viel bringen würden. Umso erstaunter war er, zu sehen, dass Sasuke hochsprang und ihn ein weiteres Mal mit einem Kunaihagel eindeckte. Erneut setzte Neji Kaiten ein, denn um gefahrlos ausweichen zu können, war der Waffenregen einfach zu breit gestreut und das Sharingan war nicht zu unterschätzen. Sicher lauerte Sasuke nur darauf, dass Neji anfing, unvorsichtig zu werden. Und das war bereits geschehen, stellte Neji säuerlich fest, als die ersten Kunai seinen Schild durchdrangen. Elementechakra! Schnell wich er zurück, doch es war zu spät, um ungeschoren zu entkommen. Zwei Kunai streiften sein Bein. Neji fluchte innerlich, er hatte sich zu sehr auf seinen Schild konzentriert, um auf das Chakra in den Kunai zu achten. Da war er wohl zu überzeugt von seinem Schild gewesen. Trotzdem war er froh, dass es nur Kratzer waren. Der Uchiha hatte sich also mit dem Verhältnis von Chakra und Elementechakra beschäftigt. Das würde ihm aber auch nicht viel nützen, denn Neji konnte den Level seines Schildes leicht an die neuen Gegebenheiten anpassen, er musste nur mehr Chakra freisetzen. Ewig konnte der Uchiha dieses Spiel also nicht treiben und das würde Neji auch nicht zulassen, denn auf diese Weise würde er seine Reserven zu schnell erschöpfen. Also griff er nun seinerseits in seine Waffentasche.
 

Sasuke sah von einer bequemen Wurfentfernung aus, wie die letzten Kunai, die er geworfen hatte, den Schild durchdrangen. Neji war also tatsächlich auf die ersten, unaufgeladenen Kunai reingefallen. Anscheinend war er am Bein getroffen worden, aber das hinderte ihn nicht daran, zwei Handvoll Kunai auf seinen Gegner zu werfen. Sasuke sprang hoch, nur um zu sehen, wie Neji ein weiteres Kunai auf ihn warf...nein, neben ihn! Und plötzlich sah er sich Neji gegenüber. Wie hatte er-? Kawarimi!, schoss es Sasuke durch den Kopf, als der Hyuuga mit der speziellen Technik seines Clans auf seinen Arm losging. Sasuke benutzte sein Fluchtjutsu, um Abstand zwischen sich und seinen Gegner zu bringen, doch es war bereits zu spät.
 

Neji stellte zufrieden fest, dass er die drei Hauptchakrapunkte in Sasukes rechtem Arm getroffen hatte. Jetzt dürfte er nicht mehr in der Lage sein, Chakra in diesen Arm zu leiten. Sollte es ihm gelingen, den anderen Arm ebenfalls unschädlich zu machen, blieb dem Uchiha keine Wahl mehr, als auf Taijutsu zurückzugreifen. Dann würde dieses gegenseitige Umlauern endlich aufhören. Für Nejis Geschmack durchschaute Sasuke seine Techniken und ihre möglichen Schwächen ein bisschen zu schnell. Das Analysieren hatte hier sein Ende. Neji hatte genug über Sasukes Kampfstil erfahren, denn dessen Taijutsu kannte er bereits. Nun war es an der Zeit, auf Konfrontationskurs zu gehen.
 

Sasuke musterte kurz seinen getroffenen Arm und richtete seine Aufmerksamkeit dann wieder auf den Huuyga, den er in diesem Moment auf sich zustürmen sah. Dann ist das Belagern wohl beendet. Neji war unheimlich schnell, das musste er ihm lassen. In fast nicht wahrnehmbarer Folge prasselten Angriffe auf seine Chakrapunkte und generell auf ihn ein und Sasuke hatte es wohl nur seinem Sharingan zu verdanken, dass er rechtzeitig ausweichen und gelegentlich sogar einen Gegenangriff einwerfen konnte. Und so fegten die beiden wie ein Orkan über die Lichtung, die Sasuke sonst für sein Training gedient hatte. Ihre Hände und Füße tanzten in tödlichem Einklang gegeneinander, jedoch konnte keiner der beiden einen ernsthafteren Treffer landen.
 

Handkantenschlag. Block. Konter: Juuken. Ausweichen. Konter: Tritt. Gegenangriff: Faustschlag. Block.
 

Keiner der beiden leistete sich auch nur eine ausladende Bewegung, denn dafür kamen die Schläge in zu schneller Abfolge. Immer weiter ging der Schlagabtausch, bis Neji die führende Rolle übernahm und Sasuke rückwärts trieb. Er fragte sich, wie lange der Uchiha noch seinen Schlägen ausweichen konnte, als sein Gegner seine schnelle Rückwärtsbewegung abrupt beendete und es Neji dadurch ermöglichte, auch die Chakrapunkte in seinem linken Arm zu treffen. Wieso war der Uchiha stehengeblieben und nicht weiter ausgewichen? Auch Neji bewegte sich nun nicht mehr. Er konzentrierte sich auf die Umgebung, da Sasuke ebenfalls nach hinten schielte.
 

Sein Vogel. Sie hatten sich auf ihn zubewegt und hätten ihn sicher niedergetrampelt, wäre der Uchiha nicht stehengeblieben. Dafür nahm er sogar einen folgenschweren Treffer in Kauf. Er sieht ihn also wirklich als Freund? Dann- Weiter kam Neji mit seinen Gedanken nicht, denn ein chakragestärkter Fuß traf ihn mit voller Wucht in seine ungeschützte Seite und schleuderte ihn meterweit, bis er geräuschvoll gegen einen Baum prallte und kurz liegenblieb. Zum Glück hatte er noch rechtzeitig schützendes Chakra aufbauen können, sonst sähe sein Rücken jetzt wahrscheinlich ähnlich geschunden aus wie der Baum, der seinen Flug gestoppt hatte.
 

"Du magst meine Arme lahmgelegt haben, Hyuuga, aber das heißt nicht, dass ich wehrlos bin." Neji stand auf und musterte Sasuke erneut.
 

"Glückstreffer", sagte er und ging zum nächsten Angriff über. Da er sich jetzt nur noch vor chakraverstärkten Tritten und nicht mehr vor Jutsu in Acht zu nehmen brauchte, ging er zu seinem nächsten Schritt über: Sasuke komplett kampfunfähig machen. Ihn zum Aufgeben zu bewegen und sich dann anhören, was dieser Geheimniskrämer zu verbergen hatte. Denn jetzt war seine aufrichtige Neugier geweckt worden und verdrängte sein Misstrauen als vorherrschendes Motiv seiner Handlungen. Es begann der Verdacht in ihm zu keimen, dass er Sasuke Unrecht tat. Doch das war nur eine leise Ahnung. Nichts, was auf Beweisen beruhte.
 

Tatsächlich verließ sich Sasuke jetzt mehr auf seine Beine. Setzte chakraverstärkte Sprünge ein, um schnell zu entkommen und ebenso schnell wieder zum Angriff überzugehen. Schoss um seinen Gegner herum und deckte ihn mit Schlägen ein. Wich aus, griff an. Sasuke schien jetzt auf volles Risiko zu gehen, denn er mied den Nahkampf absolut nicht mehr. Eher ließ er sich vollständig darauf ein. War ja auch logisch - Taijutsu war alles, was ihm blieb. Aber jetzt war er noch schneller als vorher. Neji konzentrierte sich vollständig darauf, die gefährlich Tritte zwischen den einzelnen Schlägen abzuwehren. Diese wurden allmählich langsamer, was Neji die Oberhand über den Kampf gab. Er konzentrierte sich darauf, Sasuke in die Ecke zu drängen und lediglich seine Tritte zu blocken, was sich als fataler Fehler herausstellte, denn plötzlich packte Sasuke Nejis Arme und er spürte, wie Chakra in sie eindrang. Er konnte sie nicht mehr bewegen! Was?- dachte Neji nur und fand sich auf dem Rücken wieder. Sasuke saß auf ihm, um ihn ebendort festzuhalten und hielt ihm ein Kunai an die Kehle.
 

"Was hast du-?"
 

"Keine Sorge, ich hab nur ein bisschen Blitzchakra in deine Arme geleitet. Die Lähmung ist bald wieder verschwunden."
 

"Wie hast du das gemacht?", fragte Neji darum bemüht, sich seinen Unglauben nicht anmerken zu lassen. Sasuke wusste, worauf er anspielte.
 

"Sharingan. Du hast nur geglaubt, meine Arme blockiert zu haben."
 

"Ich hab dir nie in die Augen gesehen!"
 

"Das musst du auch nicht."
 

"Aber ich habe gespürt, dass ich dich getroffen habe."
 

"Das hast du auch, aber Sensei Kakashi hat uns einen nützlichen Schild beigebracht. Er musste nur so groß sein, dass er dein Chakra gezielt absorbieren konnte und klein genug, dass du ihn nicht bemerkst."
 

"Riskanter Plan. Du hättest dich verschätzen können. Ich hätte es bemerken und ausnutzen können."
 

"Hast du aber nicht. Ich war mir sicher, dass du mich unterschätzen würdest und vor allem, dass du nicht mit einer auf Defensive beruhenden Strategie rechnen würdest. Immerhin zeugt deine ganze Haltung von derselben Arroganz, die du mir vorwirfst. Du warst davon überzeugt, dass ich dich einfach nur verletzen wollte, nicht wahr?" Nun richtete Neji seinen Blick von dem Kunai an seinem Hals auf Sasuke, der sich sichtbar um eine ruhigere Atmung bemühte, und sah ihn das erste Mal nicht abschätzend an. Er dachte an ihre beiden Gespräche zurück und ließ sich seine Äußerungen noch einmal durch den Kopf gehen.
 

"Ist es denn normal für dich, dich von einem einzigen Gegner beinahe töten zu lassen und dann fast auf deinen Retter loszugehen?"

"Ich warne dich, Uchiha. Ich beobachte dich."

"Tsunade-sama hat mir aufgetragen, ihr deinen Falken unverletzt zu bringen. Es ist unfassbar, dass sie für dich so weit geht."

"Deine Arroganz ist nicht zu überbieten. Meinst du, jemand wie du kann der Hokage Befehle erteilen?"

"Weil du eine Gefahr bist."

"Hast du etwa Angst, dein Vogel könnte dich verraten?"

"Angst, Uchiha?"
 

Es stimmte, wenn er mit Sasuke gesprochen hatte, schwang in Stimme ein spöttischer Unterton mit, der dem Uchiha sicher nicht entgangen war. Er sah ihn als Gefahr, besonders, weil er so einfach das Vertrauen der Hokage geschenkt bekam. Und Sasuke hatte auch Recht mit seiner zweiten Behauptung. Neji hatte seine Wut wahrgenommen. Er war überzeugt davon, dass Sasuke ihn einfach nur dafür zur Rechenschaft ziehen wollte, was er seinem vertrauten Geist angetan hatte. Langsam glättete sich Nejis gerunzelte Stirn.
 

"Du hast Recht. Ich habe dich wirklich unterschätzt. Diesen Fehler werde ich nicht noch einmal machen. Also solltest du mich besser gleich aus dem Verkehr ziehen. Niemand wird sich wundern, da ich dich zuerst angegriffen habe."
 

"Darum geht es nicht", antwortete Sasuke und begann, das Kunai langsam von Nejis Hals zu nehmen. "Lös dein Byakugan auf und ich lass dich-"
 

"Neji!" Ein Knall und plötzlich befanden sich Asuma, Shikaku und Kakashi am Ort des Geschehens. Die beiden ersteren zogen Sasuke mit hartem Griff von Neji herunter und hielten ihn fest.
 

"Was ist passiert? Wieso greift Sasuke dich an?", fragte Asuma und schaute zwischen beiden Parteien hin und her, um eventuelle Verletzungen ausmachen zu können. Davon waren auch einige sichtbar, da die beiden zum Schluss sehr hart aufeinander eingeschlagen hatten. Neji richtete sich langsam auf, beugte sich ein wenig nach links, um seine zugerichtete linke Seite ein wenig zu schonen und schaute Asuma an. Sein Kekkei Genkai war nicht länger aktiviert.
 

"Es ist nicht so, wie es aussieht. Ich habe ihn zuerst angegriffen, indem ich seinen Falken überwältigt habe. Er hat das wohl bemerkt." Diese Worte bewirkten, dass sie die beiden festen Griffe um Sasukes Oberarme etwas lockerten. Dennoch wurde er nicht ganz losgelassen.
 

"Dann hast du der Hokage nicht die volle Wahrheit gesagt", meinte Shikaku mit einem Seitenblick auf Sasuke. Doch dieser beachtete ihn nicht. Sasukes Aufmerksamkeit galt jemand anderem. Seine nun wieder schwarzen Augen fixierten die von Kakashi.
 

"Sie...wussten davon?" Nur schwer konnte er die Enttäuschung und den Schock in seiner Stimme zurückhalten. Das verräterische Zögern offenbarte seinen Unglauben. Das würde er nicht tun, oder? Nie würde Kakashi die Hokage gnadenlos eine seiner Schwachstellen ausnutzen lassen, geschweige denn ihr dabei auch noch in die Hände zu spielen! Niemals würde er sich gegen seinen Willen des Geheimnisses bemächtigen, das Sasuke so sorgfältig verbarg! Sonst hätte er es doch schon längst mit etwas Hartnäckigerem als einfachen Fragen versucht! Das durfte nicht sein! Das konnte nicht-
 

"Ja", sagte Kakashi leise, aber bestimmt.
 

"Kakashi!", rief Shikaku aufgebracht. Was dachte sich Kakashi nur dabei, Sasuke die Wahrheit zu sagen! Sie brauchten ihn als Verbindungsglied. Kakashi war zweifellos die Person, der Sasuke am meisten vertraute. Dieses Vertrauen dürfte nicht erschüttert werden. Ohnehin waren Shikaku und Asuma dagegen gewesen, dass Kakashi mitkam, aber dieser hatte darauf bestanden.
 

Kakashi verstand den Grund für Shikakus Empörung sehr wohl, doch als er Sasuke musterte, stellte er zu seinem Bedauern fest, dass er heute Abend möglicherweise das Vertrauen seines Schülers für eine lange Zeit verspielt hatte. Der Uchiha wendete seinen Blick ab, der nahezu abrupt an Fokus und jeglicher Emotion verlor. Es war ein Blick, den Kakashi fürchtete, denn er diente Sasuke als Selbstschutz vor anderen. Ein deutliches Zeichen von Misstrauen. Kakashi musste verhindern, dass sich der junge Uchiha jetzt seinen negativen Gedanken hingab.
 

"Sasuke", sagte er deshalb etwas lauter. Nein, er hatte den Plan, auf Kibou zurückzugreifen nicht gutgeheißen, aber er konnte auch die Hokage verstehen, die allmählich die Geduld verlor. Auf ihr lastete ein großer Druck und ohne Resultate würde sie ihren Kampf für Sasuke früher oder später aufgeben. Das konnte der Jounin auch nicht zulassen, also hatte er sich für das kleinere Übel entschieden. Ihm war dabei klar gewesen, dass Sasuke nicht glauben würde, dass er völlig unbeteiligt am Geschehen war. Die Hokage konnte nur von Kakashi wissen, dass er stets auf der Hut war und oft Kibou benutzte, um sich zusätzlich abzusichern. Er wollte seinem Schüler gegenüber deshalb vollkommen ehrlich gegenübertreten und hoffte, dass Sasuke ihm glaubte und diese Geste verstand.
 

"Schau mich an." Es war wichtig, Blickkontakt herzustellen. Nur so konnte Sasuke wirklich sehen, dass er es ehrlich meinte. Nur so würde er ihn nicht einfach ausblenden können. Aber dieser Blickkontakt schien dem Uchiha gerade sehr schwer zu fallen, denn nur äußerst langsam kam er der Aufforderung nach. Mit jener sorgfältig neutral gehaltenen Miene, die fast schon teilnahmslos wirkte.
 

"Hör mir gut zu. Es war nicht richtig, auf Kibou zurückzugreifen und ich will auch nicht behaupten, dass der Zweck die Mittel heiligt. Aber du musst verstehen, dass Tsunade-sama nicht mehr weiter weiß. Deine Lage ist ziemlich ernst, Sasuke, und sie will verhindern, dass du als Mörder verurteilt wirst. Du hast ihr kaum eine Wahl gelassen."
 

"Ich verstehe", antwortete Sasuke und drehte sein Gesicht weg, um zu seinem Falken zu sehen, der immer noch bewusstlos dort lag, wo er ihn zurückgelassen hatte. Ich verstehe. Eine ebenso nichtssagende Antwort wie Sasukes Gesichtsausdruck. Und ebenso mechanisch.
 

"Wir sollten die beiden erst einmal zur Hokage bringen", schlug Asuma vor. Tsunade würde sie sowieso schon erwarten. Allerdings nicht in dieser Konstellation. Sie würde gar nicht begeistert sein, wenn sie hörte, dass nicht nur ihr Plan aufgeflogen, sondern die ganze Sache auch noch derart eskaliert war.
 

"Ich werde nicht weglaufen", sagte Sasuke und sah die beiden Ninjas, die ihn immer noch flankierten, eindringlich an. Diese ließen endlich seine Arme los und Asuma nutzte die Gelegenheit, um sich eine neue Zigarette anzuzünden. Sasuke hingegen eilte schleunigst zu Kibou und versicherte sich dabei, dass die anderen ihm nicht folgten. Reumütig ließ er seinen Blick über die scheinbar leblose Gestalt seines treuen Gefährten gleiten.
 

"Ich lasse es nicht noch einmal so weit kommen, das verspreche ich dir", flüsterte er und streichelte seinem vertrauten Geist entschuldigend über den Kopf, obwohl dieser das nicht spüren konnte. Aber Sasuke hatte das dringende Bedürfnis, wenigstens etwas zur Wiedergutmachung zu tun. Er hätte so etwas ahnen müssen. Immerhin hatte er die Verbindung zwischen ihm und seinem vertrauten Geist preisgegeben. Das hatte Kibou förmlich auf den Präsentierteller befördert. Warum war er nicht vorsichtiger gewesen? Er hätte- Sasuke hielt inne, als seinen Kopf beim Aufheben seines Schwertes ein scharfer Schmerz durchfuhr. Er hatte alle Mühe, keinen Laut von sich zu geben. Obwohl er damit schon gerechnet hatte, überraschte ihn die Intensität doch. Eine Illusion in einer Illusion so lange aufrecht zu erhalten, das hatte sein Sharingan noch nie leisten müssen. Das war riskant gewesen, zumal er nicht genau wusste, wie seine Augen auf eine solche extreme Überanstrengung reagieren würden. Etwas langsamer als er es normalerweise getan hätte, um ein wenig Zeit für eine kleine Erholung zu schinden, steckte er Kusanagi wieder in das Band um seine Hüfte und wandte sich um. Er ging auf Asuma und Shikaku zu, die auf ihn warteten. Sein Wort reichte ihnen offenbar nicht.
 

Weiter vorn befragte Kakashi inzwischen Neji, was genau passiert war.
 

"...dann stand Sasuke vor mir und fragte nach seinem vertrauten Geist. Ich erzählte ihm von meinem Auftrag und er forderte mich zu einem Kampf heraus. Er war so wütend, ich bin überrascht, dass er nicht sofort auf mich losgegangen ist." Tief in Gedanken versunken neigte sich Kakashis Kopf ein wenig nach links. Ja, die Umstände sprachen nicht dafür, dass Sasuke hitzig auf Neji losgegangen war. Er hätte sonst nicht Kibou und sein Schwert beiseite legen können. Das war gut. Er hätte Sasuke so ein feindliches Verhalten gegenüber einem Konohaninja sowieso nicht zugetraut. Er wollte sich wirklich wieder eingliedern. Und auch Neji schien dem Uchiha jetzt anders gegenüberzustehen. Als die Hokage ihm vorhin noch seinen Auftrag erteilt hatte, schien er es nicht abwarten zu können, die vermeintliche Gefahrenquelle zu offenbaren.
 

"Das wundert mich auch. Kibou bedeutet Sasuke sehr viel. Er hat sich wegen ihm sogar mit der Hokage angelegt."
 

"Dann stimmt es also", murmelte Neji. Kakashi hörte seinen Kommentar trotzdem.
 

"Was stimmt?"
 

"Er hat gesagt, dass sein vertrauter Geist sein Freund wäre. Dann ist er wohl nicht so kalt, wie er tut." Kakashi schmunzelte. Diese Äußerung von einem Hyuuga. "Er hat im Kampf sogar einen Treffer hingenommen, weil sein Vogel sonst verletzt worden wäre. Aber wahrscheinlich war das nur eine geschickte Finte. Ihm war sicher bewusst, wohin er sich bewegt."
 

"Wieso sollte Sasuke sich absichtlich treffen lassen?"
 

"Er hat mir vorgegaukelt, dass ich seine Chakrapunkte getroffen und seine Arme lahmgelegt hätte."
 

"Hatte er während des ganzen Kampfes das Sharingan aktiviert?", fragte Kakashi grübelnd. Ein knappes Nicken gab ihm die befürchtete Bestätigung. Wenn er sich Sasuke so ansah, wirkte es fast, als hätte er sein Sharingan überstrapaziert. Er blinzelte sehr oft und auch ein wenig länger als normal. Doch wieso hatte er überhaupt das Sharingan von Anfang an aktiviert? Er hatte doch gesagt, dass er möglichst darauf verzichtete und es nur einsetzte, wenn ihm fast keine Wahl blieb. Was hatte ihm zu so einem frühen Zeitpunkt im Kampf schon keine Wahl mehr gelassen? Und wie lange musste der Kampf gegangen sein, wenn es ihn derart ausgelaugt hatte?
 

"Neji, wie lang habt ihr ungefähr gekämpft?" Der jüngere Jounin überlegte kurz.
 

"Das kann ich nicht genau sagen. Das war der schnellste Kampf, den ich je hatte, da konnte ich nicht auf die Zeit achten. Ich schätze, etwa zwanzig Minuten." Kakashis Augen weiteten sich leicht. Zwanzig Minuten - das war zu kurz, um Sasuke dazu zu bringen, Erschöpfungszustände zu zeigen, die auf eine Überbeanspruchung des Sharingan schließen ließen. Entweder hatte Neji sich verschätzt...oder Sasuke hatte etwas getan, das sein Gegner nicht bemerkt hatte. Noch einmal sah er prüfend zu seinem Schüler. Was konnte es sein? Wie wahrscheinlich war es, dass Neji sich einfach nur zu sehr auf den Kampf hatte konzentrieren müssen?
 

"Was bedeutet das Schwert?", riss Neji Kakashi aus seinen Gedanken.
 

"Hm?"
 

"Sasuke hat sein Schwert vor dem Kampf weggelegt. Soweit ich es einschätzen kann, ist das seine Hauptwaffe. Das ist irrational." Kakashi konnte nicht anders, er musste lächeln.
 

"Du kannst dich glücklich schätzen, Neji." Dieser zog fragend eine Augenbraue in die Höhe.
 

"Naja, dieses Schwert ist etwas Besonderes für Sasuke. Warum, das hat er uns nicht verraten. Wohl aber, dass er es nur gegen Feinde einsetzt." Trotz der stoischen Hyuuga-Miene konnte man Neji seine Überraschung ansehen.
 

"Er unterscheidet?" Kakashi nickte.
 

"Warum?"
 

"Das kann nur er dir beantworten", sagte Kakashi und fragte sich, ob er nach diesem Abend dieses Geheimnis selbst noch irgendwann erfahren würde...



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  n-ani
2013-01-04T19:40:35+00:00 04.01.2013 20:40
hi ^^

Ein cooles Kapitel, der Kampf hat mir sehr gut gefallen du hast nicht nur hohles draufgekloppe beschrieben sondern die Schritte waren gut durchdacht und nachvollziehbar ^^

Jetzt würde ich natürlich gerne wissen was Sasuke für eine Technik angewandt hat, aber da werde ich wohl noch ein bisschen warten müssenXD

Kakashi wird es jetzt wohl nicht mehr so leicht haben mit Sasuke bin gespannt was er macht um sein Vertrauen wenigsten ein bisschen zurückzugewinnen ^^

Und dann ist da ja auch noch Tsunade, die wird bestimmt vor Freude tanzen das ihr Plan so in die Hose gegangen ist. ^-^


War wieder toll zu lesen, bin neugierig aufs Nächste
bis dann ^^
Von:  fahnm
2012-12-23T23:40:12+00:00 24.12.2012 00:40
Hammer Kapi^^
Von: abgemeldet
2012-12-22T17:34:23+00:00 22.12.2012 18:34
Von deiner ens bis zur freischaltung konnte ich es auch wieder kaum
abwarten :-)
der kampf ist erzählerisch nicht so gefühlt dynamisch, aber er gefällt mir dennoch sehr gut, und auch sehr passend.
die rolle kakashi´s in deiner story und seine gesamte art ist sehr original und trotzdem individuell, und obwohl es die ganze zeit eigentlich um sasuke geht, hab ich schon den eindruck das kakashi dreh- und angelpunkt ist auch in seinen augen, vor allem in den wichtigen momenten. in den allermeisten ff´s ist das sonst eher naruto.
rund herum also ein gelungenes kapitel das wiedermal sehnsucht nach dem nächsten aufkommen lässt :-D
aber ich wünsch dir erstmal ebenfalls frohe weihnachten und auch schon mal ein glückliches neues jahr^^
Von:  Saika_a
2012-12-22T15:50:12+00:00 22.12.2012 16:50
endlich!
wenn man schon deine ENS bekommen hat und am liebsten alle fünf Minuten auf Mexx schauen würde, vergeht die Zeit aber auch gar nicht!
und ich glaube kaum, dass Neji und Sasuke so viel Geduld aufgebracht hätten^^
Der Kampf ist dir richtig gut gelungen, aber das Ergebis gefällt mir sogar noch besser. Am aller besten fand ich die wechselnde Persepektive am Anfang; wie die beiden sich gegenseitig abgeschätzt haben war echt klasse.
Gespannt bin ich jetzt natürlich auch, was die zweite Illusion Sasukes war...
Ich bin bei Naruto schon eine Weile nicht mehr auf dem aktuellen Stand, aber könnte sich Mashashis Sasuke sich etwas von deinem abschneiden, wäre das wohl anders.
a_A
Fröhliche Weihnachten und natülich eine guten Rutsch für dich!


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