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Duett

von

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04 Bonus | 2. Advent

»Woaaaah, Shinsuke, guck mal!«

Ein genervtes, tiefes Seufzen drang aus seiner Kehle und er zog den Hut noch ein Stück tiefer sind Gesicht.

Ignorieren, einfach ignorieren.

»Hey, hey, guck dir das an«, konnte er erneut hören und ungesehen verdrehte er das Auge, ehe er sich doch einen Ruck gab und schließlich neben dem nervenzerstörenden Yato zum Stehen kam, der vor einem Stand war, der irgendwelche Leckereien verkaufte.

»Was ist das?«

»Keine Ahnung, aber es schmeckt gut«, bekam er als Antwort. Und natürlich mit vollem Mund. Kamui hatte sich wohl nicht zurückhalten können und die ausgestellte Ware einfach mal so probiert. Zu dem Missfallen des Verkäufers, der ihn etwas perplex musterte.

»Mein Herr, das müssen Sie schon kaufen, wenn Sie es essen wollen. Aber wir haben hier durchaus ein paar Exemplare, die Sie probieren können.« Und dann beging er den Fehler und hielt ihm ein Teller von kostenlosen, nicht ganz so schönen Plätzchen unter die Nase.

Shinsuke öffnete seinen Mund, blieb aber letztendlich still und sah etwas amüsiert dabei zu, wie die Gesichtszüge des Mannes entgleisten, als der Teller wenige Sekunden später leer war.

»Schmeckt escht lecker«, brachte er mit halbvollem Mund hervor und Shinsuke drehte sich im selben Moment schließlich wieder um und lief weiter.

»E-Entschuldigen Sie! A-Aber... Oh Gott, haltet ihn auf! Meine Plätzchen! Die müssen Sie mir aber bezahlen!«

Während Kamui damit beschäftigt war, die Plätzchen zu essen, der Mann sich beschwerte und die Leute wohl alle neugierig Blicke in die Richtung des Yatos warfen, fragte sich Shinsuke, wieso er sich hatte überreden lassen, hierher zu kommen.

Auf einen Weihnachtsmarkt. Was auch immer. Hier schien ziemlich viel Westliches vertreten zu sein und Shinsuke fragte sich, wie man über so einen dummen Tag – der nicht anders als alle anderen war – so ein unfassbares Drama machen konnte. Außerdem war es kühl. Kamui hatte ihm schon einen neongrünen Schal andrehen wollen, den er mit einem herzlichen hasserfüllten 'Nein' abgelehnt hatte.

»Erdlingsessen ist echt lecker«, hörte Shinsuke die Stimme neben ihm und warf einen Blick zur Seite und betrachtete Kamui, der höchst amüsiert schien. Was mit dem Verkäufer passiert war, wollte er gar nicht wissen. »Uuund was machen wir jetzt? Kaufen wir uns einen Tannenbaum? Der sieht sicher schick in unserem Schiff aus! Wir sollten auch etwas von dieser dämlichen Beleuchtung kaufen, um sie in ausgewählten Zimmern zu befestigen. Matako würde sich siiicher darüber freuen.« Während er viel zu gut gelaunt darüber sprach, wie sehr sie sich wohl aufregen würde und wie genervt sie zu Shinsuke rennen würde, um sich zu beschweren, seufzte dieser und hörte ihm nur mit einem halben Ohr zu. Jetzt wusste er, wieso sich Abuto verzogen hatte, als Kamui von diesem seltsamen Markt Wind bekommen hatte.

Vielleicht hätte er doch lieber einen Anschlag auf das Ganze hier planen sollen...

Plötzlich spürte er, wie Kamui ihm am Oberarm packte und im nächsten Moment wurde er einfach mitgerissen. Er stolperte, fing sich recht schnell wieder und schenkte Kamuis Hinterkopf einen höchst tödlichen Blick. Was zur Hölle sollte das denn nun? Shinsuke wusste, dass es eine schlechte Idee war, sich nun wehren zu wollen, denn immerhin hatte es hier mit einem Yato zu tun und er hatte herzlich wenig Lust darauf, dass er ihm den Arm ausreißen würde. Also zwang er sich eben, ihm zu folgen.

Dieses verdammte Kleinkind.

Und dann blieb er schließlich stehen und die vielen Lichter vor Shinsuke sagten ihm jetzt schon, dass das hier schlecht enden wurde.

Kamui hob die Hand und deutete etwas nach oben. »Lass uns damit fahren!«

Shinsuke verzog die Lippen etwas und betrachtete das bunte Riesenrad vor ihnen.

Nein, er hatte absolut keine Lust.

»Vergiss e-«, er kam nicht dazu fertig zu sprechen, denn Kamui hatte sich erneut in Bewegung gesetzt und stand kurz darauf schon vor dem Schalter. Die Person, die da eben noch gestanden hatte, hatte er einfach kraftvoll zur Seite geschupst. Takasugi interessierte es jedoch herzlich wenig, wo sie nun lag, denn er war im Moment viel zu sehr damit beschäftigt, die Situation zu fassen.

»Wir wollen da mitfahren!«, sagte er.

Der Mann sah ihn etwas entgeistert an, zuckte dann jedoch kaum merklich mit den Schultern und nannte den Preis.

»Eeeeeh«, machte Kamui dümmlich und langgezogen und dann sahen seine großen Augen in Shinsukes Richtung.

Er gab ein knurrendes Seufzen von sich und kramte kurz darauf tatsächlich etwas Geld hervor und legte es dem Mann hin. Und dann wurden sie auch schon zu der Kabine geführt, Kamui schubste ihn unsanft in selbige und schließlich fühlte Shinsuke sich gezwungen, doch Platz zu nehmen.

»Haha, ihr Menschen seid so lustig«, fing er an zu erzählen. »Macht ja echt verrückte Dinge.«

Und das hörte er von einem Außerirdischen. Wunderbar, wunderbar. Wirklich ganz wunderbar, aber letztendlich fühlte er sich absolut nicht angesprochen und hoffte dann, als sich das Riesenrad wieder in Bewegung setzte, dass es bald zu Ende wäre.

Was tat er hier bitteschön?

Statt Kamui zu antworten blickte er aus dem Fenster und betrachtete kurz den dunkel werdenden Himmel und dann die ganzen Lichter und Stände des Marktes.

»Woaaah«, konnte er nur von Kamui hören, der nun halb über der Kabine hing und nach unten guckte. »Ist ja lustig. Wieso macht man so etwas?«

Shinsuke antwortete ihm mit einem abwesenden Schulterzucken.

»Hey, Shinsuke«, sagte Kamui dann irgendwann als das Riesenrad stoppte, da wohl erneut neue Leute einstiegen.

»Hm?«, fragte er.

»Was ist los? Du bist so abwesend? Philosophierst du wieder innerlich?«

Er schenkte dem Yato einen emotionslosen Blick und bemerkte erst jetzt, dass er neben ihm saß und ihn mit großen Augen ansah. »Ich frage mich nur, ob du es auch lustig finden würdest, wenn ich dich ganz charmant aus der Kabine werfen würde.«

Kamui lachte und rückte noch ein Stück näher, schenkte ihm ein breites Grinsen und einen dümmlichen Gesichtsausdruck. »Bestimmt. Aber dann würden die Leute hier sicher alle einen riiiesigen Schrecken bekommen.«

Darauf antwortete er nicht, sondern wendete den Blick wieder ab.

»Abuto hat mir erzählt, dass frische Pärchen immer gern hier in so einem Riesenrad sind«, sagte er dann überlegend. »Wieso denn?«

Er überlegte, ob er mit einem »Woher soll ich denn das wissen?« antworten sollte, entschied sich aber dagegen, da er dann ahnte, dass Kamui ihn nur auslachen würde, weil er ja dank der Aussage keine Ahnung von Pärchen hätte. War zwar nicht unbedingt falsch, aber auf dieses Thema konnte er getrost verzichten.

»Soll wohl besonders romantisch sein. Kann ich zwar nicht verstehen, aber letztendlich ist es mir auch herzlich egal. Für viele Pärchen ist diese ganze Sache hier wohl auch ein Schritt zum ersten Kuss.« Hatte er zumindest gehört. Interessierte ihn ja nicht wirklich.

»Ooooh«, machte Kamui begeistert und blickte dann wieder aus dem Fenster, als das Riesenrad wieder wieder anfing sich zu bewegen.

Und dann war für ein paar Augenblicke stille.

»Hey, Shinsuke?«

»Hm?« Er drehte den Kopf zur Seite und blickte zu Kamui und im nächsten Moment konnte er spüren, wie der Yato ihm den viel zu großen Hut abzog. »Was soll das?«, wollte er mit gerunzelter Stirn wissen.

Kamui gluckste nur und dann war ihm sein Gesicht viel zu nah. »Zeigst du ihn mir?«

»... Was?«, wollte er misstrauisch wissen.

»Den ersten Kuss.« Shinsuke konnte Kamuis Atem in seinem Gesicht spüren und es dauerte einige Momente, ehe er das Gesagte realisieren und verarbeiten konnte.

Und das war das Absurdeste, was er die letzten Jahre gehört hatte. Dicht gefolgt von einem »Wenn wir uns das nächste Mal sehen, sind wir keine Kameraden mehr«.

»Nein«, antwortete er dann.

Kamui schenkte ihm ein schiefes Grinsen und legte seine rechte Hand um seine Schulter, legte seine Hände an seinen Hals. »Du hast gar keine andere Wahl«, säuselte er.

Kleines Dreckbalg.

Shinsuke warf ihm einen letzten, ziemlich zerstörerischen Blick zu und betrachtete dann die Lippen des anderen.

Nein, nein, das konnte er absolut vergessen.

Und im nächsten Moment konnte er nur noch verschwommene Haut sehen und spürte die Lippen Kamuis auf seinen eigenen.

Der Kuss hielt nicht lange und als Kamui sich wieder löste, schenkte Shinsuke ihm einen ausdruckslosen Blick. Kamui gluckste, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und ließ dann von ihm ab, blickte aus dem Fenster.

»Man, so toll ist das ja gar nicht.«

Der Dunkelhaarige griff um Kamuis Schulter, zog ihn mit einem Ruck wieder zu sich und blickte in eines seiner Augen. »Du machst ja auch nichts richtig.«

Der Abstand zwischen ihren Gesichtern wurde erneut genommen und Shinsuke konnte spüren, wie Kamui seine Hände an die Schultern von ihm legte. Toll war es zwar vielleicht immer noch nicht, aber wenigstens richtig.

Wunderbar, die Weihnachtszeit fing echt beschissen an.



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