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Duett

von

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00

Er wusste nicht, was er mit sich anfangen sollte.

Überfordert und doch auf eine seltsame Art und Weise entspannt blickte er aus dem Fenster. Dass es ein durchschnittlich schöner Dezembertag war, bekam er irgendwie nur am Rande mit, denn er konnte sich auf diese ganze Sache noch nicht so wirklich einlassen und deswegen so etwas Banales tun wie das Wetter zu genießen. Er hatte nicht einmal eine Ahnung, was er hier tat.

Es war mal wieder alles drunter und drüber gegangen. Sougo, dieser kleine Bastard, hatte versucht ihn umzubringen, dabei das halbe Haus in die Luft gesprengt, und Toushirou? Toushirou hatte sich – wie immer – sehr laut aufgeregt und dann hatte er irgendwie in einem Gespräch mit Kondo bemerkt, wie sehr ihn das hier ankotzte und wie dringend er Urlaub brauchte.

Und Kondo hatte ihm tatsächlich Urlaub gegeben. Einfach so; spontan. Er hatte ihm sogar noch diese dumme Fahrt und dieses Hotel, in dem er sich nun befand, bezahlt.

Toushirou hatte noch nie Urlaub gemacht.

Natürlich, er hatte auch mal freie Tage (wenn man die denn so nennen konnte, denn irgendwie arbeitete er ja doch immer durchgehend), aber dann hing er nur in Edo herum und hoffte, dass Sougo weit weg war und nicht auf die Idee kam, erneut einen Anschlag zu planen, um ihn umzubringen.

Das hier war anders. Und deswegen überforderte es ihn irgendwie.

Wenn er sonst so etwas wie Urlaub hatte, dann war er nicht allein. Und jetzt wusste er eben nicht, was er mit sich anstellen sollte. War schon irgendwie erbärmlich, wenn man herumsaß und nichts tun konnte, weil man einfach nicht wusste, was man denn tat, wenn man mal Zeit für sich hatte.

War er wirklich so ein Workaholic?

Das sollte ihm eigentlich zu denken geben, aber letztendlich führte es immer wieder zu dem Gedanken, dass die Shinsengumi wohl so etwas wie seine Familie war. Oder eher so etwas wie seine Kinder. Gott, er wollte gar nicht wissen, was passierte, während er hier herumsaß, rauchte und sonst nichts tat. Sicher ging in Edo gerade die Welt unter.

Und das nur, weil er Urlaub hatte.

Mit einem hörbaren Seufzen lehnte sich Toushirou nach hinten an die Wand und zog an seiner Zigarette, stieß den Rauch kurz darauf in die Luft und betrachtete, wie er sich langsam in der Luft auflöste.

Vielleicht wurde es Zeit, dass er vor die Tür ging und etwas aß.

Irgendwie musste die Langeweile ja verschwinden und er hatte gehört, dass Frustessen sehr effektiv sein konnte.

01

War er tatsächlich gefrustet, weil er nicht arbeitete?

Nicht einmal einen kurzen Moment konnte er seine Gedanken sammeln und nicht daran denken, dass die Shinsengumi ohne ihn aufgeschmissen war. Vermutlich hatte Sougo bereits damit angefangen, alle zu unterwerfen und seine Schreckensherrschaft aufzubauen. Vielleicht sollte er wirklich, wirklich zurück.

Nein.

Nein, verdammt! Die Idioten würden auch ein paar Tage ohne ihn klarkommen. Shinsuke und Katsura würden schon nicht auf die Idee kommen, die Stadt in die Luft zu jagen. Und, na ja, sollte das der Fall sein, würde er es wenigstens überleben und könnte sie danach zur Rechenschaft ziehen.

Toushirou hob seine rechte Hand, legte sie an die Stirn und seufzte lautlos, während er durch die Straße schlenderte. Es war komisch, nicht in seiner Uniform unterwegs zu sein. Generell war hier alles ungewohnt. Es war nicht so, als wäre er noch nie in diesem gemütlichen Dorf, nur eine gute Stunde von Edo entfernt, gewesen. Aber er war hier noch nie gewesen, um allein Urlaub zu machen.

Wie machte man denn überhaupt Urlaub? Nichtstun? Das konnte er nicht.

Tatsache war, dass Toushirou sich aufgeschmissen fühlte.

Und das nervte ihn ziemlich.

Was musste falsch mit ihm sein, sodass er keinen verdammten Urlaub machen konnte? Sougo würde ihm nun vermutlich eine Liste von irgendwelchen Gründen, wieso er ein unfähiger Idiot wäre, aufzählen, aber letztendlich war er doch froh, dass er wenigstens ein wenig Ruhe genießen konnte.

Das Problem war nur, dass er keine Ruhe gewohnt war und dass er langsam aber sicher sogar etwas paranoid wurde. Sicher wartete Okita hinter der nächsten Ecke, nur um ihn umzubringen.

Er nahm die Hand von der Stirn und atmete aus, betrachtete kurz die kleine Kältewolke und zog dann den Schal enger. Es war Dezember und trotz der Tatsache, dass kein Schnee lag (er hoffte auch, dass keiner fallen würde), war die Luft kalt. Seine Hände froren und erst, als er so durch die Straßen schlenderte, bemerkte er, dass die Weihnachtszeit ja langsam begann. Hin und wieder sah er Stände oder Geschäfte, die irgendwelches westliches Weihnachtszeug verkauften und Toushirou fragte sich, wie man so ein Drama um etwas machen konnte.

Manche Länder feierten ja schon ziemlich extrem, wenn es um Weihnachten ging; hier war das wohl mehr ein Fest der Liebe.

Ein Fest der Liebe.

Ah, vielleicht mochte er Weihnachten deswegen nicht. Liebe und er waren ein schweres Thema und eigentlich wollte er gar nicht weiter darüber nachdenken, denn dann würde er nur zu dem Entschluss kommen, dass er mit dem Thema 'Liebe' genauso wenig umgehen konnte wie mit 'Nichtstun'.

Er wollte sich gerade die nächste Zigarette in den Mund stecken, als seine Augen plötzlich auf eine Person fielen, die sein Arbeitstier wieder aufleben ließen.

Schwarze, lange – unverkennbare Haare.

Was machte dieser Trottel denn hier? Na, so ein Pech aber auch, dass er gerade in der Nähe war. Diese Terroristen waren tatsächlich wie die Pest.

Und ohne auch nur gründlich über die Situation nachzudenken, eilte er plötzlich nach vorn und wollte gerade zu seinem legendären Brüllen ansetzen, als ihm auffiel, dass diese Person keinen Yukata, sondern einen Kimono trug. Und erst, als er die Hand schon auf die Schulter der Person gelegt hatte, kam ihm der Gedanke, dass er gerade etwas völlig Dummes anstellte.

Die Person drehte sich überrascht um und wenige Augenblicke später starrte er in das Gesicht einer hübschen jungen Dame, die den Blick entgeistert erwiderte.

02

Das war nicht Katsura.

»Entschuldigung«, brachte er dann etwas irritiert über die Lippen und die schwarzhaarige Frau sah ihn noch immer an, als wäre er irgendein tollwütiger Bär, der sie jeden Moment fressen wollte. »Ich habe Sie verwechselt.«

Ein Glück, dass er zivil unterwegs war, denn sonst wäre das wohl wieder eine ziemlich peinliche Situation geworden und der Ruf der Shinsengumi war ja schon schlecht genug. Aber da er keine auffällige Uniform trug, schenkte man ihm hier auf den Straßen keine große Aufmerksamkeit.

Die Frau schien sich wieder zu fangen und schenkte ihm ein unsicheres Lächeln. »Schon in Ordnung«, sagte sie leise.

Er würde Katsura vieles zutrauen. Wirklich sehr, sehr vieles, aber er konnte sich schwer vorstellen, dass er in der Öffentlichkeit als geschminkte Frau herumspukte. Und immerhin war er im Moment ja auch nicht in Edo. Vermutlich vermisste er seine Arbeit schon so sehr, dass er in jeder Person, die schwarze, lange Haare hatte, Katsura Kotaro sehen würde. Außerdem war ja bekannt, dass er sich meist als Mönch herumtrieb.

Er kam zu dem Entschluss, dass er Urlaub hasste.

Erst jetzt bemerkte er, dass er seine Hand noch immer auf der Schulter der Frau hatte, zog diese schließlich wieder zurück und schielte kurz zur Seite und hoffte plötzlich, eine Zeitmaschine zu entdecken. Leider war das nicht der Fall. »Ich wollte nicht stören«, sagte er schließlich und ging dann an ihr vorbei.

Wunderbar. Da sah man schon, wie ihm dieser Urlaub und diese Ruhe zu Kopf stiegen. Er machte nur Schwachsinn. Das hier war wohl absolut nicht gesund für ihn.

Was hatte er hier draußen überhaupt gewollt? Er hatte es schon wieder vergessen.

Wenn das so weiterging, würde er wieder zurück nach Edo gehen und sich von Sougo anhören, dass er ohne ihn aufgeschmissen wäre. Von wegen. Ohne Sougo kam er gut klar, aber ohne die Arbeit?

Hijikata kam endlich dazu, die Zigarette zwischen die Lippen zu stecken, und wollte sie gerade anzünden, als er eine Stimme hörte. »Sie haben etwas verloren.«

Er hielt inne, drehte sich schließlich um und betrachtete erneut das Gesicht der Frau, betrachtete ihre Wangen, die mit sanftem Rouge betont wurden und erst danach blickten seine bläulichen Augen auf den Geldbeutel, den sie ihm entgegen streckte.

»Oh«, machte er und nahm ihn schließlich entgegen. Wie zur Hölle konnte denn das passieren? Vermutlich hatte er das einfach nicht bemerkt, weil er seine Gedanken in seinem Kopf nicht wirklich ordnen konnte. Beschissener Urlaub. »Dankeschön.« Er war höflich. Ja, Toushirou konnte durchaus höflich sein; vor allem zu Frauen oder Fremden. Dummerweise wurde er auch genau so schnell ausfallend wie sonst, wenn man ihm einen Grund dazu gab. Aber wenn man es sich mit ihm nicht verspielte, konnte er durchaus höflich und vielleicht sogar charmant sein. Auf seine eigene Art und Weise.

Er steckte das Portmonee wieder zurück in seine Hosentasche und blickte im selben Moment zurück in ihr Gesicht. Toushirou hatte das Gefühl, sie schon einmal gesehen zu haben.

»Kennen wir uns?«, fragte er dann und betrachtete ihre Miene, bemerkte, dass ihre Lippen kurz zuckten.

»Nein«, sagte sie dann langsam. »Also nicht wirklich. Sie sind Hijikata Toushirou, von der Shinsengumi, oder?«

… Woher?

»Ja«, sagte er misstrauisch. Kannte man sie hier denn etwa auch? Gut, es war ja nicht so, dass sie selten im Fernsehen waren. Vermutlich kannte man ihn einfach, natürlich kannte man ihn; den dämonischen Vizekommandeur. Und das machte die Situation irgendwie nicht besser.

Sie setzte ein Lächeln auf. »Ich komme aus Edo«, sagte sie dann und erklärte damit die Situation wohl.

»Verstehe«, sagte er. »Danke fürs Zurückbringen«, sagte er dann erneut, klang eher neutral. Aber eine neutrale Tonlage war für ihn wohl schon größte Freundlichkeit, die man erwarten konnte.

»Kein Problem.« Sie schenkte ihm ein Lächeln und Toushirou bemerkte, wie er schon wieder dabei war, ihre Gesichtszüge zu betrachten.

»Ich wollte essen gehen. Da wäre es ärgerlich gewesen, wenn es mir zu spät aufgefallen wäre.« Oh, richtig. Er wollte ja essen gehen. Wieso fiel ihm das erst jetzt – mitten im Gespräch – wieder ein? Was zur Hölle war mit seinem Kopf los?

Sie sahen sich einige Augenblicke schweigend an, ehe er dann plötzlich einfach los sprach. »Kann ich dich zum Essen einladen? Zum Dank...?«

Ja, Urlaub tat ihm wirklich nicht gut.

03

Was zur blutigen Hölle tat er hier? Hatte er gerade eine wildfremde Frau zum Essen eingeladen, weil sie ihm seinen Geldbeutel wieder zurückgebracht hatte?

Ja, hatte er.

Das klang irgendwie absolut nicht nach ihm und diese Tatsache ließ ihn innerlich ein wenig aufbrodeln. Aber letztendlich hatte er Urlaub und er konnte sich ja auch mal etwas nette Gesellschaft herbeiwünschen. Das passierte ihm ja sonst nicht. Und er glaubte nicht, dass diese Frau versuchen würde, ihn plötzlich mit einer Bazooka abzuschießen. Es war also völlig in Ordnung.

Außerdem war sie hübsch.

»Eh«, machte sie und Toushirou betrachtete sie inzwischen mit etwas verengten Augenlidern. Das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, wollte einfach nicht verschwinden. Vielleicht, weil sie irgendwie nervös wirkte. »Gern; wenn ich nicht zur Last falle.«

»Nein, nein«, sagte er schließlich ehrlich und winkte ab. »Ich glaub nicht, dass du das könntest. Im Gegensatz zu den Idioten bist du wohl unglaublich positive Abwechslung.« Wie charmant er doch sein konnte...

Schließlich kam er dazu, die Zigarette anzuzünden, und nahm einen tiefen Zug, der alles irgendwie gleich viel besser machte. Plötzlich war der Tag gar nicht mehr so grausam wie er geglaubt hatte. Irgendwann wandelte sich die Scheiße eben zu Gold.

War auch schon längst überfällig.

Letztendlich saßen nun er und diese fremde Frau, deren Namen er noch gar nicht wusste, in einem Restaurant und warteten auf ihre Bestellungen. Toushirou fragte sich, ob er so etwas schon einmal gemacht hatte. Das war eigentlich absolut nicht sein Ding, aber vielleicht brauchte er in seinem Urlaub etwas Gesellschaft.

Oh Gott, was passierte hier? Das klang absolut nicht nach ihm. Vermutlich hatte Sougo ihm bei seinem letzten Anschlag zwar nicht getötet, aber auf irgendeine Weise eine Gehirnerschütterung beschert. Anders konnte er sich seine Taten selbst nicht erklären.

Aber eigentlich musste er sich vor niemandem rechtfertigen. Nein, eigentlich nicht einmal vor sich selbst. Er hatte nichts zu tun und konnte sich doch gerne mal etwas Abwechslung gönnen.

Irgendwie klappte es wohl nicht einmal, sich nicht vor sich selbst zu rechtfertigen. Dabei war hier doch überhaupt kein Problem. Er hatte ja nicht vor, sie flachzulegen oder so etwas. Er war einfach nur freundlich.

Vermutlich war das das Problem.

Er war normal nicht freundlich. Er wusste irgendwie nicht einmal mehr so wirklich, wie das ging. Vielleicht machte das diese Situation auch irgendwie seltsam.

»Wie heißt du eigentlich?«, wollte er dann wissen und war dabei, die dünne Vase auf dem Tisch mit den paar kitschigen Blümchen etwas geistesabwesend zu drehen.

»Eh«, machte sie und kratzte sich dann am Hinterkopf. »Wie unhöflich von mir. Man nennt mich Zurako.«

Zurako.

Hijikata verengte seine Augen etwas und betrachtete sie mit einer Mischung aus Misstrauen und Überlegung. Nein, er konnte sie gar nicht kennen. Er erinnerte sich nicht an eine Zurako. Und ganz so schlecht war sein Gehirn und sein Erinnerungsvermögen dann doch nicht.

»Und du kommst also aus Edo. Arbeitest du hier?« Er hatte keine Ahnung, wie man Smalltalk hielt.

»Eigentlich nicht. Normal arbeite ich in Edo, aber...«, sie zögerte und Toushirou zog eine Augenbraue nach oben. »Na ja, ein besonderer Auftrag – wenn man es so nennen möchte.« Sie hob die Schultern an.

»Verstehe«, sagte er, obwohl er das eigentlich nicht tat. Er wusste ja nicht einmal, als was sie arbeitete. Vielleicht Haarmodel? Nein, wahrscheinlich eher nicht. Aber das würde vielleicht erklären, wieso sie ihm so bekannt vorkam. Nicht, dass er in Supermärkten vor den Shampoos stand und sich die Frauen darauf einprägte. »Und du arbeitest als was...?«

Sie zögerte und Toushirou entging nicht, dass sie spätestens jetzt etwas nervös wirkte. Sie wich seinem Blick aus und starrte zur Seite, öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder. Und gerade, als er sagen wollte, dass sie ihm das nicht sagen musste, wenn es ihr unangenehm war, überwand sie sich. »Ich... arbeite im... eh... Kamakko-Club.« Sie hatte die Stimme gesenkt und blickte noch immer zur Seite, mied seinen Blick.

Toushirou runzelte die Stirn. »Ah«, machte er nur. Er kannte diesen Namen. Es sagte ihm etwas – aber Edo war ja voll von irgendwelchen Clubs. Kamakko, Kamakko...

Mit einem Mal entgleisten Toushirous gesamte Gesichtszüge. Er bemerkte nicht, dass er den Mund geöffnet hatte und sie inzwischen völlig fassungslos anstarrte. Und dann ließ er seinen Blick uncharmant sinken und blickte auf die Brustregion.

Ihm war natürlich vorhin schon aufgefallen, dass das nicht viel war – aber das war hier ja nichts Seltenes. Hier gab es viele Frauen ohne große Brüste und Toushirou störte das eigentlich herzlich wenig. Das Problem war nur, dass ihm gerade einfallen war, um was für einen Club es sich handelte.

Sie gab ein nervöses, leises Lachen von such und kratzte sich verlegen am Hals und Toushirou bemerkte erst nach ein paar Augenblicken, dass er sie wohl gerade ziemlich unhöflich und fassungslos angaffte.

»Du... du bist ein Kerl«, stellte er dann fest.

Oder eine Transe, Cossdresser, vielleicht sogar eine Schwuchtel. Irgendwie so was. Denn der Kamakko-Club war ein Haus voller Okamas. Und das bedeutete, dass die Frau mit dem hübschen Gesicht vor ihm, alles andere als eine Frau war.

»Ich bin kein Kerl. Ich bin Zurako.«

04

Er hätte auf sein verdammtes Gefühl hören sollen.

Letztendlich störte es ihn eigentlich nicht, dass sich diese Person ihm gegenüber als Mann entpuppt hatte, da er ja nicht vorgehabt hatte, sie flachzulegen; aber einen peinlichen Moment hatte es wohl doch hinterlassen. Jetzt, wo er darüber nachdachte, könnte man die Stimme sicher auch beiden Geschlechtern zuordnen. Zurako hatte die ganze Zeit leise gesprochen und Hijikata ging inzwischen davon aus, dass er die Stimmlage einfach etwas veränderte. Das Problem war nur, dass es ihn irgendwie störte, dass er es nicht bemerkt hatte, weil er es jetzt – wo er es wusste – sehr gut nachvollziehen konnte. Die Größe, die flache Brust. Wahrscheinlich sogar die Gesichtszüge.

Aber diese verdammte Schminke und die hübschen Augen lenkten ab.

Er war hübsch. Das konnte er nach wie vor nicht abstreiten. Aber es war eben auch ein Kerl.

Jetzt war er sich nicht sicher, ob er dankbar sein sollte, dass er allein war, oder ob er sich wieder bei dem Urlaub beschweren sollte, weil er ohne ihn gar nicht erst in diese Situation gekommen wäre. Aber letztendlich war das hier kein Grund, sich aufzuregen. War ja nichts passiert. Nichts Schlimmes zumindest.

Er hatte sich recht schnell wieder gefangen, geräuspert und dann gesagt, dass ihm das vermutlich gar nicht aufgefallen wäre, hätte er diesen Club nicht erwähnt. War wohl so etwas wie ein Kompliment für diese Freaks.

Scheiße, war es wirklich ein Kerl?

Ach, eigentlich wollte er gar nicht weiter darüber nachdenken.

»Und du hast einen freien Tag?«, fragte Zukaro dann irgendwann, als das Essen schon gekommen war und die peinliche Situation sich aufgelöst hatte.

»Hm«, machte er brummend und stimmte damit wohl zu. »Urlaub.«

»Oh«, sagte er und schenkte ihm ein Lächeln, das er nach wie vor attraktiv fand, auch wenn es durchaus wirr war zu wissen, dass diese schöne Person vor ihm keine Frau war. »Aber der ist sicher verdient. Immerhin sorgst du Tag und Nacht für Recht und Ordnung auf den Straßen Edos.«

Toushirou verzog die Lippen und langsam kam seine schlechte Laune wieder zurück. Nicht wegen diesem Kompliment, sondern eher wegen der Tatsache, dass es vielleicht ein wenig zu weit hergeholt klang. Natürlich taten sie das. Sie rissen sich jeden Tag ihren verdammten Arsch auf, aber letztendlich wurde ihnen dafür weder gedankt, noch hatten sie einen ansehnlichen Ruf. Für die meisten Leuten waren sie wohl eine lächerliche Lachnummer, dabei taten sie wirklich viel. Sie robbten ja fast wortwörtlich durch Scheiße, nur damit es irgendwelchen Idioten von der Regierung, die sich von irgendwelchen Amanto einlullen ließen, gut ging.

Die Shinsengumi war schon lange nicht mehr das, was sie hätte sein sollen.

»Hm«, gab er erneut das eher brummende Geräusch von sich und rieb sich dann die Schläfen mit Zeigefinger und Daumen. »Die Idioten kommen ohne mich ja nicht aus. Und eigentlich«, er verzog die Lippen und stocherte nun wieder in seinem Essen herum, »frustriert es mich nur, wenn ich jetzt daran denke, was in Edo passiert, während ich hier bin.«

»Oh«, sagte er und vermutlich war es besser, dass Toushirou Zurakos Blick nicht gesehen hatte. »Dann sollten wir wohl besser das Thema wechseln.«

Und das taten sie zum Glück dann auch, obwohl Zurako hin und wieder fallen ließ, dass er ihn wohl ziemlich respektierte; ihn und seine Arbeit. Letztendlich war es zwar ein Gespräch gewesen, das sich etwas komisch angefühlt hatte, weil er immer noch nicht so recht glauben konnte, dass diese hübsche Person ein Mann war, aber vielleicht hatte er doch angefangen, den Urlaub ein wenig zu genießen. Toushirou war sich sicher, dass das letzte humane Gespräch schon länger als fünf Monate zurück lag. Wenn nicht sogar noch länger; irgendwann verlor man den Überblick über solch banale Dinge.

Er bezahlte das Essen und vor dem Restaurant zündete er sich erneut eine Zigarette an. Und dann wusste er wieder nicht, was er mit sich anfangen sollte. Vielleicht würde er die heißen Quellen besuchen. Hier sollte es ja gute geben. Er verabschiedete sich von Zurako und schließlich trennten sich ihre Wege.

04 Bonus | 2. Advent

»Woaaaah, Shinsuke, guck mal!«

Ein genervtes, tiefes Seufzen drang aus seiner Kehle und er zog den Hut noch ein Stück tiefer sind Gesicht.

Ignorieren, einfach ignorieren.

»Hey, hey, guck dir das an«, konnte er erneut hören und ungesehen verdrehte er das Auge, ehe er sich doch einen Ruck gab und schließlich neben dem nervenzerstörenden Yato zum Stehen kam, der vor einem Stand war, der irgendwelche Leckereien verkaufte.

»Was ist das?«

»Keine Ahnung, aber es schmeckt gut«, bekam er als Antwort. Und natürlich mit vollem Mund. Kamui hatte sich wohl nicht zurückhalten können und die ausgestellte Ware einfach mal so probiert. Zu dem Missfallen des Verkäufers, der ihn etwas perplex musterte.

»Mein Herr, das müssen Sie schon kaufen, wenn Sie es essen wollen. Aber wir haben hier durchaus ein paar Exemplare, die Sie probieren können.« Und dann beging er den Fehler und hielt ihm ein Teller von kostenlosen, nicht ganz so schönen Plätzchen unter die Nase.

Shinsuke öffnete seinen Mund, blieb aber letztendlich still und sah etwas amüsiert dabei zu, wie die Gesichtszüge des Mannes entgleisten, als der Teller wenige Sekunden später leer war.

»Schmeckt escht lecker«, brachte er mit halbvollem Mund hervor und Shinsuke drehte sich im selben Moment schließlich wieder um und lief weiter.

»E-Entschuldigen Sie! A-Aber... Oh Gott, haltet ihn auf! Meine Plätzchen! Die müssen Sie mir aber bezahlen!«

Während Kamui damit beschäftigt war, die Plätzchen zu essen, der Mann sich beschwerte und die Leute wohl alle neugierig Blicke in die Richtung des Yatos warfen, fragte sich Shinsuke, wieso er sich hatte überreden lassen, hierher zu kommen.

Auf einen Weihnachtsmarkt. Was auch immer. Hier schien ziemlich viel Westliches vertreten zu sein und Shinsuke fragte sich, wie man über so einen dummen Tag – der nicht anders als alle anderen war – so ein unfassbares Drama machen konnte. Außerdem war es kühl. Kamui hatte ihm schon einen neongrünen Schal andrehen wollen, den er mit einem herzlichen hasserfüllten 'Nein' abgelehnt hatte.

»Erdlingsessen ist echt lecker«, hörte Shinsuke die Stimme neben ihm und warf einen Blick zur Seite und betrachtete Kamui, der höchst amüsiert schien. Was mit dem Verkäufer passiert war, wollte er gar nicht wissen. »Uuund was machen wir jetzt? Kaufen wir uns einen Tannenbaum? Der sieht sicher schick in unserem Schiff aus! Wir sollten auch etwas von dieser dämlichen Beleuchtung kaufen, um sie in ausgewählten Zimmern zu befestigen. Matako würde sich siiicher darüber freuen.« Während er viel zu gut gelaunt darüber sprach, wie sehr sie sich wohl aufregen würde und wie genervt sie zu Shinsuke rennen würde, um sich zu beschweren, seufzte dieser und hörte ihm nur mit einem halben Ohr zu. Jetzt wusste er, wieso sich Abuto verzogen hatte, als Kamui von diesem seltsamen Markt Wind bekommen hatte.

Vielleicht hätte er doch lieber einen Anschlag auf das Ganze hier planen sollen...

Plötzlich spürte er, wie Kamui ihm am Oberarm packte und im nächsten Moment wurde er einfach mitgerissen. Er stolperte, fing sich recht schnell wieder und schenkte Kamuis Hinterkopf einen höchst tödlichen Blick. Was zur Hölle sollte das denn nun? Shinsuke wusste, dass es eine schlechte Idee war, sich nun wehren zu wollen, denn immerhin hatte es hier mit einem Yato zu tun und er hatte herzlich wenig Lust darauf, dass er ihm den Arm ausreißen würde. Also zwang er sich eben, ihm zu folgen.

Dieses verdammte Kleinkind.

Und dann blieb er schließlich stehen und die vielen Lichter vor Shinsuke sagten ihm jetzt schon, dass das hier schlecht enden wurde.

Kamui hob die Hand und deutete etwas nach oben. »Lass uns damit fahren!«

Shinsuke verzog die Lippen etwas und betrachtete das bunte Riesenrad vor ihnen.

Nein, er hatte absolut keine Lust.

»Vergiss e-«, er kam nicht dazu fertig zu sprechen, denn Kamui hatte sich erneut in Bewegung gesetzt und stand kurz darauf schon vor dem Schalter. Die Person, die da eben noch gestanden hatte, hatte er einfach kraftvoll zur Seite geschupst. Takasugi interessierte es jedoch herzlich wenig, wo sie nun lag, denn er war im Moment viel zu sehr damit beschäftigt, die Situation zu fassen.

»Wir wollen da mitfahren!«, sagte er.

Der Mann sah ihn etwas entgeistert an, zuckte dann jedoch kaum merklich mit den Schultern und nannte den Preis.

»Eeeeeh«, machte Kamui dümmlich und langgezogen und dann sahen seine großen Augen in Shinsukes Richtung.

Er gab ein knurrendes Seufzen von sich und kramte kurz darauf tatsächlich etwas Geld hervor und legte es dem Mann hin. Und dann wurden sie auch schon zu der Kabine geführt, Kamui schubste ihn unsanft in selbige und schließlich fühlte Shinsuke sich gezwungen, doch Platz zu nehmen.

»Haha, ihr Menschen seid so lustig«, fing er an zu erzählen. »Macht ja echt verrückte Dinge.«

Und das hörte er von einem Außerirdischen. Wunderbar, wunderbar. Wirklich ganz wunderbar, aber letztendlich fühlte er sich absolut nicht angesprochen und hoffte dann, als sich das Riesenrad wieder in Bewegung setzte, dass es bald zu Ende wäre.

Was tat er hier bitteschön?

Statt Kamui zu antworten blickte er aus dem Fenster und betrachtete kurz den dunkel werdenden Himmel und dann die ganzen Lichter und Stände des Marktes.

»Woaaah«, konnte er nur von Kamui hören, der nun halb über der Kabine hing und nach unten guckte. »Ist ja lustig. Wieso macht man so etwas?«

Shinsuke antwortete ihm mit einem abwesenden Schulterzucken.

»Hey, Shinsuke«, sagte Kamui dann irgendwann als das Riesenrad stoppte, da wohl erneut neue Leute einstiegen.

»Hm?«, fragte er.

»Was ist los? Du bist so abwesend? Philosophierst du wieder innerlich?«

Er schenkte dem Yato einen emotionslosen Blick und bemerkte erst jetzt, dass er neben ihm saß und ihn mit großen Augen ansah. »Ich frage mich nur, ob du es auch lustig finden würdest, wenn ich dich ganz charmant aus der Kabine werfen würde.«

Kamui lachte und rückte noch ein Stück näher, schenkte ihm ein breites Grinsen und einen dümmlichen Gesichtsausdruck. »Bestimmt. Aber dann würden die Leute hier sicher alle einen riiiesigen Schrecken bekommen.«

Darauf antwortete er nicht, sondern wendete den Blick wieder ab.

»Abuto hat mir erzählt, dass frische Pärchen immer gern hier in so einem Riesenrad sind«, sagte er dann überlegend. »Wieso denn?«

Er überlegte, ob er mit einem »Woher soll ich denn das wissen?« antworten sollte, entschied sich aber dagegen, da er dann ahnte, dass Kamui ihn nur auslachen würde, weil er ja dank der Aussage keine Ahnung von Pärchen hätte. War zwar nicht unbedingt falsch, aber auf dieses Thema konnte er getrost verzichten.

»Soll wohl besonders romantisch sein. Kann ich zwar nicht verstehen, aber letztendlich ist es mir auch herzlich egal. Für viele Pärchen ist diese ganze Sache hier wohl auch ein Schritt zum ersten Kuss.« Hatte er zumindest gehört. Interessierte ihn ja nicht wirklich.

»Ooooh«, machte Kamui begeistert und blickte dann wieder aus dem Fenster, als das Riesenrad wieder wieder anfing sich zu bewegen.

Und dann war für ein paar Augenblicke stille.

»Hey, Shinsuke?«

»Hm?« Er drehte den Kopf zur Seite und blickte zu Kamui und im nächsten Moment konnte er spüren, wie der Yato ihm den viel zu großen Hut abzog. »Was soll das?«, wollte er mit gerunzelter Stirn wissen.

Kamui gluckste nur und dann war ihm sein Gesicht viel zu nah. »Zeigst du ihn mir?«

»... Was?«, wollte er misstrauisch wissen.

»Den ersten Kuss.« Shinsuke konnte Kamuis Atem in seinem Gesicht spüren und es dauerte einige Momente, ehe er das Gesagte realisieren und verarbeiten konnte.

Und das war das Absurdeste, was er die letzten Jahre gehört hatte. Dicht gefolgt von einem »Wenn wir uns das nächste Mal sehen, sind wir keine Kameraden mehr«.

»Nein«, antwortete er dann.

Kamui schenkte ihm ein schiefes Grinsen und legte seine rechte Hand um seine Schulter, legte seine Hände an seinen Hals. »Du hast gar keine andere Wahl«, säuselte er.

Kleines Dreckbalg.

Shinsuke warf ihm einen letzten, ziemlich zerstörerischen Blick zu und betrachtete dann die Lippen des anderen.

Nein, nein, das konnte er absolut vergessen.

Und im nächsten Moment konnte er nur noch verschwommene Haut sehen und spürte die Lippen Kamuis auf seinen eigenen.

Der Kuss hielt nicht lange und als Kamui sich wieder löste, schenkte Shinsuke ihm einen ausdruckslosen Blick. Kamui gluckste, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und ließ dann von ihm ab, blickte aus dem Fenster.

»Man, so toll ist das ja gar nicht.«

Der Dunkelhaarige griff um Kamuis Schulter, zog ihn mit einem Ruck wieder zu sich und blickte in eines seiner Augen. »Du machst ja auch nichts richtig.«

Der Abstand zwischen ihren Gesichtern wurde erneut genommen und Shinsuke konnte spüren, wie Kamui seine Hände an die Schultern von ihm legte. Toll war es zwar vielleicht immer noch nicht, aber wenigstens richtig.

Wunderbar, die Weihnachtszeit fing echt beschissen an.

05

Kotaro war sich nicht sicher, ob er sich danach am liebsten übergeben hätte, oder ob er Hijikata bis auf sein Lebensende auslachen würde. Nicht, dass er das davor nicht auch schon gemacht hätte. Das Auslachen, nicht das Kotzen.

Er musste zugeben, dass er diese Person hier absolut nicht vermutet hätte. Und wahrscheinlich hatte man das an seiner ersten Reaktion auch gut ablesen können. Für einen Moment hatte sein Herz aufgehört zu schlagen und er hatte geglaubt, dass nun alles vorbei war. Aber dann hatte sein Aufzug wohl besser gewirkt, als er gedacht hätte.

Der Grund wieso er hier, in diesem Aufzug, gewesen war, lag einfach daran, dass sich hier zur Zeit eine wichtige Person der Regierung befand und eigentlich hatte er vorgehabt, selbige ein wenig auszuspionieren. Hatte dummerweise nicht halb so gut geklappt, wie er gehofft hatte – das lag nicht an ihm, sondern eher an der Tatsache, dass er nicht wirklich so weit gekommen war, um persönlich mit dieser Person zu reden und selbige auch noch abzufüllen, damit sie ein wenig plauderte.

Aber stattdessen war ihm Hijikata Toushirou in die Arme gelaufen.

Er hatte schnell gehandelt und als er weiter gehen wollte, hatte Kotaro ihm einfach den Geldbeutel aus der Tasche gezogen. Es gab zwei Gründe dafür. Erstens, hatte er sicher gehen wollen, ob er es hier wirklich mit dem Shinsengumi Vizekommandeur zu tun hatte und natürlich, um ihn in ein Gespräch zu verwickeln.

Er hatte angebissen.

Der Tag verlief also doch besser, als er gedacht hatte. Dummerweise hatte er sich selbst einen Strich durch die Rechnung gemacht, in dem er den Namen eines falschen Clubs gesagt hatte. Kotaro wusste immer noch nicht, wieso er diese Okamabar gewählt hatte, aber letztendlich war es wohl auch nicht weiterhin tragisch, denn Toushirou hatte letztendlich doch recht gefasst gewirkt. Ein Glück für Katsura, denn er hatte schon fast gedacht, dass er sofort empört aufstehen würde. War aber nicht der Fall gewesen.

Und da sein eigentlicher Plan nicht geklappt hatte und er nun wusste, dass der Vize der Shinsengumi hier Urlaub machte, war eben ein zweiter Plan in seinem Kopf erschienen. Er würde einfach ein paar wichtige Informationen aus ihm herausprügeln. Mehr oder weniger prügeln. Irgendwie würde er ihn schon um den Finger wickeln können; auch wenn das nun wohl etwas schwerer werden würde, da Toushirou nun sehr gut wusste, dass er ein Mann war. Aber das wäre früher oder später eh aufgeflogen, also war es es gut, dass das schon über die Bühne war.

Und ja, Katsura würde die ganze Sache nur für die Joui machen. Natürlich, war ja nicht so, als hätte er Gefallen daran, als Frau herumzulaufen. Was für ein absurder Gedanke...

Für das Wohl der Joui. Für ihren Erfolg und für ein paar wichtige Informationen, die ihm Toushirou hoffentlich geben würde. Und es war ja nicht so, als würde er ihn irgendwie anmachen (allein bei dem Gedanken wurde ihm übel), er zog ja einfach nur einen Kimono an, machte sich eine hübsche Frisur und schmin... wie auch immer. War ja kein großes Thema!

Er würde morgen also ganz zufällig wieder Hijikata über den Weg laufen (Kotaro hoffte zumindest, dass er das Hotel verlassen würde – Ja, er wusste bereits bestens Bescheid) und würde dann einfach wieder ein Gespräch anfangen. Und ihn abends vielleicht zum Dank in eine Bar einladen. Und da dann abfüllen, oder so. Irgendwie musste er ja reden und Kotaro ging davon aus, dass es nicht so einfach werden würde. Zumindest, wenn der Idiot nüchtern war.

Kotaro würde das schon schaffen. Wäre ja gelacht. Heute war er ja auch schon auf seinen Charme hereingefallen.
 

Elizabeth würde auf standby bleiben. Würde irgendetwas schief gehen, könnte sie im Notfall eingreifen, oder Hilfe holen. Immerhin hatten sie einen kleinen, jedoch wichtigen Stützpunkt in der Nähe des Ortes.

Kotaro ging zwar nicht davon aus, dass irgendetwas schief laufen würde, aber für den Notfall war es eben doch praktisch. Und er sorgte lieber vor. Das tat er immer. Diese Bakufu-Hunde würden ihn nicht bekommen und Hijikata erst recht nicht.

Hätte er gewusst, wie falsch er mit dieser Ansage lag, hätte er diese Sache wohl von vornherein verschoben.

Aber so wartete er in Deckung und voller Montur darauf, dass Toushirou seinen bequemen Hintern aus dem Hotel bewegen würde. Irgendwann, als er schon das Gefühl hatte, das würde heute gar nicht mehr passieren, trat das Unerwartete ein und der Mann zeigte sich tatsächlich. Er zündete sich eine Zigarette an, blieb einige Augenblicke sinnlos stehen und setzte sich dann endlich in Bewegung. Und Katsura folgte ihm unauffällig.

Er steuerte den Supermarkt an und Kotaro hob die Augenbrauen langsam. Wieso ging er in einen Superma... oh.

Oh!

Natürlich. Er wusste ja Bescheid. Aber es war auch kein großes Geheimnis, dass der Vizekommandeur der Shinsengumi eine ewige Liebe für Mayonnaise empfand. Und da kam ihm schon der nächste Plan. Er folgte ihm also in das Gebäude und verschwand dann hinter irgendeiner Reihe, spitzelte hin und wieder in Toushirours Richtung und schließlich schien sein Plan tatsächlich aufzugehen. Natürlich, seine Pläne klappten immer.

Und so wie es aussah, war irgendeine höhere Macht auf seiner Seite. Denn er sah tatsächlich nur noch eine Mayonnaiseflasche im Regal stehen. Ärgerlich für Toushirou, perfekt für ihn.

Er bemerkte ihn nicht und er tat so, als würde er ihn nicht bemerken. Und dann griffen sie synchron zu der einzigen Flasche von Mayonnaise.

Ihre Blicke trafen sich und Katsura konnte gut erkennen, wie sein wütendes Gesicht plötzlich etwas verwunderter wirkte.

»Oh«, sagte Hijikata und klang nicht besonders begeistert.

Zurako schenkte ihm ein Lächeln. »So ein Zufall.« Ja, ein wirklich zufälliger Zufall! Sein Blick wanderte wieder gespielt zu der Mayonnaiseflasche und schließlich zog er die Hand zurück. »Du magst Mayonnaise?«

»Ja«, brummte er und zog die Augenbrauen hoch und sah sie mit einem Blick an, als würde er nicht verstehen, dass es eine Person auf der Welt gab, die keine Mayonnaise mochte.

»Dann nimm sie.« Oh, wie gütig er doch war. Und sein gespieltes Lächeln war noch viel perfekter.

Und Toushirou schien das für einen Moment doch etwas aus der Bahn zu werfen, aber daran war Zurako inzwischen ja gewohnt. Schaffte er ja ständig. Er war eben ein Genie.

»...danke«, sagte er zögerlich und es klang viel mehr wie ein undeutliches Brummen. Die Mayoflasche wurde aus dem Regel genommen und kurz darauf hielt er sie so fest, dass man denken könnte, dass sein Leben daran hängen würde.

»Hm«, machte Kotaro nachdenklich und betrachtete das leere Regal, als würde sein Leben irgendwie davon abhängen. Und Hijikata schien das zu bemerken, vermutlich rang er sogar einen Augenblick damit, ihm die Flasche einfach zu geben, aber dann schien ihm wieder einzufallen, dass Mayonnaise das einzige auf der Welt war, das ihn nicht umbringen wollen würde. Und so etwas konnte er wohl nicht hergeben.

»Na, muss ich halt morgen gucken, ob wieder was da ist. Vielleicht ist mein Verbrauch einfach zu hoch.« Zurako kratzte sich am Nacken und zuckte dann leicht mit den Schultern.

Hijikata betrachtete ihn skeptisch. »Wieso hast du einen hohen Verbrauch an Mayonnaise?«, wollte er dann sachlich wissen.

»Eh«, machte er. Okay, okay, eine Idee musste her. Und die fiel ihm dann auch schneller ein, als er gedacht hatte. »Ich benutz Mayonnaise oft als Shampoo.«

»WAS?«, war seine laute, völlig aus der Fassung gebrachte Antwort und Kotaro war zusammen gezuckt.

»Eh, na ja, das ist gesund für die Haare. Wegen dem Ei.«

»...wirklich?«

»Ja.« Das hatte er mal irgendwo gelesen.

Und dann nahm er plötzlich eine Bewegung in seinen Augenwinkeln war und ehe er sich wegducken konnte, hatte Toushirou in seinen Zopf gegriffen, ihn etwas angehoben und mit einem Gesichtsausdruck, als wäre er sich nicht sicher, ob er einfach nur angewidert oder verwirrt war, blickte er dabei zu, wie der Vizekommandeur der Shinsengumi an seinen Haaren roch.

»Ehm«, machte er und dann hob Toushirou seinen Blick.

»Die riechen nicht nach Mayonnaise.«

Verdammt. »Ich eh.. hab ja auch keine mehr. Deswegen musste ich auf normales Shampoo umsteigen.«

»Verstehe«, sagte er und ließ seine Haare los und Kotaro entspannte sich wieder.

Wow, das war gruselig gewesen.

»Und was fängst du heute mit deinem Urlaub an?«

Toushirou, der inzwischen wieder etwas Abstand genommen hatte, blickte seine Mayonnaiseflasche an und zuckte dann schließlich mit den Schultern. »Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung. Liegt mir irgendwie nicht, dieses Nichtstun.«

»Wie wäre es, wenn ich mich heute für das Essen revanchiere?«

Hijikata runzelte die Stirn, schien zu überlegen, musterte ihn und gab schließlich ein genervtes Seufzen von sich. »Meinetwegen. Hab ja sonst nichts zu tun.«

Das war fast schon zu leicht.

06

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

07

Toushirou ließ seinen Kopf auf den Tisch knallen.

Es waren zwei Tage seit diesem durchaus seltsamen Treffen vergangen und der Vizekommandeur der Shinsengumi befand sich wieder dort, wo er hingehörte: In ihrem Hauptquartier.

Und seitdem er hier war, konnte er auch wieder klar denken. Zumindest ging er davon aus, dass es endlich wieder klappte. Denn langsam fragte er sich wirklich, was zur Hölle er dort angestellt hatte. Er hatte irgendeine Transe gevögelt und Toushirou war sich nicht einmal mehr sicher, wieso er das überhaupt getan hatte. Er war geil gewesen, daran konnte er sich noch erinnern, aber war er wirklich so spitz gewesen, dass er einen Kerl gevögelt hatte, nur weil er ein schönes Gesicht gehabt hatte? Wie ironisch...

Er konnte sich noch vage daran erinnern, dass sich Zurako bei dem Sturz auf den Boden dank den Scherben in das Bein geschnitten hatte. Toushirou hatte ihm ein herzliches Pflaster auf selbiges geklebt und dann hatten sie nur noch ein paar wenige Worte gewechselt, bevor Zurako abgehauen war. Wenn man es hatte Abhauen nennen können. Er war wohl eher halb gekrochen, weil er wohl nicht nur Schmerzen in seinem Hintern gehabt hatte.

Und was ihm erst danach aufgefallen war, war, dass er sein verdammtes Handy hatte mitgehen lassen. Als er das bemerkt hatte, hatte er sich erst aufgeregt, hatte sogar noch nach ihm gesucht (obwohl er herzlich wenig Lust gehabt hatte – er hätte sich lieber ausgeruht und seine Befriedigung genossen) und als er dann wieder zurück im Hotel gewesen war, war ihm eingefallen, dass Kondo ihn angerufen hatte.

Er hatte sich vorgenommen ihn am nächsten Tag anzurufen und hatte den Rest des Tages damit verbracht zu dösen und Mayonnaise zu essen (natürlich nicht nur Mayonnaise).

Und am nächsten Tag wurde er nicht von allein wach, sondern durch die Tatsache, dass Yamazaki plötzlich in seinem Zimmer gestanden war. Und seitdem war seine Laune im Eimer.

Der Grund wieso Kondo ihn angerufen hatte, war der, dass ein Joui-Lager in der Nähe gewesen war.

Ja, richtig: 'gewesen war'.

Yamazaki hatte ihm berichtet, dass es vollkommen leer gewesen war, als sie einen Hinterhalt geplant hatten. Jemand hatte sie wohl vorgewarnt, oder so etwas in der Art. Und deswegen hatte man ihn eigentlich verständigen wollen. Damit er gleich vorging und sich ein Bild von der Sache machte. Aber das war ja überfällig gewesen.

Das Hotelzimmer sah nun nicht mehr aus wie ein Hotelzimmer.

Er hasste Urlaub. Er würde sich ganz sicher nie wieder Urlaub nehmen. Nie wieder!

»Hijikata-san«, konnte er Sougo mit seiner monotonen Stimme hören und Toushirou hatte herzlich wenig Lust seinen Kopf wieder zu heben und ignorierte ihn deswegen einfach geflissentlich. »Hörst du uns zu?«

»Natürlich«, brummte er gegen die Holzplatte und hob seinen Kopf dann doch und man konnte ihm vom Gesicht ablesen, dass er sehr schlechte Laune hatte. Also wirklich schlechte Laune.

Kondo hatte die Arme verschränkt und schien zu überlegen, bis er schließlich die Augen öffnete und zu Hijikata blickte. »Toshi, was ist eigentlich mit deinem Handy passiert?«

»Ja, genau, Toshi, was ist mit deinem Handy passiert?«, wiederholte Sougo und Hijikata warf ihm einem gereizten Blick zu.

»Halt die Klappe!«, fauchte er ihn an, ehe er sich wieder zu Kondo wendete und genervt durchatmete. »Ich hab's verloren«, log er. Er tat das nicht gern. Er log Kondo normal nicht an, aber er wollte dieses Ereignis von vor zwei Tagen für sich behalten. Im Nachhinein verwirrte ihn das schon viel zu sehr und würde Sougo davon auch nur ein bisschen Wind bekommen, dann wäre alles vorbei. Und darauf konnte er getrost verzichten.

»Während des Telefon-«

»Ja«, unterbrach er ihn mit einem scharfen Ton und regte sich kurz darauf innerlich über sich selbst auf. Jetzt musste er sogar schon Kondo-San anlügen. Das war absolut widerwärtig.

Kondo seufzte leise.

»Dann können wir also die Schuld auf Toshi schieben, dass uns Katsura wieder entwischt ist?«

»Bitte was?«, fuhr er den Jüngeren an, der ihn unschuldig mit seinen großen Augen ansah. »Ich hatte Urlaub! Urlaub

»Du hättest theoretisch immer noch Urlaub, Toshi«, sagte Sougo langgezogen.

»Nenn. Mich. Nicht. Toshi!«

»Beruhigt euch«, sagte Kondo und machte eine komische Bewegung mit seinen Händen, die wohl andeuten sollte, dass sie etwas runterkommen sollten.

Toushirou schnaubte. »Katsura war dort...?«, fragte er dann schließlich wieder und sah zu Kondo, der langsam nickte.

»Laut unseren Spionen schon.«Er kramte in der Tasche und kurz darauf landete ein Bild auf dem Tisch. Toushirous Augen wanderten zu selbigem und starrten es einige Augenblicke einfach nur an.

»Das ist Katsura?«, wollte Sougo wissen und gluckste danach etwas trocken, ehe er sich nach vorn lehnte und seine Wange mit der Hand abstützte. »Immer diese Leute mit den kranken Fetischen.«

»Toshi? Alles in Ordnung?«

Hijikata nahm Kondos Stimme nur am Rand wahr, denn sein Verstand hatte sich gerade vollkommen verabschiedet und er starrte nur auf das Foto vor ihm auf dem Holztisch.

Zurako.

Das war Zurako.

Für einige Momente hatte er seinen Herzschlag gar nicht wahrgenommen und nun war er so laut, dass er ihn innerlich verfluchte.

Nein, nein, das war nicht Zurako. Das war Katsura.

»Toshi?«, fragte Kondo erneut.

»Vielleicht hat Toshi sich gerade in die natürliche Schönheit von Katsuras Auftreten verliebt.«

»HALT DIE FRESSE«, fuhr er ihn plötzlich an und war lauter als üblich, sodass Okita sogar minimal zusammenzuckte, ihn dann aber nur verständnislos anblinzelte, ehe er ihm ein breites Grinsen schenkte. »Neeein? Wirkt aber fast so. Dein Gesicht«, Sougo hob den Finger und deutete auf Toushirous Gesicht, »ist entgleist.«

Er schluckte und danach zuckte sein Mundwinkel gefährlich. »Ich hab ihn gesehen«, sagte er dann trocken und betrachtete das Foto wieder.

Scheiße. Das war ein Scherz, oder? Das war ein verfickter Scherz. Das konnte doch gar nicht Katsura Kotaro sein?

Nein, nein, nein...

»Und du hast ihn nicht erkannt?«, wollte Sougo vorwurfsvoll wissen.

Hijikata knirschte mit den Zähnen. »Nein«, sagte er dann laut und angepisst.

Es war schwer sich irgendwie zu konzentrieren, aber ihm war gerade bewusst geworden, dass er Katsura gevögelt hatte. Und je länger er darüber nachdachte, desto offensichtlicher wurde es, dass es Kotaro gewesen war. Er hatte ihn oft auf die Arbeit angesprochen, hatte ihm ein wenig Honig ums Maul geschmiert und hatte ihn offensichtlich abfüllen wollen.

Scheiße. Natürlich war das Katsura gewesen. Das hatte er ganz am Anfang doch sogar erkannt.

Er hätte auf sein verficktes Gefühl hören müssen, er hätte...

Oh Gott.

Er hatte Katsura Kotaro gevögelt.

Hijikata versenkte sein Gesicht in der Handfläche und wusste nicht, ob ihm nun schlecht war, ob er sich aufregen , oder ob irgendwas in ihm einfach aus gemischten Emotionen weinen wollte (Nicht, dass er das tun würde).

»Na ja, bei so einem Aufzug«, bemerkte Kondo und betrachtete das Foto schließlich wieder. »Sieht tatsächlich aus wie ne Frau. Aber wie auch immer. Viel schlimmer ist die Tatsache, dass wir sie nicht haben schnappen können. Dabei war die Information wirklich frisch gewesen.«

»Ich bin dafür, dass wir die Schuld auf Hijikata-san schieben«, schlug Okita vor und Toushirou war noch so aus der Bahn geworfen, dass er sich darüber erst gar nicht aufregte.

Er hatte Katsura gevögelt.

Scheiße.

Er biss sich auf die Zähne und stand im nächsten Moment auf. »Ich bin auf dem Klo«, bemerkte er brummend und verließ den Raum. Er glaubte, dass er sich jetzt erst mal übergeben müsste. Und dann würde er irgendjemand suchen, den er verprügeln würde.

Hoffentlich war Yamazaki in der Nähe.

08

Sein Blick lag auf dem Pflaster auf seiner Wade und er zuckte zusammen, als er die kühle Creme an seinem wunden Rücken spüren konnte. Er biss sich auf die Zähne und kniff schließlich die Augen etwas zusammen, musste sich daran erinnern, dass er schon viel schlimmere Wunden überlebt hatte. Das Problem war ja auch nicht das Überleben dieser Wunde, sondern eher das Umgehen mit dieser seltsamen Situation, die ihn irgendwie ziemlich demütigte.

Scheiße, er hatte zugelassen, dass Hijikata Toushirou mit ihm geschlafen hatte – um es vornehm auszudrücken.

Die Kraft in den Beinen und Armen war inzwischen wieder zurück, aber Schmerzen hatte er immer noch. Damit kam er klar, er war Schmerzen gewohnt – scheiße, natürlich war er das. Er war im Krieg gewesen. Er wusste wie sich Blutverlust anfühlte und dank der Tatsache, dass sie verloren hatten, wusste er auch, wie sich eine Demütigung anfühlte.

Aber das hier war anders.

Es war so sehr anders, dass er es nicht verstand. Kotaro wusste nicht einmal, ob er sich oder Toushirou verfluchen sollte. Vermutlich beide. Aber letztendlich verstand er nicht, wieso er sich nicht gewehrt hatte.

»Aau«, entfuhr ihm plötzlich, als Elizabeth versehentlich zu fest auf seinen geschundenen Rücken gedrückt hatte. Er konnte hören, wie sie ein Schild hochhob, brauchte sich jedoch nicht umzudrehen und zu lesen, dass sie sich wohl entschuldigte. »Schon okay«, sagte er dann träge.

Auf die Frage, was ihm denn passiert wäre, hatte er ausweichend geantwortet. Er hatte gesagt, dass er Toushirou hatte ablenken müssen und dass es ein wenig aus dem Ruder gelaufen war, aber sonst hatte er nichts weiteres gesagt. Und Elizabeth hatte nicht gefragt.

Wenigstens hatte Elizabeth es geschafft, seine Leute früh genug zu warnen. Denn als die Shinsengumi eingetroffen war, waren sie längst über alle Berge gewesen. Wenigstens das hatte geklappt. Wenigstens das...

Vielleicht war es das schon wert gewesen.

Vielleicht.

Kotaro biss sich auf die Unterlippe und seufzte dann geschlagen, fuhr sich mit der rechten Hand über sein rechtes Auge und starrte danach auf den Boden.

Dieser Bastard.

Wenigstens schien seine Verkleidung nicht aufgeflogen zu sein. Eine weitere Tatsache, die bestätigte, dass die Shinsengumi alles dumme Idioten waren. Aber Katsura hatte sich vorgenommen, die nächsten Monate nicht mehr in einem Kimono zu kleiden oder seine Spionage als Zurako fortzuführen.

Nachdem Elizabeth fertig gewesen war die Wundcreme auf seinen Rücken zu schmieren, hatte Katsura noch einige Minuten damit verbracht nach vorn zu starren und möglichst nicht über die vergangenen Tage nachzudenken. Das war absolut nicht so gelaufen, wie er es geplant hatte.

Er senkte den Kopf etwas und legte seine kühle Hand an die Stirn, seufzte tonlos.

Irgendwie hatte ihn das nun vollkommen aus der Bahn geworfen. Er konnte kaum zwei Minuten an etwas anderes denken. Wenn er die Augen schloss, konnte er Hijikatas verschwitztes Gesicht sehen, hörte ihn laut atmen und meist bekam er dann ein unwohles Gefühl in der Bauchregion.

Verdammte Scheiße.

Egal wie oft er sich fragte, was das nun gewesen war – er kam nie auf eine Antwort. Es machte so herzlich wenig Sinn.

Es war abstoßend, es ekelte ihn und gleichzeitig konnte er nicht leugnen, dass es ihm gefallen hatte. Es hatte weh getan, Scheiße, es hatte wirklich verdammt weh getan (und das tat es immer noch), aber er war sehr wohl erregt gewesen. Ein kleiner Teil in ihm hatte es vielleicht sogar genossen.

Ein Gedankengang, den er sofort verfluchte.

Er musste dringend auf andere Gedanken kommen. Vielleicht sollte er der Shinsengumi, passend zu Weihnachten, eine große, verpackte Bombe schenken und sich damit bei Hijikata bedanken...

09

Yamazaki war nicht in der Nähe gewesen.

Also hatte er zuerst sein Zimmer fast komplett auseinander genommen, ehe er in ihrem Trainingsraum verschwunden war und dort ein wenig sinnlos mit dem Bokken in der Luft herumgefuchtelt hatte. Das sah zwar vermutlich dämlich aus, aber es hatte tatsächlich dazu geführt, dass er ein paar Minuten auf andere Gedanken gekommen war.

Den Rest des Tages hatte er mit absolut schlechter Laune und verwirrenden Gedanken verbracht und war früher als üblich ins Bett gegangen.

Als er aufwachte, konnte er sich nicht mehr an seinen Traum erinnern und das Aufschlagen seiner Augenlider verriet ihm schließlich, dass es noch früh sein musste. Mit einem tiefen Seufzen stand er auf, betätigte den Lichtschalter und wenig später war er erst einmal im Bad unter der Dusche verschwunden. Das Gute am Morgen war, dass er meist nicht viel nachdachte. Höchstens über den Job. Und heute stand nichts Besonderes an; bis auf die übliche Patrouille – zu seinem Glück ohne Sougo.

Schlecht konnte dieser Tag also eigentlich gar nicht werden. Nicht, dass er optimistisch gewesen wäre...

Frisch geduscht und fertig angezogen trat er aus dem Badezimmer und erst jetzt zog er eine der Türen auf und spürte die frische, kalte Luft in seinem Gesicht. Der Himmel war noch dunkel, aber das Licht, das von seinem Zimmer in den Garten fiel, war genug um zu erkennen, dass es schneite.

Einige Augenblicke stand Toushirou einfach nur auf der Schwelle und starrte in den Himmel, betrachtete die weißen, feinen Flocken.

Schnee blieb bei ihnen im Dezember selten lange liegen. Vielleicht mal ein paar Tage, aber das war es dann schon. Also war alles, was vom Himmel kam, nur eine Vorstufe von dem Matsch auf den Wegen und Straßen.

Er zog seine Zigarettenpackung aus der Hosentasche, holte eine Zigarette heraus und steckte sie sich schließlich zwischen die schmalen Lippen. Er seufzte lautlos, bevor er sie anzündete, und hob dann schließlich den Blick wieder.

Es war nicht so, dass er Schnee nicht mochte. Also, eigentlich schon. Vermutlich war er ihm mehr so neutral gegenüber. Nein, das war falsch. Eigentlich konnte er ihn nicht leiden, weil Schnee meist mehr sinnlose Arbeit für sie bedeutete. Er war vielleicht schön zum Ansehen, aber das war es dann auch schon.

Er stieß den Rauch in die Luft, seufzte und drückte die Kippe dann irgendwann aus. Sie landete in einem kleinen Aschenbecher und dann betrachtete er den Himmel, der inzwischen schon etwas heller geworden war.

Wenige Stunden später, als er schließlich mit der Arbeit begann, schneite es noch immer. Inzwischen etwas stärker, aber wirklich viel Schnee blieb nicht auf der Erde liegen. Die Stadt war zu warm und so gab es nur eine leichte, löchrige weiße Decke.

Der Tag verlief recht ereignislos. Er rauchte viel und versuchte generell wenig nachzudenken.

Dummerweise kam das nervende Thema immer wieder zurück. Es war fast so, als würde ein kleiner Sougo auf seiner Schulter sitzen und ihm die ganze Zeit zuflüstern, dass er Katsura Kotaro gevögelt hatte. Der einzige Trost, den er hatte, war lediglich, dass Sougo das gar nicht wissen konnte. Und Toushirou hoffte, dass er das auch niemals erfahren würde.

Der Tag verlief also recht schön und alles, was er tun musste, war, durch diesen dämlichen Markt zu gehen, den sich wohl irgendjemand aus dem Westen abgeschaut hatte.

»Oi«, konnte er plötzlich hören.

Okay, er hätte den Tag nicht vor dem Abend loben sollen. Mit einem genervten Gesichtsausdruck drehte er sich um und betrachtete den Weißhaarigen, der ihn mit seinen toten Fischaugen ansah.

»Hm?«, begrüßte er ihn und wollte somit wohl auch gleich wissen, was er von ihm wollte.

Sakata trug einen roten Schal und erst jetzt bemerkte Hijikata, dass er seine Anhängsel sogar dabei hatte. Die beiden Kinder standen ein paar Meter weiter entfernt an einem Stand und er konnte Kagura nur laut lachen hören und wollte eigentlich gar nicht wissen, was sie und die Brille da taten.

»Du bist in herzlichster Weihnachtsstimmung, wie ich sehe«, bemerkte er trocken und Toushirou runzelte die Stirn.

Weihnachten. Richtig. Das hatte er beinahe vergessen. Ja, ja, die Sache mit Katsura hatte alles andere irgendwie unwichtig gemacht.

Scheiße, er konnte es immer noch nicht glauben.

Er zuckte mit dem Mundwinkel. »Bis eben hatte ich es erfolgreich verdrängt.«

Gintoki zog die Augenbrauen nach oben und schenkte ihm dann ein spöttisches Grinsen. »Wie kannst du nur das Fest der Liebe verdrängen, Mayonnaise? Schlechte Erfahrungen, hm?«

Toshi, Mayonnaise. Konnten die Leute ihn nicht einfach bei seinem richtigen Namen nennen? Er schenkte Gintoki einen angepissten Blick. »Ich wüsste nicht, wieso ich mit dir über so ein Thema reden sollte.«

Sakata zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Na ja, vielleicht weil du mit sonst niemandem über irgendetwas reden kannst.«

Oh, er hasste ihn. »Nicht dein Problem, oder?«

»Nein, tatsächlich nicht.«

Toushirou hasste dieses selbstgefällige Grinsen, das er ihm schenkte. Zum Glück rauchte er gerade nicht, denn sonst hätte er seine Zigarette wohl in Sakatas Gesicht ausgedrückt. »Wenn du mich entschuldigst... im Gegensatz zu dir muss ich sehr wohl arbeiten.« Und mit diesen Worten lief er dann genervt weiter.

Er überquerte den Weihnachtsmarkt oft genug und versuchte, Gintoki und seinen beiden Kleinkindern möglichst aus dem Weg zu gehen, was auch erstaunlich gut klappte. Ansonsten war es auch ruhig und eigentlich hatte er nicht wirklich etwas tun müssen. Er war einfach nur umhergelaufen und hatte dafür gesorgt, dass alles ordentlich blieb. Manchmal mochte er seinen Job wirklich...

Er war gerade auf dem Nachhauseweg, als er plötzlich wieder auf eine kleine Gruppe aufmerksam wurde. Es dauerte nicht lange, bis er Kaguras laute Stimme identifizieren konnte. Und gerade, als er zu einem Augendrehen ansetzte, fiel sein Blick auf etwas Großes, Weißes mit einer Weihnachtsmütze. Und die Person mit den langen, schwarzen Haaren neben Gintoki bemerkte er auch ziemlich schnell.

10

Da stand Katsura und unterhielt sich mit Gintoki. Einfach so. Auf der offenen Straße. Auf einem Weihnachtsmarkt.

Einige Augenblicke stand er einfach nur sinnlos auf der Straße und gaffte zu den anderen herüber. Seine blauen Augen fixierten Katsuras Hinterkopf und schließlich sank sein Blick ab. Irgendwas in ihm hätte gehofft, das Pflaster an der Stelle nicht zu sehen, aber dort war es – genau dort, wo er es vor drei Tagen noch hingeklebt hatte.

Er schluckte.

Toushirou wusste nicht, wieso er zögerte; wieso er nicht sofort losschrie und ihm mit fuchtelnden Handschellen hinterher rannte. Irgendwas in ihm zögerte. Weil er daran denken musste, was vor ein paar Tagen passiert war. Was er vor ein paar Tagen gemacht hatte.

Er hätte es nicht gemacht, hätte er gewusst, dass es Katsura gewesen wäre. Nein, ganz bestimmt nicht. Dann hätte er ihn höchstens verhaftet.

Und das sollte er nun eigentlich auch tun. Das war sein verdammter Job. Wieso stand er also hier herum und tat nichts?

Er löste sich aus seiner Starre, verengte die Augen und verzog die Lippen. Und dann setzte er gerade zu seinem legendären Schrei an, als er etwas in seinen Augenwinkeln wahrnahm. Etwas Großes, Weißes. Mit vier Beinen. Und einem Geweih auf dem Kopf, das da sonst normal nicht war.

Sadaharu sprang und Toushirou weitete seine Augen, ahnte das drohende Unheil bereits.

Das große Tier erwischte ihn an der Schulter, drückte ihn zu Boden und für einen kurzen, fürchterlich unangenehmen Moment glaubte er, dass dieses verdammte Tier ihm, dank diesem enormen Aufprall, die Schultern gebrochen hätte.

Jedoch schien das Tier nicht wirklich auf ihn aufmerksam und lief ohne Wenn und Aber weiter und ging zu seinem Frauchen, das bereits nach ihm rief.

Toushirou konnte spüren, wie seine Hose sowie sein Oberteil feucht wurde und der Matsch und Dreck in seinem Gesicht führten dazu, dass seine Laune abrupt in den Keller fiel. Laut fluchend raffte er sich auf, fuhr mit der sauberen Hand über die Gesichtshälfte, an der Matsch und Boden hing und versuchte sie wegzuwischen. Das Tuscheln und Kichern der Leute, die durchaus aufmerksam auf seinen Sturz geworden waren, ignorierte er geflissentlich und sein Blick landete plötzlich, völlig schlecht gelaunt, in Sadaharus Richtung.

Und dann bemerkte er, dass Kotaro in seine Richtung blickte. Der Blickkontakt war nur kurz und dann setzte er sich – zusammen mit dem großen Amanto mit der Weihnachtsmütze – in Bewegung.

Okay. Scheiß auf den Tag in seinem misslungenen Urlaub.

Er hatte fürchterlich schlechte Laune und nur weil Hijikata Katsura gevögelt hatte, machte ihn das nicht plötzlich zu keinem Terroristen mehr.

Mit einem gebrüllten »Kaaaaatsuraaaaaaaaaargh!« setzte er schließlich zur Verfolgungsjagd an.

Wieso musste jeder dieser Tage so ätzend enden?

Und wieso zur Hölle machte er tagtäglich diese Drecksarbeit? Im wahrsten Sinne des Wortes 'Drecksarbeit'.

Gintoki, die Brille und die kleine Nervensäge schienen sich nicht einmischen zu wollen, sondern schenkten Toushirou nur mitleidige Blicke, für die er sie am liebsten auf der Stelle verhaftet hätte. Dummerweise war Katsura im Moment wichtiger.

Die dunklen Haare verschwanden hinter einer Ecke und mit einem genervten Gesichtsausdruck sprintete der Shinsengumi Vizekommandeur mit seiner schmutzigen Uniform hinterher.

Er hasste die Weihnachtszeit.

11

Katsura hatte viel Vorsprung und Hijikata wusste jetzt schon, dass er ihn nicht bekommen würde. Das hatte bis jetzt ja noch nie wirklich geklappt. Katsura Kotaro war ein Ass, wenn es um die Flucht ging. Und genau deswegen machte er die Shinsengumi zum Gespött; genau deswegen lief er ihm hinterher und versuchte ihn zu bekommen, auch wenn er wusste, dass es vermutlich nicht klappen würde.

Deprimierend. Durchaus deprimierend.

Katsura lief anders als sonst. Und Toushirou war sich ziemlich sicher, dass seine Bewegungen nur deswegen anders waren, weil sein Rücken vermutlich noch geschunden war. Na ja, vielleicht hatte er auch noch in tieferen Bereichen Schmerzen. Dummerweise änderte das nichts daran, dass er die Stadt besser zu kennen schien, als Toushirou. Und eigentlich war das gar nicht möglich, denn der Vizekommandeur kannte jeden verfickten Winkel in Eods Straßen.

Kotaro wohl auch. Und irgendwie schien er ihm wohl doch etwas überlegen. Toushirou fragte sich, wieso er nicht einmal diesen dummen, großen Amanto einholen konnte.

Vielleicht wäre eine Bazooka jetzt ja doch ganz praktisch. Dummerweise konnte er sich die – im Gegensatz zu Sougo – nicht einmal plötzlich aus dem Nichts herzaubern. Deswegen musste er halt rennen.

Seine Brust hob und senkte sich schon erkenntlich schneller und er atmete bereits durch den Mund, fühlte sich jedoch alles andere als schlapp. Das Adrenalin in seinen Adern führte dazu, dass er auf seinen körperlichen Zustand herzlich wenig gab und einfach nur rannte.

Und während er immer wieder sehen konnte, wie Katsura an den unmöglichsten Stellen plötzlich hinter einer neuen Ecke verschwand, fluchte er innerlich. Er hasste dieses Wetter, er hasste Schnee, er hasste die Weihnachtszeit, er hasste Urlaub und er hasste Katsura, dumme Amantos, Gintoki und überhaupt alles und die Welt.

Seine Laune hätte vermutlich nicht noch schlechter werden können. Vielleicht nur noch, wenn Sougo nun plötzlich hinter der nächsten Ecke auftauchen würde und versuchen würde, ihn mit seiner Bazooka abzuschießen.

Ein lauter Knall und Toushirou konnte gerade noch rechtzeitig abbremsen, schlitterte jedoch trotzdem in die Rauchwolke. Es war nur eine kleine Explosion gewesen, aber dennoch hatte Toushirou schützend seinen Arm über das Gesicht gelegt und die plötzliche, unangenehme Wärme war wohl Zeichen dafür, dass seine Uniform nun nicht nur dreckig, sondern auch stellenweise verschlissen war.

Er fluchte auf äußerst unsympathische Art und Weise. Was war das denn jetzt? War Sougo plötzlich tatsächlich aufgetaucht?

Hijikata stolperte aus der Rauchwolke, hustete danach kurz und sah sich um. Er stand vor einer Sackgasse.

Und Katsura und Elizabeth waren weg.

Einfach so. Als hätten sie sich in Luft aufgelöst.

Was zur verfluchten Hölle?

Mit einem lauten, fürchterlich gereizten Schrei kündigte Toushirou schließlich seinen Feierabend an.

11 Bonus | 3. Advent

»Hahahahaha«, war zu hören, während er schützend die Hände hob. »Beruhige dich, Mutsu.«

»Wo. Ist. Mein. Verdammter. Hut?«, wollte sie wissen

»In deiner Hand«, bemerkte er dann mit einem Ton, der sie hoffentlich beruhigen würde.

Mutsus Miene verfinsterte sich und Tatsuma ging vorsichtshalber einen Schritt zurück. »Das ist eine verdammte Weihnachtsmütze und nicht mein Hut!« Und dann landete besagte Weihnachtsmütze auch schon in Tatsumas Gesicht und im selben Moment konnte er spüren, wie Mutsu ihren Fuß in seinem Magen versenkte.

Er gab ein röchelndes Geräusch von sich und fiel dann unsanft auf den Rücken; die Weihnachtsmütze lag noch in seinem Gesicht. Langsam zog er sie von selbigen und gab ein unsicheres Lachen von sich.

Eine Erklärung für diese brenzlige Situation?

Nun ja; es war Weihnachtszeit und auch wenn sie in diesem Zeitraum nicht irgendwo landen würden, so hatte er doch etwas weihnachtliche Stimmung verbreiten wollen. Das hatte damit angefangen, dass er Mandarinen verteilt hatte, ein paar ihrer Köche dazu überredet Plätzchen zu machen und hin und wieder ein paar hübsche, neuwertige Lichterketten aufzuhängen, die sie eigentlich hätten verkaufen sollen.

Sakamoto Tatsuma mochte Weihnachten! Und das nicht nur, weil es ein Grund war, möglichst viel Alkohol zu trinken, sondern weil es ein Fest der Liebe war. Und so etwas musste doch natürlich gefeiert werden.

Dass Mutsu da nicht mitmachen würde, hatte er sich von Anfang an gedacht; und deswegen hatte er ihren Hut einfach mit einer flauschigen Weihnachtsmütze ausgetauscht.

Aber so wie es aussah, hatte es bei Mutsu nur wenig Anklang gefunden. Konnte er gar nicht verstehen.

»Ich... hahaha, ich weiß nicht.« Das würde sie ihm wahrscheinlich nicht glauben. Tatsuma hatte sich gerade aufgerafft, als Mutsu im nächsten Moment ihren Fuß in seinem Gesicht versank. Er gab ein erschrockenes, gleichzeitig schmerzhaftes Geräusch von sich und landete wieder auf dem Boden, stieß sich diesmal den Kopf. »Outch!«

»Mein Hut, Sakamoto! Gib ihn mir wieder!«

»Ich hab ihn ni- aaaargh! M-mutsu! Hör auf!«

Sie trat ihm in die Seite und schließlich rollte er sich weg, raffte sich auf und stand dann wieder auf. »Wieso ziehst du nicht einfach die Mütze an?«

»Weil es eine verdammte Weihnachtsmütze ist!«

»A-aber... hahaha, es ist doch Weihnachtszeit! Da kannst du auch mal eine Weihnachtsmütze aufziehen.«

»Nein«, fauchte sie ihn an und Tatsuma duckte sich weg, als sie in seine Richtung schlug.

»Beruhig dich Mutsu, hahaha, bitte! Du könntest jemand verletzen!«

Sie schnaubte genervt und verschränkte dann die Hände, starrte ihn tadelnd an. Sie öffnete gerade den Mund, als Sakamoto sie unterbrach. »Wieso magst du Weihnachten nicht?«

Für einen kurzen Moment schien Mutsu aus der Bahn geworfen zu sein, sie blinzelte kurz und schließlich kehrte ihre dämonische Miene wieder zurück. »Einfach so! Und jetzt gib mir meinen Hut wieder zurück.«

Sakamoto seufzte leise und schenkte ihr ein ehrliches Lächeln. »Wenn du mir versprichst, dass wir Weihnachten zusammen feiern.«

»Vergiss es«, zischte sie und Sakamoto versuchte ihr einen flehenden Blick zuzuwerfen, den sie jedoch gekonnt ignorierte.

»Biiiiiitte!«

Sie schnaubte. »Gib mir meinen Hut zurück und ich überlege es mir.«

»Muutsuu! Biiiitte!«, sagte er langgezogen.

»Okay, schön. Meinetwegen. Gibst du mir jetzt meinen Hut?«

Sakamotos Miene hellte sich wieder auf und er schenkte ihr ein fröhliches Lächeln. Das kurz darauf verschwand. »Ich hab deinen Hut aber nicht.«

Und dann rannte er lachend weg und wurde von einem tollwütigen Dämon verfolgt. Aber das war es wert gewesen! Hauptsache sie hatte zugesagt.

12

Es war der 18. Dezember; im Westen der vierte Advent.

Die letzten Tage waren wie üblich verlaufen. Er hatte viel zu viel gearbeitet, sich am laufenden Band aufgeregt, Sougo hin und wieder halb getötet, weil er ihn halb getötet hatte und Yamazaki war auch nicht gerade glimpflich davon gekommen. Er hatte einfach furchtbar schlechte Laune gehabt; auf der Arbeit, nach und vor der Arbeit. Aber letztendlich hatte er den ganzen Tag damit verbracht zu arbeiten. Es hatte hin und wieder geschneit, dadurch ein paar Unfälle gegeben, Chaos auf den Straßen, Chaos auf den Weihnachtsmärkten und so weiter. Wieso feierten sie hier überhaupt so etwas wie Weihnachtsmärkte? Toushirou fand jedes Mal nur, dass es dämlich und überflüssig war. Außerdem hatte er das Gefühl, dass die ganzen Lichterketten nur da waren um ihn zu verspotten.

Sougo war nicht da. Toushirou hatte keine Ahnung, wo sich der Idiot herum trieb, aber eigentlich war es ihm auch egal. So konnte er wenigstens ein paar Minuten die Ruhe genießen.

Er musste heute nicht arbeiten. Wahrscheinlich würde er später nochmal auf Streife gehen, einfach weil er sonst nichts mit sich zum Anfangen wüsste, aber im Moment lag er angezogen auf seinem Futon, starrte an die Decke und dachte nach.

Es war dringend, dass er das endlich mal tat. Sein Kopf war die ganze Zeit schon voller seltsamen Gedanken und er war nie dazu gekommen, ernsthaft darüber nachzudenken. Die Arbeit hatte das alles verdrängt. Und Toushirou wusste, dass er das hier hatte verdrängen wollen, aber irgendwie klappte es nicht mehr.

Worüber er nachdachte, war wohl ziemlich offensichtlich. Er hatte vor ein paar Tagen, vielleicht sogar schon Wochen – so genau wusste er es gar nicht mehr – mit Kotaro geschlafen. Mit Katsura Kotaro. Nicht, dass er gewusst hatte, dass es Katsura gewesen wäre...

Das Problem war nur, dass er nun herzlich wenig Ahnung hatte, wie es weiter gehen sollte. Logisch wäre es, wenn es so weiter gehen würde, wie sonst auch immer. Er musste ihn einsperren, weil er ein Terrorist war. Aber spätestens jetzt schaltete sich sein Gewissen ein. Denn die Shinsengumi war schon lange nicht mehr das, was sie einmal gewesen war, wofür Kondo und er gekämpft hatten. Im Moment waren sie einfach nur ein Fußabtreter der Regierung. Das war ja halbwegs auch noch in Ordnung – wäre da nicht die Sache mit den Amanto.

Er konnte Katsuras Taten durchaus nachvollziehen. Irgendwas in ihm stand auch voll und ganz hinter ihm. Jedoch konnte und wollte er nicht zulassen, dass die Stadt darunter litt. Und das tat sie, wenn man mit Bomben um sich schmiss. Katsura war alles andere als ungefährlich und vermutlich gehörte er in hinter Gitter, egal wie sehr Toushirou seine Taten auch nachvollziehen konnte.

Das war jedoch nur ein kleines Problem. Viel mehr versuchte er nachzuvollziehen, wieso das passiert war, was passiert war. Es machte keinen Sinn.

Er hatte gewusst, dass es ein Mann war und eigentlich stand er nicht auf Männer. Es war nicht so, dass eine Frau nicht auch einen Hintern hatte, den man vögeln konnte – aber mit einem Mann war es dennoch was anderes. Nicht, dass ihn das letztens wirklich gestört hatte. Selbst wenn er jetzt darüber nachdachte, war kein Problem dabei gewesen. Es war ja nur Sex gewesen.

Er hatte es genossen. Die Tatsache, dass er sich normal mit Zurako hatte unterhalten können, dass sie ihn angefasst hatte, ohne ihn erwürgen zu wollen (wenn er jetzt daran dachte, glaubte er, dass er das wohl sehr gern gemacht hätte... Verdammter Teufelskreis), dass er ihn massiert hatte und dass Toushirou diese Tatsache irgendwie spitz gemacht hatte. Gut, es war auch schon länger her gewesen, seitdem er das letzte Mal wahllos irgendeine Frau abgeschleppt hatte. Er tat es nicht oft, aber er tat es durchaus. Er war beliebt bei den Frauen (bis sie seine Essgewohnheiten sahen) und er war eben auch nur ein Mann.

Und Zurako? Na ja, Zurako war hübsch gewesen. Groteskerweise wusste er nun, dass Zurako Katsura war und die Tatsache Katsura als 'schön' zu bezeichnen war zwar keine Lüge, wollte aber irgendwie nicht in seinen Kopf passen. Sie waren Feinde. Das war eine Tatsache.

Katsura hatte das Ganze vermutlich nur wegen Informationen gemacht. Er hatte versucht ihn abzufüllen und vermutlich etwas aus ihm herauszuquetschen. Und immerhin hatte er ja auch etwas geschafft. Scheiße, Hijikata war schuld daran, dass sie es nicht geschafft hatten, dieses Joui-Lager zu überfallen und sie festzunehmen. Das ging alles auf sein Konto. Weil er es zugelassen hatte, dass er ihm das Handy aus der Hand genommen hatte. Er hatte sich verdammt noch mal von ihm um den Finger wickeln lassen.

Jetzt regte ihn das sehr wohl auf, aber damals hatte ihn das nur halbherzig genervt.

Er hatte es genossen. Und hätte er nicht herausgefunden, dass es sich um Katsura gehandelt hatte, hätte er vermutlich nicht einmal abgestritten, es erneut zu tun. Es hatte ihm gefallen. Gott, natürlich, es war Sex gewesen. Mann oder Frau war da doch egal. Letztendlich war es nur um seine eigene Befriedigung gegangen. Aber Tatsache war, dass er an diesem Tag sehr wohl auf Katsura – oder eher Zurako – gestanden hatte.

Scheiße.

Hijikata hob seine rechte Hand und legte sie über seine Augen und die Stirn.

Das einzige, das er an der Sache nicht verstand war, wieso Katsura mitgemacht hatte. Das war das einzige, auf das er sich keinen Reim machen konnte. Gut, er war nun nicht begeistert gewesen, aber er hatte nicht gesagt, dass er aufhören sollte – er hatte sich nicht einmal gewehrt. Und Toushirou war moralisch genug und hätte ihn gehen gelassen, hätte er sich dagegen geweigert und gewehrt. Aber das war nicht passiert.

Und das verwirrte ihn. Das passte nicht. Wieso sollte Katsura zulassen, dass er ihn einfach mal so flachlegte?

»Aaaaaargh«, gab er leise von sich und man konnte ihm anhören, dass er es wirklich nicht verstand. Es machte keinen Sinn, es... es war einfach nicht logisch.

Vielleicht war ja das Katsuras Plan gewesen. Vielleicht hatte er ihn genau damit verwirren wollen.

Nein, nein, das war irgendwie zu weit hergeholt.

Nachdem er sich dazu überredet hatte nun doch lieber zu arbeiten, kam er auf den Entschluss, dass er nun nicht klüger als zuvor war. Es war eigentlich nur vergeudete Zeit gewesen, in der er sich ein paar Fragen gestellt hatte, die er nicht beantworten konnte.

Ätzend. Er verabscheute so etwas.

13

Da das Nachdenken nichts gebracht hatte, war er also wieder arbeiten gegangen, obwohl er das eigentlich gar nicht musste. Aber er hatte gelernt, dass er nur Schwachsinn anstellte, wenn er mal nicht arbeitete. Also verbrachte er seine Freizeit halt einfach mit sinnlosen Streifen.

Sein Kopf fühlte sich viel zu schwer an und seine Laune war auch nicht die beste – aber das war ja völlig normal bei ihm. Während er seine siebte Zigarette an diesem Tag rauchte, musste er sich beherrschen, nicht schon wieder an dieses Thema, für das er keine Antworten finden würde, zu denken. Er musste es wissen. Scheiße, es war nicht logisch. Er brauchte einen Grund dafür.

Dummerweise konnte er nicht einfach mal so zu Katsura wandern und ihn danach fragen. Der würde ihn auslachen und danach wahrscheinlich in die Luft sprengen. So wie er es bei ihrer letzten Begegnung beinahe getan hätte.

Mit einem tiefen Seufzen hatte er sich in einer Ramenbar niedergelassen. Er musste ja eigentlich nicht arbeiten, daher konnte er sich ja auch etwas Ordentliches zum Essen leisten. Zudem war er der Letzte, der sich rechtfertigen musste, wenn er mal kurz eine Pause machte. Toushirou ließ sich sein warmes Essen also schmecken, bezahlte und trat dann wieder an die kalte Luft. Es lag kein Schnee mehr, aber man erkannte, dass es die letzten Tage geschneit hatte. Es war dreckig und matschig und Toushirou wollte sich gerade wieder aufregen, dass damit nur mehr unnötige Unfälle passieren, als ihm wieder jemand ins Auge fiel.

Seine stahlblauen Augen fixierten die Person und er hörte sich schlucken.

Der Hut, die Kleidung. Ein Mönch. Von wegen.

Vielleicht hätte Katsura sich lieber als Weihnachtsmann oder so einen Schwachsinn verkleiden sollen. Das wäre dann vielleicht weniger aufgefallen.

Toushirou seufzte. Er schloss die Augen für einen Moment und setzte sich dann in Bewegung. Nein, er würde nicht wie üblich lauthals losbrüllen, nein, er würde nicht in seine Richtung rennen und dabei möglichst viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Nein, heute nicht.

Mit leisen, jedoch großen Schritten näherte er sich dem angeblichen Mönch, seine rechte Hand griff zu einer der Handschellen, die an seinem Gürtel hingen, und mit einem ausdruckslosen Gesicht checkte er kurz die Lage.

Er wollte nicht zu viel Aufmerksamkeit erregen. Nicht heute, nicht jetzt.

Es war eine gekonnte Bewegung, mit der er die Handschelle gegen Katsuras rechtes Handgelenk drückte und ein bekanntes Klicken kurz darauf sagte ihm, dass er ihn hatte.

Kotaro blieb stehen und Hijikata stand neben ihm, versetzt nach hinten, und betrachtete den Teil des Gesichtes, den er dank des großen Hutes sehen konnte.

»Sieht aus, als hätte es sich ausspioniert«, sagte Toushirou ruhig.

»Sie müssen mich verwechseln«, konnte er Katsura hören. Toushirous Lippen zogen sich zu einem leichten Grinsen und seine Augen lagen auf Kotaros Hals, an dem er den aufgeregten Pulsschlag ganz gut erkennen konnte. Sah so aus, als hätte er damit nicht gerechnet.

»An deiner Stelle würde ich nun brav bleiben und einfach mitkommen.«

Kotaro biss die Zähne zusammen und gerade, als er eine plötzliche Bewegung machen wollte, zog Hijikata an der Handschelle und zog Katsura in die nächste kleine Gasse zwischen zwei Häusern.

Sie standen sich gegenüber und Kotaro schenkte Hijikata ein zerknirschtes Grinsen. Man konnte ihm deutlich ansehen, das er damit absolut nicht gerechnet hatte – zu seinem Leidwesen.

»Was willst du?«, fragte Katsura ruhig und sachlich und Toushirou runzelte die Stirn.

War das sein Ernst? »Nach was sieht es denn aus?«

Kotaro öffnete den Mund, schloss ihn dann wieder und sprach dann schließlich doch. »Nach einem großen Irrtum.« Toushirou glaubte, dass er etwas anderes hatte sagen wollen.

»Ach ja?«, wollte Toushirou wissen.

Die nächste Bewegung konnte er schon vorhersehen. Katsura versuchte mit dem Mönchsstab in seine Richtung zu schlagen und wollte sich im selben Moment losreißen. Aber Hijikata spielte nicht mit. Er würde die Handschelle nicht fallen lassen. Und im Gegensatz zu Katsura trug er sehr wohl ein Schwert bei sich – und seine Schwerthand war frei. Er zog also sein Schwert, schnitt den Holzstab durch, bevor er ihn erreichen konnte und zog gegen die ruckartige Fluchtbewegung von Kotaro an.

Er biss sich auf die Zähne und schenkte Kotaro einen gefährlichen Blick. Okay, der würde das sicher immer wieder versuchen. Verständlich, irgendwo. Mit einem genervten Seufzen schnallte er die Handschelle schließlich um sein eigenes linkes Handgelenk und blickte dann wieder zu Katsura, der plötzlich fürchterlich entgeistert wirkte.

»Wieso sollte man so etwas tun?«

»Damit gewisse Idioten nicht abhauen. Wirklich; du bist der größte Idiot, der mir je untergekommen ist«, schnaubte er.

Katsura öffnete seinen Mund und schenkte ihm dann seinen üblichen, fast monoton aussehenden Blick. »Das muss ich mir von jemandem wie dir nicht sagen lassen.«

»Doch, musst du«, stellte Toushirou fest und steckte sein Schwert wieder zurück in die Schwertscheide.

»Ich weiß, dass du Zurako warst.«

»Was?«, sagte Kotaro plötzlich; seine Stimme war ein wenig höher als sonst und die plötzliche Lässigkeit von eben war auch wieder verschwunden.

»Einer unserer Späher hat es wohl herausgefunden. Und bevor du jetzt auf den beschissenen Gedanken kommst, dass ich dich gevögelt habe, weil ich gewusst habe, wer du bist, muss ich dich enttäuschen. Ich hab es erst danach erfahren, kapiert?«

Kotaro biss sich auf die Zähne und Hijikata konnte ihm ansehen, dass er versuchte sich zu sammeln.

»Wieso hast du dich nicht gewehrt?«, fragte er dann schließlich und Kotaro sah starr an ihm vorbei.

»Ich weiß nicht«, antwortete er dann und schluckte. Toushirou hob seine Augenbrauen etwas an.

»Das ist keine Antwort«, stellte er fest.

»Ich weiß es nicht, okay?«, sagte Katsura, nun etwas lauter. »Woher hätte ich wissen sollen, dass du Kerle flachlegst?«

»Ich hab dir damals schon gesagt, dass ich das eigentlich nicht tue.«

»Aber du hast es getan.«

Jetzt war es Hijikata, der dem Blick auswich und innerlich fluchte. »Ja, schön, hab ich. Und?«

»Das fragst du noch? Und im Übrigen war es absolut nicht schön«, sagte Kotaro und klang etwas angepisst.

»Du hast aber nicht so geklungen als hätte es dir nicht gefallen«, fauchte Hijikata nun aufgebracht.

Kotaro schenkte ihm einen trockenen Blick. »Bild dir nur nichts darauf ein. So gut warst du nicht.«

»Ah, natürlich, ein Mann der sich als Frau verkleidet und Transe spielt, kann das sicher beurteilen«, schnaubte Toushirou und verzog die Lippen.

Katsura schaute ihn unbegeistert an. »Was wird das hier?«, fragte er schließlich flach.

»Ich versteh es nicht«, sagte Toushirou lauter als gewollt. »Es macht keinen Sinn, wieso hast du mitgemacht?«

»Bist du schwerhörig? Hab hab gesagt, dass ich es nicht weiß!«

»Das ist keine Antwort auf die Frage! Man weiß doch, von wem man sich vögeln lässt, oder nicht. Und wir waren beide nüchtern.« Dummerweise machte das die Sache nicht besser.

»Vielleicht hatte ich ja Mitleid mit einem armen Vizekommandeur, der nie jemanden abbekommt und sich in hübsche Kerle verguckt«, sagte er trocken.

»Was zur Hölle? Hast du ein Rad ab? Ich würde genug Frauen abbekommen, wenn ich wollen würde.«

»Ach? Wenn du wollen würdest, also... Vielleicht bist du ja derjenige von uns beiden, der auf Kerle steht«, schlug Katsura trocken und ruhig vor.

Dieses Arschloch! Hijikata knirschte mit den Zähnen. »Ich stehe absolut nicht auf Kerle!«

»Hat man ja gesehen«, antwortete Kotaro ironisch betont.

»Beantworte meine Frage«, forderte er dann wieder.

Kotaro rollte mit den Augen. »Kann ich nicht. Ich kann es mir selbst nicht erklären; aber das scheint ja nicht in dein Erbsenhirn zu wollen.« Genervt lehnte er sich an die Hauswand hinter ihm und sah Hijikata weiterhin an. »Vielleicht sollte ich eher fragen, was dich geritten hat, dass du auf die Idee kommst, dass sich jede Person einfach mal so von dir vögeln lassen wollen würde.«

Toushirou warf ihm einen tödlichen, genervten Blick zu. Und dann wollte er gerade antworten, dass er das selbst nicht so genau wüsste. Zum Glück fiel ihm der Fehler noch auf, bevor er den Mund öffnete. »Du sahst gut aus und hast mich spitz gemacht; reicht dir das?«

Katsura verzog die Lippen. »Du bist abartig.«

Hijikatas rechter Mundwinkel zuckte gefährlich. »Und bist gleich so was von tot!«

»Ich zittere«, murmelte er trocken.

»Rrrrrgrchh«, knurrte Toushirou und musste sich sichtbar beherrschen, sein Schwert nicht erneut zu ziehen.

Kotaro wandte den Blick ab und blickte auf die Straße. »War das alles? Kann ich jetzt wieder gehen?«

»Natürlich nicht«, fauchte er.

»Bald ist Weihnachten«, stellte Katsura plötzlich fest und drehte den Kopf wieder in seine Richtung. »In sechs Tagen. Und, hast du schon ein Date?«

»... Was?«, wollte er wissen und runzelte die Stirn. »Ich hab Besseres zu tun als an Weihnachten sinnlos herumzuvögeln. Außerdem geht dich das einen Scheißdreck an.«

»Hm, dachte mir schon, dass du niemanden abbekommst.« Katsura winkte mit der freien Hand ab. »Du kannst einem echt leidtun.«

»Willst du mich provozieren?«

»Was? Nein. Niemals. Wer würde denn so etwas tun?«

Hijikatas freie Hand landete auf Katsuras Schulter und drückte ihn damit gegen die Wand. Er hatte seine Augenlider gefährlich verengt und starrte ihn an. »Hör auf, mich zu verarschen.«

Die Worte hatte er schon mal zu ihm gesagt, fiel ihm plötzlich ein.

Katsura hatte die Augen weiter geöffnet und starrte ihn einige Momente perplex an, ehe er ihm ein schiefes Grinsen schenkte. »Wieso sollte ich?«

»Weil es mich nervt. Und weil ich sonst ungemütlich werden würde.«

Kotaro hob seine linke, angekettete Hand ein wenig, sah dann zu den Handschellen. »Na ja, wenn ich mich schon gefangen lassen nehme – nicht, dass ich nicht wieder abhauen würde – dann will ich wenigstens ein wenig Spaß an der Sache haben.«

»Ich hab nicht vor, dich einzusperren.«

»Was?«, machte Katsura verwundert und blickte in seinen stechenden, einnehmenden Blick. »Hab ich mich verhört?«

»Nein, hast du nicht«, sagte er langsam. »Ich bin nicht im Dienst. Und außerdem nicht in der Stimmung dich festzunehmen.«

»Ist das mein Weihnachtsgeschenk, oder was?«, wollte er trocken wissen.

»Willst du, dass ich dich festnehme?«, fragte Toushirou.

»... Nein«, antwortete Katsura und blickte weg. »Du wolltest also nur mit mir reden?«

»Ja. Aber klüger bin ich jetzt auch nicht.«

»Das bist du generell nicht.«

Toushirou widerstand dem Drang, ihm ins Gesicht zu schlagen.

Eine kurze Pause trat ein.

»Würdest du nochmal mitmachen?«, fragte Toushirou dann plötzlich und wusste selbst nicht, wieso er das wissen wollte.

Kotaro schenkte ihm einen äußerst schockierten, unerwarteten Blick und ihm entging nicht, dass etwas Blut in seine Wangen schoss. Er drehte den Kopf weg. »Bist du des Wahnsinns? Wieso sollte ich das?«

»Keine Ahnung. Einfach so?«, er zuckte provozierend mit den Schultern. »Hast du am Anfang des Monats ja auch gemacht.«

Kotaro biss sich auf die Zähne. »Ich hatte gehofft, dass ich ein paar Informationen aus dir herausbekommen kann. Und das hat ja auch geklappt.«

»Ach?«, wollte er trocken wissen. »Ist das der Grund für den Sex gewesen? Eine kleine Belohnung dafür, dass ich die Shinsengumi selbst blamiert hab?«

»Wenn du es so sehen willst...«

»Nein«, fauchte er. »Will ich nicht. Ich versuche nur zu verstehen, wieso das passiert ist.«

»Keine Ahnung! Ich hab keine Ahnung; ich weiß es nicht. Ich...«, er verstummte und blickte Toushirou ins Gesicht. »Was wird das?«, wollte er dann plötzlich wissen, als er sah, dass Toushirou den großen Hut etwas nach hinten geschoben (soweit es an dieser dummen Wand eben ging) und sich ihm gefährlich genähert hatte. Ein schiefes Grinsen lag auf seinen Zügen und Toushirou konnte an Kotaros Zügen ablesen, dass es ihn verwirrte.

»Küss mich«, forderte er.

14

»Küss mich«, forderte er und wusste selbst nicht so genau, wieso.

Ihm war danach. Je länger er Katsura angesehen hatte, desto größer wurde das Verlangen nach einer Wiederholung.

Es machte keinen Sinn. Es machte absolut keinen Sinn, aber eigentlich war ihm das im Moment egal. Scheiße, er wusste nicht was mit ihm los war und eigentlich wollte er darüber auch gar nicht nachdenken.

»W-was?«, brachte Katsura heraus und wirkte alles andere als ruhig und lässig wie sonst.

»Du hast mich schon verstanden.«

Katsura öffnete kurz seinen Mund und sah ihn immer noch mit überforderten Blicken an. »N-nein... nein, ich glaube nicht.«

Toushirou runzelte die Stirn. Die Hand auf Katsuras Schulter wanderte langsam in die Richtung des Halses.

»Hey«, machte er. »Ich bin ein Mönch. Das hier ist doch schon etwas zu intim!«

Toushirou schnaubte amüsiert. »Katsura, wir wissen beide, dass ich das Gegenteil weiß. So wie es aussieht, bist du intimen Berührungen gar nicht so sehr abgeneigt, hm?«

»B-bitte?«, fragte er. »Aber ganz bestimmt nicht von dir.«

»Das sah letztens noch ganz anders aus.«

Katsura schluckte und drehte den Kopf weg. Toushirou blickte ihn mit einer Mischung von Amüsement und Dominanz an. Er glaubte nicht, dass er Katsura je schon einmal so in die Ecke gedrängt erlebt hatte.

Seine Hand hatte Katsuras Hals inzwischen erreicht und er bemerkte, dass Katsura wohl nicht wirklich wusste, was er tun sollte. Er wirkte irgendwie hin und her gerissen, starrte noch immer an ihm vorbei und biss sich auf die Zähne.

Hijikata näherte sich seinem Gesicht und war sich selbst nicht wirklich sicher, wieso er das hier tat. Ihm war danach. Scheiße, ihm war tatsächlich danach. Es war nicht so, dass er verknallt wäre, oder so ein Quatsch (denn innerlich schlug sein Herz noch immer für Mitsuba), er hatte einfach nur Lust darauf, das Ganze zu wiederholen. Vielleicht weil er es nicht tun sollte, weil es irgendwie verboten war. Gott, er sollte Katsura eigentlich einbuchten und nicht flachlegen.

Hijikata war eigentlich kein Mensch, der Dinge tat, die er nicht tun sollte. Das hier war vermutlich nur eine Ausnahme weil... na ja, eigentlich wusste er selbst nicht so genau, wieso es so war. Es hatte keinen Grund.

Er wollte einfach – diese Tatsache sollte genügen.

Nein, nein, eigentlich nicht. Eigentlich sollte er das hier nicht tun. Eigentlich...

Ach, drauf geschissen.

»Meine Forderung steht noch immer«, hauchte er ihm ins Ohr und seine rechte Hand löste sich von seinem Hals und die Finger verfingen sich in den langen, schwarzen Haaren.

»W... wieso sollte ich?« Nachdem er sich halbwegs gefangen hatte, schien seine Stimme wieder etwas normaler zu sein. Jedoch bemerkte Toushirou sehr gut an seinem Puls, dass er wohl ziemlich aufgeregt war.

»Ich werde dich nicht zwingen«, sagte Toushirou wahrheitsgemäß.

Hijikata schielte zur Seite und konnte erkennen, wie Katsura seinen Mund öffnete und dann wieder schloss.

»Würdest... würdest du mich bitte losmachen?«, fragte Katsura dann schließlich steif und Hijikata hob die Brauen.

Wenigstens schien Katsura noch halbwegs klar zu denken.

Toushirou lehnte sich wieder nach hinten, nahm Abstand von Katsura und blickte irgendwo in die Gasse. Seine rechte Hand wanderte in seine Hosentasche und irgendwas in ihm glaubte, dass das hier nicht das war, was er hatte haben wollen. Er verzog die Lippen und schielte dann schließlich zu Katsura. Er wendete den Blick wieder ab, drehte sich erneut ein wenig und runzelte dann die Stirn.

»Wo zur Hölle...«, murmelte er, während seine Hand noch immer in der Hosentasche war.

»Sag mir bitte nicht, dass-«

»Sei still«, fauchte Toushirou aufgebracht, zog die Hand aus der Hosentasche und suchte in der anderen.

Kotaro hob seine freie Hand und klatschte sie gegen seine Stirn. »Du hast den Schlüssel verloren?«

»Bestimmt nicht«, keifte er zurück.

Einige Augenblicke des Suchens vergingen, ehe Toushirou geseufzt nervte. »Nicht schon wieder...«

Katsura verdrehte die Augen. »Selbst schuld«, sagte er trocken.

»In der Scheiße sitzen wir trotzdem beide.«

»Wird ja wohl nicht schwer sein, einfach ein paar einfache Handschellen zu zerstören...«

»Das sind nicht nur irgendwelche einfachen Handschellen«, entgegnete Toushirou.

Katsura seufzte. »Schön, ich verstehe. Heißt das, wir müssen nun zu irgendeinem Schmied gehen, der uns befreit?«

»Bist du irre? Wenn wir so in der Öffentlichkeit herumlaufen, kann ich dich auch gleich einbuchten.«

Katsura blickte zur Seite und verzog die Lippen, musterte danach Hijikata wieder genau. »Ist das eine Falle?«

»Nein«, schnaubte er. »Vielleicht solltest du mir einmal glauben.«

»Ist das ein Witz?«, fragte er trocken.

»Natürlich nicht«, schnaubte Hijikata.

»Und was machen wir jetzt?«

Toushirou zuckte mit den Schultern und schwieg einige Momente. »Also, hier können wir sicher nicht bleiben. Wäre zumindest nicht produktiv.« Das stimmte wohl.

»Plan ist es also, uns irgendwo unbemerkt hinzuschleichen und dort zu versuchen die Handschellen loszuwerden?«, sagte Kotaro dann.

»Sieht so aus.«

Und dann bewegten sie sich tatsächlich, nachdem Hijikata vorgeschlagen hatte, dass sie in eines dieser Hotels um die Ecke sollten. Dort würden sie dann Elizabeth oder Yamazaki – oder sonst irgendjemand (vielleicht sogar Gintoki) anrufen können, damit man ihnen irgendwie... Hilfe leisten konnte.

Von wegen.

Toushirou hatte eigentlich nur dafür sorgen wollen, dass sie nicht mehr in der Gasse standen. Denn die Schlüssel für die Handschellen hatte er sehr wohl...

15

Katsura schien die Straßen und Ecken Edos tatsächlich besser zu kennen als er. Das war irgendwie deprimierend, aber seine Gedanken konzentrierten sich im Moment eh herzlich wenig darauf.

Er war ein Arschloch.

Gott, natürlich war er das. Was er hier abzog war nicht mehr feierlich, aber die Kälte und seine innere Stimme hatten ihn recht schnell überredet, genau das hier abzuziehen. Er wusste nicht wieso, aber er wollte ihn. Er war ein Idiot; ein unglaublich großer Trottel und dennoch konnte man wohl nicht leugnen, dass er gut aussah. Und er leistete Widerstand; er folgte seinem Ziel und gab nicht auf und das fand er beeindruckend. Die Shinsengumi war Toushirous Leben, seine Familie und dennoch konnte er nicht abstreiten, dass ein Teil von ihm nicht auf der Seite der Regierung war. Er konnte Kotaro ganz gut verstehen und nachvollziehen und vielleicht gab es auch etwas in ihm, dass ihn gar nicht festnehmen wollte. Vielleicht war das der Grund, wieso er normal laut brüllend auf ihn losstürmte, damit der Idiot das schnell genug mitbekam und abhaute. Na ja, vielleicht war es aber auch einfach nur Toushirous Art.

Aber das hier war ja eigentlich nicht seine Art, aber es war kalt, es war Winter und er hatte schlechte Laune und wollte sie los werden. Und Kotaro war hier und kam ihm eben recht gelegen. Selbst schuld...

»Toooshi!«

Wie eingefroren blieb Toushirou plötzlich stehen, als er die all zu bekannte Stimme wahrnahm, nachdem sie gerade aus einer Gasse geschlichen waren. Er schielte kurz zu Kotaro, der ihm einen genau so fassungslosen Blick zuwarf und drehte den Kopf dann zur Seite und sah zu Kondo, der im nächsten Moment schon vor ihm stand.

»Wen hast du denn d.... Katsura

Hijikatas Oberlippe zitterte kurz. »Hallo, Kondo-san«, sagte er neutral.

Okay.

Okay.

Scheiße.

Das war absolut nicht geplant gewesen.

»Ich bin nicht Katsura. Ich bin ein Mönch.«

»Oh«, machte Kondo und kratzte sich am Kopf und deutete dann auf die Handschellen. »Was ist denn passiert?«

Ausrede, Ausrede, Ausrede. Ein Hoch auf Kondos Dummheit.

Okay, okay, das hatte er nun nicht gedacht. Immerhin mochte und respektierte er Kondo, aber...

Scheiße.

»Öffentliche Erregung. Eh, Erregung öffentlichen Ärgernisses.«

»Was?«, platzte Katsura heraus. »Ich bin ein Mönch! Du hast mich nur beim Klauen erwischt.«

»Richtig«, sagte Toushirou todernst. »Und außerdem ist er betrunken.«

Katsura nickte. »R-richtig«, lallte er dann.

Kondo kratzte sich am Kopf. »Sieht fast aus wie Katsura.«

»Mein Name ist nicht Katsura. Ich bin Kogoro.«

»Oh. Na dann.«
 

Die Situation war anders ausgegangen, als er geplant hatte. Denn Katsura stand nun auf der anderen Seite der Gittern und schenkte ihm einen trockenen Blick.

Nach einem lauten Brüllen hatte er dafür gesorgt, dass die anderen Mitglieder sich verzogen. Er würde sich selbst darum kümmern. Aber so wie es aussah hatten sie wenigstens geschluckt, dass es nicht Katsura war. Toushirou war sich nicht sicher, ob ihn das beruhigen oder beunruhigen sollte...

»Morgen kommst du wieder raus«, erklärte er. »Wenn du wieder nüchtern bist.«

»Sehr lustig, Arschgesicht.« Oh, er hatte Katsura noch nie so ausfallend fluchen hören.

»Das war keine Absicht gewesen«, fauchte er zurück. »Wirklich nicht!«

»Und das soll ich glauben?« Katsuras Stimme war ruhig und er tadelte ihn mit seinem üblichen Blick.

»Woher sollte ich denn wissen, dass Kondo-san in der Nähe ist?«

»Keine Ahnung. Aber wenigstens waren sie dumm genug um mich nicht zu erkennen. Lässt du mich morgen raus?«

»So wie ich dich kenne, würdest du doch eh rauskommen. Egal ob ich dich gehen lass, oder nicht.«

»Korrekt.«

Hijikata seufzte langgezogen. »Du kommst morgen wieder raus, wenn bis dahin niemand auffällt, wer du bist...« Oh Gott, das hier war so furchtbar falsch. In allen erdenklichen Wegen.

»Du hattest die Handschellenschlüssel, oder?«, wollte Katsura plötzlich wissen und Toushirou hob die Brauen etwas an. Eben hatte man die Schellen logischerweise mit einem anderen Schlüssel gelöst, aber wie kam Katsura denn nun auf die Idee?

»Vielleicht«, sagte er trocken. »Ich geh erst mal was essen. Viel Spaß hier.« Mitten im Satz drehte er sich um und steuerte schließlich die Tür an.

»Heeey!«, konnte er Katsura nur protestieren hören. Mit einem leichten Grinsen trat er schließlich aus dem Zimmer.

16

»Elizabeth macht sich sicher Sorgen«, waren welche der ersten Worte gewesen, die Katsura zu ihm gesagt hatte, nachdem er nach gut einer Stunde den Raum wieder betreten hatte (natürlich hatte er dafür gesorgt, dass niemand anderes hier war; die Idioten, die Wache geschoben hatten, durften nun den Garten säubern und danach hatten sie gnädigerweise Feierabend; Toushirou konnte so ein netter Mensch sein). Er hatte sich auf einen der Stühle gesetzt und sah zu den Gitterstäben und Kotaro, der dahinter auf dem Boden saß.

»Sie wird’s schon überleben«, sagte er und wusste nicht, ob er gut gelaunt war, oder nicht.

»Wieso hast du die anderen weggeschickt?«

»Ich wollte dir Gesellschaft leisten«, sagte er trocken und warf Katsura ein dreckiges Grinsen zu.

»Sehr schön. Willst du mich nicht einfach freilassen? Immerhin hast du gesagt, dass du mich nicht festnehmen willst...«

»Vergiss es. Du kommst morgen doch so oder so wieder raus...«, sagte er und fand, dass es unglaublich falsch klang.

Katsura murmelte irgendetwas und Toushirou hob die Augenbrauen, stand dann schließlich auf und wanderte zu den Gitterstäben.

»Okay, du wirst das nie wieder von mir hören aber... es tut mir wirklich Leid, wie es gelaufen ist. So war das nicht geplant gewesen.«

Kotaro schnaubte trocken. »Wie denn sonst?«

»Eh«, stutzte Toushirou. »Nicht so auf jeden Fall.«

Kotaro blickte irgendwo gegen eine der Wände und fuhr sich mit der rechten Hand durch die Haarsträhnen, die ihm ins Gesicht fielen. »Du wolltest mich flachlegen, oder?«

Toushirou öffnete seinen Mund und verzog schließlich die Lippen etwas. Er schloss den Mund wieder und betrachtete ihn kurz. »Du hast mitbekommen, dass ich die Schlüssel hatte?«

»Ich hab es mir gedacht. Aber das beantwortet nicht meine Frage.«

»Doch, tut es. Und wieso zur Hölle bist du dann einfach so mitgekommen?«

Katsura stockte kurz und runzelte dann die Stirn, blickte noch immer weg. »Weiß nicht.«

»Komm her«, sagte er dann und winkte Katsura zu sich, der ihn jedoch nur etwas misstrauisch ansah.

»Wieso?«, wollte er wissen.

Toushirou zog seine Augenbrauen langsam zusammen. »Los!«

Katsura seufzte, schien kurz zu zögern und erhob sich dann tatsächlich, näherte sich den Gitterstäben und betrachtete Hijikata vorsichtig, der noch immer auf der anderen Seite stand.

Hijikata streckte seine Hand aus, griff um Katsuras Handgelenk und zog ihn in seine Richtung. Ohne viel Gewalt; vermutlich auch, weil Katsura sich von selber näherte.

»Ich hab keine Ahnung, wieso ich das will«, sagte er ehrlich und Katsura schenkte ihm einen stillen, leicht fragwürdigen Blick. »Komm nicht auf die Idee, dass ich in dich verknallt wäre, oder so eine Scheiße, okay?« Denn das war er nicht; glaubte er. Er hing noch immer an Mitsuba; irgendwie, irgendwo.

»Vielleicht, weil du Regierungshund auch nur irgendwelche Gelüste hast?«

»Sieht so aus. Und nenne mich nicht so«, fauchte er schließlich.

»Ist nur eine Tatsache.«

»Aber die Tatsache spielt im Moment keine Rolle, okay? Würden wir nach Tatsachen gehen, würdest du auch hinter Gittern bleiben.«

Kotaro hob eine Augenbraue. »Würden wir nach Tatsachen gehen, dann-«

»Hör auf«, schnaubte Toushirou genervt. »Ich hab schon verstanden, was du sagen willst.«

Katsura senkte seine Augenlider und Toushirou ging davon aus, dass er seine Hand ansah, die noch immer sein Handgelenk festhielt.

»Du kannst mich loslassen.«

»Nein«, sagte er. »Dann rennst du nur weg.« Aus irgendeinem Grund hatte er seine Stimme gesenkt und im nächsten Moment lehnte er sich ein wenig gegen die Gitterstäbe, sah weiterhin in Katsuras Gesicht, der den Blick inzwischen wieder erwiderte. »Mein Angebot steht noch immer. Und hier wird uns niemand stören.«

Katsura runzelte die Stirn, sah kurz zu der Tür und dann wieder zu Toushirou. Er schluckte, öffnete die Lippen und betrachtete dann Toushirou. Er schielte wieder zur Seite und senkte die Augenlider etwas. »Das ist eine Falle, oder...?«

»Wieso sollte es eine Falle sein?«, fragte er.

Katsura zuckte träge mit den Schultern. »Ich sollte dir nicht vertrauen.«

Toushirou verzog die Lippen. Da hatte er wohl recht, das sollte er tatsächlich nicht. »Zieh endlich deinen dämlichen Hut aus«, sagte er dann plötzlich etwas aufgebrachter.

»Okay, okay«, seufzte Kotaro und kurz darauf landete der Hut lieblos am Boden. »Und hier kommt wirklich niema-«

»Nein.«

Katsura senkte den Kopf etwas und schluckte dann leise. Toushirou betrachtete ihn und glaubte, dass das hier nichts werden würde. Scheiße, vermutlich war er viel zu aufdringlich. Und das klang nicht einmal nach ihm. Zumindest nicht in diesem Sinne.

»Okay«, sagte er dann leise und Toushirou runzelte die Stirn.

»Was?«, wollte er wissen.

Er öffnete den Mund und hob schließlich den Blick wieder, warf ihm einen vorwurfsvollen Ausdruck zu. »Du weißt, was ich meine...«

»... nein?«, sagte er und war im Moment wirklich nicht sicher, was Katsura meinte.

Und dann schoss Katsuras freie Hand nach vorn und griff um seinen Kragen. Mit einer Wucht wurde er nach vorn gezogen und Toushirou spürte den plötzlichen Schmerz der Gitterstäbe an seinen Wangen und Schläfen. Und gerade, als er sich lauthals darüber beschweren wollte, konnte er verschwommene Haut wahrnehmen. Katsuras Lippen berührten seine und die Überraschung verschwand schnell und wurde von einer siegessicheren Haltung eingenommen.

Seine freie Hand wanderte erneut zu seiner eigenen Hüfte und langsam zog er die Handschellen hervor, an denen sie vor wenigen Stunden noch zusammen gehangen hatten. Gekonnt erwiderte er den Kuss, biss Katsura in die Unterlippe und im nächsten Moment – als wäre es reiner Mechanismus – legte er die Handschelle um Katsuras Armgelenk, dessen Hand seinen Kragen festhielt.

Sofort zuckte Katsura zusammen, unterbrach den Kuss, doch Hijikata reagierte schneller, zog Katsuras zweite Hand durch die Gitter und legte die zweite Schelle um das andere Handgelenk.

»Hey«, protestierte er und klang vermutlich nicht halb so empört, wie er hatte sein wollen.

Toushirou schenkte ihm ein überlegenes Grinsen. »Ich weiß, dass du es auch willst.«

»Das ist ja wohl der dümmste Anmachspruch, den man sagen kann. Aber du scheinst mit Flirten allgemein nicht viel am Hut zu haben. Verständlich.«

»Hey! In deiner Lage würde ich mich nun lieber nicht provozieren.«

Katsura schnaubte resigniert und blickte zur Seite. »Benutz' diesmal bitte wenigstens Gleitgel.«

17

Er hatte die Tür verschlossen – nur aus Sicherheitsgründen; er ging wirklich nicht davon aus, dass ihn hier jemand stören würde. Vor allem nicht, wenn er sie alle lautstark weggeschickt hatte. Und hier gab es ja niemand, der freiwillig in seine Nähe kam. Aber man konnte ja nie wissen. War nur für den Fall der Fälle, der eigentlich nicht eintreten sollte, aber den man doch nie ganz ausschließen konnte.

Und er war Zuras Bitte sogar mehr oder weniger nachgegangen. Er glaubte nicht, dass es in diesem Haus irgendwo Gleitgel gab. Zumindest hoffte er stark, dass er mit diesem Gedanken richtig lag; aber der Erste Hilfe-Kasten hatte irgendeine Wundcreme hergegeben. Würde schon gehen.

Mit einem leichten, schiefen Grinsen hatte er die Zelle schließlich geöffnet, hatte den Schlüssel aus Sicherheitsgründen stecken gelassen (Zura kam ja nicht weg... und nicht, dass er sich aus Versehen auch noch einsperren würde). Die Creme landete irgendwo am Boden und Katsura schenkte ihm einen misstrauischen Blick.

»Kann ich dich wegen so was eigentlich anzeigen?«, fragte er dann trocken.

»Na ja, du hast ja zugesagt. Theoretisch bestimmt schon, aber ich würde gern sehen, wie du jemanden wie mich zur Anzeige bringst.«

Kotaro schnaubte und wendete den Blick wieder ab. »Sehr witzig.«

Hijikata lehnte sich neben ihn an die Gitterstäbe und betrachtete seinen etwas rebellischen Blick. Der war ihm aber auf jeden Fall lieber, als sein gelangweilter, üblicher. Obwohl der ja auch etwas hatte... Oh Gott, war er wirklich schon so weit, dass er Kerle attraktiv fand? Nein, nein, nicht Kerle, nur Katsura Kotaro.

Aber das war schon schlimm genug.

»Du stehst also auf mich«, stellte Hijikata fest um seine eigenen Gedanken von sich abzulenken.

Kotaro blinzelte kurz mit einem genervten Gesichtsausdruck. »Sieht eher so aus, als würdest du auf mich stehen.«

»Wegen deinen langen Haaren«, sagte Toushirou trocken.

Kotaro legte seinen Kopf gegen die Gitterstäbe. »Wollen wir das hier nicht einfach hinter uns bringen?«, murmelte er.

Auf Toushirous Lippen erschien ein leichtes Grinsen. »Du solltest darum betteln.«

»Bitte was? Glaubst du ich bettele dich an, damit du mich vögelst? Kann sein, dass dir Okita zu oft auf den Kopf geschlagen hat...?«

Toushirous Hand fuhr nach vorn und griff kräftig um Katsuras Kinn, zog sein Gesicht dann in seine Richtung. Seine eiskalten Augen starrten ihn an und der leicht amüsierte Ausdruck auf seinen Lippen wollte nicht verschwinden.

»Würde mir gefallen«, sagte er dann schließlich.

Katsure verzog die Lippen und verengte die Augenbrauen. »Schön, dass du mir immer wieder demonstrierst, dass du ein kranker Bastard bist.«

Toushirou gab ein abwertendes Schnauben von sich und beugte sich in Kotaros Richtung. »Vielleicht solltest du es dir noch überlegen«, raunte er und streifte mit seinen Lippen beim Reden die von Katsura.

Er gab Kotaro gar nicht die Chance zu antworten, sondern fuhr mit seiner Zunge über die Lippen des anderen, ehe er ihn schließlich küsste.

Er hatte keine Ahnung, wieso er das hier tat. Ihm war einfach danach. Er dachte nicht nach, er tat einfach nur. Vielleicht hatte Katsura ihn tatsächlich irgendwie um die Finger gewickelt. Dieser Bastard. Aber dafür war er derjenige, der gleich die Schmerzen haben würde.

Er löste den Kuss, ebenfalls den Griff um sein Kinn und öffnete seine Augen wieder, betrachtete, wie Kotaro seine eigenen öffnete und ihm einen undefinierbaren Blick schenkte.

Er zuckte minimal zusammen, die Kette der Handschellen wurde gegen die Stange gezogen und gab ein leises Geräusch von sich, als Toushirou ihm uncharmant mit seiner linken Hand an den Hintern gefasst hatte.

Kotaro biss sich auf die Zähne und blickte weg.

»Du wärst echt ne schöne Frau geworden«, stellte Hijikata dann trocken fest.

»Ich hasse dich«, zischte Kotaro zwischen seinen Zähnen durch und Hijikata gluckste trocken.

Seine linke Hand lag noch immer an Katsuras Hintern und langsam hob er die Rechte und legte sie an seine Schulter, fuhr mit den Fingerspitzen unter den Stoff der Klamotten. Vielleicht hätte er ihn erst ausziehen und dann festketten sollen... Er hätte ihn tatsächlich gern vollkommen entblößt gesehen, aber vermutlich war das hier dann doch nicht der praktischste Platz dafür.

Ein ekliges Geräusch war zu hören, als Katsura seine Arme etwas anhob und das Metall der Handschellen an der Stange schabte. Hijikata schielte kurz zu seinen Händen, runzelte die Stirn. »Runter damit«, sagte er und Kotaro zögerte einen Moment, ehe er seine Hände wieder senkte, damit Hijikata nicht auch noch Katsuras Arm im Weg hatte.

Schließlich beförderte er die rechte Hand unter den Stoff seines Oberteils und Toushirou drehte sein Gesicht in die Richtung Katsuras Ohr und senkte schließlich seine Augenlider, ehe er mit seiner Zunge kurz über sein Ohrläppchen und danach mit selbiger runter zum Hals fuhr. Katsuras lange, schwarze Haare kitzelten auf seinen Wangen und er konnte deutlich spüren, wie sich der andere anspannte. Er löste die Berührung seiner Zunge und schielte dann in die Richtung Kotaros Augen. »Na, schon anders überlegt?« Während dieser Frage kniff er ihm unverblümt in seinen Po.

»Hnng«, kam leise von Katsura und vermutlich schenkte er ihm einen strafenden Blick.

»Du weißt, was ich hören will«, raunte er ihm ins Ohr.

Seine rechte Hand war inzwischen umständlich in Katsuras Kragen verschwunden und seine langen, dünnen Finger fuhren über die Brust des anderen.

»V-vergiss es«, brachte Katsura heraus. »Du machst es doch so oder so, wieso sollte ich noch darum betteln? Weil du darauf stehst? Ein Grund, es nicht zu tun.«

»Sicher?«, fragte er und ließ seine linke Hand im selben Moment etwas tiefer sinken und griff ihm dann von hinten, durch den Stoff, in den Schritt.

Katsura schluckte laut. »Ja«, sagte er tonlos.

Scheiße, Toushirou war jetzt schon scharf. Normal ging das bei ihm eigentlich gar nicht so schnell, aber es war jetzt schon offensichtlich, dass sich sein Blut in südliche Bereiche verzog.

Er würde Kotaro schon nach dazu bringen, dass er das sagte, was er hören wollte. Denn allein die Vorstellung fand er irgendwie verlockend.

Hijikata biss Katsura in die Halsbeuge und der Langhaarige gab ein leises, schmerzhaftes Geräusch von sich. Während seine rechte Hand schließlich wieder hoch zu Katsuras Schulter wanderte und selbigen Stoff etwas zur Seite schob, griff die andere in den Stoff Katsuras Kleidung und zog selbigen etwas nach oben.

Katsura lehnte sich nach vorn, seine rechte Hand griff um die Stange und er senkte seinen Kopf etwas. »Okay, okay«, sagte er leise. »Wenn du's unbedingt hören willst und es dich glücklich macht...«

Hijikata entfernte seinen Kopf von Kotaros Hals und schielte dann etwas verwundert zu ihm, betrachtete sein Profil und konnte sich ein hämisches Grinsen nicht verkneifen.

Kotaro drehte seinen Kopf minimal in seiner Richtung und schielte zurück, grinste plötzlich unpassend und verwirrte Toushirou damit etwas. »Gib mir deinen kleinen Penis, da-«

»WAS?«, fauchte er ihn an und Kotaro gluckste amüsiert. »Na warte...«

18

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

18 Bonus | 4. Advent

(Wir erinnern uns bitte an "12" (der in der Geschichte schon der 4. Advent war) und daran, dass Sougo nicht da war.)
 

»Und, was machst du nächste Woche?«, fragte er.

Sie zuckte mit den Schultern. »Wieso fragst du?«

»Nur so.«

Es war der vierte Advent und Sougo saß hier – an seinem freien Tag (glaubte er zumindest) – auf einer Bank neben diesem Chinamädchen und sah zu, wie Sadaharu ein paar Leute im Park jagte.

»Aha«, machte Kagura und legte den Kopf schief, schielte zu ihm. Und dann grinste sie breit. »Sag bloß, du willst mich zu einem Date einladen?«

»... wer sollte das denn wollen?«, fragte er monoton und wich dann ihrem anfliegenden Regenschirm aus.

»Pff«, machte Kagura und Sougo schenkte ihr ein überlegenes Grinsen.

»Du bist halt doch nur ein kleines Mädchen. Außerdem bist du nervend. Wenn du ein Date willst, solltest du dich weiblicher verhalten. Und vielleicht dafür sorgen, dass du mehr Brust bekommst.«

Eigentlich hatte er die Faust anfliegen sehen; er hatte sogar damit gerechnet.

Aber irgendwie hatte er es nicht mehr geschafft auszuweichen.

Er konnte ihre Faust deutlich in seinem Gesicht spüren und flog im nächsten Moment mit voller Wucht von der Bank und landete in einem kahlen Busch.

»Outch«, machte er und raffte sich langsam auf, legte seine linke Hand auf sein pochendes Auge, das sich jetzt schon dick und geschwollen anfühlte. Oh Scheiße, das würde ein blaues Auge geben.

Er konnte Kagura dreckig lachen hören.

Oh, er hasste diese dumme Drecksgöre. Langsam raffte er sich also wieder auf und runzelte die Stirn. »Das war gar nicht Lady-like«, sagte er dann trocken.

Sie blickte eingebildet weg und zuckte mit den Schultern. »Du verdienst ja auch keine Lady.«

Sougo hob die Augenbrauen und war inzwischen wieder an der Bank angekommen und setzte sich wieder träge neben sie.

Aus dem rechten Auge sah er zu, wie Sadaharu einem Zivilisten in den Kopf biss. Sougo unternahm nichts; er war ja nicht im Dienst – außerdem hatte man ihm gerade ein Veilchen verpasst. Kagura neben ihm rief Sadaharu irgendetwas zu, was er nur halb mitbekam, weil er damit beschäftigt war Kagura von der Seite zu mustern.

Seine Auge pochte und schließlich senkte er die Hand und ignorierte den Schmerz einfach. Wie von allein griff seine linke Hand nun an ihre Schulter und mit einem Ruck zog er sie etwas in seine Richtung.

»Hee«, machte sie und im nächsten Moment unterbrach sie ihren eigenen Laut selbst.

»Wir sollten am vierundzwanzigsten irgendetwas unternehmen«, wisperte er dann in ihr Ohr und er konnte sehen, sie ihre Augenbrauen hochhob.

»...was?« Und dann gluckste sie plötzlich höhnisch. »Und wieso sollten wir das t-«

Kagura hörte auf zu reden, nachdem er seine Lippen kurz auf ihre Wange gedrückt hatte und ihr somit einen kurzen Kuss auf die Wange geben hatte.

Und dann flog er erneut.

Diesmal kam er nicht halb so weich auf und er spürte, wie der kahle Busch in seinen Rücken pikste.

Das Auge pochte noch immer, aber jetzt spürte er sogar, wie Blut aus seiner Nase über seine Oberlippe lief.

Okay, das hatte er nun wirklich nicht verdient.

Mit einer gereizten Miene sah er zurück zu der Bank und Kagura. »Für was war das denn?«, wollte er wissen, diesmal nicht halb so gelassen wie sonst immer.

»Komm Sadaharu, wir gehen«, konnte er sie sagen hören und bemerkte, dass ihre Wangen ziemlich gerötet waren.

»Hey«, rief er und versuchte sich irgendwie aus dem Busch zu raffen. »Und deine Antwort?«

Kagura drehte sich um und lief dann schließlich – mit Sadaharu an ihrer Seite und dem aufgeklappten Schirm – los. »Nur, wenn du was zum Essen mitbringst«, rief sie zurück und Sougo runzelte die Stirn, sah ihr hinterher und lachte dann leise und heiser.

Er legte die rechte Hand zuerst auf seine Stirn, seufzte langgezogen und fuhr sich dann mit der Hand über die blutende Nase.

Was hatte er sich da nur angetan?

19

»Der Mönch humpelt aber ganz schön«, sagte Sougo trocken, während Toushirou und Okita zusahen, wie Katsura sich verzog. »Sicher, dass er schon wieder nüchtern ist?«

Toushirou musste ein Grinsen zurückhalten, schaffte es jedoch ziemlich gut. »Sollte«, sagte er und wendete seinen Kopf dann wieder zurück und betrachtete Sougo. »Wieso hast du eine blaues Auge...?«

»Nur so«, sagte Sougo monoton.

»Aha«, machte Toushirou und zog seine Augenbraue etwas hoch.
 

Es war Weihnachten und Toushirou musste arbeiten. Er hatte ja sowieso nicht vorgehabt, sich irgendeine Frau zu schnappen und sie zu vögeln, oder irgendein sinnloses Date zu genießen. Nein, das war nicht sein Ding und so wie er die letzten Tage drauf war, hätte er wohl eh nur versucht Kotaro wieder flachzulegen.

Er hatte Gefallen daran gefunden und wusste immer noch nicht, wieso eigentlich. Es machte keinen Sinn, dass er diesen verdammten Terroristen unter ihm schwitzend sehen wollte, dass er sein Keuchen und Stöhnen hören wollte. Er war nicht verknallt; nein, er war ganz bestimmt nicht verknallt, er stand vermutlich einfach nur ein wenig auf ihn. Weil er schön war. Und weil es mit ihm etwas völlig Neues war. Etwas verbotenes und doch so reizvolles.

Oh Gott, was zur Hölle hatte dieser beschissene Urlaub aus ihm gemacht?

Es schneite. Dicke, fette und hässliche Flocken und es war kalt. Viel zu kalt, sodass er einen zweiten Schal trug und sich über das Wetter aufrege. Er mochte Weihnachten nicht und es war ätzend an jeder Straßenecke irgendwelche Pärchen zu sehen, die in Wirklichkeit vermutlich gar keine waren. Weihnachten war hier so ein furchtbar banales Fest, das er nicht leiden konnte. Aus vielen Gründen.

Zum Glück musste er arbeiten. Aber er hätte viel lieber etwas anderes gemacht, als nur eine dämliche Streife in irgendwelchen Vierteln, die nun doch etwas belebt waren. Vielleicht musste er heute ja noch tatsächlich arbeiten und jemand verhaften...

Der Himmel war weiß, die Straßen waren mit einer feinen Schneedecke überzogen und Toushirou fing innerlich schon an weiß zu hassen. Wäre ja nur zutreffend; denn Personen mit weißen Haaren konnte er auch nicht leiden.

Das einzig warme war die glühende Zigarette zwischen seinen Lippen.

Er hatte Katsura seit dem vierten Advent (eigentlich eher seit dem Montag danach) nicht mehr gesehen und irgendwas in ihm fragte sich, was er gerade tat. Aber letztendlich war das nicht sein Problem. Und wenn, dann sollte er wohl dafür sorgen, dass er hinter Gittern landete. Und nicht so, wie das letzte Mal.

Oh Gott, allein bei dem Gedanken daran spürte er, dass sich Erregung in ihm ansammelte. Zum Glück machte die sich nicht sichtlich bemerkbar. Es waren nur die Gedanken und ein wenig Lust.

Mit einem Seufzen warf er die Gedanken weg und pustete den Rauch in den Himmel. Er sollte damit aufhören. Mit den Gedanken und dem ganzen Rest. Nächstes Jahr würde er sich vornehmen, dass er Katsura wieder als Terrorist behandeln würde und nicht als... was auch immer; Partner zum möglichst viel Körperflüssigkeiten austauschen, oder so.

Er lief durch eine Straße, die recht ausgestorben wirkte – nur hin und wieder sah er ein paar Leute; unter anderen Pärchen - als er plötzlich stehen blieb und seitlich in die dreckige, verschneite Gasse zwischen zwei Häusern blickte.

Er zog die Augenbrauen zusammen. Das war doch...?

20

»Nun geh schon ran«, murmelte Hijikata in sein neues Handy und lauschte dem nervtötenden Piepen.

Er stand inzwischen in der Gasse, starrte die Wand ihm gegenüber an und verfluchte dieses Handy. Ihn wunderte es, dass es sogar an war. Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass der Akku leer war oder dass man es ausgeschaltet hatte, aber das war nicht der Fall. Vielleicht hatte er sich ja auch verwählt. Nein, nein, er kannte die Nummer seines alten Handys. Er hatte zwar ein wenig überlegen müssen, aber sie war ihm wieder eingefallen und nun war er sich ziemlich sicher, dass sein Handy – das irgendwo bei Katsura liegen musste – an war.

Und dieser dummdreiste Idiot ging einfach nicht dran.

Toushirou fluchte gerade laut, als er kurz darauf eine Stimme am anderen Ende der Leitung wahrnahm.

»Der laute und unfähige Vizekommandeur der Shinsengumi ist in der Leitung, wie kann ich Ihnen Ihr Leben erschweren?«

… Oh, dieser verfluchte Bastard.

»Katsura«, sagte Toushirou höchst genervt.

»Oh«, machte es auf der anderen Seite der Leitung. »Du bist es.«

»Wie lange machst du das schon?«

»Zum ersten Mal, du wirst ja anscheinend nie angerufen.«

»Das ist ja auch mein Privathandy.«

Kotaro lachte ausgiebig. »Das erklärt einiges.«

»Ich hasse dich, du verfickter Bastard!«, fluchte er laut in das Handy und musste sich beherrschen, um es nicht gegen die nächste Wand zu werfen.

»Was willst du?«, fragte Kotaro dann schließlich, ruhig wie immer.

»Komm her«, sagte er.

Kurze Stille. »Willst du mich auf eine Date einladen, dann muss ich leider a-«

»Nein«, unterbrach er ihn. »Ich hab was für dich.«

»... Und was?«

»Komm einfach her, verdammt!«

»Ist das eine Falle?«, wollte Katsura wissen.

»Nein, ist es nicht. Wenn du mir nicht glaubst, kannst du ja deine komische Ente mitnehmen.«

»Erstens ist Elizabeth keine Ente und zweitens ist sie nicht komisch!«

»Jaja, was auch immer. Kommst du nun...?«

Kotaro schwieg und Hijikata hätte gern seinen Gesichtsausdruck gesehen. »Wohin?«

»Keine Ahnung«, sagte er dann geistreich. »Ich steh im Moment nur in einer stinkenden Gasse.«

»Da, wo du hingehörst also...«

Er knirschte laut mit den Zähnen. »Such dir den Ort aus. Und wenn du sicher gehen willst, kannst du ja ein paar deiner Leute mitbringen...«

Kurzes Schweigen. »Am Hafen. Am zweiten Dock. In einer halben Stunde.«

»In Ordnung«, sagte Hijikata und legte auf.

Er seufzte langgezogen.

21

Er war allein gegangen. Aber diesmal hatte er Elizabeth Bescheid gesagt. Die würde also wissen, dass etwas passiert war, wenn er heute Nacht nicht wieder zurückkam.

Wieso er allein gegangen war, wusste er selbst nicht so genau.

Seine Nase war kalt, seine Hände froren und er versenkte das Kinn und den Mund in dem weichen, warmen Schal.

Er hatte keine Ahnung, was Hijikata von ihm wollte. Er hatte etwas für ihn...

Oh Gott, eigentlich war das schon Grund genug, wieso er nicht hier sein sollte. Toushirou konnte nie ihm Leben irgendetwas Brauchbares für ihn haben. Alles, was mit Toushirou und ihm zusammenhing, war mit Stress und Schmerzen verbunden...

Er war trotzdem gekommen und lehnte an einem großen Container und wartete darauf, dass dieser Idiot auftauchte. Ihm war kalt.

Irgendwann hörte er Schritte und er war schon bereit, sein Schwert zu ziehen, als er Tourshirou entdeckte. Er trug seine übliche Uniform und einen roten Schal. Und er wirkte nicht so, als hätte er ein Geschenk oder irgend so etwas dabei.

Katsura runzelte die Stirn.

»Hey«, begrüßte Toushirou ihn und blieb mit genug Sicherheitsabstand vor ihm stehen.

»Und was willst du jetzt?«, fragte Katsura misstrauisch, nachdem er ihn genau gemustert hatte.

Toushirou blickte zur Seite und verzog dann die Lippen, ehe er zu seinem roten Schal griff und ihn zur Seite schob.

Katsura blinzelte.

Ein leises »Miau« war zu hören und der Kopf einer staubgrauen Katze tauchte in dem Ausschnitt der Weste der Shinsengumiuniform auf und blickte ihn mit großen, unschuldigen Augen an. Unbewusst öffnete er die Lippen etwas und trat dann reflexartig näher.

Er glaubte, dass sein gesamtes Herz gerade geschmolzen war.

»W-Woher?«, fragte er, hob schließlich seine Hand und strich dem kleinen Tier, das es zwischen dem Schal und der Weste der Uniform warm hatte, über das Fell.

»Hab sie in ner Gasse gefunden«, sagte Toushirou unberührt und zuckte mit den Schultern. »Wurde entweder ausgesetzt oder von der Mutter verstoßen.«

Katsura hob langsam seinen Kopf und blickte Toushirou ins Gesicht. Er hatte rote Backen, aber vermutlich lag das nur an der Kälte. Wobei er definitiv so aussah, als wäre ihm die Situation nicht angenehm, denn er wich seinem Blick gekonnt aus, indem er zur Seite schaute. »Du magst solche Viecher ja... und bevor sie auf der Straße verhungert...«

Auf Kotaros Gesicht bildete sich tatsächlich ein Lächeln und er wandte sich wieder der Katze zu, die an seinen Fingern roch und ihn wortwörtlich darum anbettelte, von ihm mitgenommen zu werden. »Sie ist niedlich«, sagte er dann und vergaß vollkommen, dass da gerade Hijikata Toushirou vor ihm stand.

»Na los, nimm sie. Ich muss wieder arbeiten.«

Kotaro hob die Augenbrauen etwas und sah dann dabei zu, wie Toushirou das kleine Wesen aus seiner Weste zog und es Katsura in die Arme drückte. Schützend drückte er es an sich und bemerkte erst, dass Toushirou sich umgedreht hatte, als er loslief.

Er blinzelte kurz und streckte seine freie Hand dann aus, packte Hijikata am Oberarm und zog ihn etwas in seine Richtung. »Du.. verziehst dich schon?«

»Ich hab doch gesagt, ich muss arbeiten.«

Katsura sah ihn an und wusste nicht, ob er ihn auslachen sollte oder nicht. Stattdessen zuckten seine Lippen etwas unbeholfen und im nächsten Moment lehnte er sich etwas nach vorn und drückte seine Lippen auf die von Toushirou, der über diese Tat wohl unglaublich verwirrt war.

Er hatte seine Augenlider ein Stück geöffnet und betrachtete Toushirous Augen, die ihn groß ansahen, ehe er die Lider schließlich ganz schloss, kurz darauf die Berührung wieder löste.

»Danke«, sagte er leise und spürte, wie die Katze in seinen Armen sich etwas bewegte und leise miaute.

»... Schon in Ordnung«, murmelte Toushirou. »Sorg' nur dafür, dass es ihr - oder ihm - gut geht.«

Er hob die Augenbrauen und gluckste leise. »Natürlich.«

Und dann drehte sich Toushirou erneut um und lief los. Katsura hatte seine zweite Hand auf das Fell der Katze gelegt und streichelte sie leicht, während seine Augen noch immer auf Hijikata lagen.

Er hatte keine Ahnung gehabt, wieso er das eben gemacht hatte. Es... Es hatte irgendwie sein müssen. Hatte sich irgendwie richtig angefühlt; oder so.

Er schluckte leise und betrachtete noch immer seinen Rücken, ehe er sich schließlich einen Ruck gab, und den Gedanken aussprach, der ihm schon die ganze Zeit im Kopf herum schwirrte. »Toushirou, hast du heute... Abend Zeit?« Sein Satz war in der Mitte leiser geworden und jetzt fühlte er sich irgendwie dämlich.

Toushirou hatte innegehalten, drehte seinen Kopf jedoch nicht zu ihm sondern starrte weiterhin nach vorn, als er antwortete.

»Ja.«

22

Weihnachten war in Japan nicht so, wie man es aus westlichen Ländern kannte. Vermutlich unterschied sich dieser Tag sowieso in jedem Land; in Japan war es auf jeden Fall nur ein Fest der Liebe. Die Lovehotels waren überfüllt und man verbrachte den Tag mit einem Date. Man musste niemand fragen, ob man sich verabredete – wenn man sich zu Weihnachten traf, dann war es offensichtlich, dass es aus etwas hinaus sollte. Für manche war es einfach nur ein Nichtalleinsein, für andere einfach nur Sex und ein schöner Tag und andere wollten eine Beziehung eingehen.

Meist besuchte man ein Lokal, der Mann schenkte seiner Geliebten dann irgendetwas sinnlos Teures und nach dem kitschigen Spaziergang suchte man dann ein Platz für intime Zweisamkeit. Eklig. Toushirou stand gar nicht auf diese Art von Tag. Das wirkte irgendwie alles fürchterlich erbärmlich.

Und eigentlich hätte er vermutlich auch viel lieber gearbeitet.

Aber er hatte nicht Nein sagen können. Und nicht wollen.

Das Essengehen hatten sie einfach übersprungen; den Spaziergang hatte Toushirou heute schon den ganzen Tag allein gemacht und das Geschenk... Na ja.

Toushirou hatte die Katze in der Gasse in einem dreckigen Karton gesehen. Und er hatte sie dort nicht sitzen lassen wollen. Das Problem war jedoch, dass er keinen Nerv für Tiere hatte und gar nicht genug Zeit hatte. Außerdem würde vermutlich kein Tier in der Shinsengumi aufwachsen wollen. Zudem war es auch gar nicht erlaubt. Reichte schon, dass sie einen Gorilla hatten...

Wieso ihm Katsura eingefallen war, wusste er nicht so genau. Hatte sich daran erinnert, dass sie irgendwann mal herausgefunden hatten, dass dieser Freak tierlieb war. Da war es eben nahegelegen, dass er ihn irgendwie... fragte.

Dass es so ausging, hätte er nicht gedacht, aber jetzt wollte er sich gar nicht dagegen wehren. Das hier war gut. Das hier war verdammt gut.

Den Vorsatz, dass er Kotaro nun wieder als Feind behandeln würde, wäre damit zumindest bis zum Neujahr aufgeschoben. Aber wäre nun ja auch unproduktiv gewesen.

Er hatte sich nach der Arbeit also in Zivilkleidung geschmissen, hatte sogar eine Mütze aufgezogen und seine Haare umständlich drunter versteckt. Oh Gott, er hatte keine Lust, dass ihn auch nur irgendjemand erkennen würde. Aber die Sonnenbrille hatte er vorsichtshalber doch eher stecken lassen. Das wäre sonst noch merkwürdiger gekommen... vermutlich sah er nun sowieso schon aus wie irgendein Creeper.

Und dann hatte er sich wieder mit Katsura getroffen, der einen Kimono trug, die Haare wieder zu einem Zopf gemacht hatte, zum Glück aber nicht geschminkt war. Wie eine Frau sah er auf die ersten Blicke trotzdem aus. War wohl besser so; er war nun doch etwas paranoid, dass man das irgendwie herausfinden würde...

»Und wohin gehen wir nun?«, fragte Toushirou und Katsura zuckte mit den Schultern.

»Keine Ahnung, Hotels sind wohl alle ausgebu-«, er unterbrach seinen Satz und Toushirou hob die Augenbrauen an, grinste hämisch. »Du wärst also gern mit mir in ein Hotel gegangen...? Interessant.«

»Ach, halt die Klappe«, murmelte er dann gegen seinen Schal und Toushirou gluckste trocken. »Schicke Mütze, im Übrigen.«

Hijikata schnaubte. »Dann müssen wir wohl auf die Suche gehen... Mylady«, sagte er und hielt ihm spöttisch den Arm hin.

Katsura warf ihm einen unbegeisterten Blick zu und hakte sich dann tatsächlich ein.

Oh Gott. Hoffentlich würde man ihn nicht sehen oder gar erkennen.

Schon unpraktisch, wenn man den Feind datete. Da konnte man weder zu ihm, noch zu sich. War viel zu gefährlich. Und vermutlich traute keiner dem anderen ganz über den Weg. Wäre zumindest sinnvoller...

Planlos liefen sie los und dann fiel Hijikata was ein.

»Hat das Vieh schon nen Namen?«

»Hm«, machte Katsura. »Noch nicht.«

»Nenn' sie Mayonnaise«, sagte er stumpf.

»Okay«, sagte Katsura.

Toushirou zog seine Augenbrauen zusammen. Hatte er das ernst genommen? Na, ihn störte es nicht. Gab es nun halt eine Katze namens Mayonnaise. War ja nur ein guter Start, denn jeder mochte Mayonnaise.

Also hatte Katsura nun eben eine kleine Katze namens Mayonnaise.

23

Sie hatten tatsächlich noch irgendwo ein Hotel gefunden. Ein kleines, gemütliches und verdammt teures. Aber was tat man nicht alles...

Aber das Loch in seinem Portmonee war vergessen, als er alleine mit Kotaro auf dem Zimmer war. Als erstes hatte er die Mütze ausgezogen und sich durch die Haare gewuschelt. Der Schal war dann auch lieblos neben der Mütze auf dem Boden gelandet und schließlich war sein Blick zu Katsura geschweift, der inzwischen auf dem Bett saß und ihn schweigend betrachtete.

»Ist irgendwas?«

»Nein«, sagte er dann nach einer kurzen Pause und schenkte ihm dann ein wackliges Lächeln.

Toushirou blinzelte kurz und betrachtete ihn. Kotaro unterbrach den Blickkontakt und senkte seinen Kopf etwas, blickte zur Seite.

»Alles in Ordnung?«, fragte Toushirou erneut mit gerunzelter Stirn und trat dann näher, betrachtete ihn genau.

»Denke schon«, sagte er leise.

Klang nicht danach, als wäre alles in Ordnung. Aber betrachtete man diese Situation, war es auch gar nicht möglich, das alles in Ordnung war. Das hier war noch immer hinten und vorne falsch und eigentlich hätte Toushirou dem hier nicht zusagen sollen.

Aber drauf geschissen. Das ganze Jahr über war dämlich wie immer gewesen, also konnte das Jahr auch wenigstens etwas positiver enden; also konnte er auch mal etwas Druck auf natürliche Art und Weise ablassen.

Katsura öffnete seine Lippen und schwieg dann wieder und Hijikata legte den Kopf minimal schief, betrachtete ihn von oben. »Was ist los?«, fragte er dann neutral.

Er schweig einige Momente und schien sich dann doch zu überwinden. »Wir sollten das hier eigentlich nicht machen«, stellte er fest und ehe Toushirou etwas sagen konnte, sprach er weiter. »Es ist dumm und unlogisch und... aber...«, er unterbrach sich selbst und sah zur Seite, biss sich auf die Zähne.

Oh Gott.

Toushirou hatte plötzlich einen sehr bösen Verdacht.

»Kotaro?«, fragte er und ging schließlich in die Hocke vor ihm, runzelte die Stirn und blickte nun hoch zu ihm. »Sag mir bitte nicht, dass du verknallt bist...?«

Kotaros Miene versteinerte für einen Moment und dann schnaubte er trocken. »Hättest du wohl gern«, sagte er tonlos.

Das klang irgendwie nach einem Ja.

Oh man. Nein. Nein, das konnte gar nicht sein. Das war nur ein schlechter Witz. Vielleicht hatte Kotaro ihn ja tatsächlich nur in eine Falle gelockt und wollte ihn nun mit ein wenig emotionaler Scheiße ins Verderben reiten.

Aber nicht mit ihm, nicht mit...-

Kotaro hatte seine Hand gehoben und sich auf die Augen gelegt und irgendwas in Toushirou hoffte sehr stark, dass er nun nicht weinte.

Das würde sein ganzes Bild von Katsura zerstören.

Aber so wie es aussah, tat er es nicht.

»Nächstes Jahr wird alles wieder beim Alten sein, oder?«, fragte er.

»Denke schon«, antwortete Toushirou.

Schweigen.

»Willst du etwa nicht?«, fragte Hijikata langsam.

Er ließ die Hand wieder sinken und seufzte langsam. »Wäre wohl besser, wenn wieder alles beim Alten wäre.«

»Das beantwortet nicht meine Frage«, stellte er fest.

Katsura drückte seine Lippen aufeinander und sah weg.

Toushirou seufzte. »Hör mir zu; ich kann so was nicht. Verliebtsein und so ne Scheiße. Und davon abgesehen, dass wir die letzten Personen auf der Welt sind, die das tun sollten, was wir gemacht haben, wäre es besser, wenn wir einen Schlussstrich ziehen. Sonst gefährden wir beide unsere Arbeit und unser Leben. Und ich denke nicht, dass wir das wollen.«

»Halt einfach die Klappe und schlaf' mit mir.«

»W-was?«, sagte Toushirou etwas aus der Bahn geworfen, sah in Katsuras Augen, die ihn intensiv ansahen.

»Warst du nicht derjenige, der das unbedingt hören wollte...?«

Toushirou sah ihn mit leicht geöffneten Mund an und fing sich schließlich wieder, gluckste trocken. »Dann haben wir die emotionale Scheiße nun hinter uns?«

»Wahrscheinlich.«

Toushirou sah zu ihm hoch, schenkte ihm ein leichtes, kaum sichtbares Lächeln, legte seine Hände auf Katsuras Oberschenkel und stemmte sich etwas hoch, näherte sich Katsuras Gesicht.

»Du bist wahnsinnig hübsch«, hauchte er ihm auf die Lippen, wollte gerade noch hinzufügen, dass er sich ja nicht von ihnen erwischen lassen sollte, weil es ja schade wäre, wenn seine Schönheit im Gefängnis vergehen müsste, glaubte dann aber, dass er dieses Thema im Moment ruhen lassen sollte.

Nur für einen Moment; damit er Katsura wenigstens einen Gefallen tat und vielleicht so tun konnte, als wäre da etwas ernstes zwischen ihnen.

Aus den Augenwinkeln nahm Hijikata eine Bewegung wahr und spürte kurz darauf Kotaros Hände an seinem Kopf. Katsura war schließlich derjenige, der sich weiter zu ihm hinunterbeugte und den Abstand zwischen ihnen nahm und Toushirou küsste.

24

»Kann ich diesmal... 'oben liegen'?«

Toushirou sah ihn an, runzelte die Stirn und lachte dann kurz. »Natürl... Vergiss es.« Sein Amüsement war aus dem Gesicht gewichen und er schenkte ihm ein leichten Grinsen, während er ihn nach hinten in das Bett drückte.

Vermutlich hatte Katsura mit dieser Antwort gerechnet.Er schnaubte trocken und ließ sich ohne Widerstand nach hinten, in die weiche Matratze, fallen. Toushirous Knie lagen neben Kotaros Hüfte und seine Unterarme stützten sich neben seinem Kopf auf die Decke und ein paar der langen, schwarzen Haare.

Kotaro hatte seine Arme gehoben und die Hände an seine Schultern gelegt.

Es war irgendwie ungewohnt, wenn er ihn von allein anfasste; wenn seine Hände nicht außer Gefecht gesetzt waren, wenn er selbst handeln und anfassen konnte. Aber Toushirou glaubte, dass er nun nicht versuchen würde, ihn zu erwürgen, oder abzuhauen, oder irgendwie so etwas. Also war es in Ordnung, wenn er seine Hände von selbst bewegen konnte.

Kotaros Haare lagen wirr auf der weißen Matratze und seine Augen sahen ihn mit einem Blick an, den er nicht ganz sicher deuten konnte. Toushirou ging jedoch davon aus, dass er irgendwie ein wenig spitz war.

Gott, natürlich war man das, wenn Hijikata Toushirou über jemand kniete. Und es war für beide Seiten wohl ziemlich offensichtlich, was hier passieren würde.

Toushirou konnte nicht aufhören ihn anzusehen. Die dunklen Haare, die überall unordentlich lagen, dieser Blick, sein gesamter Körper, der so unglaublich zerbrechlich wirkte, aber alles andere als das war. Toushirou wusste das und dennoch wirkte er einfach so zerbrechlich, so androgyn und feminin. Er war wunderschön und dennoch konnte Toushirou nicht wirklich fassen, dass er das diesen Monat viel zu oft erwähnt und gedacht hatte.

Etwas in ihm wollte ihn aufessen, wollte das Salz von seiner bleichen Haut lecken und schmecken, wollte jeden Teil seines Körpers lecken und beißen. Es machte ihn beinahe verrückt ihn so unter sich zu sehen und zu wissen, dass er keinen Widerstand leisten würde. Es machte ihn wahnsinnig, dass er sich alles holen konnte und dass es vermutlich das letzte Mal sein würde.

Bedauerlich, aber würde er jetzt schon anfangen die Sache zu verdammen, würde alles nur schwerer werden. Also dachte er erst gar nicht an das danach, sondern an das Hier und Jetzt. An Katsura, seinen Ausdruck, seine Züge, seinen Geruch, seinen verdammten Körper.

Toushirou senkte seinen Kopf und fuhr mit seiner Zunge über Katsuras Hals, hoch zum Kinn und konnte spüren wie die Hände des anderen langsam unter seinem Yukata verschwanden. Katsuras Hände waren kalt und dennoch löste die Berührung eine seltsame Wärme in ihm aus.

Er wollte mehr. Und er würde sich mehr holen.
 

Katsura hatte seine Arme in Toushirous Haaren versenkt und drückte seinen Kopf mit wenig Kraft weiter nach unten, gab gleichzeitig ein leises, wohliges Stöhnen von sich.

Toushirou gab das erste Mal einen verdammten Blowjob, aber so wie es aussah, war er nicht schlecht darin. Aber es war ja nicht so, dass er nicht wusste, wie sich ein guter Blowjob anfühlte; vielleicht konnte er es deswegen irgendwie halbwegs umsetzen. Oder die einfache Berührung seiner Lippen und seiner Zunge reichten völlig aus um Kotaro in pure Ekstase zu versetzten.

Sex und alles was damit verbunden war, intime Zweisamkeit und wie man es auch immer nennen wollte, war irgendwie fürchterlich banal. Und trotzdem fand Toushirou es durchaus reizend zu hören, wie sehr seine Taten auf den Anderen wirkten. Die heisere Stimme von ihm war reiner Genuss in seinen Ohren und allein das war es schon wert, dass er sich tatsächlich dazu hinab gelassen hatte (im wahrsten Sinne des Wortes) um Kotaro oral zu befriedigen.

Der Griff um seine Haare wurde fester, es zog ein wenig und dennoch ließ Toushirou nicht von ihm ab, ergötzte sich an dem Stöhnen und die Tatsache, dass ihm das vielleicht doch ein wenig peinlich war.

Ihre Klamotten lagen irgendwo auf dem Boden, teilweise auf dem Bett und das einzige, das Toushirou noch trug war seine Boxershorts (auf der im Übrigen hübsche Mayonnaiseflaschen abgebildet waren). Er kniete auf dem Bett, hatte seinen Oberkörper logischerweise nach vorn gelehnt und seine Hände lagen an Katsuras Oberschenkel, der dementsprechend, durch ein paar Kissen gestützt, aufrecht saß.

Ein letztes Mal fuhr er mit seiner Zunge über das erregte Glied Kotaros und unterbrach die Berührung schließlich, schmeckte den letzten, salzigen Geschmack auf seiner Zunge und schielte dann zu Katsura hoch, der seine Augenlider halb geschlossen hatte und ihn mit erröteten Wangen betrachtete. Er atmete durch den Mund und Toushirou glaubte, dass er ihn innerlich verfluchte, weil er die Berührung schließlich unterbrochen hatte.

Genüsslich fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen, auch wenn er den Geschmack der Mayonnaise durchaus bevorzuge – aber man konnte ja nicht alles haben.

Katsuras Körper war nur halb so makellos, wie er auf den ersten Blick wirkte. Spätestens wenn man ihn völlig entblößt sah, bemerkte man die Spuren des Krieges an seinem Körper. Er war ein Samurai und das zeigte sich spätestens jetzt deutlich. Er hatte viele Narben und trotz der Tatsache, dass er in Toushirous Augen wohl immer zerbrechlich aussehen würde, so besaß er durchaus Muskeln, die sich unter seiner hellen Haut spannten.

Es vergingen einige Momente, in denen er ihn einfach nur betrachtete, ehe er sich schließlich wieder etwas aufraffte, sich in Kotaros Richtung lehnte, mit seiner Zunge kurz über seine Brust fuhr und den Kopf schließlich wieder hob und Katsuras Hände an seinem Rücken spürte, die sich fast schon in ihn krallten.

Es folgte ein langer, intensiver Kuss mit Zunge, Zähnen und sanfter Gewalt; Verlangen und viel zu viel Leidenschaft.
 

Katsura lag noch immer auf dem Bett und seine Augen sahen träge dabei zu, wie Toushirou sich wieder anzog.

Sein Hintern schmerzte kaum noch und dennoch wollte dieses Gefühl des Aktes nicht verschwinden. Und dennoch wusste er, dass es nun vorbei war. Und etwas in ihm bedauerte das. Etwas in ihm hätte gehofft, dass Hijikata einfach nicht zu seinem Höhepunkt kommen würde und sie das noch das ganze Jahr durchzogen.

Es war so perfekt gewesen. Er hatte es – trotz den Schmerzen – unglaublich genossen. Er hatte unglaublich viel Leidenschaft in dieser Sache gesteckt und Toushirou hatte selbige nur erwidert. Es war so perfekt gewesen, fast so wie ein Duett.

Doch jedes Stück hatte ein Ende und dieses hier spielte nur noch seine letzten Wimpernschläge, ehe es für immer verstummen würde. Vielleicht würde man es vergessen, vielleicht würde irgendwann wieder darauf zurückgegriffen werden.

Katsura wusste es nicht. Ihm war bewusst, was besser für sie beide war, aber er wusste auch, dass etwas in ihm nicht wollte, dass das hier der Schluss von dieser grotesken Sache war.

Es sollte nicht enden.

Aber es würde enden.

Hijikata knotete gerade den Obi zu und sein Blick schweifte zu Katsura.

Stille.

Toushirou drehte sich weg und sah aus dem Fenster. »Ich gehe jetzt«, sagte er leise.

Kotaro senkte den Kopf, schielte nur noch aus den Augenwinkeln zu ihm und schwieg.

»Ich glaube, das war das gelungenste Weihnachten seit Jahren. Bild dir darauf was ein...«

Das war wohl seine Art des Dankes. Kotaro schmunzelte trocken und nur kurz.

»Das war es dann also?«

»Sollte es wohl.«

Katsura schwieg.

»Kommst du damit klar?«, fragte er leise und fast so, als würde es ihn kümmern.

Kotaro lachte kurz tonlos. »Natürlich. Ich bin davor auch herzlich gut ohne dich klar gekommen, also werde ich das nun auch.«

»Na dann«, sagte Toushirou und grinste schief. »Tu mir aber bitte ein Gefallen und jag' unser Haus nicht an Silvester hoch.«

»Verpiss dich«, sagte Kotaro und klang nun ein wenig amüsiert.

»Lass dich ja nicht auf irgendjemand ein, der deinen Körper verunstaltet«, sagte er.

»Zu spät.«

Toushirou schnaubte und blieb einige Sekunden stehen, betrachtete Katsura, der noch immer auf dem Bett lag.

»Mach's gut, Idiot.« Mit diesen Worten verschwand er aus dem Raum.

»Nicht Idiot; Katsura«, sagte er in das nun fürchterlich erdrückt stille Zimmer und starrte noch einige Augenblicke gegen die Wand, ehe ein trockenes Lachen über seine Lippen kam, das sich nicht entscheiden konnte, ob es verzweifelt oder amüsiert sein sollte.

Neujahr

Sie lachten, lallten, Kondo tanzte schon halbnackt auf einem der niedrigen Tische und allgemein schien die Stimmung so wie immer. Angeheitert, ohne irgendwelche Probleme – betrunken eben. Zum Glück hatten sie ein paar Mitglieder, die auf das hier verzichtet hatten und nun arbeiteten, denn die Straßen Edos waren ja nie besonders sicher.

Toushirou hatte Katsura seit Weihnachten nicht mehr gesehen und irgendwie war das wohl auch besser. Dummerweise konnte er nicht leugnen, dass ihn die Sache sogar hin und wieder noch im Schlaf erfolgte und er dann mit einer erfolgreichen Morgenlatte aufwachte, aber das würde auch bald vergehen.

Es wäre nicht gut geendet, hätten sie es weitergeführt. Da war es so viel besser gewesen.

Irgendwie...

Glaubte er. Nein, davon war er eigentlich überzeugt.

Er lehnte sich gerade zurück als ein plötzlicher lauter Knall, der ihm nur all zu bekannt war, die feierliche Stimmung zerriss. Er roch sofort nach Rauch und Feuer und mit einem mal schienen die Leute plötzlich wieder nüchtern, rafften sich auf und rannten aus dem Gebäude, um nachzusehen, was passiert war.

Toushirou hatte bereits sein Schwert gezogen und stand im Garten, betrachtete das Gebäude und den Rauch aus dem hinteren Teil und musste feststellen, dass dort eigentlich irgendwo sein Schlafraum war.

Was zur...?

Ein lautes, all zu bekanntes Lachen war zur hören und plötzlich ergab alles Sinn. Er musste sich gar nicht überzeugen um herauszufinden, dass gerade irgendjemand sein Zimmer in die Luft gejagt hatte. Und es dauerte auch nicht lange, bis er die bekannte Silhouette auf einer der Mauern stehen sah.

»KAAAAAATSURAAAAAAAAAAAAAAA!«
 


 

---
 

Hey, das erste Mal in meiner Laufbahn, dass ich eine Geschichte abgeschlossen habe, die mehr als fünf Kapitel hat. *tears of joy*

Ich liebe das Pairing, ich liebe Gintama und ich mag diese FF sehr gern, auch wenn ich finde, dass sie Stil-Technisch nicht besonders gut ist. Was für ein höllischer Unterschied zu meinen Originalen - und Gott, nein, ich will nicht sagen, dass ich schlecht schreibe. Ich kann eben nur besser schreiben, finde ich. Man, wie enttäuschend, dass ich hier nicht alles gegeben habe - aber bei dem 'Zeitdruck' wohl auch besser so.

Auf jeden Fall hoffe ich, dass ihr genau so viel Spaß beim Lesen, wie ich beim Schreiben, hattet.

Über Rückmeldung freue ich mich natürlich - zudem wollte ich fragen, ob Interesse an einer weiteren Hijikata/Katsura Fanfiction besteht. Mir schwirren schon wieder zu viele Ideen im Kopf herum.
 

Ah, wie auch immer: Ich wünsche euch (auch besonders den fleißigen Freischaltern) ein wunderschönes Weihnachten, viel Geschenke und nicht allzu viel Stress und natürlich ein wunderbares, neues Jahr.

Ich würde mich natürlich weiterhin freuen, wenn mich und meine Fanfictions im nächsten Jahr auch wieder ein paar Leute vefolgen. [/werbung]
 

Ich hoffe, du hattest Spaß an dieser Geschichte, gluecklich.

Wehe wenn nicht. ಠ_ಠ



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Kommentare zu dieser Fanfic (22)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Switch
2013-07-14T11:51:41+00:00 14.07.2013 13:51
Ahwwww.. das Kapitel ist echt niedlich, ich hab' dafür eigentlich gar keine Worte.
Ich liebe SakaMutsu und bin froh, dass Leute das tatsächlich schreiben. *__* Danke für dieses wundervolle, wenn auch etwas kurze, aber trotzdem sehr ansprechende, Kapitel. ♥
Von:  Dehly-DeiDei
2012-04-25T18:55:23+00:00 25.04.2012 20:55
Hab jetzt deine ganze FF durchgelesen und bin begeistert.
Bin ja ein totaler Katsura-Fan ^^
Bei manchen stellen musste ich auch herzhaft lachen XD
Also dein Schluss mit dem sprengen hab ich ja irgendwie vorraus geahnt XD
Schade eigentlich, dass beide doch auseinander gegangen sind v.v
Aber, wie gesagt, dein FF ist geil und ich hab es erstmal weiter empfohlen ^^
Von:  LittleTreeflower
2011-12-21T20:18:20+00:00 21.12.2011 21:18
Ja, wer steht denn da?! XD Also entweder die Naturlocke oder Zura. ^^
Hijikata scheint ja wirklich dauergereizt zu sein. Kein Wunder, dass er auf anderen Wegen Druck ablassen muss. ^///^
Von:  LittleTreeflower
2011-12-21T20:13:05+00:00 21.12.2011 21:13
Ich finds toll, dass Sougo auch mal ein wenig hilflos ist. Besonders in Liebesangelegenheiten. Was habe ich gelacht, als er das zweite mal eine gepfeffert bekam XD
Hijikata hätte die reinste Freude daran gehabt ^///^
Finds übrigens toll, dass du den beiden ein Bonus widmest. Mag dieses Pairing ^///^
Von:  LittleTreeflower
2011-12-19T16:08:50+00:00 19.12.2011 17:08
O/////////O
Oh Mann, ist das heiss! *sabber* Ich kann Hijikata wirklich verstehen, dass er bei solch einem Anblick wuschig wird XD
Von:  LittleTreeflower
2011-12-18T21:12:45+00:00 18.12.2011 22:12
Hahaha! Oh, Katsura! Wie genial!
Na, wenn es dafür keine Strafe geben wird! XDD
Freu mich schon aufs nächste Kapitel! O///O
Von:  LittleTreeflower
2011-12-18T21:04:25+00:00 18.12.2011 22:04
Huihuihui! Handschellensex! O///O
Hijiakta, du Tier! XDDD

Von:  LittleTreeflower
2011-12-17T20:17:42+00:00 17.12.2011 21:17
Hahaha! Tja, dumm gelaufen, Zura. Äh t´schuldigung, KAtsura XD
Und Kondo ist zu genial! Sein perfekter Tousshi würde ihn auch niemals anlügen! *lach* Tja, wenn der wüsste ^^

Von:  LittleTreeflower
2011-12-17T19:02:21+00:00 17.12.2011 20:02
Was für ein gewiefter, kleiner Vize-Kommandant! Hahaha!
Echt klasse geschrieben! ^_^b
Von: abgemeldet
2011-12-17T11:12:39+00:00 17.12.2011 12:12
Ich weiß nicht wieso ,aber dieses Kapitel ist total genial XD
( so langsam hab ich auch ein Bild von den beiden Charakteren,hö hö!)
Einfach das Einbuchten.... und irgendwie kommen die beiden wie ein altes Ehepaar rüber úu
/DDDDDDDD


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