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Written in blood

Schattenspiel einer Legende
von

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Dem Himmel so fern


 

Hastige Schritte, ein Gedanke, präsenter als die drohende Gefahr hinter ihrem Rücken. Das Haupt hoch erhoben, gewillt all diesem Wahnsinn ein Ende zu setzen zog sie voran, auf das sie ihren Beitrag zur Rettung des Reiches zahlen könne.

Einen Beitrag, der für sie auch bedeutete, der Machtlosigkeit zu entfliehen.

Sie musste siegen. Koste es, was es wolle. Für das Land, dem sie Treue schwor.
 


 


 

In den Straßen der Stadt erwachte schleppend das Leben, reges Treiben kündigte sich an und sie wußte, das es in den Seitengassen alsbald nicht mehr ganz so ruhig sein würde, wie jetzt.

Man würde eher auf sie achten, sie nicht ignorieren... wer ignorierte schon eine vermummte Frau...?

Dennoch, dieses Risiko war nahezu lächerlich in Anbetracht dessen, was vor ihr lag. Hastig, jedoch immer auf ihre Umgebung achtend lief sie durch die Gassen, vorbei an den Läden und den heruntergekommenen Häusern, vorbei an noch schlafenden Bettlern und jenen, die am Vorabend einen über den Durst getrunken hatten.

Der Duft von Holz und frischem Brot stieg ihr in die Nase und für den Bruchteil eines Augenblicks ließ sie sich dazu hinreißen, langsamer zu laufen.
 

Das geschäftige Summen, welches langsam aber sicher vom Marktplatz her zu ihr durchdrang, ermahnte die junge Frau jedoch zur Eile. Sie musste schnell sein. Unsichtbar.

Hurtig schlich sie die Wege entlang und ihr Verstand arbeitete auf Hochtouren.

An einer schmalen Kreuzung hielt sie einen Augenblick inne, brauchte kurz Zeit um sich zu orientieren.

Jetzt verfluchte sie es wirklich, so selten in den Seitengassen unterwegs gewesen zu sein...!
 

Zu ihrer Linken erhob sich eine alte Schenke; das Holz an den Fensterläden war angefressen und modriger Geruch bahnte sich vom Innern einen Weg nach draußen. Die kleinen Fenster sahen aus als wenn sie schon seit Jahren nicht mehr geputzt worden wären, wiesen sogar Sprünge im Glas auf. Hier und da bröckelte der Putz von dem Gemäuer und Schimmel fraß sich gemächlich in die Wände. Sie seufzte.
 

"Die alte Schenke... dann muss es hier irgendwo sein..." murmelte sie leise zu sich selbst, blickte nach rechts.

Der Weg zu dieser Seite mündete in eine nahezu pechschwarze Seitengasse und wenn sie weiter geradeaus gehen würde, käme sie über kurz oder lang wieder auf die Hauptstraße... also blieb ihr nur eine Option...
 

Ein Geräusch ließ sie aufhorchen.

Ihre Nackenhaare stellten sich auf, als urplötzlich das donnernde Schlagen von Hufen auf dem Boden und den Wänden widerhallte. Erschrocken sog die Fremde die Luft ein, huschte so schnell es ihr möglich war in jene dunkle Gasse, wagte es nicht einen Blick hinter sich zu kassieren. Wenn sie nun erwischt werden würde, wäre alles umsonst gewesen. Alles.

Das durfte nicht passieren, egal wer oder was sich ihr in den Weg stellen würde!
 

Sie hob den Saum ihres Kleides und den des Mantels an, hetzte sich durch die verwinkelten Wege und versuchte dabei fast krampfhaft, nicht die Orientierung zu verlieren. Die junge Frau rannte. Rannte schneller und schneller, wie vom Teufel höchst selbst zur Hetze verdammt. Hier irgendwo gab es eine alte Schmiede, in der sie sich mit jemanden treffen wollte. Jemand bestimmtes. Seit Wochen hatte sie dieses Unterfangen geplant.

Ein weiterer Grund, warum sie niemand sehen durfte. Ihre Schritte gellten viel zu Laut, viel zu offensichtlich, weshalb sich die junge Frau kurzerhand ihre Schuhe auszog, sie schnell aufsammelte und weiter rannte.

Eine scharfe Kurve nach rechts, eine dünne Abzweigung...
 

"Das Schild mit dem rotem Hammer... das Schild mit dem rotem Hammer...!"

Immer und immer wieder sprach sie diese Worte flüsternd aus, wie ein Mantra, eine Formel die sie sicher zum Ziel geleiten sollte. Ihr suchenden Blicke überschlugen sich fast vor Hektik; auch wenn sie erleichtert feststellen musste das sich ihre Verfolger von ihr entfernt hatten - die Pferde waren nicht mehr zu hören und auch sonst war es absolut still; sah man einmal von ihrem rasselndem Atem ab. Trauen wollte sie dieser Stille dennoch nicht.
 

Einen kurzen Moment lang dachte sie daran, noch einmal ein kurzes Stück zurückzugehen, beschlich sie doch der Verdacht jenes Schild übersehen zu haben - doch ehe sie sich umwenden konnte, sprang ihr die rote Farbe wie ein Signal ins Auge - direkt vor ihr. Das Schild war verwittert und morsch, wurde von den verschiedenen Wettereinflüssen dunkel gefärbt.

Mit viel gutem Willen ließen sich darauf noch die alt-hylianischen Schriftzeichen erkennen, dahinter der provisorisch gepinselte rote Hammer, dessen Farbe ebenso verwittert und ausgebleicht war wie die der Schrift. Endlich!
 

Die Knie zitterten, Erleichterung machte sich breit. Sie hatte es geschafft, ohne entdeckt zu werden! Sie war am Ziel!

Da soll doch noch mal einer sagen, das eine Frau wie sie-
 

Ihre Gedanken wurden binnen Sekunden unterbrochen und durch schiere Panik ersetzt.

Eine große Hand schlang sich um ihren Rumpf, eine andere hielt ihr den Mund zu. Ohne groß nachzudenken, begann die Unbekannte sich zu wehren mit allem was ihr momentan möglich war; auch wenn es nur aus zappelnden Bewegungen bestand. Wie konnte das passieren? Sie war sich absolut sicher gewesen, das ihr niemand gefolgt war! Verdammt, das durfte nicht sein...!

Ihr Angreifer zog sie in den Schatten eines Hauses, sie spürte den heißen Atem des Mannes - es musste einfach ein Mann sein - und ein seltsam verkohlter Geruch stieg ihr in die Nase...
 

"Pscht! Jetzt beruhige dich Zeravina! Ich bin's, Halero!", zischte eine tiefe Stimme ihr ins Ohr - ein kurzer Moment der Atemlosigkeit folgte; danach entspannte sich die Fremde, welche den Namen Zeravina trug und rollte genervt mit den Augen, als ihr bewußt wurde das sie nicht in Gefahr schwebte. Zumindest nicht in unmittelbarer...
 

Erst, als sich Halero sicher war das die junge Frau ruhig bleiben würde, ließ er sie los. Sofort wirbelte sie herum und sah ihn aus feurigen Augen an, war für einen Moment gewillt ihm eine schallende Ohrfeige zu verpassen.
 

"Was zum Henker sollte das?!", zischte sie erzürnt und ballte die Hände zu Fäusten. Herrgott, er konnte sie doch nicht so erschrecken! Tief seufzend stemmte Halero die Hände in die Hüften, sah sich vorsichtig um. Halero war ein großer Kerl mittleren Alters, breit gebaut und mit einem leicht gebräuntem Teint; sein Kopf war kahl geschoren.

Er trug abgewetzte Stiefel die mit Stahlkappen versehen waren, ein braunes Hemd und eine alte Reithose; darüber eine in Mitleidenschaft gezogene Schürze aus Ziegenleder. Seine grünen Augen blickten wachsam und konzentriert.

Wenn man ihn so sah, würde man vermutlich nicht sofort auf den Gedanken kommen, das er Schmied war.

Zeravinas Kontaktperson.
 

"Hier können wir uns nicht unterhalten, meine Teuerste. Vorgestern waren zwei Soldaten bei mir - ich befürchte, das meine Schmiede nicht mehr geeignet ist und wollte dich lediglich abfangen."
 

"Indem du mich fast zu Tode erschreckst? Halero, das... du hättest doch einfach... haaah..."

Zeravina schüttelte resigniert den Kopf, massierte sich die Schläfe und versuchte, nicht aus der Fassung zu geraten - sie war immer jene gewesen, die mit Rat und Tat auftrumpfen konnte, egal in welcher Situation. Ihre Verbündeten schätzten sie für diese Gabe. Dennoch schien ihr die Lage langsam über den Kopf zu wachsen. Zeravina dachte nach.
 

Also schön. Die Soldaten des Königs wurden immer aufdringlicher, ihre Kontrollen schärfer und von den neuesten Methoden wollte sie gar nicht erst anfangen; es war ohnehin kaum mehr möglich, sicher in Kontakt zu treten ohne gleich zur Zielscheibe des königlichen Hofes zu werden.

Wobei, einen wirklichen Herrscher hatte ihr Land seit dem Krieg vor siebzehn Jahren nicht mehr. Jedenfalls keinen, der den Titel "König" noch verdiente. Aus Sicht des Volkes - ins besondere aus der Sicht der einfachen Menschen, besaß Hyrule keinen Herrscher mehr sondern nur noch einen skrupellosen, alten Mann, der mit aller Macht seinen Thron verteidigte.

Diese Meinung teilte Zerafina. Das Königshaus brauchte einen Umschwung. Eine Revolution. Daher waren die Soldaten und Gefolgsleute, die ihrem Herrscher blind vertrauten und seine Befehle ausführten ohne sie zu hinterfragen, nur im Weg.
 

Was also tun? Sie musste mit Halero sprechen und die nächsten Schritte überdenken.

Nur dafür war sie schließlich hergekommen.
 

Der Schmied legte ihr sachte eine Hand auf die zierliche Schulter und als die junge Frau aufsah, rutschte ihr die Kapuze, mit der sie zuvor ihr Gesicht sorgsam verdeckt hielt, vollends vom Kopf. Wallendes, goldbraunes Haar ergoss sich über ihrem Rücken, vereinzelte Strähnen tanzten über ihre Stirn.
 

"Mach dir keine Gedanken. Ich habe mich bereits umgesehen und einen Ort gefunden, an dem wir absolut ungestört sind", begann Halero, seine Mine verfinsterte sich dann jedoch, "... dann kann ich dir alles erzählen. Alles, was ich weiß."

Zeravina nickte kaum merklich. In seinen Augen glaubte sie lesen zu können, was er in den letzten Tagen gesehen hatte - und diese Tatsache bestärkte sie nur in ihrem Vorhaben, schnell etwas unternehmen zu wollen. Sie nickte und ließ sich somit von Halero fortführen.
 


 


 

Die Sonne war nun vollends aufgegangen, gewann zügig an Stärke und brannte schließlich mit einer regelrecht unangenehmen Hitze nieder. Link war ziemlich schnell dazu gezwungen, seinen Mantel abzulegen und Epona schnaufte ebenfalls langsam vor sich hin, während sie im gleichmäßigem Trab über die hylianische Steppe trottete; nur Ciera schien die Hitze kaum etwas auszumachen. Sie summte leise, es waren viele verschiedene Lieder und sie ließ die Beine baumeln, strich Epona immer wieder über die verschwitzte Mähne. Ciera hatte sich von ihrer Atemnot erholt und sah nun auch wieder etwas besser im Gesicht aus, was Link sehr beruhigt hatte.
 

So ritten sie über die Weiten der Steppe, die kaum eine andere Vegetation als dichtes Gras zuließ. Ab und an sah man ein paar ältere Eichen, Buchen und Farngewächs; Moos das im Schatten der Bäume wuchs - aber mehr auch nicht. Es war ein wenig ungewohnt, ja beinahe erschreckend für den jungen Hylianer, das sich die Bewaldung so abrupt verändert hatte; ihm wurde wieder bewußt, wie lange er nicht mehr hier gewesen war. Ranelle - der Landesabschnitt in dem der königliche Hof und die Hauptstadt lagen - war für ihn nie sonderlich sehenswert gewesen.
 

Das Mädel hatte bisher nicht viel mit ihm geredet.

Anfangs, als sich der Wald langsam lichtete, da hatten die beiden noch viel miteinander gesprochen; über das Lied das Ciera gesungen hatte und darüber, was wohl sein würde wenn sie wieder daheim wäre.

Auch hatte sie Link gefragt, was er denn zu solch früher Morgenstunde an der Quelle verloren gehabt hatte. Einen kurzen Augenblick dachte er daran, sich eine Geschichte aus dem Ärmel zu schütteln, die nicht der Wahrheit entsprach - andererseits, was war schon groß dabei ihr mehr zu erzählen?

Er brauchte ihr ja keine Details nennen und im Übrigen glaubte er kaum, das sie viel damit anfangen konnte.
 

"Ich bin auf der Suche nach jemandem. Oder eher nach etwas... heute Morgen bin ich aufgebrochen und nun führt mich mein Weg zur Stadt. Vielleicht finde ich dort die ersten Hinweise... jedenfalls hoffe ich das", hatte er ihr erklärt.

Ciera lauschte gespannt, fragte aber zu seiner Verwunderung nicht näher nach sondern wandte den Kopf wieder nach vorne.
 

Insgeheim hatte Link die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben; wer konnte ihm schon mit Sicherheit sagen, das sein Vater wirklich nicht mehr am Leben war? Niemand. Es wäre töricht, einfach anzunehmen er wäre tot. Also hoffte er einfach, etwas in Erfahrung bringen zu können. Über dessen Verbleib. Den Namen. Irgendetwas. Dieser Gedanke war alles, an das er sich nun klammerte, alles was ihn momentan antrieb; neben der Frage nach der Herkunft seiner leiblichen Mutter verstand sich.
 

Während die Stadtmauern noch in weiter Ferne lagen und Link mit den Gedanken abermals bei den letzten Ereignissen hing, war Ciera damit beschäftigt, sich eine gescheite Ausrede einfallen zu lassen.

Thelma, die Wirtin die sich ihrer damals an nahm, würde sicherlich alles andere als begeistert sein, wenn Ciera wieder vor den Türen des Gasthofes stand. In ihrem Kopf ging sie alle Möglichkeiten durch; angefangen von "ich habe beim Spielen die Zeit vergessen" bis hin zu "die Soldaten sind Schuld!".
 

Doch egal wie es Ciera drehte und wandte, sie war sich sicher, das Thelma den Schwindel schneller entlarvte, als ihr lieb war. Zumal es dem Mädchen nicht behagte den Menschen zu belügen, der ihr ein Heim und eine Familie gab... aber eine Strafe war auch keine rosige Aussicht und den Mut, Thelma einfach die Wahrheit zu sagen, brachte sie sicher nicht auf.
 

"Du, Link... hast du schon mal jemanden belogen? Oder jemanden arg verletzt?", fragte sie, lugte über ihre Schulter zu ihm und hoffe auf eine Antwort die ihr das Leben leichter machen würde.

Blinzelnd fand der Angesprochene wieder in das Hier und Jetzt; Cieras Worte hallten noch wieder und Link brauchte einen kleinen Augenblick, ehe er ihrer Frage geistlich folgen konnte. Irritiert über eben diese zog er eine Braue hoch, dachte kurz nach...
 

Hatte er schon einmal jemanden gelogen? Sicherlich, wenn nicht im Erwachsenenalter, dann in der Kindheit. Jedes Kind log einmal, vielleicht auch mehrmals - bis es schließlich oft genug gescholten worden war und wußte, das es sich nicht lohnte zu lügen. Und jemanden verletzt... mit Worten, ja. Wenn nicht gleich direkt oder absichtlich.

Elara sprang ihm wieder kurzzeitig ins Gedächtnis, die Bilder ihres Abschiedes und wie er sie am Vorabend zur Rede gestellt hatte. Wie wütend er auf seine Ziehmutter gewesen war obwohl sie nur einer Bitte strikt nachgekommen war... und nun war Elara allein.
 

"Aber es geht ihr gut... sie schafft es...", sprach Link sich innerlich zu. Sie hatte ihn gehen lassen.

Ihm die Sicherheit zukommen lassen, das sie den Hof auch ohne ihn bewirtschaften konnte.

Er musste nun seinen Weg gehen...
 

"Link...? Hast du oder hast du nicht...?"
 

"Hm...? Was?"
 

"Du hast nicht zugehört!"

Ciera zog verärgert an seinem Oberteil und schmollte. Die Stirn war verärgert zusammengezogen und sie plusterte kurz ihre Wangen auf. Mit großen Kinderaugen blickte sie den Hylianer an, verschränkte die dünnen Ärmchen und rollte die Unterlippe ein. Der Blick mit dem sie ihn nun strafte war wirklich nicht angenehm.

Sie fühlte sich gerade übergangen und nicht respektiert. Ciera wußte wie es war, nicht respektiert zu werden - schließlich hatte sie einige Zeit auf der Straße verbracht. Man ignorierte Straßenkinder ohne sie auch nur anzusehen. Nahm sie weder ernst noch wahr. Und das kleine Mädchen nahm solche Situationen sehr ernst; sie hasste es, wenn man ihr nicht zuhörte oder nicht ernsthaft an einem Gespräch mit ihr interessiert war.

Link indes war kurzzeitig durcheinander wegen ihrer Reaktion; tat dies dann aber mit einem Seufzen ab und versuchte sich zu erklären.
 

"Nun sei doch nicht eingeschnappt! Ich war lediglich in Gedanken versunken. Aber deine Frage habe ich trotz allem wahrgenommen, hörst du?", rechtfertigte er sich mit leicht empörtem Unterton; allein die Tatsache, das er sich wegen etwas so banalen bei einem Kind rechtfertigen musste...
 

"Und hast du nun schon mal gelogen?", fragte Ciera ein weiteres Mal nach, überging dabei geschickt Links Aussage und kam wieder zum eigentlichem Grund zurück. Das Epona derweil stehengeblieben war, wurde beiden nicht einmal richtig gewahr. Link ließ ein langgezogenen Seufzer ertönen, zählte innerlich bis fünf, besann sich wieder... insgeheim fragte er sich, warum Ciera sich so aufregte - aber sie war ja noch ein Kind und Kinder konnten sehr impulsiv in ihrer Reaktion sein.
 

"Ich denke, jeder lügt einmal in seinem Leben... aus welchen Gründen auch immer. Aber, warum interessiert dich das so? Lügst du etwa öfters...?" fragte er nun argwöhnisch nach; seine anfänglichen Zweifel über die Glaubwürdigkeit von Cieras Geschichte keimten wieder in ihm auf und Link wurde sich wieder darüber bewußt, wie abwegig die Schilderungen dieses Kindes ihm Grunde waren. Link hatte sie zwar akzeptiert - jedoch nur vorerst. Wenn sie einmal in der Stadt waren, würde sich ja zeigen, was der Wahrheit entsprach und was nicht.
 

Es dauerte, bis Ciera sich zu einer Antwort durchrang; sie druckste etwas, schaute zu Boden.

Sie schien mit sich zu hadern, schien etwas abzuwägen.

Dann seufzte auch sie und sah Link wieder an.
 

"Also... manchmal lüge ich... aber...aber nicht mehr so oft wie früher, wirklich! Ich habe mich gerade nur gefragt, ob die gute Thelma wohl sehr böse auf mich sein wird... ich möchte keinen Ärger... ich habe dann immer Angst, das sie mich nicht mehr bei sich haben will. Ich meine...wer will denn schon jemanden wie mich bei sich haben? Ich kann ja froh sein, das sie mich aufnahm."

Ihre Stimmung hatte sich binnen Sekunden gesenkt; Link vergaß seinen Anflug von Ärger und war einfach nur verdutzt über jene Worte, die eigentlich sehr nachvollziehbar war.

Schnell fing sich der Hylianer wieder, suchte nach den richtigen Worten um ihr eine Antwort zu geben.
 

"Nun... ich glaube, es wäre besser, wenn du ihr die Wahrheit sagst. Natürlich könntest du sie anlügen, doch egal wie gut durchdacht diese Lüge ist - sie wird irgendwann durchschaut werden. Es ist immer besser, ehrlich zueinander zu sein.

So festigt man das Vertrauen und die Menschenkenntnis."
 

Auch wenn die Worte wohl überlegt gewesen sind, so war sich Link nicht ganz sicher, ob Ciera sie richtig verstanden hatte. Geduldig wartete er auf eine Reaktion; das Mädchen hatte ihn wieder angesehen während er sprach. Langsam wand sie den Kopf wieder um, rutschte ein wenig in dem Sattel hin und her.
 

"Link... danke. Ich... ich glaube...also... ich werde Thelma sagen was ich an der Quelle wollte. Ganz bestimmt..."

Ciera senkte das Haupt und atmete durch. Der Hylianer neigte den Kopf leicht, dann lächelte er und drückte Epona sanft in die Flanken damit sie weiterging.
 

"Das ist besser so, glaube mir."
 


 


 

Sorgsam steckte er den Pfropfen wieder auf den kurzen Hals seiner Feldflasche.

Das restliche Wasser schlug gegen die mit Bienenwachs behandelten Innenwände, als die Flasche wieder an seinem Gürtel festgebunden wurde. Selten hatte er erlebt, das die Sonne so erbarmungslos niederbrannte.

Selbst auf der hylianischen Steppe nicht.

Aber, für ihn war es nur ein weiteres Zeichen dafür, das der Frieden in Hyrule ein trügerischer war.

Trügerisch und filigran wie der morgendliche Nebel über den fast vertrockneten Wasserstellen, welche hier in der Umgebung zu finden waren.
 

Seit er aufgebrochen war, hatte sich die Landschaft sehr gewandelt.

Wo noch vor ein paar Tagen nur Stille um ihn herrschte, graue schwere Wolken ihm die Sicht auf die Sonne nahmen und Bäume totenstill in der Gegend standen, war nun keine einzige Wolke zu sehen, kein richtiger Baum und das leise Zirpen der Zikaden drang an seine Ohren. Weit und breit nur Feld und Steppe...

Einerseits hatte er diese Gegend regelrecht vermisst, andererseits wußte er, wie tückisch sie sein konnte.

Gerade für Wanderer wie ihn.
 

Auch wenn der Hylianer von Müdigkeit gebeutelt wurde, so musste er dennoch weiter und seine Aufgabe erfüllen. Entschlossen packte er seinen Speer fester, nutzte ihn weiterhin als Wanderstab und zwang seine schmerzenden Beine dazu, ihm den Dienst nicht zu verwehren.
 

Ja. Die Aufgabe...
 

Das, was sie ihm aufgetragen hatte, war gewiß nicht leicht, doch der Krieger war Schlimmeres gewohnt.

Weitaus Schlimmeres, als etwas zu suchen das praktisch überall sein könnte. Ja, überall war die richtige Bezeichnung. Doch er war sich sicher, erfolgreich zu sein. Denn er wußte genau, wonach er suchen musste. Wie könnte er denn jemals vergessen... was ihm damals fast das Leben kostete? Es war, als wenn seine Herrin ahnte, das nur er in der Lage wäre, ihre Bitte zu erfüllen. Und wenn er dafür Vergebung erhalten würde, ihre Gnade und vielleicht sogar noch etwas mehr... dann wäre er bereit, bis ans Ende der Welt zu reisen.
 

Vergebung... Vergebung war alles, was er sich wünschte. Gnade.
 

Denn er war dem Himmel so fern... so fern...
 


 


 


 

"Also, warum müssen wir einen Umweg nehmen? Die Stadttore werden zwar bewacht aber ich habe doch nichts unlauteres-"
 

"Na, weil die Soldaten nur Händler in die Stadt lassen.

Reisenden ist es schon seit Monaten verboten, die Stadt ohne Einreiseerlaubnis zu betreten!"
 

Abrupt hatte Ciera Link unterbrochen und sah nun mit ernster Miene zu ihm hinauf.

Die Flasche mit dem Quellwasser drückte sie an ihren zierlichen Körper.

In weiter Ferne türmten sich die Zinnen des Schlosses auf, berührten die langsam untergehende Sonne.

Zeitig hatte sie ihn gebeten zu halten und abzusteigen.

Die Wachen, die dieses Gebiet des öfteren durchkämmten durften sie nicht sehen. Ciera wußte, was mit denen geschah, die versuchten ohne Erlaubnis in die Stadt zu kommen.

Sie wurden vertrieben wie reudige Köter oder bestraft. Die Methoden des Königs variierten je nach Gemütslage und es wurde von Tag zu Tag schlimmer. Thelma hatte ihr einmal erzählt, das es nicht immer so gewesen war und die Stadt früher jedem offen stand.
 

"Bitte Link, du musst mir glauben! Sie werden uns niemals einfach so in die Stadt lassen...!

Aber es gibt einen anderen Weg, einen geheimen! Ich weiß wo er ist!"
 

Eindringlich sah sie ihn an und Link konnte spüren das Ciera es nicht nur ernst, sondern todernst meine.

Es war kein Scherz, kein Versuch ihn in die Irre zu führen.

Auch wenn dort noch ein Funken Skepsis in ihm herrschte, so hatte er wohl keine andere Wahl.

Ciera kam aus der Stadt und wußte demnach, was dort vor sich ging. Allerdings fragte er sich, warum sie ihm das nicht schon vor Stunden erzählt hatte.
 

Des öfteren hatte er seltsame Gespräche gehört, wenn die Händler zum Hof kamen um ihre Waren aufzustocken.

Es ging dabei um die Lage in der Stadt und darum, das es wohl Probleme mit den Lieferungen gab; jetzt verfluchte Link sich selbst dafür, das er damals nicht richtig zugehört hatte.

Man konnte ihm im Grunde alles mögliche an Geschichten auftischen und er würde es schwer haben zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden. Einer der kleinen Nachteile, wenn man vom Lande kam...
 

Er lockerte seine Schultern, atmete tief durch und schaute zu Epona.
 

"Dann muss ich sie sicher zurücklassen, nicht wahr...?", sagte er, tätschelte den kräftigen Hals der Stute.

Er machte sich nicht wirklich Sorgen um sie, Epona war ein sehr schlaues Tier und sie würde den Weg zurück zum Hof definitiv finden. Ciera nickte betrübt.
 

"Tja, dann habe ich wohl keine andere Wahl..."

Seufzend strich Link ihr durch die Mähne, Epona wand den Kopf zu ihm und rieb ihre weiche Schnauze an seiner Schulter. Link kraulte ihr die Ohren, legte die Stirn auf ihren Kopf.
 

"Also meine Schöne... pass auf dich auf...!"

Mit jenen Worten löste er sich von seiner treuen Gefährtin, nahm ihr das wenige Gepäck und die Satteltaschen ab und dann gab er ihr einen leichten Klapps auf das Hinterteil. Die Stute trabte davon und Link sah dem Pferd nach, bis das Klappern ihrer Hufe verstummt war. Nun erst wandte er sich wieder Ciera zu.
 

"Dann zeige mir den Weg."

Link schulterte sein Gepäck.

Ja, er hatte wohl wirklich keine andere Wahl, als diesem Mädchen zu vertrauen.
 

Sie umklammerte die Flasche fester, drehte den Kopf in Richtung des Schlosses.

Die Sonne war mittlerweile um einiges tiefer gesunken, was nur bedeutete das sie bessere Chancen hatten, ungesehen zu bleiben. Ciera nahm zögerlich Links Hand und führte ihn im angemessenen Abstand um das Schloss und die Stadt herum.

Der Jungbauer hatte angenommen, das sie näher an die Bauten heran mussten, um zu besagtem "Geheimgang" zu kommen. Natürlich wurden Stadt und Schloss gründlich bewacht, aber...
 

"Link? Du musst mir mal helfen...!"

Ciera hatte ihn am Arm gezogen und den Hylianer dadurch aus seinen Gedanken geholt. Sie standen nun bei einer kleinen Gruppe von verdorrten Heidekrautgewächsen und das Mädchen deutete auf den Boden dahinter. Link verstand nicht recht. Wobei sollte er ihr helfen...? Doch ehe er nachfragen konnte, ging Ciera ein Stück weiter, sah sich dabei immer wieder nervös um wühlte dann auf dem Boden zwischen verwelktem Gras und Flechtgewächs.

Neugierig war Link ja schon und so folgte er ihr und staunte nicht schlecht, als sie einen Metallring zu Tage förderte.
 

"Moment... ist das etwa...", fing Link an, setzte sein Gepäck ab und trat noch näher, "... eine Klappe...?"

Sachte hockte er sich herunter und umfasste den Ring, welcher gerade so zwischen dem Gestrüpp herausragte.

Nun wußte er, das Ciera wohl wirklich die Wahrheit sagte - warum sonst sollte es so eine Vorrichtung hier draußen geben...? Wohl kaum zur Zierde.
 

Probeweise zog Link an dem Metall, doch es rührte sich kaum. Er nahm die zweite Hand dazu und zog kräftiger.

Holz und Gestrüpp knirschten leise, das Gras, welches darüber gewuchert war zerriss.

Zuerst rührte sich relativ wenig und das stachelte ihn nur noch etwas mehr an. Der junge Mann zog und zog an dem Ring, stand breitbeinig darüber - und mit einem Mal löste sich die Klappe vom Boden. Krachend ließ Link sie auf den Boden fallen, worauf Ciera sich noch einmal umsah. Es handelte sich tatsächlich um eine Holzklappe. Sie war so zugewachsen gewesen, so mit Erde und Wurzelresten, das sie sich erst nicht öffnen ließ.
 

Aber das, was sie nun freigab, ließ Link doch ein wenig schlucken.

Ein pechschwarzes Loch umgeben von kaltem Gestein sprang ihm entgegen, leise pfiff der Wind aus den Tiefen heraus.
 

"Von hier aus kommen wir zu einem altem Gewölbe, das in die Stadt führt. Der Weg ist sehr alt und wurde früher von einer Diebesbande genutzt, ehe der frühere König sie hinrichten ließ. Von diesem Gang wissen inzwischen kaum noch Leute. Zumindest sagte Thelma das."

Langsam schielte Ciera zu Link hoch.
 

Es war ihre einzige Chance und sie hatten keine andere Wahl, als sie zu nutzen.
 


 


 

AN: Nun, es hat etwas gedauert, aber das Kapitel ist nun fertig... ich hoffe, es hat euch gefallen, auch wenn sich die Handlung noch etwas zieht. Bis zu einem nächstem Update kann es aber unter Umständen etwas dauern :/ Bitte habt ein wenig Geduld!

Vielen Dank fürs Lesen!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -Ciel_Phantomhive-
2013-01-14T16:14:50+00:00 14.01.2013 17:14
Also mal wieder ein Super Kapitel. >///<
Ich liebe deine Story total Liebes X3. Nur habe ich null Ahnung zu welchem Zelda-Game es denn nun spielt XD Wegen Thelma ist es TP, aber i-wie hört es sich nach OoT an O_O
Nun ja jedenfalls wie gesagt ne Klasse Story, auch wenn es jetzt lange dauerte und es bis zum nächsten Kapp auch dauert wird, freue ich mich schon drauf, also lass dir Zeit. :3

Liebste Grüße dein -Ciel_Phantomhive-


Antwort von:  sinistersundown
14.01.2013 19:31
Hey :) Danke für dein Feedback, hat mich sehr gefreut. Zu deiner Frage: die Story spielt in KEINEM der existierenden Teile. Zwar gibt es viele Dinge, die ich aus den Spielen hergeleitet habe (z.B. Thelma) aber richtig Bezug nimmt es zu keinem existierendem Spiel und daher ist es sozusagen eine vollkommen neue Geschichte.


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