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Alea Iacta Est

Partner-FF by Corab & Night_Baroness
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Der richtige Weg

10. Kapitel: Der richtige Weg ~ by Corab
 

Shinichi Kudos Geist war immer effizient gewesen, hatte Informationen stets schnell verarbeitet. Doch die zahllosen Ereignisse, die jetzt wie Donnerschläge auf ihn herein prasselten,sorgten für einen Moment der Überforderung und ließen ihn sekundenlang tatenlos herumstehen. Der gnadenlose Schuss der Waffe hallte in seinem Ohr wider, noch während er sah, wie der schlanke Körper des Killers sich im Eilschritt von der schmutzigen Baugrube entfernte.

Mit einem Mal brach in seinem Gehirn ein Krieg aus. Ein starker Impuls hieß ihm, die Gestalt, die nun mehr knappe 20 Meter von ihm entfernt war zu verfolgen, verlangte von ihm, der Gerechtigkeit genüge zu tun. Dass er diese einmalige Gelegenheit nicht verstreichen lassen durfte, dass er dem Mörder seiner Frau die Maske entreißen musste. Doch es gab noch etwas anderes als diesen Impuls, etwas, das nicht minder stark war. Es war Mitleid. Mitleid mit dem kleinen Jungen, der er eben für wenige Momente in die Baugrube hatte fallen sehen. Dem kleinen Jungen, mit dem er sich vor einer halben Stunde noch unterhalten hatte. Der ihn einen guten Menschen genannt hatte. In dessen Körper sich jetzt eine kalte Bleikugel befand.

Einige Sekundenbruchteile lang befanden sich beide Impulse gemeinsam in seinem Geist, brannten mit heißer Intensität und suchten, ihn auf ihren Pfad zu zwingen. Doch dann, aus dem Nichts, fällte der junge Inspektor seine Entscheidung.
 

„Takuya. Takuya, hörst du mich?“ Im Matsch der Baugrube kniend legte Kudo sanft seinen Arm unter den Kopf des Kindes. Sein Frage blieb unbeantwortet. Kudo schluckte. Wenn er ehrlich zu sich war, hatte er auch keine Antwort erwartet. Der Inspektor hatte genug Polizeiarbeit geleistet, um zu wissen, was die Position der Einschussloches zu bedeuten hatte. Vermutlich war das kleine Herz in tausend Stücke zerfetzt worden. Aus seinen blauen Augen schoss salziges Wasser, gleichermaßen von tiefer Trauer und loderndem Hass gespeist.

Az-zahr, du verdammter Dreckskerl. Du widerliches, mieses Schwein. Du...

Er beendete den Gedanken nicht. Mit einmal Mal begann die Hand des Kindes zu zittern. Lebte der Junge womöglich noch?

„Takuya.“, rief der Polizist abermals. „Kannst du mich hören?“

Die Augenlider des kleinen Jungen flatterten.

„M-mama“, stammelte er. „B-bist du da?“

Kudos Herz begann zu rasen. Der Junge war noch am Leben. Offenbar hatte die Kugel sein Herz verfehlt. Vielleicht war sie in einer Rippe stecken geblieben, vielleicht war nicht alle Hoffnung verloren.

„Takuya, bleib ganz ruhig liegen, ich rufe Hilfe.“

Hastig zog der Inspektor sein Mobiltelefon hervor und wählte die Notrufnummer.

„Hier ist die Notrufleitstelle Tokyo. Nennen Sie bitte ihren Namen und die Art ihres Notfalls.“

„Ich – Mein Name ist Shinichi Kudo. Hier liegt ein Kind mit einer Schusswunde“ Er sah zu Takuya und schluckte. „Hoher Blutverlust. Beeilen Sie - “

„Wo befinden Sie sich momentan?“

„Äh ja, natürlich“ Wie peinlich. „Ich bin, äh -“

Er wollte mit seinem Blick gerade nach einem nahegelegenen Straßenschild suchen, als er bemerkte, dass Takuya im Begriff war, seine Augen zu schließen.

„Takuya, du musst wach bleiben“, schrie Kudo panisch. „TAKUYA!“

„Wo befinden Sie sich?“, wiederholte die Telefonstimme ihre Frage, doch Kudo beachtete sie kaum. Der Polizist blickte dem Kind fest in die Augen. „Bleib wach.“

Die Augenlider des Jungen flatterten. Er sah ihn verwirrt an.

„Onkel, bist du das?“, fragte er mit schwacher Stimme. „Wo ist meine Mama?“

„Sie wird kommen, Takuya. Bleib einfach wach.“

Takuya nickte schwach.

„I-ich versuch's.“

Der Inspektor lächelte ihn aufmunternd an und wollte wieder nach seinem Handy greifen, als Takuya zu röcheln begann.

„Takuya, was ist mit dir?“

„O-onkel, du bist doch Polizist, oder?“ Der Junge kämpfte sichtlich mit sich, als er die Worte hervorpresste.

„Rede nicht so viel Takuya. Spar' dir deine Kräfte.“

„Du musst diese böse H-hexe fangen. Sie h-hat mir wehgetan.“

„Das werde ich Takuya, das werde ich.“

„Onkel, das mit dem Wachbleiben, das schaffe ich nicht. Versprich mir, dass du sie gefangen hast, wenn ich aufwache. F-fang sie. Fang Etsuko.“

Das Kind schloss seine Augen.

„Nein, Takuya, nein!“ Der Inspektor sprang in die Baugrube und legte seine Finger an den Hals des Jungen. Nach einigen Sekunden zog er sie langsam zurück.

Er hatte keinen Puls mehr gespürt. Sein letzter Hoffnungsschimmer war erloschen. Takuya war tot.

„Sind Sie noch dran?“ Die Stimme kaum aus seinem Smartphone, das er achtlos in dem Matsch am Rande der Baugrube abgelegt hatte. Müde und entkräftet ergriff er es.

„Ja, ich bin noch da.“

„Dann sagen Sie und endlich, wo zur Hölle Sie stecken, damit wir einen Notarzt schicken können.“

„Lassen Sie sich“ Kudo schluckte. „ruhig Zeit.“

Sein Gesprächspartner fuhr in erbost an: „Wie zur Hölle meinen Sie das? Eben haben Sie noch behauptet, da würde ein Junge neben Ihnen verbluten.“

„Es ist kompliziert.“ Seine Stimme war bitter und hohl, düster und kraftlos.

Verdammt kompliziert.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Night_Baroness
2012-04-12T13:11:26+00:00 12.04.2012 15:11
Dankeschön für das Lob. :D
Es freut uns sehr, dass die FF immer noch so gut ankommt. xD
Trotz Prüfungstress kommt jetzt auch schon das 11. Kapitel, das etwas länger ist. ;)
Das mit dem Jungen tat mir persönlich auch leid, aber es musste leider sein. DD:

LG NB
Von:  Kabaal
2012-04-12T00:26:02+00:00 12.04.2012 02:26
Ach dann schreib ich auch mal was. Ich darf doch oder? Na und wenn net auch egal, jetzt kommt trotzdem ein Kommi :P
Nachdem mich meine Schwester auf diese geniale Geschichte aufmerksam gemacht hatte, fing ich vor einiger Zeit an zu lesen und lesen und konnt gar net mehr aufhören >.< Völlig Feuer und Flamme musste ich nach dem 9. Kapitel dann enttäuschender Weise eine Zwangspause einlegen. Da ist es besonders schön, dass es trotz etwas wartens in unvermindert hochwertiger Weise, wie bisher die gesamte Geschichte, weiter geht. Wunderbares Ende des Jungen, vom Tod mal abgesehen... der war natürlich nu wirklich net so schön, aber irgendwie auch unabwendbar - selbst für einen Kudo. Ich bin nur gespannt wann er den Schock überwindet und bemerkt was für einen Schatz an Informationen ihm der Junge mit seinen letzten Atemzügen schenkte. Ich verbleibe also euer und Kudos in gespannter Erwartung verweilender Begleiter. ;)


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