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Keep smiling

von

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I’m running out of time

“I’m about to lose me mind

You've benn gone for so long

I'm running out of time”

Dr. Dre feat. Eminem & Skylar Grey – I need a doctor
 

„Fünf Euro zwanzig.“ Ich sehe ihn an, aber er ignoriert mich, kramt nur hochkonzentriert nach dem Geld, ehe er es mir reicht. Während ich es noch in die Kasse sortiere, ist er schon im Begriff, den Laden zu verlassen.

„Hey,“ rufe ich ihm nach, ehe er ganz und gar verschwunden ist, „Du hast am Samstag was vergessen!“

Nun dreht er sich neugierig um und ich halte die Packung Waffeln hoch, die ich am Samstag habe herausstornieren müssen.

„Falls es dir entgangen ist… Die konnte ich nicht bezahlen.“

Ich zucke mit den Schultern und halte ihm die Packung weiter entgegen: „Dann muss sie wohl jemand anderes bezahlt haben.“

Langsam kommt er zurück zu mir, runzelt die Stirn, während er sie an sich nimmt.

„Warum tust du das auf einmal? Ich denke, du hasst mich?“, will er wissen und ich schüttle den Kopf.

„Ich hasse dich nicht und es tut mir Leid, dass ich so blöd war.“

Er mustert mich skeptisch, wozu er wohl auch alles Recht hat. „Auf einmal, ja?“

Ich zucke erneut mit den Schultern.

„Tut mir übrigens Leid… das mit Jamie…“

Dass ich was falsches gesagt habe, weiß ich in dem Moment, in dem er die Augen weit aufreißt und mich wütend anherrscht: „Willst du mir sagen, du bist jetzt nur nett, weil du irgendwie herausgefunden hast, wer ich bin?“

Ehe ich etwas sagen kann, hat er mir die Packung wieder gegen die Brust gedonnert. „Behalt deine scheiß Waffeln!“

Dann stürmt er davon und ich sehe ihm erschrocken nach. Ach man… der macht es einem aber auch nicht leicht!

Naja… ich hab versucht, mich zu entschuldigen und wenn er das nicht will… Sein Pech. Was interessiert mich so ein blöder Emo?
 

Deshalb ignoriere ich ihn auch, als er am nächsten Abend in den Laden tritt. Ich sehe ihn nicht mal an, als ich ihm den Betrag nenne, sondern blicke nur auf meine Kasse, die mich höhnisch anzugrinsen scheint.

„Woher kanntest du Jamie?“, fragt er mich so plötzlich und unvermittelt, dass ich regelrecht zusammenzucke.

Wahnsinn, er spricht mit mir!

Ich sehe ihn nun doch an und nehme das Geld entgegen. „Ich kannte ihn nicht. Ich habe es nur gehört und die Freundin von meinem besten Freund ist die beste Freundin von Svenja,“ erkläre ich ihm und sehe ihn fragend an, ob er mir folgen kann. Aber er scheint zu wissen, wen ich meine, denn er nickt nur und meint: „Achso… Anna.“

Ich nicke und setze noch mal alles auf eine Karte: „Darian, es tut mir Leid, dass ich so scheiße war. Weißt du, ich hab es nicht so leicht im Moment und lass meinen Frust gern an anderen aus. Aber ich will den Frust nicht an jemandem auslassen, der schon genug andere – und vor allem größere – Sorgen hat, als ich.“

Er mustert mich und ich blicke ihn flehend an. Ich meine das ehrlich. Wie schäbig wäre es denn, wenn ich ihn absichtlich niedermache, wo ich doch nun weiß, wer er ist. Ich schäme mich ja schon dafür, es die ganze Zeit gemacht zu haben.

„Schon okay,“ meint er dann zum Glück und ich greife hinter mir, um die Waffeln hervor zu holen.

„Wenn du sie nicht willst, dann muss ich sie wegschmeißen. Weil ich Waffeln total hasse.“

Daraufhin lächelt er flüchtig und mir fällt auf, dass ich ihn noch nie wirklich ernsthaft lächeln oder gar lachen gesehen habe. Er nimmt die Waffeln an sich.

„Danke,“ meint er und blickt auf mein Namensschild. „Danke, Levi.“

„Gern.“ Ich sehe ihn an. Und dann kommt mir eine blöde Frage, die ich aber trotzdem stelle, obwohl ich sie mir sicher selbst beantworten könnte: „Geht es dir gut?“

Er beißt sich auf die Lippen, was wirklich herzzerreißend aussieht. „Ich komm schon klar.“

Ich weiß nicht Recht, was ich darauf antworten soll. Man kann ja nichts lapidares sagen, wie ‚Das wird schon wieder’ oder ‚Kommt sicher wieder alles in Ordnung’. Ich kannte Jamie ja auch gar nicht. Vielleicht war er ja auch ein Arsch und Darian kann froh sein, dass er ihn los hat. Aber so, wie er leidet, wohl eher nicht…

Da ich also nichts zu sagen weiß, sage ich nur: „Lass dir die Waffeln schmecken.“
 

„Ihr habt die Pflegespülung schon wieder woanders hingeräumt,“ klärt mich Darian zwei Wochen später auf.

Bisher ist er noch immer jeden Abend in den Laden gekommen und war mir das früher ein Graus, freue ich mich nun jedes Mal darauf.

Ich sehe zu ihm und grinse: „Du siehst auch so gut aus!“

Er weiß wohl nicht Recht, was er davon jetzt halten soll, denn er blickt nur die Regale an. Ich lache und meine: „Vor deiner Nase.“

„Oh,“ macht er und greift danach. „Danke.“

An der Kasse haben wir dann wieder unser kleines Kartenproblem. „Was soll ich stornieren?“, will ich wissen und freue mich, dass ich den Chef überreden konnte, eine neue Kasse zu kaufen. Aus dieser kann man nun Sachen herausstornieren, ohne alles neu eingeben zu müssen.

Blöderweise hat er diesmal nur die Pflegespülung und Essen gekauft, nicht wieder Knabberzeugs. Deshalb deutet er schweren Herzens auf die Haarpflege, aber damit ist es nicht getan. Ich sehe ihn leidig an. „Geht immer noch nicht.“

Es ist ihm wirklich unangenehm und mir ist es auch unangenehm, weil er mir so leid tut. „Dann kein Abendessen,“ beschließt er und lässt mich auch noch die Fertignudeln herausnehmen.

Es zerreißt mir fast mein Herz und ich meine: „Ich hab gleich Feierabend und wollte danach was essen gehen. Magst du mit?“

„Levi… wie du siehst, habe ich kein Geld und…“

„Jetzt tu nicht so. Du bist natürlich eingeladen.“

„Das geht nicht!“, wehrt er ab. War ja klar, dass das jetzt nicht ohne Diskussion vonstatten gehen kann.

„Natürlich geht das. Bratnudeln beim Chinesen an der Ecke sind ja auch nicht teuer.“

Ich sehe, wie seine Augen zu leuchten beginnen. Wahrscheinlich steht er auf Bratnudeln oder so. „Danke, das ist wirklich nett von dir,“ meint er.

Ich lächle und meine: „Unter einer Bedingung.“

Ich mache eine Kunstpause und füge dann hinzu: „Du musst mir das Problem hier mal ein wenig genauer erklären.“

Ich wedle mit der Karte und weiß, dass mich das eigentlich nichts angeht. Aber ich möchte ihm helfen. Und wie soll ich das, wenn ich nicht mal weiß, wo das Problem liegt?

Er scheint einen inneren Konflikt auszudiskutieren, ehe er zustimmt. Ich grinse freudig.

„In zehn Minuten hab ich Schluss, wartest du so lange auf mich?“
 

„Also…“ Ich sehe Darian fragend an, während wir unsere Bratnudeln verspeisen. „Warum hast du kein Geld?“

„Ich muss warten, bis mein Kindergeld und die Sozialhilfe überwiesen sind.“ Er sieht mich an. „Manchmal kommt es ein bisschen zu spät und dann habe ich Anfang des Monats noch kein Geld. Und Ende des Monats eh nicht, weil sie dann das Geld fürs Wohnheim abbuchen und ich auch kaum noch was übrig habe.“

„Wie alt bist du?“, will ich wissen. „Achtzehn.“

Ich ziehe die Brauen hoch. „Und da kriegst du schon Sozialhilfe?“

„Ja… auch nur, weil das Jugendamt sich eingeschaltet hat.“

Ich runzle die Stirn. „Bei was?“

„Als ich ausgezogen bin, zu Jamie.“ Er blickt mich leidend an und ich lenke ein. „Wenn du nicht darüber reden willst, dann…“

Er winkt ab. „So ein Geheimnis ist das nicht.“

Er nimmt einen Schluck Cola, ehe er weiter erzählt: „Meine Eltern sind ausgerastet, als ich ihnen gesagt habe, ich bin schwul. Sie wollten mich nicht zu Jamie lassen, haben mich eingeschlossen, verprügelt… das volle Programm…“

Er blickt auf den Tisch.

„Daraufhin bin ich abgehauen und zu Jamie gezogen. Und hab mich beim Jugendamt gemeldet. Die haben beschlossen, dass ich nicht mehr nach Hause muss und deshalb krieg ich ein wenig Unterstützung von ihnen.“

„Und von dem Geld hast du Jamie mit der Miete geholfen?“

Er nickt. „Bisher hatten wir auch immer genug Geld. Seine Eltern haben ziemlich viel Kohle und so…“ Er zuckt mit den Schultern. „Aber ohne seinen Anteil stehe ich ziemlich blöd da.“

„Aber du kannst es dir leisten?“

„Ja. Gerade so.“ Er blickt zu Boden. „Ist ja nicht mehr lange, dann mach ich mein Abi und dann kann ich ja arbeiten.“

Ich nicke. Er erzählt weiter: „Wir haben ein großes Zimmer im Wohnheim, weißt du. Ein wenig eng für zwei Personen, aber es hat gereicht.“

Er entdeckt eine Nudel, die auf den Tisch gefallen ist, und hebt sie mit einer Serviette auf, um sie auf seinen leeren Teller zu legen.

„Jetzt, wo er weg ist, kann ich mich ausbreiten. Aber das will ich nicht, weil ich mir einfach nur verdammt verloren darin vorkomme.“

Und dann fängt er an zu heulen. Ohne Vorwarnung. Ich habe keine Ahnung, was ich jetzt tun soll. Einige andere Gäste starren uns komisch an und denken sicher, er weint wegen mir. Ich fühle mich vollkommen überfordert!

„Darian,“ meine ich also und gehe vor ihm in die Knie. Unbeholfen nehme ich ihn in den Arm.

„Ist schon gut.“

„Es ist nicht fair, Levi! Es ist nicht fair!“

„Das ist es auch nicht.“ Beruhigend streiche ich ihm über den Rücken. Er hat Recht, es ist nicht fair. Sie haben so viele Steine in den Weg gelegt bekommen und als endlich alles überstanden war und sie hätten glücklich werden können… muss so etwas passieren.

Jetzt ist Jamie weg. Für immer. Und Darian ist jetzt ganz alleine.

„Im Juni wären es zwei Jahre gewesen. Und einfach jeder Tag war bisher wundervoll.“

Mein T-Shirt ist schon ganz durchweicht, aber es stört mich nicht.

Ich muss daran denken, was Anna zu mir gesagt hat. Dass man immer den Eindruck hatte, dass Jamie Darian auf Händen trägt. Sicher hat er ihn vergöttert. Sicher hatte Darian das Gefühl, Jamie würde sich jeden Tag neu in ihn verlieben.

Fast bin ich ein wenig neidisch auf die beiden. Wenn man so darüber nachdenkt, muss es sicher die große Liebe gewesen sein. Darian scheint das ganz ähnlich zu sehen, denn er meint: „Ich werde nie wieder jemanden so lieben können, wie ihn.“

„Doch, bestimmt, Darian. Das Leben geht weiter und du bist noch so jung… Vielleicht nicht gleich, aber irgendwann ganz sicher.“

Es dauert noch ein wenig, ehe er sich langsam wieder beruhigt. Ich nehme meinen Platz wieder ein, während er sich mit dem Handrücken die letzten Tränenspuren wegwischt. „Tut mir Leid,“ meint er. „Ich konnte nur bisher mit niemanden darüber reden und jetzt kommt alles hoch und…“

Ich winke ab. „Schon gut. Du musst dich nicht entschuldigen. Ich verstehe das.“

Er lächelt flüchtig und beschließt dann: „Lass uns von was anderem reden!“

Er sieht mich an. „Hast du eine Freundin?“

„Im Moment nicht. Ich hab das Gefühl, dass ich gar keine Zeit dafür hätte…“

„So viel Stress?“

Ich erzähle ihm also ein wenig vom dem Unistress und das ich danach noch bis spät abends arbeiten muss. Davon, dass auch ich ab und an mit dem Geld kämpfen muss und wie anstrengend es ist, alles unter einen Hut zu kriegen. Aber im Gegensatz zu seinenen Problemen, kommen mir meine nichtig vor.

Also höre ich auf zu jammern und erzähle ihm ein paar Anektoden von nervigen Kunden.

Damit entlocke ich ihm ab und an eines seiner hübschen Lächeln, mehr aber auch nicht. „Ich habe dich noch nie lachen gesehen,“ stelle ich fest.

„Ich habe im Moment auch nichts zu lachen,“ erwidert er und die Kellnerin kommt, um abzukassieren. „Tut mir Leid, das war jetzt blöd von mir,“ meine ich und bezahle.

Er winkt ab. Dann gehen wir.

Da das Wohnheim gegenüber von meiner Wohnung liegt, haben wir logischerweise den gleichen Weg. Ich setzte ihm vor dem Gebäude ab und er bedankt sich noch einmal für das Essen.

Dann gehe ich zu meinem Loch, dass sich Wohnung schimpft. Auf dem Weg, über die Straße, denke ich, dass ich will, dass Darian wieder glücklich ist. Ich will ihn lachen sehen. Und ich denke, dass ich alles dafür tun werde, was mir nur möglich ist.
 

„War das gestern Darian?“

Pascal sieht mich fragend an und ich blicke verwirrt zurück. „Was?“

„Ich hab dich gestern Abend beim Chinesen an der Ecke gesehen. Mit einem Emo-Jungen. War das Darian?“

„Achso… ja, war es.“ Ich nicke und blicke auf meine Schuhe. Sie sind schon ganz durchgelaufen, ich sollte mir mal neue kaufen!

„Warum gehst du mit Darian essen?“ Er sieht mich verwirrt an.

„Lange Geschichte, nicht so wichtig,“ winke ich ab. Aber eigentlich ist es wichtig. Darian ist wichtig. Darian und die Tatsache, dass es ihm gut geht.

„Ach komm… ich bin dein bester Freund! Erzähl es mir!“, fordert er ungeduldig.

„Da gibt es aber nicht viel zu erzählen,“ winke ich ab und seufze. Aus der Nummer komme ich nicht wieder raus.

„Ich hab ihn eingeladen, mehr nicht. Dachte, das wäre ganz nett, wo ich so blöd zu ihm war,“ erzähle ich es ihm also.

„Ja,“ lacht er daraufhin nur, „Das warst du in der Tat!“

Er klopft mir auf die Schulter und fügt mit fiesem Grinsen hinzu: „Aber das ist bei dir ja nichts neues.“

Manchmal hasse ich ihn.
 

„Hallo Lieblingskunde,“ grinse ich und blicke auf Darian hinunter. Ich räume gerade ein Regal ein.

„Hallo Lieblingskassierer,“ lächelt er flüchtig zurück.

„Suchst du wieder die Pflegespülung?“, frage ich ihn interessiert.

Daraufhin muss er schmunzeln und schüttelt den Kopf. „Nur Reis und Dosentomaten.“

„Na, die stehen noch, wo sie immer standen,“ lache ich und er findet sie auch sofort.

„Du weißt, dass du voll Farbe bist?“, will ich wissen und steige von der Leiter herunter.

„Ja. Ich hab ja auch gerade gestrichen.“

Er sieht auf die Dosentomaten.

„Ich will ein wenig Veränderung haben, weißt du. Weil mich schon genug anderes an Jamie erinnert, da brauch ich das nicht auch noch.“

„Kann man dir helfen?“

„Nein, ich bin fertig. Und das schwerste… muss ich, glaube ich, alleine machen.“

Ich sehe ihn fragend an.

„Seine Eltern holen morgen Abend seinen ganzen Kram ab. Wundert mich, dass sie ihn so lange bei mir gelassen haben. Es ist jetzt immerhin schon über einen Monat her, fast zwei… aber sie meinten, sie hätten so viel zu tun gehabt und noch keine Zeit dafür gefunden…“, er zuckt mit den Schultern, „Jedenfalls muss ich das Zeug aussortieren.“

Und dann sieht er aus, als wenn er gleich wieder zu heulen anfängt.

„Vielleicht kann ich ja trotzdem mal vorbeisehen. Als Unterstützung… du musst das nicht alleine machen.“

Und schon kullert die erste Träne von seiner Wange. Ich nehme ihn in den Arm.

„Wirklich?“

Er schnieft und durchnässt meine tolle Uniform.

„Du fängst an und wenn die Uni vorbei ist, komme ich dazu.“

Er nickt. „Okay.“

Dann fällt ihm etwas ein. „Und dein Job?“

„Ich habe morgen frei. Überstunden abbauen.“

Er schnieft.

„Gegenüber von Svenja, richtig?“

Er nickt wieder.

Wir gehen an die Kasse und er bezahlt.

„Dann bis morgen,“ winkt er mir zu.

Ich winke ihm nach, bis er nicht mehr zu sehen ist.
 

Ich renne durch die Schulgänge und weiß dennoch, dass ich es nicht schaffen werde. Noch eine halbe Minute und ich muss noch durch den ganzen Ostflügel. Dabei hat mich der Mathelehrer schon dreimal verwarnt. Selbst, wenn ich pünktlich mit dem Klingeln im Türrahmen stehen würde, wäre ich wohl, seiner Meinung nach, noch zu spät. Deshalb habe ich jetzt keine Chance. Als es klingelt, haste ich gerade die Treppen hoch. Na super, dann darf ich jetzt sicher eine Strafarbeit schreiben. Als hätte ich nicht genug andere Sorgen.

Hastig stürme ich um eine Ecke und renne frontal in jemanden rein. Unsanft pralle ich ab und falle nach hinten, finde mich im nächsten Moment auf meinem Hintern wieder. Das hat mir noch gefehlt!

„Entschuldigung,“ meine ich peinlich berührt und sehe auf, als mir jemand seine Hand hinhält. Ich ergreife sie und werde hochgezogen.

Wieder auf meinen Füßen, mustere ich den Kerl, den ich gerade halb umgeschmissen habe.

Er sieht echt gut aus. Lange schwarze Haare, strahlende, eisblaue Augen, schwarz umrandet, eine tolle Figur, muskulös, aber nicht zu sehr… Und sein Gesicht… Es hat etwas markantes, aber nicht allzu männlich. Es wirkt immer noch sehr fein. Er ist… wow…

Ich merke erst, dass ich ihn förmlich anstarre, als sich seine schmalen Lippen zu einem belustigten Grinsen verziehen. Augenblicklich werde ich knallrot.

„Ich… ähm… muss dann… Mathe… zu spät… Strafarbeit,“ stammele ich zusammenhanglos vor mich hin und dränge mich an ihm vorbei.

Ich will gerade weiter eilen, als sich schmale Finger zart um mein Handgelenk legen und mich zurückhalten. Ich bleibe wie angewurzelt stehen und sehe zu ihm.

„Zu spät bist du jetzt eh schon… warum dann noch die Eile?“

Ich öffne den Mund, um zu antworten, dass es jede Minute noch schlimmer macht, aber irgendwie will mein Mund diesen Befehl nicht ausführen.

„Ich bin Jamie,“ stellt er sich vor und sieht mich fragend an. „Darian,“ meine ich leise.

Er lächelt mich an und ich schmelze dahin. Was ist denn jetzt kaputt?!

„Okay, Darian,“ stimmt er zu, als gäbe es da was zu zustimmen und ich erschaudere. Es klingt wundervoll, wie er meinen Namen ausspricht, mit seiner tiefen, rauchigen Stimmen.

„Du gehst in die Elfte?“ „Zehnte,“ stelle ich es richtig.

„Okay… Dann bist du Sechzehn?“, fragt er und ich nicke. „Ich geh ich in die Zwölfte,“ meint er und sieht mich dann fragend an. „Heute Nachmittag habe ich Sport, das kann ich sausen lassen.“

„Ähm…“ Ich sehe ihn aus großen Augen an.

„Was hast du nachmittags?“

„Nichts.“

„Dann hast du ja Zeit für mich.“

„Ähm…“ Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich sehe ihn nur weiter dümmlich an und er nickt und sieht begeistert aus: „Ich warte vor dem Eingang auf dich.“

Ich nicke mechanisch. Was soll das denn?

„Musst du nicht zu Mathe?“, fragt er belustigt.

Ich reiße die Augen auf. Das habe ich ja komplett vergessen! Hastig renne ich los. Fast stolpere ich den Raum, so eilig reiße ich die Türe auf. Unser Lehrer sieht mich streng an.

„Du bist schon wieder zu spät, Darian. Langsam glaube ich, dass du das mit Absicht machst.“

„Tut mir Leid.“

„Hör auf, noch zu grinsen. Ich gebe dir später mehr Hausaufgaben.“

Ich grinse? Tatsächlich, ich grinse doof vor mich hin! Warum grinse ich doof vor mich hin?
 

Der Tag an der Uni ist furchtbar lange.

Irgendwie habe ich heute nur langweilige Lesungen und schlafe darüber fast ein. Das ist irgendwie nicht dumm, aber was soll’s.

Ich könnte mich eh nicht konzentrieren. In Gedanken bin ich schon ganz und gar bei Darian und der Aufgabe, die heute auf mich wartet.

Ich habe das vorgeschlagen, weil ich ihn nicht mit sowas alleine lassen wollte. Aber jetzt habe ich ein wenig Angst davor.

Wie reagiere ich, wenn es ihm zu viel wird? Wenn er zu heulen anfängt oder wenn er sich von nichts trennen mag?

Andererseits… er hat mir ja gesagt, er hat niemanden, an den er sich wenden kann. Egal, wie es kommt. Es ist ja schon fast meine Pflicht, ihm zur Seite zu stehen.

Ich habe damit angefangen, als ich ihn zum Essen eingeladen habe. Ich kann es nicht beenden. Und ich will es auch nicht beenden.

Er ist mir ans Herz gewachsen und meine Mission, Darian lachen zu sehen, habe ich auch noch nicht an den Nagel gehängt.

Warum nur bedeutet mir das eigentlich alles so viel?

Okay, er tut mir Leid und ich hab auch bisschen ein schlechtes Gewissen.

Aber… verdammt. Ich reiß mir ganz schön den Arsch für ihn auf und mach mir mehr Gedanken, als eigentlich nötig.

Als die Lesung endlich vorbei ist, stürme ich regelrecht zum Wohnheim.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Shunya
2012-02-05T16:32:47+00:00 05.02.2012 17:32
Darian und Levi sind echt so süß. *o*
Ich liebe schon die Szenen im Laden, wenn sie sich so unterhalten und das übliche Geplänkel mit der Karte ist auch lustig. XD lol
Endlich erfährt man auch mal ein wenig mehr über Darians Lebenssituation! Fand ich ja schon heftig, was seine Eltern mit ihm gemacht haben. Das ist echt unheimlich!!! O.o
Da kann ich gut verstehen, wenn er die biege macht. <.<
Die Begegnung zwischen Darian und Jamie fand ich auch echt süß. So wie Jamie mit ihm umgegangen ist. XD lol
Und jetzt will Levi sich um ihn kümmern, das finde ich auch echt niedlich von ihm. Wo er sich vorher um nichts und niemanden einen Kopf gemacht hatte. Er wird langsam sozial. XD lol
Ich bin schon gespannt auf das nächste Kapitel!!!!
Von: abgemeldet
2012-02-05T07:33:53+00:00 05.02.2012 08:33
Hohoho, Levi weiß gar nicht, wie gut er schon dabei ist, Gefühle für den kleinen zu entwickeln x)
Die Wendung gefällt mir sehr gut. Dass Darian Levi so gern mag... hach <3 Zucker.
Besonders mag ich die kursiven Einschübe, die einem nach und nach gute Einblicke in Darians Vergangenheit liefern. Die Idee ist spitze und du setzt sie perfekt um :)
Weiter so! x3 *dein größter Fan* xD
Ahja... levi... gehört.... mir... *mitnehm und weglauf* Hohohoh !
...

Ich werd irre xD
Von:  Loona_Strange
2012-02-03T19:48:36+00:00 03.02.2012 20:48
awwwwww das ist so süüß
einfach zu niedlich wie er sich den kopf zerbricht
mach ganz schnell weiter bin schon voll gespannt

glg lost_angel
Von:  tenshi_90
2012-02-03T19:28:05+00:00 03.02.2012 20:28
Huhu!

Das Kapi ist dir echt gut gelungen :) Und ich find es toll das Levi Darian zum Essen eingeladen hat ;)

Auch find ich es toll, das du erwähnst, wie sich Jamie und Darian kennen gelernt haben. Find ich echt gut :)

Freu mich schon auf das nächste Kapi

LG
Von:  KleineBine
2012-02-03T16:45:40+00:00 03.02.2012 17:45
Ich finds super das man auch erfährt wie Jamie und Darian sich kennen gelernt haben.......kann mir richtig vorstellen wie dümmlich grinsend Darian den Lehrer angeschaut hat XD


LG Bine
Von:  Last_Tear
2012-02-02T22:28:13+00:00 02.02.2012 23:28
Awwwww *o*
Gott ist das süß
*fieps*
Er hat ihn echt zum Essen eingeladen ;___;
Nein, frag nicht, emotional kaputt gerade oder so @………@
Aber awwww *o*
Ich will dich lachen sehen >.<
Viel Glück û.u
*murmel*
Aber das is doch mal ne Mission ^--^
Und Jamies Eltern..sind seltsam
*drops*
Irgendwie kommts mir vor, als wäre ihnen ihr Sohn recht egal gewesen O.o"
Aber der Rückblick is interessant XD
Bei Mathe wär ich auch gerannt...aber in die andere Richtung^^"


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