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Zombiewürfel

[ Sam & Dean ]
von

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„Sieh mal, Sammy! Ich hab‘ schon Zwölf Gehirne. Noch eins und ich gewinne. Na komm schon.“ Enthusiastisch schüttelt Dean die drei Würfel in seiner Hand durch. Das Klackern bereitet Sam Kopfschmerzen.
 

„Ich wünschte du hättest wenigstens eins in deinem Kopf“, erwidert er und seine Stimme schwappt ungleichmäßig wie der Goldfarbene Inhalt seines Glases. Er schwenkt es und beäugt dabei die Würfel, die über den Tisch rollen. Zwei von ihnen zeigen das Hirnsymbol und nur einer die Schrotflinte - ihre Mitspieler stoßen ein kollektiv enttäuschtes „Ooooh!“ aus, weil Dean schon wieder gewinnt. Sie kennen diese Männer nicht, aber Dean kann selten eine Herausforderung ablehnen. Gehirne würfeln? Das klingt skurril und harmlos, also perfekt für einen Abend, an dem sie keinen Ärger suchen. Man stirbt bei drei Schrotflinten nicht, sondern trinkt. Akzeptabel.

Zumindest für Dean – Sam hatte sich dagegen ausgesprochen. Daraufhin hat Dean beschlossen, so lange die Augen zu verdrehen und „Hiiirn!“ vor sich hin zu brabbeln bis Sam vor Lachen das Bier aus der Nase geschossen ist. Und als er schließlich versucht hat, mit einem Löffelstiel in seinem Ohr zu stochern, hat er nachgegeben: „Na schön. Schon gut. Aber ans Gehirn kommst du immer noch am besten durch die Nase...hey, lass das…gib mir den Löffel!“
 

Yeah. Ich bin ein klasse Zombie“, sagt Dean und stößt seinen Bruder leicht gegen die Schulter, „und du ein miserabler. Deshalb bist du auch schon betrunken. Klar Jungs, noch ‘ne Runde. Mit Gehirnen und Schrotflinten kennen wir uns aus.“ Die Männer grölen über seinen Witz, der keiner ist, und greifen nach den Würfeln, um weiter zu spielen. Ihrem Grad der Betrunkenheit zu beurteilen sind sie auch miserable Zombies. Dean hingegen? Glück im Spiel, Pech im Leben. So etwas in der Art.
 

Sam weiß nicht, wann seine Stimmung so abgerutscht ist. Vielleicht ist es der übermäßige Alkohol. Eigentlich sollte es ihn freuen, Dean so ausgelassen zu sehen, aber er kann jetzt nur daran denken, dass seine Uhr tickt. Er würfelt. Zwei Gehirne, einmal Fußstapfen. Er nimmt Letzteren und zwei neue Würfel. Klack-klack-klack. Drei Mal die Schrotflinte – verloren. Er trinkt sein Glas leer und hat das Gefühl, dass irgendwo eine höhere Macht sitzt und ebenfalls würfelt. Die Winchesters, wollen wir mal sehen – Drei Mal die Flinte. Was für ein Pech! Hier ist ihr Ticket für die Hölle. Und Anschnallen bitte vergessen!
 

Vielleicht kann er an Deans Stimmung nicht teilhaben, weil er weiß, dass sie nicht ganz echt ist. Er sitzt lieber in einer Kneipe und würfelt als von seinem kleinen Bruder aufgeweckt zu werden, weil er von Feuer und Tod träumt und sein Körper dabei unter der Decke krampft und zuckt, als wolle sie ihn erdrücken. Sam erinnert sich an den Ausdruck von Panik in seinen Augen der wie schwache Glut erlischt und an das sanfte „es ist okay, Sammy“, so wie damals, wenn er selbst unter Albträumen gelitten hatte. Diesen kurzen Augenblick, wenn er ihm glaubt, will er am liebsten dehnen wie ein Gummiband. Er versucht es, und irgendwann reißt es.
 

Die Zeit lässt sich nicht beeinflussen. Nicht verdrehen oder verzerren. Er kann ihr nicht drohen, sie nicht anschreien und um nichts bitten. Ein Jahr, das ist ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen. Die Zeit hat das Jahr geschluckt wie einen Strom billigen Biers und nun sitzt Sam da und lügt sich vor, dass ein Monat immer noch genug Möglichkeiten bietet. Und er weiß, dass er das auch noch von drei Tagen oder fünf Stunden denken wird.
 

Ein frisch gefülltes Glas Alkohol wird in sein Blickfeld geschoben und er ergreift es. Vielleicht muss er nur genug trinken um seine sich im Kreis jagenden Gedanken zum Stillstand zu bringen. Sie müssen ja irgendwann ertrinken. Aber Alkohol löst Probleme nicht, er konserviert sie.
 

Er wünscht sich einen großen Schalter mit der Aufschrift „…Pause."
 

„Du willst ‘ne Pause? Klar. Spielt mal eine Runde ohne uns“, hört er Dean sagen und seinen Stuhl über den Boden schrammen und er realisiert, dass er seine Gedanken ausgesprochen haben muss. Deans Hand patscht kurz auf seine Schulter, er steht auf und folgt ihm zur Bar. Seine 1,95 schwanken dabei bedenklich, falten sich jedoch zielsicher auf den Hocker neben seinem Bruder.
 

„Du wärst ein großartiges Auto, Sam. Groß und immer schnell zu betanken“, stichelt er gutmütig und ordert sich einen doppelten Whiskey, „andererseits würde dein Radio nur Lieder über Gänseblümchen und…“, er fuchtelt mit einer Hand unbestimmt in der Luft herum, „weinende Sterne empfangen.“
 

Sams Augenbrauen ziehen sich zusammen und stoßen in der Mitte fast gegeneinander.
 

„Weinende Sterne?“
 

„Glaubst du ich merke mir dieses Gejaule? Ich bitte dich.“
 

Ein paar Minuten sitzen sie schweigend nebeneinander. Bis Sam seinen Hocker näher an den seines Bruders schiebt.
 

Dean…
 

Trotz seiner wackeligen Stimme quetscht er seinen ‚wir müssen reden‘-Tonfall in dieses eine Wort und Dean stößt einen Seufzer und ein dezent genervtes „was?“ aus.
 

„Wir könnten versuchen…den Trickster zu finden. Ich meine er kann…er ist mächtig. Kann die Zeit kontrollieren“, sagt er vage und trinkt schnell einen Schluck. Der Alkohol muss diese Idee aus der hintersten Ecke seines Kopfes auf seine Zunge gespült haben, denn Sam ist sich sicher, dass sein nüchterner Verstand sie längst zerknüllt und in seinen gedanklichen Mülleimer gestopft hat. Er hasst den Trickster; ihn und seine übergroße Macht und die Dinge, die er Dean damit angetan hat.
 

„Spinnst du? Der Mistkerl hat mich mehr als einmal umgebracht. Der würde meinen Arsch nicht retten, er würde nochmal extra reintreten. Mit einem Stahlstiefel. Vergiss es“, er hat seine Stimme gesenkt und zischt fast, „ehrlich Sammy. Er ist der Kerl der mir heimlich eine höllische Bratwurst in die Hosentasche steckt damit die Hunde schneller hinter mir her sind. Nein.“
 

Er begießt seine Entscheidung mit dem gesamten Inhalt seines Glases und dreht sich halb zu Sam um. Offenbar ist er noch nicht fertig.
 

„Und selbst wenn er uns helfen würde, er hat einen krankhaft schwarzen Humor. Er würde dir eine Fernbedienung geben, mit Vorspulen, zurückspulen und Pausentaste. Und wenn du in einem ungünstigen Moment auf dem Klo sitzt geht sie kaputt und du verbringst die Ewigkeit mit Dur-“ Sams Hand stoppt Millimeter vor seinem Mund. Entweder er hat immer noch Kontrolle über seine Reflexe oder es ist der Zufall.
 

„Schon gut. Ich habs verstanden. Keine Fernbedienung des Bösen“, brummt er. Seine zugegeben wirklich geringe Hoffnung, aus dieser Idee könnte etwas Gutes entstehen, wird ausgedrückt wie ein Zigarettenstummel. Seine Schultern sacken weiter Richtung Tresen und er zieht die Hand zurück, stößt das leere Glas zwischen seinen Handflächen hin und her. Hinter ihnen ertönt ein schmachtendes “Mhmmm! Hirrrrn!“ und ein Lächeln zieht an Sams Mundwinkeln.
 

„Na endlich. Hör mal für ein paar Stunden auf, deine Stirn in Falten zu legen. Irgendwann bleibt sie so“, spekuliert er und steht auf, „und jetzt komm, vielleicht können wir anfangen um Geld zu spielen. Naja…du eher nicht.“ Er grinst und ruckt mit dem Kopf in Richtung der Zombie-Runde, schlendert vor und ruft dabei: „Achtung, hier kommt der Oberzombie!“
 

Sam folgt ihm und findet, er sollte lieber um ein paar Aspirin für den nächsten Morgen spielen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Juliana-chan
2012-01-25T19:10:01+00:00 25.01.2012 20:10
muss zugeben: echt schöner Schreibstil und lustig und ernst und ...genial:)
und das Spiel will ich unbedingt ausprobierenXD
Von:  Pola
2012-01-15T18:06:11+00:00 15.01.2012 19:06
du bist und bleibst meine liebste bitch : D sehr geil <3


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