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Shi Ans

von

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Finalement Réuni

@ Asmodina: Das war doch jetzt keine fiese Stelle für ein Kapitelende – hatte schon wesentlich gemeinere ;)
 

@ T0M0: Wie gut, dass Fatima noch ein freies Gästeapartment hat! ;)
 

@ -Shin-: War ehrlich gesagt auch schön, mal wieder aus Toshis Sicht zu schreiben. Nur Yoshiki wird auf die Dauer doch anstrengend… und mir gingen langsam die Depri-Balladen aus… ;)
 

@ sasu1: Nee, einen Herzkasper bekommt Yoshiki nicht, wenn er Toshi das erste Mal sieht… nur sowas ähnliches :)
 

@ Toshi-Hamlet_Hayashi: Aber dann ist die Yoshiki-Nadel doch Asche!!!
 

@ Astrido: Wenn im Japanischen „hachi“ zufällig auch „Tod“ bedeuten würde, hätte ich Toshi auch 8 Jahre lang suchen lassen, aber da „Tod“ nun mal „shi“ ist, wurden es 4 ;)
 

@ Kaoru: Ich glaub, das hast du schon mal gesagt… Und keine Sorge, Kouki wird noch das ein oder andere Mal auftauchen. Dazu schreib ich ihn viel zu gerne, als dass er nur einen kurzen Miniauftritt bekommt! :)
 

@ all: So, und jetzt bitte alle „Looking for Freedom“ von David Hasselhoff aufdrehen (wahlweise geht auch „Wind of Change“ von den Scorpions), es gibt die Wiedervereinigung… allerdings nicht von Ost- und Westdeutschland ;)
 

••••••••••••••••••••
 

Wie vereinbart ging Toshi am nächsten Morgen zum Frühstücken ins Haupthaus, wo er feststellen musste, dass seine Gastgeberin zwei Kinder hatte, die jedoch beide schon einen recht erwachsenen Eindruck auf ihn machten. Sie stellten sich als Ben und Lara vor und Fatima erklärte ihnen, dass er Monsieur Deyama hieße, woraufhin er aber meinte, Toshi sei auch in Ordnung. In den Jahren seiner Suche hatte er in Frankreich schon diverse Verunstaltungen seines Namens gehört, weshalb er mittlerweile eigentlich immer auf die Abkürzung seines Vornamens zurückgriff. Da gab es nicht viel, was die Franzosen falsch aussprechen konnten, außer dass sie das i am Ende furchtbar betonten.

„Toshi?“, wiederholte Ben den Namen mehr als überrascht klingend, während Lara ihn nur wie einen Geist anblickte. Beides Reaktionen, die Toshi doch irritierten.

„So hieß doch der Freund von Yoshi“, flüsterte Lara leise ihrem Bruder zu, war dabei jedoch immer noch laut genug, dass der Sänger sie hören konnte.

„Hört auf, hier herum zu flüstern. Das ist unhöflich!“, ermahnte Fatima die beiden, woraufhin sie sofort stoppten, „macht euch lieber einmal nützlich und seht nach Yoshi! Und wenn ihr zu ihm geht, könnt ihr ihm das hier auch gleich noch mitbringen.“ Damit drückte sie ihrer Tochter eine abgedeckte Schüssel in die Hand, die sich gleich darauf mit ihrem großen Bruder verabschiedete und das Haus verließ. Während Toshi sich hinsetzte, spähte er aus dem Fenster und konnte gerade noch sehen, wie sie einem unbefestigten Weg die Klippen hoch folgten, ehe sie aus seinem Blickfeld verschwunden waren.

„Bitte entschuldigen Sie die beiden“, bat Fatima und gab ihm zu verstehen, sich nur an dem reichlich gedeckten Frühstückstisch zu bedienen. „Möchten Sie Tee oder Kaffee?“

„Tee, bitte!“, antwortete er und angelte sich ein Croissant, welches er begann aufzuschneiden. „Dieser Yoshi scheint ja im ganzen Ort bekannt zu sein…“, versuchte er möglichst unauffällig mehr über diesen Menschen in Erfahrung zu bringen, „die Wirtin meinte gestern schon, wir hätten denselben Akzent…“

„Ja, Marie hat schon davon erzählt… Ihre Aussprache ähnelt sich wirklich sehr.“

„Ist dieser Yoshi etwa auch Japaner?“ Toshi beschmierte die beiden Croissanthälften mit Butter und Marmelade, ehe er davon abbiss.

„Ist er in der Tat, aber er war schon seit Jahren nicht mehr dort…“

„Die Wirtin meinte, er würde auch hier leben? …. Es ist immer wieder schön, einmal einem Landsmann zu begegnen…“

„Ja, er wohnt hier auf dem Grundstück in einem kleinen Cottage, allerdings lebt er sehr zurückgezogen und meidet den Kontakt zu den Gästen so gut wie möglich. Von daher werden Sie ihm hier wohl kaum über den Weg laufen…“

Toshi versuchte noch etwas mehr über diesen Yoshi zu erfahren, doch Fatima blockte jede weitere Frage höflich ab, sodass er schließlich aufhörte nachzuhaken und sich stattdessen mit ihr über Belanglosigkeiten unterhielt und zudem fragte, ob es in Ordnung wäre, wenn er noch ein paar Tage bleiben würde – etwas, das kein Problem darstellte.
 

Nachdem er fertig gefrühstückt und das Haupthaus wieder verlassen hatte, fielen ihm in der Auffahrt zwei weitere Autos auf, die er am Abend zuvor nicht registriert hatte: ein alter Geländewagen sowie ein kleiner Twingo. Von der alten Dame auf der Île de Ré hatte er noch in Erfahrung bringen können, dass Yoshiki genau einen solchen Wagen gefahren hatte, als er dort gewesen war. War sein bester Freund etwa tatsächlich hier? Er musste dringend dieses kleine Cottage finden, in dem dieser Yoshi lebte! Die Frage war nur, wo genau es auf dem Grundstück war… er folgte dem Weg, von dem er vorhin gesehen hatte, dass Ben und Lara ihn genommen hatten, doch nach nur ein paar hundert Metern zweigte er sich auf, sodass Toshi vor dem Problem stand, dass er nicht wusste, wohin er gehen sollte. Er entschloss sich, nach links abzubiegen und diesem Pfad zu folgen, doch als er über eine Viertelstunde lang nur zwischen verwilderten Weiden mit schiefen Zäunen ging, hatte er irgendwie das Gefühl, in die falsche Richtung gegangen zu sein. Um nach neuen Anhaltspunkten zu suchen, drehte er sich einmal im Kreis, doch außer halb verdorrten Gras und vereinzelten Bäumen konnte er nichts ausmachen, das auch nur im Entferntesten nach einem Cottage aussah. Dafür machte sein Handy vibrierend auf sich aufmerksam, sodass er es aus seiner Hosentasche angelte und den Anruf entgegennahm, als auf dem Display Heaths Name samt Foto erschien.

„Hey, Hiichan“, begrüßte er den alten Freund und ließ sich einfach auf den Boden sinken.

„Hey, wie geht’s?“

„Ganz gut und dir?“

„Kann mich nicht beklagen. Pata, Sugi und ich spielen gerade den Song ein, den du vor ein paar Tagen rübergeschickt hast…“

„Ist er halbwegs in Ordnung?“

„Wir hatten kein Problem damit und Kouki hat dem Kunden gestern eine Demoversion geschickt, der anscheinend auch ganz begeistert davon gewesen war.“

„Das freut mich zu hören…“ Auch wenn er es inzwischen seit einiger Zeit tat, Toshi fühlte sich noch immer nicht wirklich wohl dabei, sozusagen für Yoshiki zu komponieren.

„Apropos Kouki“, kam Heath auf den eigentlichen Grund seines Anrufes zu sprechen, „er hat was angedeutet, dass du Neuigkeiten hinsichtlich Yosh hättest…“

„Sagen wir es so, ich bin auf eine Spur gestoßen, die vielversprechend klingt…“

„Ja?“

„In dem Dorf, in dem ich bin, gibt es einen Japaner namens Yoshi, der sehr zurückgezogen irgendwo auf dem Grundstück meiner Gastgeberin wohnt, und denselben Wagen fährt, den Yoshiki gefahren hat, als er auf der Île de Ré war…“

„Klingt nach was…“

„Ja, aber die Leute hier scheinen alle recht beschützend um diesen Yoshi zu sein… wirklich viel habe ich nicht über ihn herausbekommen.“

„Hast du deine Gastgeberin mal direkt nach Yoshiki gefragt?“

„Ich hab überlegt, ob ich es tun soll, schließlich habe ich es bisher immer so gemacht, aber irgendetwas hat mich davon abgehalten…

„Angst? Unsicherheit?“, fing Heath an vorzuschlagen.

„Keine Ahnung… aber so oft, wie ich in Zusammenhang mit diesem Yoshi jetzt schon seltsamer Kauz und menschenscheu gehört habe, möchte ich ihn lieber direkt finden und mit ihm sprechen, anstatt dass ihn andere vielleicht vorwarnen…“

„Aber wenn dieser Yoshi unser Yoshiki ist, macht der dann nicht Luftsprünge, wenn er erfährt, dass du nach ihm suchst und nicht tot bist…“

„Ich weiß es nicht, Hiichan… ich meine, wir wissen nicht, in welchem psychischen Zustand er ist… unser einziger Anhaltspunkt ist der, wie er nach hides Tod beinander war…“

„Da hat er sich zwar in LA verkrochen, aber es gab immer noch genügend Leute, die wussten, wo er war und wie man ihn erreichen konnte…“

„Genau… ich möchte einfach verhindern, dass er, falls er es denn ist, irgendwie halbe Sachen mitbekommt, dass ihn jemand aus Japan sucht und er dann wieder die Flucht ergreift, weil er nicht möchte, dass ihn jemand findet…“

„Verständlich…“

„Von daher werde ich wohl weiter dieses Cottage suchen, in dem dieser Yoshi… ach verdammt!

„Was ist?“

„Ich glaub, ich hab grad einen Tropfen abbekommen und wenn ich mir den Himmel so ansehe, scheint das gleich losregnen zu wollen…“

„Du bist an der Mittelmeerküste!“

„Das hindert die Regenwolken nicht daran, hier auch vorbeizuziehen… wobei es vorhin noch richtig schön war!“

„Dann sieh zu, dass du ins Trockene kommst!“

„Mach ich.“ Wie um seine Worte zu unterstreichen, stand Toshi auf und trat den Rückweg an, als er von ein paar weiteren Regentropfen getroffen wurde.

„Viel Glück bei deiner Suche!“

„Danke! Ich melde mich, wenn ich Neues weiß.“

„Tu das!“

„Und grüß mir die anderen.“

„Mach ich. Tschau!“

„Tschau!“ Damit legte Toshi auf, stopfte das Mobiltelefon zurück in die Hosentasche und eilte dann den Weg zurück zu seinem kleinen Gästeappartement, während es leicht zu regnen begonnen hatte. Er entschied, die Suche für den Augenblick zu unterbrechen und stattdessen ins Dorf zu fahren und dort einen Supermarkt oder dergleichen zu suchen, um seine Vorräte wieder aufzustocken.
 

Es war Nachmittag, als die Sonne wieder herauskam und Toshi beschloss, sich erneut auf die Suche nach diesem Yoshi zu machen. Wie schon am Vormittag folgte er den Weg, den er Ben und Lara hatte nehmen sehen, doch anstatt wieder links abzubiegen, entschied er sich diesmal für rechts – ein Pfad, der ihn sehr schnell zu den Klippen brachte und sich nahe am Abgrund entlang schlängelte. Ab und an riskierte Toshi einen Blick nach unten und konnte sehen, wie sich die Wellen des sonst so sanften Mittelmeeres an herausragenden Felsvorsprüngen brachen. Es dauerte nicht lange und er konnte ein paar hundert Meter von den Klippen entfernt ein kleines Steinhaus mit hellroten Tonziegeln ausmachen, welches von roten Rosen umgeben war. Was ihn jedoch viel stutziger machte, war, dass direkt am Abgrund ein Rosenstock wuchs. Den ganzen Weg über hatte er keinen einzigen gesehen, sodass es wohl schlecht eine Wildpflanze sein konnte. Doch weshalb setzte jemand eine Rose so nah an den Klippen ein? Interessiert trat er näher heran und versuchte zu verdrängen, dass der Abgrund vielleicht nur einen knappen Meter von ihm entfernt war. Unter dem Strauch konnte er einen Stein ausmachen, sodass er vollends herantrat und in die Hocke ging. Vorsichtig strich er einige tiefe Triebe beiseite und starrte dann mit weitgeöffneten Augen auf den flachen, sicherlich vom Meer blankpolierten Stein, in den unbeholfen fünf Buchstaben eingemeißelt wurden, die zusammen gelesen seinen Namen ergaben: Toshi. War es purer Zufall, dass hier an den Klippen eine Rose wuchs, von der er wusste, dass sie zu Yoshikis Lieblingen zählte, sich darunter ein Stein befand, den man wohl fast schon als symbolischen Grabstein bezeichnen konnte, der noch dazu seinen Namen trug, und das Ganze dann auch noch in direkter Nähe zu dem Haus war, in dem ein Mann lebte, dessen Namen praktisch identisch mit dem seines besten Freundes war und der rein zufällig auch noch Japaner war? Das waren wirklich extrem viele Zufälle auf einem Haufen! Toshi schüttelte kurz den Kopf, so als wollte er all diese Gedanken verdrängen, um unbelastet an die ganze Geschichte zu gehen. Es brachte nichts, wenn er sich unbegründet Hoffnungen auf irgendetwas machte, nur um hinterher enttäuscht zu werden. Er musste einen klaren Kopf bewahren, so wie er ihn in all den Jahren der Suche gehabt hatte! Es war sinnlos, sich in irgendetwas zu verrennen, weil er sich die Dinge so zurechtlegte, wie er sie sehen wollte. Seufzend strich er über den Stein und klemmte sich dann eine nervige Haarsträhne hinters Ohr. Wer immer dieser andere „Toshi“ auch gewesen sein mag, er musste diesem seltsamen Kauz von Yoshi viel bedeutet haben, wenn er ihm hier eine Gedenkstätte errichtet hatte.
 

Das sachte Geräusch von sich nähernden Fußstapfen ließ Toshi aus seinen Gedanken aufschrecken, sodass er aufstand und sich umdrehte, um zu sehen, wer da kam. Als er die Person jedoch erblickte, die vielleicht 20 oder 30 Meter von ihm entfernt angehalten hatte, als er sich ihr zugewandt hatte, und ihn nun anstarrte, als würde sie einen Geist sehen, glaubte er zu träumen und sich kneifen zu müssen.

„… Yocchan…?!“ Es war nicht mehr als ein Flüstern, während seine Augen über den ausgezehrten Körper vor sich wanderten. Was war mit ihm geschehen, dass er nur noch ein Schatten seiner selbst war? Doch egal, wie ausgemergelt er auch sein mochte und egal, wie eingefallen sein Gesicht war, er würde diese braunen Augen, die ihn voller Entsetzen anstarrten, nie in seinem Leben vergessen. So viele Jahre hatte er sie Tag ein Tag aus gesehen, hatte in ihnen Freundschaft, Liebe, Freude, Trauer, Schmerz, Wut, Hass, Unverständnis und so viele andere Emotionen gesehen…

„… Tocchi…“ Nur zu deutlich konnte man den Unglauben aus der zittrigen Stimme heraushören, als seine Augen nach hinten rollten und er schneller ohnmächtig zu Boden sank, als Toshi zu ihm eilen konnte, um ihn aufzufangen.

„Yocchan!“ Er überbrückte die wenigen Meter zwischen ihnen und ließ sich neben seinem besten Freund auf den Boden fallen, wo er ihn vorsichtig auf den Rücken drehte und leicht gegen seine Wange klopfte. Nun, da er direkt neben ihm war, wurde erst das volle Ausmaß darüber deutlich, wie ausgezehrt der Körper des Jüngeren war. Seine Haut erschien blass und spröde, zum ersten Mal in seinem Leben, schien Yoshiki seinem tatsächlichen Alter gerecht zu werden, wenn nicht sogar noch älter auszusehen. Unter dem T-Shirt, das er trug, konnte man nur zu deutlich seine Knochen erahnen und seine Arme schienen nur noch von Haut bespannt zu sein.

„Was ist mit dir geschehen?“, fragte Toshi leise und strich zärtlich durch die kurzgeschnittenen Haare, erhielt jedoch keine Antwort, da der andere noch immer ohnmächtig war, sodass er ihn letztendlich vorsichtig hochhob und in Richtung des kleinen Cottages trug, dessen Haustür offen stand. Als Yoshiki so in seinem Arm lag und sein Kopf gegen seiner Schulter ruhte, entdeckte Toshi eine Verdickung des Halses, die so gebeugt weitaus offensichtlicher war, als wenn er durchgestreckt war – dies ließ den Älteren nichts Gutes ahnen…

Als er das kleine Haus betrat, nahm er kaum etwas um sich herum wahr. Er kickte lediglich die Tür mit dem Fuß zu, ehe er in einer Nische auch schon ein Queen-Size-Bett ausfindig machte und dieses direkt ansteuerte. Vorsichtig legte er Yoshiki darauf ab, zog die Decke unter ihm hervor und breitete sie über ihm aus. Sanft strich Toshi über die Stirn des Jüngeren, die sich unter seiner Hand wärmer anfühlte als sie es sollte. An der Schläfe entlang fuhr er zum Hals hinab und suchte die Hauptschlagader, an welcher er den Puls fühlte, der ebenfalls alles andere als im Normalbereich lag. Ihm schwante Böses…
 

Lautlos stand er auf und ging durch die angrenzende Tür, hinter der sich ein kleines Bad verbarg. Aus einem einfachen Regal nahm er ein kleines Handtuch, befeuchtete es mit kaltem Wasser und kehrte damit zu Yoshiki zurück. Zusammengefaltet legte er es auf dessen Stirn und setzte sich dann neben ihn auf die Bettkante. Vorsichtig nahm er die knochige Hand des Jüngeren in die seine und drückte sie leicht, in der Hoffnung, dass er es spürte. Während er darauf wartete, dass dieser wieder zu sich kam, nahm sich Toshi zum ersten Mal die Zeit, sich genauer in dem kleinen Cottage umzusehen. Es gab einen Kamin, der im Winter wohl zum Heizen diente, eine kleine Kochgelegenheit, von der Toshi vermutete, dass sie, wenn Yoshiki in den vier Jahren seiner Abwesenheit nicht plötzlich seine Leidenschaft zum Kochen entdeckt hatte, wohl nicht sehr oft benutzt werden würde. In der Raummitte stand ein quadratischer Tisch, an dem zwei Personen Platz fanden, und an einer Wandseite stand ein weißes Klavier. An der anderen befanden sich eine Kommode sowie mehrere Regale. Alles in allem war es sehr einfach und zweckmäßig eingerichtet. Aber gut, in den Villen in Los Angeles und Tokyo hatte es auch nie großen Schnickschnack gegeben. Sie waren ebenfalls schlicht und geradlinig gewesen.
 

Ein leichtes Murren vom Bett und eine Bewegung in der Hand, die er festhielt, sorgten dafür, dass Toshi seine Aufmerksamkeit wieder Yoshiki zuwandte, der scheinbar langsam wieder zu sich kam und mit den Lidern flatterte. Für den Moment entschied er, sich ruhig zu verhalten und den Jüngeren erst einmal wieder richtig wach werden zu lassen. Es dauerte auch nicht lange und er öffnete die Augen, wobei er als erstes in Richtung seiner Stirn zu schielen versuchte, da darauf etwas Feuchtes lag. Angestrengt überlegte er, wie das da überhaupt hingekommen war und was er eigentlich in seinem Bett machte. Er erinnerte sich, dass am Vormittag Ben und Lara bei ihm gewesen waren und erzählt hatten, dass ein Gast da war, allerdings hatte er nicht weiter nach Details gefragt, da ihn Touristen nur insofern interessierten, dass er die meiste Zeit in seinem Cottage auf den Klippen verbrachte. Als sie gegen Mittag, nachdem es auch aufgehört hatte zu regnen, wieder gegangen waren, hatte er das Essen, das sie von Fatima mitgebracht hatten, aufgewärmt und sich hinterher etwas hingelegt, weil er sich nicht sonderlich gut gefühlt hatte. Gegen Nachmittag war er dann wieder aufgewacht und aufgestanden. Als er zufällig zum Fenster geblickt hatte, hatte er eine unbekannte Person an Toshis Gedenkstätte knien gesehen und war nach draußen geeilt, um von dem Fremden zu wissen, was er dort verloren hatte. Dieser musste sein Kommen gehört haben, denn er war aufgestanden und hatte sich zu ihm umgedreht. Und dann musste er einen Geist gesehen haben, denn plötzlich stand da kein Unbekannter mehr, sondern ein Mensch, den er seit dem Kindergarten kannte, ein Mensch, den er seit knapp vier Jahren täglich vermisste…

Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass jemand seine Hand hielt, sodass er seinen Blick in diese Richtung drehte. War das etwa dieser Fremde? Langsam wanderte er an dessen Arm nach oben und stockte dann bei seinem Gesicht. Nie im Leben würde er dies vergessen, doch es war unmöglich, dass er es jetzt sah! Außer natürlich er war durchgedreht und konnte plötzlich wie Gackt Geister sehen. Was der wohl gerade trieb? Die einzig andere Möglichkeit, die er sah, dass Toshi da nun an seinem Bett saß und seine Hand hielt, während er ihn besorgt ansah und schon wieder diese nur zu vertrauten Sorgenfalten auf der Stirn hatte, war die, dass er wohl tot war. Angesichts dessen, wie schlecht es um seine Gesundheit stand, war letzteres eindeutig die plausiblere Erklärung. Das Jenseits hatte er sich allerdings eindeutig anders vorgestellt – immerhin fühlte er sich noch genauso grauenhaft wie zu Lebzeiten und in seinem kleinen Cottage war er auch immer noch. Wo waren die Plüschwolken, die Tuniken und die Flügelchen samt Heiligenschein und Lorbeerkranz?
 

„Hey, Yocchan…“ Sanft drückte Toshi die Hand des Jüngeren, als dieser ihm unverwandt ins Gesicht starrte, sonst aber keine Reaktion zeigte.

„Jetzt sind wir endlich wieder zusammen“, flüsterte Yoshiki leise und lächelte glücklich. Seit dem Tag vor knapp sechs Monaten, an dem er die Diagnose erhalten hatte, hatte er ohne Angst diesem Moment entgegengeblickt, hatte er doch gewusst, dass dies der Augenblick sein würde, an dem er seinen besten Freund nach knapp vier Jahren endlich wieder sehen würde.

„Ich kann es noch immer nicht glauben, dass ich dich hier tatsächlich gefunden…“, entgegnete Toshi und nur zu deutlich konnte man den Unglauben aus seiner Stimme hören. Er hatte tatsächlich seinen besten Freund wieder!

„Ich wusste nicht, dass das so schwer ist…“, entgegnete Yoshiki und blinzelte irritiert, während er sich mühsam aufrichtete, wobei das feuchte Handtuch von seiner Stirn in seinen Schoß fiel. Zumindest gab es Erfrischungstücher im Jenseits! „Allerdings muss ich mit dem Chef von dem Laden hier wirklich mal ein Wort reden. Ich dachte, wenigstens im Jenseits wäre mein Körper kein Schrotthaufen mehr, aber der ist ja noch immer genauso im Eimer wie zu Lebzeiten!“

„Äh…… Yocchan…..“ Nur zu gut konnte sich Toshi noch daran erinnern, wie verwirrt Yoshiki zum Teil nach dem Wachwerden sein konnte, insofern schwante ihm nichts Gutes, als er den anderen so reden hörte. „Was glaubst du, was wir sind?“

„Na tot! Wieso sollte ich dich sonst sehen können?“ Manchmal konnte Toshi wirklich dämliche Fragen stellen.

„Yocchan… wir sind nicht tot… weder du noch ich!“ Hatte er vorhin Yoshikis Hand losgelassen, als sich dieser aufgesetzt hatte, so legte er seine nun an dessen Oberarm.

„Aber… aber… ich… du…“ Wie war das möglich? Er war nicht tot? Und Toshi auch nicht? Aber er war doch… Er hatte doch gehört und gesehen, wie er vor knapp vier Jahren… Wie kam es dann, dass er…

„Yosh…“ Überdeutlich konnte der Ältere sehen, wie der Jüngere versuchte, die Information zu verarbeiten, weshalb er seinen Arm leicht drückte und etwas näher zu ihm rutschte, wobei er das feuchte Handtuch aus dessen Schoß nahm und es auf den Boden neben dem Bett warf. „… ich war nie tot… die Ärzte konnten mich wiederbeleben, aber das hast du nicht mehr mitbekommen, weil du weggelaufen bist. Heath, Pata, Sugizo, Kouki… sie alle haben versucht dich irgendwie zu kontaktieren, um dir mitzuteilen, dass ich am Leben bin, aber sie konnten dich nicht erreichen und du warst unauffindbar…“

„Du…“ Immer wieder schüttelte er den Kopf und schien sich schwer damit zu tun, die Neuigkeiten zu verstehen. Hieß das etwa, Toshi war die ganze Zeit über am Leben gewesen? Er war nie tot gewesen?

„Ich bin es wirklich, Yosh“, versicherte er ihm leise und strich über seinen Arm.

„Du…“

„Sobald ich aus dem Krankenhaus war und die Reha abgeschlossen hatte, hab ich mich auf die Suche nach dir gemacht. ..“

„Du bist… du hast…“ Hieß das, wenn er damals geblieben wäre, dann wären die letzten Jahre völlig anders verlaufen?

„Ich hab dich all die Jahre über gesucht, um dir selbst zu sagen, dass ich nicht tot bin… dass ich mein Versprechen nicht gebrochen habe und immer an deiner Seite sein werde, egal was ist…“

Einen weiteren Moment starrte Yoshiki ihn nur ungläubig an, dann fiel er ihm schluchzend mit einer solchen Wucht um den Hals, dass Toshi fast rückwärts vom Bett fiel. Er hatte sich jedoch schnell gefangen und schlang seine Arme um den zierlichen Körper, der sich bebend an ihn drückte, während er spürte, wie Unzählige Tränen an seinem Hals herabliefen.

„Ich hab dich so vermisst… Ich hab dich so vermisst, Tocchi… Ich hab dich so vermisst…!!!“
 

••••••••••••••••••••
 

Gut, Yoshiki und Toshi wären jetzt wiedervereint… aber ich hab ja noch 14 Kapitel für euch, bis die Story zu Ende ist. Insofern könnt ihr jetzt grübeln, was ich in all der Zeit noch mit den beiden anstellen werde. Kleiner Tipp, die Antwort findet sich im Titel „Shi Ans“ ;)
 

Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen. Über eure Meinungen, Kommentare, Gedanken, etc. würde ich mich natürlich freuen!



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  Kaoru
2012-05-24T15:50:44+00:00 24.05.2012 17:50
Juchuuuuuuu~ Mein Abend ist gerettet*tirilli* Kouki taucht noch mal ahauf~Kouki taucht noch mal ahauf~Kouki taucht noch mal ahauf*sing*

Hab ich dir schon mal erzählt, dass ich meinem Tandempartner gesagt hab, dass du deine Titel auf Frz machst? Konnte er nicht nachvollziehen*lach* Wie wir darauf kamen? Nun, da war iein grammatisches Phänomen, wo ich mir nicht ganz sicher war und da hab ich ihn halt gefragt. Hach, er wird mir fehlen, wenn er wieder in Fkr weilt... ich genieße unsere Gespräche*sfz*

Öhm, ich hab den Faden verloren und das mit einem Fenster auf der blauen Seite verwechselt, hm? Ups^^;;
Also, dann wollen wir mal zur Tat schreiten:

Yeah, sie haben sich wieder. Ok, das war ja abzusehen, weniger gut find ich die Anspielung auf die Wölbung an Yoshikis Hals. Merke: in Dramen und Teis FF's passiter nie etwas ohne Grund! Mit anderen Worten, das ist schlecht! Hmmmm, ich bin beunruhigt... Grins nicht so, auch wenn man weiß, wie das ganze ausgeht, darf man ja wohl mitleiden, hä?!
Auf jeden Fall muss das ein ganz schöner Schock für den Dicken sein, seinen besten Freund in solch einem schlechten Zustand wiederzusehen.

Umso mehr musste ich grinsen, als ich Yoshikis Gedanken gelesen hab (Hui, das klingt übernatürlich). Typisch Tei... die bringt einen auch noch in solchen Situationen zum Lachen. Tse...

Na jutti, dann hab ich Teil 1 geschafft (Häkchen), fehlt noch das Bethan. Wenn P-chan morgen durchhält... ach na ja, wenn nicht, dann im laufe der nächsten Woche, kay?

Drück dich~
Von:  Terra-gamy
2012-05-21T21:33:58+00:00 21.05.2012 23:33
endlich haben sie sich wieder gefunden :)
Ok shi ja auch 4 heißen kann und dun (zum glück) noch 14 Kpitel hast kann yoshikis genesung noch etwas dauern...
Von:  Croft_Manor
2012-05-18T11:06:29+00:00 18.05.2012 13:06
Hm... also wenn ich dich besser kennen würde, wüsste ich ob ich vom schlimmsten ausgehen muss... hm...
Wenn ich so überlege...ausgemerget, haut und knochen, verdickter hals (na ja die schilddrüse kennen wir ja schon)...
entweder er hat zu wenig gegessen und keine medikamente genommen (was ich hoffen will) oder... tja XD
ich gehe einfach mal nicht davon aus das du soo gemein bist XD

aber da sieht man mal wieder warum deine geschichten gut sind und meine nicht XD bei mir hätte er anders reagiert XD
Von:  Astrido
2012-05-14T15:25:08+00:00 14.05.2012 17:25
grad heute hab ich noch gedacht, ein neues kapitel wäre toll... und siehe da, es gibt eins!
tja, das yoshiki umkippt, das war ja zu erwarten^^ und iwie auch verständlich.
tja... dass er so krank/mager ist, hat man den vorherigen kapiteln eher weniger angesehen.
mit der schilddrüse wirds aber wahrscheinlich schon was sein denk ich.
er wird sich ja sicher auch in dem kaff gegen medis geweigert haben^^
immerhin hat toshi jetzt ein gutes argument, dass er sie nimmt...
wenn yoshi sie nicht nimmt, und er daran sterben solle, dann muss er immerhin ganz lange auf toshi verzichten, da der ja noch ein paar jahre hat, bevor er nen alter opa ist...o__o

ich find gut, dass die ff noch nich zu ende ist!!
lg
yuura
Von:  NatsUruha
2012-05-14T04:39:49+00:00 14.05.2012 06:39
Wow sie haben sich wieder =3

*freu*

ok das er umkippt is irgendwie klar....
ich wärs auch *seufz*

Mhh Ich denke das Toshi aus selbstschutz gehandelt hat... die endteuschung wäre zuuu Groß gewesen wenn es Yoshiki NICHT gewesen wäre.... Aber er is es ja *.*

Aber sein Gesunheitszustand gibt mir zu denken *schluck*

Und warum schrillen bei mir die Alarmglocken wenn ich an das Wort ,,Schilddrüsenkrebs,, denke? T.T
Ohh bitte lass es nich das sein...

Und was anderes XD

Wärend ich das Kap gelesen hab....
lief sowas wie ein Trailer in mein Kopf zu der FF XD
heist so viel was wäre wenn man die FF verfilmen würde *grübl*
OK ich spinne schon wieder rum XD (liegt war scheinlich nur an mein dumm Weißheitszahn O.o)

wer die Weißheitszähne erfunden hat gehört erschlagen v.v

Songs die ich gehört hab wärend des lesens:

von Megaherz: An deinem Grab *schnüff*
Von Eisbrecher: Rette Mich und Atme

irgendwie voll depri songs... egal

ich bin auf jedenfall voll gespannt wie es in den nägsten kaps weiter geht...

grüße sasu1
Von:  Gedankenchaotin
2012-05-13T22:01:55+00:00 14.05.2012 00:01
Ja, nun hat er seinen Toshi endlich wieder. Ich glauge, ich hätte genauso reagiert wie er und mich erstmal gefragt, warum im Jenseits alles genauso aussieht wie in der Realität. xD
Ich lass mich mal überraschen, was du mit den beiden noch vorhast und nein, ich habe währenddessen weder David Haselnuss noch die Scorpions laufen gehabt. xD
Freu mich auf mehr.

Gedankenchaotin
Von:  Asmodina
2012-05-13T21:53:41+00:00 13.05.2012 23:53
Ich auch..ich fand die Wiedersehensszene so rührend; endlich..endlich ..endlich
Von:  -Shin-
2012-05-13T21:50:55+00:00 13.05.2012 23:50
Naaaaa~ endlich.. Halleluja! =D

Also ich an Toshis Stelle hätte schon als ich in dem Dorf angekommen wäre kein halten mehr gekannt und der zweifelt einfach immer noch obwohl er die Gedenkstätte gesehen hat. o_o Ist das Dummheit oder Selbstschutz? >.<

Und dann fiel er einfach um. ó.o Das war irgendwie klar. Man hat Yoshiki eigentlich die ganzen Jahre IRGENDWELCHE Medikamente genommen? Bevor Toshi wieder irgendwas mit dem anfangen kann muss er ihn ja erstmal halb wiederbeleben. <_<

Noch 14 Kapitel? Ach du jemine... o_o Ich bin gespannt!


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